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Geographische, ethnographische und naturwissenschaftliche Mittheilungen.
Erster Band
(bestehend aus den Heften 1. 2 und 4 der ganzen Serie.)
Mit 35 Tafeln und 8 Holzschnitten.
HERAUSGEGEBEN
unter Mitwirkung von Dr. R. Bergh, L. Friederichsen, Dr. E. GräfFe, Dr. A. Günther,
Dr. A. v. Krempelbuber, Kubary, Dr. Chr. Luerssen, Dr. A. Milne Edwards, G. Semper,
J. W. Spengel und 0. N. Witt.
HAMBURG.
L. Frieclericlisen & Co.,
Land- und See-kartenhandlungt
Geographische und nautische Verlagshandlung.
1873/74.
Inhalt des I. Bandes
Heft I.
1. Vorwort.
2. Topographie der Schiffer-Inseln von Dr. E. Gräffe
Pag. 1 — 32
3. Die Ebongruppe im Marshall’s Archipel,
nach briefl. Mittheilungen J. Kubary’s. » 33 — 47
4. Vogelbälge aus Huahine, gesammelt für das
Museum Godeffroy von Dr. E. Gräffe ... » 48 — 51
5. Ein Beitrag zur Farnflora der Palaos- oder
Pelew-Inseln, von Dr. Chr. Luerssen. . » 52 — 58
6. Ueber die Farnflora der Cooks- oder
Hervey-Inseln von Dr. Chr. Luerssen.. > 59 — 62
7. Bericht über die Untersuchung zweier
Diatomaceen-Gemische, von 0 tto N. Witt » 63 — 70
Heft 2.
8. Die meteorologischen Erscheinungen in
Samoa, von Dr. E. Gräffe . Pag. 71 — 83
9. Die Carolinen-Insel Yap oder Guap nebst
den Mateiotas-, Makenzie-, Fais- u. Wolea-
Inseln, nach A. Tetens und J. Kubary
von Dr. E. Gräffe . » 84 — 130
10. Auf der Insel Yap gesammelte Schmetter¬
linge und deren Verwandlungsgeschichte,
von G. Semper . . » 131-136
11. Neue Nacktschnecken der Südsee, rnala-
cologische Untersuchungen v. Dr. R. B e rg h » 137 — 168
12. Erster ichthyologischer Beitrag nach
Exemplaren aus dem Museum Godeffroy,
von Dr. A. Günther . » 169 — 175
Heft 4.
13. Die Palau-Inseln in der Südsee, von J.
Kubary . Pag. 177 — 238
14. Beiträge zur Kenntniss der Fidschi-
Insulaner, von J. W. Spengel . » 239 — 252
15. Description de quelques Crustaces, nou-
veaux ou peu connus, prövenant du Musee
de M. C. Godeffroy, par le Dr. A. Mi Ine
Edwards . » 253 — 264
16. Zweiter ichthyologischer Beitrag nach
Exemplaren aus dem Museum Godeffroy;
weitere Mittheilungen über junge Schwert¬
fische, von Dr. Albert Günther . » 265—268
17. Beitrag zur Kenntniss der Lichenen-Flora
der Südsee-Inseln, von Dr. A. von Krem¬
pelhuber . » 269 — 286
18. Ueber Südsee-Diatomaceen, II. Folge, von
Otto N. Witt . » 287—292
19. Eine Bank in den Gewässern der Tonga-
Gruppe . » 293
20. Die Wanderung von Danais Erippus, Cramer,
nach den Südsee-Inseln, Australien und
Celebes, von G. Semper . » 293 — 295
TAFELN.
Heft I.
Tafel 1. Karte der Samoa- oder Schiffer - Inseln , von L.
Friederichsen.
» 2. Drei Profile der Insel Upolu, von L. Fr iederi c h se n.
» 3. Ansicht von Apia.
» 4. Hüttengruppe Puapua aufSavaii nach einer Original¬
photographie von J. Kubary.
» 5. Ansicht des deutschen Consulatsgebäudes in Apia
und des Küstenstriche Amoa auf Savaii.
» 6. Racentypen und ethnographische Gegenstände von
Ebon Insel.
» 7. Abbildungen von Ptilinopus-Arten der Südsee-Inseln.
» 8. Diatomaceen der Südsee, von Otto N. Witt.
Heft 2.
Tafel 1. Karte des Landes zwischen den Flüssen Sigago und
Letoga, sowie der Ansiedelungen am Hafen von Apia,
von L. Friederichsen.
» 2. Karte der Insel Yap, von L. Friederichsen.
> 3. Haus und Kahn der Eingeborenen auf Yap, nach
A. Tetens.
» 4. Freier Eingeborener und ethnographische Gegen¬
stände von Yap.
» 5. 6. u. 7. Racen-Typen von Yap, nach Originalphoto¬
graphien von J. Kubary.
» 8. Raupen von Yap, nach Zeichnungen von J. Kubary
und Anna Semper.
» 9 — 12. Neue Nacktschnecken der Südsee, von Dr.
R Bergh
Heft 4.
Tafel 1. Karte der Palau-Inseln, von L. Friederichsen.
» 2. Palau-Geld.
» 3. Haus und Fahrzeug der Eingeborenen auf Palau,
nach A Tetens.
» 4. Eingeborener und ethnographische Gegenstände von
den Palau-Inseln.
» 5—10. Abbildungen der Schädel verschiedener Fidschi-
Insulaner.
» 11. Racen-Typen von den Fidschi-Inseln.
» 12 u. 13. Abbildungen verschiedener Crustaceen, von
Dr. A. Mil ne Edwards.
» 14. Flechten der Südsee-Inseln, von Dr. A. v. Krem pe I -
h u ber.
» 15. Diatomaceen der Südsee, von Otto N. Witt.
HOLZSCHNITTE.
1. Kartenskizze der Ebongruppe . Pag. 33
2. Ansicht der Passage in die Ebongruppe . . » 34
3. Neue Form von Tholichthys . » 170
4 5. 6. 7. Entwickelungsformen der Schwert¬
fische . Pag. 170, 171, 172 u. 174
8. Becken eines Fidschi-Insulaners . Pag. 250
Druckfeh ler-Verzeichn iss.
Pag. 3,
8.
Zeile
von
unten,
lies
67.9 deutsche Quadratmeilen anstatt 236 d Q.
» 35,
14.
»
j>
»
welches anstatt weches.
» 38,
18.
»
»
»
»
Ronelap anstatt Bonelap.
» 49,
10.
»
»
»
»
Salanganenart anstatt Salangenart.
» 50,
3.
»
oben,
»
Todirhamphus anstatt Todiramphus.
» 54,
18.
unten,
»
154 anstatt 151.
» 60,
1
»
»
3-
Finlaysonianum anstatt Finlay sonianum.
» 70,
6.
»
»
y>
laevepnnctatum anstatt laevepunctutnm.
» 96,
17.
»
»
oben,
»
ihrer Wurzel anstatt seiner Wurzel.
» 96,
4.
»
»
unten,
»
linguistisch anstatt languistiscli.
» 183,
6.
»
»
Malakal anstatt Maakal.
» 247,
2.
»
»
7 anstatt 6.9.
» 269,
14.
»
»
oben,
»
Godeffroy anstatt Geoffroy.
» 270,
17.
»
»
»
»
Explox-ings anstatt Exporings.
» 271,
17.
»
»
»
»
Flechtenvegetation anstatt Flechtenvegetction
» 271,
7.
»
»
»
>
Physcia anstatt Pyscia.
» 27 1 ,
8.
»
»
unten,
»
Upolu anstatt Upalu.
» 272,
11.
»
»
oben.
continnus anstatt contignus.
» 272,
6.
»
»
»
sterilem anstatt streilem.
» 273,
13.
»
»
»
»
steril anstatt streik
» 275,
23.
>
»
»
»
Naggara anstatt Noggara.
» 276,
22.
»
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j>
Tongatabu anstatt Tungatabu.
y> 276,
29.
»
»
»
»
Yiti Levu’s anstatt Leon’s.
» 276,
16.
»
unten,
»
Upolu anstatt Upalu.
» 277,
18.
»
oben,
Yiti Levu anstatt Yiti Leon.
» 277,
25.
»
»
»
»
Brisbane anstatt Brisbane.
» 280,
5.
»
»
>
»
Schlauchschichte anstatt Schlauchspitze.
» 280,
10.
»
»
»
Sporoplasten anstatt Sporoblasten.
» 280,
17.
>
»
»
»
caerulescens anstatt coerulesiens.
» 281,
15.
»
»
unten,
»
Gran ad. anstatt Granat.
s 283,
5.
»
oben.
7>
continuus anstatt contiguus.
» 283,
4.
»
»
»
»
Krphb. anstatt Verphb.
» 284,
10.
y>
unten,
Thallus mit Kali anstatt Thallus und Kali.
» 285,
10.
»
oben,
»
Krphbr. anstatt Krphtr.
» 285,
15.
»
»
»
» » Krpht.
» 285,
2.
>
unten,
»
Sporoplasten anstatt Sporoblasten.
» 287,
5.
»
oben,
»
Funafuti anstatt Fanafuti.
M.
JOURNAL
DES
Geographische, ethnographische und naturwissenschaftliche föittheilungen.
Heft I.
Inhalt.
Vorwort.
1. Topographie der Schiffer-Inseln, von Dr. E. Gräffe. S. 1—32.
2. Die Lagune von Ebon, nach brieflichen Mittheilungen
von J. Kubary. bearbeitet von Dr. E. Gräffe. S. 33—47.
3. Lieber eine Sendung Vögel aus Huahine von Dr. E. Gräffe.
S. 48-51.
4. Ein Beitrag zur Farnflora der Palaos- und Hervey-Inseln,
von Dr. Chr. Luerssen. S. 52 — 62.
5. Untersuchungen über Diatoinaceen-Gemische ; ein Beitrag
zur Flora der Südsee, von Otto N. Witt. S. 63—70.
Tafel ii.
Tafel I. a) Karte von Savaii und
Upolu.
b) Karte vonTutuila und
Manua-Inseln.
c) Karte von Rosa-Insel.
d) Uebersichts-Karte der
Samoa-Gruppe.
Tafel 2. 3 Profile der Insel Upolu, von L. Friederichsen.
Tafel 3. Ansicht von Apia.
Tafel 4. Hüttengruppe Puapua auf Savaii, nach einer
Originalphotographie von J. Kubary.
Tafel 5. a) Ansicht des Deutschen Con- | nach Original-
sulats-Gebäudes in Apia. Photographien
b) Küstenstrich Amoa aufSavaii. j von J. Kubary.
Tafel 6 Racentypen und ethnographische Gegenstände von
Ebon-Insel, nach Originalphotogr. v. J. Kubary.
Tafel 7. 6 Abbildungen von Ptilinopus-Arten der Südsee-
Inseln, nach der Natur gezeichnet.
Tafel 8. Diatomaceen der Südsee, von Otto N. Witt.
Holz sch nitte.
Karte der Ebon-Gruppe, nach J. Kubary. S. 33.
Ansicht der Passage in die Ebongruppe, nach einer Origi¬
nalphotographie von J. Kubary. S. 34.
I
von
! L. Fried erichsen.
HAMBURG.
L. Friederichsen & Co.,
T , a n <1 - und See k arte n li andl n ti g.
Geographische und nautische Verlagshandlung.
1873.
Uebersetzungsrecht Vorbehalten.
Entered at Stationers’ Hall.
Druck von G. J. Herbst, Hamburg.
Vorwort.
Oer Gründer des Museum Godeffroy entwarf vor zehn Jahren den Plan, natur-
wissenschaftliche Sammlungen im Interesse der Wissenschaft anzulegen.
Zur Erforschung verschiedener Länder, besonders Australiens und der Südsee
wurden mehrere Reisende angestellt; ausserdem erhielten die Capitaine der eigenen Schiffe
den Auftrag, naturwissenschaftliche Gegenstände, sowie ihre Beobachtungen und Erfahrungen in
geographischer Hinsicht zu sammeln und darüber zu berichten.
Von Autoritäten der Wissenschaft wurden die erhaltenen Novitäten mit der
anerkennenswerthesten Bereitwilligkeit bearbeitet und theils in Zeitschriften, tlieils aber in
besonderen Abhandlungen sowohl in Deutschland, wie auch in England und Frankreich
veröffentlicht.
Um nun nicht in der Folge, wie bisher geschehen, diese Mittheilungen zersplittert
der wissenschaftlichen Welt vorzuführen, beabsichtigt das Museum Godeffroy alles demselben
zugehende geographische, ethnographische und naturwissenschaftliche Material in einer Reihe
Abhandlungen, in zwanglosen Blättern gesammelt, erscheinen zu lassen.
Das Museum, bereits im Besitze der freundlichsten Zusicherungen des ferneren
Beistandes der Autoritäten, die in vorerwähnter Weise das Unternehmen bisher förderten,
giebt sich der Hoffnung hin, bei allen Gelehrten der verschiedenen Fächer auf eine gleiche
thätige Unterstützung wie bei Jenen rechnen zu dürfen.
Dr. Eduard Greife , der nach zehnjähriger Thätigkeit für das Museum seit Kurzem
aus der Südsee zurückgekehrt ist, wird seine gesammelten Erfahrungen und Beobachtungen
in diesen Blättern niederlegen.
Derselbe wird zunächst ein Bild der Inseln Polynesiens und zwar besonders der
Schifferinseln und dann des dortigen Thier- und Pflanzenlebens entwerfen, sowie die ferner
eingehenden Berichte der noch für das Museum im Auslande weilenden Reisenden in den
folgenden Abhandlungen bearbeiten.
Hamburg, December 1872.
Samoa oder die Schifferinseln.
Yon
Dr. Eduard Graeffe.
I. Abschnitt:
Topographie von Samoa.
Topographie der Schifferinseln.
er nach langer Seereise dem rauhen und kalten Meeresstriche der südlichen Breiten, um
das Cap der guten Hoffnung und Australien herum, eben entronnen ist, und endlich aus dem eintönigen
Meereshorizont das Gestade eines Landes emportauchen sieht, dem ist jede, auch die ödeste Küste, ein
willkommener Buhepunkt für das Auge. Um so entzückender ist daher der Anblick der grünen, hohen
Eilande der Südsee, umkränzt von einer weissen Schaumlinie des am Corallenriffe brandenden Meeres.
Bis hart an den Strand wehen die schlanken Cocospalmen ihre gefiederten Kronen und bilden mit den
Brodfruchtbaum-Hainen einen frischen, dunkelgrünen Saum um die Insel, hinter welchem sich malerische
Berggipfel erheben, die an ihren mit dichtem Wald bedeckten Abhängen silberweisse Wasserfälle
durchschimmern lassen. Ueber dieses ganze herrliche Gelände ergiesst sich das volle Licht einer
tropischen Sonne mit allen seinen wunderbaren Farbentönen und kräftigen Schlagschatten.
Diese Inseln, welche dem Besucher so reizend von der Seeseite entgegentreten, werden von
den Eingebornen Samoa, auf den Seekarten Schifferinseln genannt. Dieselben liegen in einer Bichtung
hintereinander, entsprechend der Bichtung des herrschenden Süd-Ost-Passates, zwischen 13n 27' bis
14° 22,5' südliche Breite und 169° 28' bis 172° 48' westliche Länge von Greenwich (die Insel Rosa
ausgenommen) also in dem Striche der Südsee, welcher als nördliche Grenze der tropischen Zone
bezeichnet wird, wo diese in die aequatoriale Zone übergeht. Die ganze Gruppe besteht aus acht
grösseren und fünf kleineren Inseln. Die ersteren, von Ost nach West gehend, heissen: Manna, Oloscga,
Ofu, Tutuila, Upolu, Manono, Apolima und Savaii. Am Ostende von Upolu liegen die vier kleineren
Inseln Nuutele, Nuulua, Fanuatapn und Namua; am Ostende von Tutuila die Insel Anim. Etwa 70
Seemeilen nach Osten von Manua- liegt die Coralleninsel Rosa, die man auch noch zu dieser Inselgruppe
zählt. Es umfassen diese Inseln zusammengenommen einen Flächeninhalt von 1086,9 englischen oder
236 deutschen Quadratmeilen. Von diesen kommen auf Savaii 659,0, Upolu 335,6, Tutuila 52,2, Manua
20,0, Oloscga 6,0, Ofu 9,0, Manono 3,3, Apolima 1,8 englische Quadratmeilen. Wir sehen aus diesen
Zahlen, dass Savaii die grösste Insel der Gruppe ist. Es hat dieselbe eine rhombische Form mit wenigen
vorragenden Landspitzen. Die westlichste Landspitze heisst Falealupo, die nördlichste Matautu und die
tödlichste Tofua. Entsprechend der abgerundeten Gestalt der Insel hat dieselbe wenige Buchten, die
grössten sind die von Palauli, Asaua, Salailua und Matautu, von welchen aber nur die letztere als Hafen
für grössere Schiffe in der Passatzeit zu gebrauchen ist, da die anderen durch Biffbildungen verengt und
unzugänglich gemacht sind.
4
Zwei parallele Gebirgsketten, die aber vielfach durch Seitenkämme Zusammenhängen, durchziehen
Savaii von Osten nach Westen. Der eine Gebirgszug läuft der Südküste entlang und fällt meist steil
nach derselben ab. Die andere Kette zieht sich mehr der Mitte der Insel entlang, im Osten mit dem
zackigen Vorgebirge, dem Tuasivi, sich erhebend, und gegen das westliche Vorgebirge von Falealupo
verlaufend, senkt sie sich nur allmälilig, und unter Plateaubildungen, nach der Nordküste ab. Nach
Westen und Nordwesten aber nähert sich diese Kette, hinter der Bucht von Safoto , der Küste und fällt
stellenweise steil gegen dieselbe ab. Ueberall, wo das Gebirge der Küste sich nähert, finden wir Steil -
Küsten und diesem entsprechend, keine Riffbildungen, während an den Stellen, wo das Gebirge von der
Küste zurücktritt, flache Strandbildungen und Küsten- oder Dammriffe vorhanden sind.
Die Gebirge Savaii’ s sind sämmtlich vulkanischer Natur und bestehen theils aus ganzen Reihen
von Vulkanen, theils aus mehr isolirten kleineren Kratern. Einer der höchsten Gipfel, der Mudberg,
landeinwärts vom Dorfe Aopo, zeigt in seinem Gipfelkrater einen Auswurfskegel von losen Scorien und
Asche, die so wenig verwittert sind, dass man annehmen kann, sie kommen von einer Eruption her,
die nach der Aussage der Eingeborenen vor 100 bis 200 Jahren stattgefunden hat. Ausser diesen Zeichen
nicht sehr alter vulkanischer Thätigkeit finden sich in vielen Theilen der Insel, namentlich der nordwestlichen
Küste entlang von Sasina nach Asaua hin, meilenweit ausgedehnte schwarze Lavafelder, die durch atmo¬
sphärische Einflüsse noch wenig zersetzt sind. Die Eingeborenen nennen diese Felder „ ole mu“ das Glühende,
ein weiterer Beweis von dem geringen Alter derselben , da die Erinnerung an die Erscheinung noch in
der Ueberlieferung lebt. Bei ihrer grossen Ausdehnung und da die Fussstapfen der Menschen nur
geringe Spuren in ihnen hinterlassen, sind sie dem Wanderer gefährlich; nicht nur Europäer, sondern selbst
Eingeborene sind tagelang von Durst und Hunger gepeinigt zwischen diesen Lavamassen herumgeirrt.
Ein anderes, noch grösseres, aber älteres Lavagebiet befindet sich einige Meilen von der Küste an der
Ostseite der Insel. Es ist das sogenannte » faasaleaga « Gebiet, das sich von Liaietele landeinwärts bis
nach Palauli hinabzieht. Es besteht dasselbe theils aus chaotisch über einander geworfenen Blöcken,
theils aus Landstrecken, übersäet mit kleinen scharfkantigen Steinen. Solchen höchst steinigen Boden
findet man mehr oder weniger stark ausgeprägt fast überall auf den Inseln der Samoagruppe und ist derselbe
merkwürdigerweise trotz dieser Beschaffenheit mit üppiger Vegetation bekleidet, sobald die Steine nicht
allzu dicht liegen.
Die Gewässer der Insel Savaii zeigen ein eigenthümliches Verhalten, indem man, obgleich das
Gebiet der hohen, dicht bewaldeten Gebirge sehr umfangreich ist, keine irgend bedeutenden Elüsse in’s
Meer ausmünden sieht. Da aber an den Abhängen der Berge zahlreiche Waldbäche in tief eingegrabene
Tobel und Abstürze herabfliessen , so muss man fragen, wohin dieses Wasser kommt. In der Nähe des
Dorfes Liaietele an der nordöstlichen Seite der Insel sieht man ein ziemlich bedeutendes Flüsschen, aus
dem Gebirge kommend, plötzlich unter Cascadenbildung in einer weiten und tiefen Felsenhöhlung verschwinden.
Nur nach sehr starken Regengüssen sammelt sich das Wasser in der Höhlung und überfliesst schliesslich,
worauf das, die grösste Zeit des Jahres trocken liegende Flussbett, welches von der Versch windungsstelle
bis zum Meere führt, sich mit Wasser füllt. Auf ähnliche Weise verschwindet das Wasser an vielen Stellen
in unterirdischen Höhlungen, die in der Richtung der Lavaströme zum Meere führen, und kommt alsdann
ausserhalb des Riffes im Meere getrübt, und Blätter und Früchte mit sich führend, wieder zum Vorschein.
Hiermit im Einklang steht auch wahrscheinlich die Erscheinung, dass fast überall am Strande der Insel
zur Zeit der Ebbe frisches Wasser emporquillt. Im sandigen Strande verliert sich dasselbe, sind aber
Klippen vorhanden, so sammelt es sich in Höhlungen zwischen denselben an, so dass es zum Trinken und
Baden benutzt werden kann. Die Eingeborenen haben vielfach diese Behälter durch Ummauerung und
o
tiefere Ausgrabung vergrössert , um auf diese Weise Badeteiche zu gewinnen. Die schönsten derselben
findet man um Amoa hei Faga. Das Wasser ist jedoch leicht brackisch, da zur Fluthzeit immer etwas
Seewasser eindringt.
Die Insel Savaii ist nur zum kleinsten Theile bewohnt, da das ganze Innere derselben fast
nur Berge und Hochthäler mit Urwäldern bedeckt enthält. Die Küste ist fast allein bewohnt, und nur
einige wenige Dorfschaften oder Hüttengruppen finden sich einige Meilen von der Küste entfernt. Als
Inland-Dorfschaft ist namentlich zu bezeichnen Aopo etwa G englische Meilen landeinwärts von dem Dorfe
Sasina an der Nordküste; ferner Palapala 4 — 5 Meilen von Lialetele. Diese Ortschaften bestehen aus
ungefähr 15 — 20 Hütten, allein es ziehen gegenwärtig die Eingeborenen immer mehr aus diesen Landdörfern
der Küste zu, da denselben die weite Entfernung, wegen des wachsenden Verkehrs, zu unbequem ist, und
zum Theil auch die Missionaire die Leute in ihrer Nähe in den Küstendörfern haben wollen. Diese
Inland-Dorfschaften sind wahrscheinlich nicht freiwillig gegründet worden, sondern es sind Gemcindschaften,
die durch Kriege nach dem Innern gedrängt wurden, denn der Polynesier ist zu sehr auf das Meer
angewiesen, um dasselbe nicht in seiner Nähe haben zu wollen. Der Samoaner, der kein festes Salz zu
gewinnen gelernt hat, geniesst doch dasselbe in der Form des Seewassers, mit welchem er gewisse Gemüse
zubereitet. Ausser dem Salz bietet ihm das Meer an Fischen und Seethieren auch die nöthige animalische
Nahrung, welche ihm die geringe, mehr für Festlichkeiten aufgesparte Anzahl von Schweinen und Hühnern
nicht hinreichend gewährt. Endlich gedeiht die für den Polynesier so höchst nützliche Cocospalme am
besten am Meeresufer, und ohne diese kann man sich den Polynesier fast gar nicht denken, so vielfach
sind seine Bedürfnisse von den Producten dieser edeln Palme abhängig.
Unter den Dorfschaften oder Hüttengruppen der Küste ist vor allen das an der Ostküste
gelegene Safotidafai zu nennen, welches von Alters her die grösste Macht in Savaii entfaltet hat und
der Sitz der angesehensten Häuptlinge war. Es ist dieser Theil, wie überhaupt die Ostküste, der schönste
und an Cocospalmen reichste von Savaii. Es liegen die zahlreichen Hütten Safotulafai’ '.s, umgeben von
diesen Palmen und vielen Brodfruchtbäumen, an einer kleinen Einbuchtung der Küste. Das Corallenriff
läuft hier etwa eine halbe bis ganze Seemeile vom Strande entfernt, und schliesst auf diese Weise einen
Canal ruhigen Wassers ein, auf welchem ein lebhafter Verkehr von Kähnen und Böten, der Küste entlang,
auf- und abwärts stattfindet. Die französische Mission hat hier eine hübsche kleine Kirche mit bunten Glas¬
fenstern erbaut und die dort residirende protestantische Mission der englischen Staatskirche hat dort ebenfalls
ihren Tempel aber im polynesischem Style, einfach und unansehnlich. Eben solche einfachen Gotteshäuser
findet man wreiter die Küste hinab nach Süden, in den grossen Dörfern Sapapalii und Iva. Letzterem
Orte gegenüber befindet sich eine breite Riffpassage, die Ivapassage, durch wmlche meistens die von Upola
kommenden Kähne und Böte einlaufen. Die Ufer fangen aber hier in Iva, und noch mehr bei dem im letztem
Kriege niedergebrannten Salelologo an, höher und felsiger zu werden, um gegen die Landspitze von Tofua zur
Steilküste überzugehen, wo denn auch das Küstenriff sich endigt. Um die Landspitze von Tofua herum
zeigen sich nun steil in's Meer abfallende Felsen, an welchen mit donnerartigem Getöse die südliche
Brandung schlägt. Der Berg Tofua (Tofua Savaii), etwra 1,000 Fuss hoch, bildet das nach Süd-Osten
vorspringende Vorgebirge Savaii’ s. Hat man diesen felsigen, unnahbaren Küstenstrich umsegelt, so
gelangt man nach der kleinen Bucht von Tofua und der aus wenigen Hütten bestehenden gleichnamigen
Ortschaft. Es ist diese Bucht aber nur für kleine Kähne und Böte zugänglich und bei starken Süd-Ost-
Winden selbst für diese das Einlaufen gefährlich. Geeigneter für diesen Zwreck ist schon die weiter nach
Westen gelegene grosse Bucht von Falauli, an welcher die beiden grossen Hüttengruppen Palaidi und
Satupaitea liegen. Diese Bucht stellt ein schönes Oval dar, ist aber leider durch Corallenriffe , die sich
G
quer durch dieselbe erstrecken, für grössere Schiffe ganz unzugänglich, und da sie ferner nach Süden ganz
offen ist, auch für Doppelkähne und Segelböte nicht ohne Gefahr, da die Oeffnungen zwischen den
Riflbänken sehr schmal und gekrümmt sind. Die beiden Dörfer Palauli und Satupaitca sind wohl neben
Sofotulafai und Matautu zu den grössten und volkreichsten von Savaii zu zählen. Die Häuptlinge von
Satupaitca tragen den sonderbaren Namen »Pea« d. h. der fliegende Fuchs (Pteropus), auch anderwärts
in Samoa als aristokratischer Beiname geführt, und trägt der fliegende Fuchs dort einen anderen eingeborenen
Namen. Es hat dieser Bezirk, Lefalelua genannt, vielfach mit Safotulafai um den Vorrang gekämpft.
Selbst zwischen den so nahe gelegenen sich berührenden Ortschaften Satupaitca und Palauli hat vor
wenigen Jahren ein heftiger Kampf stattgefunden, wobei die erstere der Uebermaeht der mit Palauli
verbündeten Bezirke unterlag und erheblich zerstört wurde. In beiden Dörfern sind Kirchen der wesleyanischen
Mission, die einen Missionair in Satupaitca hält, der dort ein hübsches geräumiges Haus bewohnt. Hier
in der Bucht von Palauli laufen gewöhnlich die grossen Doppelkähne ein, mit welchen die jungen Tonga¬
leute nach Savaii kommen, um sich tattuiren zu lassen.
Hinter Satupaitca, zwei Meilen von der Küste, liegt das Dorf Uliamoa. Die Berge treten hier
mit Höhen von 3500 — 4000 Fuss bis nahe an die Küste. Diese ganze Südküste von Palauli bis nach
Salailua ist Steilküste mit wenigen kleinen Einbuchtungen, wie die, woran die Ortschaft Tufu liegt, welche
von allen Seiten von Bergen begrenzt ist, die hier der Küste am nächsten treten. Zwischen Tufu und
Salailua bildet die Insel eine zweite, nach Süden vorspringende Ecke, bei der die kleine Ortschaft Taga
liegt, und wendet sich von diesem Punkte ihre Küste nach Norden und Westen um. Salailua ist eine ziemlich
ansehnliche Ortschaft, deren Einwohner sich durch besonderen Fleiss in der Verfertigung von Cocosnussöl und
anderen Handelsproducten auszeichnen. In der Bucht von Salailua können kleinere Segelböte und Doppelkähne
ankern. Von Salailua, über Gagaemalae, Foa , Sagonc, Togatuli, Samata und Fagafao, Dorfschaften, die
der Küste entlang in kleinen Einbuchtungen liegen, ist ebenfalls Steilküste, bis nach Falelima zu. Am
letzteren Orte fangen die Berge an, sich von der Küste zurückzuziehen, und ist auch wieder etwas
Riffbildung, an langen flachen Buchten, bis zu der, ebenfalls Tufu genannten, Hüttengruppe zu bemerken.
Das westlichste Vorgebirge von Savaii heisst Falealupo , und liegt die gleichnamige Ortschaft an einer
flachen, schutzlosen Bucht. Die Umgegend ist sehr steinig und mit grossen Lavablöcken besäet; man findet
daselbst die harte Holzart, Pau genannt, aus welcher früher die Keulen, Speere und Tanoas verfertigt
wurden.
Bei der Betrachtung der Nordküste von Savaii finden wir zunächst von Falealupo an, felsige Steil¬
küsten abwechselnd mit flachen Einbuchtungen, an welchen die Orte Papa und Sataua liegen, bis wir zur tiefen
Bucht von Asaua kommen. Obgleich von grossem Umfange, ist dieselbe dermassen mit Corallbildungen
und Sandbänken erfüllt, dass sie nur für die kleineren Kähne der Eingeborenen zugänglich ist. Die Hütten
von Asaua liegen am Grunde der nach Südosten ih's Land sich erstreckenden Bucht. Von Asaua beginnt
nun abermals eine höchst rauhe und steile Küste, die sich fast bis zur Mitte der Nordküste, wo das Dorf
Sasina liegt, erstreckt. Längs dieser Küste liegen manche kleine Hüttengruppen hoch an den Felsenabhängen
nach dem Meere zu, deren Einwohner vom Verkehr abliegend, wohl am reinsten die ursprünglichen Sitten
der Samoaner beibehalten haben. Mit Sasina beginnt eine sanftere und flachere Küstenbildung, und mit
dieser treten auch reich bevölkerte Dorfschaften auf. Sasina und Safune liegen an der gleichen Küsten¬
ausbuchtung, die von einer Corallenriffbildung geschlossen ist, die keine guten Passagen hat; indessen
können seihst grössere Seeschiffe soweit in die Bucht gelangen, um in ruhigem Wasser zu ankern. Von
Sasina führt ein Fusspfad nach dem Inlanddorfe Aopo hinauf. Derselbe windet sich anfangs durch die
reich kultivirte Ebene mit ihren Cocospalmen, Brotfruchtbaum-Hainen, Bananen und Feldern, mit dem
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saftgrünen Taro und der Baumwolle, abwechselnd mit lichten Waldungen, zu einigen Hütten, zwei Meilen
von Sasina, dann durch den Mu, kahle, mit spärlicher Vegetation versehene Anhöhen aus alten Lavafeldern
bestehend, auf ein Plateau. Das letztere, welches mit reichlicher Vegetation und vielen Cocospalmen
besetzt ist, durchschreitend, gelangt man zu den Hütten von Aopo.
Safune ist einer der schönsten Orte von Savaii ; in höchst malerischer Umgebung liegen seine
Hütten, theils dem Strande entlang, auf feinem, weissen Sandgrunde, theils zwischen den Brodfruchtbäumen
und Pisangarten halb versteckt, an den um die Bucht sanft aufsteigenden Anhöhen. Dem Strande entlang
sind die mit klarem Wasser angefüllten Bassins zwischen den Klippen angelegt, in welchem man fast zu
jeder Tageszeit die fröhlichen Bewohner von Safune sich baden und belustigen sieht. Geht man von
Safune auf dem der Küste entlang führenden Fusspfade, der bald über die Felsen der Küste, bald durch
Wälder und cultivirte Ebenen führt um die Landspitze von Safune herum, so gelangt man zu den Hütten
von Safoto. Dieselben liegen an einem flachen Strande, der sich zwischen zwei felsigen Landspitzen
ausbreitet. Ueberschreitet man ostwärts gehend die Anhöhe, welche das Vorgebirge bildet, so gelangt man
zu der Bucht von Matautu. Es ist dieses der einzige Hafenplatz Savaii’s, wo grössere Schiffe in der
Zeit der regelmässig wehenden Passate, mit Sicherheit nahe dem Lande ankern können. Diese Bucht
ist übrigens nicht wie die meisten in Samoa durch ein Riff mit Passagen geschlossen, sondern das Riff
geht dem Strand entlang, und bildet nur an der östlichen Landspitze einen in die Bucht vortretenden
Ausläufer. Aus dieser Bildung geht hervor, dass die Bucht nur gegen die östlichen Winde und deren See
schützt, für die westlichen Winde aber schutzlos ist, und den Schiffen ausserdem kaum gestattet, wieder hinaus
zu segeln. Die östliche Landspitze von Matautu ist der nördlichste Punkt von Savaii und der ganzen
Gruppe und wregen seiner Lage, da er von den Winden stets bestrichen werden kann, und da keine
Sümpfe vorhanden sind, die gesundeste Gegend von Samoa. Es steht an derselben ein grosses hölzernes
Haus, welches ein Handelsagent der deutschen Factorei in Apia sich hat bauen lassen, und können
vorbeisegelnde Schiffe , an einem dort befindlichem Flaggenstocke schon von Weitem die deutschen
Farben wehen sehen. Ausser diesem im europäischen Style gebauten Hause, befindet sich auch in
Matautu das Haus eines Missionairs, des Herrn Pratt, der sich am längsten dort aufgehalten hat
und der, als ein sehr gebildeter Mann, grossen Einfluss auf die Eingeborenen erlangt hat. Matautu ist
eine volkreiche Ortschaft, deren zahlreiche Hütten der ganzen Bucht entlang zwischen Cocospalmen und
Brodfruchtbäumen liegen. Hinter der Nordspitze von Matautu geht das Corallenriff von der Küste ab,
und begleitet den flachen Strand, einen Canal ruhigen Wassers einschliessend , bis hinter die Ortschaft
von Saleaula. Dieser ganze Strand am Meere, aus rveissem Sand gebildet, ist mit zahlreichen Cocospalmen
bewachsen, und gehört zu den productiven Gegenden von Savaii. Hütte reihet sich hier an Hütte, auch
sieht man zahlreiche Kirchen, bald dieser, bald jener Confession oder Secte angehörend, bis zu der Ortschaft
Saleaula, wo das Küstenriff endet und wieder Steilküsten beginnen. Bei Saleaula ist eine grosse Höhle, welche
zahlreichen Fledermäusen und Schwalben zum Aufenthalte dient. Hinter diesem Platze biegt sich die Küste
allmählig nach Südosten ab und beginnt wieder ein rauher, felsiger Küstenstrich, der mit Waldung bedeckt ist
Will man von Saleaula nach dem Amoa-District gehen, so verfolgt man nicht die Küste, sondern
biegt hinter Saleaula landeinwärts auf einer breiten und schönen Strasse, ole ala tonga genannt, ab. Diese
Strasse stammt, wie schon der Name sagt, aus der alten Zeit, wo nach der Tradition die Tonga- Leute
Samoa erobert hatten und überall gute Strassen bauen Hessen, wie sie es auf ihrer eigenen Insel gewohnt
waren. Die obige Strasse ist stellenweise erhöhet und mit Seitengräben versehen, und führt zunächst erst
seewärts nach dem Dorfe Lialetele 5 von da landeinwärts zu dem Dorfe Palapalä und von dort nach
Amoa hinüber; doch ist gegenwärtig diesse Strasse theilweise von der Waldvegetation überwuchert und
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nur noch als Fusspfad zu gebrauchen. Das Dorf Lialetele mit seinen wenigen Hütten liegt in einer
felsigen, rauhen Gegend, die aber noch das Wachsthum der Cocospalmen erlaubt, und erstreckt sich das
zur Ortschaft gehörende Culturland auf die landeinwärts gelegenen sanfteren Abdachungen. Es steht hier
eine hübsche kleine Kirche der französischen katholischen Mission und einer ihrer Missionaire residirt hier.
Hinter Lialetele beginnt ein, mit Wald bedeckter, sieben Meilen langer Küstenstrich, der ganz unbewohnt ist.
Steilküsten begrenzen denselben nach dem Meere zu, und ein steiniger, beschwerlicher Fusspfad durch
dunkle Wälder führt den Reisenden nach dem kleinen Dorfe Puapua, wo die Küste wieder milder wird
und bald in flache Strandbildung mit Aussenriff übergeht. So wären wir wieder auf demselben frucht¬
baren Küstenstrich angelangt, auf welchem weiter südlich Safotulafai liegt.
In früheren Zeiten soll nach Aussage der Eingeborenen dieser Küstenstrich von Lialetele bis
Puapua manche Dorfschaften gehabt haben, auch sprechen Gruppen von Cocospalmen an dieser verlassenen
Küste für diese Ansicht. So lässt sich überhaupt an vielen Orten nachweisen, dass vor mehr als hundert
Jahren, also schon vor Ankunft der Europäer, eine Abnahme der Bevölkerung stattgefundea hat. Von
den hinter Puapua bis Safotulafai liegenden Ortschaften sind noch besonders zu bemerken Amoa, nach
welcher ein ganzer District benannt wird und Faga, hinter welcher landeinwärts ebenfalls noch eine
Hüttengruppe, Tapulele, steht.
In der Meeresenge, welche die eben besprochene Insel von Upolu trennt, liegen hinter einander
von Ost nach West zwei Inseln, von denen die Upolu zunächst liegende Manono, die andere Apolima
heisst. Apolima ist ein hoher, ganz selbständig aus dem Meere emporsteigender Vulkanberg, während
Manono als eine Fortsetzung der westlichen Landspitze von Upolu erscheint, indem es von dem Ivüsten-
riti'e von Upolu umschlossen wird.
Die Insel Apolima, wörtlich die Handhöhlung, liegt dem südöstlichen Ende von Savaii, der
Tofuaspitze, gegenüber, fünf Seemeilen von dieser entfernt und erhebt sich nach allen Seiten mit steilen,
unzugänglichen Felsmauern aus dem Meere. Es stellt dieser Inselberg eine schief abgestutzte Pyramide
dar und war offenbar ein Vulcan mit einem Krater auf der westlichen Seite, denn man findet hier eine
muldenförmige Einsenkung und dem Meere zu eine kleine Bucht, zu welcher durch eine schmale Oeffnung
in der Felsenmauer Kähne und Böte von aussen gelangen können. Es ist übrigens eine Landung auf
Apolima nur bei wehendem Passate thunlicli und selbst dann ist grosse Vorsicht nothwendig, damit das
Boot nicht bei der Einfahrt auf Klippen gerätli und bei der hohen Dünung schnell mit Wasser
gefüllt wird.
Die Einwohner Apolima’ 's sind zu Manono gehörig, ihre Hütten stehen in der erwähnten
muldenförmigen Einsenkung zwischen Brotfruchtbäumen und Cocospalmen. Da diese Insel durch ihre
natürliche Formation nur von einer Seite angreifbar ist und an dieser Stelle eine kleine Anzahl Leute
jede Landung abwehren können, so ist sie von alten Zeiten her die natürliche Festung der Einwohner
von Manono gewesen. War ein Ueberfall ihrer eigenen Insel zu befürchten, so brachten sie ihre Familien
und ihr bestes Eigenthum an feinen Matten nach Apolima in Sicherheit. Von europäischen Verth ei digungs-
mitteln unterstützt, müsste die Insel ganz uneinnehmbar sein.
Die Insel Manono liegt etwa zwei Seemeilen ostwärts von Apolima im Riffe von Upolu. Es
stellt diese Insel ein Oval dar und erhebt sich in der Mitte zu einem ungefähr 500 Fuss hohen Berge.
Sein äusserst fruchtbarer Boden ist mit zahlreichen Cocospalmen, Brotfruchtbäumen, Pisang- und Baum¬
wollen- Anpflanzungen bedeckt und nur noch wenig Waldung an der Bergkante vorhanden. Die nördliche
Küste Manono’ 's ist etwas höher und felsig und ist diese natürliche Unzugänglichkeit vielfach durch
Befestigungswerke , aus cyclopischen Mauern bestehend, verstärkt worden. Die andern Seiten Manono’ s
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sind mehr flach und reihet sich hier Hütte an Hütte, alle sehr sauber gehalten und mit hübschen Rasen¬
plätzen umgeben. Die zahlreiche Bevölkerung, die sich als die Aristokratie von Samoa betrachtet, und
deren Häuptlinge als die angesehensten und einflussreichsten gelten, wohnt in mehreren durch Namen
unterschiedenen Ortschaften, die sich den Küsten entlang erstrecken. Es sind die Bewohner von Manono,
für das die Gruppe umspühlende Meer, was früher die Yenetianer für das Mittelmeer waren, kühne
Schiffer, mit der Tendenz, sich die Küstenstriche der grösseren Inseln tributpflichtig zu machen. Sie sind
im Besitze grosser Doppelkähne, welche noch in dem letzten Kriege, mit europäischen Kanonen versehen,
unter der Anführung des Häuptlings Piliopo , die Fahrzeuge der Tuamasaga- Partei zerstörten. Manono
ist eigentlich das Herz des samoanischen Lebens, und es entwickeln unzweifelhaft deren Bewohner die
grösste Energie und Anhänglichkeit für die nationalen Sitten und Gebräuche. Sollte irgend eine fremde
Macht die Gruppe sich anzueignen suchen, so wird Manono den meisten Widerstand leisten. Während
auf allen Inseln der Gruppe weisse Ansiedler sich in Besitz von Landstrecken gesetzt haben, hat noch
keiner in Manono Fuss gefasst. Erwähnungswerth ist ferner noch die grosse Anzahl der längs der Küste
hoch aufgemauerten Gräber ihrer Häuptlinge, deren Kriegsthaten und Genealogie im Munde des Volkes
leben. Beachtenswerth für die Genealogie der Manonohäuptlinge ist eine theilweise Mischung mit tonganischen
Geschlechtern. Auf einer Anhöhe an der Ostspitze von Manono steht das ansehnliche Haus des Missionairs
der Wesleyanischen Mission, die dort zuerst ihre Wirksamkeit in der Samoagruppe angefangen hat.
Der Meeresarm, welcher die Insel Manono von der grossen Insel JJpolu trennt und von den
Fortsetzungen der Aussenriffe, welche die Nord- und Südküste letzterer Insel begleiten, nach aussen
abgeschlossen wird, ist seicht und von zahlreichen Untiefen erfüllt, welche bei niedrigem Wasserstande
die Ueberfahrt erschweren. Es ist wahrscheinlich, dass durch die fortschreitende Corallenhildung dieser Arm
mit der Zeit völlig trocken gelegt werden wird, aber erst nach Jahrhunderten, da die Corallenhildung nur
langsam vor sich geht, und die mit der Fluth und den Stürmen einbrechende See immerfort ausgleichend wirkt.
Bei der Betrachtung der Insel JJpolu heben wir vor allem ihre langgestreckte Gestalt hervor.
Ihre grösste Länge, fast genau von Ost nach West sich erstreckend, zählt 37 Seemeilen, während die
grösste Breite nur 11 Seemeilen enthält. Das Gebirge durchzieht die ganze Insel der Länge nach, dem
Rückgrat eines Wirbelthieres vergleichbar, das ihr Halt und Festigkeit giebt. Es besteht diese Gebirgskette,
welche näher der Südküste liegt, und gegen diese zu etwas steiler abfällt, als gegen Norden, aus einer
Reihe erloschener Yulcane und domförmiger Erhebungen basaltischer Felsmassen. Die grösste Erhebung
ist in der Mitte der Insel, ungefähr wo der Kratersee Lanuto liegt. Die steilste Erhebung findet man
aber gegen das Ostende der Insel. Dort erhebt sich das Land fast durchgängig mit steilen Felswänden
aus dem Meere, und nur kurze, flache Ausbuchtungen, zwischen den Gebirgsgabelungen nach dem Meere zu
freilassend, wo die Eingeborenen sich festsetzen konnten. So beschaffen ist der Küstenstrich von Falefa
an der Nordseite bis zur Ostspitze von JJpolu und an der Südküste von Selani nach dem Cap Tapaga,
also etwa das östliche Drittel der Insel umfassend. Entsprechend dieser Bildung finden vir an diesem Theil
von JJpolu keine Corallenbildung, die als schützendes Aussenriff die Insel umsäumt. Erst hinter Falefa streckt
sich die Küste nach dem Meere zu, mit stellenweiser Unterbrechung, durch steil sich zur See hinabsenkende
Gebirgsausläufer. Von Laulii an, etwa 4 — 5 Seemeilen östlich von Apia, wird die ganze Gebirgsbildung
weniger schroff, mehr abgerundet und mit langgezogenem, sanften Abfall gegen das Meer. Demgemäss
sehen wir auch diesem Küstenstrich entlang, ununterbrochen bis zum Westende der Insel, eine fortlaufende
Corallenriff'bildung, gleichsam die Kante bezeichnend, wo der Küstenabhang plötzlich steiler sich herabsenkt.
So finden wir hier ein Dammriff, das parallel mit der Küste laufend, einen bald breiteren, bald schmäleren
Seeraum kanalartig abschliesst, der nur stellenweise, durch Oeffnungen in dieser Corallenmauer, mit der
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Aussensee in Verbindung steht. Solche Riffpassagen correspondiren meistens mit den Ausmündungsstellen
süsser Gewässer oder mit den tiefen Spaltungen in der Landmasse. An der Südküste von Upolu ist diese
Riffbildung nur schwach auftretend, bald ganz unterbrochen, bald nur hart der Küste anhängend, und nur
an wenigen Stellen ein der Küste parallel laufendes Aussenriff darstellend. Dieses hängt wieder mit dem
steileren Gebirgsfall an dieser Seite zusammen.
Am Westende der Insel, schon mit dem letzten Drittel von JJpolu beginnend, finden wir ein
allmähliges Ausstreichen der centralen Gebirgsmasse zu der Ebene von Aana. Aus dieser Ebene erhebt
sich jedoch gegen das Westende der Insel zu der hohe Kraterberg von Tofua. Die Westspitze selbst
besteht aus dem allmälilig unter das Niveau des Meeres sich senkenden Abfall dieses Berges.
Aus der langgezogenen Form des Landes können wir schon im Voraus schliessen, dass dasselbe
keine grosse Flüsse haben wird. Dem entspricht auch der Thatbestand; indessen sind doch, im Gegensatz
von Savaii, viele kleinere Flüsschen vorhanden, die mit nicht ganz unansehnlichen Wassermengen und starkem
Gefälle in’s Meer münden. Zu den tieferen und bedeutenderen dieser Flüsse gehören der Sigago, und
der Vailoafluss bei Vaiusu *); ferner der Letogofluss, der Vaitqfa bei Falefa, der Uafatafluss und der Fluss bei
Salani, der übrigens nicht in’s Meer mündet, sondern in eine unterirdische Höhlung sich ergiesst. Neben
diesen sind aber noch zahlreiche, fast eben so lange und tiefe Flüsse der Nord- und Südküste zu bemerken.
Die wenigsten fliessenden Gewässer hat das Westende von Upolu. Alle diese Flüsse sind wahre Gebirgs-
ströme. Bei lang andauernder Trockenheit versiechen manche ganz, während andere nur verminderten
Wassergehalt zeigen. Umgekehrt verwandeln andauernde Regengüsse dieselben zu reissenden Gewässern,
deren trübe Fluthen, bei ihrer Einmündung in das Meer, noch lange im letzteren bemerkbar sind;
zuweilen verursachen sie auch kleinere Ueberschwemmungen, indem sich der Fluss ein neues Bett wühlt.
Durchschnittlich strömen diese Flüsse in tiefen Tobeln, deren Wände an manchen Stellen von 50 bis
300 Fuss fast senkrecht emporsteigen. Die Flüsse bilden auch viele Wasserfälle und man findet solche in
dem Gebirge der Insel in erstaunlicher Menge. Daher ist dasselbe in Verbindung mit der üppigen
Vegetation, namentlich den zierlichen Baumfarren und Schlinggewächsen, welche selbst sehr steile Ufer¬
wände bekleiden, reich an malerischen Stellen. Diese Wasserfälle sieht man oft weit vom Meere aus, als
weisse Silberfäden herabhängen, aber eine noch grössere Anzahl liegt verborgen in tiefen Waldschluchten.
Zu den bekanntesten gehört der Vaitqfafall bei Falefa, nicht weit vom Meere, ferner ein bei den Bergen
hinter Apia gelegener, der über 300 Fuss Höhe hat und die kleineren Fälle des Papase im Vaiusiifluss.
Bei letzterem sind die Felswände so glatt, dass die Eingeborenen zur Belustigung mit dem Wasser über
dieselben hinabgleiten. Bei Safata an der Südküste befindet sich an dem Bergabhang, wo der Weg von
Apia nach Safata sich herabzieht, ein hoher Wasserfall. Der Weg führt gerade durch das Bett des
Flüsschens, über dem Falle, und haben sich daselbst schon Unglücksfälle ereignet, indem Reisende, durch
den angeschwollenen Fluss watend, von dem Wasser weggeiissen und über den Fall hinab geschleudert
wurden. Das Wasser dieser Gebirgsbäche ist bei gewöhnlichem Wasserstand von grosser Reinheit und
Klarheit mit geringer Beimischung von kohlensaurem Kalk. Die Temperatur desselben, namentlich höher
an den Bergen, im Schatten des Urwaldes, stets unter der der Luft, also 19° bis 15° Reaumur. Ueber
den Reichthum der Insel an solchen Flüsschen kann man sich eine Vorstellung machen, wenn man sieht,
dass von Vailili bis Apia, auf einer Küstenstrecke von zwei englischen Meilen nicht weniger als sechs
*) Die Aussprache der samoanischen Consonanten f, g, s und t betreffend, sei hier bemerkt, dass f, s und t
meist hart ausgesprochen werden, also Vaiusu ähnlich wie Vaiussu, Vaitafa = Vaitaffa, Alepata = Alepatta etc.; das g hin¬
gegen ist ein Nasallaut und wird stets ng ausgesprochen, z. B. Letogo — Letongo.
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Flüsschen münden. Man findet in denselben kleinere Fische, grosse Aale und namentlich Krebse aus
der Familie der Garneelen, die sonst Meeresbewohner sind, doch davon später mehreres.
Auch an Süsswassorseen hat Upolu keinen Mangel. Zu den Landseen gehören der weite
seichte See, welcher sich bei Uafata befindet, ferner ein mit dem Meere in Verbindung stehender See hei
Safata an der Südküste. Dieser See wird von einer sehr starken Quelle gespeist und enthält nahe dieser,
am weitesten vom Meere entfernt, süsses Wasser. Von dieser Quelle an geht er, eine halbe Seemeile
lang und Inseln bildend, dem Meere zu, wo sich eine schmale, durch eine Sandbank theil weise verschlossene
Ausmündung befindet. Nur nahe dieser ist das Wasser brackisch, zeigt aber doch keine Mangroven, die
sonst in der Nähe brackischen Wassers alle andere Vegetation verdrängen. Ausserdem befinden sich
zwischen Falefa und Fagcäoa weite Strecken mit kleinen Teichen und äusserst morastiger Umgebung, eine
Art Moor, doch ohne die spezifischen Torfmoore. An vielen Stellen der Küste, namentlich an der
Vaiusubuclit und bei Sagana etc., sind ausgebreitete Brackwassersümpfe mit Mangrovenwäldern. Es
scheinen dieses Stellen zu sein, wo früher Meer war, welches theils durch Cora lienbauten, theils durch
Aufschwemmung durch die Flüsse verdrängt wurde und die das Meer nur noch zur Fluthzeit, durch lange
gewundene Canäle cindringen lassen. Durch geeignete Dämme, welche das Eindringen des Meeres
verhindern, und durch Gräben, die das Land trocken legen, würde man grosse Landstrecken für die
Kultur gewinnen, die gegenwärtig nur der Gesundheit schädliche Dünste aushauchen.
Eine eigenthümliche Art von Süsswasseransammlungen sind die Kraterseen; sie sind kreisrund
oder oval und nehmen vom Rande aus rasch an Tiefe zu und liegen gewöhnlich im Grunde einer
Bergvertiefung, welche offenbar Kraterhöhlungen erloschener Vulkane sind. Ob das Wasser aus Quellen
in den Scitenwänden eindringt, oder Folge atmosphärischer Niederschläge ist, ist fraglich. Jedoeh dürfte
das Letztere wahrscheinlich sein, da diese Kraterseen an den Gipfeln von Bergen und Hügeln liegen,
wo Quellenbildung kaum stattfindet; ferner haben diese Seen keinen Abfluss, wenigstens keinen sichtbaren,
welches doch bei constant eindringenden Quellen der Fall sein müsste. Der bedeutendste dieser Seen ist
der Lanuto, landeinwärts von Apia, beinahe in der Mitte der Insel, doch etwas näher der Südküste zu
gelegen. Er liegt auf einer Höhe von 2,570 Fuss, soll nach Wilkes eine Tiefe von 9^ Faden besitzen
und befindet sich mitten iu dem waldreichen, feuchten Gebirge, welches das Innere von Upolu durchzieht.
Um zu demselben zu gelangen, ersteigt man, von der Bucht von Vaiusu westwärts gehend, das Gebirge
auf dem Ausläufer, der sich nach der Spitze von Faleula hinauszieht. Auf der Höhe wendet man sich
ostwärts dem Kamme entlang wandernd, auf demselben Fusspfade der nach Safata auf der Südseite
liinüb erführt. Mitten auf der höchsten, dichtbewaldeten Hochebene wendet man sich links vom Wege ab
und gelangt zu einem hohen, breiten Hügel aus losen Lavablöcken gebildet, zwischen denen mächtige
Bäume wurzeln. Auf dessen Höhe angekommen, öffnet sich ein grosser, weiter Kessel mit mehreren
rundlichen Abtheilungen. Zu einer derselben steigt man die steilen, aber doch bewaldeten Wände hinab.
Aus dem tiefen Dunkel des Waldes heraustretend, sicht man plötzlich die von der Sonne beschienene
Fläche des kleinen, blauen Sees vor sich, dessen Rand von Binsen und Pandanen umsäumt ist. Den
Hintergrund bilden die kesselartigen Wände des Kraters und deren höchst luxuriöse Waldstaffagc. Hier
findet man namentlich eine Waldpalme, die mit geradem, säulenartigen Stamme, hoch über den V ald
emporragt und die ihre Fiederkrone im Sonnenlicht badet. Hellgrün ist die Blattkrone dieser majestätischen
Palme, dunkelgrün in allen Verschiedenheiten der bewaldete Seesaum. So ist überhaupt das Grün auf
diesen Inseln in der Landschaft überwiegend, indem die Blüthcn, so schön manche derselben sind, von
der übermächtigen Blattbildung in den Hintergrund gedrängt werden. Ein ähnlicher Kratersee findet
sich in geringer Entfernung von Lanuto, aber mehr nach der Südküste zu. So mögen noch
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manche dieser kleinen Seen auf dem Kamme der einsamen, selten von Menschen begangenen Gebirgskette
sich befinden.
Die bewohnten Plätze der Insel ziehen sich, wie in Savaii , der Küste entlang, bis auf wenige
Hüttengruppen, die mehr landeinwärts liegen. Der wichtigste Platz der Insel und überhaupt der ganzen
Gruppe ist der Hafenort Apia. Es liegt derselbe an der Nordküste in dem Tuamasaga genannten mittelsten
District der Insel in der geographischen Breite von 13° 49' 44" südlich vom Aequator und 171° 44' 0"
westlicher Länge. Zwischen den zwei Landspitzen von Matautu und Molinu dehnt sich eine ovale Bucht
aus, die man vom Meere her schon aus weiter Entfernung erkennen kann, wegen eines hinter ihr liegenden
hutförmigen, abgerundeten Kraterberges, Vaia genannt. Diese Bucht ist theilweise durch Corallenbildungen
geschlossen, hat aber eine freie Oeffnung, eine Biffpassage , die fast von Nord nach Süd laufend, den
Schiffen freie Einfahrt gestattet. Diese Wasserstrecke führt in zwei offene, aber nicht sehr umfangreiche
Seeräume, im Inneren der Bucht. Der eine, der grössere, befindet sich im östlichen Winkel der Landzunge
von Matautu gegenüber, der kleinere läuft mehr gegen den westlichen Winkel. Beide sind durch ein von
der Mitte der Bucht abgehendes pyramidenförmig sich auskeilendes Corallenriff theilweise getrennt. In
diesen beiden freien Seeräumen, die eine Tiefe von 6, 7 — 9 Faden, näher dem Lande nur noch 4 Faden zeigen,
pflegen die Apia besuchenden Schiffe sich vor Anker zu legen, und zwar ist es namentlich der östliche,
theilweise von der Matautuspitze umschlossene Hafenplatz, der gewöhnlich benutzt wird. Der kleinere
westliche Hafenraum, fast ganz von Corallenriffen eingeschlossen, hat zwar eine geschütztere Lage,
namentlich gegen die durch die Passage eintretende nordwestliche Schwellung, allein er hat den Nachtheil
grosser Raumbeschränktheit und schwieriger Ausfahrt, Hingegen eignet er sich sehr gut, um Schiffe, die
längere Zeit im Hafen, namentlich zur Zeit der nördlichen Winde, liegen sollen, fest zu ankern. Im
Allgemeinen ist die Bucht von Apia nur für eine beschränkte Anzahl von Schiffen genügend, und bietet
denselben, zur Zeit der herrschenden Nordwinde, nicht hinlänglichen Schutz. Ein anderer, aber weniger
bedeutender Nachtheil des Hafens besteht darin, dass bei niedrigem Wasserstande nur wenige Uferstellen,
wegen der dem Strand entlang sich vorfindenden kleineren Corallenbildungen, für die Landung der Böte
geeignet sind, und tief beladene Schaluppen namentlich müssen die Zeit der höchsten Fluth abwarten.
Die östliche Seite nach Matautu hin ist zur Passatzeit in dieser Beziehung noch die beste, und sie liesse
sich leicht durch angelegte Quais, welche die seichteren Stellen überbrückten, vollkommener machen.
Trotz aller dieser Nachtheile ist die Bucht von Apia für Segelschiffe die geeigneteste der ganzen Gruppe,
da sie leichten Ein- und Ausgang gewährt, und auch die Aufnahme vortrefflichen Trinkwassers aus dem
in der Bucht ausmündenden Sigagoflusse , sowie die Anschaffung frischer Vorräthc daselbst am
leichtesten ist. Die sehr geschützte und umfangreiche Bucht Pagopago in Tutuila hat den Nachtheil,
dass Segelschiffe schwer aus derselben hinaussegeln können, da die, die Bucht umschliessenden, hohen,
steilen Berge schwache Winde ganz ausschliessen. Für Dampfschiffe aber dürfte diese Bucht ganz
geeignet sein. Bemerkt muss aber noch werden, dass trotz der vollständigen Umschliessung dieser Bucht
durch das Land, die dort vor Anker liegenden Schiffe, in den orkanartigen Stürmen der Regenzeit, nicht
so sicher liegen, wie es den Anschein hat, da die Winde oft mit grosser Gewalt von den hohen Bergen
herab in die Bucht einfallen.
Der Ankergrund des Hafens von Apia besteht aus zähem, schwarzen Schlamm, der durch die
Flüsse hincingcschwemmt wird; hin und wieder finden sich noch kleine, tiefliegende Corallknollen, die den
Ankern gefährlich sind. Die Tiefe des Wassers in der Riffpassage beträgt zwischen 9 und 14 Faden, so
dass im Notlifall ein Schiff auch dort ankern kann. Durch den immer mehr sich vergrössernden Handel
und die zunehmende Schifffahrt haben sich rings um die Bucht von Apia eine Anzahl Fremder angesiedelt,
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deren Häuser und Magazine den Strand umsäumen und dem Platze, namentlich vom Hafen aus, ein ganz
stattliches Ansehen geben. Gegenwärtig ist fast alles Land um die Bucht in den Händen der Fremden,
bis auf das sehr verkleinerte Dorf Apia im östlichen Winkel der Bucht und den Hütten auf den Landspitzen
von Molinu und Matautu. Man kann den Strand um den Hafen von Apia zur besseren Uebersicht in drei
Theile theilen, welche durch das Meer und die Flüsse begrenzt werden. Von der östlichen Landspitze
Matautu ausgehend, haben wir einen Strich Landes, der bis zum innersten Winkel der Bucht und zum
Flusse Sigago geht. Auf diesem Theile stehen zunächst der Landspitze die Hütten und Befestigungswerke
der Eingeborenen, der Sitz des im letzten Kriege besiegten Parteigängers Malietoa-Laupepa. Hierauf folgt
an der dem Hafen zugekehrten Seite eine Reihe hölzerner Häuser mit Veranden im Style der westindischen
Landhäuser, so das Haus des amerikanischen Consuls mit Comtoir, das des Lootsen nebst einer ganzen
Reihe kleinerer Buden, meist Matrosenkneipen. Der ansehnlichste Gebäudecomplex und das älteste dieser
Alt in Apia , von einem englischen Israeliten gebaut, gegenwärtig einem englischen Hause in Siclney gehörend,
dessen Agent Herr Mac-Farland war, liegt am nächsten dem Flusse zu. Es besteht aus geräumigen
Waarenmagazinen, Verkaufsläden und Wohnhäusern, und gehörte durch die Gastfreundschaft der Mac-
Farland’ sehen Familie zu dem Sammelpunkte des geselligen Lebens in Apia. Von dem Flusse Sigago an,
dessen Ausmündung einen beträchtlichen Theil des Strandes mit Sand und Gerolle bedeckt hat, da er
fortwährend sein Bett verändert, weshalb man auch keine Brücke über denselben gebaut hat, beginnt die
zweite Abtheilung. Dieselbe erstreckt sich bis zu einem kleinen Flüsschen, welches auf dem mulivai
genannten Strandgebiete ausmündet. Auf derselben befindet sich zunächst hinter dem Flusse auf einer
kleinen Erhöhung die englisch protestantische Kapelle, wo Gottesdienst für die hier ansässigen Fremden
gehalten wird. Etwas weiter rückwärts vom Strande steht auf einem Hügel das Haus des Missionairs der
englischen Missionsgesellschaft, in dessen Garten ein schönes Exemplar der auf Viti vorkommenden
Pritchardia pacifica (Seem) steht, von wo aus Exemplare über die ganze Gruppe verpflanzt worden
sind. Neben dem Missionshause befinden sich die wenigen Hütten des Dorfes Apia, das im letzten
Kriege sehr gelitten hat, sowie deren geräumige Kirche mit getünchten Mauern und Zuckerrohrblätterdach.
Gegen das Ende des Dorfes Apia erhebt sich das zweistöckige , hölzerne Haus des englischen Consuls
nebst einigen dazu gehörenden kleineren Häusern und Magazinen. Der englische Consul besitzt ferner
noch landeinwärts auf einem Vorberge des Vaia ein Landhaus mit ansehnlichen daran stossenden
Ländereien. Auf dem Strande bis zum Flüsschen stehen noch einzelne kleinere Verkaufsbuden und
Hütten der Eingeborenen.
Hinter dem Flüsschen, über welches eine von den Fremden erbaute Brücke führt, beginnt mit
dem Mulivai genannten Lande der dritte Abschnitt, der eine Art Halbinsel darstellt, insofern der grösste
Theil derselben auf der Seeseite von dem Meere, auf der Landseite aber durch die tief ins Land ein¬
schneidende Ausbuchtung der Vaiusubay und den davon ausgehenden flussähnlichen Ausläufern und
Brackwassermorästen begränzt wird. Nur auf einer kurzen Strecke gleich hinter dem Mulivai genannten
Orte hängt dieser Küstenstrich durch eine immerhin sumpfige Niederung mit dem Festlande zusammen.
Das äusserste Ende dieser, ungefähr eine Seemeile langen, Halbinsel ist die Landspitze von
Molinu unter deren zahlreichen Cocospalmen die Hüttengruppen der Eingeborenen zerstreut liegen. Es wird dieses
Molinu stets von dem Passatwind bestrichen und daher ist es der gesundeste Theil von Apia , weshalb die
Eingeborenen von den umliegenden Ortschaften ihre Kranken dort unterzubringen pflegen, die dort auch
nicht mehr von den Mücken geplagt werden. Im letzten Kriege war hier der Versammlungsort der dem
alten Tuamasaga-Häuptlinge Malietoa mit dem Zunamen Pea anhängenden Partei, und hat Molinu auch
in früheren Bürgerkriegen seiner günstigen Lage wegen zu diesem Zwecke gedient. Für die Anlage von
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Factoreien ist die Molinuspitze ungünstig, da die massenhaften Corallenbildungen das Landen der Böte
sehr erschweren, abgesehen von der Entfernung der eigentlichen Hafenplätze.
Zunächst an Molinu grenzt ein grosser Landstrich mit zahlreichen Magazinen, Maschinenräumen
und Wohnhäusern, dem Handelshause J. C. Godeffroy & Sohn in Hamburg gehörend. Es war dieses,
Savolalo genannt, ursprünglich ein Morast und es gelang den Bemühungen des früheren thätigen und
unternehmenden Agenten der obigen Firma, der leider später auf der See verunglückte, dasselbe trocken
zu legen und zu dem umzuwandeln, was es gegenwärtig darstellt.
Ausser den in den letzten Jahren vermehrten Bauten von Magazinen und einer guten Quai-
Anlage, einem hohen Flaggenstocke aus Schiffsmasten verfertigt, auf welchem die deutschen Farben hoch
über den Palmen flattern, findet sich landeinwärts noch eine Strecke angebauten Landes. Es ist dieses
durch kostspielige Gräbenanlagen trocken gelegt und mit Baumwolle und Cocospalmen bepflanzt worden ;
die erste Plantage dieser Art in Samoa. Der spätere Agent und deutsche Consul hat diese Anlagen noch
weiter gefördert und in Ordnung gehalten und zeigen dieselben jetzt das schöne Bild einer regelmässig in
Reihen stehenden Anpflanzung von Cocospalmen, die einen reichlichen Ertrag gewähren.
An das deutsche Gebiet gränzt nach Osten das der französischen Mission, das landeinwärts sich
bis zu den Yorbergen des Vaia und gegen den Strand hinab bis an das genannte Flüsschen bei Midivai
erstreckt, dem Strande entlang einen schmalen Streifen Landes übrig lassend, der in den Händen anderer
Eigenthümer ist und Matafele genannt wird. Auf dem Gebiete der französischen Mission steht zunächst
dem deutschen Grundstücke etwas landeinwärts ein grosses Gebäude, welches von den Schwestern der
Mission bewohnt wird, welche daselbst unter klösterlicher Zucht eine Anzahl eingeborener Mädchen und
Waisen von europäischer Abkunft unterrichten. Sorgfältig unterhaltene Gartenanlagen von geraden,
breiten Wegen durchzogen, in welchen Alles wächst und gedeiht, was die Mission an Vegetabilien,
Hühnern etc. gebraucht, grenzen daran und ziehen sich nach Midivai hinab. Es befindet sich daselbst
ferner noch ein grosses Gebäude als Schule für die Missionszöglinge von mehreren mit dem Unterrichte
betrauten Laienbrüdern gehalten, sowie eine Reihe kleinerer Buden, in welchen die für den Kirchendienst
herangezogenen Eingeborenen mit ihren Familien wohnen. Wieder ganz am Strande befindet sich ein
breites Grundstück, auf welchem die kleine hübsche katholische Kirche mit einem Glockenthürmchen und
Uhrwerk, sowie die Wohngebäude des Bischofs und der Geistlichen stehen. Die umgebenden Ländereien
decken fast den grössten Theil der Unkosten der Mission, da derselben von Europa nur unbedeutende
Subsidien zufliessen und von den Eingeborenen im Gegensätze zu der protestantischen Mission gar keine
Unterstützungen verlangt werden. Hieraus kann man schon schlicssen, dass die Geistlichen vom Bischof
herab bis auf die Schwestern und Laienbrüder ein höchst einfaches, europäische Genüsse gänzlich ent¬
behrendes Lehen führen, welches nur menschenfreundlichen Zwecken gewidmet ist.
Auf dem schmalen, von der Mission unbesetzten Strandstreifen befindet sich auch eine kleine,
dem deutschen Handelshause gehörende Schiffswerfte nebst Holzmagazin. Kleinere Schiffe können daselbst
auf den Strand gezogen und ausgebessert werden, indem hier eine tiefe AVasserrinne von dem kleineren
Hafen gegen den Strand läuft. Ferner finden wir in Matafele das Besitzthum eines Amerikaners,
bestehend aus einem hübsch eingerichteten Schenklokal mit Billardzimmer und Kegelbahn. Daneben steht
ein gut gebautes Haus mit Schindeldach, von einem Deutschen verwaltet, wo sich ein Verkaufsmagazin
aller möglichen auf den Inseln gangbaren Artikeln befindet. Demselben gegenüber steht ein älteres
hölzernes Haus mit Blätterdach, dass der katholischen Mission gehört, aber meistens an Fremde vermiethet
wird, und in -welchem der Verfasser dieser Zeilen manches Jahr gewohnt hat. Hart am Strande steht
ein hohes zweistöckiges Haus, einem Engländer gehörend, der ebenfalls ein Verkaufsmagazin hält.
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Daneben steht die bescheidene Wohnung eines Bäckers, und demselben gegenüber abermals eine Schenke,
auch den Schuppen eines Grobschmidts finden wir hier. Dann folgt ein Stück Strand mit kleinen halb
polynesisch, halb europäisch gebauten kleinen Hütten, in welchen sich eine Anzahl Eingeborener von
Tahiti und Raratonga niedergelassen hat, welche ursprünglich für die Mission beschäftigt waren. Es sind
dieses für die Fremdenkolonie höchst nützliche Leute, da sie fast allein in den Magazinen, bei den
Maschinen etc. zu gebrauchen sind. Sie verdingen sich auch als ganz gute Matrosen auf den zwischen
den Inseln, ja selbst nach Europa fahrenden Schiffen. Diese Polynesier sowohl wie die Eingeborenen von
Niuc oder Savage-island haben sich überall in der Gruppe festgesetzt und durch Kauf von den Samoanern
Land erworben. Sie zeichnen sich von den letzteren durch ihre Vorliebe zu civilisirten Sitten, dem
Gebrauche von europäischer Kleidung und auch durch ihre Neigung zu europäischen Genüssen,
wozu leider auch der des Brannteweins gehört, aus. Man kann die Anzahl der in Samoa lebenden
fremden Polynesier wohl auf tausend Köpfe schätzen. Etwas unter dem Schutze der weissen Fremden
stehend , verdrängen sie auch ihrerseits die ursprünglichen Einwohner und verbreiten sich immer mehr
in Samoa.
Ausser dieser fremden Polynesierkolonie finden sich noch weiter am Strande eine Anzahl
kleinerer Wohnungen und Verkaufsmagazine, bis wir wieder an den Mulivai genannten Strande bei der
katholischen Kirche angelangt sind.
Im Ganzen mögen wohl in diesen drei beschriebenen Abtheilungen Apia' s zusammengenommen
über 200 grössere und kleinere Gebäulichkeiten europäischen Styles, zwar meistens nur aus Holz
erbaut, stehen. Der grösste Theil derselben ist mit Zuckerrohrblättern gedeckt, welche auch die
Eingeborenen zu diesem Zweck verwenden. Die Blätter werden an Bohrstücken aufgereihet und
dachziegelartig übereinander an den Dachstuhlrippen festgebunden. Man findet auch Häuser mit
Schindeln gedeckt, die sich gut bewährt haben und einige mit galvanisirten Eisenplatten, die aber der
Wärme wegen für Wohnungen unpractisch sind. Zum Schutze gegen die Sonne laufen die Dächer fast
aller Häuser in Veranda's aus; die Seitenwände bestehen meistens aus einfach sich deckenden Planken,
die an die Gerüstbalken festgenagelt werden. Aussen werden dieselben weiss getüncht oder mit Oelfarben
angestrichen und ebenso die inneren Wände; nur bei reich ausgestatteten Zimmern sind dieselben mit
Täfelung ausgekleidet, tapezirt oder angestrichen. Die Hausthliren führen meistens direkt in die Zimmer,
nur selten sind Hausflure angebracht. Die Stelle der Zimmerdecke versieht ein getünchtes Stück Baum¬
wollenzeug, das zwischen Dach und Zimmerraum ausgespannt wird. Oeffnungen, die als Fenster dienen,
werden durch hölzerne Läden geschlossen oder sind auch mit Glasfenstern versehen, die fertig eingeführt
werden. In neuerer Zeit hat man auch bis auf die Aufstellung fertig construirtc Holzhäuser von den
englischen Kolonien eingeführt, aber sie sind theuer. Die primitiv aufgemauerten Häuser und Kirchen -
bauten der englischen Missionare sind nicht zu empfehlen, da die Corallblöckc und der aus Corallen
gebrannte Kalk Seesalz einschliessen, welches die Häuser feucht macht.
Jedes einzehie Grundstück ist mit Staketen umgeben, die dem Strande entlang nur einen
schmalen Weg übrig lassen; überhaupt lässt das Strassen- und Brücken-Departemcnt in Apia noch Vieles
zu wünschen übrig.
So klein auch der Hafenplatz ist, so entfaltet er doch schon ein für diese Inseln reges Lehen.
Täglich gehen kleine Sclaooner im Hafen aus und ein; grössere Schiffe, selbst Kriegsschiffe verschiedener
Nationen besuchen denselben; Böte und Kähne durchfurchen nach allen Richtungen die Bucht. In den
Gesang der arbeitenden Matrosen mischen sich die Rudergesänge der Eingeborenen, das Geschrei der am
Strande und den Quais die Ladung abnehmenden Arbeiter aller möglichen Raccn. Am Lande selbst hört
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man das Rollen und Pfeifen der Dampfmaschinen, das Arbeiten der Werkleute; Reiter sprengen den
Strand entlang; zahlreiche Banden von Eingeborenen durchziehen mit ihren Naturproducten die Wege
des Hafenplatzes. Abends ist zwar das Arbeitsgeräusch verhallt, dafür wird es aber am Lande erst recht
lebendig. Die vielen Schenken füllen sich mit lärmenden Gästen; die Eingeborenen führen ihre Tänze
mit Gesang und Händeklatschen und Trommeln auf und Alles erfreut sich im Freien der wohlthätigen
Kühlung, welche die Nacht bringt.
Doch verlassen wir jetzt den Hafenplatz Apia, dieses sonderbare Gemisch europäischen und
polynesischen Lebens, und setzen unsere Wanderung westwärts längs der Küste weiter fort. Hinter der
Landspitze von Molinu gelangen wir abermals zu einer weiten Bucht, die aber von der See durch Riffe
vollkommen abgeschlossen ist, die Bucht von Vaiusu. An derselben liegen die Dorfschaften Vaiusu ,
Vailepa, Vaimoso etc. Der Grund der Bucht ist seicht und von ausgedehnten Schlammbänken einge¬
nommen. Etwas mehr westwärts gegen das Ende der Bucht wird die Küste voller Klippen und läuft in.
eine nach Norden gerichtete Landspitze Faleula aus. Von diesem Kap, dem nördlichsten Punkte der Insel,
geht eine Reihe von Klippen und Untiefen weit in’s Meer über das Aussenriff hinaus, auf welchem sich
die See stark bricht; weshalb Böte und kleinere Schiffe sich an dieser gefährlichen Stelle vorzusehen haben.
Der Küste entlang, sowohl in Vaiusu wie in Faleula befinden sich Baumwollen-Plantagen der
in Apia ansässigen Fremden. Westlich von Faleula , wo nur wenige Hütten der Eingeborenen stehen,
gelangt man zu dem Küstenstrich von Sagana, der, wie auch der vorhergehende, zwei bis drei Seemeilen
landeinwärts sich erstreckendes Culturland, mit Cocospalmen, Pisang-Arten, Brodfruchtbäumen bepflanzt,
enthält. Doch leidet der District an zahlreichen Brackwassersümpfen, die sich der Küste entlang hinziehen.
Sagana und zwar die specielle Dorfschaft Satuisamau ist der Sitz des Oberhäuptlings des Tuama-
saga- Districtes , des sogenannten Tui-tuamasaga , der in neuerer Zeit den Familiennamen Malietoa
trägt. Die erste grössere Dorfschaft nach den einzelnen Hüttengruppen, die Sagana zusammensetzen,
heisst Salimoa. Während von Apia bis Salimoa das Corallenriff sich in weiter Entfernung vom Lande
hält und einen für Böte stets schiffbaren Canal einschliesst, treten hier innerhalb des Riffes zahlreiche
Corallen- und Sandbänke auf, die zur Ebbezeit den Durchgang bald erschweren, bald ganz unmöglich
machen. Namentlich bei der Landspitze, auf welcher das Dorf und die Missionsstation von Malua sich
befindet, verengt sich das Fahrwasser so, dass nur ein schmaler, vielfach künstlich offengehaltener Canal
hindurchführt. Weiter nach dem Aussenriffe zu ist aber tiefes Wasser, und öffnet sich in demselben
eine breite Passage, durch welche grosse Segelböte, welche vom Westende der Insel her, durch den für
sie stets offenen Riffkanal herauf segelten, gewöhnlich in die freie See hinausfahren.
In Malua befindet sich das Seminar der englischen Mission, in welcher Anstalt die Eingeborenen
für den Missionsdienst unterrichtet werden. Es ist dieses eine Stiftung des durch seine literarischen
Arbeiten in weiteren Kreisen bekannten Missionair Fr. Turner und des Rev. H. Nisbeth. In kleinen,
in Reihen stehenden Häusern wohnen die einzelnen Missionszöglinge, die meistens schon verheirathet sind
und ihre Familien bei sich haben. Das zur Mission gehörende Land wird von ihnen bearbeitet, und der
Unterhalt auf diese Weise bestritten. Etwas entfernt nach der Landspitze zu stehen die beiden Häuser
der leitenden Missionaire, von hübschen Gartenanlagen umgehen, in welchen unter andern, von diesen
thätigen Leuten eingeführten Gewächsen, zwei stattliche Dattelpalmen, stehen.
Westwärts von Malua fängt der District von Aana an, der schönste und fruchtbarste von
Upolu. Die Centralkette im Inneren der Insel löst sich von hier an in eine Reihe kleinerer, unbedeutender
Erhöhungen auf. Mit dieser Abflachung hängt wahrscheinlich die Erscheinung zusammen, dass
die Landspitze von Malua eine Art von Wetterscheide bildet. Während oft das schönste Wetter
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an der Nordküste von Osten bis Malua herrscht, ist von hier bis Mulifanua, dem Westende, Regen
anzutreffen.
Die Hauptdorfschaft des Aana-Districtcs ist Lulumoega , der Sitz des Tui-aana. Die
katholische und die protestantische Mission haben hier ihre Vertreter, und erstere eine hübsche, kleine
Kirche, die durch den Missionair Pater Dubreuil erbaut wurde. Da dieser alle Arbeiten selbst leitete
und überall mit angriff, so büsste er, ein schon älterer Mann, dabei seine Gesundheit und sein Lehen
ein. Der protestantische Missionair, Rev. H. Widme, hat ein hübsches Haus am Meeresstrande, mit
freundlichen Gartenanlagen und Volieren. Derselbe hat als Freund der Wissenschaften eine für diese
Insel beträchtliche Bibliothek.
Von den vielen Hüttengruppen, die dem palmenreichen Strande von Aana entlang stehen,
sind besonders zu bemerken Fasitouta, Falesiu, Fasitotai ; letzteres ist eigentlich nur eine Fortsetzung von
Lulumoega. Hinter dieser Ortschaft zieht sich eine weite, fruchtbare Ebene mit geringer Steigung fast
bis zur Südküste hinüber. Es ist dieses das schönste Land in Upolu und wird für 1 and wirtschaftliche
Unternehmungen noch von Wichtigkeit werden.
Aus dieser Ebene von Aana steigt steil der abgestutzte Kegel des Tofuaberges*) empor, zu dessen
Ersteigung der nächste Weg von Fasitotai ausgeht. Ein guter Pfad, den man zu Pferde reiten kann,
führt in einer kleinen Stunde zu einigen Hütten, die am Fusse des Berges liegen. Von diesen aus gelangt
man, einen steilen aber bewaldeten Grat des Berges emporklimmend, in kurzer Zeit auf seinen Gipfel.
Hier findet man eine bald schmalere, bald breitere, rund herum laufende Kante, von welcher es steil in
die Kraterhöhlung des Berges hinabgeht. Man kann rings um dieselbe herumgehen, doch ist stellenweise
der AVeg durch die üppige Vegetation fast verschlossen. Die Seitenwände der tiefen Kraterhöhlung, die
den Durchmesser einer Seemeile hat, sind ebenfalls bewaldet. Es zeichnet sich dieselbe, wie auch besonders
die Kraterbrüstung, durch einen grossen Reichthum an Orchideen, Moosen und Farngewächsen aus, die
theils die Stämme der Waldbäume parasitisch umgeben, theils den Boden mit zierlichem Farnrasen
bedecken oder als selbständige Farnbäume die hellgrünen Wedel zwischen den Waldbäumen entfalten.
Die Ueppigkeit dieser Gewächse an dieser Stelle hat ihren Grund in der grossen Feuchtigkeit, welche die
fast immer dort lagernden Wolken und häufigen Regen erzeugen.
Dass dieser Krater, der schon seit Jahrhunderten seine Thätigkeit eingestellt hat und den auch
Humboldt im Cosmos erwähnt, nicht mit Wasser gefüllt ist, deutet darauf, dass wahrscheinlich zahlreiche
Spalten seine Wände durchsetzen. Dieses wird bestätigt durch die zahlreichen Quellen und Bäche, die
dem Berg ihren Ursprung verdanken und die als ziemliche Flüsschen an der Nord- und Südküste in’s
Meer ausmünden.
Stellenweise kann man durch Lücken im Walde von der Anhöhe hinab nach der Küste sehen
und ist die Aussicht nach Norden und Osten eine wundervolle. Ein Wald von Palmen und Brodfrucht-
bäumen dehnt sich vom Fuss des Berges nach dem Meere hin aus, wo er von der blauen See und der
deutlich sich abzeichnenden weissen Schaumlinie des Riffs begrenzt wird. Das Grün der von der Sonne
beschienenen Vegetation wetteifert mit dem Ultramarinblau des majestätischen Meeresspiegels, der sich
erst am fernen Horizont dem Auge entzieht. Nach Süden und Westen sieht man über ein Meer von
Waldungen, aus denen nur vereinzelte Gruppen von Cocospalmen ihr Haupt erheben. Es sind diese
Forste, so wie die des Berges der Aufenthaltsort des Manu-mea (Didunculus strigirostris Jardin.), eines
eigenthümlichen, nur der Samoagruppe angehörenden Vogels aus der Familie der Tauben.
*) Siehe die beigefugten Profile.
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Der Küste des Aanabesirhes entlang gehend, kommt man über das Dorf Satapuala zu dem
Westende der Insel, Mulifanua, Ende des Landes, genannt. Es öffnet sich hier die Aussicht auf die
schöne Meerenge zwischen Upolu und Savaii , mit den darin liegenden Inseln Manono und Apolima.
Dieser Theil von TJpolu war in früheren Zeiten viel bevölkerter als jetzt, welches die zahlreichen Stein¬
fundamente von Hütten beweisen.
Der Boden ist hier mit Lavahlöcken übersäet, trotzdem aber sehr fruchtbar, wie eine von dem
deutschen Handelshause hier angelegte Plantage bewiesen hat. Herr J. Meyer, ein deutscher, mit Land-
wirthschaft vertrauter, kenntnissreicher Mann, hat hier unter unsäglichen Schwierigkeiten wegen des aus¬
zurodenden Urwaldes und des steinigen Bodens eine Baumwollenpflanzung eingerichtet, welche durch ihre
regelmässige Eintheilung und Ertragsfähigkeit zu den Mustern solcher Pflanzungen in den Südseeinseln
gezählt werden kann. Diesen A nbau mit einer Anzahl geworbener Arbeiter von den Earatonga- und
Kingsmillinseln fern von der europäischen Station in Apia allein stehend zu leiten, war eine Aufgabe,
deren Schwierigkeit und seihst Gefährlichkeit nicht unerheblich war. Leider wurde derselbe, dessen Gesund¬
heit schon seit längerer Zeit angegriffen -war, durch diese anstrengenden Arbeiten krank und er musste
sein Werk andern Händen überlassen, um sich in Tahiti wieder erholen zu können. Glücklicherweise ist
sein Nachfolger ebenfalls ein thätiger Deutscher, der die Pflanzung in guter Ordnung hält. Die Plantage
ist ein grosses Quadrat, dessen eine Seite eine halbe Seemeile lang ist und erstreckt sich von der Küste an
landeinwärts. An dem von der Küste entferntesten Saum, so wie an den Seiten ist dieselbe von dichtem
Walde begrenzt. Parallele Wege durchschneiden die Pflanzung der Länge und Breite nach und theilen
dieselbe in regelmässige Quadrate ein, was eine Uebersicht in der Bearbeitung sehr erleichtert. Grössere
Und kleinere Schuppen, zu Wohnungen der Arbeiter und zur Aufnahme der gewonnenen Produkte dienend,
so wie ein kleines Wohnhaus stehen nahe am Strande, wo eine Quaianlage das Landen der Böte erleichtert.
Von Mulifanua weitergehend, treffen wir die nächste grössere Ortschaft schon auf der Süd¬
küste liegend, sie heisst Samatau und umfasst eine massige Anzahl Hütten, der Strand derselben ist von
einem Aussenriff eingerahmt. Weiter östlich an dieser Südküste liegen am Grunde einer kleinen Bucht
die Hütten von Falelatei, welcher Ort ausser einem schmalen Gürtel kultivirten Landes ausgedehnte
Waldungen hat, die sich bis an den Fuss des Tofuabergcs erstrecken. Das Aussenriff biegt sich hinter
der Bucht von Falelatei nach dem Strande zu und endet daselbst. Der nun folgende Küstenstrich erhebt
sich mit wilden und bewaldeten Steilküsten aus dem Meere und sie gehen so weit, bis man zur Ortschaft
Lefaga gelangt. Diese liegt im Winkel einer ziemlich tiefen Bucht, mit gutem Ankerplatz für Böte;
doch ist das wieder beginnende Corallenriff nicht weit vom Strande entfernt und vielfach unterbrochen.
Hinter Lefaga erstreckt sich eine reiche, kultivirte Niederung weit landeinwärts und geht über
dieselbe ein guter Weg von hier nach Lulumoega an der Nordküste, den man bequem zu Pferde machen
kann, da in der Mitte der Insel nur eine geringe Erhebung vorhanden ist. Von Lefaga bis zur Bucht
Safata, die der von Apia an der Nordseite gegenüber liegt, ziehen sich zwar Küstenriffe dem Strande
entlang, aber mit vielen Unterbrechungen und keinen ruhigen Fahrkanal einschliessend. Aus diesem
Grunde segeln die Böte bei Falelatei aus dem Biffkanal in die freie See und treten erst vor Safata
wieder ein, wenn sie nach diesem Orte bestimmt sind. Wenn sie aber weiter ostwärts nach Falealili
fahren, so gehen sie direkt ausserhalb des Riffes der Küste folgend. Safata hat übrigens ein weit aus¬
laufendes Aussenriff mit einer grossen Passage und gesichertem Ankerplatz selbst für grosse Schiffe, so
dass es vielleicht in manchen Beziehungen Apia vorzuziehen wäre.
Safata hat eine starke Bevölkerung und seine zahlreichen Hütten ziehen sich meilenweit der
Küste entlang. Die Niederung vom Strande bis zu dem nahe der Küste liegenden Gebirge ist stellen-
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weise sehr sumpfig. Safata ist reich an süssen Gewässern und von dem See, der sich hier befindet,
wurde schon gesprochen. Auch findet man hier eine ähnliche Landzunge, wie die von Molinu an der
Nordküste; es stehen auf derselben viele Hütten, kleinere Ortschaften bildend, die zu Safata gehören.
Die französische Mission hat hier eine Station und Landbesitz. Von Safata gehen mehrere Fusspfade
über das Gebirge nach Apia und anderen Ortschaften an der Nordküste. Der kürzeste von einer Küste
zur anderen geht am steilen Südabhang gerade hinauf zu der Gebirgshöhe, Tiapapata genannt, und führt
dann längs einer tiefen Thalspalte, in deren Tiefe ein Flüsschen läuft, den sanfter abfallenden Nordabhang
hinab zu den hinter Apia gelegenen Hüttengruppen von Togamanono und Magiani in die Ebene und
nach Apia. Es bietet dieser Pfad, mitten durch den Urwald des Gebirges führend, dem Naturforscher
ein reiches Feld, da hier Thier- und Pflanzenwelt mit der wechselnden Höhe über Meer verschiedenartige
Formen zeigen, welche in der Ebene nicht Vorkommen. Interessant ist ein uralter Ho« -Baum (Ficus
micropkylla?), der auf der Höhe des Passes von Tiapapata an dem steilen Absturz der erwähnten Thal¬
spalte steht. Sein Gipfel erreicht nach ungefährer Schätzung eine Höhe von 120 bis 150 Fuss und sein
Stammwerk, aus verschlungenen und verschmolzenen einzelnen Stämmen bestehend, nimmt einen Raum
ein, dessen Umfang über GO Fuss beträgt. Ein guter Fussgänger kann diesen Weg von Safata nach Apia
in 6 bis 7 Stunden zurücklegen.
Das nächste Dort östlich von Safata ist Siumu, dessen Hütten an einer felsigen Landspitze
stehen, wo das Corallenriff endigt. Hinter dem Dorfe beginnen Steilküsten, die sich bis zu dem Küsten¬
platze Falealili hinziehen. Diese ganze vier Meilen lange Strecke ist unbewohnt und unkultivirt. Der
Weg von Siumu nach Falealili kann nicht der zerrissenen, felsigen Küste folgen, sondern führt land¬
einwärts auf steinigen Pfaden durch Wälder und Flüsse dahin.
Falealili ist weitaus der bedeutendste Ort an der Südküste und vielleicht der bevölkertste ' in
ganz Samoa, da er etwa 3500 bis 4000 Köpfe zählt. Es liegt der Ort an einer flachen Ausbuchtung der
Küste mit einem sandigen, niedrigen Strand. Ein Corallenriff läuft in weiter Entfernung als AussenrifF
vom Lande ab und umschliesst auch eine kleine Insel, die eine halbe Seemeile von der Küste entfernt
liegt. Die Segelböte treten durch Passagen, die indessen nicht ohne Gefahr sind, in das Biunenwasser
ein und können daselbst ankern. Ueber zwei Seemeilen weit der Küste entlang reihet sich Hütte an
Hütte, von Brodfrucht-Wibäumen (Evia dulcis Com.), und Cocospalmen beschattet. Landeinwärts sind ebenfalls
noch drei Hüttengruppen, sogenannte Walddörfer. Dieser starken Bevölkerung entsprechend hat Falealili von
Alters her eine hervorragende politische Rolle gespielt und es war der grösste Theil der Bevölkerung von Tutuila
diesem Orte tributpflichtig. Reisegesellschaften aus Falealili, sogenannte Malagas, weilten oft lange in
Tutuila und Hessen sich Feste geben, auch ging von einer solchen der Angriff auf La-Perouse in der
Massacrehai aus. Der Charakter der Bewohner von Falealili ist noch heute ein unfreundlicherer und
rauherer, wie der von anderen Bewohnern Samoa’ s. Dur Boden in der Umgegend von Falealili ist zwar
steinig, trägt aber doch eine Menge Cocospalmen, Brodfruchtbäume , Bananen, Jams und andere Cultur-
ge wächse. Für die Bearbeitung des Landes kann der Pflug nicht angewendet werden und man findet
überhaupt in Samoa wenigen Boden, der dazu sich eignet, wenigstens nicht in der ersten Zeit.
Hinter Falealili wird das Gebirge im Innern der Insel immer schroffer und zeigt sägefömiig
gezahnte Kämme. Diesen Anblick gewährt namentlich das Gebirge hinter der nächsten Ortschaft Salani,
von wo ein Weg nach Falefä (Vierhäuser), an der Nordküste längs, einem tiefen Thaleinschnitte führt.
Nahe bei Salani finden wir, wie in Savaii, einen Fluss, der unterirdisch verschwindet. Die Küste von
Salani bis zur Ostspitze von Upolu wird wieder schroff und steil, mit seltener und geringer Riffbildung,
Es liegen an derselben in kleinen Einbuchtungen die Dörfer Lotofagä, Afagä und Lepa.
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Das Ostende der Insel Upolu ist abgestutzt, und am weitesten nach Osten zu erstrecken sieb
zwei Landspitzen, die Tapaga- und Samususpitze. In einer Richtung mit der letzteren, die sich steil
und schroff in's Meer senkt, liegen die Inseln Nuutele und Nmtlna. Diese steigen mit sehr hohen und
steilen Küsten aus dem Meere empor und nur Nuutele bat auf der nördlichen Seite einen flachen und
sandigen Strand. Die Felswände dieser Insel haben ein gebändertes Aussehen, und besteben aus
Schichten von einem mergelartigen, bräunlichen Gestein, wie wir es sonst nirgends in Samoa gefunden.
Von Tapaga nach Sarnusu zieht sich ein Riff im weiten Bogen um das Ende der Insel und
es liegen innerhalb desselben noch zwei kleine Eilande Fanuatapu und Namua. Am Strande zwischen
den beiden Vorgebirgen liegen verschiedene Hüttengruppen, die vereinigt als Alepata bekannt sind.
Diese grosse Dorfschaft ist namentlich ausgezeichnet durch schöne, grosse Häuser oder Hütten, mit
reinlich gehaltenen freien Plätzen, sogenannten Malae’s. Um zu derselben von der Seeseite zu gelangen,
hat man eine enge, für Böte oft höchst gefährliche Oeflhung im Riffe zu passiren. Es ist keine
Kleinigkeit ein Boot, bei haushohen 'Wellen, zwischen links und rechts brandenden Riffen, zu steuern.
Doch sind manche der lange in Samoa lebenden Fremden und namentlich die Mischlinge oft sehr erfahren
in dieser Kunst und man hört nicht so häufig von Unglücksfällen, als die Gefährlichkeit solcher Passagen
erwarten lässt. Hauptsächlich muss dabei der richtige Augenblick wahrgenommen werden, wo alle Ruder
lebhaft und gleichmässig in Bewegung zu setzen sind, um durch die enge Rifföffnung zu schiessen.
Von Alepata nach der Nordküste der Insel zu sind wieder sehr hohe, steile Küsten bis zur
Bucht von Falefa, einzig unterbrochen durch landeinwärts sich ziehende Buchten, an deren Grunde die
Ortschaften liegen. So die Bucht von Tiavea, TJafato, Fagaloa, Sauano und Falefa selbst. Tlavea hegt
im Nordosten der Insel und die kleine Bucht ist von steilen Bergseiten umgeben. Die Einwohner dieses
Ortes sind bekannt als geschickte Züchter der zum Fang dienenden Tauben (Carpophaga oceanica Lath.),
da die umgebenden Wälder reich an Brüteplätzen sind. Uafato, weiter westlich an der Nordküste liegend
in einer kleinen Bucht, die ebenfalls von steilen Felswänden umgeben ist, enthält tiefes Wasser und wird
nur von wenigen Corallenbildungen, die sich dem Strande und den Felswänden entlang ziehen, beengt.
Die Hütten liegen im Halbkreise um die Bucht herum, und erhebt sich das Land hinter denselben und
einem schmalen Gürtel von Cocospalmen und Brodfrucht- und Ifibäumen zu steilen Bergen. Es führt von hier
ein Weg über die steile Bergkette nach Falealili hinüber, doch ist derselbe sehr mühsam zu begehen.
Der Küste entlang geht ebenfalls ein Weg, bergauf und bergab über die Felsmassen, die das Meer
begrenzen. Die weniger steilen Parthien derselben, sowie ihre Gipfel, sind mit Wäldern aus wilden
Muskatnussbäumen bedeckt. TJafata hat ein schönes, grosses Faletele, d. h. ein Haus für öffentliche Zwecke.
Steigt man vom Dorfe westlich auf die Berge, so gelangt man auf eine Hochebene, auf welcher die Seen von
TJafata liegen. Es sind dieses flache Wasseransammlungen, vielfach am Rande zum Anbau von Taro benutzt.
Fährt man westlich der rauhen und schroffen Küste von Uafaia entlang, an welcher die See
sich bricht, so gelangt man zur grossen Bucht von Fagaloa. Dieselbe läuft fast ganz Süd und Nord drei
Seemeilen weit in’s Land hinein, und ist an ihrem Eingang von hohen Felswänden eingefasst, und flachen
sich die Ufer erst weiter in die Bucht hinein ab, wo auch die einzelnen Hüttengruppen stehen, die
Fagaloa bilden. Es ist dieser Ort in Samoa bekannt, namentlich durch seine vorzüglichen Tarowurzeln,
die in zahlreichen Pflanzungen gebaut werden, so dass der Mehrertrag an die Fremden in Apia verkauft
wird. Die Bucht von Fagaloa ist trotz ihrer Breite, Länge und Tiefe kein sicherer Ankerplatz für grosse
Schiffe, da kein die Buchtöffnung schützendes Riff die See bricht und die Winde von den hohen Ufern
stossweise herabfallen. Der obere Theil der Bucht ist zwar sehr tief, bis auf 20 Faden, allein im Inneren
seichteren Winkel beengen zahlreiche Strandriffe den Raum.
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An der felsigen Küste weiter westlich von Fagaloa liegt die kleine Dorfschaft Sauano, an
einer kleinen Bucht, in welcher Böte, gegen östliche Winde geschützt, ankern können; auch ist eine
grosse Hütte für öffentliche Versammlungen und Festlichkeiten bemerkenswerth.
Ein noch sicherer Ankerplatz ist aber die nun folgende Bucht von Falcfä, die zum Theil von
Corallenriffen umschlossen wird. Falefa und Lufilufi sind die beiden Hauptorte des Atuabezirkes , das
erstere der Wohnort des Tui-atua oder Oberhäuptlings von Ätna, der letztere Ort mehr der ceremonielle
Regierungssitz. Hinter den Hütten von Falefa breitet sich eine sanft ansteigende Ebene aus, die
nam enthcli reich an Brodfruchtbäumen ist, und auf welcher weit zurück in’s Innere noch zwei bis drei
Hüttengruppen sich befinden. Auf der östlichen Seite, eine Viertelstunde vom Dorfe, fliesst ein an¬
sehnlicher Fluss in’s Meer, welcher über fünfzig Fuss hohe Felsen hinabstürzend, einen schönen Wasser¬
fall bildet, dem Vaitafu von Falefa. Neben der Ebene von Aana findet man in der eben erwähnten
das beste Land für landwirtschaftliche Zwecke, das in Upolu zu finden ist.
Hier in Falefa wurden noch vor zwanzig Jahren die Mumien früherer Häuptlinge von Atua
in einer Hütte auf einem Doppelkahn aufbewahrt; in noch früherer Zeit diente eine Höhle dazu. Man
erzählt, dass zur Mumifikation die grösseren Eingeweide entfernt und die Körperhöhle mit heissen Steinen
ausgefüllt wurde; dann hielt man die Körper längere Zeit im Rauche von angezündeten dürren Cocos-
blättern. Nachdem sie auf diese Weise hinlänglich eingetrocknet waren, wurden sie durch besondere
ausser dem Tabu stehende alte Weiber mit wohlriechendem Cocosnussül täglich cingerieben, welche Ein¬
reibungen von Zeit zu Zeit erneuert wurden. Gegenwärtig, bei dem Verfall der alten Institutionen durch
die Bestrebungen der Missionaire sind auch diese Reliquien einer alten Zeit unter den Boden gebracht worden.
Westlich von Falefa erstreckt sich ein sanft abgeflachtes Küstengelände, besäet mit Cocos-
palmen und den Hütten der Eingeborenen, nach der nächsten Bucht von Saluafata mit der schon
genannten Hauptortschaft Lufilufi. Ein Aussenriff mit einer von der offenen See abgeschlossenen Lagune
umgürtet dieselbe. Man sieht dort viele grosse Hütten oder Fale-tele für die grossen Fonos oder Volks¬
versammlungen, welche daselbst gehalten werden. Es scheint, dass dieser Ort in älterer Zeit eine wich¬
tige Bedeutung hatte, vielleicht der Sitz eines die ganze Insel oder Gruppe beherrschenden Oberhauptes
war, denn noch jetzt gelten die Stimmen der ältesten Tula-fales in Lufilufi viel in den politischen Ange¬
legenheiten von Samoa. Ein kleines Flüsschen westlich von Lufilufi bildet die Grenze des Atuadistriktes.
Hinter demselben beginnt die Küste sich zu dem 300 Fuss hohen Vorgebirge von Saluafata i zu erheben.
In den Felsen desselben gegen Lufilufi zu befindet sich hart am Strande eine Höhle mit süssem Wasser.
Dieselbe hat zwei, mehrere Schritte von einander entfernte Oeffnungen; die Eingeborenen schwimmen
durch die eine derselben in die niedrige Höhle und indem sie untertauchen und unter Wasser fortschwimmen,
kommen sie zur anderen heraus.
Die Gegend von Saluafata ist eine der schönsten in Upolu. Das Meer bildet hier eine weite
Bucht, die von Hügeln und Bergen umkränzt wird. In derselben liegen kleinere Inseln, gekrönt mit
Gebüsch und Cocospalmen, wo in stiller Ruhe die Gebeine der Häuptlinge dieses Landestheiles unter
gemauerten Mausoleen liegen. Einzelne Felsen, die dem Meere entsteigen, und Riffe, über welchen es
sich weissschäumend bricht, verbunden mit dem grünen, hohen, gebirgigen Hintergründe von Solosolo ,
verleihen dem Ganzen ein höchst malerisches Aussehen.
An dem Abhang des Vorgebirges von Saluafata , das westlich gegen die von demselben be¬
schützte Bucht ziemlich steil abfällt, gegen Norden aber staffclförmig mit Palmen, mit Hainen von Brod¬
fruchtbäumen und mit Gärten der üppig gedeihenden Bananen beladen, sich zum Meere herabsenkt,
steht das evangelische Missionshaus. Dieses, das grösste dieser Art in Samoa mit einer Fronte von
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130 Fuss Lange, ist von dem in den Gewerken erfahrenen Rev. Drummond erbaut und enthält 10 Ge¬
mächer. In dem Garten vor diesem Hause steht eine riesige Agave, wrelche amerikanische Pflanzenart
in Samoa wie überall in warmen Gegenden sehr gut gedeiht. Sie wird den Ansiedlern noch von grossem
Nutzen werden, denn wenn man das Wasser, in welchem die grünen Blätter dieser Pflanze längere Zeit
eingeweicht wurden, mit Kalk zur Kalktünche verwendet, so soll diese die Bretterwände der Wohnungen
vor den Angriffen der in Samoa so schädlichen Termiten bewahren.
Westlich vom Vorgebirge von Saluafata liegt eine tiefe Bucht, die kleineren Schiffen einen
guten Hafenplatz gewährt, wenn sie durch die breite Riffpassage hinter das Aussenriff und das Vorgebirge
gelangt sind. Das westliche Ufer der Bucht ist von steilen Bergen begrenzt, die sich von da bis nach der
Ortschaft Letoga hinziehen und hohe Küsten bilden, die nur einige flache Buchten zwischen sich offen
lassen, wo die Ortschaften von Solosolo, Lotuanu und Laulii liegen. Die Corallenriffe sind hier nahe der
Küste oder dicht an derselben oder bilden vom Ufer entfernt einzelne Bänke, auf welchen die See sich bricht. Eine
solche Stelle ist bei der sehr gebirgigen Küste nahe dem Dorfe Solosolo , wo nur zeitweise und in unregelmässiger
Folge eine oder mehrere haushohe Seen sich aufbäumen. An dieser Stelle, die von den Eingeborenen
fale-itu, d. b. Haus des bösen Geistes, genannt wird, müssen Kähne und Böte mit grosser Vorsicht fahren.
Die erste Ortschaft westlich von Solosolo heisst Lotuanu , wo die Küste schon etwas weniger
hoch ist ; sie liegt hinter einem Vorgebirge, das beinabe eben so weit wie das von Saluafata nach Norden
sich erstreckt. Sie hat gegenwärtig nur wenige Hütten, da sie durch Kriege mit Saluafata sehr gelitten
hat. Von Latuanu nach Letoga führt ein Weg der Küste entlang, der sich an den mehr oder weniger
steilen Uferabhängen hinzieht, die von schwarzen Klippen umlagert sind. Das Corallriff begleitet die
Küste in geringer Entfernung oder liegt an steileren Stellen dicht an derselben an oder ist vielfach ganz
unterbrochen. Erst hinter dem Dorfe Letoga und der Ausmündung des Flüsschens dieses Namens wird
das Ufer flacher und tritt das Riff, das sich bis Apia binzieht, weit in die See hinaus.
Letoga liegt in dem Winkel, den zwei in die See vorspringende Hügel machen, von welchen
der niedrigere, an der westlichen Seite liegende Suga genannt wird. Auf diesem, der mit einer steilen
Böschung vom Strande aufsteigt, liegt die grösste Anpflanzung von Upolu. Das Land bildet hier eine
sanft ansteigende Ebene, die sich an die Vorberge der Centralkette anschliesst und wurde wegen der
Nähe des Hafenorts Apia von der deutschen Handelsunternehmung stückweise für Anpflanzungen ange¬
kauft. Auf diese Weise ist gegenwärtig durch die Bemühungen des Leiters der Factorei, Herrn Th. Weber,
ein zusammenhängendes, ausgedehntes Areal gewonnen, das von dem Hügel östlich von Letoga der Küste
folgend bis an den Hafen von Apia reicht und südlich vom Letogafluss und der Centralkette bis zu dem
tiefen Einschnitt in derselben, wo der Weg von Safata nach Apia führt, begrenzt wird.
Dieses Land ist zum grössten Theil mit dichtem Wald bewachsen, mit Ausnahme der Plantagen
an der Küste und einiger hoher Hügel, die in der Richtung des Letogaflusses liegen. Letztere sind mit
Gräsern, mit krautartigen Farnen oder kleinen Gebüschen einer Eugenia oder Myrthenart bedeckt. Solches
Land, das sich an vielen Stellen, besonders in der Umgegend von Solosolo und Saluafata vorfindet,
besteht aus einer Art gelblich rother Erde, wahrscheinlich aus vulcanischer Asche gebildet und wird von
den Eingeborenen als unfruchtbares Land bezeichnet und fanua tuupua oder ole maili genannt. Solche
steile Hügel von domförmiger Gestalt erstrecken sich in grösserer Anzahl bis zu einem etwa 2000 Fuss
hohen Berge, der schon der Centralkette angehört und der zur Erinnerung an die Unternehmung von dem
Geographen L. Friederichsen bei Entwertung einer Specialkarte dieser Gegend den Namen Godeffroy erhalten
hat. Es ist dieser Berg eine steile Pyramide, deren Inneres einen finstern Kraterschlund von bedeutender
Tiefe enthält und dem nach Beobachtungen der Eingeborenen zuweilen Dampfwolken entsteigen sollen.
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Das beste Land erstreckt sich von der Küste 4 bis 5 Meilen weit landeinwärts; dann wird das
Land schon gebirgiger und werden die Hügelzüge durch tiefe Waldtobel mit zahlreichen Wasserfällen
getrennt. Ein Blick auf die obige Karte zeigt den grossen Reichthum dieser Gegend an Wasser, indem
die sechs in das Meer strömenden Flüsschen höher am Gebirge zahlreiche Zuflüsse erhalten. Der
gebirgige Theil dieses Landes, der viele Abhänge nach den Flussufern zu bildet, wird an den weniger
steilen Stellen für den Kaffeebau besonders geeignet sein. Es sind jedoch die angestellten Versuche noch
zu neu, um den Erfolg zu bestätigen. Dieses grosse Gebiet, welches erst theilweise der Cultur übergeben
ist, bildet übrigens nur einen Theil der Landbesitzungen der deutschen Factorei in Samoa , die, im Ganzen
zusammengestellt, wohl 100,000 englische Acres Land umfassen dürfte.
Der ganze zur Plantage bestimmte Landstrich mit einem Flächeninhalt von etwa 8000 eng¬
lischen Ackern, wird von einem breiten Fahrweg durchschnitten, von welchem aus die einzelnen Abthei¬
lungen durch Seitenwege begangen werden können. — Die Anpflanzungen der Baumwollenstauden und
der Cocospalmen gedeihen vortrefflich, namentlich in dem frisch ansgerodeten Lande.
Die hauptsächlichste Arbeit auf dieser Plantage besteht in der Beseitigung des üppig auf¬
wuchernden Unkrautes, wozu eine grosse Zahl von Arbeitern erforderlich ist, die auf den verschiedenen
Inselgruppen, namentlich den Kingsmül- Inseln , contractlich geworben werden. Sie haben sich bisher
sowohl als zur Arbeit befähigte Leute gezeigt, als sich in eine regelmässige Ordnung gefunden und Hess
eine grössere Anzahl derselben ihre Contractzeiten verlängern, da ihnen der Aufenthalt auf dem
fruchtbaren Samoa besser gefiel, wie derjenige auf ihren armen, flachen Heimatliinseln.
Zu bedauern ist aber die grosse Abneigung der Eingeborenen Samoa’ s zur Plantagenarbeit,
überhaupt zu jeder geregelten Arbeit. Der Grund dieser Abneigung liegt vornehmlich in den socialen Ver¬
hältnissen der Bewohner Samoa’ s, weil der Genuss des erhaltenen Arbeitslohnes dem Einzelnen verkümmert
wird, indem er davon an seine Freunde solange hergeben muss, als etwas vorhanden ist, da es als
Gemeingut betrachtet wird und die Sitte keinen persönlichen Schutz des Eigenthums gewährt.
Ein anderes wesentliches Hinderniss in der vollen einträglichen Entwicklung der Anpflanzung
hat seinen Grund in den kriegerischen Störungen, die in den letzten Jahren unter den Samoanern vor¬
kamen. Die kriegführenden Parteien nahmen, von Hunger getrieben, die Früchte der für- die Arbeiter
angelegten Pflanzirngen, plünderten die Cocospalmen und beunruhigten auf diese Weise monatelang die
Umgegend von Saga. Nur dem klugen Verhalten des Consuls und der auf der Plantage wohnenden
Deutschen ist es zu verdanken, dass dieses Benehmen der Eingeborenen zu keinem Blutvergiessen führte.
Es ist indessen zu hoffen, dass unter dem Schutze der mächtigen Regierung in Deutschland solche gross-
artige deutsche Unternehmungen sich ferner nicht mehr über Hülflosigkeit zu beklagen haben werden.
Auch hier tragen wieder die socialen Verhältnisse in Samoa die Schuld. Das Land ist
theilweise Gemeinde-, theils Familiengut und die verschiedenen Familierrhäupter oder tula-fales verständigen
sich in ihren Versammlungen über den von jedem zu bebauenden und ihm jeweilig zugehörenden Antheil
Land und so war es natürlich, dass auch die Früchte als Gemeingut betrachtet wurden, ohnehin war ja
Krieg. In diesen Verhältnissen lag auch die Schwierigkeit beim Ankauf von Landstrecken, indem die
meisten Einwohner die Tragweite des Ankaufs nicht kannten. Sie dachten sich darunter blos die
Erwerbung des Titels eines Besitzers wie etwa die Häuptlinge solchen haben, während das
Recht der Benutzung der Anpflanzung ihnen noch überlassen bliebe. Die unter den Missionairen
erzogenen Häuptlinge und vornehmen tula-fale's und matua’s verstanden zwar die Bedeutung ihres
Landverkaufes vollkommen , aber sie verschwiegen diese Kenntniss wegen ihres persönlichen Vortheils
vor ihren Landsleuten.
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Das ganze von Suga ausgehende nnd sich bis zur Mitte der Insel erstreckende Landgebiet,
wie es in den vorhergehenden Zeilen geschildert wurde, ist auf Anregung des deutschen Agenten von
dem englischen Ingenieur Sterndale vermessen und kartographisch niedergelegt worden.
Diese Karte ist von dem Geographen L. Friederichsen im verjüngten Maassstabe umgearheitet
worden. Es wird diese Karte, welche wir einem unserer folgenden Hefte beilegen werden, gewiss von
Interesse sein, indem sie zum ersten Mal eine grössere Landesstrecke einer Südseeinsel mit allen Details
zur Anschauung bringt.
Noch bleibt dasjenige Stück der Küste zu betrachten übrig, welches von Suga nach Apia
führt. Gleich hinter dem Abhange des Hügels von Suga oder vielmehr von diesem halbkreisförmig
umrahmt, liegen am flachen Strande unter zahlreichen Cocospalmen die Ruinen der Kirche und der
Hütten des einst volkreichen Vailili , dessen Bewohner wegen des Krieges grösste ntheils fortgezogen
sind oder in kleinen neuaufgebauten Hütten eine kümmerliche Existenz fristen. Die Häuptlingsfamilie
dieses Ortes mit Namen Manna gehört zu einer höheren Rangklasse. Der alte Häuptling, der Vater
des jetzigen, war ein Samoahäuptling der vergangenen Zeit, von bedeutender Energie und entschiedenem
Willen. An dem nach dem Meere zu abfallenden Hügel Suga! s liegt derselbe in einem backofenähnlichen
Mausoleum beigesetzt. In dem vom Riffe eingeschlossenen Meeresstriche finden sich längs der Küste
hei Suga und Vailili eine Reihe einzeln stehender schwarzer Basaltklippen, sowie eine grosse Anzahl
abgerundeter loser Steinblöcke. Erstere finden sich namentlich längs dem Rande einer sehr tiefen aber
schmalen Spalte oder Rinne, die einen Kanal darstellend, von Fagali in nordwestlicher Richtung in die
Aussensee verläuft, sämmtliche Bänke und Riffe durchschneidend. Beide Bildungen scheinen vulkanischen
Kräften ihren Ursprung zu verdanken.
Der Hügel, welcher die Niederung des Dorfes Vailili umgiebt, rückt weiter westlich wieder
an die See vor und bildet hier eine kleine Hochebene, auf welcher die weissen Häuser der fremden Ansiedler
zwischen Oraugenhainen anmuthig hervorblinken. Es gehört dieses Land zum grössten Theil der pro¬
testantischen Missionsgescllschaft und wurde von den Eingeborenen zur Errichtung einer Schule dem für
die Mission der Südseeinseln und vorzugsweise Samoa’ s hochverdienten John Williams gegeben. Es ist
dieses einer der schönsten Punkte in der Umgegend von Apia und es ist der dort befindliche Hain von
Tahiti-Orangenbäumen von dem eben genannten Missionair angelegt, die Ursprungsstelle aller dieser nütz¬
lichen Bäume in der ganzen Gruppe. Einige Tamarindenbäume , die ebenfalls dort zuerst gepflanzt
wurden, sind zu ansehnlichen Exemplaren herangewachsen.
Ein kleines landeinwärts gelegenes Grundstück von einigen hundert englischen Ackern und das
mit Baumwolle bepflanzt ist, gehört der Tochter des englischen Consuls J. Williams, Sohn des auf Frro-
mango umgekommenen Missionairs. Die westliche Ecke dieses Hügels, Malauli genannt,, gehört der
deutschen Factorei und erstreckt sich von da bis hinter die Ortschaft Fagali , es ist ein zusammenhängender
Landcomplex, der ebenfalls bereits cultivirt wird. Von Malauli führt ein breiter Weg in gerader Linie durch die
Ländereien hinter Vailili nach$w<7«, eine Entfernung von einer Viertelmeile. Es wurde derselbe von der deutschen
Factorei angelegt, um die Verbindung von Apia mit der Plantage zu erleichtern und veranlasste, wie alle solche
Anlagen, bedeutende Unkosten, da jeder gefällte Brodfruchtbaum den Eingeborenen vergütet werden musste.
Steigt man den Hügel von Vailili hinab, so gelangt man zunächst an die Ausmündung eines
kleinen klaren Flüsschens und über dasselbe wegsetzend, zu den wenigen kleinen Hütten der früher
volkreichen Ortschaft Fagali, die in dem letzten Kriege, nebst den sie beschattenden Brodfruchtbäumen
und Cocospalmen total zerstört wurde. —
Von Fagali westlich und südlich dehnt sich eine weite Ebene aus, die durch Anschwemmung
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der vielen hier ausmündenden Flüsse entstanden ist. Die ganze Küste von Fagali bis zur Matautuspitze
war noch vor 10 Jahren mit zahlreichen Hütten besetzt, die eine fröhliche und zahlreiche Bevölkerung
den Dörfern Matafagatele, Lelepa, Matautu etc. angehörend, bewohnte. Gegenwärtig liegt dieser ganze
Küstenstrich in öder Verlassenheit!
An der Matautuspitze selbst, wo wir wieder an unserem Ausgangsgunkt der Beschreibung
UpoM s, den Hafen von Apia , angekomraen wären, liegen die Ruinen der Befestigungen des früheren
Sitzes der besiegten Tuamasagapartei , des Ortes, genannt Matagoße; dieser mit einer Ringmauer und
landeinwärts befindlichen Schanzen versehene Platz, worauf die grossen Hütten der zur Versammlung
kommenden Häuptlinge standen, wurde von seiner Partei ohne einen Schuss zu thun, im letzten Kriegt1
nächtlich geräumt.
Die dritte grössere Insel der Gruppe, Tutnil a, ist ungefähr 40 Seemeilen zum Südwesten von
Upolu gelegen und hat einen Umfang vou 80 Meilen. Diese höchst gebirgige Insel hat eine lang¬
gestreckte Form und ist reichlich dreimal so lang wie breit. In der Mitte der Insel liegt auf der Süd¬
seite eine tief ins Land eindringende Bucht, der Hafen von Pagopago, welcher dieselbe in zwei beinahe
gleich lange Hälften theilt. Der westliche Theil zeigt die grösste Breite, G Meilen, und den meisten
Flächeninhalt, während der östliche mehr eine hohe Landzunge darstellt. Die Insel Upolu besitzt im
Allgemeinen durch die gefällige Abwechselung von abgerundeten Höhen mit Hügeln und Ebenen einen
annmthigen milden Anblick-, dagegen ist Tutuila mit seinen schroff aufgerichteten Bergmassen, die mit
Zurückdrängung fast allen ebenen Landes den grössten Theil der Insel bilden, mehr vou wildem, erhabenem
Charakter. Segelt man die nördliche Küste Tutuila’ s entlang, so zeigt sich die Insel in ihrer gross¬
artigsten Scenerie. Gipfel an Gipfel dem blauen Ocean entsteigend, reihen sich die Berge zu einer
Mauer, die trotz ihrer Schroffheit mit grüner Vegetation bedeckt ist, und erst an der Küste schwarze
Felswände und Klippen zeigt, gegen welche die mächtigen Wogen der Südsec schlagen. Von Zeit zu
Zeit aber öffnen sich diese Felswände und es kommen versteckt dahinter stille Buchten zum Vorschein,
kraterartige Aushöhlungen, in deren Hintergrund auf schmalem Berggesimse die Palmenwäldchen und die
vom Brodfruchtbaum beschatteten Hütten der Tntuilaner stehen. Dies ist ungefähr im Ganzen und
Grossen das Bild der Nordseite dieses samoanischen Eilandes. Die Südküste ist etwas weniger schroff
oder hat wenigstens Unterbrechungen dieses Charakters durch ansehnliche Küstenstriche mit flachem
Strande und leicht hügeligem Vorland. Der schönste und cultivirteste Theil Tutuila’ s ist unstreitig die
Mitte des westlichen Abschnittes, die Leonibuclit und seine Umgebung, dann folgt die Landzunge von
Nuuuli halbwegs zwischen Leoni und der Pagopagobucht.
Die höchsten Berge Tutuila’ 's liegen am nördlichen Ufer der eben erwähnten Bucht, die von
diesen hohen Bergpyramiden umkränzt ist. Sie gehören zu derselben Kette, welche der ganzen Nord¬
küste entlang zieht.
Die fliessenden Gewässer Tutuila’ s sind entsprechend der gebirgigen Formation Bergbäche mit
unbedeutender Wassermenge und kurzem Verlaufe. Die grössten derselben münden in die Pagopagob ay
und Leonibuclit und liefern schönes, klares Trinkwasser, an welchem Tutuila überhaupt keinen Mangel
hat. Seen sind in Tutuila selbst, so weit wir wissen, keine, nur auf der kleinen Insel Anuu soll sich
ein solcher befinden.
Die meist steilen Küsten lassen keine grosse Entwickelung der Corallenriffe zu, die nur stellen¬
weise im Grunde der Buchten als Strandriffe Vorkommen. Nur die Bucht und Landzunge von Nuuuh
machen eine Ausnahme, indem sich daselbst ein breites Dammriff eine halbe Meile vom Lande ab um dieselben
herumzieht. Diese Riffe sind aber im Vergleich zu denen Upolu s arm an Seethieren und Fischen. — •
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Hinsichtlich der speciellen Schilderung der Küsten und Ortschaften beginnen wir mit dem
westlichen Vorgebirge Tutnila s. Es stellt dasselbe eine hohe, schroffe Felsmasse dar, mit einigen davor
liegenden Felseninselm Erst hinter derselben nach Osten buchtet sich die Küste ein und liegt hier eine
kleine Ortschaft Amanava, welche fast nur für Böte von der Sceseite zugänglich ist. Dann folgt aber¬
mals ein Felsenkap und eine Steilküste mit kleinen Einbuchtungen, in welchen verschiedene kleine Ort¬
schaften, Failolo, Nua, Äfao und Asili liegen, alle nur wenige Hütten zählend. Erst vier Meilen vom
Westkap der Südküste folgend gelangt man zu der weiten, flachen Bucht von Leoni. Fährt man in die¬
selbe von Süden kommend ein, so sieht man von beiden Seiten niedrige, felsige Höhenzüge dieselbe
begrenzen und im Hintergründe der Bucht den flachen Sandstrand mit den Hütten Leonis. Vom Strande
ab vertieft sich erst ganz allmählig die Bucht und fällt dann plötzlich tief ab, auf diese Weise eine Art
Gesimse bildend, das theilweise von Corallbildungen eingenommen ist. Auf diesem ankern die Schiffe,
welche hier, als dem Haupthandelspunkt der Insel, einlaufen. Der Ankergrund ist aber der verkom¬
menden Madreporenbänke wegen ein gefährlicher, da sich die Anker leicht zwischen den Corallen zu fest
einhaken, so dass sie bei sich änderndem Winde, welcher ein Verlassen der Bucht erfordert, im Stich
gelassen werden müssen. Die Ortschaft ist die bedeutendste in Tuiuila und zählt über 60 Hütten, die
stellenweise in Beilien geordnet, Strassen bilden. Zwei Viceconsuln, ein amerikanischer und ein eng¬
lischer, haben hier ihren Sitz, ebenso sind eine kleine Anzahl Engländer und Amerikaner hier ansässig.
Die beiden christlichen Confessionen haben hier ihre Kirchen und Missionaire. Die ältere englisch-protestantische
Mission besitzt ein hübsches, grosses Haus auf einem Hügel hinter dem Orte. Indessen scheint das Clima von
Leoni nicht besonders gesund zu sein, wenigstens hat die Mission hier viele ihrer Mitglieder durch den Tod ver¬
loren, wie der angefüllte Privatkirchhof zeigt. Gegen den westlichen Felsenhügel, welcher die Bucht abgrenzt, findet
sich ein breiter Fluss, eigentlich ein Meeresarm, in welchen weiter landeinwärts ein Flüsschen einmündet, dass
seinen Ursprung in einem sumpfigen Seitenthale, das sich westlich von Leoni öffnet, nimmt.. Eine primitive
Brücke aus Palmstärnmen, die auf in den Fluss getriebenen Pfählen ruhen, verbindet die jenseits dieses
Wassers wohnenden Leute mit der Hauptortschaft. Eine solche Brücke, deren manche in Samoa sind,
zu passieren, ist für den Fremden immer ein Kunststück, da man auf dem schwankenden Stamme balancieren
muss und nicht schwindlich werden darf; das Beste für darin Ungeübte ist rittlings hinüberzurutschen.
Die Umgebung Leoni’ s ist gegen Nordosten weniger sumpfig und reich an malerischen Stellen. Einige
ausgedehnte Stellen zeigen die auch in Tahiti beobachtete Erscheinung, dass die eingeführte amerikanische
Gujave die ursprüngliche Vegetation verdrängt hat.
Von Leoni führen Wege nach allen Bichtungen, die die verschiedenen Orte mit diesem Hauptort
verbinden. Der Hauptweg führt aber nordöstlich nach Fagasa an der gegenüberliegenden Küste und ist derselbe
einer genaueren Beschreibung werth, da er den schönsten und fruchtbarsten Theil Tatmla’s durchschneidet. Von
Leoni nordostwärts auf einem ziemlich breiten Fusspfade fortgehend, gelangt man anfänglich durch die von den
Eingeborenen dieser Ortschaft kultivirten Gebiete reich an Eananon-Taropflanzungen, Zuckerrohr- und Baum¬
wollfeldern und den dazwischen stehenden hohen Cocospalmen und grossblättrigen Brodfrucbtbäumen. Am Ab¬
hange eines Hügels liegt in der Tiefe einer idyllischen Waldschlucht eine reich sprudelnde Quelle, die ein von
Felsen eingefasstes Bassin füllt. Wie der Brunnen im Dorfe der deutschen Landschaft, so ist dieser Quell der
Vereinigungsort der Jugend Leoni’ s, die hier lachend und scherzend die Wasserbehälter von Cocosnuss mit dem
kalten, klaren Nass füllt. Nun führt den- Weg wreiter über leicht bewaldete noch theilweise kultivirte Hügel, bis
man an einen steilen, hohen Abhang kömmt an dem der Weg sich hinaufschlängelnd in ein waldreiches Gebiet
führt. Es ist dies das erste Plateau, welches die Noidkette nach Süden vorschiebt. Hat man den Wald durch¬
schritten, der mit offenen mit Palmen bewachsenen Stellen wechselt, so gelangt man wieder in eine Ebene
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oder vielmehr ein weites Thal mit kultivirten Ländereien und den Ortschaften der Eingeborenen. Links
und rechts vom Wege, der breit und bequem das fruchtbare Land durchzieht, zählt man drei bis vier
kleine Ortschaften : Saleaua, Tli-ili und Pavaiai , von denen die nördlichste schon ganz im Grunde des
schmäler werdenden Thaies in den Vorbergen der Nordkette liegt und eine malerische Scenerie darhietet.
Man denke sich zwischen bewaldeten Bergahhängen ein tiefes Thal, durch dessen Mitte der Pfad sich
windet. Zu beiden Seiten desselben zwischen schattigen Brodfruchtbäumen blicken auf reinlich gehaltenen
Kiesplätzen die geräumigen, luftigen Pfahlhütten traulich hervor. In das tactmässigc Klopfen der tapa-
bereitenden Frauen, das fröhliche Singen und Lachen das aus den Wohnungen schallt, mischt sich das
Gackern der Hühner, Hundegebell und der Gesang der Cicaden und palmliebcnden Vögel. Die Einwohner
dieser Ortschaft sind auch mehr den alten Sitten treu geblieben und gastfrei, wie ehemals. Von dieser
abgelegenen Ortschaft in Tutuila führt der Weg bald in dichte Waldungen anfangs leicht bergan, dann
aber steil den südlichen Abhang des Gebirges hinauf. Auf der Höhe der letzteren angelangt findet man
einen etwas freien Platz, von wo auf einmal der Blick auf das zu Füssen liegende Meer und die Buchten
sich eröffnet. Diese schöne Aussicht hinab auf die grünen Schluchten, die blauen Buchten und das sich
in unendliche Feme hinausziehende Meer von einem leichten, weissen Dunstkreise begränzt, ist unbe-
schreibbar schön in ihrer vollen natürlichen Pracht. Ungern trennt man sich von dieser Stelle, um auf
steilem, seiner Schmalheit wegen an einer Stelle selbst gefährlichem Pfade an die Küste und Bucht von
Fagasa hinabzusteigen. Dieser Weg ist noch einer der besten in Tutuila , um zur Nordküste zu gelangen;
denn es giebt andere für die Buchten von Asu1 TJasonu etc., die über so steile Wände der Nordkette
gehen, dass stellenweise nur noch eingekerbte Baumstämme als Leitern die Fortsetzung des Weges ermög¬
lichen. Die Verbindung Leoni’ s , als des Hauptstapelplatzes Tutuila’ s, mit den übrigen Ortschaften wird
dieser schroffen Gebirgsbildung wegen immer auf den Seeweg als den einfachsten und natürlichsten
angewiesen sein. Da aber auch dieser seiner rauhen, unbeschützten Küsten wegen für kleinere Böte nicht
ohne Gefahr und zu Zeiten ganz unmöglich ist, hat Tutuila für den Handel bis jetzt nur geringe Be¬
deutung, obgleich das Land noch mehr Producte liefern könnte, als jetzt der Fall ist.
Die Küste weiter östlich von Leoni ist theils von Felsen und Klippen gebildet, die sich schroff nach
dem Meere absenken, theils von weithin sich erstreckenden Lavamassen an welche die See anschlägt und tief in
die darin befindlichen Hohlräume dringt. Stellenweise öffnen sich diese nach oben oft zwanzig und mehr Schritte
landeinwärts, und schiesst alsdann bei jeder an die Küste prallenden Welle ein Wasserstrahl hoch aus
diesen Löchern hervor. Diese Erscheinung beobachtet man besondes rechts von dem felsigen Vorgebirge
das unter dem Namen Segelfelsen (Sail-rock) in den Karten verzeichnet ist. Von hier ab beginnt die
Küste nördlich zurückzuweichen, und gelangt man zu einer weiten Ausbuchtung, die von einer Landzunge
Nuuuli begrenzt wird. Der ebene Sandstrand, der diese Bucht umgiebt, bietet das schon öfters geschilderte
Bild der fruchtbaren ebenen Küste mit seinen Palmen und Hüttengruppen, hier Tafuna genannt dar. Der
hintere Theil der Bucht, welcher der Landzunge gegenüber liegt, ist nicht tief und wird bei ganz niedriger
Ebbe beinahe trocken gelegt. Er enthält viele Corallen und Polypenbildungen und geht allmählig an der
nach Westen zugekehrten Seite der Landzunge in Mangrovesumpf über. Die Landzunge selbst ist mit einem
dichten Wald von Cocospalmen bedeckt, unter welchen die Hütten Nuuuli’ s nebst einer Kirche stehen.
Von der Ecke, wo die Küste anfangt sich nördlich umzubiegen, geht ein breites, hohes Corallenriff
die Bucht vom Meere abschliessend, zur Landzunge von Nuuuli hinüber und läuft, dieselbe nach Osten
begleitend, längs der Küste. Es ist dies Dammriff das einzige dieser Art in Tutuila , wie schon bei der allge¬
meinen Schilderung bemerkt wurde.
Wo die Landzunge mit der Küste zusammenhängt, erheben sich landeinwärts eigentliümlich gestaltete
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konische Berge, deren oberer Theil ganz von Baumvegetation entblösst, und mit Gras und Farnen bewachsen ist.
Weiter der Küste entlang findet sich ebenfalls noch flache Strandbildung, die aber allmäblig immer höher wird,
bis man zu den hoben Felsköpfen kömmt, die die grosse Bucht von Pagopago einschliessen.
Dieser weite und grosse Meereshusen, mitten an der Südküste gelegen, greift tief in
das Land ein und scheint eine thalförmige Einsenkung zwischen den Höhenzügen darzustellen. An
der Einfahrt eine halbe Seemeile breit, läuft dieselbe anfangs eine Meile lang von Süd nach Nord
gerade ins Land hinein, biegt alsdann beinahe im rechten Winkel nach Westen um, sich alhnälig
vei schmälernd. Dieser Theil der Bucht ganz vom Lande umschlossen, hat die Länge von zwei
Meilen, so dass die ganze Bucht drei Seemeilen Länge hat. Dass dieser Hafen eine tiefe Thalspalte dar¬
stellt, beweisen die Tiefenmessungen, wrelche am Eingänge 36 Faden Tiefe ergehen haben und die erst im
inneren Theile auf 20 — 11 Faden Tiefe herabsinkt. Ausserhalb der Einfahrt ist der Meeresgrund wieder
höher, 30 und weniger Faden zeigend, bis er zwei Meilen südlicher mit einer Bank sich hebt und
erst von da an sich tiefer hinabsenkt. Diese Bank setzt sich nach den Beobachtungen des Captitain
J. Rangau bis zur Insel Anuu auf der einen Seite und nach Nuuuli auf der andern Seite fort. Sie hat
ihrem Verlaufe entlang 6 — 12 Faden Tiefe und stellt ein tiefes gesunkenes Dammriff dar. — Die Küsten
welche diesen weiten Buchtarm begrenzen, sind grösstentheils aus Bergen gebildet, die steil zu Höhen
von 2000 — 3500 Fuss ansteigen. Doch lassen sie an ihrem Fusse stellenweise einen schmalen Saum
ebenen Landes übrig, auf welchen die Eingeborenen sich angesiedelt haben. Das südliche Ufer ist nicht
so hoch wie das nördliche, doch sind auch seine Ufer namentlich im innern Winkel steil und klippenreich.
Ein kurzes Küstenriff begleitet- den Strand, wo er nicht zu steil abfällt. Im innereu Winkel der Bucht
liegt am Abhange eines steinigen Hügels das Dorf Pagopago , der Sitz des Häuptlings dieses Districtes.
Auf der Höhe des Hügels befindet sich ein im europäischen Style gebautes Haus, das des dort residirendeu
englischen Missionairs Picv. Powel , bekannt auch in wissenschaftlichen Kreisen durch seine reichen botanischen
Sammlungen. Die Aussicht von dieser Stelle gehört zu den grossartigsten Scenerien die Tutuila darbietet. Hinter
der Ortschaft von Pagopago erheben sich von allen Seiten Höhenzüge, über welche ein guter Weg den Schluchten
folgend nach der Bucht und Ortschaft Fagasa führt. Auf diesem Wege, gleich hinter dem Hügel von Pagopago
kömmt man an einem breiten klaren Flüsschen vorbei, das in die südwestliche Ecke der Bucht einmündet.
Der Hafen von Pagopago wird für die Dampfschiffahrt von Bedeutung werden und sollen nach
neueren Berichten bereits die Dampfschiffe der Linie San Francisco- Australien sich nach diesem günstig
gelegenen Punkt wenden., um dort Station zu machen, behufs Kohlen-Einnalime. Jedenfalls würde dies
ein geeigneter Hafen für solche Zwecke sein, da gutes Wasser und frische Provisionen nicht mangeln.
Oestlich von der besprochenen Bucht von Pagopago setzt sich die Insel schmäler werdend fast
gerade nach Osten fort, während bis zur Bucht die Küste nordwärts einbog. Es zeigt dieser Theil meist
felsige, hohe Ufer, welche nur hie und da, entsprechend den Thalschluchten, mit Buchten abwechseln,
in deren Grunde das kultivirte Land und die Hütten der Einwohner zu finden sind. Es ist eine ganz
ähnliche Bildung des Landes wie an dem Ostende TJpolu’s , und wollen wir daher in Kürze nur die
hauptsächlichsten Buchten und Ortschaften angehen. An der Südküste östlich vom Pagopagohafcn findet
sich hinter dem Felsenkopf, der die Einfahrt bildet, noch ein langer, flacher Küstenstrich mit bebautem
Lande und der Ortschaft Laulii , nebst kurzem Küstenriffe. Von da bis zum Ostende ist noch die Bucht
von Fagaitua zu erwähnen, in dessen innerem Winkel ein Corallenriff, ähnlich dem Leonis , sich findet.
Das Ostende selbst ist ähnlich wie bei TJpoiu gebildet, nur fehlen hier die kleinen Inseln, wofür eine
grössere nach Süd-Osten hin liegt, die Insel Anuu. Das Land zwischen den zwei Endkaps ist etwas
eingebuchtet, flach und mit Hütten besetzt, die drei Ortschaften Tula, Aloa und Utumea bilden, wo eine
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kleine Mormonengemeinde von deren Propheten gebildet, die Zahl verschiedener Missionen vermehren hilft. Das
nördliche Kap Matatula reicht mit hohen Felsen, weit in’s Meer hinaus, während das Südkap TJtumea
kürzer ist. Die eben erwähnte Insel Anuu liegt eine gute Seemeile südlich vom entsprechenden Vorgebirge
und ist von einem Küstenriffe umgürtet. Anuu ist eine gute Meile lang und \ Seemeile breit an seiner
breitesten Seite und erhebt sich ca. 300 Fuss über dem Meere. Es ist eine fruchtbare, schöne Insel, mit
einem breiten Cocospalmgürtel und einer Bevölkerung von ca. 200 Köpfen. In der Mitte der Insel, die
höher ist, soll ein See sich befinden, doch können wir aus eigener Beobachtung darüber nichts Näheres
berichten, ob es ein Kratersee, oder nur eine sumpfige Vertiefung ist.
Von der weit vorspringenden Matatulaspitze bis zu dem ziemlich in der Mitte der Nordküste
sich befindenden hohen Felsenklippen von Vatia oder Coxcombs- (Hahnenkamm-) Felsen finden sich vier
Buchten, die Auct-, Masejau -, Afono- und Vatiabucht. Diese sind zwar alle für kleinere Schiffe gute
Häfen, aber die Aua- und namentlich die Mascfaiibuclit sind die besten zum Einlaufen. Letztere ist ziemlich
gross und geräumig, und dringt in südwestlicher Richtung in das Land ein. Nach Nord-Westen schützt
ein Vorgebirge und eine vor demselben befindliche, durch ein Corallenriff mit demselben verbundene, kleine
Insel. Die Bay würde noch geräumiger sein, wenn nicht ein breites Riff, den innern Theil der Bucht
so ausfüllte, dass nur eine schmale Bootpassage übrig bleibt, durch welche man an das Ufer fährt. Die
Ortschaft liegt der Riffpassage gegenüber, und erstreckt sich hinter derselben ein nicht sehr gebirgiges,
mehr hügeliges Land.
Bei der kleinen Bucht von Vatia liegen nach Westen eine ziemliche Strecke von der Küste
eine Reihe hoher furchtbar zerspaltener, steiler Klippen, die Hahri/cammMippen auf den Karten genannt,
wegen der Aehnlicbkeit, die diese Felsen von Weitem gesehen, mit solchen Thiergebildcn haben. Es
sind diese Klippen ein beliebter Brüteplatz der Seevögel, besonders von Sula- oder Tölpelarten , da nur
selten waghalsige Eingeborene, die die Felsen mit Gefahr erklimmen, sie in ihrer Ruhe stören. Die
nächste Bucht westlich von Vatia an der Nordküste ist die schon einigemal erwähnte Bucht von Fagasa.
Es wendet sich hier die Küste plötzlich nach Süden um, und buchtet nach Osten ein. Der Grund der
Bucht ist von Corallenbildungen und Klippen eingeengt, die vom Lande abgehend, weit in die Bucht hinaus¬
reichen. Ein felsiges Vorgebirge, in der Mitte des Strandes in die Bucht vorspringend, theilt dieselbe in
zwei Theile, in deren jedem eine Ortschaft hegt, von denen die östliche das eigentliche Fagasa, eng von
Bergen umschlossen ist. Die westliche steht auf einer grösseren Thalfläche, und mündet hier ein kleines
Flüsschen in die Bucht. Der Hafen von Fagasa ist berühmt durch seinen Fischreichthum, namentlich
einer Mugilart (Agai) des Mugil argcntcus Q. u. G. Dieselben werden mit Netzen gefangen, wohl auch
mit Wänden aus Cocosblättern, die von einer Masse Menschen in immer kleiner werdende Kreise gebracht,
so umzingelt und gesperrt, oder wenn sie überspringen, von dahinter Stehenden, mit kleinen Handnetzen
geschickt aufgefangen werden. In Blättern eingewickelt und zwischen heissen Steinen gekocht, werden
dieselben von dort über ganz Tutuila zum Tausch oder Geschenk versandt. Ucber die gleichzeitige Benutzung
der Fischgründe haben die beiden Ortschaften noch in neuerer Zeit Krieg geführt, wobei die eine Partei
einen ganz ungewöhnlichen Muth entwickelte, und über Felsen herabklcttcrnd, eine Verschanzung mit
Sturm nahm. Zunächst an Fagasa liegt die kleine Bucht von Asu , ganz von hohen, nach der Landscite
abgeschlossenen Bergen. Dies ist der Ort, wo Laperouse damals mit den Eingeborenen in Kampf gerieth,
wobei Delangle und 10 von der Mannschaft fielen, und nach dieser Begebenheit Massacrc-Bag genannt
wurde. Es ist gegenwärtig ein kleiner unbedeutender Ort von wenigen Hütten. Nächst zu Asu liegt die
Bucht von Aluau , ebenfalls nur nach dem Meere offen. Von da zum Westkap ist die ganze Küste von
gleichem Character, hoch und steil und mit kleinen unbedeutenden Einbuchtungen, wie die von Fagamalo imd
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Fagalii, jedesmal mit einer entsprechenden kleinen Hüttengruppe im Grunde derselben. Einen Längengrad östlich
von Tutuila liegen 3 weitere, zur Samoagruppe gehörende Inseln, Manua, Olosega und Ofu. Manna
oder Tau, die grösste dieser drei Inseln, steht am östlichsten auf 14° 19' S. B. und 169° 30' W. L.
und ist seines hohen Gebirges wegen 40 — 50 Seemeilen weit zu sehen. Der grösste Theil seiner Küste
fällt mit fast senkrechten Felswänden zum Meere ab, namentlich zum Süden der Insel. An der West-
und Ostküste, sowie einem kleineren Tlieile der Nordküste befindet sich eine flachere und angebaute Küste.
Die CoraUenriffbildung ist aus diesem Grunde nur schwach entwi ekelte Küstenriffbildung im Grunde der
kleineren Buchten dem Strande entlang. Einen eigentlichen Hafen besitzt die Insel nicht, sondern man
ankert je nach dem Winde, bald in Faleausau an der Nordküste in einer Einbuchtung, oder an der
Westseite, gegenüber der flacheren Küste. Das Innere der Insel, oder eigentlich die ganze Insel Manua
bis auf die schmalen Küstensäume, besteht aus einem Berge, welcher an seinem Gipfel ahgestutzt ist.
Obgleich die Gesteinsarten vulkanischen Ursprungs sind, sieht man dieselben an den perpendiculären
Felswänden der Küste in horizontalen Bändern von verschiedenen Farben Übereinanderliegen, wie bei
seditmentären Gesteinen. Durch die Zersetzung dieser vulkanischen Gesteine, hat sich wie auf allen
Inseln Samoa s eine sehr fruchtbare Erde gebildet, und trägt auf Manua, wo irgend der sanftere
Gebirgs- Abfall den Anbau des Landes erleichtert, sowie namentlich am Strandsaum, üppig gedeihende
Pflanzungen. Der Ertrag an Cocosnüssen auf Manua ist nicht unbedeutend und würde hei sorgfältigerer
Cultur und weiterer Ausdehnung derselben wohl noch viel vergrössert weiden können.
Eigentliche Flüsse hat Manua nicht, aber Quellen und Bergbäche in hinreichender Anzahl.
Die Ortschaften Manua’ s theilen sich mit der Bevölkerung in zwei Districte, von denen der
eine die Nord- und Westküste, der andere die Ostküste in sich begreift. Der erstere heisst Lef aldotu
(die drei Häuser), der andere Fitiuta, nach der Nordostspitze, welche diesen Namen trägt, der das „steile
Land“ bedeutet. Der District von Lefalelotu zählt an der Nordküste einige Ortschaften von welchen die
bedeutendste Faleasau ist. Es liegt dieselbe in einer kleinen Einbuchtung hinter dem steilen Nordwestkap
und zählt etwa 30 Hütten, die sich dem Strande entlang ziehen. Es ist dieses der bekannteste Ankerplatz
in Manua , kann aber nur bei Passatwinden gebraucht werden. Um das Vorgebirge herum an der
Westseite der Insel liegen die Ortschaften Tau und Siufaga , von denen Tau die bedeutendste und der
Sitz des Häuptlings beider Districte, des Tui-manua ist. Dieser hatte in früheren Zeiten eine grosse
politische Bedeutung in der ganzen Samoa-Gruppe, da die Tradition den Ursprung der ganzen Samoa-
Bevölkerung nach Manua verlegt, folglich waren auch seine Häuptlinge, als die ursprünglichsten und
ältesten, die vornehmsten im Bange. In politischen Streitigkeiten, welche die ganze Gruppe oder doch
grössere Tlieile derselben betrafen, hatte der Tui-manua den Stichentscheid in seinen Händen. In neuerer
Zeit scheinen die Samoaner übrigens diese alte Sitte verlassen zu haben, wohl zum Theil aus dem
Grunde, weil sie ihre eigene Seefahrt so vernachlässigen, dass sie mit ihren Kähnen mit den so weit
östlich gelegenen Inseln in geringer Verbindung stehen. In Tau halten sich gewöhnlich auch die Agenten
auf, welche für die Handelshäuser in Apia die Production der Insel aufkaufen. Europäische Missionaire
halten sich hier nicht auf, sondern nur ihre eingeborenen Agenten. Die Einwohner von Tau und ganz
Manua sind eine schöne Samoarace und haben hier, wie auch in Olosega und Ofu ihre ursprünglichen
Sitten mehr bewahrt, wie auf den grösseren Inseln. —
Auf der Ostseite hinter dem Cap von Fitiuta befindet sich der District dieses Namens,
eigentlich eine grosse Ortschaft darstellend, aber wie Älepata und Falealili in Upolu in mehrere Abthei¬
lungen, Maia, Leusoalii und Sana zerspalten.
Bei dem vulkanischen submarinen Ausbruche des Jahres 1866 war eigenthümlicherweise
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gerade dieser von der Stelle am weitesten entfernte District, namentlich das Vorgebirge, von Erdbeben
am heftigsten erschüttert, während die übrigen Theile Mannas , sowie Ofu, wenig davon fühlten, hingegen
wieder Olosega in seinen Grundfesten erschüttert wurde.
Der Ausbruch seihst, den wir im Auslande Jahrgang 1867, Pag. 522, beschrieben haben, fand
etwa lf Seemeile östlich von der Insel Olosega statt und soll nach Lothungen, die vom Bord eines eng¬
lischen Kriegsschiffes ausgingen, an dieser Stelle (durch Peilungen festgestellt), eine geringere Tiefe, wie
die der Umgebung (70 — 90 Faden), gefunden worden sein. Seit dieser Zeit haben keine weiteren Eruptionen
stattgefunden und ist ausser dieser Meeresbodenerhöhung und einer Menge Bimsteine, welche sich noch an den
Gestaden von Manua und Olosega finden, keine Spur dieser grossartigen Naturerscheinung mehr zu finden.
Die Insel Olosega , die wir hier zunächst zu betrachten haben, liegt ca. 4 Seemeilen nordwestlich
von der FaleasaubucJit , ynd ist ebenfalls hoch und gebirgig. Die Insel hat die Form eines Dreieckes,
dessen eine Ecke nach Westen der gegenüber liegenden Insel Ofu, die beiden anderen nach Süd und
Nord liegen. Namentlich steil aus dem Meere emporragend, ist die östliche Seite der Insel. Die
Ortschaften, Vaiapi und Puna genannt, liegen an der Südseite, an kleinen Einbuchtungen, von denselben
führt ein steiler, schmaler Weg den Berg hinan, wo eine befestigte Hüttengruppe ist, wohin sich die
Olosegaleute in Kriegszeiten zurückziehen, und die zwischen Felsabhängen gelegen, fast uneinnehmbar ist.
Aus diesem Grunde hat Olosega, das mit den Einwohnern der nahe gegenüber liegenden Insel Ofu in
beständiger Fehde lebt, diese in früheren Jahren fast ganz vernichtet. Dass in diesen heftigen Kämpfen
auf diesen ohnehin wenig Culturland besitzenden kleinen Inseln namentlich Mangel, Bachsucht, und
Aberglauben zum Cannibalismus führten, ist begreiflich, und daher die Angaben über noch in diesem
Jahrhundert dort vorgekomnrene Fälle (Munkin) ganz glaubwürdig. Wenn auch die abergläubischen Ideen
und die Bachsucht gewiss eine grosse Bolle spielen um solche Menschen zum Cannibalismus zu führen, so
hat man nicht ausser Auge zu lassen, dass die Kriegführung dieser wilden Völker, welche sich mit ganz
besondererer Wuth in der Zerstörung aller Nutzpflanzen und Hausthiere gefällt, verbunden mit der Unsicherheit
beim Fischen und dem Nachgehen der Nahrung aus dem Walde, einen solchen Mangel herbeiführt, dass
die, jedem Menschen von Natur inneliegende Scheu vor dieser Speise eher überwunden wird. Es fand
sich daher überall in der Südsee da der Cannibalismus am stärkster! entwickelt, wo neben häufigen Kriegen
das Land weniger reich an Nahrungsmitteln war. So in Neuseeland, den grossen Inseln der Vitigruppe
(die der nützlichen Cocospalme fast ganz entbehren). —
Die Insel Ofu endlich, etwas grösser wie Olosega liegt zum Westen derselben und sendet ein
langes Vorgebirge bis ganz in die Nähe des Westkaps der letzteren Insel. Gebirgig und hoch, wie diese
ganze kleine Manua gruppe besitzt sie eine mehr gedrungene vierkantige Gestalt, mit Ausnahme des langen
östlichen Vorgebirges. An der Nordküste läuft ein Corallenriff hart an der Küste hin und setzt über die enge
Passage zwischen den beiden Inseln Ofu und Olosega weg, sich an der Nordküste letzterer Insel fortsetzend.
Zu erwähnen ist ferner die vor dem Westkap liegende kleine Insel Foisia, wo die Schiffe gewöhnlich
ankern, nämlich je nach dem Winde zwischen derselben und dem Westkap oder südlich derselben
weiter die Küste hinab. Hier beginnt auch der Strand, an welchem die Hütten der Eingeborenen stehen
mit den Ortschaften Alulua und Alaufau. Die Bevölkerung von Ofu ist gegenwärtig wieder etwas zahl¬
reicher geworden und hat den Olosegern in dem letzten Kriege Stand gehalten, dieselben sogar in ihrer
Festung am Berge auf einem neuentdeckten Wege aufgesucht und decimirt.
Diese kleine Gruppe der Samoainseln die auch Manuagruppc genannt ist, wird wohl am längsten
ihre Unabhängigkeit und Unvermischtheit erhalten, da die Inseln gebirgig und ohne gute Häfen den Besitz
nicht sehr wünschenswert!! machen.
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Ebenfalls noch zur Samoagruppe gehörend, wenigstens in gleicher Flucht mit dieser liegend,
ist die 70 Meilen von Manua nach Osten liegende Insel Rosa. Es ist dieselbe, aber nicht eine kleine,
allein aus dem Meere emporragende Insel, sondern ein Lagun- oder ringförmiges Corallenriff, mit einer
Passage und zwei auf dem Riffe befindlichen Inseln. Dieses ringförmige Corallenriff hat einen Durchmesser
von 2 Meilen und zeigt die Passage am Nordwestende mit einer Tiefe von 6 und mehr Faden, am
Eingänge aber nur 1| — 1 Faden Tiefe, an der Seite gegen die innere Lagune. Capitain Ranzau, der
wiederholte Male, im Dienste der deutschen Unternehmung, diese kleine Insel besuchte, und dessen
freundschaftlicher Güte wir diese Notizen, Avie die in der Karte befindliche Skizze über die Rosa-Insel verdanken,
lief mit einem kleinen Schooner in diese Passage hinein, und ankerte iu dem ruhigen Lagunemvasser. Doch ist
dieses ein gewagtes Unternehmen, und bedarf schon bedeutender Uebung in der Riffbefahrung. Die Passage,
anfangs breit, wird nämlich durch eine Reihe Corallenblöcke, die an der inneren Oeffuung liegen, verengt. Ist
man in die Lagune eingefahren, so liegt die eine Insel, eine niedrige Sandbank, gerade zur Linken, an der
Nordseite des Lagunriffes. Nach Süd -Osten liegt die zweite höhere Insel dem Riff auf, und stellt
einen rundlichen Knollen Landes von ca. 500 Fuss Länge dar, der mit Bäumen bewachsen ist; dieses
ist die eigentliche Rosa-Insel, von Capitain Frey einet zuerst entdeckt, und seiner Gemahlin zu Ehren so
genannt. In der Südwestecke der Lagune finden sich zwei Corallenbänke. Die Brandung an der Ostseite
während der Passatzeit ist beträchtlich, ebenso steht eine hohe Dünung in der Passage. Die Lagune
ist überall ca. 7 — 8 Faden tief, und beherbergt, Avie die umliegende See, eine grosse Menge Fische, was
schon frühere Besucher der Insel erwähnt haben. Aus diesem Grunde versuchte der unternehmende
Leiter der deutschen Factorei, Herr 1h. Weber, eine deutsche Fischstation daselbst zu errichten, und
kaufte zu diesem Zwecke die zu den Fischgründen Manua s gehörende Insel von den dortigen Häuptlingen.
Ein Engländer ging mit einigen Eingeborenen dahin ab, um Fische einzufangen und in Fässer einzupökeln.
Es zeigte sich aber, dass der Ertrag nicht so reich war als wie man vermuthet hatte, und dass die Fische
nur mit der Angel zu fangen, viele Hände erforderten, um in kürzerer Zeit eine grosse Menge Fische zu
erhalten. Die Fische selbst, meist Arten von Seebarschen (Serranus), Papageifischen (ScarusJ und
Chirurgfischen, waren nicht geeignet zur Conservation in Salz, die überhaupt in dem feuchten Tropenklima
nicht anwendbar, oder nur mit grosser Sorgfalt und besonderer Methode zu leiten ist. Es wurde bei
dieser Gelegenheit beobachtet, dass auf der Sandinsel sich im Monat August und September eine Menge
See-Scliildkröten einfanden, um ihre Eier abzulegen. Es waren dieses meist Arten der gemeinen, grünen
See-Schildkröte (Chelonia mydas L.) Seltener kam die Carett-Schildkröte (Chelonia imbricata L.) Zur
Zeit wenn die Jungen auskrochen, war die umliegende See voll von Haifischen, die begierig nach diesen
kleinen Schildkröten schnappten, sorvie dieselben in’s tiefere Wasser kamen. Auf der mit Bäumen
besetzten Insel, avo das Haus des Fischers aufgeschlagen Avar, nisteten eine Menge Seevögel, namentlich
Sterna- Arten oder Seeschwalben. Es wurden damals auch auf der Insel Cocospalmen gepflanzt, die sehr
gut gediehen, und gegenwärtig wohl schon Früchte tragen. Ein Eingeborener mit seiner Familie entschloss
sich beim Abbruche der Fischerei allein dort zu bleiben, und ist falls er dort ausgeharrt hat, der
Gouverneur dieser kleinen, einsamen Insel der Südsee.
DIE EBONGRUPPE
im
MARSHALL’S ARCHIPEL.
Aus den brieflichen Mittheilungen des für das Museum
Godeffroy reisenden muthigen Polen J. Kubary, welcher mehrere
Monate lang die zur Rallikkette gehörende Lagune von Ebon in
naturhistorischer Beziehung ausbeutete, haben wir das wichtigste
zusammengestellt und hoffen damit einen Beitrag zur Kenntniss
dieser seit Kotzebue’s Reisen wenig beachteten und beschriebenen
Inseln zu geben.
Die Inseln der Ebongruppe liegen auf 4° 48' nördlicher
Breite und 168° 45' westlicher Länge und bilden die südlichste
Insel der Rallikkette. Es ist Ebon eine Inselgruppe, welche auf einem grossen Ringriffe mit einer breiten
Passage, die an der Südwestseite liegt, sich befindet. Wie alle solche Laguneninseln liegen die einzelnen
Eilande, deren Anzahl zwölf beträgt, nebst noch einigen ganz kleinen Inseln perlonartig auf dem zur
Ebbezeit beinahe trocken werdenden Corallenriffe aufgereihet. Diese Inseln heissen von der Riffpassage
angerechnet und nach Osten ringsherumgehend: Jurijer, Enijarmek, Ebon, Dereg, Enijadok, Guamaguam-
lap, Euer, Munjak, Taka, Euilo , Jio und endlich Met den Kreis schliessend und der ersten Insel Jurijer *)
auf der andern Seite der Passage gegenüberliegend. Ebon ist weitaus die grösste und ansehnlichste dieser
Inseln und daher wird die ganze Gruppe nach derselben benannt.
Diese Inseln sind wie alle Coralleninseln ganz niedrig und ihre Vegetation besteht haupt¬
sächlich aus Cocospalmen, Schraubenbäumen oder Pandanus und Brodfruchtbäumen nebst kleinerem Busch¬
werk und wenigen krautartigen Pflanzen. Die Bewohner dieser flachen denselben nicht hinreichende
Nahrung gewährenden Inseln, etwa 800 an der Zahl, sind während des grössten Theiles des Jahres ab¬
wesend, um sich auf den nördlichen Inseln ernähren zu lassen. Dieselben sind, wie überhaupt die Rallik-
insulaner , von schmächtigem Körperbau eher schwächlich als stark und untersetzt. Die Einwohner der
höher nach Norden zu liegenden Inseln scheinen jedoch von dieser Regel abzuweichen. So finden sich
unter den Eingeborenen der Ronelap oder Rim sky -Kor sako ff insei, die sich in Ebon aufhielten, stämmige
*) Bezüglich der Aussprache der hier angeführten Namen der Ebon-Sprache ist zu bemerken, dass J. Kubaru
den Vocal j für einen Laut ähnlich dem englischen j, französischen g oder polnischen 6 (also ein weiches „dsch" ) anwendet.
5
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Passage in die Ebon-Gruppe.
Leute, welches wohl der besseren Nahrung zuzuschreiben ist, die ihnen ihre grössere und fruchtbarere
Insel gewährt. Arrowroot und grosse Quantitäten conservirter Pandanusfrüchte werden fortwährend vom
Norden nach den südlichen Inseln gebracht.
Im Allgemeinen ist der schmächtige Körperbau der Männer zierlich und schwarze buschige
Kopfhaare nebst schwach entwickeltem Bartwuchs sind ihnen eigenthümlich. Die Weiber sind klein und
schwächlich und werden bald alt und hässlich. Während bei den Männern das Gesicht mehr länglich ist,
sind dagegen die Gesichter der Frauen dick, rund und voll mit breitem fleischigen Munde. Die Haare
tragen dieselben gewöhnlich lang und buschig und nur die zum Christenthum bekehrten Frauen müssen
das Haar kurz abgeschnitten halten. (Siehe beiliegende Typen auf Tafel 6.)
Die Hautfarbe beider Geschlechter ist dunkler wie die hellbraune Farbe der Polynesier oder
der Bewohner der Tonga-Inseln, der Schiffer-Inseln u. s. w. Die geistige Thätigkeit der Eingeborenen
ist sehr beschränkt; die Lieder, die sie singen, sind eintönig wie der Wind, der fortwährend um ihre
Hütten heult. Ilrro Tänze sind entweder der Ausdruck einer unbewussten Sinnlichkeit oder es hat auch
die Unverschämtheit bei denselben keine Grenzen. Oft aber stellen die Tänze Kämpfe, Streit und Zank vor.
Die Eboncr haben keinen Begriff von Gastfreundschaft oder dergleichen Tugenden; von den
Weissen haben sie gelernt Geschenke zu nehmen, aber welche zu geben ist ihnen bis jetzt noch unbekannt.
Die geringste Kleinigkeit muss bezahlt werden und gewöhnlich wird mit grosser Unverschämtheit „juwon
tolar“ für etwas verlangt, das mit einer viel geringeren Münze gut bezahlt wäre.
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Ein Tlicil der Eingeborenen ist seit acht Jahren zum Christenthum bekehrt, der andere Theil
ist beim Heidenthum geblieben. Ihre ursprüngliche Religion besass keine persönliche Gottheiten ; hingegen
verehrten s'e heilige Bäume und Steine, denen durch Zuwerfen von Speisen Opfer gebracht wurden.
Sie glaubten an ein Leben nach dem Tode, indem sie hofften alsdann nach einer schönen Insel zu
kommen, wo sic alles im Uebcrfluss haben würden. Ihre Leichen begruben sie in der Erde, die Stelle
mit Corallblöckcn und zAvei Rudern bezeichnend, von welchen das eine am Kopfende, das andere zu den
Füssen in die Erde gesteckt wurde.
In wie weit die Mission in dieser kurzen Zeit einflussreich auf die Geistesrichtung der ihr
zugewandten Eingeborenen gewirkt hat, ist schwer zu erkennen. Die von der Mission in der Landes¬
sprache veröffentlichten Kirchenlieder werden von den Mädchen und Frauen dreimal des Tages mit zur
Verzweiflung bringender Verzückung und Frömmelei abgesungen. Dieselben würden auch gern sechsmal
täglich singen, da sie zu faul zum arbeiten sind, aber das wäre gegen die Regel. Es ist hier wie
anderwärts, viel oberflächliche Frömmigkeit und Civilisation. Die Eboner bedienen sich der europäischen
Kleider, sie kennen den Werth des Geldes, sie können auch etwas lesen und schreiben, aber in andern
Hinsichten sind sie nicht besser als früher. Im Gegentheil von der Moralität ganz abgesehen, sind sie
fauler und habgieriger geworden, so dass der wilde Korden IlolHFs viel productiver und industrieller ist
als das christliche Ebon , das vergessen hat, die einfachsten und zum alltäglichen Gebrauch unentbehr¬
lichsten Sachen zu verfertigen. Alle Matten, Fischleinen, Angelhaken, Taue, Lcibschnüre, Gürtel u. s. f.
werden vom Korden eingeführt, während vor wenigen Jahren die Eboner dieses selbst verfertigten. Das
einzige Produkt, welches die Einwohner gegenwärtig liefern ist Cocosnussoel, welches von Sidney aus
angekauft wird. Ob die Mission im Stande sein wird, die physische wie geistige Thätigkeit der Einwohner
zu heben, muss erst der weitere Erfolg zeigen.
Die Kleidung der Erngeborenen ist wie schon gesagt seit der Einführung der Mission
annähernd eine europäische, da sic aber oft auswandern und ein Theil der Bevölkerung noch nicht zum
Ohristentliume übergetreten ist, so sicht man noch viele in ihrer ursprünglichen wilden Tracht. Dieselbe
besteht aus einem einfachen Gürtel, Kangur genannt, von Pandanusblättern, von denen eine Anzahl, etwa
20 bis 25, der Länge nach übereinander gelegt und au beiden Enden zusammen genähet oder gebunden
einen handbreiten Gürtel vorstellen. Dieser wird um die Hüften gelegt und mit einer Schnur aus Cocos-
nussfasern oder Sinnet zusammengebunden. Dieser Kangur wird zur Verzierung vielfach umwickelt mit
dem Irik, weclies eine Schnur ist, mit schwarzer und Aveisser Würfel Zeichnung und die verfertigt wird,
indem feine schwarze und weisse Streifen von Pandanusblättern peitschenartig um eine Sinnetschnur
geflochten Avcrdcn. Endlich gehört noch zu dem Gürtel ein vier Fuss langes Mattenband, der In genannt,
dessen breitere Enden ebenfalls zur Verzierung mit schwarzen Streifen überflochten Averden, die Zeich¬
nungen bilden. An den beiden Enden werden Bastbüschel befestigt und dabei die langen einzelnen Bast-
."treifen rings um den Rand des erweiterten Mattenbandes angenähet. Dieser In wird zAvischen Leib und
Kangur so durchzogen, dass ein Bastbüschel Avie eine Schürze Arorn herabhängt, dann Avird er um den
heib geschlagen und Avieder zwischen Leib und Kangur so durchgezogen, dass der andere Bastbüschel
als Schürze hinten herabhängt. Die Büschel des In sind von ungleicher Grösse und es kömmt der
längere und grössere nach vorn zu hängen.
Die LebcnsAveise der Eboner ist erbärmlich; die höchst dürftige Mahnung derselben besteht
aus den reifen Pandanusnüssen, deren äussere süssliche Faserhülle sie aussaugen; ferner aus Cocosnüssen,
Brodfrüchten und Fischen; welche beiden letzteren sie halb verbrannt oder halbgar essen. Wenn sie
einen guten Fischfang gemacht haben, so trocknen sie dieselben im Rauche und erhalten so einen Vorrath.
5®
Die Inseln bringen so wenig Nahrungsmittel hervor, dass die Häuptlinge, die gewöhnlich auch
auf den nördlichen Inseln Besitzungen haben, von dort Arrowroot und Pandanusnüsse beziehen. Die
äussere Hülle dieser Nüsse wird geraspelt, getrocknet und so conservirt in etwa 100 Pfund schweren
Rollen von Pandanusblättern aufbewahrt. Die ärmeren gemeinen Leute kaufen sich für Geld oder Producte
von einem deutschen Händler Arrowroot, welches dieser von andern Inseln bezieht. Eigenthümlich ist
es, dass die Eingeborenen bei so karger Nahrung Hühner und Enten, die sie ziemlich zahlreich aufziehen,
so wie deren Eier nicht essen wollen und lieber dieselben verkaufen oder Umtauschen. Das gleiche findet,
wenn auch nicht in so hohem Grade, in Samoa statt, indessen sind es dort mehr die Eier, vor deren
Genuss die Samoaner Abscheu hegen.
Bei dieser kargen Kost entbehren die Eingeborenen von Ebon wie überhaupt aller Corallen-
inseln, das grösste Gut, das ein Land in den Tropen aufzuweisen hat, nämlich ein frisches klares Wasser.
Um Trinkwasser zu erhalten, haben sie in der Mitte der Insel eine Grube gegraben, in welche das
Regenwasser zusammenfliesst. Dieses Wasser ist trübe, dick und braun gefärbt durch hineingefallene
vegetabilische Stoffe.
Die Gewohnheit sich zu waschen haben die Eboner nicht; sie baden sich wohl im Meere und
in Wassergraben, aber nur der Hitze wegen, um sich abzukühlen. Am zufriedensten sind sie, wenn sie
sich nicht nass zu machen brauchen; der Kopf mit dem buschigen Haarwuchs wird nie nass gemacht.
Es ist wahrscheinlich, dass die bei ihnen und den Bewohnern anderer Coralleninseln so häufig vorkommenden
flechtenartigen Hautausschläge, die ihren Körper ganz oder theilweise überziehen, ansteckend siud, und
ihnen ausser ekelhaftem Ansehen einen unangenehmen Geruch gehen, von diesem Mangel an gehöriger
Reinlichkeit herkömmt.
Die Wohnungen der Eboner sind elende, niedrige Hütten, in welchen man bloss liegen, kaum
sitzen und gar nicht stehen kann. Sie sind plump und unsymmetrisch gebaut, und verrathen dadurch die
Bequemlichkeit oder vielmehr die Faulheit ihrer Verfertiger. Es sind die Hütten eigentlich nur Schlaf-
winkel und gewähren kaum Schutz gegen Wind und Regen, auch riechen sie sehr unangenehm. Die
Umgebung derselben ist mit hohen Haufen faulender Cocosnussschaalen und sonstigen Küchenabfällen
bedeckt, die eine wahre Pestatmosphäre erzeugen.
So schlechte Häusererbauer die Eboner sind, so geschickt sind dieselben in der Verfertigung
zweckmässiger, schnellsegelnder Kähne, und sie selbst sind die kühnsten Segler. Wenn auch ihre Schiffe
Mangel an symmetrischer Arbeit verrathen und sich nicht mit den vier verschiedenen Arten der Samoakähne
messen können, so erreichen die Eingeborenen doch damit ihren Zweck, nämlich eine mit fast unglaublicher
Schnelligkeit bewerkstelligte Verbindung zwischen den einzelnen Inseln der Rallik- und der Radackkette.
Diese Kähne, mit ihren dreieckigen, fast in den Wind liegenden Mattensegeln, haben viel dazu beigetragen,
dass alle diese so zerstreut liegenden Inseln durch eine einzige Menschenrace bevölkert wurden. Alle
Eingeborenen derselben, bis zu den am weitesten nach Norden hin liegenden Inseln, sprechen die gleiche
Sprache und haben dieselbe Tätowirung. Uebrigens haben auch Winde und Strömungen die Kähne, die
auf unruhiger See sehr unzuverlässig waren, in früherer Zeit oft weggetrieben, und so wurden dadurch
ebenfalls überall hin dieselbe Sprache und dieselben Sitten verbreitet. Die Verbindung der Eingeborenen
unter einander bestand schon lange vor der Zeit der Entdeckung der Inseln durch die Europäer, aber
ihre politische Verschmelzung in ein Ganzes geschah erst vor einem Menschenalter und zwar ging die
Bewegung vom Norden aus.
Die Eingeborenen von Ebon , wie überhaupt aller Inseln der ganzen Kette, haben vier Rang¬
stufen, die sich von mütterlicher Seite vererben. Der gewöhnliche Mann wird armij kajur genannt und
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bildet den grössten Theil der Untergebenen. Derselbe besitzt kein Eigenthum, als nur das Land, das ihm
vom Häuptling zugetheilt wurde, und das ihm zu jeder Zeit wieder entzogen werden kann. Er hat jede
Woche dem Häuptling zubereitete Nahrung in gewisser Quantität und Qualität zu liefern.
Ueber diesen steht der Leotakatak, der sein Eigenthum erbt und nicht vom höheren Häuptling
erhält. Wenn dieser das Gut des Mannes haben will, so muss er ihn tödten. Im übrigen steht dieser
Mann dem armij kcijur gleich.
Die dritte Rangstufe ist der Burak, der sehr reich und einflussreich sein kann, wie der gegen¬
wärtige junge Kajbuke , von dem wir noch mehr sprechen werden. Derselbe stammt von einer Mutter,
die eine Burak war und ohne darauf Rücksicht zu nehmen, dass sein Vater der höchsten Rangklasse
angehörte und ein Iroij oder sogar ein Iroij-lapelap war, bleibt sein Rang der eines Burak.
Dann kommt die vierte Rangstufe, der Iroij, welcher vom Vater und Mutter Iroij abstammend,
oder von einem Vater, der Burak wrar, aber von einer Mutter, die eine Iroij war. Aus den Iroij ward
der König gewählt, und heisst dieser Iroij-lapelap und bedeutet dieses der grosse Iroij.
Auf die Reinerhaltung dieser Häuptlingsgeschlechter halten diese Insulaner sehr viel und wird
daher ein jedes Vergehen, das gegen die Rangordnung verstösst, sehr hart bestraft. Ein Leotakatak selbst,
der sein Auge auf eine Iroij- Frau oder Tochter zu erheben wagte, würde einen solchen Uebergriff mit
einem Leben bezahlen. Besonders sorgfältig wird der Rang der weiblichen' Linie aufrecht erhalten, da
von dieser Seite der Titel sich erbt. Die Häuptlinge stehen in grosser Achtung und wird dieselbe jeder¬
zeit durch öffentliche Ehrenbezeugung an den Tag gelegt. Alle niedern Stände dürfen nur gebückt und
und mit gesenktem Blick vor den Höheren erscheinen, auch niemals stehen, wenn diese sitzen und müssen
sich stets in respectvoller Entfernung halten. Durch diese fortwährend sich wiederholenden Unterwerfungs¬
bezeugungen prägt sich in der Haltung der Eingeborenen ein geducktes, demüthiges Wesen aus, welches
besonders auffallend die älteren Leute, die das Joch des Tyrannen Kajbuke zu tragen hatten, zur Schau
tragen. Zu ferneren Ehrenbezeugungen den Häuptlingen gegenüber, gehört die sonderbare Sitte, bei der
Darreichung von Früchten, wie z. B. der Brodfrucht und Pandanusbeere, nur den oberen Theil, nie das
untere oder Stielende zu geben. Ebenso beanspruchen diese eine gewisse süssere Art von jungen Cocos-
uüssen zum Getränke und würden jede Vernachlässigung dieser Tributzahlung strenge bestrafen.
Die Strafen welche die Häuptlinge in früheren Zeiten verhängten, bestanden meist in
der Todesstrafe oder seltener in milden Fällen in der Wegnahme von Land und Haus. Wurden
Männer zur Todesstrafe verurtheilt, so wurde mit Speeren nach ihnen geworfen, wobei sie freistehend
dieselben so lange abwehren durften, bis sie zuletzt durch Ermüdung und Blutverlust geschwächt, unter¬
lagen. Frauen hingegen welche den Tod zu erleiden hatten, wurden im Meere ertränkt. Dieselben
pflegten in solchen Fällen freiwillig in das tiefere Wasser auf dem Riffe zu gehen, knieten daselbst unter
die Oberfläche und wurden nun in - dieser Stellung so lange festgchalten und heruntergedrückt, bis die
Erstickung eingetreten. Noch vor wenigen Jahren wurde ein solches Urtheil an zwei Brüdern und deren
Frauen vollzogen. Der jetzige Häuptling Kajbuke schliesst widerspenstige Untergebene in europäische
Handschellen und Hess sie auf diese Weise wochenlang laufen, überhaupt sind jetzt in Ebon unter der
eingeführten Mission härtere Strafen seltener vorkommend.
Die geschichtlichen Ueberlieferungcn der Eingeborenen sagen aus, dass Ebon einst allein für
sich war, oder dass sie wenigstens unter einem eigenen König lebten. Da entstand in dem ohnehin schon
karg von der Natur bedachten Lande eine grosse Hungersnoth und die Leute starben haufenweise. In
dieser Zeit kamen vom Norden Kähne mit Kriegern, wrelche die vom Hungertode verschonten Männer
theils umbrachten und theils mit sich nach Jaluij nahmen. In Ebon blieb ein Theil der Eroberer zurück,
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der mit den übrig gebliebenen Eboner - Weibern die heutige Ilace erzeugte. Von dieser Zeit
an blieb Ebon mit den andern RalliJcinseln in Verbindung. Einer der Führer, der mächtigste
Iroij-lapelap , beherrschte nun alle Inseln. Jaluij selbst, woher die Krieger nach Ebon gekommen
waren, ist ebenfalls durch nördliche Eindringlinge erobert worden, sowie die andern Inseln. Die
Häuptlinge sämmtlicher Inseln erkannten jenen Führer als Oberhaupt an, behielten aber in ihrem
Stamme ihre frühere Macht.
Kajlmkc, welcher Käme das Schiff bedeutet, der alte nämlich, hat vor einem Menschen¬
alter als der zweite Häuptling die Regierung in Ebon angetreten. Er heiratliete die Wittwe
des vorigen Königs. Zu seiner Zeit wurden von ihm siegreiche Ueberfälle auf fremde Schiffe
gemacht, dadurch gestärkt und im Ansehen gehoben, hatte er auch die Gewalt auf Kill und Jaluij
erhalten. Die Gewaltthätigkeiten dieses Mannes müssen ausserordentlich gewesen sein, da die Ein¬
geborenen nur mit Scheu und Angst seines Namens gedenken; sie haben öfters Visionen, wo er
ihnen lebend und drohend erscheint und die der Sehende mit dem Leben bezahlen müsse. Kuban /
selbst war Zeuge als ein Eingeborener durch eine solche Vision tödtlich erschreckt wurde. Ein junger
Mann kam von Ebon nach Jurijer , wo Kubary war und im Gespräche mit ein Paar Eingeborenen
erschien ihm der alte Kajbuke mit einem Speer nach ihm zielend. Von Angst ergriffen lief er wie ein
Rasender nach Hause, legte sich hin und drei Tage später war er todt.
Dieser König, der ein solches Andenken bei seinen Landsleuten hinterlassen hat, erhielt noch
im hohen Alter einen Sohn, der nach den dortigen Rechtsbegriffen die Anrechte auf ganz RalliJi hat.
Dieser Sohn ist gegenwärtig 13 Jahre alt und heisst Lemoro. Ein ganz gewöhnlicher Häuptling der ersten
Rangstufe also ein Leotakatak heiratliete die Mutter und wurde dadurch Vormund des Lemoro , der übrigens
in allen Dingen seinen unbeschränkten Willen hat. Dieser Vormund, Lcbon genannt, ist von Bonelap
gebürtig und hat durch seine Besonnenheit* sich die Zuneigung der Mission und der W eissen gewonnen
und dadurch auch seine Macht bei den Eingeborenen begründet, die ihn als einen Jroij-lapelap anerkennen,
wie sie früher noch keinen gehabt haben. Kurz vor der Abreise des Kubary kam dieser Mann in
Begleitung von 40 Kähnen von Jaluij. Er trägt, um sieh bei den Eingeborenen populär zu machen noch
den früher beschriebenen J«; aber über dem Oberleibe ein Hemd. Obgleich er noch kein Kirchenmitglied
ist, so unterstützt er doch die Mission.
Neben diesem Lebon als Vormund des Lemoro befindet sich noch als mächtiger Häuptling in
Ebon Kajbnke der junge, ein Neffe des alten Tyrannen. Derselbe spielt den Christen, hat ein grosses,
geräumiges Haus umstellt mit Kanonen. Er speist an einem gedeckten Tische, hält sich Tliee und Caffce,
kleidet sich in Rock, Hose und Hut und ist mit einem Wort ein Fortschrittler. Er speerte aber trotzdem
zwei seiner Frauen und hat jetzt wieder ein Paar andere. Er hält es mit den Weissen aber nur aus
Furcht vor den übrigen Häuptlingen, mit denen er aus Feigheit nicht auf einem ihnen vertrauenden Fusse
zu leben wagt. Kajbufce besitzt den grössten Theil der Ebongruppe als Eigenthum und hat durch Heirath
auch auf Jaluij Besitzungen erhalten. Lcbon, der König, ist arm, er ist ein Emporkömmling mit einigen
Gütern im Norden. Wenn er sich in den Besitz von Kajbuke’s Land setzen will, so kann das nur auf Eboner
Art geschehen, d. h. er muss ihn wegen Hochverrath speeren lassen und ihn auf diese Weise beerben.
Da dieses aber sehr leicht zu bewerkstelligen ist, so spielt Kajbuke den eifrigen Fortschrittsmann.
Mit diesen Mitteilungen über die Lagune von Ebon, welche Inselgruppe Joh. Kubary im Jahre
1870 besuchte, lieferte derselbe ein Manuscript, Notizen der noch wenig bekannten Sprache der micro-
nesischen Eboninsulaner enthaltend. Wir geben dieselben anschliessend an die Beschreibung der Ein¬
geborenen hier unverändert wieder, ohne uns auf weitere Vergleichung mit den schon gegebenen Daten
anderer Reisender wie „ Ghamisso’s “ etc. einzulassen. AVir hotfen mit diesen Sprachstudien Kuban/ s,
denen sich in den nächstfolgeirden Heften des Journales noch weitere von anderen wenig besuchten
Inselgruppen Micronesiens anschliessen werden, den Philologen und Anthropologen vom Fache Material
zur Kenntniss und Vergleichung dieser Sprachen zu liefern. Es bietet die Sprache der Micronesier
ein besonderes Interesse dar, da dieselbe vielleicht die Mittel zur Hand giebt, über den Ursprung und
die Einwanderung der Bewohner der Südseeinseln mehr Licht zu verbreiten. Diese Asien näher¬
liegenden Inseln sind als Brücke zu den südlicher und östlicher gelegenen Inseln Polynesiens
zu betrachten und die Kenntniss der dortigen Eingeborenen, sowie ihre Sprachen daher von
grösster Wichtigkeit.
Grammaticalische und orthographische Bemerkungen über die Ebonsprache.
Das Alphabet besteht aus folgenden Buchstaben :
a, _a, b d, e, i, j, 1, m, n, h, o, 3 p, r, t, u, w.
a_ bezeichnet einen A^ocal zwischen a und 0 liegend.
LL 11 n n 15 ^ 11 d 11
11 „ das nasale g und wird ng ausgesprochen.
j spricht sich aus, wie dsch und tsch (ähnlich dem englischen j oder französischen g oder russischen d'c
blos weicher, manchmal klingt es wie das polnische weiche e’, t’, z.
w wird wie u ausgesprochen, zum Diphthong werdend bei folgendem Vocale.
Die amerikanischen Missionare, Eingeborene von den Sandwichs- Inseln, die diese Orthographie
dort eingeführt haben, schreiben und drucken mit lateinischen Buchstaben. a_ _o h werden im Drucke
zum Unterschiede vom gewöhnlichen a, 0, n, cursive gedruckt.
Die Mehrheit wird durch ein Zufügen von „ran“ für Personen und „ko“ für Thiere und Sachen
ausgedrückt, so z. B. dribelli ein Fremder, dribelliran Fremde; Bao ein Vogel, Baoko Vögel.
Eigentliche Beugungsfälle für Haupt- und Beiwörter sind nicht da, das AVort bleibt unver¬
ändert, und eine Umschreibung mit Hiilfswörter hilft aus. „In“ vor einem Hauptwort oder Beiwort
bezeichnet den Genitiv, non den Dativ, z. B. AVa in iroij das Schiff des Königs, AVa non iroij dem
Schiffe des Königs.
Manche Hauptwörter haben keinen selbstständigen Nominativ, wie sie überhaupt blos abhängig
von Personverhältnissen stehen können, so z. B. giebt es kein AVort, den allgemeinen Begriff „Vater “
darstellend, sondern dies AVort wird immer nur in Bezug auf die Person mit verschiedenlautenden AVortcn
ausgedrückt. Ebenso die Hauptwörter Mutter, Bruder, Schwester, wie z. B. :
Mein Vater Jcma (dschema), Meine Mutter Jine,
Dein „ Jemom, Deine ,, Jinem,
Sein „ Jemen, Seine „ Jinon,
40
Unserer zwei Vater
.1 emaro,
Unserer zwei Mutter
Jinero,
Euerer „ ,,
Jemeren,
Euerer „ „
Jineren,
Ihrer „ ,,
Jemer,
Ihrer ,, ,,
Jiner,
Unserer drei „
Jemarjel,
Unser drei ,,
Jinerjel,
„ aller ,,
Jemen,
Unsere Mutter
Jineren,
Väter (viele)
Jemerwij,
Mütter
Jinerwij,
Mein älterer Bruder
Jei,
Mein jüngerer Bruder
Jeti.
Dein „ ,,
J em,
Dein „ „
Jetim,
Sein ,, .,
Jen,
Sein „ „
Jetin,
Unserer zwei älterer Bruder
Jero,
Unserer zwei jüngerer Bruder
Jetiro.
Eurer „
deren,
Eurer ,, „ ,,
Jetiruen,
Ihrer ,, „
J irro,
Ihrer „ „
Jeter,
Unserer drei ,, „
Jerjel,
Unserer drei „
Jetirjil,
Aeltere Brüder
Jerwoj,
Jüngere Brüder
Jetirwoj,
Das Wort „Bruder“ hat übrigens auch einen Nominativ ohne auf eine Person Bezug zu haben,
also mit dem unbestimmten Artikel: Ein Bruder = Jem, jen, jetin.
Die Steigerung der Adjective im Comparativ und Superlativ ist der Sprache unbekannt. Es
findet nur Vergleichung statt mit dem Vorworte jen, als, wie z. B. : Lio euana jen leo, die Frau ist
schlechter als der Mann.
Die Adverbien hingegen haben eine Steigerungsform durch die Anhängung des Beiwortes
„lok,“ z. B. : emon gut, emonlok besser, am besten. Enana schlecht, enanlok schlechter, am schlechtesten.
Mein, e, es
Dein, e, es
Sein, e, es
Die persönlichen Fürwörter heissen:
au Unser, e, es
am Euer, e, es
an
Ihr.
e, es
amwij
arnwi
aer
Die duale Form:
Unser zwei aro
Euer ,, amiro
Ihr „ irro od. erro
Die Zeitwörter conjugiren sich durch Versetzung von Pronomia oder besonderer Hülfs Wörter
für die verschiedenen Personen und Zeiten.
So wird die Gegenwart in der Ebonspraclie durch Versetzung von
e, ij, na, i für die 1. Person Singular kim für die 1. Person Plural.
kwe, kwoj „ „ 2.
eJ ii ii 3.
kom „
i'e.j „
Für die Vergangenheit wird e ar, kwe ar, ej ar u. s. w. vorgesetzt.
Für die Zukunft wird e naj, kwe naj, ej naj u. s. w. vorgesetzt.
Für den Imperativ wird kwon vorgesetzt oder der Infinitiv mit erhobener Stimme allein gebraucht.
So werden zum Beispiel die vier Zeitwörter irak trinken, mana essen, jiji schreiben, jerebal
arbeiten folgendermassen conjugirt:
I. Gegenwart,
e irak ich trinke
e jab irak ich trinke nicht
e irake? trinke ich?
e jab irake? trinke ich nicht?
II. Vergangenheit,
i ar irak ich trank
i ar jab irak ich trank nicht
na ar irake? trank ich?
na ar irake? trank ich nicht?
III. Zukunft.
e naj irake ich werde trinken
e naj jab irak ich werde nicht t.
e naj irake? werde ich trinken?
e naj jab irake? werde ich nicht t. ?
41
kwe irak du ti'inkst
ej irak er trinkt
kim irak wir trinken
kom irak ihr trinket
rej irak sie trinken.
e mawa ich esse
e jab mawa ich esse nicht
e mawae? esse ich?
e jab mawae? esse ich nicht?
kwe mawa
ej mawa u. s. f.
e jiji ich schreibe
e jab jiji ich schreibe nicht
e jije? schreibe ich?
e jab jije? schreibe ich nicht? u. s. f.
e jerebal ich arbeite
e jab jerebal
e jerebale?
e jab jerebale?
kwe ar irak du trankst
ej ar irak er trank
kim ar irak wir tranken
kom ar irak ihr tränket
rej ar irak sie tranken
i ar mawa ich ass
i ar jab mawa ich ass nicht
wa ar mawae? ass ich?
wa ar jab mawae?
kwe ar mawa
ej ar mawa u. s. f.
i ar jiji ich schrieb
i ar jab jiji ich schrieb nicht
wa ar jije? schrieb ich?
waar jab jije? schrieb ich nicht? u.s. f.
i ar jerebal ich arbeitete
i ar jab jerebal
wa ar jerebale?
wa ar jab jerebale?
kwe naj irak du wirst trinken
ej naj irak er wird trinken
kim naj irak wir werden trinken
kom naj irak ihr werdet trinken
rej naj irak sie werden trinken.
e naj mawa ich werde essen
e naj jab mawa ich werde nicht c.
e naj mawae? werde ich essen?
e naj jab mawae
kwe naj mawa
ej naj mawa u. s. f.
e naj jiji ich werde schreiben
e naj jab jiji ich werde nicht s.
e naj jije? werde ich schreiben?
e naj jab jije? werde ich nicht
schreiben u. s. f.
e naj jerebal ich werde arbeiten
e naj jab jerebal
e naj jerebale?
e naj jab jerebale?
Befehlende Form.
Irak! oder kwon irak! trinke! Mawa! oder kwon mawa! esse!
Jiji! oder kwon jiji! schreibe! Jerebal! oder kwon jerebal! arbeite!
1 = juwon.
2 == ruo.
3 = jilu.
4 = emen.
5 = lalim.
6 = jdjien.
7 = jiljienimjuwon.
8 = rualitok.
9 = ruatimjuwon.
10 = jowol.
11 = „im juwon.
12 = „ „ ruo.
13 = „ „ jilu.
Die Zahlen der Ebonsprache heissen:
14 = jowol im enern.
15 = ,, ,, lalim.
16 -= ,, ,, jiljien.
17 = „ ,, jiljienimjuwon.
18 = „ „ rualitok.
19 — „ „ ruatimjuwon.
20 = rowol.
30 = jiliwol.
40 = eowol.
50 = limiwol.
60 = jiljiewol.
70 = jiljilimjuwonwol.
80 == rualitokwol.
90 = rualitimjuwonwol.
100 = jibuki.
101 — (jibuki im juwon etc.)
200 = rubuki.
300 = jilbuki.
400 = eabuki.
500 = limbuki.
600 == jiljilbuki.
700 = jiliejnimjuwonbuki.
800 = rualitokbuki.
900 = ruatimjuwonbuki.
1000 = jereben.
c
42
Fertige Sätze
Guten Tag!
Lebewohl !
Bringe mir Brodfrucht!
„ ihm „
„ mir Schweine und Hühner; Enten und
Enteneier und Hühnereier.
Was willst Du?
Willst Du Oel machen?
Willst Du mir Copprah verkaufen?
Was sagst Du?
Was willst Du dafür?
Es ist zu theuer!
Es ist billig!
Willst Du mir ein Haus bauen?
Willst Du für mich arbeiten?
Ich gebe Dir einen Thaler die AVoche.
Wo' ist die Passage?
AVann kommt die Fluth?
Sind hier viele Fische?
Sind hier viel Schmetterlinge?
Bringe mir viele Raupen mit den Blättern
worauf sie leben i
Wo sind die Nester der Vögel?
Bringe mir Vogeleier!
Bringe mir Eier von dem grauen Reiher !
AVo lebt dieser Vogel?
AVas isst dieser Vogel?
Gefällt Dir das?
Ich will das nicht verkaufen.
Es ist mir zu werth !
AVillst Du rauchen?
und Redensarten.
Jokwejuk!
Jokweiuk!
Bokotok me iba oder bokotok me nan na.
,, me iben
Bokotok iba bik, lolo, jejak, lip in jejak im
lip in lolo.
Kwojet?
Kwoj kanan komonemon bineb?
oder „ „ ranke?
Kwoj kanan wia nan na waini?
Tainejba? takwoijba?
Kwoj kanan ta? kwoj kanaka ta? oder tein kwoj kanaka?
Elap wonen!
Jet wonen!
Kwoj kanan jabane komonemon ima?
Kwoj kanan jerebal iba?
Na] kwoj ibam juwon tolar jomen juwon wik.
Eui to?
Ebit, itok nat?
Eorke ik i ailinen?
Eorke babuk i ailinen?
Kwonbokotok iba elin katanatan kabbiliko
rej jijet ion!
Eui el in baoko?
Kwonbokotok iba lib in bao !
Bokotok lip in Kabaj.
Bao ej juka ia?
Bao in ej mana ta?
Emonneke ?
E jab kanan wialok.
Moekaurik iba!
Kwoj kanan kobatat?
Kurzes Vocabular der Ebonsprache.
Abends
ota
Ameise
Ion
aber
a, ak
Antwort (die)
uak
alle
otenjej, jelok
antworten
uak
als
jen
Arbeit (die)
jerebal
alt
emor
arbeiten
jerebal
Anker (der)
kauliklik
Arm (der)
ben
am wenigsten
enintata
Art (kleine und grosse)
ilil (irik kab lapelap)
43
athmen
menono
Dach (das)
katak
auch
kab
dein
am
auf
ion
denken
lomnak
auf einmal
kiakia
dieser, e, es
ee, een
aufgeben
kwatake
diesseits, liier
ijin
aufhängen
toto, letoto, totake
Donner (der)
jorur
aufstehen 1) vom Liegen jerkak
dort
ijinwea
2) vom Sitzen
jintak
drehen
karole
aus
jen
drohen
kalelawa
ausbreiten
kairlak
Du
kwe, kwoj
ausgraben
kotake
Dunkelheit (die)
marok
ausserhalb
inabij
Durst (der)
maru
Banane (die)
kabaraw
Ei (das)
lip
Bart (der)
koreak
„ des Huhnes
lip in lolo
Bauch (der)
loijin
„ der Ente
lip in jejak
bauen 1) ein Haus
kaleike
einige
jet
2) einen Kahn
jekejik
Ente (die)
rak, jejak
Baum (der)
roujki
entweder - oder
ak-ak
befehlen
kowe, jirow, buron
etwas
jabriwot
Bein (das)
nen
er
e, ej
beide
komro
erschrecken (sich)
ilibok
heissen
kiji
essen
mana
Berg (der)
dol
erzürnen (sich)
illu
besser
emanilok
besiegen
emijeo
fangen
jebe
beten
jar
„ (Fische)
eowar
bezahlen
kala wonen
Fächer (der)
drei
binden
liabe
fern
etolok *)
bitten
kajidok
Ferse (die)
jimimnen
blau
maroro
festhallen
rebeje
Blei (das)
jot (introduc. Wort)
Feuer (das)
kijek
Blitz (der)
joram
Feuerstein (der)
ijur
Blut (das)
batoktok .
finden (sehen)
loe
brechen
ruje
Finger (der)
drriben
brennen
bwil
Fisch (der)
ik
Brodfrucht (die)
me
flechten
eet
Busch (der)
marr
fliehen
ko
Fliege (die)
law
Ohrist (der)
dri anij
fliegen
kelok
*) Daher bei allen Zeitwörtern die eine entfernte Thätigkeit ausdrücken die Endung auf lok; so z. B. bogolok
bringe hin, bogatok bringe her.
6*
44
Flinte (die)
hu
Haarnadel (aus dem Arm¬
fragen
kajitok
knochen einer See¬
Fremde (der)
dribelli x)
schwalbe)
direb
freuen (sich)
monono 2)
haben
eor
früher
mokata oder mokta 2)
hässlich (v. Gesicht)
enana mejen
fühlen
jib
Hahn (der)
kako
fürchten (sich)
emjok
Henne (die)
lolo
füttern
najirik
Hühnchen (das)
jojo
Fuss (der)
nen
Hand (die)
hen
hassen
kijerett
gehen
latok
Haus (das)
Im 3)
Geist (der heilige)
jitob kwarjarjar
Haut (die)
kil
gegen
ilo
heilig
kwarjarjar
gehen (zu Fuss)
etal
heirathen
helile
gehen (im Allgemeinen)
ilok
helfen
jib an
genug
emej
herabnehmen
bakejen
„ im essen
emaj
herab-herunterlassen
lore
gestern
ine
heute
ranin
geschwind
jabromij
hier
ijin
Gesundheit (die)
mour
hinab
ilal to
gesund sein
r>
hinauf
ion
gewiss
emol
hinlegen
likiti
Glas (das)
kabjur
hinter
eleken, ilokan
gleich
kiekie
Holz (das)
wujki
Glocke (die)
bei (introduc. Wort)
hören
ron, ronjake
Gott (der)
anij, Jekowah (introd.)
Hund (der)
keru 4)
Grab (das)
uliej
hübsch (d. M ann betreffend)
wulio
graben
kubiti
n ( >, Weib „ )
aieo
Gras (das)
ujuj
Hüfte (die)
ibin
grämen (sich)
huremej
Hunger (der)
kuli
gross
elap
grün
maroro
ja
ait, ewa
Gürtel (der)
kanur
Jahr (das)
annean im rok, Jir
gut
emon
ich
na
*) dri bedeutet Knochen — einem Landesnamen beigefiigt — Leute wie z. B. dri Ebon Eboner.
2) Von menono athmen, also athmen können, frei sein, froh sein, im Gegensat z — trauern, beklemmt sein, also
nicht frei athmen.
3) Die Hütte der Eingeborenen Ebons besteht ans einem Dach das auf 4 dünnen Pfählen 3 — 4 Fuss Uber der Erde
aufgerichtet ist. Unter dem Dach befindet sich auf Querhölzern die geringe Habe an Matten etc. und der untere Raum auf
der Erde, der mit Pandanusblättern bestreut ist, dient nur zum Schlafen oder kurzen Aufenthalt der Familie bei Unwetter.
Dies ist der eigentliche im oder im kijerik. Belak heisst eine höhere aber luftige Hütte, die zum Kochen dient. Jukwen is
eine ganz kleine Hütte, wo die Frauen und Mädchen zur Zeit ihrer Perioden sich aufhalten.
■*) keru heisst überhaupt jedes Thier.
45
jeder, e, es
kaji an armej
lügen
ab
jemand
jabriwot
jenseits
ijnweo
manchmal
jetien
ihr
kom
Mann (der)
armej
immer
ienotemjej
Mast (der)
kijn
in
i, ilo, iloan, iben
Matte (die)
nerir, eir
irren sich
bwir
mein e es
au
mehr
elinlok
Kamm (der)
kirrebar
Messer (das)
bokobok
kämpfen
terenai
mit
iben
kalt
ebijio
mit mir, Dir, ihm
iba, ibam, ibem
Katze (die)
keru kijerik (eig. Ratten¬
mit uns, euch, ihnen
iber, ibemi, iber
thier)
Mittags
bereolab
kaufen
wia
Mitternachts
ulkenbu«
Kinder (die)
ajiri
mitten unter
iolab
Kirche (die) Tempel (der)
im in jar
Mond (der)
ali«
Kiste (die)
tibitib
Monat (der)
alin
Kleid (das)
nukunuk
Morgens
ejebok
klein
errek eni«
Mund (der)
lo«em
Knabe (der)
ladrik
Mutter (seine)
Jinen
kochen (am Feuer über¬
haupt)
kamat
nach
«an
kochen (auf heissen Steinen)
umum, umei
nachher
berimokata, kijalok
„ „ Kohlen
kwanjen
nähen
jeje
können
maro«
Nagel (der) am Finger
akiben
Körper (der)
enbwinin
„ an der Zehe
akinen
kommen
etok
,, Stift
rilak
Kopf (der)
bara«
nahe
ebök
krank sein
aninmij
Nase (die)
batin
Knie (das)
bakwell
nass
eu
Knochen (der)
dri
neben (rechts)
anbejmaronen
Krebs (der)
baru
« (links)
anmi«i«
nein
jab
lachen
ti n
neu
ekrtl
längst
trejen
nichts
jelok
Land (das)
ene
niemand
n
langsam
ebat
Norden (der)
eon
laufen
tir
Nuss (die) der Cocospalme
Lehen (das)
mour
(die junge)
ni
lesen
konono
» n n » (die reife)
waini
lieben
jokwe
liegen
babu
ob
ela«a
loslassen
katalok
oder
ak ke
46
Oel (das)
bineb
schütteln
kamakete
oft
eien
„ die Hand
ireki
oh! oder ah! Ausrufung
ajit! ulel! urik! bujik! urer!
schwarz
kilmej
oho oho! (Kriegsgeschrei)
tihihihi
schwach
emijeno
oh ! ili ! (Schmerzensausruf)
bwilon
„ sein
emijeo
ohne
ejelok
Schwein (das)
bik, keru
Ohr (das)
loij ilinen
schwimmen
ao
Osten (der)
rear
schwitzen
menukaru
See (die) Salzwasser i'iberh.
loijt
Pandanusfrucht (die)
bob
See (die hohe)
limajnono
pfeifen
en wue
Seele (die)
an
pusten? (keichen)
uke
Segel (das)
wujele
sehen
loe
Patte (die)
kijerik
Seligkeit (die)
lomoren
rauchen
kobatat
senden
jilkin
Paupe (die)
katanetan
sie
rej, ren, re, ir
Regen (der)
wut
sie zwei
eiro
roth
kilmir, emir, mir
„ drei
Jrjil
Puder (das)
jibwe
siegen
kajar
rund um
iturn
singen
al
sitzen
jijet
Sand (der)
rok
so
enwot, barenwit, barlamwot
Säge (die)
jeleben
Sohn (der)
nojin
sägen
•n
Sonne (die)
al
schämen (sich)
ejok
spät
rumej, ebat
schelten
konono enana
Speer (der)
mari
schenken
komekwikwi
Spiegel (der)
kabjur mejen
Schenkel (der)
katienen
springen
kanono
schiessen
bukwi
sprechen
kelok
Schiff (das)
wanbelli
stark
kajur
schlafen
kiki
Stein (der)
ejman
schlagen
drenlokwe
stechen
wue, wea
„ (sich)
iri
stehlen
kot
schlecht
enana
sterben
emij
schleifen
jimejim
Stern (der)
Jju
Schmetterling (der)
babub
Strafe (die)
robe, liabe
Schnur (die)
irik
Strand (der)
bereber
schon
emej
Sturm (der)
elitin
schon längst
trejen
Süden (der)
rak
Schöpfer (der) im Kahn
lim
schreiben
jiji
Taback (der)
tabaka
schreien
jan
Tag (der)
ran
Schurze (die)
in
tanzen
eob
47
taro (Wilde)
jeraj
warm
ebwil
tauchen
tulok
warum ?
eteke ?
Thier (das)
keru
waschen (Kleider)
katutu
Tochter (die)
nojin
(Geschirr etc.)
kwol
todtschlagen
mani, jike
Wasser (das)
dren
tragen (auf den Schultern)
inik
Weib (das)
karre
(in der Hand)
bokwe
weiblich
karre
träge (sein), nicht wollen
makoko
wegtreiben (auf See)
belok
traurig (sein)
buromij
„ (aus d. Hause)
kako, jilkenlok
trinken
irak
weigern (sich)
biri
trocken
emra
weil
bwe
weiss
emuj
über
irelok
weit
etolok
übelriechend
ebwol
weinen
jo«
umdrehen
ukote
welcher, e, es
won
umfallen
ebunlok, wutlok
wenige
jet
und
im, kab
wenig
iet
unser zwei
aro
wenn
nat
unser, e, es
amwij, kemwij
wer?
won?
Unsterblichkeit (die)
marindrio
wie?
ekejikan?
unten
jomen
wie viel ?
jete?
Wind (der)
koto
verbergen
noje
Windstille (die)
lur
verbleiben, wohnen
ajukwi, ber
wirklich
emolwot
vergessen
molokotok
wissen
jela
vergesslich
melili
wo ?
eni?
vergiessen
lutak, lutaktak
woher ?
jenea?
verlieren
joko
wohlriechend
e«aj
verkaufen
wia
wohlschmeckend
etanal
verwunden
kinijnij
Wolke (die)
koro
viel
eie«
vielleicht
bwilen
Zahn (der)
«i
Vogel (der)
bao
Zehe (die)
arrinen
von
jen
Zeichen (machen)
kakale
vor
iman
zerreissen
bwotak
vorgestern
jeman
ziehen
aiki, kaniki
vorsichtig
kejbarok
zuviel
ele«lok
zu gross
elablok
Wade (die)
ajajimnen, ajajinen
zu wenig
ietlok
wahrscheinlich
bwilen
zuschauen
lale
wann?
nat ?
Zunge (die)
Ion
VOGELBÄLGE aus HUAHINE
gesammelt für das „Museum GodefFroy.“
Jj ür die Kenntniss der geographischen Verbreitung der Thiere ist die genaueste Angabe der
Fundorte derselben unerlässlich. In dieser Beziehung war man in früheren Zeiten nicht sehr genau, denn
wenn man in zoologischen Sammlungen als Fundort Südseeinseln angegeben findet, so ist dieses ein sehr
weiter geographischer Begriff. Da auch viele Gegenstände durch Zwischenhändler in die Sammlungen
kamen, so war auch dieses eine Quelle falscher Angaben über die Fundorte; aber auch seihst in den
Sammlungen grosser mariner Expeditionen findet man Unsicherheiten in dieser Beziehung. Daher dürfte
ein Bericht über Vogelbälge, die zuverlässlich auf der Insel Hualiine , die den Gesellschaftsinseln angehört,
von Herren Andrew Garrett gesammelt wurden, nicht ohne Interesse sein, obgleich die Omis dieser
Inseln schon ziemlich bekannt ist. Aus dieser Sammlung geht die merkwürdige Thatsache hervor, dass
während die Arten einiger Gattungen ganz identisch sind mit solchen die auf andern oft von dieser weit
entfernten Inseln der Südsee Vorkommen, die Arten anderer Gattungen sich so verändert zeigen, dass
man dieselben entweder als gut abgegrenzte verschiedene Arten bezeichnen kann oder aber unschlüssig
ist, ob man es nur mit localen Varietäten oder mit besonderen Species zu thun hat. Der Weg, den wir
in letzterem Falle zu gehen haben, scheint mir indessen in unserer Zeit dem Naturforscher vorgezeichnet
zu sein. Wir müssen diese zweifelhaften Arten schon wegen des weiteren Studiums betreffs Abänderung
auseinanderhalten und beschreiben, aber uns bestreben, solche Formen zu gruppiren und statt ein¬
fach die Abweichungen von den verwandten Species anzugeben, besonders auch die Aehnlichkeiten
hervorheben.
Unter die sehr veränderlichen Arten gehören namentlich die kleinen Tauben der Gattung
Ptilinopus, die von Insel zu Insel Polynesiens verschieden sind. Es erstrecken sich zwar die Verschieden¬
heiten fast nur auf die des Gefieders, während Grösse, Schnabel- und Fussbildung, innere Organe bis auf
kleine Verschiedenheiten fast gleich bleiben, namentlich gilt diess für nahe gelegene Inseln. Es beleben
aber diese Tauhenarten nicht nur die Wälder der Südseeinseln, sondern auch die Australiens und der
Mollukken; überall an diesen Orten finden wir Arten deren buntes Colorit nach einem ähnlichen Plane
angelegt ist. Es sind dies Arten mit vorherrschend grünem metallisch-glänzendem Gefieder, während
der Scheitel des Kopfes mit einer runden Platte purpurner Federn geschmückt ist, die kleine gelbe oder
blaue Federn umsäumen. Die Befiederung des Halses, der Brust und des Abdomens ist am veränder¬
lichsten aus grauen oder grünlich-gelben Federn bestehend mit Binden von verschiedenen Farben. An
der Brust der ausgewachsenen Vögel finden sich eigenthümlich gestaltete gabelartig gespaltene Federn, dadurch
entstanden, dass jede Feder die Aeste der Federfahne sehr lang entwickelt zeigt. Die in Huahine
gesammelte Art ist von J. P. Gray als Ptilinopus chrysogaster benannt, und zeichnet sich durch die
49
einförmig gelbe Färbung der Brust- und Bauchfedern aus; sie unterscheidet sich namentlich durch die
sehr blassrothe, beinahe lilafarbene Kopfplatte von ihren verwandteu Arten in den westlich gelegenen
Inselgruppen. Letztere Ptilinopus fasciatus. Peale von Samoa und Uea, Ptilinopus porphyraceus Förster
aus Tonga , Ptilinopus Rarotongensis Hartlaub und Finsch schliessen sich enge aneinander, wie aucli ihr
Verbreitungsbezirk näher beisammenliegende Inseln umfasst und sind höchst wahrscheinlich nur Varietäten
einer Art durch Migration und langes Gctrenntleben auf verschiedenen Inseln gebildet. Es ist nämlich
bemerkenswerth, dass diese Arten ein ganz gleichartig-lautendes Gurren vernehmen lassen, während eine
andere auch auf diesen Inseln vorkommende Ptilinopus-Avt Pt. Perousü. Peale die im ausgewachsenen
Zustande ein sehr abweichendes Gefieder zeigt, auch einen anderen Ruf hören lässt. Höchst interessant
ist aber die Beobachtung, dass diese zu einer anderen Gruppe von Ptilinopus- Arten gehörende Taube im
Jugendgefieder den eben erwähnten drei Arten näher steht und so gleichsam aus der Entwicklungs¬
geschichte zeigt, dass auch sie damit näher verwandt ist, vielleicht aus denselben sich weiter entwickelt
hat. Es bietet gerade diese Vogelgattung ein höchst lehrreiches Bild der Artenabänderung nach
geographischer Verbreitung und würde eine sorgfältig ausgearbeitete Monographie der Gattung Ptilinopus
mit Gruppirung der verwandten Arten unter Berücksichtigung des inneren sowohl wie äusseren Baues
manche interessante Verhältnisse zur Anschauung bringen. Es würde sich unter anderem zeigen, dass
manche aufgestellte Arten kaum soviel Unterschiede darbieten, wie die Varietäten, welche durch Zucht
aus unseren Haustauben entstanden sind. *)
Das eben Gesagte gilt ferner für die Arten der Gattung Halcyon und zeigen hier die vielen
Controversen der Autoren in der Bestimmung der Arten deutlich genug, auf wie schwankenden Merk¬
malen ihre Arten gegründet sind. So wird der auf Hualiine vorkommende Halcyon von Sclater als H.
tutus beschrieben, was Sharpe in seiner Monographie der Alcediniden bestätigt, während die Autoren G.
Hartlaub und 0. Finscli denselben zu einer von ihnen aufgestellten Form Halcyon Pcalei und H. veneratus
bringen. Erstere soll auch auf der Insel Tutuila der Samoagruppe Vorkommen. Indessen möchten wir
bezweifeln, dass in der Samoagruppe eine andere Art wie Halcyon recurvirostris vorkommt und scheint
allerdings die in Hualiine vorkommende Form mit der von Sharpe wiedergegebenen Beschreibung und
Abbildung des H. tutus Sclater am besten übereinzustimmen.
Zu den unverändert durch die vielen verschiedenen Inselgruppen Central- und West-Polynesiens
ja selbst noch weiter gehenden Arten, gehören Eudynamis taitensis Sparrm. der Südseekukuk, Collocalia
vanicorensis ct G. eine Salangenart, die selbst auf der Insel Mauritius im indischen Ocean mit einer
höchst ähnlichen Art vertreten ist; ferner Ardea sacra Gmcl., Sterna Bergii Lichtst. , Gygis alba Sparrm .,
Phaeton aethereus Z., Dysporus sula L. und piscator L. Dass die letzteren fünf Arten als Seevögel und treffliche
Flieger eine grosse Verbreitung haben ist nicht zu verwundern, ebenso wenig, dass die Zugvögel und
fremden Gäste Charadrius fulvus Gml. und Actitis incanus Gml. auch auf Hualiine Vorkommen.
Ein wie es scheint nur den Gesellschaftsinseln eigenthümlicher Singvogel Tatarc longirostris
Gml. befindet sich auch unter den Vögclbälgen aus Hualiine und repräsentirt in einer einzigen Art den
Sylvien-typus. Nach Peale soll derselbe auch in Tonga, Samoa und Viti verkommen, doch können
wir aus eigener Erfahrung dies nicht bestätigen, indem wir nie an diesen Orten weder den Vogel
beobachtet noch den Gesang eines solchen vernommen.
*) Auf der beiliegenden Tafel VII sind sechs verschiedene Arten der Gattung Ptilinopus aus dem Museum Godefroy
zusammengestellt, um die oben erwähnten Verhältnisse durch die Anschauung deutlicher zu machen. Zugleich verbinden wir damit
den Zweck von einigen durch die Museums-Expeditionen neu entdeckten Arten eine möglichst getreue Abbildung zu geben. Die
Correctur derFüsse einiger Arten, die in der Zeichnung nicht nach Wunsch ausgefallen, konnte leider nicht mehr vorgenommen werden.
50
Verzeichntes der in Huahine gesammelten Vögel.
1. Eudynamis taitensis. Sparrm. 1 Exemplar.
2. Halcyon (Todir amphus) tutus. Sharpe. 5 Exemplare.
Unter diesen finden sich kleine Abweichungen im Gefieder, weniger in der Grösse, die constant
ist : Die älteren wie es den Anschein hat, ausgewachsenen Exemplare sind kleiner, wie Halcyon sacra
(hnl. ca. 7\“ lang. Die aus schwarzen und blauen Federn gemischte Nackenbinde ist verständig
zusammenhängend, hingegen das weisse Band, das sich von der Stirn um den Hinterkopf zieht, daselbst
meist unvollständig und mit blauen Federn gemischt. Rostfarbene Federn finden sich am ganzen Vogel
keire, höchstens ein leicht gelblicher Anflug. Das Blau des Rückens und Scheitels ist schmutzig-grünlich-
blau, am kräftigsten ist die blauo Färbung an den Flügeldecken, der Aussenfahne der Schwingen, dem
Bürzel, und den Deckfedern des Schwanzes, sov ’e der Oberseite der Federn des letzteren. Die erste
Schwinge ist ganz schwarz ; die übrigen Schwingfedern haben schwarze Innenfahnen und den innern
Theil der Aussenfahne schwarz gefärbt. Der Schnabel ist consent glatter und im Verhältniss zum Kopf
kürzer wie bei Halcyon sacra Gml. Zwei j üngere Exemplare unterscheiden sich dadurch, dass die weisse
Siirn-Nackenbinde undeutlich stark mit schmutzig-blauen Federn gemischt ist. Ferner ist die bei den
älteren Exemplaren reinweisse Brustbefiederung hier mit schwärzlich gerandeten Federn versehen, die
eine Art Binde daselbst b^den. Die Flügeldeckfedern endlich sind weiss gerandet.
3. Collocalia vanicor ensis. Q. u. G. 1 Exemplar.
4. Tatar e longirostris. Gml. 1 Exemplar.
5. Ptilinopus chry sogaster. G. R. Gray. Neun Exemplare die alle gleich gefärbt
sind. Vögel im Jugendkleide waren keine hei der Sendung.
6. Actitis incanus. Gml. 2 Exemplare.
7. Charadrius fulws. Gml. 3 Exemplare.
8. Ardea sacra. Gml. 3 Exemplare. Zwei derselben sind nicht einfach schiefergrau, sondern
haben eine ziemlich abweichende Färbung. Der Kopf hat auf dem Scheitel schwarze Federn, der Hals,
Brust und Abdomen sind fast ganz weiss, nur mit einzelnen grauen Federn gemischt. Die Rückenseite
des Vogels ist schiefergrau mit weissen Federn stark gemischt.
9. Sterna Bergii Lichtst. 1 Exemplar.
10. Gygis alba. Sparrm. 1 Exemplar.
11. Phaeton aethereus. L. Zwei Vögel im Jugendgefieder ohne verlängerte mittlere
Schwanzfedern.
12. Dysporus sula. L.
13. Dysporus piscator. L.
51
Als Anhang zu diesem Verzeichniss der Huahine-Yö gel können wir noch hinzufügen, dass
das Museum Godcffroy aus einer anderen Localität, die aber zum faunistischen Bezirk der Gesellschaft -
insein gehört, nämlich von der Insel Niau in der Paumotu- Gruppe oder den niedrigen Inseln, durch Herrn
C. Meyer vier Exemplare des zierlichsten der Domicella- Arten, der D. taitana Gml. zum Geschenk
erhalten hat. Diese Papageienart ist bis jetzt nur von den Gesellschaftsinseln bekannt gewesen und
erweitert sich hierdurch der Verbreitungsbezirk dieses Vogels um ein bedeutendes.
Unter den vier Exemplaren befindet sich eines im Jugend kleide, das unseres Wissens noch
nicht besch"iehen ist. Es unterscheidet sich der junge Vogel von dem Erwachsenen namentlich durch
die verschiedene Färbung des weissen Feldes, welches hei dem letzteren die Unterseite des Kopfes vom
Zügel bis hinter die Augen, den Hals, die Ober- und Unterbrust einnimmt. Die junge Domicella taitana
zeigt die Keh1- und Oberbrustgegend noch schmutzigweiss mit vielen schwarzen und blauen Federn gemischt,
die sich stellenweise weiss zu entfärben scheinen. Vollständige weisse Federchen finden sich vor der
Ohröffnung und uuter dem Schnabel. Die Unterbrust (zwischen den Flügelbugen) ist noch ganz mit den
schwärzlichen blaugerandeten Federn bedeckt, die die Hauptfärbung des Vogels bedingen. Der Schnabel und die
Fiisse nebst Lauf, die beim alten Vogel rothgelb sind, haben heim jungen Vogel br ä ur 1 ’’ c he F ärbung, womit wahr-
scheini;ch auch die Farbe der Iris vom bräunlichen zum röthhehen wechse'n wird, nach Analogien zu
schliessen. Die Grössenverhältrfsse sind hei diesem jungen Vogel, der in Weingeist conservirt ist, w ic
bei den erwachsenen Exemplaren. Total Länge 8" X Masse in Centimetern. Länge der Steuerfedern
6'" 5"', Flügellänge (vom Bug bis zur längsten Schwingenspitze 8"; grösste Zehe und Lauf, je 1" Länge.
EIN BEITRAG ZUR FARNFLORA
DER
PALAOS- ODER PELEW- INSELN.
VON DK CER. LUERSSEN.
Auf den zur Westgruppe der Carolinen gehörigen Palaos- oder Pelew-Inseln wurde von Herrn
Capitain A. Tetens in Hamburg eine kleine botanische Sammlung angelegt, die mir von Herrn J. Ces.
Godeffroy gütigst zur Bearbeitung übergeben vurde. Da meines Wissens Veröffentlichungen, namentlich
über d’e Farne, der in der Tetens' sehen Ceuection am besten vertretenen Pflanzengruppe dieser Inseln,
nicht exisO’en, so mag d'e folgende Aufzählung als ein kleine Beitrag zur weiteren Kenntniss der
geographischen Verbreitung einer der interessantesten Abtlieihrngen des Pflanzenreiches vielleicht nicht
unw!1 'kommen sein. Dass sich die Farnflora der Pelew-Inseln , wie Avohl von vorn herein zu erwarten
Avar, iuoig an diejenige der Philippinen aDschliesst, wird ein Blick auf die nachstehenden Zeilen und eine
Vergleichung mit etAva der Smith’ sehen ,,Enumeratio Filicum Philippin arum a (Hook. Journ.
of Bo tan. III. 392 — 422) zeigen. Von — bis jetzt — rein polynesischen Arten tritt uns nur
Trichomanes peltatum Baker entgegen. — Im Ganzen enthält die Sammlung des Herrn Tetens
42 Arten aus 23 Gattungen. Vertreten werden von diesen die Gruppen der Hymenophyllaceen mit 2,
Polypodiaeeen mit 29, S cliizaeaceen mit 3, Marattiaceen mit 1, Ophioglosseen mit 2, Lyco-
podiaceeu mit 3 und Selaginolleen mit 2 Arten. Nicht vorhanden sind in derselben die Cya-
heaceen, Gleicheniaceen, Osmundaceen, Equisetaceen und Rhizocarpeen. — - In Bezug
auf die Umgrenzung der Arten habe ich die Citate aus meiner Arbeit über die Graeffe' sehen Farne*),
aa o dies möglich war, beigefügt.
Farn. I. Filices.
Ordo I. Hymenophyllaceae.
I. Trichomanes L.
1. Trichomanes peltatum Baker in Linn. Proc. inedit.; Hook. Bak. Syn.
Fil. 73. Luerss. Fil. Graeff. 1. c. 237.
Ich fand diese schöne, bisher nur von den Viti-Inseln, Samoa-Inseln und Neu-Caledonien
bekannte Art auf einem Stück Baumrinde, ganz von Trichomanes humile Forst, überzogen, in
f; uctificircndem Zustande.
Tetens No. 52 !
*) Mittlieilungen aus dem Gesammtgebiete der Botanik, herausgegeben von A. Schenk und Chi •• Luerssen. I. 67 — 312.
2. Triehomanes liumile Forst. Prodr. No. 464. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 240.
Tetens No. 49!
Ordo. II. Polypodiaceae.
2. Vittaria. Sm.
Lssn. Fil. Graeft. 1. c. 77.
3. Vittaria elongata Sw. Syn. Fil. pag. 109 et 302. Lssn. 1. c. pag. 90.
Tetens No. 15!
Einige Exemplare erinnern in Bezug auf die Blattform an Vittaria ensiformis Bl.
3. Antrophyum Klf.
4. Antrophyum plantagineum Klf. Enum. Fil. 197. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 97.
Tetens No. 48 und wahrscheinlich auch die unter No. 37 liegenden sterilen Jugendexemplare!
4. Taenitis Sv/.
5. Taenitis spicata Mett. Ann. Mus. Lugd. Bat. IV. 173. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 99.
Tetens No. 38 !
In der Sammlung des Herrn Capitain Tetens finden sich ein paar Exemplare eines jungen,
sterilen Farnkrautes, die nach Blattform und Nervatur hierher gehören könnten.
5. Polypodium L.
6. Polypodium punctatum Sw. in Schrad. Journ. 1800, II. 21 (non Syn. Fil. 41).
Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 107.
Tetens No. 46!
7. Polypodium Phymatodes L. Spec. plant. 7860. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 108.
Tetens No. 45! Steril.
6. Adiantuni L.
8. Adiantum lunulatum Burm. Fl. Ind. 235. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 116.
Tetens No. 4!
7. Cheilanthcs Sw.
9. Cheilanthes tenuifolia Sw. Syn. Fil. 129, 332. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 117.
Tetens No. 18!
8. Pteris L.
10. Pteris ensiformis Burm. Fl. Ind. 231. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 123.
Tetens No. 9!
54
11. Pteris biaurita L. Sp. PI. 1534. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 123.
Forma quadriaurita (P. quadriaurita Retz), setigera (Hook. Spec. F;i. II. 181, tab. 135, A).
Tetens No. 25!
Die Tetens' sehe Pflanze ist steril und nähert sich in Bezug auf die Anzahl und Verthei hing
der Borsten auf der Fiederoberfläche der No. 1042 Graeffe s vom Mt. Tofun auf der Samoa-Insel Upolir,
sowie Cuming's No. 413 von den Philippinen (Pteris asperula J. Sm. in Hook. Journ. of Bot. JH. 405).
12. Pteris marginata Bory, It. II. 192; Bel. Voy. 43.
Tetens No. 24!
Lssn. Fil. Gr a eff. 1. c. 131.
9. Blechnum L.
13. Blechnum orientale L. Sp. PI. 1535. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 133.
Tetens No. 27, 41 und 42 !
No. 27 ist ein kleines, mit dem Blattstiele nur 25 Centimeter langes, aber vo)1 ständig entwickelt* s
und reich fructificirendes Blatt einer wahrscheinlich unter sehr ungünstigen Verhältnissen gewachsenen
Pflanze. No. 41 gehört einer grösseren, doch noch spärlich fructificirenden Pflanze an und No. 42 ist
ein sehr jugendliches Exemplar, dessen grösstes Blatt erst 1 1 Centimeter Länge besitzt.
10. Asplenium L.
14. Asplenium Nidus L. Spec. PI. 7830. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 146.
Tetens No. 35!
Eine kleiue, noch nicht fructificirende Pflanze, deren grösstes Blatt 27 Centimeter Länge besitzt.
15. Asplenium falcatum Lam. Encycl. II. 306. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 151.
Tetens No. 14 !
16. Asplenium cuneatum Lam. Encycl. II. 309. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 158.
Tetens No. 40!
Einige sehr junge, noch sterile Exemplare.
var. 1 aserpitiifolia Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 158. Asplenium laserpitiifob’um Lam.
Enc. )L 310.
Tetens No. 13!
17. Asplenium sylvaticum Pr. Rel. Haenk. I. 42. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 164.
Tetens No. 29 und 30!
Die mir vorliegende No. 29 ist ein sehr jugendliches, noch steriles Exemplar, das jedoch
zu dieser Art zu gehören scheint; von No. 30, grösseren, fructificirenden Blättern, ist dies unzweifel¬
haft der Fall.
II. Phegopteris Fee.
18. Phegopteris irregularis Mett, in Ann. Mus. Bot. Lugd. Bat. I. 225. Lssn. Fil.
Graeff. 1. c. 172.
Tetens No. 32 !
Steriles, kleineres Exemplar, doch ohne Zweifel die bezeiclmete Art.
12. Aspidium Sw.
19. Aspidium patens Sw. Syn. Fil. 49. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 187.
Tetens, No. 50 und 51!
Zwei sterile Blätter, von denen No. 51 bald freie, bald anastomosirende untere Nervenpaare
benachbarter Fiedersegmente zeigt.
20. Aspidium setigerum Kuhn, Fil. Nov. Hebrid. in Verhandl. der zool.-botan. Ges.
in Wien 1869, pag. 578. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 190.
Tetens No. 34!
Fertile Fiederfragmente.
21. Aspidium unitum Mett. Ann. Mus. Bot. Lugd. Bat. I. 230 (non Sieb.).
Tetens No. 17!
Unvonständige, fertile Blätter!
22. Aspidium pteroides Mett. Ann. Mus. Bot. Lugd. Bat. I. 231. Lssn. Fil.
Graeff. 1. c. 189.
Tetens No. 47 !
23. Aspidium dissectum Mett. Ann. Mus. Bot. Lugd. Bat. I. 232. Lssn. Fil.
Graeff. 1. c. 179.
Tetens No. 53 !
Eiu Keines, steil1 es Exemplar.
24. Aspidium . ??
Tetens No. 31 !
Vorig unbestimmbar, weil sehr jugendliche Exemplare eines Aspidium?
13. Nephrolepis Schott.
25. Nephrolepis cordifolia Pr. Tent. Pter. 79. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 198.
a. tuberosa Bak. in Mart. Flor. Bras. FH. 491.
Tetens No. 26 !
Junge, sterile Pflanze.
26. Nephrolepis hirsutula Pr. Tent. Pteridogr. 79. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 202.
Tetens No. 39!
Jüngeres, noch steriles Exemplar.
E4. Davallia Sm.
27. Davallia solida Sw. Schrad. Journ. 1800, II. 87; Syn. Fil. 132, 345. Lssn. Fil
Graeff. 1. c. 213.
Tetens No. 7!
28. Davallia Speluncae Baker in Hook, et Bak. Syn. Fil. 100. Lssn. Fil.
G raeff. 1. c. 218.
Tetens No. 44! Fiederfragmente.
56
15. Lindsaya Dry.
29. Lindsaya ensif'olia Sw. in Schrad. Journ. 1800, II. 77; Syn. Fil. 118. 317.
Lssu. Fil. Graeff. 1. c. 226.
Tetens No. 8!
Schmalfiederige Form.
30. Lindsaya lobata Poir. Enc. Suppl. III. 448. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 227.
Tetens No. 12!
Zwei junge, aber bereits reich fructificirende Pflanzen, dem einfach gefiederten Synaphlebium
pulchrum Brack, entsprechend, doch das eine Exemplar schon die doppelt gefiederte Blattform entwickelnd.
? 31. Lindsaya tenuifolia Bl. Enum. Fil. Jav. 219. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 232.
Tetens No. 33!
Es liegt mir nur eine sehr junge, sterile Pflanze vor, die vielleicht hierher gehören könnte, so
dass diese Art vorläufig noch als fraglich für die Pelew-Inseln zu bezeichnen ist.
Or&o III. Schizaeaceae.
SG. Schizaea Sm.
32. Schizaea dichotoma Sm. Act. Taur. V. 419. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 253.
Tetens No. 5!
17. Lygodium Sw.
33. Lygodium scandens Sw. in Schrad. Journ. 1800, II. 106; Syn. Fil. 152. Kuhn,
Ann. Mus. Bot. Lugd. Bat. IV. 298. Hook, et Bak. Syn. Fil. 437.
Var. microphylla. — L. microphyllum RBr. Prodr. Fl. Nov. Holl. 162.
Tetens No. 2!
Die vollständig entwickelten Pflanzen stimmen genau mit neuholländischen Exemplaren vom
Brisbane River, Queensland, überein. — Das Rhizom einer jungen, etwa 35 Centimeter hohen Pflanze
ist kriechend, circa 2 Millimeter im Durchmesser, dicht mit schwarzbraunen Spreuhaaren bedeckt. Es
trägt zwei Stengel mit zahlreichen Blättern bis zu 7,5 Centimeter Breite. Die untersten derselben
weichen meistens von den übrigen normalen, aber sehr klein gefiederten Blättern in ihrer Form ab. Das
unterste Blatt des einen Sprosses ist sehr lang gestielt, der primäre Blattstiel 8, die secundären der
Fiedern etwa 2 Millimeter lang. Von letzteren trägt der eine eine handförmig- vierlappige, der andere
eine ebensolche zweilappige Fieder, ganz vom Ansehen derjenigen von Lygodium palmatum Sw. Die
darauf folgenden Blätter besitzen kürzere primäre Stiele und gehen allmählich in die normale Form über.
34. Lygodium circinnatum Sw. Syn. Fil. 153. Kuhn, Ahn. Mus. Bot. Lugd.
Bat. IY. 297. Lygodium dichotomum Sw. Syn. Fil. 154. Hook, et Bak. Svn. Fil. 437.
Tetens No. 3 und 43 !
57
Junge, hierher gehörige Pflanzen (No. 43) besitzen noch keinen klimmenden Stengel. Das
kriechende, dicht mit glänzend braunschwarzen Spreuhaaren wie die Blattstielbasen bedeckte Rhizom
entwickelt unmittelbar hinter einander entspringende Blätter, die lang gestielt und entweder einfach hand¬
förmig gelappt oder einmal dichotom getheilt sind, jede Theilung dann je nach der Altersfolge handförmig
zwei- bis fünflappig.
Die völlig entwickelten Exemplare der No. 3 gehören den schmalfiederigen Formen an.
Ordo IV. Marattiaceae.
18. Angiopteris Hoffm.
35. Angiopteris eve cta Hoffm. Com. Goetting. XII. 29, tab. 5. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 257.
Tetens No. 6!
Die mir vorliegenden sterilen Fiedern sind entweder die Endfiedern eines kleineren Blattes
einer jüngeren Pflanze, oder sie gehören einer kleinblätterigen Form überhaupt an. Namentlich sind die
Fiedern 2. Ordnung im Verhältniss zu ihrer Breite recht kurz zu nennen, da die unteren bei einer
solchen von durchschnittlich 1,5 Centimeter nur 3 — 4 Centimeter, die mittleren bei wenig mehr Breite
5 — 6, die oberen hei lf Centimeter Breite 7 — 8 Centimeter lang sind.
Ordo V. Ophioglossaceae.
19. Ophioglossum L.
36. Ophioglossum vulgatum L. Spec. Plant. 1518. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 265.
Tetens No. 11!
Die meisten Exemplare nähern sich der Form des Ophioglossum pedunculosum Desv., wie
dasselbe in unseren Gärten cultivirt wird.
var. reticulatum Mett. msc. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 266.
Tetens No. 10!
20. Helminthostachys Kaulf.
37. Helminthostachys zeylanica Hook. Gen. Fil. tab. 48 B; Second Cent, of Ferns,
tab. 94; Garden Ferns, tab. 28. Beddome, Ferns of South. India 23, tah. 69. Miq. Ann. Mus. Bot.
Lugd. Bat. IV. 91. Hook, et Bak. Syn. Fil. 447.
Tetens No. 16!
Fam. II. Lycopodiaceae.
21. Lycopodium L.
38. Lycopodium cernuum L. Spec. Plant. 1566. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 267.
Tetens No. 23 !
var. capillacea Spring, Monogr. des Lycopod. I. 80.
Tetens No. 28 !
8
58
39. Lycopodium Phlegmaria L. Spec. Plant. 1564. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 269.
Tetens No. 21 und 22!
22. Psilotum Sw.
40. Psilotum triquetrum Sw. in Schrad. Journ. 1800, II. 109; Syn. Fil. 187. Lssn.
Fil. Graeff. 1. c. 271.
Tetens No. 1 !
Farn. III. Selaginelleae.
23. Selaginella Spring.
41. Selaginella Belangeri Spring, Monogr. des Lycopod. II. 242.
Tetens No. 19!
42. Selaginella caulescens Spring, Monogr. des Lycopod. II. 158.
Tetens No. 20!
Leipz ig, im April 1872.
V
>
HEBER DIE FARNFLORA
DER
COOKS- ODER HERVEY- INSELN.
VON DR- CHE. LUERSSEN.
V on der genannten, zwischen den Samoa- und Gesellscliafts-Inseln auf etwa 20 0 südlicher
Breite und 160 ü westlicher Länge von Greenwich gelegenen Inselgruppe erhielt ich ebenfahs durch die
Güte des Herrn Godeffroy eine kleine Sammlung von Farnen zur Bestimmung der Arten. Dieselbe ist
von Herrn Andr. Garrett auf seinen Reisen in den dortigen Inselgebieten auf der Hauptinsel Rarotonya
angelegt worden. Sie umfasst zwar nur 25 Arten, welche die nahe Verwandtschaft der Coohs-Inseln mit
den Samoa- und Viti-Inseln einerseits und den Societäts- Inseln andererseits darthun, möchte aber trotzdem
eine Veranlassung zur vorläufigen Veröffentlichung derselben geben, da Angaben über die Farnflora der
Coohs-Inseln nrv nicht bekannt sind.
Von den 25 Arten gehört die grösste Masse den Polypodiaceen an, nämlich 22. Ausser
diesen sind in der Sammlung noch die Gleicheniaceen, Schizaeaceen und Marattiaceen mit je
einer Art vertreten. Hoffentlich bringen uns spätere Forschungen eine grössere Anzahl und auch
Mitglieder noch anderer Gruppen der Gefässcryptogamen, so dass die jetzt noch lückenhafte Kenntniss
der gewiss mit einer bedeutend reicheren Farnvegetation bedeckten Inselgruppe dann eine bessere wird.
Ordo I. Polypodiaceae.
I. Chrysodium Fee.
1. Chrysodi um cuspidatum Kuhn in Miq. Aun. Mus. Bot. Lugd. Bat. IV. 293. Lssu.
Fil. Graeff. 1. c. 68.
Rarotonga: A. Garrett No. 10!
2. Polypodium L.
2. Polypodium angustatum Sw. Syn. Fil. 27, 224. Mett, in Ann. M. B. Lugd.
Bat. II. 230. Hook. Spec. Fil. V. 43. Niphobolus Spreng. Syst. Veg. IV. 44. — Polypodium
sphaerocephalum Wall. Cat. No. 272. Mett. Polypod. No. 244. — Niphobolus macrocarpus Hook, et
Arn. Bot. of Beech. Voy. 74, tab. 18.
Rarotonga: Garrett No. 1!
Die Garrett’schen Exemplare stimmen in allen Merkmalen ganz vorzüglich mit der citirten
Abbildung von Niphobolus macrocarpus, sowie mit ostindischen Exemplaren überein.
8»
60
3. Polypodium Phymatodes. L. Spec. Plant. 7860. Lssn. F il. Graeff. 1. c. 108.
Rarotonga : Garrett No. 2!
4. Polypodium dilatatum Wall. Cat. No. 295. Lssn. Fil. Graeff. I. c. 111.
Rarotonga : Garrett No. 3 !
Die mir vorliegenden Exemplare umfassen nur die obere Blatthälfte und zeichnen sich vor
denjenigen der Samoa- Inseln durch schmälere und länger zugespitzte Segmente aus, gehören aber ohne
Zweifel der bezeichneten Art an.
3. Adiantum L.
5. Adiantum hispidulum Sw. in Schrad. Journ. 1800, II. 82; Syn. Fil. 124, 321.
Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 115.
Rarotonga: Garrett No. 11!
4. Pteris L.
6. Pteris concolor Langsd. et Fisch. Icon. Fil. 19, tab. 2 1. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 119
Rarotonga: Garrett No. 5!
7. Pteris Milneana Baker in Hook, et Bak. Syn. Fil. 170. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 128.
Rarotonga : Garrett No. 6 !
Den Exemplaren fehlen die untersten Fiedern, doch stimmen sie sonst genau mit der Bak ersehen
Diagnose überein.
8. Pteris Endlicheriana Agardh. Rec. spec. gen. Pteridis pag. 66. Hook. Icon,
plant, tab. 973; Spec. Fil. II. 218.
Pteris comans Forst, var. Endlicheriana Hook. fil. Fl. of New Zeal. 11.26. Hook. Bak. Syn.
Fil. pag. 171.
Rarotonga: Garrett No. 7 et 26!
Es liegen mir, vielleicht mit einer Ausnahme, nur obere Blatthälften dieser beiden Nummern
der Garrett' sehen Sammlung vor, auf welche die Beschreibungen der Pteris Endlicheriana am besten passen.
Indessen scheint es auch mir, als ob Pteris Endlicheriana Ag. nur eine Form der variablen Pteris comans
Forst, sei, wie J. D. Hooker und W. Hooher et Baker anzunehmen geneigt sind. No. 26 ist von etwas
derberer Textur, als No. 7 und zeigt an seinem untersten Fiederpaare eben den Anfang der Doppelfiederung,
welche die übrigen (unvollständigen) Exemplare nicht besitzen.
9. Pteris marginata Bory, It. II. 192. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 13 1.
Rarotonga: Garrett No. 4!
5. Blechnum L
10. Blechnum orientale L. Spec. Plant. 1535. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 133.
Rarotonga: Garrett No. 24!
Oberer Theil eines Blattes, der durch die riesigen Dimensionen seiner Fiedern lebhaft an
Blechnum Finlay sonianum Wall, erinnert.
61
6. Asplenium L.
11. Asplenium nitidum Sw. Syn. Fil. 84,280. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 160.
Rarotonga: Garrett No. 8!
Eine durch stumpfere Fiederchen ausgezeichnete, in mancher Beziehung an Asplenium cuneatum
Lam. erinnernde Form.
12. Asplenium japonicum Thbg. Fl. Japon. 334. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 166.
Rarotonga: Garrett No. 25!
Form des Diplazium congruum Brack. Fil. U. S. Expl. Exped. 141, tab. 18, fig. 2.
13. Asplenium arborescens Mett. Fil. Hort. bot. Lips. 78, tab. 13, fig. 19, 20.
Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 167.
Rarotonga: Garrett No. 9!
50 — 55 Centimeter lange Blattspitzen, die wohl hierher zu ziehen sind.
7. Hypolepis Bernh.
14. Hypolepis tenuifolia Bernh. in Sehr ad. N. Journ. I. 36. Lssn. Fil. Graeff. I. c. 171.
Rarotonga: Garrett No. 12!
8. Aspidium Sw.
15. Aspidium aristatum Sw. Syn. Fil. 53, 253. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 175.
Rarotonga: Garrett No. 16!
16. Aspidium membranifolium Kze. herb, et Bot. Zeit. VI. 261. Lssn. Fil.
Graeff. 1. c. 183.
Rarotonga: Garrett No. 19!
17. Aspidium setigerum Kuhn, Fil. Nov. Hebrid. 1. c. 578. Lssn. Fil. Gr aeff. 1. c. 190.
Rarotonga: Garrett No. 18!
18. Aspidium dissectum Mett, in Ann. M. B. Lugd. Bat. I. 232. Lssn. Fil.
Graeff. 1. c. 179.
Rarotonga: Garrett No. 17!
? 19. Aspidium truncatum Gaud. Frey. Voy. 332, tab. 10. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 192.
Rarotonga: Garrett No. 21!
Da das betreffende Exemplar unvollständig ist, so lasse ich es vorläufig zweifelhaft, ob dasselbe
hierher oder zu einer verwandten Species gehört.
20. Aspidium molle Sw. in Schrad. Journ. 1800, II. 34; Syn. Fil. 49. Lssn. Fil.
Graeff. 1. c. 184.
Rarotonga: Garrett No. 15!
62
9. Oavaltia Sm.
21. D avallia Speluncae Baker in Hook, et Bak. Syn. Fil. 100. Lssn. Fil.
Gr a eff. 1. c. 218.
Rarotonga: Garrett No. 23!
22. Davallia gibberosa Sw. Syn. Fil. 134, 351. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 219.
Rarotonga: Garrett No. 20!
Die mir von dieser Insel vorliegende Form, die obere Hälfte grosser Blätter, schb'esst sich
vortrefflich der von Schkuhr gegebenen Abb^dung (Farnkr. 121, tab. 128) an, mit welcher sie, gegenüber
der mir von Vitt bekannten Pflanze, die kurzen, becherfömigen Indusien gemeinsam besitzt. Sie zeichnet,
sich ausserdem dadurch aus, dass die Rhachis, sammt ihren Verzweigungen bis zu denen letzter Ordnung
auf der Blattunterseite viel stärker mit Spreuschuppen besetzt ist, als bei der Fidschi-Pflanze und dass
viele Sori, namentlich solche schmalerer Segmente, völlig terminal (vertikal, nicht mit einseitiger Segment¬
verlängerung) gestellt sind.
Ordo II. G-leicheniaceae.
ED. GEeichenia RBr.
23. Gleiclienia (Dicranopteris) dichotoma Hook. Spec. Fil. I. 12. Lssn. Fil.
Graeff. 1. c. 249.
Rarotonga: Garrett No. 14!
Ordo III. Sc’nizaeaceae.
iE. ScEiizaea Sm.
24. Schizaea dichotoma Sm. Act. Taur. V. 419. Lssn. Fil. Graeff. 1. c. 253.
Rarotonga: Garrett No. 13!
Grosse, reich verzweigte Form.
Ordo. IV. Marattiaceae.
12. Aftgioptaris Hoffm.
25. Angiopteris evecta Hoffm. Com. Goett. XU. 29, tab. 5. L s s n. F i 1.
Graeff. 1. c. 257.
Rarotonga: Garrett No. 22!
Leipzig, im April E872.
Bericht
über die Untersuchung- zweier Diatomaceen Uemische
Ein Beitrag zur Kenntnis» der Flora der Südsee.
Von
Otto N. Witt.
Uie Diatomaceenflora der Südsee ist meines Wissens noch wenig gekannt. Nur Gr r u n o w
beschreibt (Vei'handl. des Wiener zoologisch-botan. Vereins Bd. XIII, 1863. „lieber einige neue und
ungenügend bekannte Arten und Gattungen von Diät.“) einige neue Formen, die durch Theilnehmer an
der Novarra Expedition in der Südsee gesammelt wurden. Berichte über andere Aufsammlungen aus
jenen Gegenden sind mir nicht bekannt. Um so erfreulicher musste es für mich sein, aus den Sammlungen
des Museums Godeffroy zwei Fläschchen voll Material, zur genauen Untersuchung völlig hinreichend,
zugesandt zu erhalten. Zwar Hessen der grünlichgraue Inhalt des einen und der weisse des anderen im
ersten Augenblick der mikroskopischen Betrachtung Wenig oder Nichts von Diatomaceen erkennen, nach
passender chemischer Behandlung aber (Kochen mit Salpetersäure und chlorsaurem Kalium) ward alsbald
eine Fülle der schönsten Formen erkennbar. Ich mache bei dieser Gelegenheit darauf aufmerksam, dass
in den meisten marinen Aufsammlungen nach passender Präparation und sorgfältiger mikroskopischer
Durchsuchung sich eine Fülle von Diatomaceen auffinden lässt, die zum Studium, namentlich der Vertheilung
der verschiedenen Gattungen und Arten dieser zierlichen Geschöpfe über die Erdoberfläche, nicht wenig
beiträgt. Es sollten daher alle Waschwässer von marinen Algen, Conchylien u. dergl., ebenso der Inhalt
der Eingeweide von Fischen, Holothurien, Echiniten, Salpen u. a. Seethieren nie ohne Weiteres weg¬
geworfen, sondern stets zunächst untersucht werden. Die aus der Untersuchung erwachsende Mühe ist
sehr gering im Vergleich zu den oft erhaltenen Resultaten und jeder eifrige Diatomaceensammler wird
sich ihr gern unterziehen. Ich halte es nicht für unnütz, hier die von mir bisher bei der Untersuchung
befolgte Methode in wenigen Worten anzudeuten. Waschwässer von Algen, Conchylien u. dergl. werden
in hohen, cylindrischen Glasgefässen einige Stunden sich selbst überlassen, alsdann die überstehende
Flüssigkeit von dem niedergefallenen diatomacecnhaltigen Schlamm abgegossen und der Schlamm durch
mehrmaliges Uebergiessen mit reinem Wasser und Absitzenlassen von allen löslichen Bestandtheilen getrennt.
Er wird nun mikroskopisch auf etwa vorhandene Polythalamicn, kalkige Schwammnadcln, Bryozoen und
kleinste Conchylien untersucht. Auf den Gehalt an Diatomaceen kann man vorläufig noch nicht prüfen.
Nun wird das Gemisch mit concentrirtcr Salpetersäure übergossen. Unter lebhafter Gasentwickelung lösen
sich alle kalkigen Bestandtheile und es bleiben die Diatomaceen, gemischt mit vielen organischen Stoffen
64
und etwa vorhandenen Bryozoen. Durch Kochen des Gemisches mit der dahei befindlichen Salpetersäure
bis zur schwach gelblichen Färbung der Flüssigkeit, Zufügen von wenig chlorsaurem Kalium und weiteres
Kochen bis zum Weisswerden der suspendirten festen Körper, entfernt man die angeführten Beimengungen.
Nach dem Waschen, — welches durch Absitzenlassen des Niederschlages, Abgiessen der Flüssigkeit und
häufige Wiederholung der Operation unter Anwendung frischen, zuletzt destillirten Wassers geschieht, —
besitzt man eine Masse, die aus Diatomaceen und anderen kieseligen Bestandtheilen besteht. Hat man
viel derselben, so können durch sorgfältiges Schlemmen die Diatomaceen von den Beimengungen und
theilweise sogar auch unter sich geschieden werden. Sie wTerden nun in Canadahalsam präparirt und
unter Anwendung zuerst schwacher, dann stärkerer und stärkster Yergrösserungen mikroskopisch untersucht.
In dieser Weise habe ich denn auch die mir von Herrn Dr. Gr äffe gesandten Proben zubereitet und
gehe nun über zur Aufzählung und Beschreibung der darin gefundenen Diatomaceen. Indem ich auf
eine Beschreibung der schon durch andere Sammler gefundenen Formen verzichte und die von mir bei
der Bestimmung derselben benutzten Werke neben den Namen anführe, beschränke ich mich auf eine
Beschreibung nur der von mir neu entdeckten Arten.
I. Grünlich-grauer Schlamm aus dem XVaschwasser von einer Tubularia, die in dem
Hafen von Papiete Tahiti am Boden einer Barke fest sass.
Nach der angeführten Behandlung fand sich in dem Gemisch neben einzelnen Diatomaceen
eine grosse Menge eines feinkörnigen kieseligen Schlammes, der sich nur unvollkommen durch Schlemmen
von den eingestreuten Diatomaceen trennen liess. Bei der Durchsuchung einer grösseren Zahl von
Präparaten fand ich folgende:
a. Schon von anderen Standorten her bekannte Diatomaceen.
1. Achnanthes longipes. Ag. (Zur Best, benutzt: Smith, Diatom. II. p. 26,
T. XXX Y, Fig. 300. Kützing Bacillarien p. 77, T. 20, Fig. 1.)
Ist in diesem Gemisch sehr häufig, nächst Bacillaria paradoxa die häufigste Diatomacee. Ich
fand sehr viele ausserordentlich grosse und schön ausgebildete Exemplare, wie sie Smith auf Tafel
KXXVI als Varietät in der obern und untern Schalenansicht abgehildet hat.
2. Amphitetras cruciata Jan. (Janisch und Babenhorst, Honduras- Diatomaceen
in: L. Babenhorst, Beitr. zur Kenntn. u. Verbr. der Algen I. 1863. S. 4, Tab. I, Fig. 5.)
Diese zierliche kleine Form ist bisher nur zwischen Algen von Honduras gefunden worden.
Ich fand sie in nur einem sehr schönen Exemplar und es scheint demnach Amph. cruc. trotz ihrer
Seltenheit einen grossen Verbreitungsbezirk zu haben.
3. Bacillaria paradoxa Gmel. (Sm. Diät. II., pag. 10, Tab. XXXII. Ktzg. Bac.
T. 21. XVIII. Babenhorst Flora europ. algarum pag. 165.)
Diese Diatomacee ist gewissermassen berühmt geworden durch die ihr eigenthümliche Bewegung,
welche Smith 1. c. ausführlich beschreibt. Sie ist die häufigste in unserm Gemisch und muss sich im
Augenblick ihres Einbringens in Alkohol in starker Bewegung gefunden haben, denn ihre Frustein sind
in dem Schlamm noch in Bändern, aber sehr stark gegen einander verschoben. Durch Präparation in
Canada-Balsam werden die Schaalen bis zur Unkenntlichkeit aufgehellt und scheinen alsdann aus dem
Präparate verschwunden zu sein.
65
4. Campylodiscus?
Ich fand nur zwei Fragmente, die zur Bestimmung der Art unzureichend waren.
5. Coscinodiscus eccentricus Ehrb. (Sm. Diät. p. 23, Tab. III. 38).
Ich fand nur sehr wenige, sehr kleine Exemplare.
6. Grammatophor a oeeanica Ehrb. (Grunow, die östr. Diät, in Verhandl. des
Wiener zool.-hot. Vereins, Bd. XII, 18G2, 1. Abtheil. S. 417).
Alle drei von Grunow aufgestellten Varietäten finden sich in unserm Gemisch, namentlich die
Var. g. macilenta in wohl ausgebildeten Exemplaren.
7. Navicula didyma Ehrb. (Smith Diät. I., pag. 53, T. XVII., Fig. 154. Janisch
Rabenhorst Honduras-Diat. pag. 10, Tab. IV, Fig. 14; Rbh. Flora Alg. pag. 203).
Ziemlich viele, aber ungewöhnlich kleine, verkümmerte Exemplare.
8. Navicula Hennedyi Sm. (Diät. II., pag. 93; Grunow in Verh. des zool.-hot. Vor.
Bd. X, 1860, pag. 532, Tab. I, Fig. 21 und 22; Rbh. Fl. Alg. pag. 178.
Nur in wenigen Exemplaren; bildet, wie Grunow sehr richtig bemerkt, einen Uebergang zu
der folg. Navicula Lyra. Noch gewisser wurde mir aber dieses Verhältniss durch Auffinden der unten
zu beschreibenden N. Linter. Während nämlich N. Linter bei gleicher Form ununterbrochene Streifung
zeigt, fehlen bei N. Hennedyi die Querstreifen auf zwei, der Medianlinie parallel verlaufenden Streifen
der Schaale, N. Lyra aber zeigt ein ganz bestimmtes Aussetzen der Streifung und dadurch entstehende
regelmässige, scharfbegrenzte, leierförmige, glatte Striemen auf der Schalenansicht. Leider ist es mir
nicht gelungen, vergleichbare Gürtelansichten der drei Diatomaceen aufzufinden; ich glaube aber mit
Bestimmtheit die Annahme aussprechen zu dürfen, dass diese Gürtelansichten sich als vollkommen gleich
erweisen werden. Und dann werden wohl die drei Formen als Varietäten einer und derselben Art zu
beanspruchen sein, wTas ich jetzt noch nicht mit Bestimmtheit zu thun wage.
9. Nitzschia birostrata W. Sm. (Diät. I., pag. 42, Tab. XIV, Fig. 119; Rabenhorst
Flora pag. 164).
Diese schöne Art, von den Küsten Europa’s meist aus grösserer Meerestiefe bekannt, findet sich
hier in zahlreichen wohlausgebildeten Exemplaren im brackischen Schlamme. Die häufig auftretenden zu
zweien verbundenen Exemplare deuten auf eine zur Zeit der Einsammlung starke Vermehrung.
10. Nitzschia panduriformis Greg. (Hantzsch, Ostind. Diät, in Rabenhorst, Beiträge
pag. 20, Tab. VI a, Fig. 7).
Eine schöne, aber sehr seltene Form, nahe verwandt mit der unten zu beschreihenden,
merkwürdigen N. lata n. sp.. aber durch die gänzlich verschiedene Streifung genügend zur Unterscheidung
von dieser characterisirt.
11. Nitzschia Sigma AV. Sm. (Diät. I., p. 39, Tab. XIII, Fig. 108).
Nur sparsam in unserm Diatomaceen-Gemisch.
12. Plagiogramma Gregorianum Grev. (Mic. Journ. II, p. 208, T. X, Fig. 1 und 2.
Rbh. Flora alg. p. 117).
Die einzige bis jetzt auch in Europa beobachtete Art des Genus Plagiogramma Grev. In
unserm Gemisch häufig.
66
13. Pleurosigma balticum W. Sm. (Diät. I p. 66 Taf. XMII F. 207; Jan. u. Rbli.
Hondur. D. p. 11 T. III F. 3; Rbh. Flora alg. pag. 230).
Scheint über die ganze Erde verbreitet zu sein.
14. Pleurosigma formosum W. Sm. (Diät. I pag. 63 Tab. XX F. 195; Rbh. Flora
alg. p. 231; Gruuow 1. c. pag. 556).
Ist bisher in den Meeren fast aller wärmeren Länder nicht selten gefuuden worden. Die
Exemplare aus Tahiti sind zahlreich und ungewöhnlich gross.
15. Pleurosigma obscurum W. Sm. (Diät. I p. 65 Tab XX Fig. 206; Rbh. Flora
alg. p. 233).
Wurde von mir nur in einem Exemplar beobachtet.
16. Pleurosigma? Fragm.
Bruchstücke verschiedener nicht bestimmbarer, aber an der Streifung als weder zu 15 noch zu
16 gehörig erkannter Pleurosigmen fanden sich nicht selten.
17. Stauroneis pulchella W. Sm. (Diät. I p. 61 Tab. XIX F. 194; Jan. u. Rabenh.
Hondur Diät. p. 12 T. 4 Fig. 5; Rbh. Flora alg. p. 252).
In zahlreichen, aber kleinen, zartgestreiften Exemplaren.
18. Stauroneis? Fragm.
Das Mittelstück einer sehr zartgestreiften Stauroneis.
19. Synedra chrystallina Ktz. (Bac. p. 69 T. 16 F. 1; Sm. Diät. I pag. 74
Tab. Xn F. 101).
Grosse, schlanke Exemplare, aber nur in geringer Anzahl. Die Zeichnung von Smith
scheint mir etwas zu stark gestreift zu sein. Wenigstens zeigen meine Exemplare bei guter Beleuchtung
unter 400maliger Vergrösserung durch sehr gute Objective eine viel zartere, schwächere Streifung.
b. Diatomaceen, die meines Wissens von mir zuerst im Tahiti’schen Schlamme gefunden wurden:
1. Amphora hexagonalis O. W.
Die Früstel hat die Form eines in die Länge gezogenen Sechseckes, dessen Ecken leise abge¬
rundet sind. Die Schalen sind halbmondförmig, sehr zart quergestreift, der freie Mittelraum erscheint bei
passender Einstellung sehr fein längsgestreift.
Länge 0,02898, Breite 0,01242 Millimeter.
Diese Amphora zeichnet sich durch ziemlich robusten Bau, verbunden mit sehr zarter Zeichnung,
aus. Die deutlich sechseckige Schalenansicht characterisirt diese Form sehr gut, — daher ich auch den
Speciesnamen »hexagonalis« für passend halte.
2. Nitzschia lata 0. W.
Schalenansicht oval ; die Enden sind sehr wenig zugespitzt, wodurch ein sehr stumpfer Winkel ent¬
steht; in der Mitte ist eine kaum merkliche Einschnürung vorhanden, Kielpunkte sehr stark, vierseitig. Streifung
sehr zart, bei sehr guter Beleuchtung ganz analog der Streifung von Pleurosigma angulatum, nur viel feiner.
Länge 0,08694 Millimeter, Breite 0,04140.
Diese äusserst merkwürdige Diatomacee, die übrigens im Tahiti- Schlamm sehr selten ist, zeichnet
sich vor allen andern Nitzschien durch die beiden deutlichen Streifensysteme aus, die sich unter einem
Winkel von ungefähr 60° kreuzen und so eine ungemein zarte, netzartige Zeichnung bilden. Soviel mir
bekannt ist, ist dieses Verhalten noch bei keiner Nitzschia bis jetzt beobachtet worden. In sehr schöner
67
Weise tritt dasselbe bekanntlich bei den Pleurosigmen und einigen mit Actinocyclus verwandten Formen
(z. B. Actinosphaenia) und bei Hyalodiscus auf. Bei keinem Pleurosigma aber habe ich bis jetzt eine so
zarte Streifung beobachten können; es würde sich daher die Nitzschia lata, wenn sie in grösserer Menge
zu erhalten wäre, ganz vortrefflich zum Probeobject eignen und in dieser Eigenschaft an Schwierigkeit
der Auflösung die Gramm atophora marina nicht ganz erreichen. Wie bei dieser, erscheint bei weniger
gutem centralen Lichte zunächst ein System paralleler, zur Längsaxe senkrechter Streifen, welches erst
bei schiefer Beleuchtung sich in zwei einander durchkreuzende Systeme löst.
3. Pleurosigma tahitiense O. W.
Ein grosses P. welches nur an den beiden Enden der Schalenansicht ein wenig nach rechts
und links verbogen ist. In der Mitte sind die beiden Seiten parallel und geradlinig. Die Mittellinie ist
um einen gewissen Winkel von der Liings-Axe weggewendet und legt sich gegen die Enden der Schale
völlig an die äussere Krümmung an. Die Streifung ist der von PL Formosum analog, auch nahezu gleich stark.
Länge 0,23726 Millimeter. Breite 0,03105.
Dieses auch im Tahiti-Schlamm seltene Pleurosigma ist deswegen interessant, weil es durch die
fast ganz geraden Seiten und das Verschmelzen der Mittellinie mit der äusseren Krümmung der Seiten
den Uebergang von der Gattung Pleurosigma zur Gg. Donkinia bildet. Lange schwankte ich über die
Stellung dieser Form, reihte sie aber dann unter Pleur. ein, wegen der etwas vorgezogenen, gekrümmten Enden.
4. Surirella Godeffroyana 0. W.
Von mittlerer Grösse, eiförmig; der Rand der Schalenansicht ist gewellt und nach einwärts ver¬
laufen kurze, oben kopfförmig verdickte Rippen, die indessen die Mitte nicht völlig erreichen; eine Mittel¬
rippe ist nicht vorhanden; an ihrer Stelle zieht sich der Länge nach eine mässig breite, länglich lanzett-
liche, rippenlose Fläche hin, die da, wo die Rippen in sie einmünden, mit einer Reihe dicht gestellter
feiner Puncte umsäumt ist. Bei guter Beleuchtung sieht man die glatten Stellen zwischen den Querrippen
und die Mittelfläche von sehr feinen Querlinien durchzogen. — Gürtelansicht bis jetzt unbekannt.
Länge 0,08487 Millimeter. Grösste Breite 0,04347.
Diese wunderbar schöne Surirella hält die Mitte zwischen S. Gemma und Sur. striatula. Von
beiden unterscheidet sie sich durch den Mangel einer Mittelrippe und das Vorhandensein einer mit Puncten
umsäumten Fläche an Stelle der Rippe ; von Sur. striatula durch die der S. Gemma ganz analoge feine
Streifung und von Sur. Gemma durch die an ihren Endpuncten verdickten Querstriemen.
Ich bin so frei, diese reizende Form, welche äusserst selten auch im Tahitischlamm ist (ich
fand nur ein vollständiges Exemplar und ein kleines Fragment), Herrn Ces. Godeffroy, dem gütigen
Geber des untersuchten Diatomaceengemisches zu dediciren und ihr seinen Namen beizulegen.
5. Triceratium bullosum 0. W.
Klein, dickwandig, von robustem Habitus. Zwischen den vorgezogenen drei Ecken verlaufen
die Seiten nicht gleichförmig, sondern sind in der Mitte nochmals vorgezogen, wodurch drei neue, aber
weniger vorragende Ecken entstehen, so dass das Ganze die Ansicht eines durch Bogeidinien mit einwärts
gehender Krümmung gebildeten, aber in gewisser Hinsicht unregelmässigen Sechseckes bekommt, dessen
Winkel je abwechselnd grösser und kleiner sind. Das eingeschlossene Feld ist von starken Adern durch¬
zogen und so mit grosszelliger Zeichnung versehen. Die Ränder lassen eine feine, nach innen verlaufende
Streifung erkennen. Da wo diese Streifen aufhören, verläuft eine feine Linie in Form eines regelmässigen
Sechseckes den ganzen Rand entlang.
Durchmesser von einem grossen Winkel zu einem kleinen = 0,02898 Millimeter.
9*
68
Mit dieser bizarren Form, der ich den Namen T. bullosum wegen der in Höcker vorgezogenen
Seiten (bulla = Höcker als Verzierung) gab und die ich nur in einem Exemplar gefunden, schliesst meine
Aufzählung und Beschreibung tahitischer Diatomaceen. Ich gehe an die Besprechung der Ergebnisse, die
sich mir bei Untersuchung der andern Probe ergaben.
2. Gelblich-weisser Schlamm zwischen Algen, die bei Funafuti (Elliee-G ruppe)
in 10 Faden Tiefe gefunden waren.
Bestand hauptsächlich aus Foraminiferen, die ich für heute übergehe, und kalkigen Ueberresten
andrer Thiere. Nach der oben beschriebenen Behandlung schien sich alles gelöst zu haben. Am Flimmern
der Flüssigkeit in den directen Sonnenstrahhlen aber erkannte ich die Anwesenheit von Diatomaceen,
deren gestreifte Flächen durch Interferenz das besagte Farbenspiel hervorbrachten. Nach vollkommener
Aussüssung mittelst destillirtcn Wassers und Verdampfung der letzten Antheile dieses, blieb ein Best,
genug für 4 Präparate und aus reinen Diatomaceen bestehend. Die Präparate werden zunächst trocken
untersucht, dann mit Canadabalsam zur definitiven Durchsuchung fertig präparirt. Das Resultat war die
Auffindung einer grösseren Anzahl schon bekannter, zum Tlieil sehr seltener Formen und einer Summe
neuer, mir bisher nicht bekannt gewordener. Sie sind folgende :
a. Schon bekannte Formen :
1. Amphiprora maxima Greg. (Jan. u. Rbh. Hondur. D. pag. 3 Tab. II Fig. 4.
R,bh. Flora 256).
2. Epithemia constricta W. Sm. (Diät. I p. 14 Tab. XXX F. 248; Jan. u. Rbh.
Honduras. D. p. 3 T. II Fig 9).
Fand ich nur in einem Exemplar, mit Smith's Abbildung genau übereinstimmend.
3. Cocconeis Scutellum Ehrb. (Sm. Diät. I p. 22 T. III F. 34 Rbh. Flora 101).
Wie in allen marinen Diatomaceengemischen, die von Algen abgewaschen xvurden, so auch hier
recht häufig. Von der in der Form ähnlichen Mastogloia ovata Grün, durch Grösse und stärkere
Punctirung verschieden.
4. Eupodiscus minutus Hantzsch. (Ostind. D. S. 21, Taf. Via Fig. 9).
Häufig.
5. Eupodiscus Ralfsii W. Sm. (Diät. II pag. 86).
Ist selten in diesem Gemisch.
6. Eupodiscus sparsus Greg. (Transactions of the Micr. Soc. Vol. V, p. 81 Plate IF 47).
Eine Form, deren Artberechtigung Gregory selbst anzweifelt, die jedenfalls sehr nahe ver¬
wandt mit den beiden vorigen ist, — vielleicht werden spätere Untersuchungen uns nöthigen, die 3 ange¬
führten Arten in eine zu vereinigen.
7. Mastogloia apiculata W. Sm. (Diät. II Taf. LXII Fig. 387; Jan. u. Rabenh.
Hondur. D. pag. 9 N. 43 T. II Fig. 17; Rabenh. Flora 262).
Ziemlich selten.
8. Mastogloia ovata Grunow. (Verh. d. Wiener zool.-bot. Ver. 1860 p. 578 T. 5 F. 12).
Ist häufiger als die vorige.
9. Navicula didyma Ehrb. (siehe bei Tahiti Diät.).
Besser ausgebildete Exemplare als im Schlamme von Tahiti.
10. Navicula erythraea Grunow. (Wiener Verh. 1850 p. 539 Tab. III Fig. 17).
Eine Navicula, ausgezeichnet durch ganz eigenthümliche, untei’brochene Streifung.
11. Navicula Hennedyi W. Sm. (siehe bei Tahiti Diät.).
69
12. Navicula Wes'tii W. Sm. (Diät. I p. 49 Tab. XYI Fig. 135').
13. St auroneis crucicula W. Sm. (Diät. I p. 60 Tab. XIX Fig. 192, H aben h. Flora 251).
14. Stauroneis obliqua Greg. (Micr. Journ. Yol. IV PI. I Fig. 35 pag 10).
Diese schöne und seltene Form ist in diesem Vorkommen um so interessanter, da sie hier zw ir
selten, aber in ungewöhnlich grossen, in ihrer Form aber ganz typischen Exemplaren erscheint.
15. Stauroneis pulchella W. Sm. (Siehe Tahiti-D.).
In wohl ausgebildeten Exemplaren.
16. Synedra superba Ktz. (Sm. Diät. p. 74 Tab. XII Fig. 102; Jan. u. Haben h.
Hondur. pag. 13 Tab. III Fig. 2; Rbh. Flora 139).
17. Synedra fulgens Grev. (Smith Diät. pag. 74 Tab. XII Fig 103. Rbh. Flora 140).
Ist ziemlich häufig.
b. Bisher unbekannte Formen:
1. Amphiprora AVendtii 0. AV.
Oberer Theil dem untern ungleich. Der Körper ist schlank, in der Mitte etwas aufgetrieben.
Die Flügel sehr stark entwickelt, die der obern Hälfte viel stärker als die der untern. Sie verlaufen von
der Mitte nach den Enden und sind die obern auf dem ersten, die untern auf dem zweiten Drittel ihres
Verlaufes etwas eingeschnürt.
Länge 0,0945 Millimeter.
Ich erlaube mir, diese Form nach Herrn Capt. AVendt, dem Sammler des untersuchten
Gemisches, zu benennen.
2. Amphitetras Gräffeiana O. AV.
Ziemlich gross. Die Seiten einwärts gekrümmt, die Ecken etwas vorgezogen, ziemlich spitz.
Das Feld radiirend gezellt. Die Ränder der Schalenansicht fein gestreift. — Gürtelansicht quadratisch
bis länglich rechteckig, gezellt, ohne deutlich abgesetzten Gürtel. In Theilung begriffene Frustein zeigen
starke, tiefe, der Theilungsfläcke parallel verlaufende Falten.
Durchmesser (Diagonale) 0,10971 Millimeter.
Erinnert in der Form an Triceratium formosum var. r- Brigthwell (Micr. J. IV, pag. 274,
Fl. XVII, Fig. 8) kann aber nicht mit demselben vereint werden, da die zellige Structur von Tric. form.
1) viel feiner, 2) nicht so deutlich radiirend ist. — Ich muss hiebei meine Zweifel über die Triftigkeit
der Gründe einer Vereinigung der Genera Triceratium, Amphitetras und Amphipentas, wie sie von
englischen Autoren vorgeschlagen wurde, aussprechen.
Diese schöne, vielleicht die schönste der funafutisclien Diatomeen, bin ich so frei, nach Herrn
Dr. Gräffe zu benennen. — Sie ist in den D. von Funafuti nicht gar selten.
3. C ampylodiscus socialis O. AV.
Der kleinste mir bekannte C. Die Schale ist fast kreisförmig, sattelförmig verbogen. Vom
Rande zur Mitte laufen radiirende „canaliculi“, die sich indess nicht vereinigen, sondern flacher und
flacher werden, in der Mitte verschwinden und einen lanzettlich geformten freien Raum zwischen sich
70
lassen. Gürtelansicht breit, oft sind drei und mehr Exemplare zu kurzen Cylindern vereinigt. (Daher
der Name.)
Durchmesser 0,02484 Millimeter.
Die für Campylodiscus costatus so charakteristischen 8förmigen Ansichten sind auch bei C.
socialis nicht selten. C. socialis gehört zu den im Gemisch von Funafuti häufigen Diatomaceen.
4. Pleurosigma australicum O. W.
Klein, robust, stark sigmoid gebogen. Die Mittellinie ungemein excentrisch, vereinigt sich im
letzten Drittel ihres Verlaufes vom kleinen Centralknoten gegen das Ende mit der äussern Krümmung
der Schale zu einer Linie.
Länge 0,14904 Millimeter.
Ist nicht sehr selten, nähert sich dem PI. decorum, von dem es durch robustem Bau und viel
feinere Streifung sich unterscheidet.
5. Podocystis australica O. W.
Ziemlich klein, rundlich-eiförmig, das untere Ende etwas vorgezogen. Die Mittellinie und die
davon ausgehenden Querstreifen sind deutlich, in den Zwischenräumen der letztem sind scharf begrenzte
Punkte erkennbar. Dieselben stehen ziemlich weit von einander entfernt und werden, wie sich aus dem
Wechsel von Hell und Dunkel beim Verändern der Einstellung des Mikroskops schliessen lässt, durch
Erhöhungen gebildet.
Länge 0,03726 Millimeter, grösste Breite 0,02484 Millimeter.
6. Synedra clava O. W.
Eine grosse, schöne S. von keulenförmiger Gestalt. Unten schmal, schwillt sie in der Mitte
plötzlich an; dann verlaufen die Seiten eine Zeit lang fast parallel, um sich am oberen Ende nochmals
zu erweitern, dann in einer stumpfen Spitze zu vereinigen. Streifung fein, aber deutlich erkennbar.
Länge 0,27728 Millimeter.
Eine grosse, schöne, nicht selten in diesem Gemisch vorkommende Form.
7. Toxonidea laevis 0. W.
Schalenansicht robust, schuhförmig. Mittellinie stark, zweimal gewellt.
Länge 0,0839 Millimeter.
8. Triceratium laevepunetutum O. W.
Mittelgross, mit abgerundeten Ecken und auswärts gebogenen Seiten. Die Punctirung ist so
zart, dass sie nur an trocknen Exemplaren bei 450facher Vergrösserung gesehen wird.
Hiemit schliesse ich die Aufzählung der gefundenen Diatomaceen ; fast fürchte ich, zu ausführlich
geworden zu sein, aber die gänzliche Unkenntniss der Diatomaceenflora jener Gegenden, in der wir uns
bisher befanden, möge dies entschuldigen.
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Journal des Museum Godeffrov- Heft 1. Tafel 1.
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Journal des Museum Godeffroy. Heft I Tafel 3.
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Journal dos Museum Godeffroy. HeC- 1 Tafel
Das Deutsche Coxisulatsgebäude in Apia.
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Journal des Museum G-odeffroy Heft I .Tafel 5.
Hamburg L. Fnederichseu i C3
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1 OMR 73
Journal des Museum Godeffroy. Heft T. Tafel 6
1. 2.3.
Gesichtsmasken dreier Mädchen Ebon's. 4„ Ebonmsulaner in ursprünglicher 1 rächt.
5. Ebor.frau in europaeischer Kleidung, ( 4 &.5 nach Photographien Kubary's).
6. Der Jrik’XLeibschnüreJ. 7. Der Kanqur'(Leibgurtel). 8 Der, Jn (Leibschürze )
9. Maile aus Pandanusblat lern der Rallikinsulaner
3.
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Diatomaceen der Südsee.
i S urirdla (jodefft vt/a/ 1 co . 2 . JLmphitetrcus Qrceffc Leina, o Schalen b f/ür/elansicht 3 / inplnprorn II nah t /
4 Tricevatium buliosu/n 5. 7/v lacrcpan cfnl/nn . 6 A itzsc/na lata. 7. Hai ros. aus! mit nt m
8. (antpiflodiscus social is . 9 Toxon idea Ictcois. 10. Podoc/fsHs austrahea 11.. \ a/n cu/a Linier
12
/Imphora hexagonal iS . 13. l’/euros . la/n/icnse 14 Synedvci Claoa
I'ia. 5, 7, de 500/,. Eigdl = 600p Fuf 2, 3. F 6. 8. 9. fO, 12. Iß , KO y Für/ = 900!/.
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Nürnberg, October 1872.
Bauer & Raspe.
JOURNAL
DES
MUSEUM fiOMFEROY
Geographische, ethnographische und naturwissenschaftliche Mittheilungen.
i
Heft II.
Mit 5 Holzschnitten, 2 Karten und 10 Tafeln.
HAMBURG.
L. Friedericlisen & Co.,
Land- und Seekartenhandlung’.
Geographische und nautische Verlagshandlung.
1873.
JOURNAL
Geographische, ethnographische
DES
und naturwissenschaftliche Mittheilungen.
Heft II.
Inh
1. Samoa oder die Schiffer-Inseln. II. Abschnitt. Die
meteorologischen Erscheinungen in Samoa, von Dr.
E. Gräffe. S. 1—11 (70— 83).
2. Die Carolineninsel Yap oderGuap nebst den Matelotas-,
Makenzie-, Fais- und Wolea-Inseln, nach A. Tetens und
J. Kubary von Dr. E. Gräffe. S. 12 — 58 (84—130).
3. Auf der Insel Yap gesammelte Schmetterlinge und
deren Verwandlungsgeschichte von Georg Semper.
S. 59-64 (131—136).
4. Neue Nacktschnecken der Südsee, malacologische
Untersuchungen von Dr. R. Bergh (Kopenhagen).
S. 65—96 (137—168).
5. Erster ichthyologischer Beitrag nach Exemplaren aus
dem Museum Godeffroy, von Dr. Albert Günther
(London). S. 97— 103 (169-175).
Tafeln.
I. Karte des Landes zwischen den Flüssen Sigago und
Letoga, sowie der Ansiedelungen am Hafen von Apia,
(Insel Upolu, Archipel der Samoa-Gruppe), von L.
Friederichsen.
a 1 1.
II. Karte der Insel Yap von L. Friederichsen.
III Hausund Kahn der Eingeborenen auf Yap nach A. Tetens.
IV. Freier Eingeborener und ethnographische Gegenstände
von Yap, nach einer Originalphotographie und der
Natur gez. und lith. von W. Heuer.
V. Racen-Typen von Yap, nach Originalphotographien von
J. Kubary.
VI. Racen-Typen von Yap, nach einer Originalphotographie.
VII. Racen-Typen von Yap, nach Originalphotographien von
J. Kubary.
VIII. Raupen von Yap, nach Zeichnungen von J. Kubary
und Anna Semper.
xi
^ , Neue Nacktschnecken der Südsee von Dr. R. Bergh.
XII. J
Holzschnitte.
1. Neue Form von Tholichthys. S. 98 (170).
2. 3. 4. und 5. Entwickelungsformen der Schwertfische.
S. 98. 99. 100 102 (170. 171. 172. 171).
HAMBURG.
L. Friederichsen & Co.,
Land- und Seekartenhandlung1.
Geographische und nautische Verlagshandlung.
1873.
I
Uebersetzungsrecht Vorbehalten.
Entered at Stationer’a Hall.
Druck von Ackermann & Wulff in Hamburg.
Samoa oder die Schifferinseln.
Von
Dr. Eduard Graeffe.
II. Abschnitt:
Die meteorologischen Erscheinungen in Samoa.
Die meteorologischen Erscheinungen in Samoa.
Die Schiffermsein in den Tropen zwischen dem 13. und 14. Grad südlicher Breite gelegen, sind
nach allen Richtungen hin von weiten freien Meeresflächen umgehen, woraus folgt, dass sie ein ausgeprägtes
Seeklima haben. Die Temperatur wird daher auf diesen Inseln keinen grossen Schwankungen unterworfen
sein, da das sie umgebende Meer mit seiner mehr constant bleibenden Temperatur stets ausgleichend auf
die Lufttemperatur einwirkt. Der wegen Polhöhe noch wenig ausgesprochene Charakter der Jahreszeiten
bringt hierin keine erheblichen Veränderungen hervor und nur die während derselben herrschenden kalten
und warmen Winde sind in Beziehung aut die Lufttemperatur von erheblichem Einfluss.
Die Beobachtung zeigt uns, dass die in den Wintermonaten Juni, Juli und August häufiger heftig
wehenden, kühlen Südostwinde die Temperatur herabdrücken und das hundertth eilige Therometer von Celsius
giebt die niedrigste Temperatur zwischen 18 und 21 Grad an. Diese Winde sind jedoch nicht vorherrschend
und so kommt es, dass sich die Temperatur bald wieder hebt, wodurch eine mittlere Temperatur dieser
Monate von 25.5 Grad hervorgebracht wird.
Umgekehrt sind es warme Nordwestwinde, welche in den Sommermonaten December bis April die
Temperatur auf das Maximum von 33.8 Grad bringen. Dennoch zeigt die ganze Sommerzeit im Mittel
nur eine Luftwärme von 28, i Grad. Die mittlere Jahrestemperatur der Schifierinseln ist daher 26, s Grad,
eine Temperatur, die mit der der canarischen Inseln zu vergleichen ist, obgleich dieselben weiter vom
Aequator auf 28 Grad nördlicher Breite liegen.
Aussei' der erwähnten Verschiedenheit in der Wärme der verschiedenen Jahreszeiten, die als höchste
Schwankung eine Unterschiedszahl von 15,« Grad zeigt, findet sich auch ein Wechsel in der täglichen Temperatur.
Im Durchschnitt beträgt diese periodische tägliche Temperaturschwankung 5 bis 6 Grad, doch finden sich
Tage, wo der Unterschied vom höchsten und niedrigsten Wärmegrad 10 Grad beträgt. Vor Sonnenaufgang,
um 5 Uhr Morgens, giebt das Thermometer die niedrigste Temperatur und Nachmittags, von 2 — 3 Uhr, den
höchsten Wärmegrad an. Zu bemerken ist hierbei, dass die thermometrischen Beobachtungen an Bord der
im Hafen von Apia liegenden Schiffe, verglichen mit denen am Lande, verschiedene Resultate zeigen, indem
sie durchschnittlich nur 1 bis 2 Grad tägliche Wärmeschwankung angeben. Die Ursache dieser Abweichung
liegt- darin, dass des Tages das feste Land sich erwärmt und Wärme ausstrahlt und des Nachts umgekehrt
sich stärker abkiihlt. während das die Schiffe umgebende Seewasser seine Temperatur nur wenig ändert.
Da die Thermometerbeobachtungen am Lande, nahe der gutleitenden Erde, an den an schattigen Wänden
der Gebäude hängenden Instrumenten gemacht wurden, so kann man annehmen, dass sie fehlerhaft sind
und nicht die richtige Luftwärme in einer gewissen Höhe über dem Lande anzeigen. Das Mittel zwischen
den Beobachtungen an Bord der Schiffe und denen am Lande, also 3 bis 4 Grad, würden daher wohl am
genauesten die Schwankung der Tagestemperatur bezeichnen.
4
Für die subjective Empfindung des Menschen ist aber nicht die mittägliche höchste Wärmeperiode
am fühlbarsten, sondern die windstille Morgenzeit von 8 bis 10 Uhr ehe der die Verdunstung befördernde,
kühlende Passatwind auftritt. Diese Winde sind es namentlich, welche die hohe Temperatur leichter
erträglich machen, da sie in den dichten Wäldern der Bergschluchten trotz ihrem Schatten viel fühlbarer
ist als an der sonnigen vom Passate bestrichenen Küste.
Die Beobachtungen über die Meerestemperatur wurden bis dahin in Samoa nur auf die Oberfläche
desselben ausgedehnt und ergaben als durchschnittliche Jahrestemperatur 28,8 Grad, folglich 2,o Grad mehr
als die mittlere Lufttemperatur. Die Jahreszeiten bringen nur geringes Schwanken im Wärmegehalt des
Oberflächen wassers des Meeres hervor. Im Juli, August und September fällt die Wärme auf 26,3 bis
27,5 Grad, während sie in den Wintermonaten December bis April auf 28, o bis 30, o Grad steigt.
Diese Beobachtungen gelten aber nicht für das Seewasser, welches innerhalb der Ivüstendammriffe
zur Ebbezeit von der Aussensee abgeschlossen ist und während dieser Zeit eine höhere Wärme erreicht.
Die Temperatur der Quellen, namentlich in den Gebirgen Upolu's, zeigt zuweilen eine sehr geringe Anzahl
Grade und ist dieselbe meistens unter der mittleren Lufttemperatur. Es wären aber genauere Forschungen,
mit Berücksichtigung der Jahres- und Tageszeiten, im Interesse der Meteorologie noch sehr wünschenswerte
Der atmosphärische Druck ist in Samoa wie allerwärts, ausser von der Erhebung über dem
Meeresspiegel, namentlich von der Erwärmung der Luft abhängig und schwankt nach diesen beiden
Factoren. Die täglichen periodischen Variationen umfassen eine mittlere Amplitude von 9 m. m. und
finden die Wendestunden zu den bekannten Zeiten statt. Die jährlichen Schwankungen zeigen entschieden
für die Sommermonate tiefere Mittel der Barometerstände; mit wehenden Passaten in der Winterszeit,
hingegen höhere Durchschnittszahlen. Das jährliche Mittel der Barometerstände ist 753,45 m. m. Als
Maxiinalwertlie sind Barometerstände von 762 bis 775 m. m. bei wehenden Südostwinden im Juli und
August beobachtet worden. Der niedrigste bis jetzt noch in Samoa beobachtete Barometerstand ist 686 m. m.
und fand während eines Orkanes statt.
Die Winde sind zwar im Allgemeinen der geographischen Lage der Schifferinseln entsprechend,
Passat- oder östliche Winde, allein wir finden eine Annäherung an die Drehung nach den Jahreszeiten,
wie sie die Moussons oder Monsune im indischen Ocean zeigen. Der Sommer, von Mitte oder Anfang
November bis April, kennzeichnet sich durch unbeständige, öfters durch Windstillen unterbrochene, schwache
Ostwinde aus, die weniger südlich, als rein östlich und nordöstlich sind. Abwechselnd mit diesem so
veränderten Passatwinde treten nun auch westliche Winde auf. Diese sind meist Nordwestwinde und
treten tlieils in Regenböen, abwechselnd mit leichterem Winde, theils in anhaltenden Stürmen, stets von
Regen begleitet, auf. Als warme und feuchte Winde bedingen sie eine Art Regenzeit, wie sie in anderen
tropischen Gegenden viel markirter hervortritt. Es scheint, dass diese Westwinde sich vorzugsweise nach
Vollmond, namentlich zur Zeit des letzten Viertels bis Neumond einstellen, doch ist auch das beobachtete
Material vielleicht zu gering, um daraus einen entscheidenden Schluss zu ziehen. Bezeichnend ist es, dass
diese Mondphase in Samoa „ua, uma le la“ d. h. Regen, die Sonne nicht sichtbar, heisst. Gewöhnlich
lagern mit diesen Winden schwarze Wolkenbänke am Horizonte, die Luft ist drückend warm und unter
den anhaltenden schweren Regengüssen gedeiht die Vegetation in überraschender Weise.
In diesen Sommermonaten, von Januar namentlich bis März und Mitte April, aber besonders im
März zur Zeit des Aequinoctiums hat man Orkane zu erwarten. Dieselben beginnen mit heftigem Nordostwind
und gehen über Norden und Westen im Südwesten endigend. Es gehen denselben meist wochenlange
Weststürme mit Regen und niedrigem Barometerstände voraus, die Atmosphäre eigenthiimlich beengend
und schwül machend. Klärt es sich dann im Nordosten auf mit noch tiefer fallender Quecksilbersäule, so
ist der Orkan nahe, und um so näher dem Beobachtungspunkt, je tiefer der Stand der ersteren. Ist der
76
o
Sturm ausgebrochen, so fällt das Barometer so lange noch weiter, und zwar stossweise mit geringer
Steigung vor jeder Depression, bis der Wind zum Westen sich gedreht hat. Es dauern diese Orkane
meist 1 bis 3 Tage, und tritt nach Beendigung derselben meist schönes Wetter mit Passatwind ein. In
der Samoagruppe sind übrigens diese verheerenden atmosphärischen Störungen nicht häufig und treten
unregelmässig in langen Jahresfristen auf. Während der letzten zehn Jahren haben z. B. nur zwei Orkane die
Gruppe berührt, wovon der eine weniger durch die Gewalt des Windes, als durch die sehr aufgeregte See
Schaden verursachte. Unvergesslich wird in dieser Beziehung der Januar des Jahres 18G5 für die Einwohner
Apias sein, wo die Orkansee in die Bucht hineinrollte, den niedrigen Küstenstrich unter Wasser setzend.
Eine deutsche Bark, welche daselbst vor Anker lag, wurde in der Nacht zum Scheitern gebracht, wobei
von der ganzen Besatzung nur ein Matrose durch ein glückliches Ungefähr das Leben rettete. Der Strand
bot nach Beendigung des furchtbaren Pliaenomens einen betrübenden Anblick der Zerstörung dar, indem
er mit unglaublichen Massen von Baumstämmen, Sand, Korallen, Schilfstrümmern etc. bedeckt war. Der
oben erwähnte zweite Orkan war sehr local und verheerte allein die Insel Tutuila.
Im Süden der Samoagruppe, in den Tonga- und Yiti- Inseln, sind diese Orkane viel häufiger,
beinahe jährlich im Monat März oder April wiederkehrend. Sie entstehen dort im Südosten und enden
im Nordwesten. Ausserdem, dass sie die Gestade der befallenen Inseln mit Schilfstrümmern bestreuen,
hinterlassen sie das Land im Zustande einer Einöde, indem viele Bäume umgeweht und die stehenbleibenden
ihrer Blätter beraubt werden. Am besten wiederstehen die Cocospalmen der Gewalt solcher Stürme,
indem die Elasticität ihres Stammes denselben sich vor dem Winde tief hinabzubiegen erlaubt, indessen
werden die grossen Fliederblätter abgedreht, bis zuletzt oft nur die nackte Stammsäule zurückbleibt. Nur
selten sieht man auch diese Palmen strichweise vor dem Winde hingemäht, und kann man aus diesem
Vorgang auf die ganz ausserordentliche, durch plötzlichen Stoss wirkende Kraft solcher Orkan winde
schliessen. Jeder Orkan beeinträchtigt übrigens bedeutend die Production der von demselben befallenen
Inseln für einige Jahre, bis sich wieder Alles erholt hat. — Die Ursache dieser Orkane ist wohl in dem
Kampfe der nordwestlichen Winde mit dem Passatwinde zu suchen, da namentlich im Monat März und
Anfang April, also zur Zeit des Winteranfanges, wo der Ostwind mit frischer Kraft zu wehen beginnt
und der Nordwestwind noch dagegen stellt, diese atmosphärischen Störungen anfzutreten pflegen. Die
Eingeborenen dieser Inseln haben den Glauben, dass viele und heftige Gewitter zur Sommerszeit mit
Blitz und Donner die Orkanbildung verhindern. Es würde dies dafür sprechen, dass electrische Kräfte
bei dem Entstehen dieser Naturerscheinung eine wesentliche Rolle spielen. Bekannt ist es, dass der
Beginn und Abschluss der Orkane meist von häufigen electrischen Erscheinungen in Form der Blitze
begleitet ist.
Der Winter der Schifferinseln, von Mitte oder Ende April bis November dauernd, zeigt in seiner
ersten Hälfte frische Passatwinde, selten von Windstillen und leichten Südwestwinden unterbrochen. Die
Monate Juli und August bis Mitte September zeichnen sich durch besonders kühle, scharfwehende
Südostwinde aus, die zuweilen in heftigen Böen auftreten. Sie halten die Atmosphäre rein, verursachen
aber leicht heftige Katarrhe, die als -Influenza« epidemisch auftreten. In der letzten Hälfte des Winters
ist der Passat schon weniger scharf, öfters durch Windstillen und leichte Westwinde unterbrochen. Die
Südostwinde bringen oft Regen mit sich, welche in Upolu, das dem Winde gerade queer vorliegt, sich
entweder an der Südküste niederschlagen, oder vor dem Winde getrieben über die centrale Bergkette
kommen. Man sieht alsdann, wie schwere Wolkenmassen gleich einer AVoge über die Berge rollen und
sich in Regen auflösend nach Norden herabsinken. Bald erreichen dieselben die Nordküste gar nicht,
bald werden sie regenspendend bis zur Küste und von da weiter in’s Meer hinaus getrieben. Die letzte
Hälfte des AVinters von September bis November, in manchen Jahrgängen bis December, ist die angenehmste
77
I)
und gesündeste des Jahres. Längere Windstillen, schwarze Wolkenbänke im Norden und Westen kündigen
alsdann das Ende der Winterszeit und den beginnenden Sommer an.
Bemerkenswerth ist das Verhalten des Passatwindes am Lande. AVährend derselbe in weiter
Entfernung von den Inseln fast stets mit gleicher Stärke weht und nur Nachts um ein Geringes schwächer
wird, verhält er sich am Lande ganz verschieden. Hier ist mit Sonnenaufgang bis 8, 9 selbst 10 Uhr
völlige Windstille, dann fängt die Brise an. sich bemerklich zu machen, die See leicht kräuselnd, um bis
2 Uhr Nachmittags, wo sie am stärksten weht, immer mehr aufzufrischen. Von 2—3 Uhr an nimmt sie
allmälig wieder ab, um bei Sonnenuntergang wieder ganz aufzuhören. Alsdann beginnt ein leichter Zug
vom Lande nach der See, der nach Mitternacht um 1 — 2 Uhr immer stärker wird, um gegen 6 Uhr
Morgens wieder aufzuhören. Dieser Wind, die Landbrise, kann zuweilen 2 — 4 Seemeilen vom Lande
noch gefühlt werden und ist den die kühle Nacht benutzenden Böten und Kähnen, welche innerhalb der
Dammriffe den Küsten entlang segeln, sehr vortheilhaft. Dies wäre das normale Bild der Windbewegung,
wie es während der Passatzeit an den Küsten zu beobachten ist; allein es wird dasselbe sehr oft gestört
durch stärkere Luftströmungen, welche das Bild so verwischen, dass z. B. Tag und Nacht ein scharfer
Ost-, Südost- oder Südsüdostwind weht und die Landbrise nachts gar nicht fühlbar wird, indem diese
Winde viel stärker wehen.
Die atmosphärische Feuchtigkeit der Schifferinseln betreffend, können wir im Allgemeinen den
Satz aussprechen, dass stets eine grosse Quantität Wasserdampf in der Luft enthalten ist. Es ist begreiflich,
dass Inseln von weiten unter der tropischen Sonne stets Wasserdampf liefernden Meeresflächen umgeben,
eine feuchte Atmosphäre haben müssen. Der Gehalt an Wasserdampf ist übrigens nach den Jahreszeiten
schwankend und steigt er auf sein Maximum, wenn zur Sommerszeit die warmen nördlichen und nordwestlichen
Winde wehen, während umgekehrt im Winter nach andauernden Südostwinden der Dampfgehalt der Luft
auf sein Minimum herabsinkt. — In der letzteren Jahreszeit bei klarem hellem Himmel und kühlen leichten
Winden, finden Nachts reichliche wässrige Niederschläge, in der Form von Tliau. statt. Derselbe beginnt
alsdann sich schon bald nach Sonnenuntergang zu bilden und schlägt sich vor Sonnenaufgang am reichlichsten
nieder. In den Wäldern, deren Blattmassen die Thaubildung bedeutend begünstigen, findet alsdann oft ein
feiner Regen, von abtropfendem Thaue herrührend, statt. Erst langsam unter der sich hebenden Sonne
verdunstet diese mächtige Thaubildung, welche bei den engen Pfaden und der üppigen Vegetation, den
frühen Wanderer bis auf die Haut durchnässen.
Noch deutlicher zeigt sich der starke Wasserdampfgehalt der Luft in den häufigen Regengüssen, die
besonders in der Sommerszeit von December bis April Vorkommen. Man könnte diese Jahreszeit mit dem
Namen der Regenzeit belegen. Indessen hat sie doch nicht die Regelmässigkeit der auf tropischen
Continentalgebieten vorkommenden Regenzeiten und ist oft von schönem heiteren Wetter unterbrochen.
Immerhin kann man sich in diesen Monaten auf ganz ausserordentlich reichliche, atmosphärische Niederschläge,
in Form von Regen, gefasst machen, die unter nördlichen namentlich nordwestlichen Winden einsetzen.
Der sonst heitere Himmel bedeckt sich alsdann mit schweren, schwarzen Nimbus-wolken, die besonders
beharrlich den nordwestlichen Horizont belagern, sich allmälig niedrig herabsenken, wobei auf dem Meere
vielfach Trombenbildungen zu beobachten sind. Nun treten heftige Windstösse, Böen, von Westen mit
stürzendem Regen auf, der bald stunden-, bald tage- selbst wochenlang anhält, abwechselnd von Windstillen
oder Stürmen begleitet, worauf der Himmel sich wieder aufklärt und vielleicht ebensoviele Tage oder Wochen
schönes Wetter mit leichten nördlichen oder östlichen Winden folgen. Zur Zeit dieser Regengüsse ist das
Clima auf dem Lande sehr feucht, die Niederungen morastig, die Wege voll stehenden Wassers, aber die
Vegetation in grösster Ueppigkeit emporschiessend. In den Wohnungen der Ansiedler, selbst denjenigen,
die besonders dicht construirt sind, ist die Feuchtigkeit so gross, dass alles Eisenwerk rasch rostet, Lederzeug
78
wie Kleidungsstücke sehr leiden, und die besten Phosphorstreichhölzer durch Friction nicht mehr zur
Entzündung gebracht werden können. — Es treten zu dieser Zeit leicht Ueberschwemmungen von Seiten
der rasch anschwellenden Gebirgsflüsse auf. Die Schlammmassen, welche von den letzteren ins Meer
hinabgebracht werden, trüben alsdann weithin dessen sonst so klares blaues Wasser.
Kegen sind übrigens nicht nur auf die Sommerszeit beschränkt, sondern treten auch häufig genug
in den Wintermonaten auf, doch sind dieselben alsdann mehr von kürzerer Dauer, häufig nur des Nachmittags
auftretend. In der Menge des Wassers, die in einem gegebenen Zeitraum herabfällt, ist aber nur wenig
Unterschied zwischen den Jahreszeiten. Zu jeder derselben können Regen auftreten, die in grossen
dichtgedrängten Tropfen bestehend, in kurzer Zeit eine erstaunliche Menge Wasser liefern. In einigen
Jahrgängen wurde die in 12 Monaten beobachtete Regenmenge, am Regenmesser im englischen Consulate,
reichlich 100 Pariser Zoll gefunden. Uebrigens sind auch hier die Jahrgänge in Bezug auf die Regenmenge
sehr verschieden und kommen zuweilen vom Monat Juni bis September undOctober gar keine Regenniederschläge
vor, ohne dass indess die Vegetation darunter besonders leidet, der starken Thaue wegen. Die grosse
Feuchtigkeit der Atmosphäre bedingt auf diesen Inseln, deren üppige Vegetation und sind besonders die
Berghöhen mit dichten Waldungen bedeckt, auch häufigeren Regen und Wolkenansammlungen ausgesetzt
als die Küste. Daher namentlich dort der grosse Reichthum ap cryp togamischen, Feuchtigkeit und
Waldesdunkel liebenden Gewächsen. Sämmtliche Stämme und Aeste der Waldbäume sind dort mit einem
dichten Polster von Flechten, Moosen, Farnen, Orchideen und anderen parasitisch lebenden Pflanzen umgeben.
Selbst die grünen Blätter der Sträucher und Bäume sind öfters mit rankenden Moos- und Algenarten
umsponnen, eine Erscheinung, die besonders auffallend ist. — Es ist kaum zu bezweifeln, dass gerade die
gewaltigen Vegetationsmassen der Berge, die durch Ausdünstung viel Wärme binden, auch die Ursache
der vielen Regen in der Winterszeit sind. Man sieht wie die Berggipfel nach Mittag, die aufsteigenden
Dünste eondensiren, bis dieselben durch ihre Schwere sich an den Bergabhängen herabsenken, sich dort in
Regen auflösend, der bald bis zur Küste geht, bald nur auf die Anhöhen beschränkt bleibt. Auf jeden
Fall würde das Clima der Inseln und namentlich sein Reich tlium an süssem Wasser sich anders gestalten,
wenn diese grossen Waldungen, welche die atmosphärische Feuchtigkeit einsaugen, verschwinden sollten.
So sind die flachen, mit geringer Waldvegetation bedeckten Inseln, der Tongagruppe, bedeutend trockener,
als die in gleicher Breite liegenden hohen bewaldeten Viti-Inseln. Erwähnenswerth ist die Erscheinung,
dass bei kräftigen kühlen Passatwinden die Berge der Insel Savaii stets in eine dunkle Wolkenschicht
gehüllt erscheinen, hingegen bei nordwestlichen Winden und Windstillen hervortreten.
Betreffend die optischen Erscheinungen, welche die Atmosphäre der Inseln darbietet, ist die Farbe
des Himmels, wenn nicht Wolken denselben bedecken, von einem schönen Kornblau, wie es das Spectrum
zeigt, doch ist der Horizont meist von einem weisslichen Dunststreifen begrenzt. Letzterer hebt sich
höher und wird deutlicher bei Bergansichten und zeigt alsdann, dass er die Fernsicht durch Verengung
des Horizontes bedeutend beschränkt. Nur des Morgens bei Sonnenaufgang kann man zuweilen einen
scharf begrenzten, klaren Horizont erblicken. Die Nächte zeichnen sich besonders durch grosse Klarheit
der Luft aus, wodurch die südlichen Sternbilder glänzend vom Firmamente sich abheben. Nur dieser
klaren Nachtluft ist es wohl zuzuschreiben, dass man die Pracht der südlichen Sternbilder so sehr gepriesen
Lat. denn im Grunde hat die nördliche Hemisphäre ebenso schöne, wenn nicht zahlreichere Sternhaufen,
und ist namentlich die Milchstrasse dort bedeutend schimmernder.
Von ganz besonderer Schönheit und Helligkeit sind aus demselben Grunde die Vollmondnächte.
Rasch steigt die Mondeskugel in rötli Hellgelbem Uchte glänzend am Horizont auf und gleich verbreitet
sich eine Helle über die Landschaft, welche selbst entferntere Gegenstände genau erkennen lässt. —
Die Abendröthe ist zwar von kurzer Dauer, aber von den schönsten orangegelben Tinten begleitet.
79
8
die Morgenröthe ist meist gelb und fast stets, wenn sie mit besonders rothen Farben auftritt, von
Regen gefolgt.
Die Dämmerung ist kurz und tritt bald nach dem Erlöschen des Abendroths die Nacht ein. Die
finstersten Nächte, bei schwer bedecktem Himmel, lassen aber doch noch immer eine gewisse kleine Quantität
Licht zurück, die nur im Schatten der dichten Wälder zur fast absoluten Finsterniss wird.
Luftspiegelungen sind an den Küsten nicht selten zu beobachten und hängen wie bekannt von
den verschieden erwärmten Luftschichten ab. Da am Morgen oft die Seebrise längs der Küste mangelt,
so erhitzt sich die Oberfläche des Meeres, namentlich innerhalb der Dammriffe und über diesen bedeutend,
welche Erwärmung sich der Luft mittlieilt, Draussen auf der See, oft nur einige Meilen entfernt, findet
eine Abkühlung des Wassers und der Luft durch den bereits eintretenden Passatwind statt. Auf diese
Weise gelangt der Lichtstrahl, dem Beobachter, welcher vom Gestade nach dem Meere blickt, durch
verschieden erwärmte Luftschichten und erzeugt durch die dadurch erlittene Brechung, jene sonderbar
verzerrten, umgekehrten und zuweilen vergrösserten Bilder der Luftspiegelung. Ein kleiner Kahn mit
Segel, erscheint dem Auge wie ein grosses Segelboot und Palmen entfernter Landspitzen schweben in der
Luft, bald aufrecht bald umgekehrt, mit der Krone nach unten u. s. f.
Unter dem Capitel Luftspiegelung, lässt sich wohl am besten die auffallende Thatsache erwähnen,
dass an Küsten, die innerhalb der Tropen liegen, gewisse Beobachter eine ausserordentliche Fernsicht zu
Tage legen. Ein in Apia wohnender Engländer J. Troode, zeichnete sich durch die Gabe aus, die Ankunft
von Schiffen, beträchtliche Zeit vor ihrem Eintreffen, vorauszumelden. Nicht nur wollte er zuweilen ein
bis mehrere Tage vor dem allgemein Sichtbarwerden die Schiffe überhaupt am Horizonte wahrgenommen
haben, sondern auch deren Form, ob Brigg, Schooner oder Bark etc. und es trafen seine Angaben mit
überraschender Genauigkeit ein. Nach seiner Erklärung wären diese Beobachtungen nur bei ganz klarem
Himmel möglich und von den Anhöhen aus zu leiten. Ferner läge die Möglichkeit über 60 Seemeilen
vom Lande entfernte Schiffe, die doch durch die Erdwölbung dem directen Sehen entzogen sind, dennoch
zu erblicken, in der Dunsthülle des Horizonts, die sich sichtlich über jeden festen Gegenstand bis zu einer
gewissen Höhe verdichte. Aus der Form dieser kleinen Wolke liesse sich die Gestalt des darunterliegenden
Körpers errathen. Für diese Erklärung würde vielleicht die allen Seefahrern bekannte Erfahrung sprechen,
dass die Lage von Inseln und Continenten zuweilen in sehr weiter Entfernung, durch ungewöhnlich
gestaltete Wolkenformen an dem sonst klaren Horizonte, vorausbestimmt werden kann, ehe man in die
wirkliche Sichtweite gekommen ist. Ob übrigens bei diesem Fernsehen nicht die Luftspiegelung wieder
eine Rolle spielt, ist schwierig nachzuweisen und bestätigen wir hier nur das Factum, das auch in einem
englischen Journale, in Verbindung mit ähnlichen Beobachtungen in Mauritius, eine Erwähnung fand.
Mit den häufigen rasch vor dem Winde getriebenen Regengüssen, hängt auch die Häufigkeit der
in den Schifferinseln zu erblickenden Regenbögen zusammen. Diese optische Erscheinung entfaltet sich
dort nicht selten in aller Pracht und ist namentlich der obere Bogen zuweilen besonders ausgeprägt zu
sehen. Nur selten, aber von überaus magischer Wirkung, ist dieselbe Lichterscheinung in schwächerem
Grade, durch das Mondlicht hervorgebracht, zu beobachten.
Eine andere optische Erscheinung, die des Hofes um den Mond ist verliältnissmässig oft zu sehen,
namentlich während der regnerischen Monate. Zuweilen ist der gebildete Ring von ungewöhnlich breitem
Durchmesser und scharfer Abgrenzung, meist pflegt nach demselben durchaus keine Witterungsänderung
einzutreten, oder die Luft wird noch feuchter und es kommt zu Regen. — Schon viel seltener sind Höfe
um die Sonne, wegen der Blendung dieses Gestirns, aus freiem Auge zu beobachten und folgt dieser,
bedeutende Dunstmassen in der Atmosphäre anzeigenden Erscheinung, meist stürmischer Witterungswechsel
oder selbst Orkan.
80
9
Gewitter mit Donner und Blitz gehören in Samoa gerade nicht zu den ganz häutigen Erscheinungen,
wie sich der geographischen Lage der Inseln nach vernmthen liesse, unter den Tropen nahe dem Calmengürtel.
Die meisten electrischen Erscheinungen finden zur Zeit des Beginnes der feuchten Jahreszeit. October bis
Januar statt, aber sie sind weder durch Häufigkeit der Blitze, noch Stärke der Schläge, von den im
Norden Deutschlands vorkommenden Sommergewittern verschieden. Zur Hagelbildung kommt es in Samoa
nie, erst im südlicheren Tonga finden sich Hagelschauer als äusserst seltene Erscheinung. Nur selten
richtet der Blitzstrahl am Lande Beschädigungen an, hingegen ist vor einigen Jahren im Hafen von Matauta
in Savaii eine deutsche Bark vom Blitze getroffen worden, wobei eine Rahe zersplittert wurde, ohne sonst
dem Schiffe oder dessen Bemannung weiteren Schaden zuzufügen.
Nachstehende Tabellen sind dazu bestimmt, den Gang des Wetters für einzelne Tage in ver¬
schiedenen Monaten und Jahreszeiten beispielsweise zu geben. Die Beobachtungen wurden von den Schiffs¬
kapitänen P. Wendt, J. H. T. Wiencke und Früchtenicht im Hafen von Apia an Bord ihrer Schiffe
angestellt. Die gütige Mittheilung der Wetterbücher, welche diese meteorologischen Aufzeichnungen
enthalten, verdanken wir dem Director der »Norddeutschen Seewarte«, W. v. Freeden.
Letztes Viertel
des Mondes.
Januar.
Windrichtung
"O
e
03
•4->
Wärme.
Tlierm Gels.
Regen.
Himmels-Ansicht,
05 'S-
0>
Anzahl
Wolke nrichtung, Stärke
der
Bemerkungen über das Wetter.
bib
und
% ß
E e
%
C «
der
c3
H
Stunde.
Stärke.
OS
CO
£ 3
o
Stunden.
Bewölkung.
10.
6 Vorm.
Windstille.
757.74
27.,
R.
\ st.
Cum. 0. 7.
Schönes Wetter mit leichten Regenböen.
12 Mittg.
ONO. 3.
757,u
28.3
29,3
»
\ »
Cum. 0. 7.
do.
8 Abnd
ONO. 2
757,«
28,,
»
2 »
Cum. ONO. 3.
do.
12.
6 Vorm.
Windstille.
( 0 / (i 0
27:,
»
H »
Ni. Cum. NO. 5.
Böen mit starkem Regen.
12 jVlittgr.
NNO. 9.
757 52
28 3
29.5
y>
l »
Ni. Cum. NO. 10.
Heftige Windstösse v. NNO., strömender Regen.
8 Abnd.
0. zum S. 1.
757.77
27.,
»
l »
Ci. Str. NO. 4.
Blitzen im NO. Hof um den Mond.
15.
6 Vorm.
SW. 1.
/ 5 / . 4 5
25.8
»
l »
Bedeck. NNO. 10.
12 Mittg.
WSW.— NW. 2 -3.
75/ oi
29,o
29,2
»
3 »
Ni. Cum. NO Cum. W.8
Böigtes Wetter, strömender Regen.
8 Abnd.
NNW.- SW. 4.
757.06
28,4
Bedeckt. SW. 10.
Starkes Blitzen im Westen.
20.
6 Vorm.
OSO. 2.
757.29
27.2
»
3 »
Ni. Cum. 0 8.
Starkes Gewitter mit strömendem Regen.
12 Mittg.
SOzO. 2.
757.21
28,2
28 s
»
H »
Cum. OSO. 7.
Regenböen.
8 Abnd.
SO. 2.
757.65
27.o
n >
Ni. Cum. ONO. 10.
Blitzen im Norden.
22.
6 Vorm.
0. 1.
7 t 9 o i
26 o
Cum. 0. 1.
Schönes Wetter.
12 Mittg.
ONO. 4.
759.73
267
28,o
Cum. NOzO.
do.
8 Abnd.
SSO. 1
759.sc
26.4
Klare Luft. 0.
Sehr heiteres, schönes Wetter.
24.
6 Vorm.
Windstille.
/ 58.08
23.8
Cum. 0. 2.
do. do.
12 Mittg.
Süd. 1.
756 53
26s
30 e
Cum. ONO. 6
Schmieriges Aussehen der Luft.
8 Abnd.
SSW. 1.
755 3s
27.6
»
i »
Ni. Cum. SO. 8.
Regen-Böen, Blitzen im S., Nachts stark. Regen.
28.
6 Vorm.
WNW. 8.
753 8 1
26.7
41 »
Ni. Cum. NW. 10.
Viel Regenwasser im Hafen Apia’s von ange-
12 Mittg.
NWzN. 6.
754.85
27,,
27.3
7)
»
Ni. Cum. NW. 10.
schwollenen Flüssen, daher die niedere Tem-
8 Abnd.
NNW. 8.
754,52
26 s
»
6 G
Ni. NNW. 10.
peratur des Seewassers.
30.
6 Vorm.
Windstille.
757.65
24.0
10 »
Ni. N. 10.
Morgens heftige Böen aus NNO. Stärke 10.
12 Mittg.
Nord. 7.
757.93
25 o
26 o
5»
5 y
Ni. N. 10.
do.
8 Abnd.
Nord 0.
758 5i
24,7
y>
8 »
Ni. N. 10.
Heftige Böen mit Regen.
Februar.
3.
6 Vorm.
SO. 1.
757.92
25,5
Ci. Cum. OSO. 1.
Schönes Wetter.
12 Mittg
OSO. 4.
7o7.42
28 o
29.5
Cum. OSO. 1.
do
8 Abnd.
SO. 3.
757,67
26 s
Cir. 0. 1.
do.
9.
6 Vorm
NO. 2.
756.91
25 5
»
2 »
Cir. Strat. 0 9.
Feiner Regen.
12 Mittg.
Süd 1.
557.16
27.3
28 s
»
li *
Ni. Cum. NO. 10.
Bedeckte Luft.
8 Abnd.
Süd. 1.
t »6 94
25,9
»
4i »
Bedeckt. NNO. 10.
Regnichtes Wetter, leichte Böen.
81
2
10
Februar.
Windrichtung
und
Stärke.
Barometerstand
in m/m.
Wärme.
TUerm.Cels.
Regen.
Anzahl
der
Stunden
Himmels-Ansicht,
Wolkenrichtuiig, Stärke
der
Bewölkung.
Bemerkungen über das Wetter.
►3
Meeres- !
Oberfläche
Tag.
Stunde.
23.
6 Vorm.
SW. 3.
757.ö7
24,7
Cum. NO. 3. Cir. SW. 5.
Heiteres Wetter.
12 Mittg-,
WNW. 7.
75o 2 7
28 9
29,4
Cum. WNW. 2.
do.
8 Abnd.
SW. 3.
757.25
27.6
Klarer Himmel.
Blitzen in allen Richtungen.
28.
6 Vorm.
Windstille.
757.1 4
25 e
R.
1 St.
Cum. ONO. 7.
Einige Regenböen.
1 2 Mittg.
OzNW. 6.
755,16
25.7
27 6
»
1 »
Bedeckt. ONO. 10.
Böiges, regnichtes Wetter.
8 Abnd.
Nördlich. 2.
755.1 o
25.7
$
2 »
Cum. WNW. 8.
do.
März.
1.
6 Vorm.
Windstille.
751. so
20,2
»
1 »
Cum. OzS. 9.
Regnichtes Wetter.
12 Mittg.
NVVzN. 1.
751 .63
28,5
29 5
Cum. NWzN. 8.
do.
8 Abnd.
NWzW. 1.
752 28
27.9
*
2 >
Ni. NWzN. 10.
do.
6.
6 Vorm.
Windstille.
752 os
26.6
»
3 5
Ni. WzN. 10.
12 Mittg.
OzN 2.
750.18
28 s
29,6
$
1 »
Bedeckt. NWzW. 10.
Unbeständiges Wetter, gegen Abend dick von
8 Abnd.
SWzW. 1.
749,fl7
27,9
»
3 »
Ni. WzN. 10.
Regen. Blitz und Donner.
7.
C Vorm.
NzW. 8.
/ o2 oü
26.9
7>
10 »
Ni. NWzW. 10.
Schwere Böen NWzW bis NzW. Stärke 8 — 11.
12 Mittg.
NzW. 8
/ 50 i s
25.7
28,o
»
6 »
Ni. NzW. 10.
Nachts und den folgenden Tag anhaltender
8 Abnd.
NOzN. 6.
749,57
26.,
>,
8 »
Ni. NOzN. 10.
Regen.
15.
6 Vorm.
NWzN. 2.
751 73
27,5
Cum. WzN. 9.
Schönes Wetter.
12 Mittg.
NWzW. 2.
751 ri
27,o
27,8
y>
4 *
Ni. Cum. NWzW. 10.
Böiges Wetter. NWzW. Stärke 9.
8 Abnd.
NWzW. 1.
751.61
27,3
»
2 T>
Bedeckt. NWzW' 10.
do. 3 8.
23.
6 Vorm.
OSO. 1.
755 si
26,5
»
2 »
Bedeckt. OzN. 10.
Regnichtes Wetter.
12 Mittg.
Ost. 4.
753.06
28,2
29.o
1 »
Cum. Ost. 8.
do.
8 Abnd.
SOzO. 1.
754,12
28,2
Cir. Cum. OzS. 3.
Schönes Wetter.
April.
1.
6 Vorm.
Südlich. 1.
758.92
25 3
Cum. O 1.
Schönes Wetter.
12 Mittg.
Ost. 3.
758 58
28.3
29 o
Cum. O. 1.
Drückende Hitze.
8 Abnd.
Südlich. 1.
758.77
28.2
Klarer Himmel. 0.
Schönes Wetter.
2.
6 Vorm.
Windstille.
759.17
25.0
Cum O. 2.
do.
12 Mittg.
Ost. 2.
758.79
28,.
29.,
Cum. O. 1.
do.
8 Abnd.
OSO. 3.
758.13
28,o
Cum. 0. 1.
do.
3.
0 Vorm.
Windstille.
758.51
24.5
1 »
Cum. SO. 2.
Keiner Regen.
12 Mittg.
Ost. 3.
758,21
28,4
29,2
Cum. O 3.
Heiteres Wetter.
8 Abnd.
Südlich. 1.
757.90
27.7
Cum. O. 3.
do.
August.
14.
4 Vorm.
OSO. 3.
758 6i
26.6
Cum. OSO. 2.
Schönes Wetter.
S »
OSO. 3.
759.1 4
26,5
■?>
4 3
Cir. Cum. ONO. 2.
do.
12 Mittg.
OSO. 3.
759,23
26,9
27.3
Cum. ONO. 1.
do.
4 Nclim.
ON. 3.
758,97
27 o
Klarer Himmel.
do
8 Abnd.
OzN. 3.
758 89
27.2
Cum. 0. 1.
do.
12 Mt tim.
OzN. 3.
759,o,
269
Cum. O. 1.
do.
15.
4 Vorm.
OSO. 3.
758.61
26 9
Cum. OzS. 2.
do.
8 »
OzS. 3.
759.55
2 t .o
»
i »
Cum. OzS. 1.
do.
12 Mittg.
Ost. 3.
758 82
27.7
27.2
Cir. Cum. 0. 1.
do.
4 Nclim.
OzN. 3.
758.89
27.8
Cum. ONO. 1.
do.
8 Abnd.
OzN. 3.
758.87
27 6
Cum. ONO. 1.
Schönes Passatwetter.
12 Mttrn.
-Ost. 4.
758.94
27.,
Cir. Cum. OzN. 1.
do.
17.
4 Vorm.
OzS.
760.13
26 8
»
1 »
Cum. 0. 2.
do.
8 T>
Ost.
760,06
26 9
»
4 »
Cir. Cum. O. 2.
do. feiner Regen.
12 Mittg.
OzS.
769.96
26.6
27.6
4 3
Cum. 0. 4.
do. do.
4 Nchm.
OSO.
759.96
27.6
4 »
Cum. OzS. 4.
do. do.
8 Abnd.
SOzS.
/ 59.90
27.2
»
1 >
Ni. Cum. OSO. 5.
do. starker Regen.
12 Mttrn.
OzS.
/ 60 60
27.,
y>
4»
Cum. NOzO. 6.
do.
82
11
September.
Windrichtung
und
Stärke.
Barometerstand
in m/m.
Wärme.
Hegen.
Anzahl
der
Stunden.
Himmels-Ansicht,
VVolkenrichtung, Stärke
der
Bewölkung.
Bemerkungen über das Wetter.
Thern
Meeres- b
Oberfläche —
CJC
d
H
Stunde.
18.
OzS.
762,io
27,2
27,2
18., 19. bis 20. Septbr. das Wetter stürmisch
28.
—
OzS.
762.19
28.>
280
hei klarer Luft. Barometer in steter Be-
wegung, 760 so bis 762, 19 variirend. Ende
October.
des Monats gutes Wetter mit Passatwind.
l.
—
OzS. 4.
762 09
28.o
R.
1
St.
Den Tag über schönes Wetter. Abends schwere
Böen. 8 — 11 Stärke.
2.
8 Vorm.
OSO. 3.
775,7s
27 9
28,2
8 Abnd.
OSO. 3.
760.92
28.i
17
—
ONO. 7.
775.58
27.2
»
4
»
Um Mittag lebhafte Böen von ONO. Abends
Gewitter.
20.
—
NWzO. 2.
737.94
28,,
»
7
Regenschauer während des ganzen Tages.
30.
—
0. 3.
7 / 0.98
28,3
Schönes Wetter.
November.
l.
—
OzS. 3.
783.58
27.o
»
i
»
Schönes Wetter, sehr warm.
4.
—
0. 3. NO. 2.
768,24
28..
12
16.
—
OzN. 7.
757.31
27,8
22.
4 Vorm.
OSO. 3.
781.07
27,9
28,s
Cum. 0. 5.
Heitere Luft, schönes Wetter.
8 »
OSO. 3.
770.78
Cum. 0. 3.
do. do.
12 Mittg.
SO. 3.
7G5.70
28,9
28,9
Cum. 0. 3.
do. do.
4 Nchm.
SO. 3.
763,io
Cum. 0. 3.
do. do.
8 Abdn.
SO. 3.
773.32
28 s
28.8
Cum. 0. 4.
do. do
12 Mttrn.
SOzO. 3.
770.86
Cum. 0. 4.
do. do.
December.
5
6 Vorm.
NzW. 5.
747.05
27,8
Cum. N. 10.
Böig mit Blitzen im Norden.
12 Mit lg.
NzW. 4.
747.23
28.3
28 3
Cum. NW. 7.
Hof um die Sonne.
8 Abnd.
NWzN. 4.
746.73
28,7
Cum. NW. 3. N. 6.
Heftiges Blitzen im WSW.
15.
6 Vorm.
SOzO. 1.
l 00.66
28 9
Cum. OzS. 1.
Schönes Wetter.
12 Mittg.
SOzO. 4.
753.33
29,o
28,2
Cum OzS. 3.
8 Abnd.
OzS. 2.
753.89
29,2
Cum. OzS. 3.
20.
6 Vorm.
NzO. 2.
753.43
26,5
3
»
Ni. NW. 10.
Böiges Wetter mit Regen.
12 Mittg.
OzN. 4.
7;i3.48
28.3
29,2
>
1
»
Cum. OzS. Ni. NWzN. 9
do.
8 Abnd.
NOzO. 4.
753 55
27.8
»
b
»
Ni. Cum. NOzO. 6.
do.
31.
6 Vorm.
OzN. 2.
; 752,,«
28,o
3
»
Ni. Cum. OzN. 8.
Unbeständiges, regnichtes Wetter.
12 Mittg.
NzO. 4.
751.42
28.9
30.i
Cum NzO. 7.
do. do.
8 Abnd.
NOzO. 4.
752,, 2
285
Bedeckt. NOzN. 10.
do. do.
Auszug aus dem meteorologischen Register des Englischen Consulates in Apia.
Mona t.
8 Uhr
Niedrigste Tcmp.
lorgens.
Höchste Temp.
4 Uhr Na
Niedrigste Temp.
climittags.
Höchste Temp;
Höchste Temperatur
während des ganzen Monates.
Januar .
21.,
23,9
24.4
27.s
29,4.
8
Uhr Morgens.
F ebruar ....
22.2
26.,
25.0
28.9
29.4.
10
» »
März .
2!.,
27.2
23,3
29.4
30,o.
8
» »
April .
21.i
24.,
23.3
31,i
31.,.
4
» Nachmittags
Mai .
18.3
27,2
25 o
29,4
29.4.
4
» »
Juni .
18,3
23,3
25 6
283
283.
4
y> »
Juli .
16.,
23,3
26 ,
27,8
27.8.
4
» )
August .
15.0
25.0
25.6
289
289.
4
» »
September . .
19.4
25.6
27.6
28.3
30.(1.
8
» Morgens.
October .
16,
26.,
27.8
28,9
30 „.
8
> »
November . . .
22.8
24,,
25.6
26.,
28,9.
8
7> »
December . . .
22 2
25,6
27«
30.0
30 .o.
4
» Nachmittags
83
Die Carolineninsel Yap oder Guap
nach den
Mittheilung'en von Alf. Tetens und Johann Kubary.
Aus den Berichten und Einsendungen, welche der Schiffskapitän Alf. Tetens von seinen Reisen
auf den Carolinen im nordpacifisclien Ocean in den Jahren 1865 bis 1868 mitgebracht, sowie einigen
Briefen, Photographien und Sammlungen Joh. Kubary’ s von der Insel Yap 1871 an das Museum gerichtet,
entspringen diese Mittheilungen. Koch wenig bekannte Inseln besprechend, hoffen wir, dass diese Notizen
dem geographischen Wissen von Nutzen sein werden.
Der Carolinenarchipel, im nordpacifisclien Ocean zwischen dem 137. bis 163. Grad östlicher Länge
von Greenwich und dem 3. bis 10. Grad nördlicher Breite liegend, erstreckt sich mit seinen zahlreichen
Inselgruppen 1530 nautische Meilen weit von Westen nach Osten. An seiner westlichsten Grenze, 720
nautische Meilen von .den Philippinen, finden wir die Insel Yap (Eap), in französischen Karten auch Guap
genannt, zwischen 138° 3' bis 138° 18' östlicher Länge und 9° 19' bis 9 0 37 ' nördlicher Breite. Zu¬
nächst der Insel Yap, 70 nautische Meilen in südwestlicher Richtung, liegen die niedrigen Inseln der
Mateiotas- oder Angelul- (Ngoli-)Gruppe auf 137° 30' östlicher Länge und 8 0 20 ' nördlicher Breite.
Im Osten von Yap finden wir die hohe Felseninsel von Fais auf 140° 35' östlicher Länge und 9 0 46 '
und zum Nordosten zwischen Yap und Fais, 90 nautische Meilen entfernt, die inselreichen Lagunen der
Ulithi- oder Mackenzie-Inseln zwischen 139° 37' bis 140° 3' östlicher Länge und 9° 43' bis 10° 7'
nördlicher Breite. In einem weiteren Kreise ab in südöstlicher Richtung tauchen die Inseln der Uleai-
oder Wo lea- Gruppe (143° 58' östlicher Länge und 7° 20' nördlicher Breite) aus der umgebenden See auf,
und endlich 220 nautische Meilen nach Süden und Westen von Yap treffen wir die nächste grössere Land¬
masse der Palau-Inseln.
Die Insel Yap, deren geographische Lage wir soeben erläutert, besteht nicht aus einem einzigen
Landcomplex, sondern aus zwei grösseren, nur durch eine schmale Landenge mit einander verbundenen
Inseln und zwei kleineren, zum Norden derselben liegenden, durch enge Meerarme geschiedenen Eilanden.
Diese vier Landmassen, zu denen noch sechs kleine Inseln innerhalb der geräumigen Bucht kommen, die
die beiden Hauptinseln trennt, haben zusammen einen Flächeninhalt von 3,8 1 3 deutschen Quadratmeilen *)
und wäre daher dieser mit dem des Bremer Stadtgebietes zu vergleichen. Die sämmtlichen, Yap zusammen¬
setzenden Inseln sind von einem weitreichenden gemeinsamen Riffgürtel umgeben. Es hat derselbe eine
durchschnittliche Breite von 1 bis 2 nautischen Meilen und stellt den unter das Meerniveau sich ab¬
senkenden Fuss des Landes dar. An seiner äussersten Kante soll dieses Riff einen steilen Abfall
zeigen. Verschiedene Oeffnungen in diesem Riffbande, sogenannte Passagen, unterbrechen dasselbe und
führen an die Küste. Der günstigste dieser Durchgänge für das Land ansegelnde Schiffe befindet sich
im Südosten der Gruppe und führt in die oben erwähnte Einbuchtung, die Bay von Tomil genannt.
Letztere, seitlich vom Eingänge zwischen den Riffen einen Felsen zeigend, bildet einen vorzüglichen Hafen
mit günstigem Ankerplätze der Ortschaft Rul gegenüber, daher auch Rulhafen genannt. Derselbe liegt
auf 138 0 12 ' östlicher Länge v. Gr. und 9 0 28 ' nördlicher Breite. Obgleich die Gestade der ungefähr
') Dieser Flächeninhalt ist nach beiliegender Karte mit dem Amslerschen Planimeter gemessen.
84
zwei nautische Meilen breiten Bucht von ausgedehnten Untiefen und Riffen begleitet sind, bleibt doch
in der Mitte ein fahrbarer Kanal, dessen Breite am Eingänge, dem erwähnten Felsen gegenüber, nur
Vs nautische Meile beträgt. Weiter einwärts in die Bucht erweitert er sich wieder und zeigt Vt bis
V2 nautische Meile Breitendurchmesser. Die Tiefe dieses Kanales beträgt am Eingänge 21 bis 18 Faden
und sinkt erst im inneren Winkel der Bucht auf IG bis 8 Faden herab. Von dieser fahrbaren Strasse
gehen wiederum Seitenarme, die, zwischen die Riffbildungen sich windend und an Tiefe etwas abnehmend,
nahe der Küste führen. Die Bucht von Tomil enthält sechs Inselchen, von denen drei kleinere in der
Mitte derselben bei einander liegen. Die eine davon trägt den eingeborenen Namen Engno teil (Ennoj),
die beiden kleineren heissen Blelatsh (Blelaj). Auf der Insel Engnotch befindet sich die kleine Factorei
der deutschen Handelsunternehmung, derem Agenten J. T. Blolnn wir auch das Material für die beiliegende
Karte auf Tafel II verdanken. Im inneren nördlichen Theil des Busens liegen die drei etwas grösseren
Inseln Obi, Tarang und Ipaekell.
Das linke Ufer der Tomilbuclit wird von der grössten der vier Landabtheilungen Taps, der
sogenannten Ru 1 in sei gebildet. Es hat dieselbe einen Flächeninhalt von 2. an deutschen Quadratmeilen
und verläuft in der Richtung von Nordnordost nach Südsüdwest. Von gestreckter länglicher Form mit
einigen tief einschneidenden Buchten zeigt die Rulinsel einen gebirgigen Kern, welcher den ganzen
nördlichen Theil derselben einnimmt und aus einer Anzahl abgerundeter kahler Hügel von 200 bis
419 Meter (700 bis 1464 Fuss) Höhe besteht. Die Gebirgsart, welche diese Höhen zusammensetzt,
besteht aus Thon- oder Tuffmassen, die nur das Wachsthum von kleinen Sträuchern, Gräsern oder Farnen
begünstigen, hingegen allen Baum wuchs ausschliessen. Aus diesem Grunde ist nur der schmale, niedere
Ufersaum, welcher um den gebirgigen Norden der Insel sich zieht, fruchtbar. Die südliche Hälfte der
Rulinsel wird von einer fruchtbaren Niederung eingenommen, die allmälig aufsteigend an den hohen Theil
derselben sich anlehnt.
Die Halbinsel Tomil, welche die rechte Seite der Bucht gleichen Namens bildet und mit der
schmalen Landenge, welche dieselbe mit der Rulinsel verbindet, jene nach Norden abschliesst, besteht
aus einem 200 Meter hohen Plateau, mit einem Flächeninhalt von 0,95« deutschen Quadratmeilen. Diese
ebenfalls waldlose, tafelförmige Erhebung wird von einem 1 bis 3 nautische Meilen breiten, niedrigen
Ufersaum rings umgeben, welcher allein den bewohnten fruchtbaren Theil von Tomil darstellt. J. Kubary
vermuthet, dass diese allein mit üppigem Baumwuchs bedeckten Uferstriche durch die von den Gebirgen
herabgewaschene zersetzte Thonerde in Verbindung mit den von dem Meere angeschwemmten vegetabilischen
und thierischen Substanzen entstanden sei. Nach seiner Schilderung stehen auf diesen flachen Küsten,
den kahlen Anhöhen zunächst, am weitesten vom Strande entfernt, dichte Haine von Arecapalmen, unter¬
mischt mit wenigen wildwachsenden Sträuchern und Bäumen. Auf diesen Palmengürtel folgen dann
Bambus- Anpflanzungen und Brodfruchtbäume , abwechselnd mit Strecken Landes angebauter Pisange,
und endlich gegen das Meeresufer hin dicht gedrängt wachsende Cocospalmen, einzelne Schraubenbäume
und andere maritime Baumarten. Es bilden auf diese Weise die ganze südliche Niederung der Rulinsel,
sowie die besprochenen Uferstrecken einen fruchtbaren Garten, der von unzähligen mit Steinen gepflasterten
Wegen durchschnitten und mit den zahlreichen Wohnungen der Eingeborenen besäet ist. Eine ursprüng¬
liche wilde Wald Vegetation besteht nicht auf Yap und bilden Culturpalmen den Hauptbestandteil der
Baumvegetation.
Die beiden nördlichen Inseln Ronno und Torei, ebenfalls hoch im Innern, sind von abgerundeter,
länglich-ovaler Form. Ronno hat einen Flächeninhalt von 0,o? deutschen Quadratmeilen. Für grössere
Schiffe soll das diese Inseln umgebende Riff keinen Durchgang darbieten, und erstreckt sich dasselbe
namentlich nach Norden und Osten weit in das Meer hinaus.
85
14
Von den grösseren Ortschaften oder bewohnten Plätzen dieses Landes sind an der Bucht von
Tomil, dem wichtigsten desselben, vor Allem zu erwähnen der Häuptlingssitz Rul, dem besten Ankergrande
gegenüber auf der Insel gleichen Namens. Rul, im gebirgigen Theile der Insel am Fuss eines hohen
Hügels, der ein kurzes Vorgebirge bildet, gelegen, soll auf den Besucher durch seine malerische Umgebung
einen höchst günstigen Eindruck machen. Zahlreiche Hütten, an gepflasterten Strassen gelegen, zeichnen
diesen unter dem Häuptling Karakuk stehenden Ort aus. Nördlich von Rul, der Küste entlang, sind noch
die Namen Mellroi, Jukeng (Juken), Genemarr und Dugurr, kleine Ortschaften, zum Tlieil Sclaven-
dörfer, zu erwähnen. Wichtiger als diese Plätze ist der am gegenüberliegenden Ufer der Bucht angelegte
Ort Tomil, welcher der Halbinsel den Namen gegeben. Lange Steindämme, von den Eingeborenen
aufgeworfen, überbrücken die seichten Strandstellen ver diesem zahlreich bevölkerten Dorfe, welches als
der Sitz des einflussreichsten, ältesten Häuptlings bezeichnet wird. Dies sind die Hauptplätze, mit
denen fremde Schiffe, welche in die Tomilbay einlaufcn, in Berührung kommen. Ausser diesen finden
sich noch ringsum an den Küsten, sowie im Innern der südlichen Niederung der Rulinsel zahlreiche
Ortschaften. Von den bemerkenswertlesten derselben heben wir noch hervor: » Crurr « am Südende der Rul¬
insel, ein bedeutender, viele Producte liefernder Platz, dessen Häuptling Fonnewai den Fremden besonders
freundschaftlich entgegenkommt. An der Westküste der südlichen Rulniederung finden sich die Orte
Atuotli (Atuoj ) und Anif, weiter nördlich, in dem höher liegenden Landtheile, ist Conif und Gelowith
(Gelowij), letzteres an einer tiefen Einbuchtung, zu nennen. Auf den beiden Inseln zum Norden ist Ronno
der Hauptplatz der nördlichsten, Torei der der südlicheren genannt. Beide Inseln haben wenig Verkehr mit
fremden Schiffen, so dass Tetens bei seinem Besuche auf Ronno mit Argwohn betrachtet und auf Torei
demselben die Landung mit allen Zeichen der Feindschaft verweigert wurde. Auf der Halbinsel Tomil ist
ferner an dessen Ostküste am Nordende Rumu und weiter südlich, im mittleren Tlieil derselben, der Ort
Eileil (Isle-Isle) zu nennen. Eileil ist nach Tetens’ Angabe ein sehr bevölkerter Platz, von Mauern und
Bambusrohrpallisaden umgeben, und war der Berichterstatter der erste Weisse, welcher denselben besuchte.
Die Insel Yap beherbergt eine zahlreiche Bevölkerung, die auf 2500 bis 3000 Köpfe geschätzt
wird, doch dürften diese Angaben eher zu niedrig gegriffen sein, wenn man die vielen Districte (58) und
Ortschaften damit zusammenhält, welche das Land nach den vorliegenden Berichten aufweist. Es sind
diese Menschen von hellerer Hautfarbe, als die dunkelbraunen Palau-Insulaner und übertreffen diese auch
in Bezug des Körperbaues. Ihre Gesichtszüge tragen unverkennbar den Typus der malayischen Race.
Das Antlitz ist breit, etwas abgeflacht, die Nase kurz mit dick und fleischig entwickelten Flügeln, die
platt anliegen: die Augen etwas schief geschlitzt. Die schiefe Stellung der Angen ist übrigens bei ihnen
lange nicht so ausgeprägt, wie bei der mongolischen Race und muss man als wesentlichen Unterschied
die wohlgeöffneten Augenlider bezeichnen, die das vordere Augapfelsegment mit der dunkelbraunen Iris
wohl hervortreten lassen. Heissen doch bei den malayischen Schiffer-Insulanern die Chinesen schimpflich
Rattenaugen (matta imoa). Die Augenwimpern sind lang, dick und von schwarzer Farbe. Die Brauen
sind wohl gewölbt, selten buschig. Die Lippen sind dick, etwas aufgeworfen und von bläulich-rother Färbung.
Das Kinn ist breit, etwas vorstehend, indem der Unterkiefer ein Geringes über den Oberkiefer vorragt ; die
Zähne kräftig entwickelt, bei den Erwachsenen aber durch künstliche Färbung und Betelkauen geschwärzt.
Die Barthaare sind zwar im Allgemeinen schwach entwickelt, indessen finden sich doch viele Ausnahmen
von dieser bei den Malayen vorkommenden Regel, und sind ansehnliche Bärte bei älteren Männern keine
Seltenheit. Die Kopfhaare sind meist schlicht und werden von beiden Geschlechtern lang getragen, aber
für gewöhnlich seitwärts in einem Knoten aufgewunden. Die Männer sind im Allgemeinen kräftig gebaut,
aber eher mager als beleibt zu nennen. Die Frauen sind in der Jugend von nicht unangenehmem
Aeussern und haben meist kräftig entwickelte, etwas spitze Brüste. Die Füsse und Hände derselben sind
80
von mittlerer Grösse, die ersteren eher gross als klein zu nennen, aber, wie die ganzen Extremitäten, sein-
gelenkig. Wie bei allen diesen Völkerschaften, altern die Frauen frühzeitig und werden alsdann hässlich.
Besser als diese kurze Beschreibung werden die auf den Tafeln V, VI und VII gegebenen Gruppen
von Yap-Insulanern in verschiedenen Altersstufen und beiderlei Geschlechtes zum Verständniss und zur
Kenntniss des äusseren Racencharakters dienen. Diese Lithographien sind getreue Wiedergaben von
Phothographien, welche von Kubary und Tetens an das Museum gesandt wurden.
In Bezug auf die geistigen Eigenschaften und Fähigkeiten dieser Insulaner stimmen alle Bericht¬
erstatter soweit zusammen, dieselben als ein intelligentes, aber auch schlaues und hinterlistiges Völkchen zu
bezeichnen. Sitte und Gebrauch, freilich dem Nationalcharakter theil weise entspringend, sind indessen bei
solchen Völkerschaften dermassen alle geistigen Eigenschaften und die Denkweise beherrschend, dass man erst
bei genauer Kenntniss derselben zu Schlüssen über den wirklichen Charakter dieser Menschen berechtigt ist.
Zur Beschreibung der Kleidung und des Schmuckes der Insulaner übergehend, haben wir zu¬
nächst die Tattuirung ') zu erwähnen. Diese Körperverzierung findet sich auch bei denselben, ist indessen
nur auf den Stand der Freien ausgedehnt, da die Sclaven derselben entbehren müssen. Unter den
erwachsenen Männern der höheren Stände ist indessen die vollständige Zeichnung des Körpers auch nur
bei den Häuptlingen zu finden. Es steigt mit dem Range die Bedeckung der Körperhaut durch tattuirte
Zeichnungen. In ihrer vollsten Ausdehnung findet sie sich alsdann über den ganzen Oberkörper, die Arme
und Beine reichend, die Lendengegend verhältnissmässig frei lassend, also gerade umgekehrt, wie bei den
Bewohnern Samoa s und Tonga’s, wo die Hüftgegend und die Oberschenkel bis etwas über dem Knie
der ausschliessliche Sitz der Tattuirung sind. Die Zeichnungen bestehen aus verschieden gruppirten Streifen,
die symetrisch bald neben einander laufen, bald sich verbinden. Die auf Tafel V in Figur 1 gegebene
Zeichnung eines Häuptlings von Rul mit seiner Tattuirung wird deren Art und Weise besser wie eine
eingehende Beschreibung verständlichen.
Die Frauen der höheren Stände sind nur an den Armen und Händen tattuirt. Die Zeichnung an
den Armen stellt Fische vor, die reihenweise am Oberarm angebracht sind, während die Tattuirung der
Hand dieser das Anselm geben, als wäre sie mit einem Tüllhandschuh bedeckt. (Siehe Tafel VII.)
Ausser diesen direct am Körper angebrachten Verzierungen durchbohren ferner beide Geschlechter das
Ohrläppchen und erweitern die Oeffnung allmälig durch Einlegen von kleinen Stücken Holz, Blattrollen
und dergleichen mehr. Dieser Ohrenschlitz dient ihnen, um allerlei kleinere Gegenstände, auch Blumen zum
Schmucke darin zu tragen, und erweitert sich schliesslich durch den fortwährenden Gebrauch so sein-,
dass das untere Segment des Ohrläppchens bis auf die Schultern herabhängt oder mitunter ganz durch reisst.
Die eigentliche Kleidung bedeckt nur wenige Körpertheile und reducirt sich auf ein paar armselige
Stücke. Sie bestehen aus einer gürtelartig um die Lende geschlungenen, zusammengewickelten feinen
Matte und einer Art Schürze aus rothgefärbten Bastfasern, dem »lit«, welche beiden Stücke von den
Insulanern der Mackenziegruppe verfertigt und als Tribut in grosser Anzahl jährlich nach Yap eingeliefert
werden. Die Gürtelmatte, grobem Zeuge vergleichbar, ist meist anderthalb bis zwei Meter lang und vier
Decimeter breit. Sie besteht aus feinen, verschieden gefärbten, meist weissen und schwarzen Blattfaser¬
streifen, die durch wiederholte Spaltungen der langen, getrockneten Blätter des Schraubenbaumes (Pandanus)
gewonnen werden. Diese werden mittelst eines Webstuhles einfacher Construction so ineinandergewoben.
dass verschiedene regelmässige Zeichnungen auf der Matte entstehen. Es sind dieses unzweifelhaft die
schönsten und feinsten Matten, welche von Einwohnern der Südseeinseln verfertigt werden, und spricht
schon die Anwendung eines Webstuhles dafür, dass liier ein Uebergang zur Verfertigung von Zeugen
') Tattuiren scheint uns, weil vom polynesischen »tatatau« stammend, die richtigere Schreibweise zu sein.
87
16
stattfand. Alle übrigen Matten Polynesiens wie Micronesiens sind nur von der Hand geflochten. Dieser
Webstuhl der Eingeborenen der Mackenzie- oder Ulitlii- Gruppe besteht aus einem circa einen Meter langen
vierseitigen Rahmen, der an einem Ende eine drehbare hölzerne Walze trägt, über welche die Matte läuft,
lieber den Rahmen laufen die Längsfasern, durch welche die Querfasern mittelst einer schiffchenartigen
Nadel durchgewoben werden. Diesen tragbaren Webstuhl halten die allein mit der Weberei sich
beschäftigenden Frauen auf dem Schoosse. (Tetens.) Der >lit* besteht aus zwei schmalen Bündeln
rothgefärbter Bastfasern einer Malvaceenart, die durch einen kurzen Strang mit einander verbunden sind.
Es wird derselbe unter den Gürtel vorn hineingeschoben, zwischen die Beine durchgezogen und hinten
wieder unter dem Gürtel durchgesteckt, so dass vorn wie hinten ein Bastfaserbüschel, die Theile ärmlich
bedeckend, herabhängt. Der auf Tafel IV, Fig. 1 abgebildete Häuptling Yap’s ist mit diesem Mattengürtel
und » lit « bekleidet und zeigt die Art und Weise dieser sonderbaren Tracht
Die Sclaven sowohl wie die nicht mannbaren Jünglinge, apagals genannt, dürfen den »lit« nicht
tragen und müssen sich mit einer Blatt- oder Mattenschürze begnügen.
Der Frauenanzug auf Yap ist ebenfalls höchst einfach und besteht aus einer rings um die Lenden
reichenden, bis unter das Knie herabhängenden Blätterschürze. Meist sind die in Streifen zerschlitzten
Blätter des Pisangs, die an eine starke Cocosfasersclmur gereiht und eingeflochten werden, dazu verwendet.
Bei festlichen Anlässen aber verstehen die Bewohnerinnen dieser Insel Blätter mit verschiedenen Farben
und Wohlgeruch, sowie gefärbte Bastfaserstreifen und Blumen zu diesem, einem bunten Unterrocke alsdann
vergleichbaren Anzuge zu verwenden. Mit Blüthen im schwarzen Haar, Hals und Arm mit Ringen
geschmückt, ist die ganze Toilette dieser Schönen vollendet. Der gewöhnliche Halsschmuck der Frauen
bestehn aus schwarzen Bastfaserschnüren, die zu beiden Seiten des Halses, vorn wie hinten, zusammengeknotet
sind, während die Enden auf der Brust und dem Rücken lierabliängen. (Siehe Tafel IV, Fig. 9 den
Halsschmuck und Tafel VIII dessen Anwendung.) Die Armringe sind tlieils aus Muscheln, tlieils aus
Cocosnussscliale verfertigt. Die erstere Art. » Jokejuk« genannt, ist aus dem Gehäuse einer grossen
Kreiselschnecke des Trochus Niioticus. Lin. durch queres Abschleifen derselben verfertigt. Sie stellen
hübsche perlmutterglänzende Ringe dar, sind leicht und nur wenige Linien dick. (Siehe Tafel IV, Fig. 11.)
Lle heissen die Armringe, die aus Quersegmenten der Cocosnussscliale bestehen, welche polirt und des
weiteren Glanzes wegen mit Oel eingerieben werden. (Siehe Tafel IV, Fig. 10 vier solcher Ringe.) Diese
beiden Armbänder werden in Mehrzahl bis auf zehn hintereinander, die beiden Arten zusammen abwechselnd
an einem Vorderarm, meist dein linken, getragen, und sind es namentlich die Häuptlingsfrauen, die durch
diesen Schmuck, in reichlicher Anzahl getragen, sich auszeichnen.
Arm- und Halsbänder tragen aber nicht nur die Frauen, sondern auch die Männer, namentlich
die des freien Standes. Die Armbänder, nur an einem Arme getragen, sind verschieden gearbeitet und
dienen auch nicht alle für den gleichen Anlass. Das Interessanteste derselben ist der »iatau,« ein
Armring, welcher auf den ersten Blick wie eine Handmanschette aussieht und nicht allein Schmuck,
sondern auch eine Art Orden und Standesabzeichen ist. Es stellt derselbe eine verhältnissmässig enge
konische Röhre dar, deren spitzeres Ende einen seitlichen Ausschnitt trägt, und besteht aus bearbeiteten,
grossen Exemplaren einer Kegelschnecke, des Conus millepunctatus. Lin. Es wird zur Verfertigung
dieses »iatau« der ganze obere Theil der Muschel, also die Spitze und die inneren Windungen sanimt
Spindel lierausgemeisselt, so dass nur die letzte Windung der Schale übrig bleibt, und schliesslich das
Ganze polirt und glatt gerieben. (Siehe den »iatau« Tafel IV, Fig 2.) — Die Operation, wodurch die
Hand nach vorangehender Einölung durch die enge Oeffnung dieses Schmuckes durchgezwängt wird, soll
mühsam und schmerzhaft sein, und bleibt dieser iatau zeitlebens über dem Handgelenke seines Besitzers.
Auch dann noch fordert die Eitelkeit, solchen Armring zu tragen, seine Busse, indem der harte Ring die
88
17
Haut drückt und wund scheuert, was dann die Träger veranlasst, durch kleine eingeschobene Blatt- oder
Mattenfetzen dem Uebelstande möglichst abzuhelfen. Auf Tafel VI sehen wir an einer Anzahl von
Eingeborenen diesen iatau am Handgelenke befestigt, ebenso auf der Mittelfigur 1 der Tafel IV.
Verwandt mit diesem Schmucke ist der auf den Palau-Inseln gebräuchliche Armring aus dem
Atlaswirbel des Dugong (Halichoere Dugong Quoy et Gf.), den nur die höheren Häuptlinge tragen dürfen
und durch welchen auf eine noch mühsamere und schmerzhaftere Weise die Hand durchgezwängt wird.
Bei Festlichkeiten und namentlich Tänzen ist noch eine andere Art von Armring, der » aj uj « im
Gebrauche (siehe Tafel IV, Fig. 3), der aus der Nautilusschale verfertigt ist. Die Oeffnung um die Hand
durchzustecken, ist von der Bauchseite aus queer durch die ganze Muschel gehend. Es soll noch ein drittes
Armband aus schwarzem Corall bei den Männern Yap’s im Gebrauche sein, aber es ist nur höchst selten
anzutreffen. Ausser diesem Armschmucke werden Halsbänder von allen Männern vielfach getragen, und
stehen einige unter ihnen in hohem Wertlie, so das auf Tafel IV, Fig. 5 dargestellte. Es besteht dasselbe
aus aufgereihten Scheibchen, von der rotlien Muschelsubstanz der Schalenöffnung der Sturmhaube (Cassidea
rufa. Lin.) gewonnen, mit denen in regelmässigen Abständen grössere und kleinere Zähne des Cachelots
(Physeter macrocephalus Lin.) verbunden sind. Andere geringe Halsbänder bestehen allein aus den er¬
wähnten Scheibchen (Tafel IV, Fig. 7) oder auch aus kantigen, grösseren Stücken solcher rothen Muschel¬
substanz, die durchbohrt und an Schnüren aufgereiht sind. Eine fernere Halszierde, die man besonders auf
den Ellice- und Gilbert-Inselgruppen antrifft und vielleicht von dort eingeführt ist, besteht aus weissen und
schwarzen Scheibchen, die zusammen abwechselnd auf Schnüre aufgezogen sind. (Siehe Tafel IV, Fig. G
und 6 a). Die weissen Scheibchen werden aus einer kleinen gekrönten Kegelschnecke (Coronaxis nanus
Brod.) gearbeitet, indem der ganze untere Theil weggeschliffen und nur das obere breite Ende, ein rundes,
regelmässig gekerbtes Scheibchen mit einer Oeffnung in der Mitte darstellend, übriggelassen wird. Die
schwarzen Scheibchen bestehen aus kleinen runden Stücken aus der Cocosnussschale. Da an einem
einzigen Halsband dieser Art wohl über hundert der weissen und schwarzen Perlen sich befinden, kann
man sich die unendliche Mühe und den Zeitaufwand denken, den die Verfertigung dieses Halsschmuckes
den Eingeborenen kostete. Auch die dort vorkommende Frucht der Areca- oder Bungapalme wird zum
Halsschmuck verarbeitet, und zwar werden Binge daraus gedreht, welche dann in einer Keihe in kunstvoll
geknotete Schnüre dergestalt befestigt werden, dass dieselben nur an einem Ende festsitzen und der übrige
Bing freisteht. (Siehe Tafel IV, Fig. 8 und 8 a.) An diesem Halsband hängt meist noch eine grosse,
platte, ringförmige Scheibe, aus Schildpatt verfertigt. — Ausser diesem Körperschmucke tragen die Männer,
die Sclaven ausgenommen, stets einen Kamm hinten in dem Haarbusche so eingesteckt, dass der lange,
meist noch mit einer Hahnfeder verzierte Griff hoch emporragt. Dieser Kamm besteht aus nebeneinander
gereiheten und durch Cocosnussfasern an einem Ende zusammengeflochtenen Blattrippen von Palmblattfiedern,
die an dem einen Ende die fächerförmig gestellten Kammzähne, am anderen den zusammengebundenen,
sich zuspitzenden Griff bilden. (Siehe Tafel IV, Fig. 4.)
Die Einwohner Yap’s wohnen in zahlreichen, über die niedrigen, fruchtbaren Theile der Insel
zerstreuten Ortschaften, von denen Crurr, Bul, Tomil und Eileil die ansehnlichsten derselben sind.
Die Häuser- oder Hüttengruppen, welche dieselben zusammensetzen, sind meist von niedrigen Mauern
und hohen Bambusrohrpallisaden umgeben. Die Häuser selbst, »naon« genannt, sind auf einem aus auf¬
gehäuften Steinen errichteten Fundamente erbaut. Ein solches Yap-Haus, von welchem die Abbildung auf
Tafel III, Fig. 1 nach einer Originalzeichnung von Tetens entworfen ist, lässt Längs- und Breitseiten unter¬
scheiden. Die Breitseite ist dadurch eigenthümlich gestaltet, dass ein den Giebelbalken stützender Pfeiler,
der in der Mittellinie des Hauses aufgerichtet ist, dieselbe zugespitzt vorspringen lässt. Das ganze Haus
würde daher im Durchschnitt ein längliches Sechseck bilden. Die Zwischenräume zwischen den hölzernen
89
3
18
Seitenpfosten, welche den Dachstuhl tragen, wie auch zwischen diesen und dem vorspringenden Stützbalken
des Giebels, sind mit einem Flechtwerk aus dünnem Rohr ausgefüllt, bis auf eine Anzahl vierkantiger,
eingerahmter Oeffnungen, die rings an den Seiten des Hauses angebracht sind. Letztere dienen sowohl
als Fenster wie als Thüren. Der Dachstuhl ist hoch und steil, lehnt sich an die Querbalken der
Seitenpfosten nach unten, sowie an den Giebelbalken nach oben an. Zur Bedeckung werden auf die
Dachstuhlstäbe grobgeflochtene Matten aus Cocospalmblättern ziegelartig über einander festgebunden.
Hölzerne, kreuzförmige Gabeln, oben über den Giebel gelegt, pressen die demselben entlang liegenden
Deckmatten an den Balken, und verhindern so Beschädigungen durch Wind und das Durchsickern von
Regenwasser. Das Innere dieser Häuser ist reinlich gehalten; der Fussboden, aus festgerammter Thonerde
bestehend, ist mit Matten bedeckt. An den Wänden hängen die verschiedenen Geräth schäften, Waffen,
wie Speere und Flinten, während am Boden ihre Thongefässe, Kopfschemel, europäische Kisten etc. lagern.
Jedes Dorf besitzt mehrere grössere Hütten, die sogenannten bei-bei (fe-bei nach Kubary), welche
öffentlichen Zwecken dienen, namentlich als Versammlungsort der waffenfähigen jungen Leute, welche
daselbst auch schlafen. Ob eigentliche Clubs, wie in Palan die » Kloebergolls, « auch in Yap existiren und
dies ihre Versammlungshäuser sind, kann aus den in dieser Beziehung dürftigen Mittheilungen nicht mit
Gewissheit behauptet werden, scheint aber aus einigen Andeutungen nicht unwahrscheinlich.
Die Häuptlinge bewohnen nur ihre eigenen Häuser, die oft von einem eingelnigten Rasenplatz und
schattenspendenden Cocospalmen umgeben sind, wie es das auf Tafel III abgebildete Haus zeigt.
Die verschiedenen Dorfschaften sind durch reinlich gehaltene, gepflasterte Wege, die meist
eingezäunt, verbunden. Eben solche Wege führen zu den Pflanzungen, die rings um die Ortschaften liegen.
Es bestehen dieselben aus den Feldern der Ignamen, des Taro (Arum esculentum Lin. Collocasia
esculenta Schott), der Bataten oder süssen Kartoffeln (Batatas eduiis Choisy), welche letztere erst in
neuerer Zeit durch Capt, Cheyne dort eingeführt sind, den Pflanzungen der verschiedenen Pisang- Arten
und den Hainen der Brodfruchtbäume, der Areca- und Cocospalmen. — Die Bearbeitung des Landes liegt
besonders dem Sclavenstande ob und geschieht mittelst schwerer, am Ende zngespitzter Stangen, mit
welchen das Erdreich gelockert wird. Die eingeführten Spaten und Hacken werden aber gerne gekauft
und finden schon vielfache Anwendung.
Die Hauptnahrung des Yapvolkes besteht in Vegetabilien, welche ihre Pflanzungen liefern. Es
sind dies die Wurzeln der Igname, des Taro, die mehlhaltigen Knollen der Batate, die grünen oder reifen
Früchte des Pisangs, erstere beim Rösten stärkemehlhaltige Nahrung, letztere zuckerhaltige roh genossene
Speise gebend. Die wild wachsende Pfeil wurzel » tacca sativa « Rumpf, liefert Knollen, deren Stärkemehl
ausgewaschen und als Vorrath auf bewahrt wird. Die grosse Tragfähigkeit des Brodfruchtbaumes ist bekannt,
indessen sind die Früchte nur zwei Mal des Jahres, allerdings während eines Zeitraumes von reichlich drei
Monaten, zu ernten. Eine andere Speise dieser Eingeborenen, die sie auch vielfältig bei der Zubereitung ihrer
Gerichte anwenden, besteht aus dem durch Kochen eingedickten Safte, der beim Anschneiden der Blüthen-
scheide der Cocospalme ausfliesst und unter dem Namen Toddy bekannt ist. Die geringe Fleischnahrung,
welche von den Eingeborenen gebraucht wird, besteht namentlich in Fischen, Schildkröten, niederen See-
thieren der verschiedensten Classen und Hühnern. Schweine fehlten ganz bis vor wenigen Jahren, wo sie
von den Schiffen eingeführt wurden, aber auch jetzt noch nur in geringer Anzahl Vorkommen. Trotz dieser
mangelhaften Fleischnahrung, die den Yapbewohnern allein zu Gebote steht, ist es bemerkenswert]), dass
der Cannibalismus bei denselben keine Wurzeln gefasst hat.
Gutes Trinkwasser findet sich in Menge überall auf der Insel und bildet neben dem Fruchtwasser
junger Cocosnüsse und Toddy das übliche Getränk. Den Gebrauch des Cavatrinkens kennen diese
micronesischen Völkerschaften nicht, hingegen findet ein anderes stark berauschendes Getränk, der
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gegohrene Toddy, auf den Gilbertinseln starke Verwendung. Diese Eingeborenen sind fast alle mit
Narben bedeckt, welche von Wunden herrühren, die sie sich gegenseitig mit ihren Haifischzahnwaffen in
trunkener Wutli versetzten. Merkwürdigerweise können die Yapinsulaner diese berauschende Flüssigkeit
nicht verfertigen oder haben überhaupt einen Widerwillen gegen solche Mittel. Die einzigen Reizmittel,
welche dieselben gebrauchen, sind der Taback und der Betel. Den Taback haben dieselben schon vor
längeren Jahren erhalten und auch bereits angepflanzt. Sie rauchen denselben meist in Form kleiner
Cigaretten, von dürren Pisangblättern gebildet. Dein Betelkauen sind die Eingeborenen sehr ergeben
und ist zu diesem Behufe auch die in Ostindien gebräuchliche Mischung von pulvei isirten Arecanüssen,
grünen Blättern des Betelpfeffers und gebranntem Kalk aus calcinirten Madreporen und Muscheln in
Anwendung. Es ist auffallend, dass die Sitte sowohl als die dazu nothwendigen Pflanzen sich von Indien
und den Mollukken bis in jene ferne Insel der Siidsee verbreitet haben. Die meisten Nahrungsmittel
werden von den Eingeborenen im gekochten Zustande genossen. Bataten und Ignamen, sowie Taro
werden in irdenen flachen Töpfen mit> Wasser gekocht. Diese Thongefässe werden aus freier Hand
geformt und gebrannt, sind ziemlich flach, kunstlos und ohne Verzierung. (Siehe Taf. IV, Fig. 12.) Die
polynesische Sitte, die Speisen mittelst erhitzter Steine zu rösten, ist auch hier bestehend und vielfach
in Anwendung. Roh oder nur etwas über Feuer angesengt werden namentlich viele Arten Seethiere, wie
Seewalzen und Mollusken, manche Fischarten gleich nach dem Fange genossen.
Die Besorgung der Küche liegt in Yap den Frauen ob, die zu diesem Behufe Feuerholz zusammen-
schleppen und Wasser holen müssen. Zur Entzündung des Feuers bedienen sie sich eines abgerundeten
Stabes von einem Meter Länge aus hartem Holze und eines flachen weichen Scheites. Letzteres wird mit
den Füssen festgehalten, während das harte Stöckchen in eine kleine Grube desselben eingesetzt und
zwischen den flach angelegten Händen in eine schnell drehende Bewegung versetzt wird. Durch diese
wie beim Quellen rasch fortgeführten Umdrehungen entwickelt sich in dem unteren Holzstücke so viel
Reibungswärme, dass die feinen von dem weichen Holz sich abdrehenden Spänchen in Glutli gerathen.
Dieser glühende Holzmulm wird rasch in Cocosnussfasern, die wie Zunder den Funken auffangen, gehüllt
und diese durch weiteres Anfachen bald in helle Flammen gesetzt.
Die zubereiteten Speisen werden eigenthiimlicher Weise nicht in offener Gemeinschaft verzehrt,
sondern Jeder sucht ausser dem Hause möglichst im Dunkeln und Verborgenen seine Mahlzeit einzunehmen.
Ob diese Sonderbarkeit in den Sitten der Yapbewolmer mit religiösen Begriffen zusammenhängt, geht
aus den vorliegenden Mittheilungen nicht hervor, erinnert aber an die Tabugebräuche der Polynesier. Das
Essen scheint hier offenbar als eine tabuirte Beschäftigung betrachtet zu werden.
Die Yapbewolmer sind ebenso kühne Schiffer, wie die Eboninsulaner und verfertigen vier verschiedene
Kähne. Die bemerkenswertheste Art derselben sind die grossen Kriegskähne, Tshukopinn (jukopinn) genannt
(siehe Tafel III, Figur 1), die eine Länge von 7 bis 12 Metern auf eine Breite von l'/a Metern besitzen.
Diese Fahrzeuge sind nicht aus einem Stück gearbeitet, wie die Palaukähne (amlei’ s), sondern bestehen
aus sechs bis sieben verschiedenen Theilen, als das Kielstück, zwei Mittel- und vier Seitentheile, die alle
unter sich durch Nähte verbunden sind. Wie an den Doppelkähnen der Tonga- und Vitiiflsulaner sind es
auch hier Cocosfasersclmüre, die, durch gebohrte Löcher laufend, die genau an einander gefügten Ränder
der einzelnen Kahntheile fest an einander schliessen. Die beiden Enden des Kahnes laufen in hohe
Schnäbel aus, die mit weissen Porzelanmuscheln (Ovula ovum L) an Schnüre gereiht ausgeschmückt sind.
Das ganze Holzwerk dieser Kähne ist von aussen und innen mittelst einer rothen Erde, die mit Cocosnussöl
gemengt aufgetragen wird, bemalt. Die Fugen zwischen den Nahträndern sind zum Tlieil mit derselben
Masse, zum Theil mit Brodfruchtbaumliarz auskalfatert. Diese etwas schwerfälligen Kähne werden durch
einen sogenannten Auslegebalken (englisch outrigger), welcher vermittelst eines Holzgerüstes an den
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mittleren Theil des Schiffskörpers befestigt ist, im Gfleiclige wicht erhalten. Auf diesem Gerüste, das
den Kahn mit dem Auslegebalken verbindet, befindet sich ein Verdeck, aus wagrecht liegenden Bambus¬
rohren gebildet, auf welchem Personen, Güter und Lebensmittel untergebracht werden können. Diesem
Verdecke gegenüber befindet sich noch ein zweites ebenfalls ans Bohren gebildetes Gestell, welches,
schräge ansteigend, nur auf den Boden und Seitenrand des Kahnes sich stützend, frei über das Wasser
ragt. Es dient dasselbe, namentlich bei starkem Segeldrucke, den Personen und Gütern eine trockenere
Stellung zu gewähren, als auf dem Verdecke des Auslegers.
Da diese Kähne den Auslegebalken immer auf der Windseite haben müssen, verlassen sie ihre
Stellung auch nicht beim Wenden; hingegen wird durch Veränderung der Segelstellnng der im Uebrigen
ganz gleichgebaute Hintertheil bald zum Vordertheil, bald umgekehrt. Um dies zu ermöglichen, haben
diese Fahrzeuge einen beweglichen Mast aus Bambusrohr, dessen Fussspitze lose in einer Grube des
Kahnbodens ruht. Mittelst starker Taue wird das Mastende in eine schräge Stellung gebracht, so dass
das grosse dreieckige Mattensegel sowohl nach dem einen als dem anderen Ende des Kahnes gedreht
und vom Maste gestützt werden kann. Das Segel, ans vielen Mattenstreifen zusammengenäht, stellt ein
spitzes Dreieck dar, dessen beide längsten Seiten von Bambusrohrraaen gestützt werden. Von der Mitte
der oberen Segelstange läuft ein Tan durch eine Oeffnung in dem hakenförmig umgebogenen Mästende,
mittelst dessen das Segel aufgezogen und herabgelassen werden kann. Zur weiteren Stützung des Segels
ruht das spitze Ende desselben, wo die beiden Segelstangen enden, in einer Hülse, die je am Grunde der
beiden Kahnschnäbel angebracht sind. Beim Wenden muss natürlich auch das Steuer, in einem langen
starken Bilder bestehend, das seitwärts über Bord gehalten wird, seine Stellung ändern, also von einem
Kahnende zum andern hinübergebracht werden.
Zur Verfertigung dieser Fahrzeuge dienten noch bis in das letzte Decennimn liöclit einfache Beile,
ähnlich den Steinbeilen, wie sie auf den meisten Inseln Polynesiens im Gebrauche waren. Allein statt
der Steinkeile dienten hier solche aus der Schalenmasse der Biesenmuschel, Tridacna gigantea Lin. (Siehe
Tafel IV, Fig. 13 u. 14.)
Diese Beile, mit einer scharfen Kante am breiten Ende versehen, waren auf einer knieförmig
gebogenen Handhabe eingefügt und festgebunden. Bei der grössten Art solcher Aexte war der Keil in
die Binne eines walzenförmigen Holzstückes eingefügt, die schneidende Endkante freilassend, und mit sich
kreuzenden Schnurlagen festgebunden. Dieses Zwischenstück mit dem Keile war dann weiter an die
knieförmig gebogene Handhabe angeschnürt. (Siehe Figur 14. ')
Mit diesen Beilen wurden, Splitter bei Splitter abtrennend, die Kälme wie auch die Balken der
Häuser verfertigt, daher kann man sich denken, wie freudig diese Eingeborenen das ihnen von den Schiffen
gebrachte Eisengeräthe begrüssten.
Zn bemerken ist hier noch, dass die meisten grossen Kähne von den Yapleuten auf den Palau- Inseln
gebaut werden, da ihre Heimath ihnen nicht das schöne Bauholz liefert, das die Palau’s in Menge besitzen.
Dieses Bedürfniss hat wahrscheinlich schon seit langen Zeiten die Bewohner dieser beiden Inselgruppen
einander genähert und eine Verbindung unterhalten, die vermittelst dieser grossen Kähne bewerkstelligt
wurde. Die kleineren Kähne der Yap-Insulauer, meist aus einem Baumstamm gebildet und ebenfalls zur
Gleichgewichtserhaltung mit einem Auslegebalken versehen, fassen nur 1 — 4 Personen und dienen zum
Befahren der Küste und zum Fischfang.
‘) Ein solches, sehr altes Beil befindet sich unter zahlreichen kleinern Muschelbeilen in der Sammlung ethnographischer
Gegenstände des Museum’s, und wurden nach diesen die Figuren 13 und 14 gezeichnet, wie denn überhaupt alle ethnographischen
Figuren der Tafel IV nach Museumsexemplaren, die authentisch von Yap stammen, wiedergegeben wurden.
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Letzterer wird von denselben eitrigst betrieben, und dienen verschiedene Fanggeräthe zu demselben.
Ausser Netzen und Fischhaken aus Perlmutter und Schildpatt haben sie Wurfspeere, mit denen sie äusserst
geschickt die Fische im Wasser zu erlegen verstehen. Zum Fange gewisser Fische, die in Zügen die
Küste besuchen, haben diese Insulaner ausgedehnte Umzäunungen aus Steinmauern und Rohrwänden an
den seichteren Uferstellen angelegt. Durch eine oder mehrere Oeffnungen in denselben treten die Fische
ein, verirren sich in den labyrinthartig angelegten Räumen und werden nach Abschliessung dieser mit
Speeren erlegt oder mit Netzen gefangen. Ausser den Fischen fallen auch Seeschildkröten zuweilen in
ihre Gewalt, dieselben werden in besondere, ummauerte, am Strande befindliche Weiher gesetzt, daselbst
gefüttert, um sie nach Belieben in die Küche zu liefern oder des Schildpattes zu berauben.
Der Fang der See walzen oder Holotlmrien, um den in China verkäuflichen Handelsartikel, » trepang <
oder biche-de-mar genannt, herzustellen, ist eine ergiebige Quelle, welche ihnen die umliegenden Riffe bieten,
sich in den Besitz europäischer Manufacturwaaren zu setzen. Für diesen Artikel allein wurden bis dahin
diese Eilande von Schiffen besucht. Die Yap-Insulaner sind namentlich geschickte Fischer dieser See-
thiere und verstehen besonders die allein dazu verwendbaren Arten aufzufinden, sowie die Conservirung
derselben zu bewerkstelligen. Es laufen die Schiffe, welche von Manila oder China zum Handel für diesen
Artikel die Carolinen besuchen, öfters in Yap ein, um eine Anzahl dieser Leute zu werben, mit deren
Hülfe die Riffe der entfernteren Inselgruppen ausgebeutet werden.
Wir können aus diesen Schilderungen der vielfachen Beschäftigungen dieses Volkes entnehmen,
dass dasselbe einer unternehmenden und thätigen Race angehört, und werden uns weniger verwundern, zu
vernehmen, dass hier behufs Feststellung und Umsatz des Eigenthums das »Geld« bereits in Anwendung
gebracht worden. Es ist nun freilich dasselbe, entsprechend den einfacheren Zuständen und der isolirten
Lage des Landes, von einem höchst eigenthümlichen, spartanisch-schwerfälligen Materiale gebildet. Wir
finden nämlich als grosses werthhaltiges Geld runde Steine von der Gestalt und Grösse eines Schweizer¬
käses bis zu der eines Mühlsteines, in der Mitte mit einer runden Oeffnung versehen, durch welche ein
Stock zum Tragen des Stückes durchgesteckt werden kann. Die Felsart, aus welcher diese sonderbare
Geldsorte gehauen wird, besteht aus einem gelblich weissen krystallinischen Kalkspath, der, auf den Palau's
vorkommend, dort von den Yapleuten mühsam bearbeitet und mit ihren Kähnen nach ihrer Heimath zurück¬
gebracht wird. Tetens berichtet z. B., dass er zehn solcher Eingebornen, welche sich längere Zeit in den
Palau’s aufgehalten hatten, um solches Geld herauszumeisseln, bei seiner Reise von dort nach Yap Passage
gab. Diese zehn Mann hatten zusammen 20 solcher grossen Stücke Steingeldes, so dass also zwei auf
einen Mann kamen. Begreiflicherweise ist es ein gefährliches Unternehmen, solchen schweren Ballast in
ihren gebrechlichen Kähnen auf der weiten Strecke nach Yap zu schaffen, daher denn auch wohl der
Werth stammt, den diese so mühsam von den Palauinseln gebrachte, wenig glänzende Felsart hat. Die
Idee, solche Steine als Werthartikel zu gebrauchen, ist vielleicht durch die Betrachtung des ihnen un¬
zugänglichen Palaugeldes, in bunten Steinen bestehend, entstanden. Dieses grosse Steingeld Yaps, das
nicht leicht wegzutragen und zu verbergen ist, paradirt denn auch offen vor den Hütten der Besitzer, und
sehen wir zwei solcher Stücke, an Cocospalmen anlelmend, auf Tafel III, Fig. 2, ein Yaphaus darstellend,
abgebildet. Als kleineres Gehl, gleichsam Scheidemünze, dienen kleinere, thalergrosse Stücke derselben
Felsart, sowie Perlmutterschalen, die an Stränge geknüpft werden.
Die nähere Betrachtung des Umsatzes und Gebrauches dieses Geldes führt uns unmittelbar zur
Besprechung der socialen und politischen Verhältnisse dieses Völkchens, die wir hier, soweit die etwas
dürftigen Mittheilungen Tetens' und Kubary’s reichen, zuerst vorzutragen haben. Die ganze Insel Yap
ist in 58 Districte getheilt, von denen jeder seinen obersten Häuptling hat. Eine Anzahl dieser Districte
stehen wieder in besonderen Bündnissen zusammen, von denen die Kantone Crurr, Rul, Tomil und Eileil
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die bemerkenswerthesten sind. In den Districten selbst zerfällt die Bevölkerung in Häuptlinge, Freie und
Sclaven oder pomilingais. Letzere leben in besondern Dorfscliaften beisammen und sind verpflichtet,
täglich den Freien Producte des Feldbaues zu liefern, sowie zu jeder Zeit beim Baue der Häuser und
Kähne, dem Rufe der Häuptlinge folgend, behtilflich zu sein. Alles, was die Sclaven besitzen, selbst ihre
Frauen und Töchter, können zu jeder Zeit von den Männern des freien Standes zum beliebigen Gebrauche
abgefordert werden. AVie schon früher angedeutet, ist der Hauptschmuck der Freien, selbst bis auf den
Kamm im Haarschopf, den Sclaven zu tragen nicht erlaubt, und nur mit grösster Unterwürfigkeit, in
gebückter, kriechender Stellung dürfen sie vor den Häuptlingen erscheinen. Man würde indess irren, wenn
man aus dem Gesagten vermuthen würde, dass alle Arbeit nur auf dem Sclavenstande ruhe. Es sind
nur gewisse Dienstleistungen, wie der Tribut an Lebensmitteln, Matten und anderem Material zum
Hausbaue, zu welchem sie verpflichtet sind, und liegt das Sclaventlmm mehr in der niedrigen, abhängigen
Rangstufe, als in der Bedrückung durch Arbeitslast. — Die Stände sind erblich, so dass auch Kinder
von Freien mit Frauen des Sclavenstandes wieder Sclaven sind. Die Ehen von Freien mit Frauen aus
dem freien Stande berechtigen allein zu freien Kindern. Die Vererbung des Ranges und Titels ist
namentlich an die weibliche Linie gebunden. So ist denn auch der Besitz des erwähnten grossen Stein¬
geldes namentlich bei den Häuptlingsfamilien zu finden und diesem Range gebührend betrachtet. Die
Anzahl und Grösse dieser Steine ist bestimmend für die Macht und den Einfluss der Häuptlinge, da er
sich mit Verschenkung derselben Bundesgenossen und Anhänger erwerben kann.
Durch die Zersplitterung der Bewohner Yaps in so viele Districte und Bünde ist es begreiflich,
dass fast fortwährend Reibungen zwischen denselben zu Streitigkeiten Anlass geben und daher häufig
Krieg stattfindet. Die Kriegführung bildet daher eine Hauptbeschäftigung der Eingeborenen, und sind
sie in der Handhabung des Speeres, ihrer Lieblingswaffe, äusserst gewandt. Diese Speere, wie sie auf
Tafel IV, Fig. 1 von der Mittelfigur tragend dargestellt sind, bestehen aus leichtem Palmenholze. Sie
haben eine Länge von 2 — 3 Meter bei einer Dicke von wenigen Centimetern und sind gegen die Spitze
zu mit abstehenden, alternirenden Widerhaken versehen. Das Ende des Speeres selbst ist bald einfach
zugespitzt, bald mit den Schwanzstacheln gewisser Rochenarten bewehrt. Diese sind nur leicht angebunden,
mit der freundlichen Absicht, dass sie, in den Körper des Feindes eingedrungen, sich ablösen und vermöge
der seitlichen Widerhaken immer tiefer zwischen den sich bewegenden Muskeln eindringen. Sie sind
alsdann schwer zu entfernen und führen, je nach der Körperstelle, in welcher sie sitzen, bald lange dauernde,
entzündliche Eiterung, bald den Tod herbei. Gegenwärtig fangen sie auch schon an, Feuerwaffen in ihren
Kämpfen zu gebrauchen.
Tetens, welchem das Unglück widerfuhr, sich bei einer Bootsfahrt längs der Küste durch ein sich
entladendes Gewehr den Schenkel zu zerschmettern und längere Zeit in einem Dorfe der Eingeborenen,
mit den grössten Schmerzen ringend, verwundet zubringen musste, erzählt folgende Episode aus diesem
Aufenthalt : > Meine Leiden wurden noch vielfach vermehrt durch das wüthende Geheul der Insulaner, die,
im Kriege begriffen, entweder Ausfälle machten oder den angreifenden Feind zurückschlugen. Nach diesen
Streifzügen kehrten sie alsdann meist mit den Körpern gefallener Feinde zurück, die sie, an ihren langen
Haaren gefasst, bei meinem Hause vorbeischleiften. Einer dieser Todten hatte soviel Speere in seinem
Körper stecken, dass man kaum noch eine menschliche Gestalt erkennen konnte. Die Kämpfe fanden
nicht nur am Tage, sondern auch bei Nacht statt, wobei es einmal vorkam, dass die feindliche Partei das
nächst anliegende Haus in Brand steckte. Man kann sich meine schreckliche Lage denken, als ich,
unvermögend mich zu bewegen, unter dem hellen Schein des Feuers, der mein Wundlager erleuchtete,
jeden Augenblick gewärtigen musste, dass auch meine AVohnung ein Raub der Flammen wurde, in welchem
Falle der Verbrennungstod mein sicheres Loos war, da meine braunen Freunde, die Bewohner der Hütte,
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aus Angst vor dem Feinde die Flucht ergriffen hatten. Zu meinem Glücke brannte das betreffende Haus
so rasch nieder, dass die Flammen nicht weitergreifen konnten, und nachdem der erste Alarm vorüber
war, kehrten auch die befreundeten Eingeborenen wieder zu ihrem Hause zurück.«
Wir ersehen aus diesen Mittheilungen Tetens’, dass die Eingeborenen in ihren Kriegen die gefallenen
Feinde als Zeichen des Sieges im Triumphe zurückbringen. Sie werden vor dem Hause des ersten
Häuptlings einige Zeit zur Parade ausgestellt, dann aber den die Leichname zurückerbittenden Frauen
der feindlichen Partei zur Bestattung überlassen.
Hie fortwährenden Kriege auf Yap prägen bei diesem Volke einen kriegerischen, gewaltthätigen
Charakter aus, so dass nach den Angaben Tetens' fremde Schiffe, welche den Hafen von Rul besuchen,
stets auf ihrer Huth sein müssen, da diese Insulaner schon öfters Schiffe überfallen und genommen haben.
Es ist namentlich die Eifersucht, welche die verschiedenen Districte gegen einander hegen, und die durch
die Einführung europäischer Waffen grössere Bedeutung erhalten, welche jedenfalls den dort handeltreibenden
Schiffen die grösste Vorsicht in ihren Actionen rathsam macht. Bis auf die jüngste Zeit sind fremde
Nationen nur des Trepanghandels wegen mit diesen Insulanern in nähere Verbindung getreten, und erst in
den letzten Jahren wurde durch die deutsche Handelsunternehmung des Hauses J. C. Godeffroy & Sohn
die Erzielung anderer Producte angeregt. Es ist aus den eben geschilderten Verhältnissen zu entnehmen,
dass die Vereinigung der Nation unter einem Häuptling sowohl im Interesse dieses Volkes, wie auch der
handeltreibenden Nationen von grösster Wichtigkeit wäre. Dieselbe zu erzielen, würde die dankbare
Aufgabe der Sendboten unserer Civilisation sein.
Trotz dieser unruhigen, kriegerischen Zustände sind indess die Yapinsulaner ein heiteres Völkchen
und Vergnügungen sehr ergeben. Diese bestehen in Festen, wobei Tänze, Gesänge und Schmausereien
die Hauptrolle spielen. Tetens beschreibt eine solche Festlichkeit, die zu seinen Ehren von dem Häuptlinge
Rul's, Namens Karakuk, gegeben wurde, folgendermassen : »In Begleitung kam ich zu dem Hause des
Häuptlings, wo wir freundlich empfangen und zu einer kleinen Anhöhe geführt wurden, wo wir uns an
der Seite Karakuk’ s niedersetzten. Eine grosse Versammlung Eingeborner harrte auf dem Platze vor der
Anhöhe in feierlichem Schweigen der Eröffnung des Festes. Nach einer Weile kamen zwei Männer, ein
grosses Gefäss mit eingedicktem Toddy tragend, welches sie uns als Geschenk des Häuptlings präsentirten.
Dann folgten Männer und Knaben, beladen mit gefüllten Oelbehältern, Cocosnüssen, Bananen, Ignamen,
Bataten, lebenden Hühnern und Schildpatt, welche Gaben zu unseren Füssen aufgestapelt wurden.
Nachdem diese Ceremonie vorüber war, deutete Karakuk uns an, dass wir uns auf einen anderen Platz
zu verfügen hätten. Nachdem wir mit der ganzen Versammlung, die uns folgte, auf einen grossen
gepflasterten Platz, über den dicht gewachsene Cocospalmen ihren Schatten warfen, angekommen waren,
sahen wir zu unserem Erstaunen an hundert Frauen in ihrem besten Putze mit bunten Blätterschürzen
und Blumen in den Haaren in einer Reihe aufgestellt und bereit, ihre Tänze zu beginnen. Sobald wir
uns gelagert hatten, begannen alle unter betäubendem, kreischendem Gesänge und Händeklatschen den
Tanz, welcher ungefähr zwölf verschiedene Touren umfasste und mit grosser Tactfertigkeit und Gewandtheit
ausgeführt wurde. Es waren mehr tactweise sich ändernde Stellungen der Arme, wiegende Hüftbewegungen
nebst einzelnen Sprüngen, als unseren Begriffen entsprechendes Tanzen, und machte die ganze Scene einen
eigenthümlichen Eindruck auf uns. Ein Tanz erregte allgemeine Heiterkeit und Lachlust. Derselbe sollte
einen Fischfang darstellen und waren zwei der Tänzerinnen auserkoren, die Rolle von Fischen zu über¬
nehmen, welche von den übrigen, den Fischern, verfolgt und zuletzt mit Netzen eingefangen wurden.«
Es scheint aus der eben geschilderten Tanztour hervorzugehen, dass auch hier wie in Polynesien
die Tänze meist Begebenheiten aus dem Leben der Eingeborenen darstellen, zu welchem Gesang und
Bewegungen den erläuternden Text liefern. Bei anderen Gelegenheiten dieser Art wurden Tetens Kriegs-
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tanze vorgeführt und standen auch bei diesen die in grosser Anzahl mitwirkenden Tänzer in einer Reihe.
Nach dem Berichterstatter soll die ganze Wildheit dieser Menschen sich bei diesen Tänzen so recht
offenbaren, durch die wilden Sprünge, die herausfordernden Schwenkungen ihrer Speere und das mark¬
durchdringende Geheul, mit welchem sie ihre rytlimisch erfolgenden Tanzbewegungen begleiten.
Die Nationalgesänge sollen nicht ohne Wohlklang sein und begleitet den Männerchor meist eine
Frauenstimme in hohem Sopran. Ueber den Text dieser Gesänge liegen leider keine Notizen vor.
In Bezug auf die religiösen Ansichten und Ceremonien auf Yap ist nur erwähnt, dass kein
eigentlicher Götzendienst stattfindet, also keine Tempel mit Bildern etc. vorhanden sind. Hingegen haben
sie gewisse inspirirte Priester, die sie wie ein Orakel um Rath fragen, wobei sie Opfergaben niederlegen.
Wahrscheinlich ist der auf den Palau’s herrschende Kalit-Kultus auch hier herrschend, doch geben die
Mittheilungen der beiden Berichterstatter darüber keine Gewissheit. Tetens erwähnt in Bezug auf den
religiösen Aberglauben, dass die Yapbewohner die Eingeborenen der Inseln Fais und Uluthi (Mackenzieinseln)
durch den Glauben an eine uralte Mythe in tributpflichtiger Abhängigkeit erhalten. Da diese, sowie einige
andere in der Nähe liegende Inseln, auf diese Weise im politischen Verbände mit Yap stehen, so werden wir
die nähere Schilderung derselben an diese Mittheilungen anschliessen und dabei auf die Sage zurückkommen.
Zum Schluss dieser Notizen haben wir noch einen Blick auf die Sprache der Eingeborenen Yap’s
zu werfen. Es ist dieselbe seiner Wurzel nach zu den malayischen Sprachitliomen zu zählen, doch scheint
eine Beimengung papuanischer Worte uns nicht unwahrscheinlich. — Von einem längere Jahre auf Yap
residirenden Deutschen, Namens J. T. Blolim, ist eine kurze Grammatik, sowie ein Wortverzeichnis der
Yapsprache an das Museum eingesandt worden. Diese Manuscripte tragen den Stempel getreuer, sorgfältiger
Wiedergabe der beobachteten Sprache und ist namentlich das Vocabulär umfangreich und mit Fleiss aus¬
gearbeitet. Auch von Tetens ist ein kleineres etwas verschieden lautendes Wortverzeichnis vorhanden,
welches zur Vergleichung neben den Worten Blolim' s gesetzt werden wird. Blohm hat in seinem Vocabulär
und der Grammatik die Lante jener Sprache englisch wiedergegeben, denn er sagt in seinem Vorworte
zur Sprachlehre Folgendes: »Das Alphabet der Yapsprache scliliesst sich am Besten an das englische an
und ist dieses deshalb gewählt, um die Wörter genau nach ihrem Klange in der eingeborenen Sprache wieder¬
zugeben. Doch wird das »a« nicht wie im englischen Alphabet mit dem deutschen >ä< gleichbedeutend
sein, sondern wie das kurze deutsche >a« ausgesprochen werden, ebenso das »e« am Ende des Wortes
stehend wie das deutsche »e« lautet. Da in der Yapsprache bis jetzt noch keine Schrift existirt, so können
die gehörten Laute nur annäherungsweise an irgend eine Schriftsprache angeschlossen werden. Eine
geregelte Orthographie muss erst eingeführt werden, hier soll nur das Vorgefundene sprachliche Material
nach bestem Vermögen gegeben werden.«
Indessen ist es Blohm nicht durcligehends gelungen, das englische Alphabet zur Ausdriiekung der
Laute anwenden zu können, wie schon seine Ausnahmeregeln zeigen. Es scheint uns deshalb richtiger, die auf
Ebon nach Kubary’s Angaben von den Missionären eingeführte Schreibweise auch auf diese verwandte Sprache
anzuwenden. Es werden daher in einer Rubrik des hier wiedergegebenen Vocabulärs der Yapsprache die Worte
in dem etwas veränderten Alphabet der Ralliksprache ausgedrückt werden. Weil indessen für die Sprach¬
forschung, die möglicherweise die Deutung und Ausdriiekung der Laute auch in der Ralliksprache (wie sie die
dortigen Missionäre anwenden), nicht anerkennen wird, die authentische Auffassung der Laute von Werth sein
kann, soll in den parallelstehenden Rubriken auch die im Originalmanuscript angegebene Ausdrucksweise
Blohm’s und Tetens' beigegeben werden. Dadurch wird das werthvolle languistische Material vor etwaigen
Irrthümern und Auslassungen geschützt, welche möglicherweise durch die Umsetzung entstehen können.
Die nach der oben erwähnten Richtung allein etwas veränderte Sprachlehre der Yapsprache lautet
folgendermassen :
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Das Alphabet ist dem der Ebon- oder Ralliksprache gleichzusetzen mit der Ausnahme, dass dasselbe
drei Consonanten, >f, g und s«, mehr enthält. Ob der von Blohm mit th bezeichnete Laut nicht zuweilen
mit >s« statt mit »j« gegeben werden soll, bleibt uns zweifelhaft. Das ganze Alphabet besteht daher aus
den Buchstaben: a, b, d, e, f, g, i, j, k, 1, m, n, «, o, p, r, s, t, u, w.
Das » j « entspricht einem Laute, ähnlich dem deutschen dscli oder tscli, zuweilen etwas , weicher
wie das englische j oder th.
»W« wird wie ein weiches »u« ausgesprochen.
n als cursives n gedruckt, entspricht dem Nasallaute »ng«.
Das Hauptwort nimmt in der Yapsprache denselben Platz ein, wie in der deutschen Sprache,
indessen fehlt der Artikel. a)
Man würde ohne ausdrückliche Bezeichnung zu wünschen nur das einfache Wort nennen und allein
wenn mehrere Hauptwörter der gleichen Art da wären > dieser ennö oder jener janne (tslianne) an wenden.
So heisst z. B. der Mann einfach pimaon (peemaon); enne pimaon dieser Mann, janne pimaon jener Mann.
Der Verkürzung und des Wohllautes wegen sagt der Yapinsulaner aber auch nur pi-janne, d. h. kürzt
das Hauptwort ab und hängt »janne« hinten an. Doch wird dieses nur in Bällen getlian, wo solche Ab¬
kürzung keine Irrthümer hervorrufen kann, oder zur Redeweise geworden ist, ohne dass eine besondere
Regel zu Grunde läge.
Um das Geschlecht der Hauptwörter zu bezeichnen, dienen die Worte pimaon Mann und bepin
Frau, als z. B.: pimaon a numen, der Hahn.
bepinn a numen, die Henne.
Die Mehrzahl des Hauptwortes wird durch die Zahlen zwei, drei, vier u. s. f. oder durch die
Beiwörter: mehrere, viele u. s. f. ausgedrückt, und giebt es keine besondere Form dafür.
Die Declination des Hauptwortes geschieht auch nur durch Vorwörter, als z. B.:
Nominativ: pimaon, der Mann.
Genetiv: . a pimaon, des Mannes oder vom Manne.
Dativ:. . . ko. pimaon, dem Manne, oder an dem Manne.
Accusativ: pimaon, den Mann.
Die Beiwörter behalten stets auch bei der Declination ihre ursprüngliche Form. z. B. :
kafell naonn, das gute Haus,
amj (amatsh) a kafell naonn, des guten Hauses Dach.
Zur Steigerung der Beiwörter bedient sich die Sprache einer Umschreibung, als z. B.:
kafell egak fa egur? bin ich gut oder du? gleich: bin ich besser als du.
kafell naonn dari obien (obieng), Ein gutes Haus nirgends besser, gleich: das beste Haus.
Die persönlichen Fürwörter sind nur für die erste und zweite Person vertreten, als:
egak ich, egur du, gemoe wir.
uok (ngok) mir, nonun (ngonun) dir, gemett, ihr.
sowie sie auch nur im Nominativ und Dativ gebraucht werden.
Die besitzanzeigenden Fürwörter sind ohne Declination und werden hinter das Hauptwort gesetzt.
Die dritte Person wird bezeichnet und ruk sowohl in der Einzahl als Mehrzahl beigegeben.
ruk mein, e, es. rum dein, e, es.
rumoe unser, e, es. rumett euer, e, es.
') In dem Wortverzeichnisse von Tetens fangen manche Worte wie z. B. abepinn die Frau, mit einem a an, welches
Wort Blohm ohne diesen Laut angiebt z. B. bepinn. Es scheint diess darauf hinzudeuten, dass dies a vielleicht als unbestimmter
Artikel dienend Blolim’s Aufmerksamkeit entgangen ist.
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Einige Hauptwörter, Verwandtschaftsbeziehungen bezeichnend, entbehren dieser Fürwörter und
drücken dieselben durch besondere Endigungen aus, als z. B.:
teto-mak, mein Vater,
teto-mam, dein Vater.
Im Plural stehen aber auch bei diesen Hauptwörtern die gewöhnlichen Fürwörter.
Hinweisende Fürwörter sind die bereits genannten enne, dieser und janne, jener, die sich nicht
weiter verändern.
Als fragende Fürwörter sind zu nennen:
mini? (mienie?) AVer
minina mi-ni? (mininga mie-nie?) welche?
mau? (mang?) was?
Hie Abänderung der Zeitwörter ist nur auf die Personen beschränkt. Die erste und zAveite Person
kann man in der Regel durch »go,« ich und »kom,« du, vor das Zeitwort gesetzt bezeichnen, doch wird
dann die erste Silbe des Zeitwortes Aveggelassen. Die dritte Person muss genannt werden, um sie zu
bezeichnen. Die Zeiten sind nur durch Hinzufügung von bezeichnenden Beiwörtern auszudrücken. So
Avird z. B. das Zeitwort en-onomm oder bei-onomm, trinken, folgendermassen abgeändert.
go oiioinm. oder gonomm, ich trinke.
kom-onomm, oder m'onomm, du trinkst
enne bei-onomm, oder enne bei-nomm, jener trinkt.
Es giebt freilich eine Art die Zukunft auszudrücken, da diese Form aber nur bei Avenigen Zeit-
Avörtern gebräuchlich ist und im Grunde auch eine Zusammenstellung ist, so soll sie nicht als Regel,
sondern nur als bemerkenswerthe Ausnahme angegeben Averden, so würde man z. B. sagen:
ko-g-onomm, icli gehe trinken, oder »ich Averde trinken.«
ko- go-ann, ich gelte gehen, oder »ich werde gehen
Bei einigen Zeitwörtern wird für den Imperativ oder die befehlende Form die ZAveite Person
angeAvandt. Wo es ohne das Wort gänzlich zu verändern angeht, wird die zweite Person so verändert,
dass diese Form einen scharfen, bestimmten Ausdruck erhält, als z. B.
m-onomm, trinke!
m-ann, gehe! für kom-eiiann, du gehst!
rn-ok, spreche! für m'onnon, du sprichst!
Die gebräuchlichsten Nebenwörter sind:
oreoi, liier. bo-u (bo-oo) wo?
oram, dort. jea-ne (tshea-ne) jetzt.
oi (oie) ja. mi-ni-gett-num (mie-nie-gett-num), später.
danei (dangei) nein. pupei, schnell.
di-in (dea-een), wann? erragonn, so.
Als Präpositionen oder Vorwörter sind die gebräuchlichsten:
a, von.
fenn, für.
en, oder en (eng) in, zu.
in (ing) an.
98
27
Die Zahlwörter gehen bis auf hunderttausend und nennen sich folgendermassen:
1 = darip.
20
= errelu.
2 — lakrtie.
30
=- goi-e (goie-e).
3 = odelipp.
40
= ennirak erregak.
4 = ennmik (enningik).
50
== goe-gim.
5 = eilall.
GO
= enill-erregak.
G = ennill.
70
— medelipp- erregak.
7 — medelipp.
80
= meruk-erregak.
8 = mer uk.
90
-= meripp-erregak.
9 = meripp.
100
= erre-ei.
10 = erregak.
1000
= ebiu.
11 — erregak en darip.
10000
= ebiegak ebiu.
12 = erregak en lakrue u. s. f.
100000
= erre-ei ebiu.
Hierbei folgt das Vocabulär der Yapsprache von Blohm und Tetens, mit der veränderten Form
nach dem Rallikalphabet in der ersten Rubrik.
99
Vocabulär der Yapsprache
von
J. T. Blohm und Alf. Tetens.
Deutsch.
Schreibweise der Missionäre
auf Ebon.
Nach J. T. Blohm.
Nach Alf. Tetens.
Aal (der) des Süsswassers
goffl
goffi e
» » » Meeres
oloj
olotli
abbreclien
enjeb
entheb
abbrennen
tenanifi, ene i
tenganifie, engei
abdecken
jue, ennoraoi
tshue, ennongoie
Abend (der)
gonoruk
gonoruk
kanauruk
aber
ma
ma
abgiessen
po-ok
po-ock
abgittern (abzäunen)
errori
errori
abgleiten
jeregik
theregik
abgrämen (sich)
dadaburi»
dadaburing
Abgrund (der)
arr
arr
Abgunst (die)
talnak
tal-nack
abkommen
fak
fack
abkülilen
ei-opp
ei-opp
ablegen
en-liif
en-liif
ablohnen
pee-e-telli
pee-e-tellie
a-blösen
en-fiji-fiji
en-fithie-fithie
abmessen
en-dari
en-darie
abnagen
en-gerri-gerri
en-gerrie-gerrie
abrupfen
en-oloi
en-oloie
abschaben
en-jirr
en-tliirr
abscheeren
en-bui
en-bui
abschieben
en-jorrobek
en-thorrobek
abschinden
en-bi-jen
en-bie-tshen
absondern
en-be-iub
en-be-jub
abtheilen
en-delluk
en-delluck
abtrocknen
en-ra
en-ra
abwarten
en-gej
en-getsli
Achsel (die)
pomm
pomm
likapunn
Acker (der) allgemein
ellro
ellro
» für Taro
ma-ut
ma-ut
Ader (die)
enuje ')
enutshe
‘) Das cursive e und a zeigt an, dass der Accent auf diesem Vocale ruht.
100
29
Deutsch.
Schreibweise der Missionäre
auf Ebon.
Nach J. T. Blohm.
Nach Alf. Tetens.
Affe (der)
jak (introd. Wort)
tliaek
ähnlich
tarra-bor-regonn
tarra-bor-regonn
Alarm (der)
tollul
toll-ool
albern
polle-a«
polle-ang
All (das)
derori
daro-rie
alle
arrin-in
arring-in
alt
kaka-romm
caca-romm
alte Leute
pelle-be-jir
pelle-be-thir
Aeltern (die)
fatinmin
fatin-ing-in
Ameise (braune Art)
git-ni-gin
git-ni-gin
» (schwarze Art)
apri-kok
aprie-kock
(weisse oder Termiten)
«all
ngall
Ananas (die)
konorr
kongorr
anbinden
en-mak
en-mak
anbrennen
en-bu-ek
en-bu-eck
anderthalb
ripenbolle
rip-en-bolle
anfäclilen
en-ropui
en-ropui
anfertigen
falek
faleck
anfragen
en-fij
en-fieth
angehören
fenn
fenn
Angel (die)
elamm
elamm
lamm
Angesicht (das)
lanne-mit
lanne-miet
lanemiet
Angst haben (sich ängstigen)
da-domme-dok
da-domme-dock
anjetzt
jine
tshiene
Anker (der)
elui
elui
ankleben
en-oke-budi
en-ocke-büdie
anklopfen
en-din-de«
en-ding-deng
anknüpfen
en-len
en-leng
anluffen (seemännischer Ausdr.)
en-fa n
en-fang
annageln
en-ma
en-ma
Anverwandte (eine)
weje-maw
wetsche-maw
Arbeit (die) körperliche
maruwell
maruvell
» » geistige
mitemit
miete-miet
arm
gaffagoe
gaffagoe
Arm (der)
pe-ei
pe-ei
paak
artig
coffinifell
coffieniefell
Arznei (die)
flei
%
Asche (die)
owat
ovatt
Ast (der)
lebuk
lebuck
athmen
fulanifin
fool-a-nifing
101
30
Deutsch.
Schreibweise der Missionäre
auf Ebon.
*
Nach J. T. Blohm.
Nach Alf. Tetens.
auf
atta-kenn
atta-kenn
aufbrechen
en-belik
en-beliek
aufdrücken
en-deli
en-delie
aufessen
en-kai
en-kai
Aufgang (der Sonne)
gann-eleai
gann-e-leai
auflieben
en-te»a-la«
en-tenga-lang
aufhissen (z. B. ein Segel)
en-galuf
en-galuf
auflösen
en-pejik
en-pethick
aufmachen
en-bm
en-bing
aufschwellen
kei-au
kei-thau
aufsuchen
en-ut
en-ut
auftauchen
en-eilij
en-ei lieth
aufwaschen
en-eilell
en-ei-lell
aufwickeln
en-lobui
en-lobui
Auge (das)
ojenn
ot-slienn
Augenwimpern (die)
mejerrenina
metherrengina
Augenlied (das)
upomna
upongina
Augenbrauen (die)
wejordnn
wethonginn
ausbaggern
fo-ok-tala»
fo-ock-talang
ausbiegen
en-jilego
en-thilego
ausfegen
olagu
ola-goo
aushöhlen
en-jibe-jib
en-thieb-ö-thieb
auskämmen
beruewei
be-rue-vei
Ausländer (der)
pi-obi«
pee-obieng
auspflastern
enobo«
en-obong
ausroden
eri-mane-man
en-mane-man
Auster (die)
roeiel
royel
austheilen
en-gannerje
en-gannertslie
Axt (die) einheimische
tau
tau
» » (amerikanische)
kijum
kitlmm
Bahre (die)
, i
jogoil
tsho-goil
bald
geje-gurr
getshe-gurr
Bambusrohr (das)
morr
morr
» -floss (das)
fowfott
fowfott
» (dünnes)
h’bu
h’bu
Bananenfrucht (die)
pau
pau
Bananen- oder Pisangpflanze
dlinai
din-ai
Bananenblatt (das)
boj
botsh
Bart (der) allgemein
raap
raap
102
O 1
Ol
Deutsch.
Schreibweise der Missionäre
auf Ebon.
Nach J. T. Blohm.
Nach Alf. Tetens.
Bart (der Oberlippe)
bolldui
bolldui
* (der Backen)
commoelis
com-moelis
>■ (des Kinnes)
sorrobemm
sorro-bemm
Bast (der)
gall
gall
Bastard (der)
faka-marora
facka-marora
Bauch (der)
een
een
Baum (der)
kerrekerr
kerre-kerr
karager
Becken (das)
1 8rC
la-e
Beere (die)
kome
kome
begraben
kei-ek
kei-eck
behauen
eil- toi
en-toie
•
Beil (das)
tau
tau
Beitel (der)
kill-jihle
kill-shingle
portungul
Betel- oder Arecanuss (die)
m'bun
m'bun
Betelkauen (das)
en-kai-a-lawett
en-kai-a-langett
Bein (das)
ei
ei
eg
beissen
en-kat
en-kat
Berg (der)
taet
taet
beriechen
en-freibunn
en-frei-bunn
berühren
en-alle-lme
en-alle-linge
Besen (der)
olagu
olagu
Besuch (der)
mellekak
melleckack
Bett (das)
fern
fang
Beule (die)
ella
ella
Beutel (der)
bael
bael
bezaubern
mommok
mom-mock
biegen
bnk-o-buk
book-o-book
Bild (das)
lios
lieoss
binnen
lanne
lanne
bitten
wei-nik
wei-nick
bitter
teibell
tei-bell
Blatt (das)
iu
you
blau
ronedu
ronge-doo
rungesuk
Blei (das)
golo-su-uj
golo-su-uth
ran
bleiben
en-perr
en-perr
blind
kei-moll-ojenn
kei-moll-otschenn
Blitz (der)
oe-luj
oe-lutsh
Block (der)
terrefis
terrefis
Blume (die)
renanin
ren-an-gin
Blut (das)
errja
eiTtscha
103
32
Deutsch.
Schreibweise der Missionäre
auf Ebon.
Nach J. T. Blohm.
Nach Alf. Tetens.
Boden (der)
but
boot
arta
Bolme (die)
bo-oi
bo-oie
Boot (das)
boj
botscli
Bohrer (der)
majei
mat-shei
Brandung (die)
na-u
na-u
breit
bega-er-dann
bega-er-dann
brennen (sich)
en-kat-a-jegoe
en-kat-a-tshegoe
Brodfrucht (die)
ejau
e-tliau
bringen
en-fek
en-feck
Brot (das)
bfael
brael
Brücke (die)
wejell
we-thell
Bruder (der)
olak
olak
Brunnen (der)
luett
lu-ett
Brust (die)
juj
thutli
Brustwarze (die)
lannemit-a-juj
lannemiet-a-tliuth
Buckel (der)
ma-guttegut
ma-gutte-gutt
bunt
molleiol
molle-joll
Busch (ein)
geki
geckie
Bnscli von Mangroven.
melil
meliel
Cigarrette (die aus dürrem Pi-
lngutt
lugutt
sangblatt gewickelte)
Cocos-palme (die)
niu
niu
» -nuss (reife)
marau
marau
kagell
* » (junge)
utup
utupp
utup
Cccos-nussfaserhülle (die)
guputt
guputt
aniu
Cocos-nussfaser (die aus der Hülle
au
au
gewonnen)
Cocos-nuss-sehale (die)
lae
lae
Compass (der)
binau
bienau
Coralle (die)
lamj
langitli
Coralle (todter Block)
lugoj
lugotsh
Canoe oder Kahn (allg.)
mu
mu
» 1. Art derselben
jukopinn
tschukopinn
4
>■ 2. » »
joap
thoap
» 3. » »
amlei
amlei
» 4. » »
poe-poe
poe-poe
Canoe-mast
oliew
olieng
» segel
etlei
et-lei
* auslegebalken
jannn
thamm
* deck
ruff-ruff
ruff-ruff
104
33
Deutsch.
Schreibweise der Missionäre
auf Ebon.
Nach J. T. Blohm.
Nach Alf. Tetens.
da — dort
erra-oram
erra-oram
Dach (das)
a-maj
a-matsh
dachdecken
kon-jegi
con-tshegie
dahin
aueram
angeiam
dahinter
baneni
banem
Damm (der)
gajas
gatshass
Dampf (der)
gowael
gowael
daran
geje-gur
getshe-gur
darauf
attakenn
atta-kenn
daraus
e??ei
engei
darin
fejik
fe-thik
das
enne
enne
Deckel (der)
upow-ann
upong-anu
Degen (der)
sipoe
sipoe
dein, e, es
rum
rum
dick
beg«
begrr
Dolch (der)
dogu
do-gu
Dämmerung (die)
lobolobluma
lobbolobluma
Morgendämmerung
keirann
keirann
Abend »
keinipp
keinipp
Daumen (der)
earo-tiul
earo-tjul
Donner (der)
dra
dra
drehen
en-jell-jell
en-tshell-tshell
Dorn (der)
ganm
ganing
drei (Leute, Gegenst. nicht beim
zählen)
delipp
delipp
drücken
en-tiu-tiui
en-tju-tjui
du
egiir
egur
Duft (der)
fellebonn
fell-e-bonn
dumm
polle-polle-a«
polle-polle-ang
durchhauen.
en-jeb.
en-theb.
Ebbe (die)
ka-ae
ka-ae
ebben
bei-ae
bei-ae
eben
bapoj
ba-potch
Ei (das)
befak
be-fack
einerlei
tarre borrogon
tarre-borro-gon
einig
darippe jinn
darippe thinn
Eisen (das)
wasei
wa-sei
parren
Eiter (der)
laguenn-a-gajall
laguenn-a-gatsliall
5
105
34
Deutsch.
Schreibweise der Missionare
auf Ebon.
Nach J. T. Blohm.
Nach Alf. Tetens.
Eiterbeule (die)
billis
biellis
eilen
peinegen
pei-ne-gen
Eckel (der)
garki
gar-kie
Ellbogen (der)
buganapeai
bugan-a-peai
Ende (das)
lanne, lannem
lan-ne, lannem
enden
dakori
dacoree
enge
bajijik
bat-shie-chiek
Ente (die)
dabaiT
dabarr
entfernen
en-jue
en-tshue
Entzündung (die)
malatt
ma-latt
Erde (die)
but
boot
Erdbeben (das)
darru
darru
ergreifen
en-kell
en-kell
erheben
en-oj
en-oth
erkennen
en-nan
en-nang
ermorden
en-li
en-lee
ernähren
gi-a-gann
gie-a-gann
Erntezeit (die)
kei-ell-a-gann
kei-ell-a-gann
erreich«
en-tau
en-tau
Ersatz (der)
piluenn
pie-lu-enn
erscheinen
en-kepp
en-kepp
Erwachsener (ein)
bei-bell
bei-bell
erwecken
en-pinnin
en-pinnin
erweichen
en-fonn
en-fonn
Erzählung (die)
maronak
marongak
erzählen
en-beinonn
en-bei-nonn
erzeugen
en-dienn
en-die-enn
essen
tommenomuhu
tommenomuhu
Essig (der)
teibill
tei-bill
etwas
bojit-nenn
bot-chiet-nenn
euch
gemett
gemett
euer
rumett
rumett
Europa (die Fremde).
oboje.
obot-che.
Fackel (die)
ul
ul
Faden (der)
jil-ne-matt
thiel-ne-matt
Fächer (der)
ropo
ropo
fallen
en-ei-iann-inabut
en-eijann-ingaboot
Falte (die)
tamiwemin
tamingeming
Familie (die)
tafeun
ta-fenn
106
35
Deutsch.
Schreibweise der Missionäre
auf Ebon.
Nach J. T. Blohm.
Nach Alf. Tetens.
fangen
en-kell
en-kell
Farbe (die)
waej
waetsh
Faser (die)
fajik
fathick
fassen
en-kell
en-kell
fast
gejegurr
getshe-gurr
fanl
mollemall
molle-mal
fechten
en-jamm
en-tsliamm
Feder (die)
Ulli
Ulli
feige
buarr
buarr
Feile (die)
gijegij
giet-tshe-gietsh
feilen
en-gijegiji
en-giet-slie-gietshie
fein
baji-jik-e-yann
batjie-tjiek-e-yann
Fell (das)
bitienn
bietjenn
Felsen (der)
deibaj
dei-batsh
Fenster (das)
map
map
Ferkel (das)
taka-babi
taka-babie
fern
botorill
botorill
Fernrohr (das)
tillegi
tille-gie
Ferse (die)
obulenn-e-ei
obulenn-e-ei
fertig
ket-mei
cet-mei
Fett (das)
laguenn
lagu-enn
fett
mallegoe
mallegoe
Feuer (das)
nifi
niefie
nefi
Feuerstahl (der)
santiw
santing
Feuerstein (der)
poje
pot-she
Feuerhölzer (die) [um durch
liok
lie-ok
Reibung Feuer zu machen.]
feuern (mit Gewehren)
juba-boeuj
tsliuba-boeutsh
finden
en-fek
en-feck
Finger (der)
bugeli-pe-ei
bugelie-pe-ei
Finne (die)
pajimnn
pathing-inn
Firmament (das)
jere-mi
there-mie
Firniss (der)
lauuk
lau-uk
Fisch (der)
nik
nick
Fisch (fliegender)
gok
! gock
Fischspeer (der)
piska
pis-k«
Fischnetz (das)
enuk
e-nuk
.
Fischkorb (der)
enup
e-nup
Fischzaun (der)
ej
etsli
Fischleine (die)
gaff
gaff
107
3G
Deutsch.
Schreibweise der Missionäre
auf Ebon.
Nach J. T. Blohm.
Nach Alf. Tetens.
fischen
fit«
fieta
Fliege (die)
riall
l’lall
fliegen
jonk
tshonk
atangak
Floh (der)
buggo
buggo
Flöte (die)
joi
tlioie
flöten
en-joi
en-thoie
flott
mallo
mallo
fluchen
iaba
yaba
Flügel (der)
pii-a-errje
peei-a-errtshe
Fluss (der)
luel
luel
Fluth (die) fluthen
leilue, beilue
lei-lue, bei-lue
fragen
en-flj
en-fieth
Frau (die)
bepinn
be-pinn
abepinn
Fräulein (Mädchen)
rogott
ro-gott
aragot
fremd
obie»
obi-eng
fressen
enk-ai
en-kaie
freuen (sich)
gobea-tak
gobea-tack
Freund (der)
fawfell
faw-fell
Frevel (der)
mujo-maj
muclio-mass
Friede (der)
letmei-a-mall
let-mei-a-mall
frieren
ollumm
ollumm
früh
latabul
latabul
Fuge (die)
jilih
tliie-ling
führen
kell-e-peai
cell-e-peei
füllen
puk-en-kasuk
pook-en-casuk
Fürst [Häuptling] (der)
pilun
pie-lun
Fuss (der)
ei
ei
Futter (das).
gann.
gann.
Gabel (die)
up-a-gann
up-a-gann.
upogann
gackern
begak
begack
gar
keitnok
ceitnock
Gatte (der)
le»ei
leng-ei
Gaumen (der)
lbn-lanei
lingie-langei
gebären
ken-ti-en
cen-tie-en
geben
en-pi
en-pie
Gedärme (die)
d'tei
d’tei
Gegenwart (die)
dideroe
diederoe
gehen
en-e-iann
en-e-jann
Gehirn (das)
le-enn
| le-enn
1 ■
108
37
Deutsch.
Schreibweise der Missionäre
auf Ebon.
Nach J. T. Blohm.
Nach Alf. Tetens.
gehören
fenn
fenn
Geist, (cler)
fon-oi-iann
fon-oie-yann
geizig
teibell
tei-bell
Geld (Steingeld)
sallapi
salla-pie
Gelenk (das)
tuluel
tn-lnel
genesen
en-fuss
en-fuss
genug
lei-ok
lei-joclc
gerade
serre-mohi
serre-mochie
gerne (haben)
maka-enn
maka-enn
Gerte (die)
pujenn-a-galuf
putshenn-a-galuf
Geruch (der)
bunn
bunn
mamei-woll
Gesang (der)
tafell
tafell
geschäftig
keime-garr
cei-me-garr
Geschichte (die)
jinn
thinn
geschwind
pupei
pupei
geschwind (von einem segelnd.
merune
merungie
Kahn)
Geschwister (die)
ioengael
yoen-gael
Gesicht (das)
lannemit
lanne-miet
Gespenst (das)
kann
kann
Gestalt (die)
kerainn
keng-inn
gestern
fowapp
fo-wapp
gestern Abends
fogenann
fogenann
Gesträuch (das)
geki
geckie
Gewand (das)
matt
matt
Gewehr (das)
boeuj
boeutsh
gewiss
erreiul
errejul
giessen
io-ok
jo-ock
Gift (das)
iup
ynp
Glas (das)
jirrik
thirrik
Glaube (der)
l’ann-it-nun
Fann-it-nun
gleich
jine
tshiene
gleichmässig
tarreborogonn
tarreborogonn
Gott (der)
kann
kann
graben
en-kerr
en-kerr
Grab (das)
bolle-boll
bolle-boll
grämen
dadaburen
da-da-bu-reng
Gras (das)
pann
pann
Gräte (die)
iel-a-nik
jel-a-nick
Greis (der)
pille-be-jirr
pille-be-thirr
109
38
Deutsch.
Schreibweise der Missionäre
auf Ebon.
Nach J. T. Blohm.
Nach Alf. Tetens.
Grenze (die)
ienn
yenn
gross
nebega
nebe-gv/
pagga
Grube (die)
ellra
ellra
Guir lande (die)
teliau
te-liau
Gurgel (die)
jroll
tshroll
Gurke (die)
pau-a-oberje
pau-a-obertshe
Gürtel (der)
toko-pi-ei
tocko-pie-ei
gut
kafell
kafell
mapfell
Haar (das) des Kopfes
lulegenn
lulegenn
pui
> * » Körpers
bunn
bunn
Habicht (der)
ojogil
otshogiel
Hälfte (die)
borrebai
borrebay
hängen
en-mak-e-leginn
en-mak-e-leginn
hässlich
makriss
makriss
Haifisch (der)
eiion
eijon
halb
bolle
bolle
Hals (der)
leginn
le-ginn
alingin
Hand (die)
pe-ei
pe-ei
harnen
en-fi
en-fie
Harpune (die)
piska
piska
hart
merrege
merrege
hauen
en-toi
en-toie
Haupt (das)
lulegenn
lulegenn
loilogenn
Haus (das) allg.
n'aonn
n’aonn
tabenau
» öffentliches
bei-bei
bei-bei
» fronte (die)
banne, bannem
banne, bannem
>' seiten (die)
lanne und lannem
lanne und lannem
» fundament (das)
da
da
* pfosten (die)
jik
thiek
» dachstuhl (der)
duggoe
duggoe
» dachlage (die)
wawjue
wawtlme
» giebelbalken (der)
amaj
amatsli
» balken
l’lonn
l'lonn
Haut (die)
keiru
keiru
heilig
mulio-maj
mucho-matsh
heiss
jegoe
tshegoe
heissen
fijiwann
fithingann
Held (der)
fein
fein
Hemde (das)
ker/inn
kenginn
110
39
Deutsch.
Schreibweise der Missionäre
auf Ebon.
Nach J. T. Blohm.
Nach Alf. Tetens
herabnehmen
en-fek-ina-but
en-feck-inga-boot
herauf
iwa-law
inga-lang
herkommen
moi-awerei
i1 moie-angerei
Herz (das)
art
art
lieute
dari
darie
adarri
liier
j oroi
oroie
hinken
en-sorrop
en-sorrop
Hof (der)
tobogoll
tobogoll
Höhe (die)
tolew
toleng
Höhlung- (die)
larann
lang-inn
Hölle (die) Unterwelt
agui
aguie
Holz (das)
renn
renn
hüpfen
en-mej
en-metsh
hören
en-berun-ek
en-berung-eck
hübsch
nefell
neffell
hübsches Mädchen (ein)
pitorm
pitoring
hübscher Knabe (ein)
pijoei
pitshoei
Hühner (die) Federvieh
numen
numen
Hülse (die)
dugurenn
dugurenn
Hund (der)
pillis
pillis
hungern
en-ki
en-kie
husten
jo-joll
tsho-tsholl
Hut (der)
ero-aj
ero-atsh
ich
egak
egak
Jahr (das)
e-due
e-due
ja
oi
oie
erragon
immer
arrimnn-a-fenn
arringinn-a-fenn
in
emi od. fijik
enga od. flthick
jetzt
dideroe
dideroe
jenseits
bannem
bannem
Kabel (der)
elui
elui
Käfer (der)
rirue
rierue
kalfatern
en-ji-fe-iff
en-tshie-fe-iff
Kalk (der)
waej
waetsh
Kälte (die)
olumrn
olumrn
Kamm (der)
rue-ei
ru-ei
Kamm des Hahnes
roenn
ro-enn
kämmen
beru-ei
beru-ei
111
40
Deutsch.
Schreibweise der Missionäre
auf Ebon.
Wach J. T. Blohm.
Wach Alf. Tetens.
Kampf
jamm
tsliamm
kämpfen
malull
malull
Kante (die)
moro-je-lenn
morot-she-lenn
Kanne (die)
bea-kij
bea-lcith
klein
patiketik
patichetik
Kinn (das)
teig
teig
Korb (der)
utrean
utrean
kraus
wonuk
wonuck
Krabbe (die Land-)
gelip
ge-liep
* ( » Meer-)
ama«
a-mang
kriechen
en-monno-man
en-monno-mang
Krieg (der)
mall
mall
krumm
bueke-buek
bueke-buek
Küche (die)
benifi
be-niefie
Kugel (die)
elebi
elebie
kundig
sallepp
sallepp
Kupfer (das)
kabure
kabure
kurz
bojo«oj
botshongotsli
Kuss (der)
fremit
fremiet
Küste (die)
etlei
et-lei
lachen
minne-minn
minne-minn
minnemin
lächerlich
polle-pollea??-
polle-polle-ang
Ladung (die des Gewehrs)
gann-a-boeuj
gann-a-boeutsli
laden (ein Gewehr)
en-tena-gann-ina
en-tenga-gann-inga
Ladestock (der)
lallok
lallock
Lager (das) aus Matten
kini
kie-nie
Lampe (die)
megall
megall
Land (das)
binau
bienau
pinnau
lang
butnue
butnue
bodnu
langsam
majrek
matshreck
Laub (das)
in
you
laufen
! en-eiienn
en-eijenn
lange her
kakarom
cacarom
*
Laus (die)
enuk
enuck
>' der Blätter (Aphis)
i garuj
garutsli
laut
nebega
nebega
laviren
gaje-gaj
gatshe-gatsh
leben
kabei
ca-bei
Leber
en-u-penn
en-u-penn
112
41
Deutsch.
Schreibweise der Missionäre
auf Ebon.
Nach J. T. Blohm.
Nach Alf. Tetens
leer
dakuri
dacurie
legen
en-ten
en-teng
lehren
en-pi
en-pie
lernen
enta fil
en-ta-fiel
Leib (der)
eam
eam
Leiche (die)
iamm
yamm
leicht
baut
ba-ut
Leine (die)
tall
tall
leise
saluk
saluk
Lende (die)
kallekallew
callecalleng
lesen
en-gui-a-pabier
en-gui-a-pabier
Leute (die)
egredi
egredie
Libelle (die), Insekt
asamill
asangull
Licht (das)
nifi
nifie
lieben
goe-bea-tak
goe-beä-tak
liegen
en-perrina-but
en-perr-inga-boot
Loch (das)
loe
loe
Löffel (der)
mjullegoe
mtshullegoe
Lohn (der)
pilue-enn
pielue-enn
Lootse (der)
pelu
pelu
pellue
lösen
en-pejik
en-pesick
losreissen
keipueff
ceipueff
loslassen
en-iak
en-yack
*
Luft (die)
nifi«
nifing
lügen.
fottfottleginn
fottfottleginn
machen
fallek
fallec-k
mupfalek
mächtig
gagell
gagell
Mädchen (kleines)
bolil
boliel
mager '
gaffagoe
gaffagoe
mahlen
en-keiT
en-kerr
malen
en-loeuk
en-loeuk
Mamma (die), Kinderausdruck
mammi
mammie
Mann (der)
pimaon
pie-ma-on
pomaon
Mark (das)
foll
foll
Mast (der)
oli»
olieng
Matte (die)
job
tshob
Meer (das)
rigurr
rie-giur
Meinung (die)
la-nit-nun
la-niet-nun
Melone (die)
mais
mais
113 ü
42
Deutsch.
Schreibweise der Missionäre
auf Ebon.
Nach J. T. Blohm.
Nach Alf. Tetens.
Messer (das)
iarr und kotilio
yarr od. cotielieo
iar
Milch (die)
lakuenn-a-juj
lacuenn a. tliuth
mit
koe
koe
Mittag (der)
missi
missie
agamelei
Monat (der)
buul-ne
buul-ne
nächsten Monat
buul-nem
buul-nem
Mond (der)
buul
buul
pul
Moos (das)
borofi
borofie
Morgen (der)
katabuul
katabuul
katabull
morgen
kabuul
cabuul
Mücke (die)
nm
ning
müde sein
kabett-jujue
cabett-tsliu-tshue
Mund (der)
lanei
langei
alangang
Muschel (die)
iaonn
ya-onn
Musik (die)
tom-tom
tom-tom
mutliig
felu
fein
Mutter (die)
fitinininn
fitininginn
titenak
Nabel (der)
jemrn
themm
Nacht (die)
nipp
nipp
keinep
nachts
fini-nipp
finie-nipp
Nadel (die)
rasm, upamatt
rasm, up-a-matt
Nagel (der)
jifell
tshiefell
nahe
gejegurr
getshegurr
Name (der)
fijin
fithing
Narbe (die)
faj
fatli
Nase (die)
pejin-ui
petliing-ui
bessangun
nass
gerda
gerda
nein
danei
dangei
tangei
nehmen
en-fek
en-feck
Nest (das) Vogelnest
tafenna-a-erje
tafenna-a-ertslie
neben
boroba
boroba
nichts
dari
darie
tan, tucuri
niederlegen
en-tena-but
en-tenga-boot
niedrig
auaput
angaput
messen
wasiu
wa-sing
Norden (der)
leloj
lelotsh
leilord
oben
eua-la n
enga-lang
obenauf
attakenn
attakenn
114
43
Deutsch.
Schreibweise der Missionäre
auf Ebon.
Nach J. T. Blohm.
Nach Alf. Tetens.
öffnen
en-bi«
en-'bing
oft
pire, rann
piere, rann
Ohr (das)
tellei
tellei
iwanill
Oel (das der Cocosnuss)
gippe-gipp
gippe-gipp
Osten (der)
gnek
gneck
angek
Orange (die)
gurregur
gurreguiT
Ort (der)
binau
binau
Pallisade (die)
eroiT
erorr
Perle (die)
trua
trua
tarua
Perlmutter (das)
ierr
yerr
jarr
Pfeife (die)
tij oder jegenoe
tietsli oder tsegenoe
Pflanze (die)
nefov
nefoie
pflanzen
en-ieieu
en-iejeng
Pflaster (das Wund-)
flei-ne-malat
flej-ne-malat
Pflaster (das der Strassen)
benowe
■ benove
Pforte (die)
mapp
mapp
pressen
odi
odie
Pulver (das)
owatt
ovatt
burra
Pulverhorn (das)
beomaw
bcomang
quer
debuje
de-butshe
Rad (das)
kolellebi
colellebie
rasch
puppei
puppei
Ratte (die)
boll oder braw
boll, braw
Rausch (der)
.
aj
ath
rauchen
en-joi-a-tobako
en-thoie-a-tobako
Raupe (die)
urur
urur
Recht (das)
sorro
sorro
Rede (die)
marowak
marongak
Riff (das)
makeff
makeff
olagek
Regen (der)
etnue
etnue
nou
Regenbogen (der)
rigim
rigim
reiben
en-gijegij
gietslie-gietsli
reich
mandawa-daw
mandanga-dang
reif
keiell
cei-ell
reisen
en-eian-a-mallekak
en- ej a 11-a-ma 11 ek ak
» zur See
jur
tshur
Reis (der)
lomc
1
lomc
ur>
44
Deutsch.
Schreibweise der Missionäre’
auf Ebon.
Nach J. T. Blohm.
Nach Alf. Tetens.
riechen
en-frei-bunn
en-frei-bun
Rinde (die)
keime
kei-rue
Ring (der)
luo
luo
ringen
en-jamm
en-tshamm
Rost (der)
lit
liet
rotli
roe
roe
ruo
Rücken (der)
keime
kei-rue
rückwärts gehen
en-suel
en-suel
Ruder (das)
iap
vap
rufen
pinnin
pinning
rühren
jael-jael
tshael-tshael
rund
elebi
elebie
Russ (der)
ronnedue-a-nifi
rongedue-a-niefiie
Sack (der)
tu tu oder job
tutu, tsliob
Saft (der)
lakuenn
lacuenn
sagen
ennon
en-non
Salz (das)
dei
dei
Sand (der)
iann
yann
satt
kofoss
cofoss
saugen
en-onom
en-onom
scharf
maoj
maoth
Schatten (der)
eiann
ejann
Schauer (der)
l’lahg
l'lang
Schaufel (die)
bewoa
bevoa
Scheitel (der)
iak
yak
Scheere (die)
poj-huek
potsh-huek
buatuk
scherzen
gosse-goss
gosse-goss
schief
bueke-buek
bueke-buek
schiessen
jub-a-boeuj
tshub-a-boeutsh
umbojot
Schiff (das)
barkoe
barquoe
barco
Schimmel (der)
borrofi
borrofie
schlafen
en-emoll
en-e-moll
schlagen
en-jamm
en-tshamm
Schlange (die)
gofl
gofie
Schleim (der)
ne-boj
nge-botsh
Schleuder (die)
agoll
agoll
schliessen
en-nin
en-ning
Schlinge (die)
opoll
opoll
schmeicheln
en-jinn-i-ollopp
en-thinn-i-ollopp
116
45
Deutsch.
Schreibweise der Missionäre
auf Ebon.
Nach J. T. Blohm.
Nach Alf. Tetens.
Schmerz (der)
:
aniij
amieth
Schnabel (der)
wellin
welling
Schnecke (die)
mure
mure
schneiden (durch-)
en-jeb
en-theb
» (längs-)
en-se
en-se
Schnepfe
wanebi
wanebie
schön
kafell
cafell
schräge
semeimei
se-mei-mei
schrägen (Seemän. Ausdruck)
en-kerr
en-kerr
Schraubenbaum (der) o. Pandanus
joi
tshoie
schreiben
en-igurr
en-igurr
Schrot (das)
darau
daran
Schulter (die)
likaponn
liekaponn
likapunn
Schuppe (die)
sipell
siepell
Schürze (die) Frauenanzug
o n
ong
ong
schwach
buarr
buarr
pung-ingoi
Schwamm (der)
e-arromm
e-arromm
Schwanz (der)
pojenn
potshenn
schwarz
jonegeroe
tshonegeroe
schweigen
dabinonn
dabi-nonn
Schwein (das)
babi
babie
babi
Schweiss (der)
ejegoe
etsliegoe
schwer
tomall
to-mall
Schwert (das)
rasruss
ras-russ
schwimmen
en-nona-dei
en-nonga-dei
See (die)
dei
dei
Seele (die)
eiann
ejann
Segel (das)
l'lei
l'lei
lei
segeln
en-tarrek
en-tarreck
selten
en-gui
en-gui
com-gni du
(siehst?)
Seite (die)
barroba
borroba
setzen
en-briwabut
en-bringa-boot
singen
attafell
attafell
sinken
kei-iann-ma-arr
cei-jann-inga-arr
Sitte (die)
erragonn
erragonn
Sclave (der)
pimalonei
peemalongei
Sohle (die)
lanni-ei
lannie-ei
Sohn (der)
fak
fack
Sonne (die)
eiall
e ] all
117
46
Deutsch.
Schreibweise der Missionäre
auf Ebon.
Nach J. T. Blohm
Nach Alf. Tetens.
I
spalten
en-fe-fe
en-fe-fe
Spanne (die)
de
de
spät
kei-nipp
cei-nipp
Spaten (der)
bewoa
bevoa
spatzieren
kei-ianna-mallekak
cei-janna-mallekak
Speer (der)
dilak
dielak
a'delak
speeren
en-niuen-buuak
en-ningengbungak
Speichel (der)
meju
metlm
Spiegel (der)
jirrik
tliirrik
.
spitz
jum
tliuin
Sprache (die)
lumm
lungun
sprechen
en-non
en-non
marnong-uk
springen
en-ok
en-ock
Spund (der)
wellin-a-baril
welling-a-barriel
Stahl (der)
satin
sating
Stamm (der)
kewinn
kenginn
stark
pagell
pagell
Staub (der)
lit
lief
stehlen
marra-ora
marra-ora
Stein (der)
mallau
mallang
sterben
kemm
kemm
Stern (der)
tuef
tuef
aduif
steuern
en-gak
en-gack
Stiel (der)
kollenn
kollenn
stinken
crippe-bunn
crippe-bunn
Stirn (die)
lannemit
lanne-miet
stranden
kei-pil
cei-piel
Strasse (die)
connua
1 connooa
stumpf
medikedik
mediekediek
Sturm (der)
pagell niffin
, pagell nifing
suchen
euui-ba«
1 engui bau
Süden (der)
emuj
emutsh
Syrop (der) aus Toddy
üj
lietsh
Taback (der)
tabako
tabacco
Tag (der)
! rann
rann
Tagesanbruch (der)
1 leirann
leie-rann
Tanz (der)
true
true
tapfer
felue
felue
Tasche (die)
bael
bael
118
47
Deutsch.
Schreibweise der Missionäre
auf Ebon.
Nach J. T. Blohm.
Nach Alf. Tetens
Tasse (die)
lac
lae
tattuiren
agatau
agatau
tauchen
enne-lij
enne-lieth
Tausch (der)
etuek
etuek
Teufel (der)
kann
kann
Tliau (der)
wawjoll
wangtsholl
Tlieer (das)
waes
waes
Thier (das)
errje
errtshe
Thräue (die)
alue
alue
Thiire (die)
mapp
mapp
tief
tokmarr
kokmarr
opatomarr
Tochter (die)
fak
fack
tödten
en-li
en-lie
Tod (der)
iarnrn
yamm
kemm
Topf (der)
jeb
thieb
tragen
en-tau
en-tau
trauern
dadaburm
dadaburing
Traum (der)
likei
liekei
treffen
en-kenn
en-kenn
Treibholz (das)
all
all
Trepang (der)
lugull
lugull
trinken
bei, en-onomm
bei, en-onomm
moniun
trocken
kagapoll
cagapoll
Uhr (die)
eiall
eyall
umkeliren
en-suel
en-suel
umkippen
en-pollepolli
en-polle-pollie
umrühren
en-jaeljael
en-tshael-tshael
Umsehen
en-sabsab
en-sabbsabb
unten
enabut
engaboot
unterlassen
en-pak
en-pack
uneben
majerrejerr
matherretlierr
übermorgen
laulej
lang letli
übermorgen in 3 Tagen
takuf
takuf
Vater (der)
titomaninn
titomanginn
verbergen
en-mij
en-mieth
Verdeck (das)
fa n
fang
Vergangenheit (die)
kakaromm
cacaromm
vergessen
kamellautnui
kamellautnui
119
48
Deutsch.
Schreibweise der Missionäre
auf Ebon.
Nach J. T. Blohm.
Nach Alf. Tetens.
verlassen
en-pak i
en-pack
Vermögen (das)
mejaffruk
metshaffruck
verschliessen
en-nin
en-ning
vertiefen
en-fuk-ewa-la»
en- fook- enga-lang
vertreiben
en-jue
en-tshue
viel
pire
piere
pire
Vogel (der)
errje
errtslie
arta, artoe
voll
kasuk
casuk
von wo?
en-bu-u?
en-bu-u?
voraus
mb’onn
mb'onn
Vordertheil (das)
amitet-niu
amietetmu
vorgestern
fobelah
fobelang
vor-vorgestern
fobrihan
fobringan
vorüber
keiiann
ceijann
Waare (die)
mejaff
metsliaff
Wache (die)
matenek
mateneck
wachen
kei-att
keiatt
wachsen
kei-ell
cei-ell
Waage (die)
adabe-jabel
adabbe-tschabel
wahr
errogal
errogal
währen
kei-perr
cei-perr
Waise (die)
dari-beni-goe
dari-bengigoe
Wall (der)
gajaj
gatshath
Wallfisch (Cachelot) (der)
rai
raie
wälzen
en-polle-polli
en-polle-pollie
Wange (die)
line-li«ei
linge-lingei
wann
jegoe
tsliegoe
magoell
warten
en-perr
en-perr
Warze (die)
ada-meimei
ada-mei-mei
warum?
manfirn?
mangfung?
was?
ma n ?
mang?
waschen
en-luk
en-luk
Wasser (das)
rann
rann
ran
weben
en-leflj
en-le-fieth
Weg (der)
konnowa
connova
Wegweiser (Lootse)
pelu
pelu
wegwerfen
entrek
en-treck
weich
noi-noi
ngoi-ngoi
weinen
en-iur
en-jur
120
Nach Alf. Tetens.
Deutsch.
Schreibweise der Missionäre
auf Ebon.
Nach J. T. Blohm.
weiss
uj, Samara? i
uth, samarang
weit
botoril
botoriel
welcher, e, es
mini
minie
Welle (die)
na??
na/?
wenig-
boljelij
boltshelietsh
wann?
di-ien
die-ien?
werfen
en-trek
en- treck
Werth (der)
piluen
pieluen
Westen (der)
e??all
engall
Wetter (das)
la??
lang
wickeln
en-lebi
en-lebie
wiederkonnnen
en-suel
en-suel
Wind (der)
niffm
niffing
wir
gemoe
gemoe
wissen
en-na»
en-nang
wo?
ba-u
ba-u
woher?
m’ba-u
m’ba-u
Wohnung (die)
tafenn
tafenn
Wollust (die)
loatt
lo-att
wozu
komaw
comang
Wunde (die)
l’la
l’la
Wurm (der)
lolei
lolei
Wurzel (die)
likiwinn
likinginn
Yams (Ignamen)
dank, dall
dauck, dall
zählen
en-jiek
en-thie-eck
Zahn (der)
welliw-
welling
Zehe (die)
bogoli-ei
bogolie-ei
zeigen
en-pe-ei
en-pe-ei
zerbrechen
en-belik
en-beliek
zerstören
en-krippenak
en-krippenack
Zeug (das)
matt
matt
ziehen
en-greni
en-grenie
zielen
en-jedell
en-the-dell
zittern
en-darue
en-darue
zumachen
en-ni?/
en-ning
Zunge (die)
ajinn
athinn
Zwillinge (die)
ajelok
athelock
Zwirn (der)
jil-ne-matt
thiel-ne-matt
Zweig (der)
moretenrann
moretenrann
121
50
Die Thierwelt der Insel Yap ist durch die Sammlungen der Berichterstatter als auch der Schiffs-
Capitäne Heinsolin und Petersen zuerst näher bekannt gemacht worden und sollen hier namentlich die
Wirbelthiere erwähnt werden, um das Gesammtbild dieser Insel zu vervollständigen.
Von den Säugethieren des Landes ist eine grosse fruchtfressende Fledermaus Pteropus Keraudrenii
Q. und G., sowie die gemeine Hausratte gefunden worden und stellen diese beiden Tliiere, da unser
gemeines Hausschwein erst in neuerer Zeit dort eingeführt wurde, die einzigen Vertreter dieser Klasse dar.
Die Fledermaus ist ganz dieselbe Art, welche auch die Samoa und Vitiinseln in Centralpolynesien bewohnt,
mithin einen sehr weiten Verbreitungsbezirk hat. Unter den Säugethieren des Meeres ist nur der Cachelot
Physeter macrocephalus Shaw erwähnt.
Die Vogelwelt ist schon etwas zahlreicher vertreten und umfasst ungefähr zwei Dutzend Arten,
die von dort eingesandt durch die rühmlichst bekannten Ornithologen Drs. G. Hartlaub und O. Finsch
wissenschaftlich untersucht und bestimmt wurden. J) Es zeigte sich hierbei das interessante Ergebniss,
dass die eigentlichen Landvögel folgenden sieben Familien angehören : Den Melipliagiden oder Pinselzünglern,
den Muscicapiden oder Fliegenschnäppern, den Ampeliden, den Sturniden oder Staaren, den Cuculiden
oder Kukuken, den Tauben oder Columbiden und endlich den Kalliden oder Rallen. Auffallend ist das
Vorwiegen derjenigen Vogelgattungen die mehr an animalische Nahrung, besonders Insecten gewiesen sind,
da wir nur die seltene Grundtaube Plegaenas Yapensis, als ausschliesslich vegetabilischer Nahrung
nachgehend bezeichnen können; Finken und Papageien fehlen ganz. Unter den Landvögeln sind noch als
seltene Wandergäste ein Falke und unsere Raucli-Schwalbe, sowie die Haus-Schwalbe zu erwähnen und sind
diese drei Arten, als die äussersten Vorposten der europäisch-asiatischen Vögel von besonderem Interesse.
Unter den See- und Strandvögeln, die gemeiniglich überall weniger lokalisirtes Vorkommen zeigen
sind zehn Arten bis dahin bekannt, von denen ein Theil auf den meisten Inseln der Siidsee heimisch ist,
der grössere Theil aber Wandervögel darstellt, deren Brüteorte oft sehr weit entfernt liegen. Das
Gesammtbild der Vogel weit Yaps zeigt eine Zusammensetzung aus Arten mit unscheinbarem, wenig-
glänzendem Gefieder, da gerade die bunten Papageien, Eisvögel und Baumtauben fehlen, die gewöhnlich
auf diesen Inseln Vorkommen.
Wir geben nachfolgend ein Verzeichniss der von Yap bekannten Arten mit ihren Namen, welche
sie in der Sprache der Eingeborenen tragen.
I. Ordnung. Raptaffores.
Farn. Accipitres.
1. Falco peregrinus. Gmel. (Als seltener Gast ohne eingeborenen Namen.)
II. Ordnung. Passeres.
Farn. Hirundinidae.
2. Hirundo rustica. L.,
3. Chelidon urbica. L.
III. Ordnung. Tenuirostres.
Farn. Meliphagidae.
4. Myzomela rubratra Lesson. (Umei.)
5. Zosterops hypolais H. u. F. I
„ j . TT (Atenithenith.)
6. » oleagmea H. u. F. | v '
') Proceedings of tlie Zoological Society of London. 1867 pp. 828 — 832 und 1872 pp. 87 — 114.
122
51
IY. Ordnung'. Dentirostres,
Farn. Muscicapidae.
7. Rliipidura versicolor. H. u. F. (Atabrue,)
8. Monarches Godeffroyi. Hartl, (junger Vogel Golai. alter Vogel Gigi.)
Fam. Ampelidae.
9. Campephaga nesiotis H. u. F. (Astang).
V. Ordnung. Conirostres.
Fam. Sturnidae.
10. Calornis Kittlitzi H. u. F. (Apelu).
VI. Ordnung. Scansores.
Fam. Cuculidae.
11. Eudynamis tahitiensis. Peale.
VII. Ordnung. Columbae.
12. Phlegoenas Yapensis, H. u. F. (Arolit.)
VIII. Ordnung. Grallae.
Fam. Charadriadae.
13. Charadrius fulvus. Gmel. (Kuling),
14. Strepsilas interpres L.
Fam. Ardeidae.
15. Ardea sacra Gmel. (Khan,)
16. » sinensis Gmel. (Thogil.)
17. Nycticorax griseus, L. (Orror.)
Fam. Scolopacidae.
18. Numenius pliaeopus, Latli. (Gogou.)
19. Actitis incanus, Gmel. (Juaniwit).
IX. Ordnung. Anseres.
Fam. Laridae.
20. Sterna melanauclien Temrn. (Maezyez).
21. Gygis alba Sparrm.
Fam. Pelecanidae.
22. Tacbypetes minor.
Unter der Classe der Reptilien ist namentlich eine grosse zu den iguanartigen Eidechsen gehörige
Art Hydrosaurus marmoratus Wieg., die gefleckte 'Warneidechse in Menge auf Yap vorkommend zu erwähnen.
Diese meterlange Eidechse hat einen weiten Verbreitungsbezirk, denn wir finden die Art H. bivittatus, als
dessen Varietät Dumeril den H. marmoratus Wieg, bezeichnet in Ostindien, der Malabarküste, Cochinchina
Sumatra, Java und den Philippinen. Dort findet sich auch schon die Var. marmoratus. Wieg. , welche
daher wohl von dort nach Yap gelangte. Hier Galuf, wie dies Thier bei den Eingeborenen heisst, lebt
nach J. Kubary’s Berichten in den niedrigen mit Baumvegetation versehenen Tlieilen Yaps und nicht auf
den kahlen Anhöhen. In grosser Anzahl vorkommend dringt er öfters in die Wohnungen ein, wo er
Küchenabfällen und selbst dem Federvieh nachgeht. Seine Häufigkeit lässt sich aus dem Umstande erklären,
123
52
dass die Eingeborenen ihn in einzelnen Districten, wie in Tomil, ans göttlicher Verehrung, in den anderen
ans Widerwillen und Abscheu vermeiden und niemals tödten. Mit grosser Geschicklichkeit klettert der
Galuf die Cocospalmen auf und ab, wobei ihm die kräftigen Krallen sehr gut zu statten kommen. Sehr
oft kann man ihn schlafend an einem solchen Stamme 30 bis 40 Fuss über der Erde überraschen, wo er
wie angeklebt festsitzt und mit Schlingen gefangen wird. In die Krone der Palmen legen diese Tliiere
auch ihre Eier, die von weisser Farbe und circa 3 Centimeter lang sind und wie die Eingeborenen behaupten,
stets nur zu zehn in einer Blattscheidenhöhlung liegen. In dem Magen der erlegten Exemplare fand Kubary
Ueberreste von Crustaceen und Vögeln, ja in einem derselben welches in dem Hause gefangen, als es gerade
eine lebende Henne angriff und dessen fernst und Hals zerfleischte, traf er sogar 26 Scheerenpaare kleinerer
Krabben, sowie den Kopf und die Beine eines Hahnes an, was die Gefrässigkeit dieser Tliiere offenbart.
Wie alle Reptilien, hat der Hydrosaurus ein zähes Leben und nur die Zerstörung des Gehirnes oder
Rückenmarkes, durch Schuss oder Schlag tödtet ihn rasch. Eine Gabe von 5 Gr. Cyankalium brachte nur
Betäubung und Krämpfe mit sich und war das Thier nach einer Viertelstunde wieder vollständig munter.
Ausser dem Hydrosaurus marmoratus. Wiegm. finden sich aus der Ordnung der Saurier noch eine
Anzahl Schleichen oder Scincoiden, zu welcher Abtheilung auch unsere Blindschleiche gehört, die indessen
als Glieder einer Gruppe deren Arten mit vier vollständig ausgebildeten Beinen und lebhaft gefärbten
Schuppen versehen, eher unseren eigentlichen Eidechsen zu vergleichen sind. Lygosoma smaragdinum D. B„
eine prachtvoll grün schillernde Art dieser Schleichen, ferner die sehr weit über die Inseln der Südsee
verbreitet vorkommende Euprepes cyanura. Gray, sowie noch zwei weitere Arten dieser Gattung wurden
von Yap eingesandt.
Schlangenarten sind uns zwar noch keine von dieser Insel zugekommen, indess ist es kaum zu
bezweifeln, dass die überall in diesen Meeresstrichen wohnenden Hydrophiden oder Wasserschlangen auch
dort vertreten sein werden. Der Carettschildkröte (Clielonia imbricata L.) wurde schon am Eingänge
dieser Mittheilungen gedacht und auf die künstlichen Teiche, in welchen dieselben gezogen werden,
au fm erk sam gern acht.
Dei' Mangel eines grösseren Süsswassersystems auf dieser Insel, fern von Continenten, erklärt wohl
das Fehlen der Frösche, Salamander u. s. w. kurz, der eigentlichen Lurche.
An Fischen scheint nach den Angaben Kubary’s das Meer arm zu sein und die wenigen kleinen
Bäche gar keine Arten zu enthalten. Die nachfolgende Liste der wenigen in Yap gesammelten Fische
ist indess genügend um nachzuweisen, dass der Hauptbestandttheil der dortigen Fischwelt kaum verschieden
von der Polynesiens ist. Dies Resultat liess sich nach unseren Kenntnissen der geographischen Verbreitung
der Seethiere erwarten, da der ganze intertropicale stille Ocean bis zu dem Längengrade , welcher
die Osterinsel schneidet, noch zu der ausgedehnten Provinz gehört, welche man die indisch-pacifische
Region nennt.
Serranus guttatus. Blv.
» urodelus. Forst.
Pristipoma hasta. Cuv.
Upeneus oxycephalus. Blk.
Pimelepterus Waigiensis. Quoy et Gaim.
Chaetodon setifer. Blv.
» ephippium. Cuv. et Val.
» unimaculatus. Blv.
Cirrliites arcuatus. Cuv. et Val.
Pentapus aurolineatus. Lac.
124
Acantliurus ctenodon. Cuv. et Val.
Amphisile strigata. G-tlir.
Fistularia serrata. Blv.
Zanclus cornutus. L.
Platyglossus trimaculatus. Quoy et Gaim.
>' hortulanus. Lac.
Novacula Yanicorensis. Quoy et Gaim.
» taeniurus. Lac.
Julis trilobata. Lac.
Gomphosus tricolor. Quoy et Gaim.
Cbeilio inermis. Forsk.
Pseudoscarus rubroviolaceus. Blk.
» Celebicus. Blk.
Rhomboidiclithys pantberinus. Rüppel.
Belone depressa. Glhr.
Balistes aculeatus. L.
» yidua. Ri chm.
» lineatus. Blv. Schn.
» bursa. L.
Ostracion argus. Blk.
Gasterotokeus biaculeatus.
Die wirbellosen Thiere der Insel Yap sind noch zu unvollständig erforscht, um ein befriedigendes Bild
derselben zu entwerfen, und bleibt eine Beschreibung derselben für spätere Mittheilungen Vorbehalten. Ueber
einige Schmetterlinge berichtet G. Semper in diesem Hefte, auch wurden einige Coleoptera bereits beschrieben.
Aus diesen wenigen Daten über Insecten und Mollusken scheint indess hevorzugehen, dass die Fauna der
wirbellosen Thiere, namentlich der landbewohnenden Arten, die Typen der austral-malayischen Region birgt.
Diesen Berichten über Yap lassen sich hier einige Notizen Capitän A. Tetens’ über nahe liegende,
im politischen Verbände mit den Einwohnern dieser Insel stehende kleinere Inselgruppen anschliessen.
Es sind diess die Mateiotas- oder Angelulgruppe, die Makenzie- oder Ulithi-Inseln, die hohe, einzelnstehende
Insel Fais und Wolea oder die Uleaigruppe. Nach Tetens ist es eine Sage, an welche sich die Botmässigkeit
zweier dieser Inseln mit Yap knüpft, und wollen wir dieselbe hier Aviedergeben, da auffallender Weise
manche Stellen derselben, besonders das Hervorangeln von festem Lande, grosse Aelilichkeitmit den polynesischen
Mythen über die Enstehung der Inseln zeigt. Auf Ulithi hörte Tetens folgende Tradition erzählen:
Vor langer Zeit existirte auf einer Insel Namens Losiap eine Göttin, Loropp genannt, Avelche
drei Söhne hatte. Der jüngste derselben, Mathikethik, Avar der Liebling seiner Mutter Loropp.
Eines Tages gingen diese drei Brüder aus, um zu fischen, da sie aber nichts fingen, kehrten sie
unverrichteter Dinge Avieder nach Hause und Avurden daselbst angenehm überrascht, indem sie eine Menge
Lebensmittel in der Hütte vorfanden, die ihre Mutter daselbst gelassen hatte. Da zu dieser Zeit auf der
Insel Losiap nur Cocosniisse zu finden waren, wurden die Brüder neugierig, zu erfahren, Avolier die Mutter
die Lebensmittel berge schafft, und beschlossen, dass der Jüngste, Mathikethik, zu Hause sich verstecken
sollte, um das Treiben der Mutter zu beobachten. Als daher die Mutter Loropp Avieder in der Hütte
erschienen war, folgte ihr der jüngste Sohn in der Entfernung und sah, dass sie an den Strand ging, dort
bis vier zählte, worauf sie augenblicklich unter dem Wasser verschwand. Nun folgte er ihr nach zur
125
54
Stelle, wo sie so rätliselhaft entwichen war, zählte fünf, dann drei, aber vergeblich, wie er zuletzt nur
bis vier zählte, ward er sogleich unter das Wasser gezogen. Er kletterte dort im Grunde auf einen
Baum, Bulk genannt, um sich den Blicken seiner Mutter, die er dort sah, zu entziehen, diese bemerkte
seine Gegenwart, aber erkannte ihn nicht und wollte denselben fortjagen, behauptend, dieser Ort gehöre
ihrem Sohne Mathiketliik. Er gab sich ihr nun zu erkennen. »Wenn solches der Fall,« antwortete sie
nun traurig, »muss ich noch heute sterben, und dieser Platz hier, auf den Baum weisend, ist mein Grab,
und von jetzt ab in deinem Besitze, erzähle aber nie deinen Brüdern, wo dieser Ort ist.«
Nach diesem Gespräch kehrten Mutter und Sohn nach Losiap an’s Land zurück, wo die Göttin
alsbald starb und von dem Sohne ihrem Wunsche gemäss begraben wurde.
Nachdem diess geschehen, kamen die beiden älteren Brüder nach Hause und fragten sogleich
nach der Mutter, der Göttin, worauf Mathiketliik ihnen erzählte, dass sie gestorben und von ihm in dem
Meere begraben worden sei. Ueber diese Nachricht waren dieselben sehr bestürzt und blieben drei Tage
zu Hause, den Tod der Mutter betrauernd, bis endlich der Hunger sie wieder zum Fischen hinaustrieb.
Die beiden älteren Brüder hatten jeder seine Fischleine und Angel, nur dem Jüngsten fehlte
beides. Er verfertigte sich daher eine Leine aus Bast und eine Angel aus der harten Cocosnussscliale.
Also ausgerüstet fuhren alle drei in einem Kahne nach ihrem gewohnten Fischgrunde.
Die beiden ältesten Brüder fingen jeder nach dem ersten Wurfe gleich einen Fisch, der Jüngste
zog aber einen Korb voll Feldfrüchte hinauf. Beim zweiten Wurfe fingen die Anderen gar nichts, der
Letztgeborene hingegen eine Bananentraube, ebenso beim dritten einen Korb voll Ignamen, nach diesem
einen weiteren mit Taro- Wurzeln. Als er aber wiederum seine Angel herabgelassen, schien sie sich am
Grunde festgehakt zu haben. Er zog daher aus allen Kräften an seiner Leine, so dass der Kahn
umzustürzen drohte und die Brüder, ängstlich werdend, ihn baten, damit nachzulassen. Sich nicht an ihre
Bitten kehrend, arbeitete Mathiketliik weiter, bis das Ende einer Insel auf einmal über die Oberfläche
des Wassers kam. Wie diess der älteste Bruder sah, sprang er gleich vom Kahne auf dieses feste Land
und erklärte es als sein Eigenthum. Immer weiter hob Mathiketliik, bis auch das andere Ende der Insel
hervortauchte, welches nun der zweite Bruder in Besitz nahm. Wie endlich bei weiterem Einziehen der
Angelschnur die Mitte der Insel sich über Wasser hob, erklärte sich Mathiketliik selbst zum Herren
derselben. Da diess aber der beste Tlieil der Insel geworden, so machten die neidischen Brüder ihm
denselben streitig, worauf dieser, eingedenk der Bevorzugung, welche die gestorbene Mutter für ihn gezeigt,
vorschlug, dass Loropp den Streit entscheiden möge. Hiemit einverstanden, riefen die älteren Söhne ihre
Mutter herbei, aber Alles blieb still: nun liess auch Mathiketliik seine Stimme erschallen: > Loropp
o oo Loropp ! * Da erklang mit dumpfem , fast brüllendem Tone ein Wahrspruch aus der Tiefe , der
folgendermassen lautete :
Yallite vallite ho Loropp valo matscliuk mo u metchel lei i wei i yar a falli ui mo ho hi. valu
matschuk mo u matscliuk lei i i yar. Hä ä ä angoi!1)
Mit dieser Antwort war aber der Streit der Brüder geschlichtet, und sie lebten fortan zufrieden
auf dieser neuen Insel, die sie Fais nannten.
Ueber das weitere Schicksal jener merkwürdigen Angel erzählt die Tradition ferner, dass nach
einiger Zeit die (Lei Brüder die Insel Fallalep auf Ulithi besuchten und auf dieser Heise dieselbe mitnahmen.
aber unglücklicher Weise dort verloren und ohne solche nach Fais zurückkehrten. Die Angel wurde in
späteren Zeiten von einem Eingeborenen Fallaleps gefunden und von diesem nach Yap gebracht, wo sie
ihm nach Erzählung der wunderbaren Geschichte, die sich daran knüpfte, ebenfalls abhanden kam. Eine
') Den Sinn dieser Worte einer uralten Sprache konnten die Eingeborenen Tetens nicht übersetzen.
12G
Frau von Gassapar, einem kleinen Orte auf Yap, die mit einem Häuptling von Eil-eil verheirathet war,
fand dieselbe und brachte sie nach Gassapar. Die Erzählung von der fabelhaften Kraft des Fischhakens
verbreitete sich über die Insel, so dass die Häuptlinge von Gassapar ihren Göttern ein Dankopfer brachten
in den glücklichen Besitz dieses mächtigen Instrumentes gelangt zu sein. Noch heutigen Tages ist ein
solcher Haken dort aufbewahrt und erklären die Priester, dass mit dem Untergang desselben, auch der der
Insel Fais verbunden sei. Um einer Zerstörung derselben, mit welcher Yap stets drohen kann, vorzubeugen
sind die Bewohner von Fais allen Wünschen der Yapliäuptlinge gehorsam, so stark ist noch der Glaube
an diesen Mythus.
Eine ähnliche Sage knüpft sich an eine Göttin Isserie und an ein Beil das auf Yap vergraben
liegen soll, bei dessen Ausgrabung die Ulithiinseln in der Gefahr stehen von der See verschlungen zu
werden. Mit diesem Glauben hält Yap auch jene Gruppe in fortwährender Tribut pflichtigkeit.
Nach diesem Berichte Tetens wäre es also hauptsächlich religiöse, mythologische Anschauung und
Furcht, welcher Yap seine Herrschaft über diese Inseln verdankt. Doch kann man hierbei nicht ausser
Auge lassen, dass diese zur See mächtigen und streitbaren Insulaner jenen uralten Glauben wohl nur als
Unterstützungsmittel ihrer physischen Gewalt weiter cultiviren und auch ohne denselben im Stande wären
die wenigen Einwohner dieser kleinen Inselgruppen sich unterthänig zu machen, wie es mit den Bewohnern
der Matelotas- und Uleai-Inseln geschieht.
Zur näheren Kenntniss der Insel Fais oder Feys fügt der Berichterstatter nichts neues hinzu,
hingegen finden wir einige Angaben über die 1545 schon von Villalobos besuchten Ngoliinseln nach ihm
Matelotas genannt, weil die Eingeborenen, welche schon früher mit spanischen Schiffen verkehrt hatten,
seine Leute mit den Worten »buenas dias matelotas! « begrüssten. Von späteren Seefahrern wurden
dieselben auch Lamiliork genannt und sollen nach Tetens die Einwohner ihre Heimat Angelul heissen,
was dem früheren Namen Ngoli am nächsten käme. Durch die weit ausser Sicht des Landes reichenden
Riffe, verbunden mit der starken Strömung, sollen die Matelotas zu der gefährlichsten Stelle dieser
Gewässer werden, und sich annähernden Schiffen, namentlich in der Nachtzeit, die grösste Vorsicht zu
empfehlen sein. Im Jahre 1834 strandete daselbst der Schooner Dasli von Boston und 18G4 das Vollschiff
Ebba Brake. Das Lagunriff von Angelul ist von unregelmässig länglich ovaler, fast dreieckiger Form,
dessen längste Seiten nach Ost und West gekehrt sind. Auf diesem Riffe, dessen Lagune einen
Längendurchmesser von 11 nautischen Meilen hat, liegen 6 Inseln, von denen zwei mehr isolirt im Norden,
vier im Süden und Südwesten des Riffringes hinter einander liegen, aber durch tiefe Passagen getrennt
sind. Ausserhalb der Lagune, 4 — 5 nautische Meilen ab in nordwestlicher Richtung, findet sich ein
isolirtes V förmiges Corallenriff, das einen Seeraum einscliliesst mit einer Tiefe von höchstens 1 — 2 Faden.
An dem südlichsten Tlieil des Lagunriffs sind zwei tiefe Passagen, von denen die im Süden gelegene die
beste für einsegelnde Schiffe ist. In der Passage finden die Schiffe nahe einer Insel guten Ankergrund
auf 2 — 12 Faden Tiefe.
Die Bewohner der Inseln haben dieselbe Tracht und dieselben Sitten als wie die Yapinsulauer,
auch haben sie durchgeh ends ein gesundes, kräftiges Aussehen, obgleich nur von Cocosnüssen und Fischen
lebend. Ihre Todten versenken sie ins Meer. Die Gesammtzahl der dort lebenden Menschen schätzt
Tetens auf 80— 100 und weist nach dass sie dem südlichen Distrikte Yaps, an Crurr, tributpflichtig sind.
Ueber die Mackenzie- oder Ulithigruppe liegen ebenfalls nur dürftige Notizen von Tetens vor und
dürfte das nachfolgend gegebene kurze Vocabulär vielleicht noch die interessanteste Bereicherung unseres
Wissens über dieselbe sein. Aus demselben geht nämlich eine grosse Sprachverschiedenheit mit dem so
nahe liegenden Yap und eine Annäherung zu den polynesischen Dialekten hervor.
127
56
Die ganze Gruppe bestellt aus zwei Lagunriffen, von denen das eine östlich gelegene fünf kleine
unbewohnte Inseln, das andere mehr westlich gerichtete deren 25 aufweist. Von den letzteren sind die
nennenswerthesten Moggomog, Fallalep, Assur, Fendri und Magin. Fallalep ist die grösste und bevölkerste
derselben und heisst die Ortschaft, in welcher die sämmtliclien Einwohner 300 an der Zahl in 60 — 70 Hütten
zusammenwohnen, Yelli. Diese zerfällt übrigens in zwei politisch getrennte Tlieile, den westlichen Matliillewel
und den östlichen Mototar. Beide Dorfabtheilungen werden von je zwei Häuptlingen regiert, doch ist
Mototar in abhängiger Stellung von Matliillewel. Die Hütten sind klein und armselig gebaut, aber reinlich
gehalten und wegen ihrer Rohrgeflechtwände, die den Wind durchlassen, kühl und angenehm. Auf der
Insel Moggomog, als dem Hauptort der ganzen Gruppe, wohnen die beiden regierenden Häuptlinge Giurr
und Rönneme. Die Bevölkerung der ganzen Mackenzie gruppe ist 700 Köpfe stark und von ähnlicher
Race, wie die Yapinsulaner, nur etwas dunkler. Von kräftigem wohlgebildeten Körperbaue sind diese
Einwohner doch nur auf kärgliche Nahrung, bestehend aus Cocosnüssen, Palmsaftsyrup, Pandanusfrüchten
und Fischen angewiesen. Sie sind ein thätiges, arbeitsames Völkchen, das wie bereits erwähnt, alle Matten
und Bits, die in Yap getragen werden verfertigt und als Tribut dahin abliefert.
Kurzes Vocabulär der Sprache der Mackenzie-Insulaner.
Abend (der)
sabong
essen
mangei
Asche (die)
talang
Essen (das, die Lebensmittel)
magoi
alle (zusammen)
targell
alt (beim Manne)
tommei
Faden (der)
singotf
» ( » AVeibe)
locltip
Farbe (die)
kamess
Angel (die)
kei
Feile (die)
wei
arm
tiggofogei
Fest (ein)
erreliu
Fingerring (der)
ik
Beil (das)
tellebell
fischen
angikle
Bekleidung (die der Frauen)
siwall
Fisch (der fliegende)
mangr
blind
kametowoss
Flasche (die)
milloer
Bräutigam (der)
ikamei
Fledermaus (die) [Pteropus]
patsch
Brennholz (das)
wawi
fliegen
kakingok
bringen
ola, saeka
Fliege (die)
lang
Brodfrucht (die)
mei
Frau (eine)
wei well
frech
kolfoi
Cocosnuss (die reife)
mangass
Fremde (der)
ripsitsch
>' ( » unreife)
uup
Freund (der)
marreri
Canoe (das oder der Kahn)
vaa
früh (morgens)
limali
Fussmatte (die)
topogan
Delirium
suppatho
denken
yoredäppo
Gedanke (der)
letli-a-pi
Dunkelheit (die)
saruth
geben
gnalli
gehen (fort)
etni
Ei (das)
pediell
Gefäss (das)
togok
Eisen (das)
parran
genug
meile
128
gestern
lolo
gestern (Abends)
fakoif
gross
palingaling
gut
mamei
habsüchtig (geizig)
inwerrir
Haus (dbs)
imm, fall
Handkorb (der)
bottan
Haifisch (der)
boko
Hunger (der)
gelok
heute
rari, skola
Himmel (der)
lang
Huhn (das)
maluk
hinzufügen
sawe-siu
ja!
eorr !
ich, du. er (sie)
nang, keil, i
Kamm (der)
makell
klein
pattiketik
Kind (das)
loinm
Kopfschmerz (der)
matto-ket
kommen
kadok, sabudok
(her)
mega
Korb (der)
tangretli
Kranz (der)
opi
Küche (die)
walam
Leibschmerz (der)
warrek-kassi
Löffel (der)
ae-dith
Lügner (ein)
oworrigem
Mann (der)
maul
Matte (die)
tshoep
mehrere (Personen)
eremis
Messer (das)
sarr
Mittag (der)
sategeth
Mond (der)
marrum
Mondlicht (das)
warra-marrum
Morgen (der)
waalsue
morgen
vorassi
übermorgen
wattelingell
Mücke (die)
lamm
Mutter (die)
sillem
Muschel (die)
garsch
Nacht (gute)
samseranang
Nachmittag
sappellior
nach und nach
fataet
närrisch, verrückt
emiuleth
Nähnadel (die)
thelli-mangok
neulich
rallua
niedersetzen (sich)
omiliga
Perle (die)
jeiss
Puls (der)
ethethetf
rächen (schmerzen)
tokeroi, wareck
Ratte (die)
ketli
rauchen
iiel
roh
armeth
Salzwasser (das)
teth
Sand (der)
Pi
sagen
kongeli
Säge (die)
rara
Schande (die)
samerr
Schilf (das)
wawalli
schlecht
teicutf
Schmerz (der)
warrek
schmutzig
ejurr
setzen (sich nieder)
omiliga
Sonne (die)
jall
spatzieren
katamu
Spiegel (der)
pipi
Staar (der) [Calornis, Kittlitzi |
melli
stark
ekel
Stein (der)
fass
Strom (der)
joss
Südwestwind (der)
larek
Tageslicht (das)
satik a-jall
taub
talangewatt
Tauwerk (das)
tall
Topf (der)
rao
todt
samiss
träge
satogi
Trepang (der)
pinnepin
Vagant (der)
tonebal
Vater (der)
tomam
8
viel
potullup
Windstille (die)
malili
vernünftig
errepi
Wohlgernch (der)
mameiwoll
Wolke (die)
thormi
wahr
tessirell
woher
a mea
waschen
dnerne
Wasser (das)
tschall
Zeug (das baumwollene)
mangok
warten
nthi
Zunge (die böse)
ptrullup, apattapat
Welt (die)
weiling
» (die geläufige)
taffareall
weinen
satan, dann zürnen
sassik
wenig
tetrnllup
Zahlen
der Mackenzie-Sprache,
verglichen
mit denen des polynesischen Dialects der Bewohner Samoa's.
1 = jolis
(tasi
Samoasprache)
00 — ollag
2 = ruo
(Ina
)
70 = visak
3 = jall
(tolu
)
80 = wallak
4 = vang
(fa
)
90 = tliouak
5 = limm
(lima
)
100 — seboukith (selau
Samoasprache)
6 = oll
(ono
)
200 = rialboukith (lua-selau
)
7 — viss
(fitu
)
300 = selliboukith (tolu- »
)
8 = vall
(valn
)
400 = faboukith u. s. f.
9 — din-ser
(iva
)
500 = limboukith
10 = sek
(sefnln
)
(300 =- ollaboukith
20 == riak
(lua-sefulu
)
700 = visseboukith
30 = selik
(toln »
)
800 — wallaboukith
40 = fak
u.
s. f.
900 — theolboukith
50 — liinag.
1000 = sangrass (afe Samoasprache)
Auf der Insel Yap gesammelte Schmetterlinge und deren
Verwandlungsgeschichte.
Von
Georg Semper,
Hierzu Tafel VIII.
Die Schmetterlinge, auf welche sich nachfolgende Notizen beziehen, wurden von I. Kubary vom
September bis December 1870 auf Yap gefangen und zum Theil aus der Raupe gezogen. Bei Arten, von
denen gefangene und gezogene Exemplare vorliegen, sind letztere immer kleiner, Avas ich aus dem Grunde
liier hervorheben möchte, Aveil einige Sphingiden, die nur in gezogenen Exemplaren geschickt sind, gegen
solche von anderen nahe liegenden Fundorten in FliigelAAreite sehr zurückstehen.
A. Rliopalocera.
I.
Papilionidae.
1. Papilio Alplienor, "Gramer.
ö* P. Ledebouria, Eschscli. Vov. Kotz. T. 3, Fig. 7. $ P. Alplienor, Cram. Pap. Exot.
T. 90, Eig. B.
Raupe, Fig. 1, 2, 15, 16. Puppe, Fig. 3, 17, 18.
Mit den von den Philippinen und Palau-Inseln erhaltenen Exemplaren dieses Falters genau
übereinstimmend in Grösse und Zeichnung. Auffallend ist nur, dass die unter den fünf gesandten
Exemplaren sich befindenden zAvei Weibchen von der geschwänzten Form Alplienor, Cram. sind, während
ich von den naheliegenden Palau-Inseln bisher nur die mit dem Männchen übereinstimmende ungeschwänzte
Form des Weibchens sowohl von der Insel Babelthaub, als auch von Coröre erhalten habe. Auf den
Philippinen, wo beide Formen Vorkommen ist die geschwänzte die vorherrschende: unter den von dort
erhaltenen Exemplaren waren 175 ^ 17 $ ungeschwänzt und 62 $ geschwänzt. Bei letzteren ist der
meistens spatelförmige Ansatz der Hinterflügel ebenfalls dem Variiren unterworfen. Ich besitze sogar ein
Exemplar, avo derselbe bis auf eine zahnförmige Verlängerung, Avie bei Pap. Agamemnon zusammengeschrumpft
ist, und nur die Hälfte der durchschnittlichen Länge hat (5 mm. bei 90 mm. Flügelweite).
Die Raupe lebt auf Yap auf Avilden Orangenbäumen, deren dicke Blätter sie frisst. Die junge
Raupe unterscheidet sich von der alten durch einfachere Zeichnung. Die Puppen kommen verschieden
gefärbt vor, die dunkleren AAÜe Fig. 3, die anderen hellgrün, mit hellgelber unterer Fläche. Nach Kubary’ s
Notizen geben diese letzteren Puppen Falter ohne geschwänzte Hinterflügel.
Von den zu dieser Art gehörenden Abbildungen sind Fig. 1, 2, 3 nach Kubary' s Zeichnungen von
Yap und Fig. 15 bis 18 nach Zeichnungen von Anna Semper atou der Philippinen Tnsel Bohol. (Vergl.
Verband! der k. k. zool. botan. Gesellschaft, Wien 1867. pag. 697.) AVie a. a. O. mitgetheilt. glaubte
ich aus den Notizen Aron Anna Semper schliessen zu können, dass auf Bohol die hellgrünen Puppen die
gesclnvänzte Form des Weibchens geben, während Kubary’ s Notizen von Yap gerade das Gegentheil
besagen. Sehr wahrscheinlich wird es mir hiernach, dass die Puppenfarbe in gar keinem Verliältniss zum
Geschlecht oder zu der Form des Falters steht.
131
(50
Ueber Puppenruhe sind von Kubary keine Angaben gemacht, dieselbe ist wahrscheinlich 3 Wochen.
Gefangen und gezogen im November, Raupe im October.
Flügelweite gef. 90 mm., gez. 87 mm. $ gez. 88 mm.
Die kleinen Verschiedenheiten, welche die Raupen von den Philippinen und Carolinen gegen
Horsfield’s Abbildungen von Raupen von Java zeigen, (vergl. Horsf. descript. Cat. of Lepidopt. Insects,
pl. III, Fig. 1, 2) haben mich bestimmt der Trennung der vicariirenden Formen des P. Pammon in mehrere
Arten zuzustimmen. Ich kann aber nicht, wie dies Wallace und neuerdings Kirby in seinem synonymic
Catalogue of diurnal Lepidoptera getlian haben, vier verschiedene Arten anerkennen. Nach meiner Ansicht,
gewonnen durch Vergleichung von vielen, von den verschiedensten Fundorten mir vorliegenden Exemplaren,
haben wir zwei Arten:
Pap. Polytes Pammon.)
Pap. Alplienor (</ Ledebouria.)
Dieselben unterscheiden sich vor Allem dadurch, dass bei den Männchen auf der Unterseite der
Hinterflügel die äusseren sichelförmigen Flecken bei Polytes gelb und klein, bei Alplienor weiss und gross
sind. Ausserdem haben die Polytes Männchen ebenda ausserhalb der weissen Fleckenreihe nach dem
Innenrande zu eine schwache blaue Bestäubung, welche bei Alplienor fehlt.
Der Verbreitungsbezirk ist für Polytes der Indische Continent, China und die Sundainseln, für
Alplienor Celebes, die Molukken, Philippinen und Carolinen. Jede Art theilt sich in zwei Formen, die erste,
Polytes, in eine continentale und eine insulare, die zweite, Alplienor, in eine auf Celebes, den Philippinen,
Carolinen und Molukken mit Ausnahme von Batjan, Djilolo und Morotai, und eine auf diesen letzteren
Inseln vorkommende, von Felder Nicanor genannte Form. Der Hauptunterschied zwischen den beiden
Formen jeder Art besteht in dem mehr oder weniger prononcirt auftretenden spatelförmigen Schwänze der
Hinterflügel. Da aber wie oben bereits gesagt, dieses Merkmal durchaus nicht constant ist, so kann ich
es nicht für genügend zur Trennung in verschiedene Arten erachten.
TI.
Pieridae.
2. Pieris (Tachyris) Ada, Gramer.
Cram. Pap. exot. T. 363, Fig. C. D. $. Sn. v. Vollenh. Monogr. des Pierides pl. 5, Fig. 3.
Raupe Fig. 4. Puppe Fig. 5.
In der Zeichnung in beiden Geschlechtern übereinstimmend mit mir vorliegenden Exemplaren von
Ceram, Ambeina, Salawatty, Tijoor und Aru, aber kleiner als von allen diesen Fundorten. Ganz genau,
auch in der Grösse übereinstimmend mit Exemplaren von den Palau-Inseln, wo diese Art sehr häufig ist.
während sie auf den Philippinen fehlt. Auch aufYap scheint sie häufig zu sein, da von ihr 17 Exemplare
gekommen sind, gegen 4 oder 5 von den anderen Arten.
Ueber die Verwandlungsgeschichte hat Kubary nichts weiter notirt, als dass die Puppenruhe
7 Tage dauert.
Gefangen und gezogen im September und October.
Flügelweite cf gef. 60 mm., gez. 56 mm.
» ¥ » 54 » » 43 — 47 »
Die Bezeichnung der Eingeborenen für diese Art ist »Burak.«
Wie mir die von den Palau-Inseln erhaltenen 117 Exemplare beweisen, die sämmtlich bei Aibukit
auf Babelthaub gefangen sind, giebt die mehr oder weniger intensive Färbung der Unterseite der Hinterflügel
keinen Anhaltspunkt zur Trennung in verschiedene Arten. Die Farbe variirt bei denselben vom einfarbigen
132
satten orange bis zum hellei trongelb bei den Männchen und selbst bis zum weiss bei den Weibchen.
Auch der Ton der weissen Grundfarbe der Oberseite des Weibchens variirt vom gelblichen bis zum
bläulichen weiss. (konstanter ist die Breite des schwarzen Aussenrandes der Hinterflügel, besonders bei
den Männchen. Derselbe ist am schmälsten bei Exemplaren von den Carolinen, denen nach meiner
Sammlung die von den Aru-Inseln zunächst stehen , während die Exemplare von den , den Aru-Inseln
nahe liegenden Kei-Inseln und von Tijoor den breitesten schwarzen Aussenrand haben.
3. Terias Hecabe, Linne.
Ganz gleich mit Exemplaren von den Palau-Inseln und den Philippinen, nur etwas kleiner als die
grössere Menge von den letzteren Inseln.
Gefangen im September und November.
Flügelweite 35 bis 36 mm.
in.
Nymphalidae.
4. Junonia Vellida, Fabr.
Mit Exemplaren von Neu-Süd- Wales, den Samoa- und Palau-Inseln übereinstimmend. In der
Grösse mit den australischen gleich und etwas grösser als die von den Palau-Inseln.
Gefangen im November.
Flügelweite 43 bis 45 mm.
5. Diadema Auge, Gramer.
d" Pap. Auge, Gram. Pap. Exot. t. 190. Fig. A. B.
? Pap. Iphigenia, Cram. 1. c. t. 67. Fig. D. E.
Raupe Fig. 6. Puppe Fig. 7.
Von dieser Art sind nur ein Männchen und drei Weibchen gekommen, die mit den angezogenen
Abbildungen Cramer’s übereinstimmen, abgesehen von der Grösse. In dieser stimmen dieselben mit meinen
Exemplaren von den Palau-Inseln überein, während solche von den Philippinen, besonders von Mindanao,
erheblich grösser sind.
Die Raupe flndet sich ganz gleich gezeichnet auf Yap, Ebon und den Samoa-Inseln, lebt lange
ausgewachsen und verpuppt sich dann sehr rasch. Die Puppen hängen gestürzt überall an Bäumen, alten
Steinen u. s. w. und entwickeln sich nach 12 Tagen.
Gezogen im November.
Flügelweite cP 60 mm., ? 63 — 78 mm.
IV.
Satyridae.
6. Cyllo Leda, Linn 6.
Pap. Leda, Gram. Pap. Exot. t. 196. Fig. G. D.
Nicht kleiner als Exemplare von den Palau-Inseln und den Philippinen, und mit ersteren beiderseits
genau übereinstimmend, sowie auch mit einem mir vorliegenden Exemplare von den Fidji-Inseln. Färbung
und Zeichnung sind genau wie in den citirten Abbildungen.
Gefangen im September.
Flügelweite 58 — 62 mm.
133
62
B. Heterocera.
i.
Sphingidae.
7. Chaerocampa Nessus, Drury.
Spliinx Nessus, Drury, 111. Exot. Ins. II. t. 27. Fig 1.
Von mir vorliegenden Exemplaren von Nord-Indien, den Philippinen und den Palau-Inseln nur durch
geringere Grösse unterschieden. Während meine Exemplare von
Nord-Indien 1 15 — 125 mm.,
den Philippinen 105 — 115 >
den Palau-Inseln 90 — 100 »
messen, misst das eine von Yap gesandte nur 72 mm. Dem wohlerhaltenen, frischen Aussehen nach zu
schliessen, scheint mir dasselbe aus der Kaupe gezogen zu sein, es fehlen aber jegliche Notizen darüber.
8. Chaerocampa Thyelia, Linne.
Sphinx Thyelia, Cram. Pap. Exot. t. 226. Fig. E.
Die beiden aus der Raupe gezogenen Exemplare stimmen genau mit obiger Figur Gramer s überein,
nur dass die Frangen der Vorderflügel nicht roth, sondern roth-braun sind. In der Grösse stimmen beide
mit andern mir vorliegenden Exemplaren von Nord-Indien, Java, den Philippinen und Cap York überein.
Die Raupe hat Augenflecke auf allen Segmenten.
Die Puppe ruht 14 Tage.
Gezogen im December.
Flügel weite 55 mm.
9. Chaerocampa Celerio, Linne.
Raupe Fig. 8, 9, 19. Puppe Fig. 10, 20.
Von dieser weit verbreiteten Art liegen mir Exemplare vor von den Balearen, Port Natal, den
Philippinen, Yap, Amboina, Sydney und den Samoa-Inseln, von deren Herkunft nur das eine von Amboina
zweifelhaft ist, welches ich durch einen Händler erhalten habe. Die Exemplare von den Philippinen und
Yap stehen in Bezug auf die Intensität der Silberstriche den australischen zunächst, während die von
Upolu (Samoa-Inseln) den europäisch-afrikanischen näher stehen. In Grösse sind sich alle so ziemlich
gleich, und nur auf Upolu bleiben sie darin etwas zurück.
Auf der beigegebenen Tafel habe ich ausser Kubary's Abbildungen von den ersten Ständen dieser
Art auch die von Anna Semper auf Boliol gemachten wiedergegeben, da ich, wie ich nachträglich bemerkt
habe, in meiner Arbeit über die philippinischen Raupen (Verliandl. der k. k. zool.-botan. Ges. in Wien.
1867, p. 700) bei dieser Art irrtliümlicli Moore’s Abbildung in seinem Catalogue of the Lepid. Ins. in the
East India Mus. pl. XI, Fig. 1 citirt habe, die aber ein ganz anderes Thier vorstellt.
Fig. 8 zeigt die Raupe im Jugendalter, Fig. 9 im ausgewachsenen. Die Dauer des Raupenstandes
ist verschieden, scheint aber nicht über acht Wochen zu dauern. Die ganz kleinen Raupen sind hellgrün,
ohne Zeichnung aber mit deutlichen Augenflecken. Später entwickelt sich vom Afterhorn bis zu den
Augenflecken an jeder Seite eine weisse Linie, die Segmente werden punktirt, die Stigmata gelb.
Ausgewachsen erreichen sie eine Grösse bis zu 70 mm. und verändern vor dem Verpuppen ihre Farbe
indem sie dunkler werden. Wie auf Bohol, so zeigen auch auf Yap die Raupen eine grosse Veränderlichkeit
in der Färbung.
134
Sie leben in den Pflanzungen von Anim escnlentum und verpuppen sich ant' der Erde zwischen
zusammengesponnenen Blättern. Nach drei bis vier Tagen ist die Verwandlung zur Puppe vollzogen,
welche 10 — 14 Tage ruht bis der Schmetterling erscheint.
Nach Mittheilungen von Dr. G raffe, gehört diese Art auf den Samoa-Inseln zu den am häufigsten
dort vorkommenden, und leben die Raupen dort ebenfalls von Arum escnlentum.
Gezogen im September — October
Fitigelweite 67 — 72 mm.
10. Sphinx Convolvuli, Linne.
Das aus der Raupe gezogene Paar ist in Grösse und Zeichnung den australischen Exemplaren von
Sydney und Cap York gleich, aber etwas kleiner als philippinische und Exemplare von Upolu, Roratonga
und Tahiti. Bei den Südsee-Exemplaren ist die Zeichnung auf den Hinterflügeln, zumal bei den Weibchen
verwischter als bei den australischen und philippinischen.
Die Raupe lebt auf Yap von den Blättern der Batatas edulis. Sie hat erwachsen, an jeder Seite
des ziemlich grossen Kopfes einen breiten, schwarzen Strich. Auf den Seiten sind sieben, oben schwarz
unten weiss, schräge von hinten nach vorne herabgehende Striche, deren letzter an der Hornbasis anfängt
und über zwei Glieder geht, während die übrigen sechs je auf einem Glied für sich sind, so dass die
ersten Glieder ohne solche Striche bleiben. Die drei Fusspaare sind schwarz, die Stigmata ebenfalls.
Ueber die Grundfarbe der Raupe hat Kubary keine Notizen gemacht. Die Puppe gleicht der europäischen
vollkommen, sie ruht 14 — 18 Tage.
Gezogen im December
Flügelweite cf 71 mm. ? 88 mm.
II.
Lithosiidae.
11. Nyctemera integra, AValker.
Walk. Catalogue of Lepid. Het of the Brit. Mus. XXXV. pag. 1879.
Raupe, Fig. 11. Puppe, Fig 12.
Walker führt die Philippinen als Fundort dieser Art an. Diese Angabe beruht aber auf einem
Irrthum, der, wie ich mich durch persönliches Untersuchen in London überzeugt habe, dadurch entstanden
ist, dass ich gleichzeitig philippinische und palaensisclie Schmetterlinge an Sam. Stevens nach London
geschickt hatte, ohne jedes Exemplar gehörig zu bezeichnen. So kam ein Theil der Palau Schmetterlinge
in die Sammlung des british Museum irrthümlich als von den Philippinen stammend, darunter zwei neue
Arten, deren eine diese Nyctemera ist. Die zweite Art ist Euploea abjecta Butler, über welche demnächst
ausführlicher zu berichten ich augenblicklich grosse Hoffnung habe.
Auf den Philippinen, von denen ich neun verschiedene Arten des genus Nyctemera erhalten habe,
fehlt Nyctemera integra, welche ich ausser von Yap und den Palau-Inseln nur von Morotai besitze. Die
Exemplare von diesem letzteren Fundort sind etwas grösser als von Yap und Palau und haben am Hinterleibe
die Unterseite weiss statt gelb, sowie auf der Oberseite, bei den ersten Ringen, ein weisses statt eines
gelben Bandes.
Die Raupe wird bis 30 mm. lang und verpuppt sich in einem Gespinnst. Der Falter erscheint
nach sechs bis neun Tagen Puppenruhe.
Gezogen im November.
Flügelweite cf 35 — 38 ?
135
35 — 41 mm.
64
III.
Pyralidae.
12. Botys multilinealis, Guenöe.
Guen. Delt, et Pyral. p. 337. pl. 8. Big 11.
Raupe, Fig. 13. Puppe, Fig. 14.
Von dieser weitverbreiteten Art besitze ich Exemplare von Nordindien, den Philippinen, Ceram und
den Samoa-Inseln, die in Grösse und Zeichnung alle mit dem Exemplar von Yap übereinstimmen. Die
Farbe der dunklen Zeichnungen ist mitunter, jedoch unabhängig vom Fundort, etwas heller, wodurch das
Aussehen im Ganzen heller wird.
Die glatte Raupe ist grünlich durchschimmernd, Kopf und erstes Glied oben schwarz. Sie lebt
in eingerollten Blättern. Der Falter erscheint nach acht Tagen Rippenruhe.
Gezogen im October.
' Flügel weite 26 mm.
Wie sich aus den vorstehenden Mittheilungen ergiebt, bildet die lepidopterologische Fauna von Yap
einen Theil der weiteren Westcar olinischen oder palaensisclien Fauna. Bei der geringen Zahl, die Kubary
von Yap gesandt hat, halte ich es desshalb für geboten, eine nähere Besprechung der Verhältnisse dieser
Fauna aufzuschieben, bis die in Aussicht stehenden grossen Sammlungen, die Kubary auf den Palau-Inseln
gemacht hat, in Verbindung mit den durch meinen Bruder von dort erhaltenen Insecten, es mir möglich
machen werden, von der Lepidopteren-Fauna der Palau Inseln ein vollständigeres Bild zu geben.
136
Neue Nacktschnecken der Südsee,
malacol ogische Untersuchungen
VOH
Dr. K. Bergli
(Kopenhagen).
ln dem so reichhaltigen Museum Godetfroy landen sich verschiedene neue oder wenig bekannte
Formen von »Nacktkiemern. < Dieselben, zum grössten Theil ans den Einsanimlungen von Andrew (larrett
und Dr. E. Graeife herrührend, wurden von Herrn C. Godetfroy freigebig- mit den angehörenden Notizen
und Abbildungen zu meiner Verfügung gestellt, nur mit der Verpflichtung, die Untersuchungen im zu
erscheinenden Journal des Museums zu publiciren: sie werden somit nach und nach in den Heften des¬
selben erscheinen.
1.
PHYLLIDIADAE.
Die Phyllidien wurden schon 1796 vonCuvier1) aufgestellt, von Lamarck und Hose in ihren nicht
lange nachher erschienenen grösseren systematischen Arbeiten adoptirt. Das Geschlecht stand dessen ohn-
geachtet sehr unvollständig characterisirt da bis zu der erweiterten Kenntniss desselben, die aus einer in 1804 2)
publicirten anatomischen Untersuchung von Cuvier hervorging. Auf derselben gestützt stellte Blainville 3)
die Phyllidien als Typus einer eigenen Gruppe von Mollusken, der Inferobranchiaten. auf, welche von Cuvier in
seinem kurz nachher (1817) erschienenen »Regne minimal < (etwas unzweckmässig geändert) adoptirt wurde.
Die Gruppe der Phyllidien war wohl in neuester Zeit mit zwei neuen Geschlechtern bereichert
worden, mit den Fryerien von Gray, nach einer unlängst bekannt gewordenen Art aufgestellt, und mit den
Hypobranchaeen von Adams, die auf einer neuentdeckten Form gegründet waren. Die letzten werden wahr¬
scheinlich anderswo hinzubringen sein, 4) und die Kenntniss der Gruppe stand somit last ungeändert nie
in den Zeiten von Cuvier, bis dieselbe vor einigen Jahren (1869) durch mich mittelst eines ziemlich um¬
fassenden. meist aus den Einsammlungen von Dr. C. Semper herstammenden Materiales einer eingehenden
Bevision 5) unterzogen wurde.
Diese Thiere sind in den allgemeinen Formverhältnissen den typischen Doriden und auch im inneren
Bau einigermassen den Doridopsen ähnlich: sie zeichnen sich durch eigenthümliche Farbenzeichnung aus.
An dem Rücken finden sich am mittleren Theile immer Erhabenheiten, die entweder in mehreren (3)
Längsreihen oder in Quincunx-Figuren geordnet sind. Der breite Randtheil des Rückens dagegen ist
immer mit Erhabenheiten geziert, die dem Rande nach entweder radienartig oder parallel geordnet sind.
‘) Sur un uouveau genre de Mollusque. Pliyllidia. — Bull, des sc. par la soc. philom. I. p. 105.
-2) Arm. du mus. V. p. 266—276.
3) Premiere Classification. 1814.
Prodrome d’une nouvelle distribution System, du Regne animal. — Journ. de physique. T. LXXX1I1. 1816. p. (244 — 267)
255. Bull, de la soc. philom. 1816. p. (113 — 124) 122.
4) Vgl. über die Ilypobranchiaeen meine hierher gehörende (Pliyllidia) Monographie (1. c. p. 359) Ich habe übrigens
vor mehreren Jahren einen einigermassen Doris-ähnlichen Mollusk aus dem atlantischen Meere beschrieben . das Geschlecht
Corambe. das möglicherweise mit den Ilypobranchiaeen identisch wäre (vgl. auch meine Beitr. zur Kenntniss der Moll, des
Sargassomeeres. — Yrli. d. zool. bot. Ges. in Wien. XXI. 1871. p. 1293 — 1297. Taf. XI. Fig. 21 — 27: T. XII. Fig. 1 — 11).
5) ßidrag til en Monographie af Phyllidierne. Naturhist. Tidsskr. 3 R. V. 1869. p. 358 — 542. Tab. XIV — XXIV.
137 9
6G
Vorne an dem Rücken, an der Spitze der zwei lateralen Längswülste, finden sich die Rhinophoröffnungen,
an dem hinteren Ende der medianen die äussere Rectalöffnung, wenn dieselbe sich nicht (wie bei Fryeria)
zwischen Rücken und Fusse, den Kiemenring unterbrechend, findet. An der Unterseite des (Rücken-) Mantels
zur Seite übergehend finden sich die quergestellten Kiemenblätter, die zusammen gleichsam einen Ring
bilden, der nur vorn durch den Kopf und in einer kleinen Strecke an der rechten Seite durch die Genital¬
papille unterbrochen ist. Innerhalb der äussern Analöffnung liegt die Analröhre und rechts an seinem
Grunde der Nierenporus. — Die Genitalpapille zeigt eine doppelte Oeffnung, eine äussere für das
Vestibulum genitale (mit dem Penissacke und der Vagina) und eine innere für den Schleimdrüsengang. —
Der Fuss ist breit, niedrig, zum Kriechen gebildet, vorn gerundet.
Eine sehr feine Mundöffnung (der Aussenmund) leitet in die Mundröhre. Der Schlundkopf, eigen-
thümlich gebaut, bildet einen Saugapparat; an der oberen Wand der Mundhöhle findet sich hinten die Oeffnung
der Speiseröhre; keine Spur von Kiefern oder von Zunge. Die Speiseröhre ist sehr lang; in ihrer ersten
Strecke dick, dann sehr dünn. Der Magen in der Leber ganz eingeschlossen. — Die Speicheldrüse
klein, unpaarig. Die Niere stark entwickelt. — Die Geschlechtsorgane im Ganzen wie bei den
Doriden; zwei Samenblasen; die Phyllidien sind aber durch eine eigenthümliche Hakenbewaffnung des Penis
besonders ausgezeichnet.
Die Phyllidien gehören dem westlichen Theile des pacifiken Oceans, dem indischen und dem
rotlien Meere an. Sie sind apathische, träge, übelriechende (vgl. 1. c. p. 498, 512) Thiere, die besonders
an Korallriffen oder an Fucoideen in der Nähe der Küsten angetroffen werden. Semper hat (bei der
Pli. pustulosa) die Paarung gesehen (vgl. 1. c. p. 512); über die Entwicklung ist nichts bekannt.
Von der Gruppe, die vorläufig in drei generische Abtheilungen zu zerfallen scheint, ') sind sannnt
den neuen Formen die folgenden Arten bekannt:
1 Gen. Phyllidia (Cuv.), Bgh.
1. Pli. varicosa, Lmk.
2. » arabica, Ehrbg.
3. » elegans, Bgh.
4. » fasciolata, Bgh. (n.? sp.)
5. » rosans, Bgh. n. sp.
(!. * ocellata, Cuv.
7. » annulata, Gray.
8. » loricata, Bgh. n. sp.
9. > ceylanica, Kelaart.
2 Gen. Pliyl lidiella, Bgh.
1. Pli. pustulosa, Bgh.
2. >' nobilis, Bgh.
3. > albo-nigra, Quoy et Gaim.
3 Gen. Fryeria, Gray.
1. Fr. Ruppelii, Bgh.
') Vgl. übrigens den Conspectus 1. c. p. 498 — 499.
138
1. Phyllidia rosans, Bgh. n. sp.
Color fundamentalis dorsi nigerrimus. Dorsum parte raedia varicositatibus tribus longitudinalibus
continuis roseis pervagatnm, parte marginali cingulis tribus roseis ornatum. Rhinophoria ad basin et ante
rosea. Podarium virescens.
Armatura penis fere ut in Pli. pustulosa, liamis compositis.
Hab. Oc. pacificum (Tahiti, A. Garrett).
Taf. IX, Fig. 1—4; Tat. X, Fig. 1— IS.
Diese schöne Form wurde von Andrew Gurret am Riffe bei Tahiti gefunden und ein Individuum
dem Museum Godeffroy (Hamburg) übergeben. Der Besitzer desselben hat mir die Exvisceration dieses
Individuums gestattet.
Den dem Museum übergebenen Xotizen Garrett' s zufolge ist das Thier »sehr selten <; er hat in
allem nur drei Individuen gesehen; die Bewegungen desselben sind langsam (sluggish), und die Thiere
riechen unangenehm.
Garrett zufolge hatte das dem Museum übergebene Thier im Leben eine Länge von PU". Der
Figur und den Xotizen Garrett' s zufolge ist die Farbe (Taf. IX, Fig. i) des Rückens bei dem lebenden
Thiere bleich rosenroth (pinky-flesli colour) und schwarz (deep velvet black) gewesen, in der Weise,
dass ein breites rothes Band sich längs der Mitte vor der Gegend der Rhinophorien fast bis an den Anus
erstreckt: zu jeder Seite von jenem, durch ein schwarzes Band von demselben geschieden, kommt ein fast
ebenso breites rothes Band vor, das vorne (ganz wie bei anderen Phyllidien) an das Rhinophorium, hinten
an den Anus stösst. Nach aussen von diesen drei rothen Bändern kommt ein continuirlicher elliptischer schwarzer
Kreis vor, der vorne die zwei oben erwähnten schwarzen Bänder- aufnimmt. Ausserhalb dieses schwarzen
Kreises findet sich ein etwas breiterer von rotlier Farbe; bei dem untersuchten Individuum war dieser
Kreis noch durch einen schmalen schwarzen Streifen von der Gegend der Rhinophorien ab ringsum in
zwei parallele Ellipsen getheilt, Auf diesen rothen (Doppel-) Kreis folgt dann ein ähnlicher schwarzer,
dann wieder ein rotlier; es folgt jetzt ein ganz schmaler schwarzer Kreis und der Rand selbst ist bleich
(pale). Die Rhinophorien (Fig. 3) sind schwarz an der Hinterseite, vorn und unten röthlich (pinky-flesli).
Die Analröhre ist bleich, weisslich. Die Unterseite des Thieres (Fig. 2) ist bleich grünlich - weiss
(greenish- white) .
Das in Alcohol anfbewahrte, schön erhaltene, nur ziemlich stark contrahirte und erhärtete
Individuum hatte eine Länge von 32 bei einer Breite von 17 und einer Höhe bis 9 mm. Von der früheren
Farbenpracht war nichts übrig, die Farben waren sammet- schwarz und weiss; der äusserste weisse Kreis
war fast von derselben Breite wie die äussere Hälfte des inneren, die innere Hälfte desselben fast so breit
als die lateralen Rückenbänder. Die Rhinophorien schwarz, vorne grau; die Spitze und die Aussenseite
der Tentakel schwärzlich; der Kiemenkranz schwarz. Die Unterseite des Mantels sonst weiss; die Fusssohle
gelblicli-weiss, die obere Seite grau, am Rande weisslich.
Die Form des Thieres (Taf. IX, Fig. 1) ist länglich-oval, an beiden Enden etwa gleichmässig gerundet.
Der Kopf wie bei anderen Phyllidien. Die Rhinophorien kräftig, tief perfoliirt, der Figur Garrett’s
nach (Fig. 3) mit 19 — 20 sehr schief hinuntersteigenden Blättern; an dem untersuchten Individuum fast
ebenso, mit 20 — 25, oben mit kleiner schiefer Endfläche. Die Tentakel der Figur und den Notizen
Garrett' s (Fig. 2) zufolge stark, etwas abgeplattet, zugespitzt; sie zeigten die gewöhnliche Furche an
der Aussenseite. Der Aussenmund wie gewöhnlich als eine feine (Fig. 2) Spalte hervortretend. — Der
Körper von gewöhnlicher Form. Der Rücken in allen Richtungen etwas gewölbt. Die drei weissen
(rothen) Längsbänder Lei dem lebenden wie bei dem todten Thiere der Länge nach ziemlich kantig
139
(subangular, Garr.) und etwas gerunzelt (rugose) : das mediane vorne die lateralen ziemlich weit über¬
ragend, die lateralen hinten über das mediane hinaus verlängert (an dem von mir untersuchten Individuum
beginnendes Verschmelzen des Hinterendes des medianen mit dem linken lateralen Bande). Der innere
weisse (rotlie) Kreis leicht gerunzelt und der äussere fast glatt, der Band ganz glatt. Die Analgrube
hei dem todten Tliiere stark zusammengezogen. Die Analpapille (Fig. 4) coniscli, etwa 1,5 mm. hoch,
schwarz, mit länglicher einfacher Oeffnung, der ausdrücklichen Angabe Garet t‘s zufolge sowie seiner Figur
nach ( Fig. 4) aber eingekerbt (crenulated at the orifice) ; an der rechten Seite der Analpapille findet sich
die bis nahe zur Harnöffnung reichende Furche (Taf. X, Fig. 1). Der Mantel (Fig. 2) steht zu
allen Seiten bis 3,5 mm. über den Fussrand hervor. Die Kiemenblätter sind zahlreich; vorne, wo die Kiemen¬
blätter sich den Tentakeln sehr nähern, sind sie ganz niedrig; sie sind im Ganzen kurz und nehmen
allmählig gegen die Mitte des Körpers in Höhe und Länge zu, sie werden dann wieder allmählig
kürzer und niedriger; die Kieme ist hinten in der Mittellinie nicht unterbrochen. Die Zahl der Kiemen¬
blätter schien an der linken Seite etwa 200 zu betragen, an der rechten war die Zahl wegen der
Genitalpapille etwas geringer: vor der letzten kamen gegen 30 Blätter vor. Die Blätter waren bis
1,75 mm. lang und erreichten eine Höhe bis 0,8 mm.; sie waren ziemlich dünne, doch etwas steife, länglich¬
dreieckige Blätter, in beiden, besonders dem äusseren Ende etwas ausgezogen; sie alternirten in Grösse
so, dass ein grösseres mit einem kleineren, mitunter mit zwei kleineren wechselt, die kleineren sind sowohl
kürzer als niedriger. Vorn an der rechten Seite (etwa 7 mm. hinter dem Tentakel) fand sich die Genital¬
papille: sie war abgeplattet, von einem Diameter von etwa 1 mm., mit den zwei gewöhnlichen Oeifnungen,
der äusseren runden des Vestibulum genitale (mit Penissacke und Vagina), der inneren queren des Schleim¬
drüsenganges. — Der Fuss von der Seite bis etwa 3.5 mm. hervortretend: vorn gerundet (Fig. 2) und
etwas eingekerbt, das Vorderende sonst wie gewöhnlich (vgl. 1. c. p. 368): das Hinterende etwas stumpf
zugespitzt; die Fusssohle etwa 27 mm. lang bei einer Breite bis 11,5 mm.
Die etwas niedergedrückte Körperhöhle ist, wie bei den Phyllidien sonst, von der in einem
wurstförmigen Peritonaealsacke eingeschlossenen Eingeweidemasse erfüllt; jener ist in der
Gegend des Kopfes, an den Oeifnungen des Körpers und an den Seiten wänden befestigt, sonst liegt er
ganz frei, die den Bücken und den Fuss bekleidenden Fascien (vgl. 1. c. p. 369) berührend. — Die Fascia
dorsalis wie gewöhnlich schwärzlich und viel stärker als die Fuss-Fascia. Der Peritonaealsack etwa
22 mm. lang bei einer Breite bis 6,25 und einer Höhe bis 5,5 mm. Die Eingeweide schimmerten in gewöhnlicher
Weise durch denselben hindurch: die obere Hälfte des Sackes war schwärzlich mit tiefschwarzen stern¬
förmigen Flecken und einzelnen tiefschwarzen Strichen, die untere Hälfte war dünner, graufärbig. Der
Bau der Fascien war wie bei anderen Phyllidien (vgl. 1. c. p. 388), und ebenso der der histologisch so
ziemlich übereinstimmenden Peritonaealmembran.
Das Centralnerve nsystem wie gewöhnlich in einer eigenthümliclien, zähen, ziemlich dicken
Bindesubstanzcapsei eingeschlossen, deren Verhältnisse wie bei anderen Phyllidien (vgl. 1. c. p. 376) waren:
letztere war wenig pigmentirt. — Die Centralganglien ähnlich denen der typischen Art (Ph. varicosa, Lamarck),
die Pedalganglien nur stärker hervortretend, und im Ganzen, wie es schien, etwas grösser. Die Länge der
Cerebrovisceralganglien betrug etwa 1,16 mm. Das Gang! olfactorium wie gewöhnlich (es fand sich kein
Gang! opticum). Die buccalen und gastro-oesophagalen Ganglien schienen sich wie bei der Ph. pustulosa
zu verhalten.
Die Augen (Taf. X, Fig. 2) wie sonst ausser der Gehirn capsel liegend, in der Peritonaealmembran
befestigt, wie gewöhnlich etwas länglich kugelig, von etwa 0,16 mm. grösstem Diameter; die Linse hell
liorngelb, das Pigment kohlschwarz, und ein ähnlicher Pigmentstrich zog sich wie bei der Ph. varicosa
durch die grösste Länge des X. opticus hin (Fig. 2a). — Die Ohrblase wie gewöhnlich an dem äusseren
140
Tlieil des eigentlichen Hirnknotens liegend, von etwa 0,14 mm. Durchmesser; mit schwach gelblichen,
rundlichen und ovalen Otokonien von einer Grösse bis 0,016 mm. strotzend erfüllt. — Die Blätter der
Rhinophorien wie bei anderen Arten (vgl. 1. c. p. 383) mit ausserordentlich zahlreichen Kalk-Stäbchen
(Tat. X, Big. 4) versehen; die Stäbchen jedoch selten einen grösseren Durchmesser als etwa 0,0127 mm.
erreichend; unter diesen langen Stäbchen kamen einzelne noch mehr verlängerte vor, die aus der Axe der
Rhinophorien sich in die Blätter hinein fortsetzten: jene war nämlich noch stärker und in der unregelmässigsten
Weise mit Stäbchen ausgesteuert. Die Höhle, durch welche der X. olfactorius heraufsteigt, sehr eng. —
Die Tentakel schienen keine Höhlung zu enthalten; in der Substanz derselben eine Unzahl von Stäbchen,
den oben erwähnten ganz ähnlich, oft in der Art geordnet, dass sie, in unregelmässigen Bündeln gelagert,
kleinere Maschenräume begrenzten: die Furche der Aussenseite zeichnet sich durch keinen besonderen Ban
aus. Die Gegend der Mundölfnung und die Innenseite der vom Vorderrande des Fusses an die Tentakel
hinaufsteigenden Falte zeigten eine zierliche Bekleidung mit grossen (Diameter etwa 0,04 bis 0,06 mm.),
klaren, ovalen oder polygonalen, mit kleinem Kerne versehenen Zellen (vgl. 1. c. p. 384).
Das Stroma der Haut und die subcutane Bindesubstanz sind, wie schon die Berührung besonders
der Unterseite des Mantels zeigt, in ganz ausserordentlichem Grade mit Stäbchen (Spielen) ausgesteuert, die
entweder, und zwar am meisten, zusammenhängende (Fig. 6) Lager bilden oder (Fig. 3), wie oben erwähnt,
wie Maschenräume umschreiben. Die Hautstacheln sind übrigens (Fig. 7, 8) denen anderer Phyllidien
ähnlich ( vgl. 1. c. p. 386); sie erreichen eine Länge von 1 mm. und einen Querdurchmesser von 0,1 mm.
(0.16mm.); im Ganzen schienen die grössten und dicksten in der Unterseite des Mantels vorzukommen;
die kleinsten , deren Durchmesser meistens nur etwa 0,0036 mm. betrug, kamen in der Haut senkrecht
stehend (Fig. 5) vor. — An Schnitten der Seitenwände des Körpers zeigten sich dieselben sein- stark
durch Stäbchen erhärtet und abgesteift, die meistens schräge und der Länge nach liegen. In dein Fusse
kamen ähnliche eben so stark entwickelt vor, besonders gegen die obere Seite desselben und mit senkrecht
emporsteigender, mitunter wie baumartiger Ausbreitung.
In der die Organe verbindenden und umhüllenden Bin de Substanz kamen hie und da Stäbchen vor,
fast immer von geringer Grösse; in der Capsel des Zentralnervensystems fehlten sie auch nicht.
Die Mundöffnung ist, wie oben erwähnt, sehr fein, nimmt nur ein dünnes Pferdehaar auf. Die
Mundröhre (Fig. 10 a) stärker als gewöhnlich, etwa 3,5 mm. lang, hinten etwas erweitert und trichter-
artig das Vorderende des Schlundkopfes umfassend, daselbst etwa 2,5 mm. hoch bei einer Breite von etwa
3 mm.; die obere Wand ganz vorne eine tiefe Furche, sonst einen gerundeten Kiel bildend (Fig. 11 a);
die Wände überall weisslich, sonst fast glatt, nur in dem hintersten Viertel mit starken Kreisfalten. Die
Bindesubstanz-Umhüllung weniger reichlich als bei anderen Arten, und der Kragen am oberen Ende des
[Mundrohres mit sammt den Mm. protrusores bulbi nicht deutlich entwickelt, dagegen andere am Vorderende
der Mundröhre. — Der Schlundkopf gross und kräftig; die Länge etwa 5,5 mm. betragend bei einer
Höhe und Breite von 5 mm.: die Länge des Schlundkopfes beträgt also (wie auch bei anderen Phyllidien)
etwa V8 der Körperlänge des Thieres. Die Form war (Fig. 10) ebenso auffallend und asymmetrisch wie
bei anderen untersuchten Alten, die Farbe weisslich gelb. Die Grundform bimförmig, das spitze Ende gegen
vorne und unten stehend; die obere Fläche gegen vorne schräg abfallend, die untere flach, die Seiten
gerundet; das Hinterende schräge von oben gegen unten und vorne und von der linken Seite gegen vorne
und rechts gehend. Die Bindesubstanz-Umhüllung des Schlundkopfes weniger stark und fast gar nicht
schwarz pigmentirt. Im Baue stimmte der Schlundkopf im Ganzen näher mit den Phyllidiellen (Pli.
pustulosa); dieselben kleinen und grösseren (bis 2,5mm. langen), unregelmässigen, zusammengedrängten,
von gegenseitigem Drucke oft kantigen, gestielten (mit Stielen von einer Länge bis etwa 1.5 mm.) Lappen
141
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zeigend, die den dicken Tlieil der Speiseröhre deckten (vgl. 1. c. p. 405 — 470); der unterliegende Boden
ist aber (wie der Schlundkopf) im Ganzen von weisslieh gelber Farbe. Die gewöhnlichen zwei starken
(etwa G mm. langen) Mm. retractores bulbi inserirten sich seitwärts an der oberen Fläche, vor ihrer Mitte,
an der Wurzel der Speiseröhre; diese Insertion war wie gewöhnlich gekliiftet (Fig. 10 bb); die hintere
Insertion der Muskel wie gewöhnlich an der Fascia dorsalis und dem Rücken. Nachdem die Mundröhre
der Länge nach an der Unterseite gespalten ist (Fig. 11), zeigt sich dieselbe, rvie bei den Phyllidien
gewöhnlich, in die Mundhöhle fast unmittelbar übergehend. Von der oberen Wand dieser letzteren
(Fig. 11 c) ragt ein unregelmässiger, von mehreren Längsfurchen durchzogener Wulst hervor, dessen
V orderende sich von der Wand gelöst zeigt, während er hinten am Boden der (im Ganzen etwa 3,75 mm.
langen) Mundhöhle endigt; hinter der Mitte der Längenfurche des Wulstes in einer Erweiterung derselben
liegt (Fig. 1 1 b) die Oeffnung der Speiseröhre am Ende eines schräge (etwa 1,2 mm.) hervortretenden,
etAvas abgeplatteten, kurzen Cylinders. Die Wände der Mundhöhle sind durcligehends Aveisslich.
Die Speiseröhre beginnt, Avie oben erwähnt, mit einem intrabulbösen Theile (Fig. 12b), der sich an
der oberen Wand der Mundhöhle öffnet (Fig. 12a), schräge, von den erwähnten Lappen und Läppchen verdeckt,
und zwischen den Insertionen der beiden Retractoren hinaufsteigt und mit seinem hintersten Theile an der
Oberfläche des Schlundkopfes (Fig. 10 c) hervortritt. Dieser Tlieil der Speiseröhre ist Aveisslich, kräftig,
im Ganzen von einer Länge von etAva 4 mm. bei einer Dicke von etwa 1,25 und einer Breite von beiläufig
1,5 mm.; auch an Durchschnitten zeigt sich das dickAvandige Rohr rundlich-dreieckig (mit einer Furche an
den zAvei Seiten), die Lichtung dreieckig, die innere Bekleidung ein schönes Epithel. Der dünnere Tlieil
der Speiseröhre (Fig. 12 c — d) ist vom dickeren (Fig. 10 c) scharf geschieden; an seinem Grunde ein Avenig
dicker, erhält er dann durch seine ganze Länge (von im Ganzen etwa 16 mm.) dieselbe Dicke von etAva 0,5 mm.,
ist von weisslicher Farbe; die Wände sind bedeutend dünner, die Lichtung rund. In dem dickeren Theile
der Speiseröhre fand sich eine geringe Menge von unbestimmbarer thierisclier Masse, der dünnere Tlieil
schien leer. - — Die Speiseröhre, die in ihrer letzten (Fig. 12 e) Strecke (von etwa 2 mm.) von der Leber
umschlossen ist, geht mit einer Erweiterung in den Magen über. Derselbe erstreckt sich, Avie bei anderen
Phyllidien, fast durch die ganze Länge der Leber (mit der runden Lichtung bis etwa 1,5 mm. Diam.
messend), an den Wänden sich überall in verschiedene Hohlräume und Vertiefungen fortsetzend. Die Höhle
war leer. — Der Darm, Avie gewöhnlich, aus dem mittleren Theile des Magens ganz links entspringend; er
beschreibt den gewöhnlichen Bogen vor dem Pericardium, geht dann rückwärts längs der rechten Seite der
Harnkammer, unter der Nierenspritze und weiter bis an das hintere Ende der Hinge Aveidemasse; Avird dann
frei, steigt als Rectum an und durch die Analröhre hinauf. Die ganze Länge des Darms betrug bis an
die letzte etwa 13 mm. Die erste Strecke des Darmes ist zwiebelartig (bis zu einer Breite von 1,3 mm.)
erweitert, die übrige Strecke bewahrt eine Breite von etAva 1 — 1,2 mm.: die Farbe des Darmes war bis
an den Anfang der Darmkrümmung gelblich, durch die übrige Strecke grau und mit starken schwarzen
Längsstreifen gezeichnet, die von den Längsfalten der Innenseite hervorgebracht Avurden. Von stärkeren
solchen Avurden etAva 10—12 gefunden, die sich durch fast die ganze Länge des Darmes continuirlicli
fortsetzten; die Zahl der Falten im Pylorustheile des Darmes war grösser. — Die Darmhöhle Avar leer.
Die Speiclieldrüsen-Masse zeigte sich, AArie gewöhnlich, als abgeplattet länglich- viereckig, mit
gelappten Rändern, gelblicliAveiss; ein Ausführungsgang konnte nicht nachgeAviesen werden.
Die Leber Avie gewöhnlich bei Phyllidien, die Länge betrug 13 mm.; das Verhältniss zum Magen
soAvie zur ZAvitterdrtise und Niere AArie bei der typischen Phyllidia (vgl. 1. c. p. 405).
Das Pericardium Avie bei anderen Formen, ebenso das Herz; die Kammer (in schlaffem Zustande)
von einer Länge von fast 3 mm., die zAvei Atrium-Klappen schön halbmondförmig. Die Aorta anterior
wie geAvöhnlicli (vgl. 1. c. p. 410, 476), in der oberen Wand der Urinkammer liegend: die Fortsetzung
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vorwärts wenig pigmentirt. Die Venae hepato-pediaeae, die Yenae hepaticae, der Sinus circumpediaeus,
der Sinus cirCumdorsalis und die Yenulae brancliiales schienen wesentlich wie hei der typischen Phyllidia.
Der Bau der Kiemenblätter wie bei jener.
Das Nierensystem konnte fast vollständig wie bei anderen Phyllidien nachgewiesen werden. Die
Nierenspritze an gewöhnlicher Stelle, kurz bimförmig, etwa 0,5 mm. lang, von gewöhnlichem Baue.
Der Nierenspritzengang fast ganz wie bei der Pli. pustulosa, nur (wenigstens bei dem untersuchten
Individuum) längs der Mitte der Harnkammer laufend und, wie es schien, kürzer. Die Harnkammer
wie bei der Pli. pustulosa weit, vor der Gegend des Yorderendes der Leber bis 2 mm. breit, in der Nähe der
Nierenspritze bis 3,2 mm.: hinten wie gewöhnlich in den Harnleiter übergehend, welcher in die sehr deutliche,
runde (Fig. 1 b) Harnöffnung endigt. Die Niere zeigte eine Andeutung einer Einschnürung in der
Gegend des Pericardiums, bei weitem aber nicht so ausgeprägt wie bei der Ph. varicosa; die Dicke des
Nierenlagers betrug vorne etwa 0,4, hinten 1,5 mm. Der Bau der gewöhnliche, die Pigmentirung der
Niere (so wie der Harnkammer) gering.
Die Zwitterdrüse wie gewöhnlich das Yorderende und die obere Fläche der Leber bekleidend,
hebt sich an dem Aussenrande durch ihre mehr gelbliche Farbe von der Leber ab ; ihre Dicke betrug auf
Durchschnitten der Leber in der Mitte etwa 1 mm. Der Bau schien der gewöhnliche ; es kamen stark ver¬
fettete Eizellen und entwickelte Zoospermen vor. — Der Zwitterdrüsengang wie gewöhnlich vorne unter
der pars cardiaca der Speiseröhre hervortretend, schräge an die Schleimdrüse übergehend, ihre Ampulle
bildend, die (Fig. 13 c) an dem oberen Bande der Schleimdrüse links liegt. Diese Ampulle ist, besonders
oben, von stark rothgelber Farbe, bimförmig, von etwa 3 mm. Längen- und 1,5 mm. Quer- Durchmesser;
unten schnürt sie sich zusammen (Fig. 15 a) und geht mit einem kurzen, dünnen Halse in den Samen- und
den Eileiter über. Die Wände der Ampulle sind ziemlich dünn, das Epithel wie gewöhnlich; der Inhalt
fast ganz wie bei anderen untersuchten Phyllidien (vgl. 1. c. p. 423), aus reifem Samen gebildet. An der
Theilungsstelle der Ampulle findet sich eine starke schwarze Pigmentirung (Fig. 14, 15), die hier aber
hauptsächlich dem Anfänge des Eileiters zu gehören scheint (Fig. 15 c). Der Eileiter (Fig. 14)
setzt sich rechts als ein abgeplattetes, nur hie und da etwas grau pigmentirtes , wenig geschlängeltes,
dick- und weichwandiges Kohr über die Vorderseite des eigelben Tlieils der Schleimdrüse fort, indem sie
denselben (Fig. 14) in eine grössere obere und eine bedeutend kleinere untere Parthie theilt. An oder neben
der Wurzel des Schleimdrüsenganges scheint der Eileiter sich in die Schleimdrüse hinein zu öffnen und
sich mit dem gemeinsamen Ausführungsgange der Samenblasen zu verbinden. Der Samengang (Fig. 13 a,
14 a, 15 b) beginnt unten dicht an dem Unterrande der Schleimdrüse, ist anfangs dünn, durch eine kurze
Einschnürung von der erwähnten schwarzen Stelle geschieden, schwillt dann schnell zu 4 — öfacher Dicke
an, ist Aveiss, ziemlich dünnwandig, und setzt sich in kurzen Windungen längs des linken Randes der
Schleimdrüse hinauf fort; geht dann (Fig. 14) etAvas verdünnt quer über die Vorderseite der Ampulle,
schlägt sich mit einer grossen Schlinge über den oberen Rand und den obersten Theil der hinteren Fläche
der Schleimdrüse hin; Aveiter gegen aussen setzt sich der Gang vor der schwarzen Samenblase (Fig. 14)
hin fort, bildet unterhalb derselben mehrere Schlingen und geht allmählig mehr verdünnt in den hintersten
Theil des Penissacks über (Fig. 14). Der Penissack (Fig. 13 g, 14 g) schien etAvas kürzer als bei
anderen untersuchten Phyllidien zu sein; er war in lose, sclnvärzlich pigmentirte Bindesubstanz gehüllt;
derM. retractor penis Avie gewöhnlich. In der Wand kamen stellenweise Kalkstäbchen in reichlicher Menge
vor. Die Innenseite zeigte besonders in der unteren Hälfte starke Längsfalten. Der Penis Avar Aveisslich,
conisch, sich durch die oberen 3h des Sackes erstreckend, an der Spitze des Organs fand sich eine kleine Ver¬
dickung. Diese letztere schien. Avie bei anderen Phyllidien, hohl zu sein und auch an der Innenseite mit
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einem Epitliele und einer eigen tliiim liehen Bewaffnung überzogen zu sein. Diese bestellt aus etwa
16 undeutlich geschiedenen Längsreihen (Fig. 17) von Dornen, mit etwa 11 — 13 in jeder Reihe. Die
Dornen (Fig. 17, 18) erreichen eine Höhe bis etwa 0,05 mm., sind schwach gelblich, hart: sie bestehen
aus einem glatten Grundstücke, das an der Unterseite uneben, an dem Rande wie gekerbt war, und einem
Hakentheil, der sich ziemlich schroff erhob und im Ganzen dem der Penishaken der Phyllid. pustulosa
(vgl. 1. c. p. 481. Taf. XXIV, Fig. 5) ähnlich war, aber noch unregelmässiger gebildet (noch dazu fehlten,
wie es schien, die spatelartigen Dornen (vgl. 1. c. Fig. 6)).
Die grosse, weissliclie, hintere (Fig. 13) Samenblase (Fig. 16 a) ist kugelförmig, von etwa
2 mm. grösstem Diameter. An der äusseren und unteren Seite (Fig. 13, 16 b) ist dieselbe mit einer Art
von grauem, dickem Kamme versehen (wodurch das ganze Organ eine nicht geringe Aelmlichkeit mit dem
Testis und Epididymis des Menschen erhält); dieser Kamm ist der Anfang des Ausführungsganges, welcher
sich nach kurzem Verlauf mit dem der schwarzen Samenblase verbindet, und als ein ziemlich dicker (Fig. 16 e)
graugefärbter Gang sich längs des Zwischenraumes zwischen Schleimdrüsengang und Penissack fortsetzt
und als Vagina sich in das Vestibulum genitale öffnet. Die vordere (Fig. 13 d, 14 d), kleinere Samen¬
blase war kohlschwarz (Fig. 16 c), kugelrund, von etwa 1,25 mm. grösstem Diam. : der Ausführungsgang
(Fig. 16 d) war kaum doppelt so lang als die Blase, vereinigte sich mit dem der hinteren Spermatotheke; aus
der Vereinigungsstelle schien ein (Fig. 16 f) dünner Gang zu entspringen, der sich vorwärts bis an die
Wurzel des Schleimdrüsenganges (und der Einmündungsstelle des Eileiters) fortzusetzen schien. Die
Wände der beiden Samenblasen, besonders die der schwarzen, sind ziemlich dick, die innere Auskleidung
ein schönes Plattenepithel. Die weisse Spermatotheke war fast leer, der sparsame Inhalt aus Klumpen
von Zellen und Kernen gebildet: die schwarze war mit reifem Samen ganz gefüllt: die, Gänge der Blasen
dickwändig.
Die oben erwähnten Theile ruhen an den Rändern und an den Flächen der Schleimdrüse. Dieselbe
(Fig. 13 b, 14b) hatte eine Breite von 3,75, eine Höhe von 3,5 und eine Dicke (von vorne nach hinten)
von 2,75 mm. Der grösste obere Tlieil war von stark eigelber Farbe, welche gegen die weissliclie der
unteren Hälfte stark hervortrat, an derselben zeigte sich eine Masse von feinen Windungen (Fig. 13 b).
Der Schleimdrüsengang (Fig. 13 f, 14 f) fast 2 mm. lang, von gewöhnlichem Baue.
2. Phyllidia loricata, Bgli. n. sp.
Color fundamentalis albidus; dorsum soliduni, calcareum, quasi testaceum, secundum longitudinem
utrinque maculis compluribus (5) rotundatis aterrimis et ante unica solitaria ornatum.
Armatura penis fere ut in Pli. varicosa, hamis simplicibus.
Hab. Oc. paciftcum (Tahiti, A. Garrett).
Taf. X, Fig. 7, 9, 19—21; Taf. XI, Fig. 1—2.
Diese neue Form wurde vom Herrn Andrew Garrett auf Tahiti erhalten. Den wenigen Notizen
des Finders zufolge, die mit dem einzigen Individuum an das Museum Godeffroy gelangten, war das
lebende Thier »klein, lederartig, länglich-oval, oben stark convex, weiss, mit zwei Längsreihen von
kleinen unregelmässigen kohlschwarzen (jet-black) Flecken, fünf auf jeder Seite und einer zwischen den
Fühlern: der Mantel an beiden Enden gerundet; die Mitte desselben fein gestreift; der Mantelsaum mit
dünnem Rande, rauh (scabrous), mit kleinen rauhen Papillen.« ,
144
Das in Alcohol bewahrte Individuum hatte eine Länge von 9,5 mm. bei einer Breite von 5
und einer Höhe bis zu 2,25 mm. — Die Farbe war im Ganzen weisslich. An dem Rücken traten die
erhabenen Linien und Rugositäten mehr weisslich hervor: an demselben zeigten sich ferner sehr abstechend
die oben erwähnten, tiefschwarzen, scharf begrenzten, rundlich-eckigen Flecken (Fig. 1); sie waren ganz
glatt, einen Durchmesser bis etwa 0,8 mm. erreichend: von den fünfpaarigen standen die hintersten neben
einander, die übrigen schräge einander gegenüber, der vorderste median vor den Rhinophorien; diese letzten
waren, wie auch die Tentakel, von bräunlich grauer Farbe. Der Fuss gelblich weiss, ebenso die Kiemen.
Die Form des Thieres war länglich oval (Fig. 1, 2), ein wenig mehr in dem vorderen, als in dem
hinteren Ende gerundet, der Rücken nicht bedeutend gewölbt. — Die Tentakel (Fig. 2 a) kurz, ab¬
geplattet, am Ende gerundet, mit oberflächlicher Furche an dem Aussenrande, an der Wurzel eine flache,
rundlich-dreieckige Vertiefung, in der sich die Mundöffnung finden wird. Die Rhinopliorscheiden (Fig. 1 a)
ganz niedrig: die Rhinophorien von etwa gewöhnlicher Form, tief perfoliirt, die Zahl der Blätter etwa
10 betragend. Die Rückenseite des Thieres (Fig. 1) zeigt sich wie mit einem harten Schilde bedeckt,
dessen Randtheil ringsum ein wenig aufwärts gebogen ist, besonders vorne. An diesem Schilde treten an
der Mittelpartie, innerhalb der schwarzen Flecken, drei erhabene, aus einzelnen sehr feinen Höckerchen
gebildete Linien hervor; ausserhalb derselben fanden sich zwei andere, ähnliche, die schwarzen Flecken
scheinbar verbindende Linien, meistens aus etwas grösseren Höckerchen zusammengesetzt: hinten gingen
die Linien beider Seiten in einander über. An der Randpartie des Schildes endlich zeigten sich zwei
concentrische, elliptische Linien, aus kleinen Höckerchen gebildet, die in Grösse mit denen der angrenzenden
Linien übereinstimmten: diese letzten Linien waren wegen dazwischengeschobener Höckerchen nicht überall
deutlich geschieden, so wie solche an der Mittelparthie des Rückens zwischen der medianen und den zwei
lateralen Linien auch vorkamen. Von der medianen Linie ging eine sehr feine Streifung aus, die sich
auswärts gegen den Rand hin und gegen hinten fortsetzte, in dem Randtheile schwach gebogen verlaufend:
in der vordersten Randpartie kam eine eradiirende Streifung vor, die sich der der übrigen Randparthie
(vergl. Fig. 1) unmittelbar anschloss. Diese ganze Streifung trat (nach geschehener Exvisceration) noch
deutlicher an der Innenseite des Schildes hervor. Das Schild war vorne durch die Rhinophor-Oeffnungen
durchbrochen; hinten zeigte sich, zwischen den beiden hintersten schwarzen Flecken, die sehr feine,
schräge eindringende Analgrube (Fig. 1 b). Der Rand des Schildes ist scharf, sehr fein gezälmelt
(Fig. 1, 2): die Unterseite desselben (Fig. 2) ganz wie an der oberen Seite gestreift. Das Schild an den
Seiten (Fig. 2) bis 1,5 mm. über den Fuss hervorragend. — In der niedrigen Seitenfurche, zwischen
Schilde und Fuss, die wenig entwickelte Kieme, die sich nach vorne kaum über die einander an beiden Seiten
entsprechenden Gegenden der Genitalpapille erstreckte (Fig. 2). Die Kiemenblätter niedrig, Gelleicht
etwa 50 — 60 an jeder Seite, kaum in Grösse einigermassen regelmässig alternirend. Dicht hinter der
Grenze des vorderen Drittels der ganzen Körperlänge die Genitalpapille (Fig. 2 b) mit den gewöhnlichen
zwei Oeffnungen, aus der äusseren ragte der Penis (etAva 0,6 mm.) hervor. — Der Fuss (Fig. 2) stark,
an der Mitte seiner Länge etwa 2,25 mm. breit, gegen vorne und hinten etAvas zugespitzt, in den Enden
gerundet, und in dem vorderen ausgerandet. mit einem oberflächlichen medianen Einschnitte.
Das Centralnervensystem schien etwas mehr als bei anderen Phyllidien abgeplattet. In der
umhüllenden Bindesubstanz stabförmige Spielen (Kalkkörperchen).
Das Auge gross, von etwa 0,12 mm. grösstem Diam.. mit dunkelschwarzem Pigmente und grosser
gelblicher Linse; der N. opticus in seiner letzten Strecke schwarz pigmentirt. Die Ohrblase an
gewöhnlicher Stelle, von etwa 0,058 mm. Diam., von (etwa 50 — 60) Otokonien gewöhnlicher Art und
von einem Diam. bis etAva 0,009 mm., strotzend. Die Rhinophorien in ihrem Stiele und in der Axe der
145 io
74
Keule ausserordentlich stark, in den Blättern derselben weniger kräftig, mit Stäbchen ausgesteuert, die in
den Blättern mehr eradiirend, sonst besonders in der Queere zu liegen schienen. In den Tentakeln
kam eine Menge von dreifingerigen und stabförmigen, grösseren und kleineren Spielen vor, die meist
queere lagen.
Die Haut war überall an dem Rücken in dem ausserordentlicksten Grade mit Stäbchen ausgesteuert,
in der Art, dass dieselbe fast aus solchen allein gebildet war. Der ganze mittlere, wie schräge schrafflrte
Theil des Rückens zeigte sich von der Innenseite ab bei einer schwachen Vergr. (55 M.) hauptsächlich
aus langen, von der Mittellinie ab gegen die Seiten und gegen vorne continuirlich verlaufenden, colossalen
Spicnlae gebildet, die sich mit den Spitzen in der Mittellinie mitunter kreuzten; es kamen nur einzelne
von dieser Richtung abweichende Spielen vor. An der Aussenseite, von oben betrachtet, zeigte sich ein
ganz ähnliches Lager, dessen Elemente aber gegen aussen und hinten sich erstrecken, wie schon oben
als von der oberen Seite leicht bemerkbar erwähnt. Die ziemlich regelmässige Durchkreuzung dieser zwei
Lager ist durch das Durchschimmern der Elemente an beiden Seiten leicht zu constatiren. Diese Spielen sind
immer einfach, Spindel- oder stabförmig, eine Länge bis etwa 1,5 — 2 mm. bei einem Querdurchmesser von
meistens 0,08 mm. erreichend. Die breite marginale Partie des Rückens zeigt sich, von oben wie von unten,
hauptsächlich aus längeren und kürzeren, kreuzförmigen (Taf. X, Fig. 7), auf und neben einander liegenden
Stäbchen gebildet, die senkrecht, seltener etwas schräge gegen den Rückenrand gelagert sind; zwischen diesen,
die Lücken zwischen denselben grösstentheils ausfüllend, kommen kleinere Spielen von den verschiedensten
Formen vor; die Stäbchen des mittleren Theils des Rückens erstrecken sich immer eine Strecke, mitunter
weit in die Randparthie hinaus. In den kleinen Erhabenheiten der ganzen Rückenseite treten in einem
etwas reichlicher entwickelten zellulären Stroma eine Menge von kurzen stabförmigen Spielen auf. Die
hervorstehenden, aber niedrigen, festen, glattrandigen äussern Rliinopliorsckeiden waren durch schräge,
kurze Spielen abgesteift. Die Seiten und Ränder der äussern Analöffnung zeigten sich auch durch kurze,
hauptsächlich senkrechtstehende Spielen erhärtet. Die niedrigen Seiten zeigen vielleicht vorherrschend
senkrechte stab förmige Spielen, zum grossen Theil Fortsetzungen aus dem Lager der unteren Seite der
Randparthie des Rückens, mit schrägen und längslaufenden stark vermischt. Der Rücken so wie die
Seiten sind mit einem sehr dünnen, faserigen und zeitigen Ueberzuge versehen (vergl. Taf. X, Fig. 9);
die Zellen klein. In dem Fasse kamen zahlreiche stab förmige Spielen, hauptsächlich in querer Richtung
liegend, vor. Die Spielen zeigen sich, wie gewöhnlich, fast farbenlos, mitunter fast glasliell; sie sind
meistens homogen, mitunter, besonders an den Enden, wie geschichtet (Taf. X, Fig. 7 a); sie bieten den
gewöhnlichen Bau dar; die grösseren brausen mit Säuren sehr stark auf und hinterlassen mitunter eine
deutliche feine Zellencontour. Zwischen den Spielen zeigten sich nach Entfernung der Kalksalze der
grösseren derselben nicht geringe Ueberreste von einem unverkalkten Stroma. Besonders stark an den
schwarzen Flecken entwickelt kommen feine, runde oder ovale Drüsen-Oeffnuugen von etwa 0,007 bis
0,0127 mm. grösstem Diam. vor; an einem Quadrate von etwa 0,25 mm. Durchmesser fanden sicli deren
etwa IG (Taf. X, Fig. 2 d).
Der Schlundkopf schien ') dem der vorigen Art ähnlich. Der dickere Theil der Speiseröhre,
etwa 3 mm. lang, mit dreieckiger Höhle; der dünnere Theil sehr lang, mit wenigstens einer Einschnürung
in der vorderen Strecke. — Die Rectal röhre bimförmig, von gelblicher Farbe.
Die Ampulle des Zwitterdrüsenganges schien bräunlich zu sein. Die beiden Spermatotheken
waren weisslich. — Der Penis ragte, rvie oben erwähnt, aus dem Vestibulum genitale (Fig. 2 b) als ein
'J Bei der eigentümlichen Festigkeit des Thieres, dessen äussere Formverhältnisse noch dazu bewahrt werden mussten,
war es mir unmöglich, die auch sehr gehärteten Eingeweide einigermassen unbeschädigt herauszubefördern.
146
cylindrischer, starker Kegel hervor (Fig. 19), der, besonders gegen die Spitze, durch Spielen stark
abgesteift war (welche die Untersuchung der Spitze sehr erschwerten). An ihrer Aussenseite (ausgestülpt)
fand sich c. in (Fig. 19) der äussersten Hälfte, in einer Länge von etwa 0,25 mm. die gewöhnliche
Haken-Bewaffnung. Dieselbe war (Fig. 20) aus einfachen, schwach gelblichen, mehr oder weniger
gekrümmten Dornen gebildet, die eine Höhe bis zu etwa 0,0127 mm. erreichten und im Ganzen denen
der Pli. varicosa (vgl. 1. c. p. 425. Tab. XVIII, Fig. 9, 10) ziemlich ähnlich aussahen. Sie waren in
gewöhnlicher Art geordnet: es kamen etwa 20 oder 22 Querreihen vor, in jeder der unregelmässigen und
undeutlich geschiedenen Reihen nur einige wenige Dornen.
PLAKOBRANCHIDAE.
Plakobranchus, van Hass.
Das Geschlecht Plakobranchus wurde von van Hasselt J) aufgestellt und für seine Zeit, der
äusseren Form nach, ganz gut cliarakterisirt. Die Kenntniss derselben blieb dann längere Zeit unerweitert.
Die von van Hasselt gelieferten Angaben über die inneren anatomischen Verhältnisse beschränkten sich
auf das Circulations- und Generationssystem und waren fast durchgehends unrichtig. Diese merkwürdigen
Thiere waren also eigentlich noch fast ganz unbekannt geblieben und ihre natürlichen Verwandtschaften sehr
zweifelhaft, bis sie vor kurzer Zeit vom hiesigen Verf. einer genaueren Untersuchung 2) unterworfen wurden.
Es ist nur ein einziges Geschlecht der Familie bekannt, und bis in die neueste Zeit nur eine
einzige Art desselben, die von Hasselt aus dem Siuidameere beschriebene. Später waren zwei andere aus
dem die Sandwich-Inseln umspülenden Meere dazugekommen, und die Einsammlungen von Semper hatten
mehrere (4) neue Formen gebracht. Aus meinen Untersuchungen ging hervor, dass die Arten in den Formen-
Verhältnissen sehr bedeutend mit einander übereinstimmen und dass sie in Farbe ziemlich zu variiren
scheinen. Die in Alcohol bewahrten Individuen sind daher, um so mehr weil sie die Farben in Spiritus
fast ganz einbüssen, ziemlich schwer dem Aeusseren nach zu bestimmen. Auch an den Zahnplatten wird es
schwer halten, die Species zu präcisiren, und es ist daher ein glücklicher Umstand, dass sich in der Form des
Penisstachels, so wie in der Lage und Configuration der Oeffnung desselben ein guter Charakter hat finden
lassen: der Werth desselben scheint an der unten zu beschreibenden neuen Art sich auch zu bestätigen.3)
Von dem Geschlechte sind bisher die folgenden, alle aus dem indischen und australischen
Meere stammenden, Arten bekannt:
1. PI. ocellatus, van Hass. (Bgh.) — M. indicum et pacificum.
2. >' argus, Bgh. — M. pacificum.
3. >' ianthobaptus, Gould. — M. pacificum.
4. » gracilis, Pease. — M. pacificum.
5. » variegatus, Pease. — M. pacificum.
6. •» camiguinus, Bgh. — M. philippinense.
') Allg. Konst- en Letter-Bode voor het jaar 1824. 1 Deel. No. 3, p. 34—35.
2) Semper, Reisen im Archipel der Philippinen. II, 2. R. Bergh, malacol. Untersuchungen (3 H. Plakobranchidae).
p. 145—174, Tab. XVII-XX.
s) Während die Bedeutung der äusseren Genitalien als specifische Kennzeichen bei den Mollusken
bisher kaum bekannt war, scheint dieselbe im Gebiete der Articulaten. und zwar besonders der Landformen derselben, schon
lange anerkannt.
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76
7. PI. punctulatus, Bgli. — M. philippinense et pacificum.
8. » laetus, Bgh. — M. philippinense.
9. » priapinus, Bgli. — M. philippinense.
10. » chloropliacus, Bgh. — M. pacificum.
9. PI. chlorophacus, Bgh. n. sp.
Color fundamentalis capitis, dorsi anterioris. prominentiae pericardiaco-renalis et lateris externi
alarum dorsalium flavescens, ubique annulis dense confertis, pro parte brunneis, pro parte prasinis et
violaceis, pro parte flavido-pupillatis. Tentacula marginibus et apice sicut extremitas posterior corporis
violacea. Dorsum sicut pagina superior (interna) alarum dorsalium prasina. Podarium albidum, maculis
prasinis nigro-pupillatis obsitum.
Hamus penis longissimus, fortiter ärcuatus, apice producto, apertura cymbiformi. pone apicem sita.
Hab. Mare pacificum (Huaheine).
Tat. IX, Eig. 5—6; Taf. X, Eig. 22—25; Taf. XI, Fig. 3—6.
Aus den Gesellschafts-Inseln sind bisher schon mehrere Arten bekannt — der PL variegatus und
der PI. gracilis — von denen die jetzige sich aber schon in Farbenverhältnissen ziemlich stark unterscheidet.
Diese Form wurde von Andrew Garrett am Riffe in Huaheine gefunden; nur ein einziges
Individuum ist von Garrett im Mus. Godeffroy deponirt. Dasselbe war ziemlich zusammengezogen und
erhärtet, sonst ganz gut conservirt; es wurde mit möglichster Schonung der äusseren Form exviscerirt.
Dem den Originalfiguren Garrett1 s mitgegebenen Maassstabe zufolge hat das lebende Thier
(Tafel IX, Fig, 5, 6) eine Länge von etwa 33 bei einer Breite von 10 nun. gehabt; die Länge der Tentakel
hat etwa 4 mm. betragen. Die Farbe war den Figuren und Notizen Garrett's zufolge » oben hellgelblich
(creamy-yellow), unten weiss,« die Ränder und das Ende der Tentakel, so wie das Hinterende des Körpers
»purpurn oder violet- farbig. « Die Aussenseite der Rückenflügel und die obere Seite des Kopfes mit
zahlreichen ganz kleinen, bräunlichen Pünktchen (profusely dotted witli lilac) dicht bedeckt und mit
zahlreichen grasgrünen und violetten, ungleich grossen »Ringen« geziert, die oft mit chromgelben Pupillen
versehen waren; gegen den Rand des Körpess kamen diese Ringe besonders stark ausgeprägt vor. Die
untere Seite (an dem untersuchten Individuum auch das Vorderstück des Fusses) mit »zahlreichen elliptischen
grasgrünen Flecken mit schwarzer Mitte. < Die obere Seite des Rückens (und der Rückenflügel) grasgrün
mit dunkler gefärbten »Linien.« — Bei dem in Alcohol bewahrten Individuum betrug die Länge
10,5 mm. bei einer Breite, mit emporgeschlagenen Rückenflügeln, von 5,5 und eine® Höhe von 3 mm.; die
Dicke war hinter dem Pericardialhöcker etwa 1 mm. Die Farbe war gelblich- weiss an der oberen Seite
des Kopfes und der Rückenflügel, überall mit einer Unzahl von sehr feinen bräunlichen Pünktchen; an
den erwähnten Tlieilen kamen noch dazu, besonders an dem Vorderkopfe und gegen den Fuss hinab, eine
Masse von bräunlichen Ringen (Augenflecken) vor, deren Mitte noch an einigen wenigen Stellen brennend
rotligelb war. Der Pericardialhöcker, die obere Seite des Rückens und die innere Seite der Rückenflügel
hell gelblich- weiss ; der Vorderrand des Kopfes, die Ränder der Tentakel (besonders der vordere) und das
Hinterende des eigentlichen Körpers schwarz; die Fusssohle überall (mit Ausnahme der vorderen Hälfte
des Vorderstückes) mit unregelmässig-rundlichen oder -ovalen, tiefschwarzen Flecken mit hell röthlich-grauer
areola bedeckt.
148
13as Thier ist von gewöhnlicher Form, kaum so länglich als die PL argus (vgl. 1. c. Tat. IX,
Fig. 0 — 9). — Der Kopf vielleicht etwas grösser als bei der eben erwähnten Art. Das Genick wie gewöhnlich
durch eine Furche vom Vorderrücken geschieden; unmittelbar hinter jener Furche schimmern neben der
Mittellinie bei dem lebenden (Fig. 5) wie bei dem todten Tliiere die schwarzen Augen hindurch. Die
Tentakel ganz wie bei dem PI. argus; hinter dem Grunde des rechten die zwei feinen Genitalöffnungen.
Der Aussenmund wie gewöhnlich eine sehr kleine, mediane, senkrechte Spalte. — Der Körper
kräftiger als gewöhnlich. Der Vorderrücken wie gewöhnlich fast viereckig, hinten an den Pericardialhöcker
stossend und von demselben scharf geschieden. Bei emporgeschlagenen Rückenflügeln kommt durch den
gewöhnlichen vorderen und hinteren Ausschnitt (Fig. 5) vorne ein Stück des Pericardialhöckers, hinten
der hinterste faltenlose Tlieil des Rückens zum Erscheinen. Der (etwa 1,75 mm. lange) fast herzförmige,
ziemlich gewölbte und hervorspringende Pericardialhöcker zeigt in seiner vorderen Hälfte das Herz
durchschimmern. Neben dem vordersten Tlieile des Höckers findet sich rechts der Anus als eine sehr
feine, wenig deutliche Papille. Eine Nierenpore konnte nicht gesehen werden. Von der ganzen hinteren
Circumferenz des Pericardialhöckers, so wie von den Seitentheilen des Vorderrückens seitwärts von jenem,
und aussen von dem Vorderrande der Rückenflügel gehen die gewöhnlichen aderartigen Falten aus,
die gegen das Hinterende des Rückens verlaufen. Von diesen Falten wurden vorne im Ganzen etwa 30
gezählt, sie erreichten eine Höhe von etwa 0,5 mm.: an der Innenseite der Rückenflügel laufen dieselben
mit dem freien Rückenrande ziemlich parallel, an den Seitentheilen des Rückens war der Verlauf im
Ganzen mehr schräge, an dem Mittentheile mehr gerade gegen hinten; sonst verhielten sich die Falten
wie bei dem PI. argus (vgl. 1. c. p. 154—155). — Der Fuss wie gewöhnlich (Fig. 6) ohne deutliche
Grenze in die Seitentheile des Rückens übergehend; im Vorderrande eine sehr undeutliche Randfurche;
die Fussecken (wie meist) am lebenden Tliiere sehr ausgeprägt; die Querfurche bei dem lebenden Tliiere
beiläufig an dem Uebergange zwischen dem ersten und zweiten Zehntel liegend, bei dem in Alcohol
bewahrten Individuum etwa an der hinteren Grenze des ersten Fünftels.
Die Lage der Eingeweide war wie bei anderen Plakobranchen (vgl. 1. c. p. 155). Eine
Eingeweidehöhle fehlte, wie gewöhnlich, und die Organe sind durch lockeres Bindegewebe und
durch die überall verbreiteten Verzweigungen des Lebersystems und der appendiculären Genitaldrüsen an
einander geheftet.
Das C e n t r a 1 n e r v e n s y s t e m ist, wie gewöhnlich, in Gemeinschaft mit allen den aus demselben
entspringenden Nervenstämmen, den Speicheldrüsengängen und der Art. bulbi in eine lose Bindesubstanz
gehüllt, die von Leberverzweigungen ganz um- und durchsponnen ist. Diese lose Masse erstreckt sich
oben bis an die Augen, die in derselben eingelagert sind; hinten wird sie von der Speiseröhre durchbohrt
und stösst bis hart an den Magen, unten an den Schlundkopf und an die das Vorderende desselben deckenden
Driisenmassen. Erst nach der schwierigen Auspräparation der Ganglienmassen (Fig. 3) aus dieser
Bindesubstanz können dieselben in Beziehung auf Form Verhältnisse bestimmt werden. — Wie bei anderen
untersuchten Plakobranchen (vgl. 1. c. p. 156. Taf. XVII. Fig. 5 — 9, Taf. XIX. Fig. 4) liegen die
Cerebrovisceralganglien (Fig. 3 f.) oben, unter denselben ein wenig mehr nach hinten (Fig. 3 g) die
Pedalganglien: an der Stelle, wo das Pedalganglion an das cerebro viscerale stösst, findet sich das
accessorische Ganglion (Fig. 3) : die innere Hälfte der Hinterseite der einander berührenden Pedalganglien
ist von dem unpaaren (Fig. 3 li) Ganglion gedeckt, das oben an die accessorischen Ganglien stösst. Die
cerebrovisceralen Ganglien wie bei anderen Arten gebildet, die Pedalganglien wie gewöhnlich kleiner, die
accessorischen fast kugelrund, das Gangl. azygum etwas plattgedrückt. Die kleinen Buccalganglien
(Fig. 3 d) kugelrund, dicht an einander stossend.
Die Augen (Fig. 3e, 4) dicht neben einander stehend, von etwa 0.125mm. Diam.; das Pigment
149
*
78
schwarz, die Linse gelblich. Der Otolith gelblich, von etwa 0,0127mm. Diam. — Die Haut zeigte
den gewöhnlichen Bau (vgl. 1. c. p. 157 — 158).
Der Aussenmund ist sehr eng, bildet eine kleine aber tiefe Spalte in dem Vorderrande des
Kopfes. Auch bei dieser Art setzte sich das schwarze Pigment des Vorderrandes unten in die Mundröhre
fort, in deren vorderen Hälfte es zu jeder Seite einen schwarzen Strich hervorbringt. Das Mundrohr ist
fast von der Länge des Schlundkopfes, etwa 0,8 mm. lang, etwas zusammengedrückt, hinten durch die
kleine, runde Lippenscheibe (Fig. 3a.) mit kleiner Mundöffnung geschlossen; sein Vorderende ist auch
von einem ziemlich dicken Drüsenlager umgeben.
Der Schlundkopf (Fig. 22, 3 b) ist klein, etwa '/3S der ganzen Länge des lebenden Thieres
ausmachend, 0,9 mm. lang, bei einer Höhe von etwa 0,75 und einer Breite bis 0,G5 mm. Die Form ist
die gewöhnliche, nur ziemlich kurz; die Querreifen (Fig. 22 b) der oberen Seite stark, etwa 10 — 12, der
grosse Sack mit abgestorbenen Zahnplatten an der Unterseite durchschimmernd (Fig. 3) ; der (kropfähnliche)
Ansatz unten (Fig. 3 c) am Hinterende dick, ziemlich kurz, solid, halbmondförmig plattgedrückt (Fig. 22 c).
Die Wände des Schlundkopfes wie gewöhnlich kräftig, besonders die obere. Die Mundhöhle ohne Pigment,
fast ganz von der Zungenmuskelmasse ausgefüllt (Fig. 22). Der vorderste Theil derselben springt wie
gewöhnlich mit einem kurzen scharfen Keile als Zunge (Fig. 5 d) gegen den Innenmund hervor: dieselbe
zeigt wie gewöhnlich eine ganz entblösste (Fig. 5 b) Zahnplatte, so wie den Basaltheil der oben und den
Haken der unten (Fig. 5 c) anstossenden Zahnplatte. Median, ziemlich tief, in der Zungenmuskelmasse findet
sich die Raspelscheide mit einer unentwickelten und sieben entwickelten Zahnplatten. An oder vielmehr in
der Unterseite der Zungenmuskelmasse liegt die untere Reihe von sieben Zahnplatten, die sich hinten in den
grossen, fast kugelförmigen Sack (Fig. 22 d) mit abgestorbenen Zahnplatten fortsetzt: die Zahl derselben
betrug kaum mehr als 60 — 70. Die (Fig. 5 b) Zahnplatten sind von sehr schwach-gelblicher Farbe, stark
und kräftig, fast ganz wie bei dem PI. argus (vgl. 1. c. p. 159, Taf. XVII, Fig. 23 — 29) gebildet, nur
vielleicht etwas schmächtiger; Dentikel kamen an allen noch nicht abgestorbenen Zahnplatten 11 ( — 12)
vor, und vor denselben noch 1 — 2 Andeutungen von Dentikel; an den kleineren Zahnplatten ist die Zahl
der Dentikel geringer. Die Länge der dritten oberen Zahnplatte betrug etwa 0,13, die der Zungenspitze
(Fig. 5 b) 0,12 mm.; die kleinsten gemessenen Zahnplatten massen etwa 0,0127 mm. — Die vordere
Hälfte des Schlundkopfes ist von dicken Drüsenmassen eingehüllt (vgl. 1. c. Taf. XIX. Fig. 14), die
wieder aus einer oberen und einer unteren Hälfte bestehen, von denen jede abermals aus zwei neben
einander liegenden Hälften zusammengesetzt ist.
Die Speicheldrüsen und ihre Ausführungsgänge scheinen sich wie bei dem PI. argus zu verhalten
(vgl. 1. c. Taf. XIX, Fig. 7 cc).
Die Speiseröhre (Fig. 3 i) ist von gewöhnlicher Länge, ziemlich dünn, etwa V2 Mal so lang als
der Schlundkopf, steigt erst empor, dann fast horizontal rückwärts, dann wieder abwärts um in den Magen
über zu gehen. — Der Magen (Fig. 3 k) ist ziemlich kugelig, von etAva 0,5 mm. grössten Diam.; an dem
unteren Ende des Magens, der Cardia fast gegenüber liegt die P3dorus-Oeffnung, in die der ziemlich kurze
Gallengang (Fig 3 1) einmündet; die Wände des Magens ziemlich dick und glatt, die Höhle leer. Der
Verlauf des Darmes und das genauere Verhalten des Lebersystems konnte (an dem einzigen Individuum)
nicht bestimmt werden; die Leberverzweigung in den Rückenfalten war Avie bei anderen Plakobranchen.
Der Bau des Pericardialliöckers schien ganz Avie bei dem PL argus, also auch in Beziehung
auf das Herz und die Niere.
Das Verhältniss des Generationssystems konnte an dem einzigen Individuum, welches noch dazu
geschont werden musste, nicht bestimmt werden. — Der Penis war kurz cylindrisch, oben etAva s dicker,
150
etwas zusammengedrückt (Fig. 23 a). An der Spitze trägt er den gewöhnlichen, fast wasserhellen, sehr
schwach gelblichen, zusammengedrückt cylindrischen, hornartigen Haken, der sehr lang und ziemlich stark
gebogen war (Fig. 23 b); die Länge betrug, dem Bogen nach 1,4 mm., der Durchmesser hinter der Spitze
0,037, an dem Grunde 0,058 mm. Die Form der kleinen, bräunlichen Basalplatte (Fig. 23) konnte nicht
genauer bestimmt werden; die Spitze war etwas ansgezogen, ein wenig gebogen, hinter derselben lag an
der Aussenseite die zierliche, weite, eiförmige Oeffnung (Fig. 24, 25).
ELYSIADAE.
Die Elysien kommen in allgemeinen Form Verhältnissen den Plakobranchiden sehr nahe, sind aber
noch mehr abgeplattet, im Ganzen, mitunter bis zur Verwechslung, den Planarien ähnlich. ') Der Ivopf
mehr zusammengedrückt; die Augen weit von einander gerückt. Der Körper ist sehr platt,
mit noch stärkerer flügelartiger Entwickelung des Rückens; der eigentliche Rücken ist an jeder
Seite von dem Flügel durch eine erhabene Linie oder Schnur geschieden, die auswärts in die
Flügel Zweige abgiebt; sonst ist der Rücken mit sammt seinen Flügeln glatt. Hinter dem Genicke findet
sich der Pericardialhöcker; die Analöffnung meistens rechts neben diesem, seltener (Thuridilla) mehr
gegen hinten median liegend. Die Genitalöffnungen und der Fuss wie bei den Plakobranchen.
Der Schlundkopf wie bei den Plakobranchen, aber fast immer (bei Thuridilla nicht)
ohne kropfartigem Ansätze. Die Zahnplatten dolchförmig, mit einer tiefen Furche des oberen
Randes; der untere Rand fein gesägt oder glatt. Der Magen wie bei den Plakobranchiden. Die
Leber Verzweigungen breiten sich besonders subcutan aus. Das Geschlechtssystem ist etwa wie bei
den Plakobranchiden, der Penis ist aber unbewaffnet.
Die hübschen, lebhaften, planarienartigen Elysien scheinen in allen Meergegenden, den nördlichen
wie den tropischen, vorzukommen. Eine kleine Anzahl von Arten ist beschrieben, leider zum Theile
ziemlich unkenntlich.
Die bisher bekannten Arten scheinen jetzt -) in vier Gruppen zu zerfallen :
1. Gen. Elysia, (Risso) autt.
1. E. viridis (Mtg.). — M. atlant., mediterr.
E. timida, Risso.
» marmorata, Cantr.
» elegans (Quatref.).
» fusca, Phil.
2. * minuta, Sars. — M. atlant. septentr. (norvag.).
3. » neapolitana, d'Cli. — M. mediterr.
4. ■» grandiflora, Ivelaart. — M. indic.
5. ? punctata, Kelaart. — M. indic.
6. » coerulea, Kelaart. — M. indic.
7. j lobata, Gould. — M. paeificum (Honolulu). •
8. » australis, Q. & G. — M. paeificum.
9. » Oerstedii, Mörch. — M. antill.
10. » sp., Schramm. 3) — M. antillarum.
*) Solches gilt besonders von den Tridachien, die Formen des Peasia- (Gray) Genus so ähnlich anssehen.
5) Vergl. meine Malacalog. Unters. 1. c. p. 175 — 203. Tab. XXI— XXIV.
3) Journ. de concliyl. 2 S. II. 1857. p 140.
151
80
11. E. Codgeensis, Angas. — M. pacificum.
12. » clilorotica, Ag. — Oc. atlant.
13. » faustula, Bgh. — M. pliilippin.
14. » ? catula. Ag. — Oc. atlant.
15. >' grandis, Bgh. — Oc. pacificus.
IG. > albomarginata, Trinchese. — M. medit.
17. * viridissima, Trinchese. — M. medit.
18. * marginata (Pease).* 2) — Oc. pacif. (Huaheine).
19. >' rufescens (Pease). — Oc. pacif. (Tahiti).
20. » nigropunctata (Pease). — Oc. pacif. (Tahiti).
2. Gen. Tridachia, Desh.
Pterogasteron, Pease.
Hydropsyche, Kelaart.
1. Tr. crispata (Oerst). — M. antill., caraib.
2. ?» Schrammi, Desh. — M. antill.
3. » ornata (Pease). — M. pacif.
4. >' hella (Pease). — M. pacif.
3. Gen. Thuridilla, Bgh.
1. Th. splendida (Grube). — M. adriat.
4. Geil. Elysiella, Bgh.
1. El. pusilla, Bgh. — Oc. pacif. (ins. Palaos).
4. Elysia nigropunctata (Pease).
Pterogasteron nigropimctatus, Pease. 1. c. p. 304. pl. 22. Fig. 2.
Color olivaceo-virescens, macnlis pallidioribus sparsis et ubique punctis nigerrimis ornatus.
Dentes linguales margine inferiore laevigato.
Hab. Mare pacificum (Tahiti, Garrett).
Taf. IX. Fig. 7, Taf. XI, Fig. 7—12.
Im Museum Godetfroy fand sich ein einziges, wahrscheinlich auf diese Art bezügliches Exemplar
nebst einer nach dem lebenden Tliiere von Garrett ausgeführten Abbildung mit dazu gehörenden Notizen.
Garrett scheint mehrere Individuen abgebildet zu haben; einige dieser seiner Abbildungen scheinen von Pease
(1. c. Fig. 2 a — d) benutzt, denn es kann nicht bezweifelt werden, dass die von Pease als Pterogasteron
nigropunctatus aufgeführte 3) Art , die hier untersuchte ist. — Das vorliegende Individuum war ganz gut
conservirt, wurde vorsichtig exviscerirt.
') Bull. mal. Ital. III. p. 31.
2) Pease, clescr. of nudibr. moll. inhabiting Polynesia. — Amer. Journ. of concliology. VI. 4. 1870. p. 299 — 305
(304—305), pl. 19—22.
:‘) »Mantle lobes rounded bebind; tentacles stout, upper lip bilobed, locomotive disk small. Color olive green, cluuded
witli darker, paler beneatli, and finely reticulately veined witli darker green. The wliole surface witli small irregulär whitish
spots and punctured witli jet black, the latter smal beneath, larger and crowded along the margins of the mantle lobes, and
on the tentacles. The inner surface differs but slightly, beiug only much paler centrally and unclouded.« Pease.
152
81
Den Notizen Garrett' s zufolge luvt das lebende Thier eine Länge von 1 V»" gehabt. Die Farbe ist
der Figur (Taf. IX, Fig. 7) und den Notizen Garrett's nach grün-olivenfärbig (olivaceous-green colour) gewesen,
gegen unten heller; mit zahlreichen länglichen, bleichen (pale spots) Flecken und noch häufigeren, besonders
an der Aussenseite der Rückenflügel und an dem Tentakelende vorkommenden (vgl. Pease, 1. c. Fig. 2 cd)
zahlreichen, tief schwarzen (dotted with deep black), rundlichen, kleinen Tüpfelchen. — Das in Alcohol
bewahrte Individuum hatte eine Länge von 12 mm. bei einer Breite, bei ausgeschlagenen Mantelflügeln, von
ca. 1 1 mm. und bei aufgeschlagenen von etwa 4 mm. und bei einer Dicke des eigentlichen Körpers von fast
1 mm. Die Farbe war an der oberen wie an der untern Seite hell röthlichgelb, überall mit einer Menge
von kleinen (von einem Diam. bis etwa 0,5 mm.) und kleinsten tiefschwarzen Fleckchen, besonders stark
an dem Kopfe mit den Tentakeln und gegen die Ränder der Rückenflügel entwickelt. An dem Kopfe
(vgl. Pease, 1. c. Fig. 2 cd), an der . Aussenseite der Rückenflügel, so wie an der Fusssolile schienen kleine
weissliche Piinkte (vgl. Pease, 1. c. Fig. 2 b) hindurch, die mitunter die Oberfläche ganz feinnopperig machten.
Der Kopf wie bei anderen Elysien, die Stirne (Fig. 7) hoch: die Tentakel bis 2 mm. hoch,
ausgeprägt olirenförmig, mit tiefer Furche (vgl. Pease, 1. c. f. 2 d). Die feinen schwarzen Augen auswärts
am Grunde der Tentakel hindurchschimmernd. Neben dem Grunde des Hinterrandes des rechten Tentakels
die Oeffnung des Penissackes als ein feiner schräger Schlitz; hinter derselben die kleinere Oeffnung des
Schleimdrüsenganges. — Der Körper von gewöhnlicher stark niedergedrückter Form, das Hinterende sehr
verdünnt, abgestutzt. Die Rückenflügel sehr (bis 5 mm.) breit, bei dem lebenden Thiere wie dreilappig
(trilobed) . . r) bei dem todten etwas wellenförmig gebogen, vorne schon sehr hoch, von der Mitte ab gegen das
Hinterende stark abfallend. Der Pericardialhöcker viel kleiner als der Kopf, stark hervortretend, queer-
getheilt (wie Solches auch bei El. faustula (vgl. 1. c. p. 187, Taf. XVII, Fig. 3) wahrgenommen ist). Neben
der rechten Seite des Vorderendes desselben findet sich die feine Analöffnung; eine Nierenpore konnte
nicht gesehen werden. Von den Seiten des Pericardialhöckers gehen jederseits zwei kürzere Schnüre
nach aussen, und weiter rückwärts von jeder Seite eine lange gegen hinten, die in gewöhnlicher Weise
fast bis an das Hinterende etwa längs der Grenze zwischen Rücken und Rückenflügel verläuft, gegen
den Rückenrand mehrere Aeste absendend. Das vordere Stück des Fusses ist kurz, kaum 'h der ganzen
Fusslänge messend, schmal, ohne Fussecken; der übrige Theil des Fusses ziemlich schmal, undeutlich von
den Rückenflügeln geschieden (Vgl. auch Pease, 1. c. Fig. 2 b).
Das Centralnervensystem (Fig. 7, 8) wie gewöhnlich bei den Elysiaden; das Dasein einer
(bei El. viridis schon von Allmann angegebenen) Commissur zwischen den cerebralen Ganglien und dem
Gangl. azygum, die ich bei anderen Elysien nicht gesehen habe, war hier deutlich; die accessorischen
Ganglien etwa von gewöhnlicher Grösse. Die Buecalganglien (Fig. 9 d) fast ohne Commissur mit einander
verbunden.
Die Augen (Fig. 7 d, 8 d) von etwa 0,12 mm. grösstem Diam., das Pigment schwarz. Der Otolitli
von etwa 0,0127 mm. Diam., gelblich.
Das Mundrohr etwa 0,5 mm. lang; vorne von dem gewöhnlichen weissen Drüsenlager umgeben;
hinten, an dem Vorderende des Schlundkopfes, jederseits eine länglich- nierenförmige , röthlich-braune
Drüsenmasse, beide oben und unten zusammenstossend. — Der Schlundkopf (Fig. 9) etwa 1 mm. lang,
bei einer Höhe und Breite von etwa 0,8 mm., weiss; die obere Hälfte gewölbt, mit etwa 20 Reifen; die
untere schräge gegen den unteren Rand abfallend, der Raspelsack und die Raspelscheide kaum deutlich
an dem Unterrande hervortretend. Die Zunge und die Zungenmuskelmasse, so wie die Art, in
welcher die Zahnplatten angebracht sind (Taf. XI, Fig. 9), sind wie bei anderen Elysien, nur war die
') Auch nicht an der Figur von Pease deutlich.
153
li
82
Raspelscheide stark nacli unten gebogen (Fig. 9 c). In der oberen Zahnplattenreilie kamen 7 'entwickelte,
eine lialbentwickelte und eine unentwickelte Zahnplatte vor, an der Zunge eine und in der unteren Reihe
6; in dem ziemlich schmalen Sacke kamen 9 von den vorigen gelösten Platten vor, von denen 4 der
jüngsten noch an einander geheftet waren. Die Länge der ältesten Zahnplatte betrug etwa 0,016, bei
einer Breite von 0,0036 mm.; die Länge der Zahnplatte der Zunge war 0,12, die der jüngsten 0,15 mm.
Die Zahnplatten (Fig. 10) sind kräftig, in dem Grundtlieile hellgelb, in dem Haken viel heller, an der
Spitze desselben fast farblos. An den kleinsten Zahnplatten war der Hakentheil relativ kürzer, und
wuchs nur ällmählig an den folgenden Zalmplatten in Länge. Die Basalparthie der Zahnplatten ist
subquadratisch mit etwas ausgehöhlter Grundfläche, in der oberen Seite die gewöhnliche, sich in den Rücken
des Hakens fortsetzende Furche. Der Hakentheil ist wie ein zweischneidiger Dolch; in dem vorderen
Tlieile des Rückens die gewöhnliche Furche, der untere Rand (bei einer Vergr. von 750 M.) glatt1), die
Seitenkanten nicht stark hervortretend (Fig. 10).
Die Speicheldrüsen wie gewöhnlich sich bis an den Magen erstreckend.
Die Speiseröhre (Fig. 9 e, 11 a) etwas länger als der Schlundkopf. Der Magen kaum grösser
als die Hälfte des Sclilundkopfes, oval-kugelförmig (Fig. 11 b). Dicht neben der Cardia mündet der kurze
gemeinschaftliche Gallengang (Fig. 11 c) ein, der wohl wie gewöhnlich aus der Mitte des Quer-
Gallenganges (Fig. 11 d) herauskommt. Aus dem letzten entspringt der Darm, der in seiner ersten
Strecke ziemlich weit ist (Fig. 11 ee). — Die Verdauungshöhle war immer leer.
Die untersuchten Stücke des Lebersystems waren wie bei anderen untersuchten Elysien.
Das Herz und die Niere schienen sich wie sonst bei den verwandten Formen zu verhalten.
Die Zwitterdrüsen, die sich unter der Loupe, wie gewöhnlich, als weisse, dicht neben einander
liegende Körner präsentiren, erstrecken sich weit in die Flügel hinaus; sie sind in dem vorderen Tlieile
des Thieres im Ganzen stärker. Sie sind kugelförmig, einen Diam. bis 0,28 mm. erreichend, waren nur
mit Samen erfüllt, ohne deutliche oogene oder spermatogene Zellen. Die Schleimdrüse etwa 1,5 mm.
lang, von gewöhnlicher Form. Die Samenblase von etwa 0,5 mm. Diam., fast kugelförmig, leer; der
Ausführungsgang etwa so lang wie die Blase. Die Verbreitung und die Structur der viel ge lappten
Drüse (Fig. 12) schien ganz wie bei den andern Elysien2).
PHYLLOBRANCHID
Cyerce, Bgh.
Das Geschlecht Cyerce wurde vom Verfasser vor einigen Jahren,3) um mehrere neue von Semper
entdeckte, mit den Phyllobranchen verwandte . Formen aufzunehmen, gebildet. In den allgemeinen
Formverhältnissen sind die Cyercen den Phyllobranchen ziemlich ähnlich, bilden aber durch
verschiedene innere und äussere Abweichungen4) einen U eher gang zu den Plak obranch en.
') Auch bei der El. faustula (vgl. 1. c. p. 188, Tab. XXII, Fig 15 — 17) ist der Unterrand des Hakens glatt.
2) Eine genauere Bestimmung des Genitalsystems war bei der Untersuchung eines einzigen Individuums, das noch dazu
geschont werden musste, unmöglich.
3) Vgl. Semper, Reisen im Archipel der Philippinen. II, 2. 1871. (R. Bergh, Phyllobranchiden) p. 98.
4) Die Cyercen stimmen mit den P lakobr anchiden besonders in der Quertheilung des Fusses überein, ferner in
der Lage der Analöffnung und in der Bewaffnung des Penis; die abgestorbenen Zahnplatten finden sich bei diesen auch in
einem Haufen zusammengeballt.
154
SB
Die Analpapille liegt auf dem Rücken (statt an der Seite). Der Fuss ist (etwa an der
hinteren Grenze des ersten Viertels oder Drittels) in die Quere getheilt. Der Penis ist mit einem
Stachel bewaffnet. — Die Zahnplatten sind langgestreckt und bilden an der Unterseite des
Schlundkopfes keine Spirale, sondern allmählig einen unregelmässigen Haufen. Der Kropf ist kurz,
die Leberfollikel der Papillen sind hyalin.
Man kennt von dieserGruppe bisher nur zwei, die untenstehenden Arten, beide aus dem stillen
Meere, die
1. Cyerce elegans (Semper),
2. >' nigra (Semper).
Die erste dieser Arten, Cyerce elegans, ist vom Verfasser (1. c. p. 9b — 113) genauer anatomisch
behandelt. Von der anderen, Cyerce nigra, hat nur ein einziges, durch die Einwirkung des Weingeistes
stark erhärtetes Individuum Vorgelegen, dessen Eingeweide während ihrer Erweichung in wässerigem
Fluidum durch einen Unfall verloren gingen. Ueber den inneren Bau dieser letzten Art liegen daher fast
nur ganz vereinzelte, von Semper an Ort und Stelle gemachte Notizen (1. c. p. 117 — 118) vor, und es
ist noch dazu zweifelhaft, ob dieselben wirklich dieser Art angehören. Das Thier, welches von Semper
etwas genauer untersucht wurde, und das von der Ostseite der Insel Babelthaub stammte, wich nämlich
von der typischen Cyerce nigra ab, und zeigte an der Unterseite der Papillen statt » gelber und schwarzer
Streifen nur einige gelbe Flecken auf schwarzem Grunde.« Als ich im Sommer 1872 das so reiche Museum
Godeffroy besuchte, fand ich daselbst ein mit der Cyerce nigra verwandtes oder identisches Thier, das
eben wie das von Semper erwähnte von der typischen Cyerce nigra abwich. Es wurde mir vom Besitzer
des Museums gestattet das (fast noch mit allen seinen Papillen versehene) schön conservirte, nur stark
erhärtete Individuum zu öffnen, mit möglichster Schonung der äusseren Form. Es ist im Augenblicke,
wo eigentlich keine anatomische Untersuchung der Cyerce nigra vorliegt, unmöglich zu bestimmen, ob das
unten untersuchte Thier nur eine Varietät von jener oder eine neue Art bildet. Im Aeusseren weichen
die beiden Thiere kaum bedeutend im Anderen als in der Färbung der Unterseite der Papillen
ab; vorläufig wenigstens wird dasselbe hier nur als Varietät aufgeführt.
5. Cyerce nigra, (Semper) Bgh.
var. ocellata, B.
Animal colore nigro, capite et dorso lineis et maculis flavide-rubescentibus notatum; papillae linea
marginali flavide-rubescenti, facie superiore papulis solidis flavide-rubescentibus sat paucis, facie inferiore
papulis similibus numerosis.
Hab. Mare pacificum (Ins. Samoa).
Taf. IX, Fig. 8, 9; Taf. XI, Fig. 13— 2G; Taf. XII, Eig. 2, 3.
Diese von Dr. Gräffe bei Upolu, einer der Samoa- oder Schiffer-Inseln, gefundene Thierform
kommt daselbst »nicht selten vor«; sie lebt, Gräffe zufolge »in kleinen mit Algen bewachsenen Ver¬
tiefungen, die sich auf weit in’s Meer sich erstreckenden Corallriffen finden; ihre Bewegungen sind
höchst elegant; sie ist ungemein fragil.« Den von Gräffe dem lebenden Thiere nach gezeichneten
Figuren (Fig. 8, 9) zufolge hat das Thier wenigstens eine Länge von 4, und eine Breite von
2 cm. erreicht; die Papillen haben bis etwa 1 cm. gemessen, die Tentakel bis 5 mm. Die Farbe ist
etwa wie bei der typischen Cyerce nigra gewesen; die Grundfarbe schwarz, an dem Rücken kommen
(Fig. 8) mehrere starke gelbe Längsstreifen vor, der Vorderrand des Kopfes gelb oder rothgelb, der
155
84
Rand der Papillen gell) oder rothgelb, so wie die Papel der oberen und unteren Seite. Bei dem in
A 1 c o li o 1 bewahrten Individuum mass die Länge zwischen den Spitzen der vorderen und hinteren
Papillen etwa 2,7 cm.; die Breite zwischen den seitlichen Papillenspitzen betrug beiläufig 14 mm.. die
Höhe vom Fuss an den Bücken (mit ihrer Papillenbedeckung) 11 mm. Die Länge der Fusssolile war
17,5 mm. (von denen ein Siebtel, etwa 2,5 mm., auf das vordere Stück kam); die Breite betrug etwa an
ihrer Mitte 6 mm. Die Farbe ist im Ganzen der der typischen Cyerce nigra ziemlich ähnlich; die
des Rückens ist schwarz; zu jeder Seite desselben kommt eine Reihe von rundlichen oder eckigen
roströthlichgelben Fleckchen vor, die hier und da zusammenschmelzen und an dem Hinterrücken jederseits
ein gezacktes Band bilden; an der Mitte des Rückens fanden sich ähnliche unregelmässig vertheilte
Flecken vor, und kleinere noch ausserhalb der früher erwähnten Reihen. Der Rand der Analpapille
gelblich. Die Rhinophonien, die Tentakel und die Stirne schienen wie bei der typischen Form gezeichnet,
und ebenso der flügelartige Seitenfortsatz des Kopfes. Der Rand und die obere Seite der Papillen war
fast ganz wie bei jener gefärbt, die roströthlichgelbe Borte aber breiter; an der oberen Seite (Fig. 2)
kamen die gewöhnlichen roströth liehen Papelen vor, aber in geringerer Menge, hauptsächlich an dem
unteren Theile und längs des Randes; an der unteren Seite (Fig. 3) zeigten sich immer (statt der Quer¬
bänder der typischen C. nigra (vgl. 1. c. Taf. XYI. Fig. 7)) eine Menge von Papeln (erliaben-runde Flecken),
die wie an der oberen Seite der Papillen jener geordnet, in etwa drei undeutlich geschiedenen, concentrisclien
Reihen gestellt waren; die Zahl der Papelen variirte an den grösseren Papillen im Ganzen zwischen 15
und 25 (33), hierzu kamen mehr gegen unten längs der Ränder der Unterseite oder an dem Rande
mehrere Papeln vor. Die Seiten des Körpers sind schwarz, mit 2 — 3 Reihen von kleinen, runden,
röthlichen Flecken. Der Fussrand ringsum rötlilich-gelb, mit einer feinen schwarzen Linie eingefasst,
die sich an den beiden Lippen des Vorderrandes zeigte.
Der Kopf war wie bei der typischen C. nigra; die Khinophorien vielleicht etwas kleiner, weniger
eingerollt; die Tentakel wie sonst, ebenso die Stirne, der Aussenmund und der flügelartige bis an die
Fussecke sich erstreckende Seitenfortsatz des Kopfes. — Der Rücken auch wie bei jener; die papillen¬
besetzte Strecke ebenfalls ziemlich Schmal; die Analpapille wie gewöhnlich innerhalb der vorderen Papillen
hinter dem rechten Rliinophore stehend, kleiner als bei jener. Die Papillen scheinen ebenso (vgl. 1. c. p. 115,
Taf. XVI, Fig. 4) hauptsächlich in drei Längereihen geordnet, verhielten sich überhaupt im Allgemeinen wie
bei jener. Die grössten erreichten eine Länge bis zu 10,5 bei einer Breite bis 5,5 und einer Dicke bis
0,75 mm. Die kleineren stimmten in Form Verhältnissen so ziemlich mit den Papillen jener, waren mehr
dreieckig; alle die grösseren (und die grössten) (Fig. 2, 3) wichen aber von jenen ab, waren mehr länglich,
selbst von ovalem oder eiförmigem Umrisse. Der Stiel fast ganz wie bei den Papillen der C. nigra, an
den grösseren auch mit flügelartiger Entwicklung an der Oberseite. An der Unterseite der kleineren
Papillen war die Zahl der Papelen ebenso gross, wie an der der grossen. — Die Seiten des Körpers
wie gewöhnlich niedrig, die Genitalöffnungen wie gewöhnlich. — Der Fuss von gewöhnlicher Form; die
sehr kurzen Fussecken weit rückwärts liegend.
Die Eingeweide schimmerten, wegen des dunklen Pigments der Bedeckungen, nirgends
h i n d u r c h.
Die Lage der Eingeweide war wie bei der Cyerce elegans.
Das Centralnervensystem (Fig. 13) zeigte die cerebrovisceralen Ganglien oberhalb der
pedalen liegend, jene sowie diese bildeten eine kräftige Masse, in der die entsprechenden beiderseitigen
Knoten ohne Commissur verbunden waren (vgl. 1. c. Taf. VI, Fig. 1); die cerebroviscerale Ganglienmasse
ragte vorne über die untere (Fig. 13 b) hervor, wie die untere hinten über die cerebroviscerale hervorragte;
150
zwischen beiden Massen verlief die Speiseröhre. In jedem der (Fig 13 a) cerebrovisceralen Ganglien
traten die zwei Abtheilungen derselben deutlich geschieden hervor. — Die Form des Gl. azygum konnte
bei dem einen Individuum nicht bestimmt werden. Die buccalen Ganglien waren durch eine Commissur
verbunden, die kürzer als der Durchmesser der Ganglien war; in dem Ganglion kam eine Menge von
kleinen Nervenzellen vor.
Die Augen schienen denen der C. elegans ähnlich. Die Ohrblasen konnten nicht gefunden
werden. — Der Bau der Papillen war im Ganzen wie bei der typischen C. nigra (vgl. 1. c. p. 117).
Die Epithelialzellen, die schwarzen und die rotlien, wie bei jener; ebenso die kurzen haubenförmigen und
die langen gestreckten oder gekrümmten Drüsen (Fig. 21 b, 22), welche letztere aber, wo die rothe Farbe
auftritt, fast ganz fehlen. Die rotlien Papelen der oberen Seite (Fig. 21 a), sowie der breite rothe Randsaum,
zeigten die bei jener erwähnten röthlich gelben, kugelförmigen, drüsenähnlichen Körper; dieselben waren
mit kleinen zellenähnlichen Körpern gefüllt, welche in den Papelen viel deutlicher als in dem Saum
hervortreten. Die Papelen der Unterseite zeigen nur einzelne von den erwähnten kugelförmigen, dagegen
eine Menge von etwas kleineren, runden, klaren Drüsenzellen, mit einzelnen von den langen vermischt.
Im Innern der Papillen tritt die starke Verzweigung der Leberstämme deutlich hervor, mit ihren klaren,
fast kugelförmigen oder länglichen, ausserordentlich dünnwandigen Säckchen.
Die kurze Mundröhre und das Vorderende des Schlundkopfes ist von der gewöhnlichen Mund¬
drüsenmasse (Fig. 14 a, 15 a) umgeben, von weislicher Farbe. Der Schlundkopf (Fig. 14 b, 15 b)
stimmte in Form mit dem der Cyerce elegans, nur war die bei dieser an der Rückenseite vor der Mitte
liegende Einsenkung weniger ausgeprägt; die Unterseite war vorne schmal. Hinten zeigte sich deutlich
der grosse Sack (Fig. 15) mit den abgestorbenen Zahnplatten: die Zahl (Fig. 14, 15, 16 d) der Reifen
(der Oberseite) betrug 12 oder 13; der Höcker oben an der Speisenröhrenwurzel (Fig. 15) klein, das
Hinterende des Schlundkopfes unmittelbar (Fig. 14 c, 15 c) an dem Kropfe befestigt. Die Länge des
Schlundkopfes betrug etwa 0,86, bei einer Höhe und einer Breite bis 0,75 mm. Die Mundhöhle
wie gewöhnlich (Fig. IG e). Die Zunge (Fig. 16) wie gewöhnlich, ganz kurz und dreieckig mit 2( — 3)
Zahnplatten (von der obersten ragt nur der Grundtheil aus der Raspelscheide hervor, vgl. übrigens 1. c.
p. 104). Die Raspelscheide (Fig. 16 b) nie bei der andern Art, sich weit rückwärts erstreckend; in
derselben kamen 7 entwickelte und eine unentwickelte Zahnplatten vor. In der an der Unterseite des
Schlundkopfes liegenden Scheide (Fig. 16) lagen, auch an einander in einer Linie befestigt, 6 oder
7 Zahnplatten; in dem hinteren kugelförmigen Ende der Scheide (Fig. 16 c) eine viel grössere Anzahl, wie
es schien 80 — 100, alle ohne Ordnung und meistens von der Cuticula gelöst, (Taf. X, Fig. 26) so dass sie
beim Eröffnen des Sackes herausfallen. Die Zahnplatten (Fig. 17—20) stimmen in allgemeinen
Form Verhältnissen mit denen der Cyerce elegans, sind sehr langgestreckt; der Basaltheil kürzer als der
Haken, etwas plattgedrückt, vorne an der Unterseite mit dem gewöhnlichen hervorspringenden, der Quere
nach getheilten Knorren; der Rücken des Hakens fällt von der Gegend der Mitte gegen vorne und gegen
hinten etwas ab, wie schon in der Skizze von (1. c. Taf. XVI, Fig. 23) Semper gut angedeutet. I)i(* tiefe
Kluft im Rücken des Körpers und des anstossenden Theiles des Hakens zeigt in der Tiefe zu jeder Seite
eine Reihe von feinen Auskerbungen, den Dentikeln der anstossenden vorderen Zahnplatte entsprechend
(Fig. 17). Die Zähnchen des Hakens wie gewöhnlich, an den grösseren Zahnplatten im Ganzen etwa
17 — 20, von denen die hintersten ganz klein waren; bei den kleineren war die Zahl der Dentikel geringer,
und an den kleinsten konnten (bei einer Vergr. bis 750 Mal) keine Dentikel gesehen werden (Fig. 26).
Die Länge der vorderen oberen Zahnplatten betrug etwa 0,22 mm., bei einer grössten Höhe von 0,037 mm.;
die Länge der kleinsten gemessenen Zahnplatten betrug 0.025 mm. Die Zahnplatten waren äusserst
schwach gelblich, fast farblos.
157
86
Die Speicheldrüsen waren wie bei der C. elegans, nur etwas voluminöser. An dem Ende der
Ausfiihrungsgänge kam neben dem buccalen Ganglion eine kleine Ampulle vor (vgl. 1. c. Taf. XIV.
Eig. 5 b).
Der Kropf etwa wie bei der C. elegans und wie bei dieser unmittelbar an dem untersten Tlieil des
Hinterendes des Sclilundkopfes befestigt (Fig. 14 c, 15 c). Die Länge des Organs betrug etwa 1,12 mm., bei
einer Breite von 1 und einer Höbe von 0,6 mm. Die Structurverliältnisse waren wie bei den Phyllobranclien.
Die Speiseröhre (Fig. 15 d) war etwas länger als der Schlnndkopf. Die Form des Magens
konnte nicht bestimmt werden, ebenso wenig die Beschaffenheit des ganzen Lebersystems. Der Darm
schien sich wie bei der C. elegans zu verhalten.
Die Zwitterdrüse schien der der Cyerce elegans ähnlich. Die Ovarialfollikel der einzelnen
Drüschen waren stark entwickelt. Der Bau der vielgelappten Drüse konnte nicht eruirt werden.
Die Schleimdrüse war von gerundeter, dreieckiger Form; die Länge 4,5, die Breite 3,5 und die Höhe
3,25 mm. betragend, die Farbe gelblich weiss.1 2) Die Samenblase (Fig. 26 a) kugelförmig, von etwa 1,5 mm.
Diam. , gelblich weiss, ziemlich dünnwandig, mit zierlichem Plattenepitliele ausgekleidet, mit amorpher und
zellulöser Masse gefüllt; der Gang (Fig. 26 b) etwa 1 Vi Mal so lang als die Blase, unten dicker, sich
in den Schleimdrüsengang (Fig. 26 c) öffnend. Der Samengang in seiner ersten Strecke dünn, weisslicli,
4 — 5 mm. lang, dann plötzlich zu der fünffachen Dicke anschwellend, mehr gelblich, etwa 5 mm. lang,
in den Grund des Penissackes eintretend (Fig. 24 c). Der Penissack, aussen tief schwarz pigmentirt,
mit Massen von kleinen Drüsenzellen, dickwandig, 2,5 mm. lang, conisch (Fig. 23), mit runder Oeffnung
an der Spitze. Der Penis (Fig. 24 b) ziemlich kurz, cylindrisch-conisch, von dem ziemlich kräftigen
(Fig. 24) Samengange durchzogen, der sich durch den Penisstachel öffnet. Dieser Stachel (Fig. 24 a, 25)
ist stark, von bräunlichgelber Farbe, dunkler in dem Grunde, schwach gebogen, fast cylindriscli, von einer
Länge von etwa 0,4 mm., an der Spitze 0,029, oberhalb des zwiebelförmigen Grundes 0,037, an der
Grundfläche des letzten etwa 0,12 mm. breit; an der Spitze (Fig. 25), die nicht abgebrochen schien, fand
sich die weite, runde Oeffnung; die Höhle des Stachels schien mit kleinen Zellulosen Elementen (Fig. 25)
gefüllt, die durch Druck aus der Spitze hervorquollen. -)
AEOLIDIADAE.
Fiona, Hane. & Emblet.
= Hymenaeolis, A. Costa. Annuar. del Mus. Zool. di Napoli. III. 1866. p. 64,80. IV. 1867. p. 28.
Die Fionen sind durch die Untersuchungen von Hancock3) und von mir4) in Beziehung auf ihre
anatomischen ■ Verhältnissen wohl ganz gut gekannt. Nur eine geringe Anzahl von Arten ist bisher
') Das blinde Ende der Follikel der Schleimdrüse fand Semper »etwas verdickt; mit grossen, stark mit Eiweisskörperchen
ansgefüllten Zellen und mit einem deutlichen Lumen; mehr vorwärts zeigten die Wände kleinere und mehr durchsichtige
Drüsenzellen« (vgl. 1. c. p. 118).
2) Den Figuren Semper’s zufolge (1. c. p. 118. Fig. 26—28) ist der Penisstachel »gerade, ziemlich lang, spitzzulaufend,
mit einer spaltenartigen, ziemlich weiten Oeffnung unter der Spitze; der Stachel ist braun, hornig, gegen Alkalien völlig resistent;
das hintere Ende des Stachels liess sich wegen des schwarzen Pigmentes in der Scheide (Fig. 26) nicht beobachten.« Die Spitze
wird wohl sehr leicht abhrechen und in solchem Falle würde der Stachel freilich ein Aussehen wie oben beschrieben annehmen.
3) Alder and Hancock, Monogr. br. nudibr. Moll, part VII. 1855. p. 52, 53. fam. 3, pl. 38 a.
4) 1!. Bergh. Vidsk. Meddel. fra naturli. Foren, i Kjöbenhavn for 1857. p. 273 — 337. Tab. II— III.
— contrib. to a monogr. of the Gen. Fiona, Hane, with 2 pl. Copenhagen. 1859.
158
87
angegeben *), und von denselben ist bisher nur eine einzige, die typische Art (F. atlantica) genauer untersucht.
Es ist später von mir eine noch nicht publicirte Untersuchung einer aus dem stillen Meere stammenden
Fiona vorgenommen worden, die wahrscheinlich der Fiona pinnata (Eschsch) gehört. Aus jener gehen
aber keine specifisch verwerthbare Charactere hervor, und es musste dahingestellt bleiben, ob diese im
stillen Oceane einheimische Form — einzelner äusserer Abweichungen (grössere Länge des Schwanzes)
ohngeachtet — nicht mit der im atlantischen vorkommenden identisch sei. Diese Annahme wird durch
die untenstehende Untersuchung vielleicht noch bestätigt, die auch einer Form des stillen Meeres betrifft,
die noch näher der F. atlantica zu stehen scheint. Es würde also liier wieder ein oircumaequatorial-
pelagiseher Mollusk vorliegen.
(5. Fiona pinnata (Eschsch. V).
= Aeolidia lepadivora, Graeffe, Catal. Mus. Godeffroy.
V F. atlantica, Bgh.
Hab. Oc. paciflcum.
Tat XII, Fig. 4, 5.
Diese Form wurde von Dr. Graeffe im Februar 18G2 Gm australischen Meere etwa 100 miles
westlich von der Küste Yandiemensland entfernt auf einem mit Lepaden bedeckten Stücke Holz in
grösserer Anzahl gefunden.« Fernere Notizen fehlten, es fand sich nur eine dem lebenden Tliiere nach
von Graeffe hingeworfene kleine colorirte Skizze desselben. Im Mus. Godeffroy fand ich im Juli 1872 nur
ein einziges Thier.
Der erwähnten Skizze zufolge ist das lebende Thier im Nacken, an den Rliinophorien und
Tentakeln röthlich gewesen. Die Seiten-Leberstämme stark hindurchschimmernd, wie die Papillen bräunlich.
Die Länge des Thieres hat etwa 25 mm. betragen. — Das in Alcohol bewahrte Individuum maass in
Länge etwa 10 mm. bei einer Höhe bis 3 und einer Breite von 3,4 mm. Die Farbe des Kopfes und des
Fusses gelblich, die Seiten hellgrünlicligelb, der Rücken dunkler grünlichgelb, besonders an den Seitentheilen.
Der Kopf wie bei anderen Fionen; die Rliinophorien und Tentakel stark zusammengezogen (4,5 mm.
lang bei dem lebenden Tliiere, bei dem todten etwa 1,5 mm.), einander ganz ähnlich. Die Augen schimmerten
nicht hindurch. Der Aussenmund wie gewöhnlich. — Der Rücken wie gewöhnlich, der nackte Tlieil
in der Mitte nur wenig breiter als die mit Papillen besetzten. An gewöhnlicher Stelle rechts, etwa an der
Mitte der Länge, die hervorstehende Analpapille und neben derselben einwärts die feine Nierenpore. Die
Papillen in gewöhnlicher Art angebracht, die meisten in Quincunx geordnet; die äussersten sehr klein, kaum
0,12 bis 0,16 mm. messend, die grössten gegen 2mm. (bei dem lebenden Tliiere bis 3mm lang); die grösseren
Papillen mehr abgeplattet als bei der F. atlantica, die Membran breiter. — Die Seiten wie gewöhnlich
') 1. F. nobilis, Ii. & E. — Oc. atlant.
2. » atlantica, Bgh. — Oc. atlant.
Ae. Sargassi, Phil. Mus. Giessen.
Doris fasciculata. Gm. (nec O. F. Müller).
V Limax mar in a, Forsk. ? Hymenacolis elegantissima A Costa. 1 c. p 2ü Tav. I. Fig. 1 — •!.
3. » pinnata. Eschsch. — Oc. pacif. sept.
4 » longicauda, Q. & G. — Oc. pacif’ sept.
5. » ? alba, van Hass. — Oc. inclic.
151)
88
ziemlich hoch; vorne an der rechten Seite die etwa 0,75 mm. hervorragende, abgestutzt-conisclie, etwas gegen
unten gerichtete (männliche) Glenitalpapille und hinter derselben die weibliche Oeffnung des Schleimdrüsen-
Ganges. — Der Fuss wie gewöhnlich, das Vorderende gerundet, der Schwanz auch bei dem lebenden
Thier# nur etwa 3 — 4 mm. lang.
Durchschimmern der Eingeweide und Lageverhältnisse der Organe wie sonst.
Das Centralnervensystem wie bei anderen Fionen, die gastro-oesopliagalen Ganglien kaum 'k
der Grösse der buccalen betragend. Das Auge mit seinem dunkel-braunschwarzen Pigment wie gewöhnlich.
Die Mundröhre etwa 1 mm. lang, von dem gewöhnlichen, gelblichen Drüsenlager umgeben. Der
Schlundkopf 2,5 mm. lang, bei einer Breite von 2 und einer Höhe von 1,2 mm., von gewöhnlicher
Form. Die Mandibel vorne stark hell kastanienbraun, sonst wie gewöhnlich; der Kaufortsatz ziemlich
regelmässig gezälmelt, die Zahl der (entwickelten) Zähnclien 33—35 betragend. Die Zunge von gewöhnlicher
Form: unten kamen an derselben 14, an der Spitze zwei, und oben 22 entwickelte und 3 unentwickelte
Zahnplatten vor: die Gesammtzahl derselben betrug somit 41. Die Farbe der Zahnplatten (Fig. 4. 5)
war horngelb; die Breite der jüngsten (entwickelten) belief sich auf etwa 0,2 mm.. die der vordersten des
Zungenrückens auf 0,16, die der ältesten auf kaum 0,11 mm; die Länge der Zahnplatte der Zungenspitze betrug
0,18, ihre Höhe kaum 0,06 mm.; an den meisten Zahnplatten des Zungenrückens kamen jederseits 8 Dentikel
vor, von denen der der (in Form ziemlich wandelbaren) Spitze nächststehende viel kleiner war; an denen
der Unterseite der Zunge fanden sich jederseits nur 6 Dentikel, von denen der innerste auch kleiner war.
Die Speicheldrüsen schienen von gewöhnlicher Länge zu sein. — Die Speiseröhre und der
Magen wie sonst, ebenso der Darm. In der Verdauungshöhle kam, wie bei anderen von mir untersuchten
Fionen, nur unbestimmbare thierische Masse vor. — Die seitlichen Lebergänge hatten eine Dicke
(Diam.) von 0,5 — 0,75 mm., waren von schwarz-bräunlicher Farbe; der Inhalt wie in dem Magen.
Die Zwitterdrüse wie bei anderen Fionen, aber kleiner, und die Ovarialfollikel in viel geringerer
Anzahl an den Testicularlappen vorhanden, in jenen Eier, in diesen Zoospermen. Die Ampulle des
Zwitterdrüsenganges nie bei der F. atlantica; die Samenblase ebenso, eiförmig, mit reichem
Samen gefüllt, der Ausführungsgang um ein Weniges kürzer als die Blase. Der Penis lang (wie bei
der »F. pinnata«).
Gerbe rilla, Bgh. N. gen.
Forma corporis sat elegans, vix compressa, elongata. Bhinophoria perfoliata, tentacula elongata,
Papillae dorsales pedamentis ut plurimum lmmilibus impositae, non caducae. Podarium sat latum, margine
antico sulco transverso et angulis tentaculatim producto.
Margo masticatorius mandibulae laevis. Kadula dentibus uniseriatis; dentes depressi, acie pectiniformi
irregulari, denticulis longissimis et pro parte iterum denticulatis. — Penis inermis.
Die wesentlichen Merkmale dieses neuen Geschlechts sind neben den perfoliirten Bliinophorien
die langen Tentakel, die Gegenwart von niedrigen Fussgestellen, die die langen, fest anhängenden
Papillen tragen, und das Dasein von ausgezogenen Ecken an dem Vorderrande des breiten Fusses.
Der Kaurand des Kiefers ist glatt. Die Zunge hat nur eine Beihe von Zahnplatten; diese sind
ungewöhnlich gross und stark, niedergedrückt, denen der typischen Aeolidien ziemlich ähnlich, mit langen
und starken, zum Tlieile wieder gezähnten Dentikeln. Der Penis ist unbewaffnet.
Unseren jetzigen Kenntnissen zufolge scheinen die Cerberillen ihren Platz in der Nachbarschaft
der Flabellinen finden zu müssen, wie dieselben jetzt bekannt sind. ’j Sie unterscheiden, sich aber
') Vgl. R. Bergli, malacolog. Unters. 1. c. II, 2. 187 p. 16 — 30.
160
89
wesentlich durch eine andere Form des Vorderrandes des Fusses, durch die grössere Breite dieses letzten,
durch den glatten (nicht denticulirten) Kaurand und durch eine ganz andere Beschaffenheit der Zahnplatten,
ferner durch die Lage des Magenblindsackes an der oberen Seite der Zwitterdrüse.
Von dem Geschlechte ist bisher nur eine, die untenstehende, neue Art, aus dem stillen Meere
bekannt.
7. Cerb. longicirrha, Bgh. n. sp.
Taf. XII. Fig. 6—16.
Von dieser Form lag nur ein einziges Individuum vor, am Riffe unter todten Madreporen von
Dr. Gräffe bei Upolu (Samoa-Inseln) gefunden; seine Nahrung besteht Gräffe zufolge aus Sertularien: die
Bewegungen des Thieres waren lebhaft. Das etwas zusammengezogene, sonst gut und mit fast allen seinen
Papillen in situ conservirte Individuum hatte eine Länge von etwa 18, bei einer Körperhöhe vorne von
fast 4 und einer Breite von etwa 4,5 mm.; der Fuss vorne etwa 5, an der Mitte noch fast 4,5 mm. breit.
Die schlaffen Papillen erreichten eine Länge bis 8, selten bis 15 mm.; die Tentakel 5,5 bis 6,5, die
zusammengezogenen Rhinophorien 1 mm. lang. Die Farbe des Kopfes und des Körpers im Ganzen
gelblichweiss (glänzend blau im Leben), die Papillen ebenso, nur mehr weisslich, besonders an der
Spitze (grünlich schillernd im Leben); an diesen letzten kam etwa an der Mitte oder oberhalb derselben
ein an den grossen meistens 0,4 — 0,5 mm. hoher dunkelchocoladenbrauner (im Leben rosenrother) Ring
vor, an den grössten Papillen fand sich derselbe mein’ gegen die Spitze hinaus gerückt; an vielen fehlte
der Ring; die Spitze der Rhinophorien, das Genick und theil weise das erste Papillenkissen von derselben
braunen (im Leben rosenrother) Farbe.
Die Form des Thieres scheint im Ganzen schlank, aber kräftig gewesen zu sein. — Der Kopf von
mittelmässiger Grösse, vorne abgeplattet, breit, mit gelösten Rändern, die nur an dem Uebergange in den
oberen Theil des Grundes der Tentakeln weniger hervortreten. Durch mehr als die untere Hälfte erstreckt
sich der Aussenmund als eine mediane, unten etwas ausgeschweifte Spalte; die über dem Fussrande
liegende Kinnparthie flach und dünn '). Die Tentakeln, von den Seitentheilen des Kopfes ausgehend,
langgestreckt, allmählig zugespitzt, ganz am Grunde etAvas eingeschnürt. In dem Nacken, etAva auf einer
Querlinie mit dem ersten Paare der Papillenkissen standen die Rhinophorien dicht an einander; der
Stiel derselben Avar niedrig, cy lindrisch; die Keule ziemlich kurz, spulenkeulenförmig, mit abgeplattet¬
gerundeter Spitze, die Perfoliation schien nicht tief, die Zahl der Blätter etwa 14 — 15 betragend. Die
Augen schimmerten nicht hindurch. — Der Körper ziemlich langgestreckt, mit breitem Rücken, der von
den zum Theile sehr langen, sehr fest anhängenden Papillen in ihrer grössten Strecke gedeckt war. Der
Rücken ziemlich breit, die Mitte in der vorderen Hälfte (bis etAva das siebente Papillenreihenpaar)
nackt, in der letzten, wegen der in der Mittellinie fast an einander stossenden Papillenreihen, bedeckt.
Das vorderste Papillenkissen ') mit den Rhinophorien auf einer Querlinie stehend, stark (0,8mm.)
wallartig hervortretend, gegen innen fast senkrecht, gegen aussen schräg abfallend, und im Rande ein
Avenig flügelförmig hervortretend; an demselben kamen, dicht hinter einander, zAvei Reihen von kleinen
farblosen Papillen vor, im Ganzen etAva 10. Die kleinsten erreichten eine Länge von etAva 0,35 mm.
(mit dem Nesselsack sich durch wenigstens die halbe Länge erstreckend), die grössten A'on etwa 1,3 mm.
Unmittelbar hinter diesem Kissen fand sich ein anderes, etAvas niedrigeres, in dem äusseren Ende mehr
') Vgl- die Figur au der ersten, der Fortsetzung dieser Mittheilungen gehörenden Tafel.
161
12
90
gelostes, mit einer Reihe von 8 — 9 Papillen, die eine Höhe bis 2,5 mm. erreichten; die innersten drei
zeigten das braune Gürtel. Dicht hinter jenem fand sich das dritte, noch weniger hervortretend mit
einer Reihe von 11 Papillen, die eine Länge bis 3,25 mm. erreichten. Dicht hinter diesem trat die vierte
Papillenreihe auf nur sehr wenig erhabenem Boden hervor, in derselben 10 — -11 Papillen, von denen die
4 — 5 innersten gegürtelt, die innerste 4, 5 — 5 mm. lang. Die fünfte Papillenreihe wie die vorige, mit
12 — 13 Papillen, von denen die 4 inneren gegürtelt, die innerste 6 mm. lang. Die sechste Reihe mit
12 — 14 Papillen, von denen die 6 äussersten sehr klein, die innerste 10 mm. lang. In der siebenten
Reihe 11 — 16, in der achten 11 — 13, in der neunten 10, in der zehnten und elften 9 — 10, in der
zwölften 10, in der dreizehnten 9 — 10, in der vierzehnten 9 — 11, in der fünfzehnten 6 — 8, in der
sechszehnten 4 — 5; die siebzehnte bis zwanzigste enthielten nur 3 (2) Papillen, von denen die
innerste nur eine Länge bis 1,5 mm. erreichte. Diese letzten Reihen enthielten nur farbenlose Papillen,
und in den mehr vorne liegenden Reihen kamen nur 1 — 3 gegiirtelte Papillen vor. Die meisten papillen¬
tragenden Kissen sind niedrig, in dem äusseren Ende durch die einander folgenden Reihen allmählig
weniger hervortretend. Die Papillen in einem fast geraden oder leicht gebogenen Bogen neben einander
gestellt, die äussersten (am meisten 4) sind sehr klein, die folgenden bedeutend grösser, und dann nimmt
die Grösse derselben einwärts rasch zu. Am Grunde sind die Papillen, besonders die grösseren, zusammen¬
gedrückt (oft setzt sich eine Falte von dem Grunde derselben über das Kissen hinab fort) ; in der übrigen
Strecke sind sie weniger zusammengedrückt, mehr cylindrisch, oben zugespitzt; die längsten Papillen kamen
in der 9 — 12 Reihe vor. Der braune Gürtel trat oft kissenartig hervor, besonders (Fig. 7 aa) in den
Fällen, wo derselbe mehr oder weniger halbseitig hervortrat, indem ein Stück des Ringes fehlte. An den
Hinterrand des äussersten Theiles des fünften Papillenkissens stützt sich die kurze (klaffende) Anal-
Papille mit sternförmiger Oeffnung durch die niedrigen, hervorspringenden Rectalfalten gebildet. Die
Nierenpore konnte nicht gesehen werden. Die Seiten im Ganzen nicht sehr niedrig, etwas einwärts
gegen den Fuss abfallend; hinten wurden sie sehr niedrig und verschwanden beim Zusammenfliessen des
Fusses und des Rückens an der Wurzel des Schwanzes. Unter dem rechtsseitigen zweiten und dritten
Papillenkissen fand sich die abgeplattete Genitalpapille mit neben einander stehenden senkrechten
Oeffnungen. — Der Fuss kräftig, breit, allmälig gegen Hinten zugespitzt, und in einen ziemlich kurzen
(etwa 2 mm.) langen Schwanz hinter dem Rücken verlängert. Das Vorderende dick, durch eine Querfurche
in eine obere und untere Lippe getheilt, von denen die obere in der Mittellinie mit dem Kinne verwachsen,
die untere noch durch eine Querfurche getheilt ist; die Fussecke ist in einen etwa 1,5 mm. langen Fühler
ausgezogen (vgl. wie oben).
Die Eingeweide schimmerten nur sehr undeutlich durch die Körperwände hindurch, besonders
durch die Papillenwand hier und da der Leberstamm; an dem Rücken hinten die Zwitterdrüse, an den
Seiten vorn die Schleimdrüse. — Die Fingeweidehöhle erstreckt sich nur bis etwa in die Gegend der
12 — 13. Papillenreihe.
Das Centralnervensystem (Fig. 10) etwa wie bei der Cratena lugubris 1). Die cerebro- visceralen
Ganglien von eiförmigem Umrisse mit ausgekerbtem Aussenrande, ziemlich abgeplattet (Fig. 10 aa). Die
pedalen (Fig. 10 bb) fast bimförmig, abgeplattet, etwa lU kleiner als die vorigen; die verbindende Commissur
(Fig. 10 c) nur wenig länger als das Ganglion, breit. Die Ganglia olfactoria (Fig. 10 dd) kurzgestielt,
länglich, etwa Va der Länge der cerebro- visceralen Ganglien betragend. Die Ganglia buccalia etwas
kleiner als die vorigen, rundlich, abgeplattet; die verbindende Commissur kürzer als der Durchmesser
') It. Ilergh, malacolog. Unters. 1. c. II p. 11; Tab IV. Fig 8.
162
01
des Ganglions. Die Ganglia gastro-oesophagalia in Grösse etwa 'k der vorigen betragend, mit einer
grossen (von 0,08 mm. Diam.) und mehreren kleinen Nervenzellen.
Das Auge (Fig. 10 e) kurzgestielt, kugelförmig, gross, von etwa 0,2 mm. Diam., mit grosser gelber
Linse, schwarzem Pigment. — Die Ohrblase (Fig. 10) an der hintern Grenze des cerebralen Ganglions,
in der Auskerbung des cerebrovisceralen Ganglions liegend: etwas niedergedrückt, von etwa 0,08mm.
Diam., von Otokonien strotzend, die einen Diam. bis etAva 0,016 mm. erreichten.
Die Mundröhre circa 1mm. lang, von einem ziemlich dicken, weissgelben Drüsenlager umgeben.
— Der Schlnndkopf ziemlich gross, etAAra 3 mm. lang, bei einer Breite von 2,2 und einer Höhe von fast
2 mm.: er war also ziemlich kurz, hoch und breit, die Baspelscheide nur wenig hinter den Kiefern
hervorragend. Die obere Fläche allmählig gegen hinten schrägend, etAva an der Mitte mündet die
Speiseröhre ein: die Seiten etAA'as gervölbt, gegen unten abfallend, vorn gegen den oberen Band hin mit
einer Einsenkung; die untere Seite schmal, gewölbt; der Hinterrand des Kiefers oben weit von dem des
anderen abstehend, unten demselben ziemlich stark genähert. Die Mandibel (Fig. 11 — 13), der Form
des Schlundkopfes gemäss, ziemlich kurz und hoch, ziemlich abgeplattet, stark horngelb; nach Wegnahme
der dieselben an der Unterseite des Schlundkopfes bedeckenden Muskel, zeigt sich aber zAvischen den
umgeschlagenen Vorderrändern der Kiefer (vgl. Avie oben eine später zu kommende Figur) eine tiefe Kluft.
Der Schlosstheil ziemlich stark, an der Innenseite (Fig. 12 a) mit einem gerundeten Kamme (crista
connectiva): vor demselben springt der Kiefer mit einem dicken, gegen aussen umgeschlagenen Flügel
(einigermassen Avie bei der Spurilla neapolitana (d’Ch.)) x) hervor. Dieser untere Abschnitt ist an der
Aussenseite fast rechtwihkelig hervortretend in der Art, dass sich oberhalb desselben (Fig. 11a) eine
schräge verlaufende Einsenkung bildet. Der Kaufortsatz (Fig. 11b, 12 b) ohngefähr an die Mitte des
Unterrandes der Mandibel reichend. Der Kaurand (Fig. 13) glatt. Die Nebenmundhöhle ziemlich
weit, Die Zunge (Fig. 14, 15) sehr stark, kurz, an dem (oberen) Bande abgeplattet, mit einer seichten
Furche (Fig. 15) für die Zahnplatten. An dem vorderen und oberen Bande der Zunge kamen 7 (Fig. 14),
unter dem Baspeldaclie 2, in der Scheide 4 entAvickelte und 2 unentAvickelte Zahnplatten vor; die
Gesammtzalil der Zahnplatten war somit nur 15. Die Zahnplatten (Fig. 16) waren von horngelber
Farbe, von ungewöhnlicher Grösse; die Breite der vordersten (der ältesten bewahrten) betrug 0,31, die der
sechsten 0,43, die der dreizehnten 0,45 mm. Sie Avaren von ganz eigenthümlicher und bisher bei keiner
Aeolidiade gesehener Form, im Ganzen mit der der typischen Aeolidien und besonders der Aeolidiellen
übereinstimmend -). Sie bildeten seichte Bogen, deren Grundfläche geringe, von dem vorderen Bande
ausgehende Längsfalten zeigte, während der hintere Band in gewöhnlicher Weise verdickt Avar; die
hintere Fläche niedrig, und der Bücken somit Avenig steigend. Der Schneiderand in der Mittenlinie leicht
ausgeschnitten und daselbst mit zAvei Zähnchen; zu jeder Seite kommen constant 7 Dentikel vor; der
innerste war der stärkste, zu jeder Seite mit 2 starken Zähnchen; die ZAvei folgenden zeigten jederseits
auch 1 — 2 Zähnchen, die folgende jederseits ein; die drei äussersten, gegen aussen in Länge allmählig
zunehmend, waren von anderer Form, pfriemenförmig, zwischen denselben kamen noch einzelne kleine
Dentikel vor; an der Unterseite zeigte der äusserste, längste Dentikel neben dem freien gerundeten Bande
(2 — )3 feine spitze Dentikel (Fig. 16). Die Zahnplatten variirten sehr wenig von einander, mitunter Avar
ein sonst einem Dentikel gehörendes Zähnchen von jenem hinunter gerückt und in dem ZAvischenraume
ZAvischen den Dentikeln gestellt; die Dentikel der vordersten Zahnplatten stark beschädigt. — In der
') Vgl. meine Anatom. Bidr. til Ivundsk. om Aeolidierne. 1864. 1. c. p. 207. Tab. V, Fig. 4 — 10.
2) Vgl. meine Anat. Bidr. 1. c. Tab. 1, Fig. 7.
Phidiana lynceus og Ismaila monstrosa. Xaturli. Foren, vdsk. Meddel. 1866. p. 99.
163
92
Raspelpulpe kamen die gewöhnlichen grösseren und kleineren Zellen und Zellengruppen vor, zu jeder Seite
der Mittellinie eine quergestellte, längliche (0,06 mm. Diam.), gelbliche mit mehreren Kernen.
Die Speicheldrüsen wurden nicht deutlich gesehen, schienen sich über den Magen hin zu
erstrecken.
Die Speiseröhre ziemlich kurz. Der Magen klein; hinten verlängerte sich derselbe in den, über
die obere Fläche der Schleim- und der Zwitterdrüse und weiter gegen hinten hinstreichenden, ziemlich
engen Magenblindsack, dessen vorderster und hinterer Theil ziemlich starke Längsfalten zeigte. Der
Darm ging von dem rechten Theil des Magens neben dem Pylorus ab, erstreckte sich in einem Bogen
über die rechte Seite der Schleimdrüse an den Anus hin, die Länge desselben betrug etwa 4 mm. ; in dem
vordersten Tlieile kamen Längsfalten, in dem mittleren mehr schräge und circulair laufende Falten vor. In
dem Magen fand sich unbestimmbare thierische Masse und in derselben eine weissliche, grössere Polythalamie
(eine Polystomella?) von etwa 0,37 mm. Diam.; der übrige Theil des Verdauungscanals war leer. — Die
Beschaffenheit des Leb er Systems konnte an dem einen Individuum nicht genau bestimmt werden; in den
Magen schien jederseits ein und in den Blindsack mehrere Gallengänge einzumünden. Die Leberlappen
der Papillen sind, der Form derselben gemäss, langgestreckt, mit ziemlich ebener Oberfläche, mehr oder
weniger geschlängelt durch die Papille hinaufsteigend (Fig. 6, 7). Die Lappen sind in gewöhnlicher Weise
oben durch einen kurzen Strang mit dem grossen Nesselsacke verbunden (Fig. 6, 7), der sich besonders
bei den kleineren Papillen durch seine Grösse bemerkbar machte: die Länge desselben betrug bei den
kleineren fast die Hälfte der Papillenlänge, bei den grössten etwa Via — Vis derselben; die Form war
gestreckt-birnförmig, die Wände mit ziemlich starker Muskulatur. Die Nessel-Elemente stabförmig,
ziemlich gestreckt und dünn, die Länge meistens 0,037 — 0,05, seltener bis 0,06 mm. betragend, häufig
dagegen kamen kleinere vor (Fig. 8, 9). Oft bildeten sie innerhalb des Sackes grössere Ballen (Fig. 6);
die aus der runden Oeffnung des Sackes hervorragenden Elemente zeigten oft den Nesselfaden heraus¬
geschnellt (Fig. 8).
Das Herz war wie gewöhnlich.1)
Die Zwitterdrüse gross, etwa 5 mm. lang, bei einer Höhe von 2,5 und vorne von einer Breite
von 3,75 nun., etwas niedergedrückt-konisch, aus zwei symmetrischen Hälften gebildet, die wieder aus
hinter einander stehenden grossen Lappen zusammengesetzt sind. Der Bau der Lappen war der gewöhnliche ;
in den Lappen kamen entwickelte Zoospermen und grosse oogene Zellen vor.
Die vordere Genitalmasse, hauptsächlich von der Schleimdrüse gebildet, hatte eine Länge von
4,5, bei einer Höhe und Breite von 3 mm. Die an der Drüse ruhenden oder von derselben umschlossenen
Ausführungsgänge des Genitalapparats waren hauptsächlich von brauner Farbe, eine genauere Bestimmung
war aber an dem einen Individuum mit stark erhärteten Eingeweiden nicht möglich. — Der Penis
kräftig, (etwa 4 mm) lang, konisch, unbewaffnet, bis an die Spitze von dem Samenleiter durchzogen
(Taf. XI. Fig. 27).
') Wahrscheinlich wegen starkes Hervortretens der Schleimdrüse war die Kammer vollständig gegen hinten umgeschlagen.
164
93
V
Erklärung1 zu Tafel IX.
Fig. 1. Pliyllidia rosans, Bgh. n. sp. Von der Rückenseite, a Gegend der Rhinophorien. b Gegend
der Analöffnung.
» 2. Yorderende derselben, von der Unterseite, mit Tentakeln und Aussenmund.
* 3. Rliinopliorscheide und Rhinophor.
» 4. Analröhre.
» 5. Plakobranchus clilorophacus, Bgh. n. sp. Von der Rückenseite, 2/1.
» 6. Derselbe, von der Unterseite.
» 7. Elysia nigropunctata. Pease. Von der Seite.
* 8. Cyerce nigra, C. Semper, var. ocellata. Natiirl. Grösse und von der Rückenseite.
* 9. Dieselbe, von der Seite mit seitwärts gedrehtem Kopfe.
Anmerk. Fig. 1 bis 7 nach Original Zeichnungen von A. Garrett.
» 8 und 9 » » > s Dr. Ed. Graeffe.
165
{)4
Erklärung* zu Tafel X.
Phyllidia rosans, Bgh.
Fig. 1. Analröhre, mit a der längs der rechten Seite herablaufenden Furche, b Nierenpore.
» 2. Auge, a Nervus opticus (unter 350faclier Yergrösserung, mit der Camera lucida gezeichnet).
» 3. Kalkstäbchen der Bänder des Rückens (Yergrösserung wie bei Fig. 2).
>' 4. Stück eines Rhinophorblattes mit Kalkstäbchen. (Yergr. Avie oben).
>' 5. Cutane, oberflächlich gelegene Kalkstäbchen (von einem senkrechten Durchschnitt. Yergr. Avie
Fig. 2).
6. Kalkstäbchen des Mantelrandes (unter lOOfacher Yergrösserung, mit Cam. luc. gezeichnet).
»7. » » » ( >' 350facher » a Querdurchschnitt eines Kalk¬
stäbchens).
>' 8. Cutane Kalkstäbchen (unter 350facher Yergrösserung, mit Cam. lnc. gezeichnet).
» 9. Muskulatur der seitlichen Körperwandung, a Grössere Bindegewebszellen (350fache Yergr.).
>' 10. Mundröhre (a) und Schlundkopf (von oben), bb Mm. retractores bulbi. c Dünner Theil der
Speiseröhre.
» 11. Mundröhre (a) und Schlundkopf, längs der Unterseite gespalten. Hinten (b) unteres Ende
des intrabulbösen Theils der Speiseröhre, c Wulst der oberen Wand der Mundhöhle.
» 12. Die Speiseröhre, a Ende des intrabulbösen Theiles, b übriger Theil desselben, c die dünne
Strecke der Speiseröhre, d Yorderende der grossen Eingeweidemasse, e Cardia-Theil der
Speiseröhre.
» 13. Vordere Genital drüsen-Masse, von der Hinterseite, a Samenleiter, b Schleimdrüse, Aveisslicher
Theil derselben, c Ampulle des ZAvitterdriisenganges (dessen dünnes Ende oben an der
Ampulle sichtbar ist), d Sclrwarze Samenblase, hinter und unter derselben die Aveisse.
e Samenblasengang, f Schleimdrüsengang, g Penissack.
» 14. Dieselbe (Fig. 13) von der vorderen Seite. Bezeichnung wie oben. Quer über die eiergelbe
Parthie der Schleimdrüse verläuft der Eileiter.
» 15. a Ende der Ampulle des ZAvitterdriisenganges. b Samenleiter, c Eileiter (Yergr. lOOfach,
mit Cam. luc. gezeichnet).
» 16. a Weisse Samenblase, b Anfang des Ausführungsganges derselben, c Sclnvarze Samenblase.
d Ausführungsgang der schwarzen Samenblase. e Fortsetzung des Anfanges des
Ausführungsganges der weissen Samenblase, f Solche des Ausführungskanals der scliAvarzen
Samenblase.
» 17. Stück des Penisendes (stark gequetscht. Yergr. 350fach, mit Cam. luc. gezeichnet).
» 18. Einzelne Penishaken (Yergr. 750fach, mit Cam. luc. gezeichnet).
Phyllidia loricata, Bgh.
Fig. 19. Penis mit Hakenbewaffnung und Kalkstäbchen (mit Cam. luc. gezeichnet).
» 20. Penisende mit HakenbeAvaffnung (Yergr. 750facli, mit Cam. luc. gez.).
* 21. Oeffnungen der Hautdrüsen (Vergr. 350facli, mit Cam. luc. gez.).
Plakobranchus chlorophacus, Bgh.
Fig. 22. Der Länge nach senkrecht durchschnittener Schlundkopf (Yergr. 60facli, mit Cam. lnc. gez.).
a Lippenscheibe, b Rücken des Schlundkopfes mit den Muskelreifen, c Kropfartiger
Ansatz des Schlundkopfes; oberhalb d der Sack mit den abgestorbenen Zahnplatten, die
Zungenmuskelmasse mit der Raspelscheide und Mundhöhle.
» 23. a Penisende, b Penishaken (Yergr. 350fach, mit Cam. luc. gez.).
» 24. Ende des Penishakens (Yergr. 750facli, mit Cam. luc. gez.).
»25. » » » in anderer Lage (Vergr. 750fach, mit Cam. luc. gez.).
Cyerce nigra (Semper), Var.
Eine der kleinsten Zahnplatten, schräge, von der Unterseite (Yergr. 750fach, mit Cam. luc. gez.).
166
Fig. 26.
05
Fig. 1.
* 2.
Fig. 3.
» 4.
» 5.
* 6.
Fig. 7.
8.
» 9.
>
7>
>
>
3
7
*
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
17.
18.
19.
20.
» 21.
s 22.
* 23.
» 24.
» 25.
> 26.
> 27.
Erklärung* zu Tafel XI.
Phyllidia loricata, Bgh. n. sp.
Das Thier, von oben, a Gegend der BMnopliorien, b des Anus.
Dasselbe, von unten, a Gegend der Tentakel, b der Genitalpapille mit ausgestülptem Penis.
Zwischen Fig. 1 u. 2 Maasstab der nat. Grösse.
Plakobranchus chlorophacus, Bgh. n. sp.
Verdauungs- und Centralnervensystem, a Lippensclieibe, b Schlundkopf (mit seinen Reifen), c Kropf,
d Commissura buccalis mit Ggl. buccale (vor jener die Speiseröhre), e Auge, f cerebro-viscer.
Gang!., g pedales Gangl., h Gangl. azygum., i hinterer Theil der Speiseröhre, k Magen,
I gemeinschaftlicher Gallengang, m Quergallengang.
Augen, a N. opticus (m. Cam. luc. gezeichnet).
Zunge, mit Cam. luc. gezeichnet (Vergr. 750). a Vorderende der Zungenmuskelmasse, b vordere
Zahnplatte, c erstere untere Zahnplatte, d Zungenmuskulatur.
Zahnplatte von der Unterseite, mit Cam. luc. gezeichnet (Vergr. 750).
Elysia nigropunctata (Pease).
Das Centralnervensystem, von der oberen Seite mit Cam. luc. gezeichnet (Vergr. 100), aa cerebro¬
visceralen, bb pedalen Ganglien, c Gangl. azygum, oberhalb desselben die accessorisclien
Ganglien, d Auge.
Dasselbe von unten, wie oben. Bezeichnungen wie oben.
Schlundkopf (etwas comprimirt), von der Seite, mit Cam. luc. gezeichnet, a Lippenscheibe, b Gegend
des Raspelsackes, c Gegend der Raspelscheide, d linkes Ganglion buccale mit Commissur,
e Speiseröhre.
Zahnplatten, mit Cam. luc. gezeichnet.
a Speiseröhre (vgl. Fig. 9 e), b Magen, c gemeinschaftlicher Gallengang, d Quergallengang, ee Darm.
Querschnitt eines Lappens der vielgelappten Drüse, mit Cam. luc. gezeichnet (Vergr. 750).
a Gangl. cerebro viscer. und b pedalia; von oben; mit Cam. luc. gezeichnet.
Schlundkopf und Kropf, von oben, a Munddrüsenmasse, b Schlundkopf, an der Wurzel desselben
median die Oeffnung der Speiseröhre, c Kropf.
Schlundkopf und Kropf von der Seite, a, b und c wie oben, d Speiseröhre.
Linke Hälfte der Schlundkopfwand entfernt; a Lippenscheibe, b Raspelscheide, c Sack mit
abgestorbenen Zahnplatten, d Reifen der Oberseite des Schlundkopfes, e Mundhöhle (oberhalb
der schrägen Zungenmuskelmasse); mit Cam. luc. gezeichnet (Vergr. 100).
Zahnplatte, von der oberen Seite.
Eben solche, schräge von der unteren Seite.
Etwas kleinere Zahnplatte, von der Seite.
Noch kleinere Zahnplatte, von der Seite.
Fig. 17 — 20 mit Cam. luc. gezeichnet (Vergr. 750).
a Papel der Rückenseite einer Papille, b Drüsenöffnungen der Umgegend. Mit Cam. luc.
gezeichnet (Vergr. 100).
Drüsen von der Gegend des schwarzen Epitlieliums. Mit Cam. luc. gezeichnet (Vergr. 350).
Penissack.
Penis mit a Stachel, b Peniskörper, c Samenleiter. Mit Cam. luc. gezeichnet (Vergr. 100).
Ende des Penisstachels. Mit Cam. luc. gezeichnet (Vergr. 750).
a Samenblase mit b ihrem Ausführungsgange, c Schleimdrüsengang.
Cerberilla longicirrha, Bgh. n. sp. *
Penis, mit Cam. luc. gezeichnet (Vergr. 55).
167
96
Erklärung’ zu Tafel XII.
Fig. 1.
Fig. 2.
» 3.
Fig. 4.
» 5.
Fig. 6.
» 7.
» 8.
» 9.
» 10.
» 11.
» 12.
* 13.
» 14.
» 15.
» 16.
Elysia nigropunctata (Pease).
Das Zalmplattensystem, mit Cani. luc. gezeichnet (Yergr. 750). a Raspelscheide, b Zahnplatte der
Zungenspitze, c Sack mit abgestorbenen Zahnplatten, d Vorderende der Zungenmuskelmasse
(Raspeldach).
Cyerce nigra, var ocellata.
Grössere Papille von der oberen Seite.
Dieselbe von der unteren Seite, aa Stielparthie.
Fiona pinnata (Eschscli.). (Ae. lepadivora, Gr.).
Zahnplatten von dem Zungenrücken.
Aelteste Zahnplatten.
Beide mit Cam. luc. gezeichnet (Yergr. 350).
Cerberilla longicirrha, Bgh.
Kleinere Papille, mit Cam. luc. gezeichnet (Vergr. 100). a Oeffnung des Nesselsackes.
Mittelgrosse Papille, aa Halbseitig entwickelter brauner Gürtel, mit Cam. luc. gezeichnet (Vergr. 55).
Oeffnung der Papillenspitze mit Nesselelementen, mit Cam. luc. gezeichnet (Yergr. 350).
Nesselelemente, mit Cam. luc. gezeichnet (Vergr. 750).
Centralnervensystem, von oben, mit Cam. luc. gezeichnet (Yergr. 55). aa Cerebro-visc. Ganglien,
bb pedale Ganglien; c Commiss. pediaea; dd Ganglia olfactoria mit N. olfactorius; ee Augen;
hinter denselben die Ohrblasen.
Mandibel, von der Aussenseite.
Dieselbe von der Innenseite. In Fig. 11 u. 12 a Schlossparthie, b Kaufortsatz; beide mit
Cam. luc. gezeichnet (Yergr. 55).
Stück des Kaurandes, mit Cam. luc. gezeichnet (Yergr. 350).
Zunge, von der Seite, a Hinterende des Schlundkopfes (der Zungenmuskelmasse), b Yorderrand
der Zunge, c Raspeldach, d Raspelscheide.
Zunge, von vorne, a oberer Rand.
Zahnplatte, mit Cam. luc. gezeichnet (Yergr. 350).
168
Erster ichthyologischer Beitrag nach Exemplaren aus dem
Museum Godeffroy.
Von
I)r. Albert Günther.
Herr (Jesar Godeffroy hat mir die Ehre erwiesen, mir eine Sammlung' von etwa KGO Fischen
zur Bestimmung anzuvertrauen , welche seine Sammler in verschiedenen Theilen Polynesiens, Australiens,
auf der Westküste Süd- Amerikas und in der Mitte des Atlantischen Oceans gemacht hatten. Die Mehrzahl
dieser Exemplare gehören der Siidsee an: und da die von ihnen gewonnenen Resultate entweder einen
integrirenden Bestandtheil der in andern Heften dieses Journals enthaltenen Fisch-Fauna Polynesiens
bilden, oder im Interesse wissenschaftlichen Studiums nicht davon getrennt werden dürfen, beschränkte ich
mich in dieser ersten Mittheilung auf diejenigen Arten, welche nicht jener Fauna angehören.
Die Anzahl der Arten, welche ich hier durch neue Namen unterscheiden zu müssen glaubte, ist
gering: was aber gewöhnlich das Resultat ist. wenn Exemplare nicht blos nach Beschreibungen, sondern
auch mit Hilfe einer in Arten und Individuen reichen Sammlung bestimmt werden. Auf der andern Seite
bieten die hier beschriebenen Jugendformen das höchste Interesse dar: und soweit man sich von den wenigen
bisher bekannten Jugendzuständen von Fischen ein Urfheil erlauben kann, scheint es. als ob in ihnen
Charaktere auftreten, die mit dem weiteren Fortschritt unserer Kenntniss derselben für die systematische
Eintheilung der Acanthopterygier von grossem Gewichte sein dürften. So könnte für die Familie der
Squamipinnes die mächtige Entwicklung von Schulterplatten in der Jugend charakteristisch sein, was
sofort für die Ausscheidung von Gattungen, welche man bis jetzt mit den typischen Fischen dieser Familie
vereinigt gelassen hat, entscheidend wäre.
Percichthys godeffroyi.
B. 7. D. 10/i3. A. 3fa. L. lat. ca. SO.
Die Körperhöhe ist beinahe ein Viertel der Totallänge, die Kopflänge zwei Fünftel. Der Augen-
Durclimesser ist ein Sechstel der Kopflänge, zwei Drittel der Länge der Schnautze und etwas weniger als
der flache unbeschuppte Interorbitalraum. Unterkiefer vorstehend: der Maxillarknochen reicht bis etwas
hinter die Mitte des Auges. Das ganze Präoperculum fein gezähnelt, etwas stärker am Winkel. Suborbitale
nicht gezahnt. Schuppen ziemlich unregelmässig. Der dritte und vierte Dorsalstachel sind bei weitem die
längsten, zwei Fünftel der Kopflänge, mehr als zwei Mal so lang als der zweite. Der zweite und dritte
Analstachel gleich lang und stark. Hinterer Rand der Schwanzflosse gerade oder nur schwach ausgeschnitten,
mit scharfen Ecken. Brustflossen beinahe so lang als der Kopf ohne die Schnautze. Färbung einförmig.
Pseudobranchien wohl entwickelt. Ein Exemplar. BOO mm. lang, von Iquique.
98
Ueber eine neue Form von Tholichthys.
In den Ann. & Mag. Nat. Hist. 1868. I. p. 457, u. 1871. VIII. p. 318 habe ich unter dem Namen
Tholichthys winzige Fische beschrieben, welche sich als junge Squamipinnes herausgestellt haben (Chsetodon,
Heniochus?), und für welche man jenen Namen beibehalten kann. Eine derartige höchst sonderbare Form,
welche ich für den Tholichthys von Pomacanthus halten möchte, hat das Godeffroy Museum von dem
Atlantischen Ocean erhalten. Der obere Augenrand ist in einen geraden auswärts gerichteten lanzett¬
förmigen Dorn verlängert, der beinahe halb so lang als der scheibenförmige Körper ist. Jede Seite des
Nackens ist mit einem dreieckigen, langen, flachen, längs- gekielten Suprascapulardorn bedeckt, der mit
dem der andern Seite ein Giebeldach über der stacheligen Rückenflosse bildet, und weit hinter die Mitte
des Fisches reicht. Die Schulterplatte ist oval, wie in den andern bis jetzt bekannten Tholichthys. Das
Präoperculum breitet sich unten am Winkel in einem breiten dreieckigen Dorn aus, der bis zur Afterflosse
zurückreicht und die Bauchflossen gänzlich bedeckt. Die Flossenformel ist D. 7A>«. A. a/i 2. Von Schuppen
lässt sich bis jetzt noch nichts wahrnehmen.
Das einzige beobachtete Exemplar ist 10 mm. lang.
Jugendzustände von Schwertfischen (Xiphias und Histiophorus).
Das Fischchen, von dem ich liier eine ' stark vergrösserte Abbildung gebe, und dass nur eine
Gesammtlänge von 9 mm. hat, wurde im Atlantischen
Ocean in etwa 25° N. Lat. und 30° W. Long. aufge¬
fangen. Der sehr grosse Kopf ist oben flach, von den
breiten Stirnbeinen bedeckt, zwischen den Augen concav,
indem der obere Augenrand in eine fein gesägte Leiste
sich erhebt. Vor den Augen fällt dass obere Kopfprofil
rasch in die ziemlich stark vorgezogene, breite, vorne spitzige Schnauze ab. Kiefer beinahe gleich lang,
mit conisclien Zähnchen bewaffnet. Maulspalte horizontal, sehr weit, bis unter den hintern Theil des
Auges reichend. Auf jeder Seite des Kopfes zwei starke Dornen, die mit kleinen Stacheln besetzt sind.
170
99
Der obere Stachel geht vom Scheitelbein aus und ist kaum halb so lang als der untere, der dem Winkel
des Präoperculum angehört, und wenigstens V; s so lang wie der ganze Fisch ist. Die verticalen Flossen
zeigen die Strahlenbildung noch nicht deutlich, ausser der Schwanzflosse, welche bereits gegabelt ist. Die
Bauchflossen stehen nahe beisammen und sind auf einen rudimentären Stachel reducirt. Schwanzstiel
ohne seitliche Hautkante.
Es wäre schwierig gewesen, sich über die Natur dieses Fischchens klar zu werden, hätte sich
nicht glücklicherweise in derselben Sammlung ein etwas grösseres Exemplar vorgefunden, von 14 mm.
Länge und vom südlichen Theile des Atlantischen Oceans (40 0 S. Lat., 25" W. Long.). Dieses ist ganz
entschieden ein sehr junger Schwertfisch: es gleicht in der allgemeinen Körperform und den wesentlichsten
Charakteren so sehr dem ersteren, dass ich mir zunächst die Frage stellen musste, ob es nicht nur ein
weiteres Wachsthum-Stadium desselben Fisches repräsentire. Allein da auf der einen Seite der Unterschied
in der Grösse, und somit wahrscheinlich auch im Alter, zwischen beiden doch nicht so bedeutend ist. dass
dadurch die immerhin beträchtlichen Structur-' Verschiedenheiten erklärt werden könnten, und auf der andern
Seite die letzteren zum Theil dieselben sind, wodurch Xiphias und Histiophorus characterisirt sind: so dürfte
es gerathener erscheinen, das kleinere Exemplar für den jungen Xiphias, und das grössere für den jungen
Histiophorus anzusehen.
In diesem grösseren Exemplar ist die Schnautze um ein Weniges länger; beide Kiefer sind mit
verhältnissmässig nicht sehr kleinen Zähnen
besetzt, von denen die vordersten, oben
sowohl als unten, etwas verlängert sind.
Die beiden Dornen an der Seite des Kopfes
sind vorhanden, aber etwas schwächer und
kürzer und nicht so rauh, wie auch der
obere Orbitalrand nicht gesägt ist. Der
vordere Theil der Rückenflosse besteht aus
langen Strahlen, von denen der längste so
hoch wie der Körper ist. Nach hinten
nehmen die Strahlen an Länge ab, und
ihre Zahl lässt sich nicht bestimmen. Die
Afterflosse ist ein kurzer, schmaler Haut¬
saum. Besonders charakteristisch sind aber
Was die weiteren Entwicklungszustände des Schwertfisches betrifft, so mag ich beifügen, dass das
Brittische und Godeffroy Museum drei junge Schwertfische von 2Vü Zoll Länge besitzen. In diesen ist
nun nicht nur der Oberkiefer zu verhältnissmässig derselben Länge gewachsen, wie in einem alten Exemplar,
sondern auch der Unterkiefer ist stark verlängert, nur wenig kürzer als der obere. Die Kiefer gleichen
denen von Belone, und sind Avie diese mit conischen Zähnclien von ungleicher Länge bewaffnet. Die
grossen Stacheln an der Seite des Kopfes sind verschwunden, Avährend Reihen von spitzigen Tuberkeln
den Körper bedecken. Der Rumpf und der Sclnvanz haben die Proportionen dieser Körpertlieile im
ausgewachsenen Fisch angenommen. Rückenflosse durchaus aus langen Strahlen bestellend. Diese Exemplare
besitzen keine Bauchflossen, und gehören desshalb zu Xiphias.
die beiden langen Faden, Avelclie die Bauchflossen repräsentiren.
171
100
>■
P. S.
Ich hatte obige Notizen über sehr junge Schwertfische bereits dem Druck übergeben, als mir
Hr. Godeffroy ein drittes Exemplar zusandte, das er soeben durch einen seiner Schiffscapitäne vom
Atlantischen Ocean in 5° S. Lat. erhalten hatte. Dasselbe ist höchst interessant, da es bei einer Länge
von GO mm. einen weiteren Entwicklungszustand von Histiophorus vorstellt, und die Richtigkeit meiner
Deutung dieser Fischchen beweisst.
In diesem Fischchen ist nun bereits der Oberkiefer in ein Schwert ausgezogen, und die Kiefer
haben sich vollständig In die charakteristische Form dieser Tlieile des Schwertfisches entwickelt. Dornartige
Fortsätze an ihrer Oberfläche haben sich verloren, und die Zähnchen sind verliältnissmässig kleiner,
obgleich noch immer konisch- spitz, und viel mächtiger, als im ausgewachsenen Zustande. Die Dornen,
mit welchen der Kopf bewaffnet ist, sind verliältnissmässig viel kürzer. Da sie in keinem unserer
Exemplare auf beiden Seiten von derselben Länge sind, so sind sie wahrscheinlich in Bezug auf Länge
überhaupt grossen Schwankungen unterworfen. Der Körper- und Schwanztheil haben sich verlängert:
die Flossenstrahlen sind deutlicher. Namentlich ist an der Riickenflossse bereits die vordere, hohe Abtheilung
von der hinteren, niedrigen deutlich geschieden, und die allerletzten Strahlen sind wieder stärker entwickelt,
als die vorhergehenden. ') Höchst auffallend muss es aber erscheinen, dass die Anzahl der hohen Strahlen,
die sich nur auf etwa 17 beläuft, noch so sehr von der des ausgewachsenen Fisches, welche beinahe das
Doppelte beträgt, sich unterscheidet. Ein ähnliches Verhalten findet auch bei der Afterflosse statt,
Schwanzflosse ausgeschnitten. Körper ganz glatt. Keine Leiste am Schwänze.
Ich kann hiebei nicht unterlassen, zu bemerken, dass es mir jetzt mehr als je zweifelhaft erscheint,
ol) man Recht hat, nach der Länge der Kiefer Arten der Schwertfische zu unterscheiden. Dieses Waclisthum
der Oberkinnlade muss doch häufig von äusseren und inneren Einflüssen modificirt werden, und eine geringe
Hemmungs-Ursache in diesen Jugendformen muss eine sehr sichtbare Verkürzung des Schwertes zur Folge
haben. Damit will ich natürlich durchaus nicht verneinen, dass ein kürzeres oder längeres Schwert
charakteristisch für gewisse Arten ist; allein solche Arten müssen dann zugleich durch andere Merkmale
charakterisirt sein, und die Länge des Schwertes für sich allein kann nicht zur Feststellung einer
Art dienen.
Endlich ist es kaum nöthig, zu erwähnen, dass die Schwertfische als pelagische Bewohner zu der
grossen Anzahl derjenigen Fische gehören, welche im offenen Ocean laichen, und deren Laich entweder
') Dieses hätte in der Zeichnung besser ausgedrückt sein sollen.
172
101
in Klumpen frei an cler Oberfläche schwimmt (wie bei den Makrelen, Schwertfischen u. s. w.). oder an
schwimmende Tange angeheftet ist (wie bei den Blennioiden und verwandten Familien).
Umbrina imberbis.
D. 10 | V24. A. -h. L. lat. 65.
Der Bartfaden am Kinn ist auf ein kleines Knötchen zwischen den zwei Paaren von Mandibular-Poren
reducirt. Die Höhe des Körpers ist ein Drittel der Totallänge (ohne Schwanzflosse), die Kopflänge zwei
Siebentel. Die Sclinautze stumpf, abgerundet, über die Mundspalte gewölbt, länger als das Auge, dessen
Durchmesser V« der Kopflänge beträgt. Der Oberkiefer reicht bis unter die Mitte des Auges. Präoperculum
schwach gezähnelt. Dorsal-Stacheln schwach, aber nicht alle biegsam: der dritte der längste. Der zweite
Analstachel ziemlich stark und etwas mehr als halb so lang als der erste Strahl. Schwanzflosse leicht
ausgeschnitten. Brustflosse nicht viel kürzer als der Kopf. Einfarbig silberig: die Basis der Brustflosse
schwärzlich.
Ein Exemplar von Iquique (Chili) ist 13 Zoll lang.
Gobius nigroocellatus.
D. 6 | V10. A. V9. L. lat. 27.
Acht Längsschuppen-Reihen zwischen der zweiten Rücken- und Afterflosse. Die Schuppen hinter
dem Kopfe sind nur um weniges kleiner als die des Körpers. Die Körperhöhe ist Vs der Gesammtlänge
(ohne Schwanzflosse), die Kopflänge V4. Augen nahe beisammen, von massiger Grösse. Maul klein,
horizontal, mit überragendem Oberkiefer. Stark gekrümmte Hundszähne im Unterkiefer an der Seite.
Sclinautze kürzer als das Auge. Die oberen Brustflossen- Strahlen fein wie Seide. Brustflosse so lang
wie der Kopf. Alle Flossen strahlen biegsam, die hintern Dorsalstrahlen etwa so hoch wie der Körper
unter ihnen. Schwanzflosse von massiger Länge und abgerundet. Die Bauchflosse reicht beinahe bis an
den After. Graubraun (in Spiritus), jede Schuppe mit hellerem Centrum. Zwei Reihen tief schwarzer, hell
eingefasster Ocelli entlang der Seite des Körpers; die obere Reihe läuft auf der dritten Längsschuppenreihe,
die untere auf der fünften. Verticale Flossen fein braun getüpfelt. Ein kurzer, schwärzlicher Längsstreif
auf der Basis der Brustflosse. Bauchflosse schwarz in der Mitte, gelblich auf den Seiten.
Ein Exemplar 65 mm. lang (Ko. 221), von Bowen. Nord-Australia,
D i p I 0 p h 0 s,
Körper sehr verlängert, bandförmig, mit grossen, dünnen, abfälligen Schuppen. Eine doppelte
Reihe von Leuchtorganen verläuft entlang jeder Seite der untern Kante des Körpers und Schwanzes.
Kopf lang, zusammengedrückt, mit spitziger Sclinautze und vorstehendem Unterkiefer. Maulspalte sehr
weit: beide Kiefer mit einer Reihe spitziger Zähne, die etwas ungleich in Grösse, aber nicht besonders
entwickelt sind. Gaumen zahnlos (?). Auge von massiger Grösse. Paarige Flossen wohl entwickelt.
173
102
Rückenflosse hinter der Bauchflosse, gegenüber dem After; eine Fettflosse scheint nicht vorhanden zu sein.
Afterflosse sehr lang.
Atlantischer Ocean.
Die geringe Grösse der Exemplare, welche in einem gar nicht guten Erhaltungszustände sind,
erlaubt mir nicht, eine genauere Beschreibung der Gattungscharaktere zu geben.
Diplophos taenia.
D. 8. A. ca. 48. V. 8.
Die Länge des Kopfes ist Ve der Gesammtlänge, die grösste Höhe des Körpers nur Vie. Die
Sclmautze ist etwas mehr als zweimal so lang als das Auge, und der Oberkiefer reicht hinten weit hinter
das Auge. Der Anfang der Rückenflosse ist etwas näher der Schnautzenspitze , als der Basis der
Schwanzflosse; die Bauchflossen reichen bis zum Anfang der Rückenflosse zurück, und die Afterflosse
fängt unter dem letzten Dorsal- Strahl an und hört in einer geringen Distanz von der Schwanzflosse auf.
Die Leuchtorgane bilden zwei Reihen entlang der untern Körperkante: sie sind dicht gedrängt, und die
der obern Reihe sind kleine schwarze Punkte, viel kleiner als die der untern Reihe, welche eine queroblonge
Gestalt haben. Diese Reihen hören mit der Afterflosse auf, aber unten an der Schwanzflossenwurzel steht
noch ein Paar runder Leuchtkörper. Braun oder braun-schwarz.
Drei Exemplare (Ko. 460 u. 481), von welchen das grösste 1 ’/q Zoll lang ist, von der Mitte des
Atlantischen Oceans; eines von 80° S. Lat., 24° W. Long., und zwei andere von 22° N. Lat.,- 80° W. Long.
Syngnathus acicularis.
Jeny ns, Voy. Beagle. Fish. p. 147. pl. 27. fig. 8: Giintli. Fish. VIII. p. 161. D. (86) 48 — 45.
Segment. 18 — 19 fl- 42 — 48.
Der vordere Tlieil des Rumpfes ist etwas tiefer als der Kopf, und die Länge des Schwanzes ist
nur das Doppelte der Rumpflänge (ohne Kopf). Die Länge der Sclmautze gleicht der Distanz des vorderen
Augenrandes von der Wurzel der Brustflosse. Ein niedriger Kamm entlang der Medianlinie der Sclmautze
und Stirn verschwindet auf dem Kopfe; auch setzt sich der Supraorbitalrand nicht auf die Schläfe fort.
Schilder glatt, ohne Stacheln. Operculum ohne Kiel. Die Seitenlinie setzt sich nicht in die obere
Schwanzkante fort. Die Basis der Rückenflosse ist nicht über das Niveau des Rückens erhoben, und die
Flosse selbst steht auf zehn Segmenten, von denen zwei dem Rumpfe angehören. Schwanzflosse wohl
entwickelt. Ohne auffallende Körperzeichnung.
Die Exemplare, Männchen und Weibchen von Iquique, weichen in Bezug auf die Zahl der Riicken-
Strahlen von meiner ersten Beschreibung ab. Die Eiertasche des Männchens ist nur halb so lang als
der Schwanz.
174
Syngnathus nitidus.
D. 18. Segment. 14 -(- 31.
Verwandt mit Syngnatlms tetrophthalmus. Eine Leiste kreutzt das stark convexe Operculum.
Kopf und Sclmautze sehr kurz, die letztere aufwärts gebogen, kaum so lang als der postorbitale Tlieil des
Kopfes und oben in der Mittellinie mit zwei Dörnchen bewaffnet. Körper nicht viel tiefer als breit, mit
stark vorspringenden Leisten. Die Leisten jedes Segments hinten mit einem deutlichen Dörnchen. Schwanz
etwas mehr als doppelt so lang als der Rumpf (ohne Kopf). Die Seitenkante geht in die Schwanzkante
über. Orbitalränder stark vorspringend, der Zwischenaugenraum concav. Die Basis der Rückenflosse ist
nicht über das Niveau des Rückens erhaben; die Flosse steht auf sechs Segmenten, von denen das erste
das Anal-Segment ist. Schwanzflosse sehr kurz.
Diese Art ist sehr niedlich gezeichnet. Die Segmente sind braun und die Suturen zwischen denselben
als weissliche schmale Ringe gezeichnet. Drei dieser Ringe auf dem Rumpfe stechen besonders durch ihre
glänzend weisse Farbe hervor. Zwei Querbinden von derselben Farbe auf dem Kopfe. Sclmautze weiss,
mit mehreren dunkelbraunen Ringen.
Zwei Exemplare von Australien, beidp Weibchen, von denen das grössere nur Zoll lang ist.
Urocampus coelorhynchus.
D. 14. Segment. 9 + 54.
Sclmautze, Kopf und Körper comprimirt; Sclmautze gerade, kurz, nur so lang als der postorbitale
Tlieil des Kopfes, mit einer hohen Leiste oben in der Mittellinie und einer niedrigeren auf der Mitte der
Seite; vor dem Auge ein schwacher conischer Höcker. Die Supraorbitalleisten erhaben, vorne convergirend,
ohne sich in die Schnautzenleiste fortzusetzen. Hinterhaupt, Schläfengegend und Operculum mit je einer
Längsleiste. Rumpf kaum zweimal so lang als der Kopf: Schwanz mehr als dreimal so lang als der
Rumpf und Kopf zusammen. Körpersegmente ziemlich dünn, ohne Stacheln, aber mit deutlichen Kanten.
Die Rückenflosse steht auf dem neunten bis zwölften Schwanzsegmente; Brustflosse kurz; Schwanzflosse
rudimentär oder ganz fehlend. Von der Färbung sind nur dicht gedrängte kleine gelbe Ocellen an der
unteren Seite des Kopfes bemerkbar. %
Zwei ausgewachsene männliche Exemplare von Sydney, von denen das grössere 3% Zoll lang ist.
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I
Journal des Museum Godeffroy HeftII.Taf.1
Samoa n oder Navigator Gruppe )
gezeichnet
L.Friederichsen.
ManTsstab 1 800 01)0.
östlichen Theiles von Upolu._ + Seemeilen entfernt
Nach Capt.A.K. Petersen s Skizzen
gezeichnet von
Ansicht des
I, . Friederichnen
Koralh
bei Ebbe trocken
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' 'a Fanuatapu I.
Samun I
Vailele
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Ansicht von Upolu Insel von dem Norden von Apia feschen. 12 Seemeilen entfernt.
Nach Capt.A.-K .Petcrscn's Skizzen
gezeichnet von
L. Friederichsen
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'Sehr schwere Brandung
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( Samoan «a Navigator Gruppe)
L. Friederichsen
Jlaafsstab l: 800000.
109*30'
Sehr schwere Brandung
Jm Kord Osten der Karte liegt die Plantage von Voile
selten dem Sigago und Letagn Fluss ins .
Eingeborenen Wohnungen, (bewohnt )—
Unbebautes Land mit Urwäldern J
Coeos U7ui. Baumwolle Plajih
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Zi3 ncres. ■ mit Cocosbäunun und Baumwolle bepfltuir.t Die hinnen Flüsse welche sieh zmi *•
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ARCHIPEL DER SAMOAN ODER NAVIGATOR INSELN
(GROSSER 0 CE AN )
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Maasstab ca 1 : 20.700-( 1500 Engl.Fuss auf einen Engl. Zoll.)
/ Statute Meile — S2S0 EnglThss
\ermessen von
H.B.STERNDALE
Ex.Lieut.der Artillerie.
1870.
Bearbeitet imd gezeichnet
von
L.FRIEDERICHSEN
Kartograph.
1872.
Macfarlane Store: Südl. Breite 13°49'44: Länge 171°4+ W.v.Gr.
yssirJ
JRG : L. FRIEDERICHSEN & C
Geographische Verlagshandlung.
1873.
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1873
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Journal des Museum Godeffroy.Heft IL Tafel 111
Haus der Eingeb orenen auf Yap
Journal der Museum GodetTroy; Heft II Tafel IV
Druck v H NV'TiiH’kt*
Hamlöurö.L.Friedendi.'on &C
Ethnographische Gegenstände von Yap.
1 Freiet Eintet oritur von Yap . an^ethan mit dem Lit (Leibschürze) u. deift Iatau.- Z Iatau. Handmanschette aus Conus raillepunctatus L * A;u H nin u
schatte aus Nautilus pompilras. L. 4 TJoj Kamm..- 5 Halsband der Häuptlinge.- 6 Halsband aus Muschel- u Cocosnufsscheiben.- 6 ' Ein .
in natürlich :-r Grosse.? Halsband aus Scheiben von Cassidea rufa.L 8 Halsband mit Ringen aus Betelnuf? n einem Rin£e an ! >oh ■■Ipa" .
desselben vetgrössert 9 Frauenhalsband aus Bastfasern - 10 Lle. Armringe (4: aus Cocnsnufs von den Frauen auf dem linken Arm -
Armringe (4) der Frauen aus Trochus Niloticus. L-12 Thongefäfs.-13.u 14 Muschelbeile aus Tridacna -'.ifac L
Journal des Museum. Godeffroy Heft II . Tafel 5
Hamburg. L Fnederichsen & O
Raren Typen von Yap
1 & 2 - Jüngiinge fApagal's; - 3- Eingeborene Frau - Nach Original photographieen von J Kubary:
•Journal des Museum Godeffroy Heft II Tafel 6
Racon -Typen von Yap.
Nach einer Originalpliotographr
Journal des Museum Godefftoy Heft II Tafel 7
Raccn -Typen von lap
Nack Origmalpkotograpkipea von J Knbary
Hambiug, L FrieSertdisen 4 C?
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5ur0 : L.Triederichser. ät Cq. UtKAngtix J.G.Bach, Leipzig.
1.2.3.15.16.17 13. Papilio Alphenor Cr am. - Figur 4 sc 5. Piem Ada Cr am.. - Figur 6ac 7 Diadema Auge Cram.- Figur S. 9.10. 19 2' Chaerocampa Celerio L
11*12. Nyctemera integra 'Walker.- Figur 13 ac 14. Botya muitilinealis Ouenee - Figur 1-14 nach Zeichnungen vor. J Kubary. Figur 15-20 nach Zeich-
-nungen von Anna Semper.
11t uiivu r<5 . L.t'ru'^ern'hscn % C"
Prunk v II WiTiih kd
1-4 - Phyl lidia rösan;: Byh r sp -5-ß* Plakobranchus chlorophacus. Bgh.n sp.-7-Elysia m^ropunctata .(Pease)
8-9'Cyerce nijSra (Semper) var ocellata
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Ifitmfourif / A'rif< tsri< -Asm <4 Cf
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Journal' </<■*.»• Jfus Godef/roy Jfr/'t /I
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ILtmkurtj /rteJ+rtr/urn >4 t '
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In unserem Verjage ist erschienen:
Journal des Museum Godeffroy, Geographische, ethnographische und naturwissenschaftliche Mittheilungen.
Heft. I. Gr. Quart. 9 Bogen mit 2 Holzschnitten und 8 Tafeln. Preis 5 Thaler. (Inhalt:
1. Topographie der Schiffer-Inseln von Dr. E. Gräffe, nebst 2 Karten der Schiffer-Inseln von
L. Friederichsen. — 2. Die Lagune von Ebon nach J. Kubary von Dr. E. Gräffe. — 3. Ueber
eine Sendung Vögel aus Huahine von Dr. E. Gräffe. — 4. Ein Beitrag zur Farnflora der Palaos-
und Hervey-Inseln , von Dr. Chr. Luerssen. — 5. Untersuchungen über Diatomaceen-Gemische,
von 0. IST. Witt.)
Von der Fluth und Ebbe des Meeres von Hugo Lentz, •Wasserbau-Inspector in Cuxhaven. Gr. Quart.
Mit IG lithograpliirten Tafeln und 20 Holzschnitten. 1873. Preis 5 Tlialer. (Inhalt: 1. Theorie
der Fluth und Ebbe des Meeres. — 2. Vergleiche zwischen Theorie und Beobachtung. — 3. Das
»Alter« der Europäischen Tiden. — 4. Hoch- und Niedrigwasser in der Elbe. — 5. Wirkung des
Windes. — 6. Schlüsse.
Krystallographie. Stereoskopische Darstellung einer Reihe der wichtigsten Krystalle, der Combinationen
derselben etc. von Julius Schlotke. Preis Vk Thaler.
Karte des Landes zwischen den Flüssen Sigago und Letoga, sowie der Ansiedelungen am
Hafen von Apia. Maasstab 1:20.700, nebst Cartons der Samoa-Inseln und 3 Ansichten der Insel
Upolu. Nach Original-Aufnahmen bearbeitet und gezeichnet von L. Friederichsen. 1873. Preis 2 Thaler.
Karte des ehemaligen Königreichs Polen nach den Grenzen von 1772; mit Angabe der Theilungslinien
von 1772, 1793 und 1795. Maasstab 1 : 3.000.000, von Dr. Carl Wolff. Preis 1 Thaler.
Das 3. Heft des »Journals des Museum Godeffroy« wird voraussichtlich im Juli dieses Jahres
erscheinen können und das l.Heft der Abtheilung „Garrett’s Fische der Südsee,” bearbeitet von
Dr. Albert Günther in London, bilden. Auf Basis einer Sammlung von 470 Abbildungen von Mr. Andrew
Garrett nach dem Leben gemalter Fische der Südsee, und mit Hülfe des vereinigten Materials des
Britischen- und Godeffroy Museum' s wird eine vollständige Bearbeitung der Südseefische in 10 Heften
mit je 20 colorirten Tafeln zum Preise von ca. 20 Thalern pr. Heft beabsichtigt. Die Hefte werden so
rasch auf einander folgen, als es möglich ist die Tafeln von den Künstlern ausgeführt zu erhalten. In
l'/a — 2 Jahren soll dies Fisch-Werk als ein integrirender Tlieil des Journals des Museum Godeffroy, jedoch
selbstständig paginirt, beendet sein. Da die enormen Herstellungskosten nur eine sehr beschränkte Auflage
gestatten, so wird eine baldige Subscription erbeten.
HAMBURG, im Mai 1873.
L. Friederichsen & Co.
JOURNAL
DES
Geographische, ethnographische und naturwissenschaftliche Mitteilungen.
Heft IV.
Mit 2 Holzschnitten, 1 Karte und 14 Tafeln.
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HAMBURG.
L. Friederichsen & Co.,
Land- und Seekartenhandlung’.
Geographische und nautische Verlagshandlung.
1873.
JOURNAL
DES
Geographische, ethnographische und naturwissenschaftliche Mittheilungen.
Heft IV.
I n h a 1 1.
1. Die Palau-Inseln in der Südsee, von J. Kubary. S. 1 — 62
(177 — 238).
2. Beiträge zur Kenntniss der Fidschi-Insulaner, vou J. W.
Spengel. S. 63—76 (239—252).
3. Description de quelques Crustaces, nouveaux ou peu
connus, provenant du Musee de M. C. Godeffroy, par
le Dr. A. Milne Edwards. S. 77 — 83 (253 — 264).
4. Zweiter ichthyologischer Beitrag nach Exemplaren aus
dem Museum Godeffroy; weitere Mittheilungen über junge
Schwertfische, von Dr. Albert Günther. S. 89 — 92
(265—268).
5. Beitrag zur Kenntniss der Lichenen-Flora der Südsee-
Inseln, von Dr. A. von Krempelhuber. S. 93 — 110
(269—286).
6. Ueber Südsee-Diatomaceen, II. Folge, von Otto N. Witt.
S. 111—116 (287—292).
7. Verschiedenes, a. Eine Bank in den Gewässern der Tonga-
Gruppe. S. 117 (293)
b. Die Wanderung von Danais Erippus. Cramer, nach den
Südsee-Inseln, Australien und Celebes, von G. S e m pe r.
S. 117-119 (293—295).
Tafeln.
I. Karte der Palau-Inseln, von L. Fr i e d er i c h s e n.
II Palau-Geld.
III. Haus und Fahrzeug der Eingeborenen auf Palau, nach
A Te ten s.
IV. Eingeborener und ethnographische Gegenstände von
den Palau-Inseln.
vl
VI. I
VII. I
VIII.
IX.
X.
Abbildungen der Schädel verschied. Fidschi-Insulaner.
XI. Racen-Typen von den Fidschi-Inseln.
XII. I
XIII ) Abbildungen verschiedener Crustaceen.
XIV. Flechten der Südsee-Inseln, von Dr. A. v. Krempel
h u b e r.
XV. Diatomaceen der Südsee, von 0. N. Witt.
Holzschnitte.
Becken eines Fidschi-Insulaners. S. 74 (250).
L. Friedericlisen & Co.,
Land- und Seekartenhandlung.
Geographische und nautische Verlagshandlung.
1873.
Uebersetzungsrecht Vorbehalten.
Entered at Stationers’ Hall.
Druck von Ackermann & Wulff in Hamlmr
Die Palau-Inseln in der Südsee
von
J. K u b a r y.
Vorwort
A on dem Gründer des Museums, dem Handelsherrn .1. C. Godeffroy in Hamburg, wurde Herr
J. Kubary nach verschiedenen Inseln der Siidsee gesendet, um Naturalien für das Museum Godeffroy zu
sammeln. Zu diesem Zwecke kam er auch im Jahre 1871 nach den Palau-Inseln , wo er sich in diesem
Augenblicke noch befindet. Von dort aus hat er die Berichte über seine Erlebnisse auf diesen Inseln an
das Museum eingesendet und ausserdem auch verschiedene Abhandlungen, die sich sämmtlich auf diese
Inseln und deren Bewohner beziehen.
Alle diese Arbeiten dürften auch für ein grösseres Publicum Interesse haben, und da eine voll¬
ständige Mittheilung derselben nicht möglich war, so wurde das Wichtigste derselben für unser Journal
zusammengestellt. Es ist zwar nur ein kleines Völkchen, dessen Sitten, Gebräuche und Einrichtungen
hier beschrieben werden, allein wie diese das ganze politische Gebäude Zusammenhalten und Alles in
demselben auf das Genaueste geregelt ist, sogar der Krieg nicht ausgenommen, dürfte für manchen
denkenden Lesser dasselbe Interesse haben, als wäre es ein grosser Staat.
Es hat zwar in diesen Tagen auch Professor C. Semper seine Reiseerlebnisse in Palau erscheinen
lassen, allein wir glauben, dass unsere Mittheilungen dennoch willkommen sein werden, indem sie, aus
neuerer Zeit stammend, als eine Ergänzung jenes Werkes angesehen werden können. Unser Berichterstatter
kennt jenes Werk nicht und wir haben bei der Abfassung unseres Auszuges darauf Rücksicht genommen,
dass seine Bemerkungen und Ansichten über die Einwohner jener Inseln nicht von denen des Professor
Semper beeinflusst werden. Wir haben sogar die Namen so beibehalten, wie Kubary sie schreibt, und
bemerken nur dabei, dass es, Avie jedermann Aveiss, sehr scliAA'er hält, die Worte, Avie sie die Wilden
aussprechen, genau so wiederzugeben. So schreiben Avir z. B. anstatt Coröre, Avie Semper es schreibt,
Korror, und zwar Aveil die Schiffskapitäne, die ebenfalls in Palau Avaren, sich auf diese Aussprache vereinigt
haben. Ausserdem scheint im südlichen Palau ein anderer Dialect zu herrschen, a\ ie im nördlichen (siehe
Prof. C. Semper pag. 233 Anmerkung).
179
Bericht über meinen Aufenthalt in Palau
von
J. Kuba r y.
Am 1. Februar 1871 kam ich auf den Palau-Inseln an und liess midi in Korror nieder, wo ich
mich zuerst damit beschäftigte, die Ortsverhältnisse näher kennen zu lernen. Gegen Ende des Monats
machte ich zu diesem Zwecke eine Reise nach der Kajangle-Gruppe im Norden von Palau, wobei ich das
westliche Ufer von Baobeltaob besuchte, insoweit nämlich dieses nicht von Korror feindlichen Artingal-
Stämmen bewohnt war. Zu dieser Reise, welche zehn Tage in Anspruch nahm, stellte mir der König
von Korror zu meiner Verfügung die nöthigen Fahrzeuge und Mannschaften. Am 1. März war ich
wieder in Korror.
Anfangs der Sprache der Eingeborenen nicht mächtig und ihre Sitten und Gebräuche nicht kennend,
hatte ich eine schwierige Stellung, und ich fand bald, dass die Verhältnisse für alle Weissen hier sehr
ungünstig waren.
Ende März unternahm ich einen neuen Ausflug nach der südlichen Hälfte der Palau- Gruppe, doch
ging ich dieses Mal mit meinem eigenen Boote und mit Leuten meiner Wahl, da ich schon zu der Einsicht
gekommen war, dass der König mit seinen Leuten mir in der Erreichung meiner Zwecke nur hinderlich war.
Nachdem ich die Inseln Pililu, Earakong und die Stony Rocks besucht hatte, kam ich am 1. April
wieder zurück. Hierbei überfiel mich ein Sturm, ich musste meine Sammlung über Bord werfen und machte
die Erfahrung, dass das kleine zwölf Fuss lange Boot für solche Reisen nicht geeignet sei.
In den ersten Tagen des April wurde ich krank, da ich mich aber bald wieder erholte, so ging
ich nach Aremolunguj, wo mich die Nachricht von der Ankunft des Schiffes der Herren Godeffroy & Sohn,
der »Iserbrook«, erreichte, worauf ich nach Korror zurückging. Dieses Schiff versorgte mich mit Lebens¬
mitteln und anderen Bedürfnissen zu meinen Unternehmungen. Da das Schiff wieder fort ging, so musste
ich dahin streben, hier allein und auf eigenen Füssen stehen zu können. Daher suchte ich zunächst die
Sprache der Eingeborenen zu erlernen und mir eine Einsicht in ihre Verhältnisse zu verschaffen.
Die Eingeborenen von Palau sind in feindliche Parteien getheilt und zwei derselben, Korror und
Artingal, die einander gegenüberstehen, sind Vereine von verbündeten Ortschaften. Nun verlangte Korror,
dass ich ausschliesslich dort wohnen und meine Tauschwaaren nur an Korror in der Form von fortwährenden
Geschenken und übermässiger Bezahlung abgeben solle. Man sah es sogar sehr ungern, wenn ich zu den
mit Korror befreundeten Ortschaften ging, um meine Zwecke als Sammler von Naturalien zu verfolgen.
Diese mich so sehr hemmenden Verhältnisse sind allerdings durch die Weissen selbst herbeigeführt
worden, indem die Handelsschiffe fast ausschliesslich in Korror landeten und die Landesproducte gegen
europäische Waaren eintauschten. Dadurch wurde Korror reich und mächtig und höchst eifersüchtig suchen
sie dieses Monopol zu bewahren. Ich musste aber so viel als möglich frei und unabhängig herumreisen
und sammeln können, und dieses wollten mir die Eingeborenen von Korror nicht erlauben. Ich bekam
keine Leute mehr, die mit mir nur hundert Schritte gegangen wären. Für die kleinste Expedition, die
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ich in Booten mit Hülfsmannschaft machen wollte, musste ich zum König gehen, und die Erlaubniss dazu sah
er stets als eine grosse Gefälligkeit an, wofür er wieder eine gefällige Bezahlung verlangte. Berücksichtigt
man dabei, dass das Abwarten von Ebbe und Fluth in der Korror umgebenden Lagune und die Abgelegenheit
der Riffe viel Zeit in Anspruch nimmt, so begreift man, dass alle diese Umstände auf meine Unternehmungen
sehr störend einwirkten.
Der damalige Ajbatul oder König von Korror nahm sich zwar scheinbar meiner sehr an und dafür
sollte ich alle meine Tauschartikel nur ihm geben. Er glaubte, ich würde mich mit dem Titel Rupak,
Häuptling, begnügen und mich der hier herrschenden Sitte fügen.
Als ich nach Kajangle ging, musste ich drei Canoes und 15 bewaffnete Leute mitnehmen und sein
Sohn begleitete uns. Diese Ausfahrt, die ich als Sammler machen wollte, sahen die Leute als eine
Spazierfahrt an. Als ich bei Arekolong in’s Innere gehen wollte, verhinderten sie mich daran. Die
Häuptlinge der Ortschaften, mit denen ich in ein freundschaftliches Verhältnis treten wollte, das mir
später nützlich werden konnte, wurden durch die Eifersucht der Eingeborenen von Korror davon abgehalten.
In Kajangle war es ebenso. Nach Korror zurückgekehrt, bezahlte ich den König für die Canoes und die
Leute, aber auch die Leute musste ich für ihre Mühe bezahlen.
Als ich später nach Pililu ging, war der König abwesend, ich wählte mir daher verschiedene
Leute aus, die anderen Häuptlingen angehörten, und nahm mein kleines zweiruderiges Boot, das ich
von Apia mitgenommen hatte. Diesen meinen selbstständigen Schritt nahm der König sehr übel und
überhäufte die Häuptlinge mit Vorwürfen, dass sie mir erlaubt hätten, mit meinem Boote zu gehen.
Bei einer Versammlung von Häuptlingen verbot er ihnen, mir auf irgend eine Art zu helfen, da ich ihm
allein angehöre.
Als ich dieses erfuhr, betrat ich sein Haus nicht mehr, und so gut ich konnte, suchte ich mir allein
zu helfen und mit List den König zu bekämpfen. Zu diesem Zwecke machte ich Bekanntschaft mit dem
Irajkalau von Korror oder dem Minister, dem Nächsten nach dem Könige; ausserdem ist er ein solcher
von Aremolunguj und der älteste und klügste Häuptling in Palau.
Der König war nicht beliebt, seine Habgier und Gemeinheit gegen die Häuptlinge und die Weissen
haben jene von ihm abgewendet. Dazu mag auch wohl das beigetragen haben, dass er aus Eigennutz
ziemlich zugänglich für die Fremden war, und die Sünden, die man ihm vorwarf, bestanden in dieser
Beziehung darin, dass er für sich allein die von den Fremden erhaltenen Gegenstände behielt, welches
gegen die Sitte des Landes ist. Eine Partei, deren Haupt der alte Irajkalau war, stand ihm entgegen.
Nach den Palau-Sitten erbt der nächste Bruder die Titel und das Vermögen eines Verstorbenen.
Er kann auch mit Genehmigung der Häuptlinge, die er mit Geld dafür belohnt, seinen Vorgänger tödten,
um früher an das Erbe zu kommen. Zum Glück für den jetzigen König war sein zweiter Bruder Rgogor
der rechtmässige Nachfolger, und im Falle von dessen Tode Gobak, der Häuptling von Ngarekobasanga
war, der jüngste Bruder. Alle drei waren sich gleich und gleich verhasst, und das rettete den König.
Die Unzufriedenen konnten ihn nicht den Sitten gemäss tödten lassen, denn die Brüder standen gegen
die Unzufriedenen.
Ich begab mich also zum Irajkalau, dem Haupte dieser Partei, und dieser wurde mir nicht bloss
ein zuverlässiger und treuer, sondern auch ein nützlicher Freund. Als ich von dieser Seite einer festen
Unterstützung sicher war, versuchte ich noch in Güte mit dem Könige zu unterhandeln, aber er verdarb
Alles durch seinen Hochmuth und seine Falschheit. Indem er mir die grösste Freundschaft heuchelte,
wiitliete er hinter meinem Rücken desto toller gegen mich. Er wollte die für mich arbeitenden Leute
bestrafen und, aufgehetzt durch einen Neger Gibbon, wollte er mir Angst machen und drohte mit einem
Verbote meines Aufenthaltes in Megetyj, meiner Wohnung in Korror.
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Ich brauche nicht erst zu bemerken, dass ganz Korror wusste, wie die Sachen unter uns standen
und die Häuptlinge der Irajkalau-Partei, besonders der Rgogor Iratahegij, trotzten jedem Verbote und
kamen zu mir, um mir Lebensmittel u. dgl. zu bringen, in deren Lieferung der König schon sehr nachlässig
geworden war. Unsere Verhältnisse waren aber noch nicht vollständig abgebrochen und er schickte sogar
seine Leute zu mir, die ihm von mir Tabak und andere Sachen bringen sollten. Ich empfing diese sehr
freundlich, aber sagte ihnen, dass sich der König selbst bemühen möchte, die Sachen von mir zu holen.
Dazu war er aber zu stolz, und er blieb zu Hause unter dem Vorwände, dass ein schlimmer Fuss ihn
verhindere zu gehen.
Während dieser Zeit war hier das zweite Mal die Bark »L'Eole« angekommen und dadurch wurde
die allgemeine Aufmerksamkeit von mir abgelenkt.
In dieser bedrängten Lage fand mich das Godeffroy’sche Schiff die »Iserbrook«, und jetzt sollte
Capitain Heinson Korror verlassen. Da ich ohne ein grösseres Fahrzeug ganz von der Gnade Korrors
abhängig war, so bat ich um ein altes Walboot, was ich auch erhielt.
Die »Iserbrook« verliess die Insel und ich begab mich in dem Boote, das ich so gut als möglich
ausbesserte, nach Aulong, einer kleinen Insel auf der Südwestseite der Gruppe. Vier Mann von der
Irajkalau-Partei bildeten die Besatzung. Nach zehn Tagen kam ich wieder nach Korror mit einer
schönen Sammlung.
Am 3. Mai kam die Nachricht aus Aremolunguj, dass Irajkalau plötzlich tödtlich krank geworden
sei und der König sammt allen Häuptlingen wurden an sein Sterbelager gerufen. Der Ajbatul war
ausser sich vor Freude; es wurde auf diese Weise sein stärkster Feind beseitigt. Meine Aetien fielen
bedeutend, aber der schlaue König hatte sich verrechnet. Er verliess den anscheinend sterbenden Minister
und fing noch in Aremolunguj auf alle mir gewogenen Häuptlinge zu schimpfen an. Das Schicksal aber
wollte, dass der siebenzigjährige Irajkalau sich noch erholte; er war nur schwach vom Schlage getroffen
worden. Der König, der sich auch King nennen lässt, war sehr verdrossen, tröstete sich aber damit, dass
Irajkalau's Zunge gelähmt sei; er konnte nicht mehr 'sprechen und daher ihm nicht schaden.
Seine erste Tliat nach der Zurückkunft war, dass er einen der mir behülflich gewesenen Leute an
Geld strafte. Es war dieses der Neger Gibbon, der mir sehr viel geschadet hat, und dieses Mal freute
ich mich, dass der black gentleman bezahlen musste.
Dann aber kam zu mir ein ausserordentlicher Gesandter vom König, der mir wörtlich folgendes
mittheilte. »Der König spricht! Das Land spricht, Du seiest auf den Ajbatul böse. Zeige, dass Du es
nicht bist und komme morgen nach Koratelblei (Wohnung des Königs), mit ihm zu sprechen.« Ich
antwortete darauf: »Denselben Weg hat der König zu mir, wie ich zu ihm; es ist mir gleichgültig, ob er
böse ist auf mich oder nicht. Die Weissen, besonders die Alemano, sind lange Zeit gut, verstehen aber
nicht sich zu beugen; ihre Gebräuche sind hart wie Stein (Palausche Sprechweise). Der König kam
nicht und ich ging nicht, und Palau wunderte sich, dass ein Weisser zu trotzen wagte; aber meine
Waaren blieben in meinem Hause.« Während dieser Zeit machte ich eine zweite Reise nach Pililu, die
für meine Sammlung mit Erfolg verbunden war.
Da kam mit raschen Schritten der Sturm über den König, und ich beschloss, Korror zu verlassen
und nach Maakal, einer unbewohnten, drei Meilen südwestlich von Korror gelegenen Insel überzusiedeln.
Ich übersah dabei durchaus nicht, dass die neue Partei, die mir augenblicklich nützlich war. von einem
streng reactionären Standpunkte ausging. Ich verstand genug von der Sprache, um wahrzunehmen, dass
der Ajbatul auch deswegen gehasst wurde, weil er ein Angabart, ein Fremder, sein wollte. Er liebte die
Sitten von Palau nicht, er zog Kleider an u. dergl. Dass die Gegenpartei mich nicht aus Liebe unterstützte,
daran konnte ich nicht zweifeln, und sie träumte wohl, dafür ebenfalls gut bezahlt zu werden.
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Der Ajbatlml rief den Sturm dadurch hervor, dass er heimlich in einem fremden Districte Waffen
für Palau-Geld verkaufte. Die nach geschehener Tliat von den Häuptlingen gemachten Vorstellungen
beantwortete er hochmüthig; er nannte sie alle zusammen »dak« (d. h. Kotli), und das kostete ihn seine
Krone. Die Häuptlinge wandten sich von ihm ab, und die ganze Bevölkerung sprach von Todtschlagen.
Der sich schon nicht sicher fühlende Ajbatul verliess Korror, seine Residenz, und begab sich nach Armiit,
wo seine Frau zn Hause war. Die Häuptlinge forderten ihn mehrere Male auf, zurückzukehren, was er
aber aus Furcht unter verschiedenen Vorwänden abschlug. Hierauf riefen sie im Geheimen dem greisen
Irajkalau, er solle kommen , »das Land wieder gut zu machen.« Er kam augenblicklich, und man
berath. schlagte zehn Tage lang, und eines Tages erschallten laut die Triton-Hörner: »Es giebt keinen König
mehr!« Der König, aller seiner Titel und des Häuptling-Ranges beraubt, horchte in ohnmächtiger Wuth
dem Schalle der Kriegstrompeten, die sein amtliches Absterben den entfernten Ortschaften zur Kenntniss
brachten. Es folgte jetzt ein Interregnum, wo alle Häuptlinge im Kamen von Irajkalau regierten und
über einen neuen König nachdachten.
Für mich war diese Veränderung keineswegs vortheilhaft, anstatt eines Königs hatte ich deren
eine Menge, und jeder wollte eine Belohnung haben. Ausserdem wohnte ich in Korror in einem sogenannten
Baj, und unmittelbar daneben standen zwei andere grosse Häuser, in welchen die Häuptlinge ihre
Berathungen hielten. Dieses war für mich bei meinen Unternehmungen ein grosses Hemmniss; denn die
Sitten und Gebräuche wollten dieses und jenes nicht erlauben, und erlaubten wieder, was ich nicht wollte.
Um mich von diesem Druck zu befreien, führte ich meinen Entschluss aus, nach Malakal hinüber
zu ziehen. Diese Insel, die schon früher an Capitain Cheyne verkauft worden war, gehörte insofern nicht
mehr zu Korror, und da auf derselben Cheyne ermordet worden war, so wurde sie von den Eingeborenen
nicht mehr bewohnt, weil sie dessen Geist fürchteten. Ich konnte daher dort unbehelligt leben. Da ich
auf diese Weise der Ausbeutung durch die Häuptlinge entging, so legten sie meinem Unternehmen alle
möglichen Hindernisse in den Weg, und seil »st der Zimmermann zögerte mit dem Fällen des Holzes zu
meinem dort zu erbauenden Hause. Als ich dieses merkte, miethete ich Leute, die meine Sachen in
meinem eigenen Boote nach Malakal brachten, und ich richtete mich dort in einem grossen, zerfallenen
Schuppen ein, um den Bau meines Hauses zu befördern, wobei ich selbst die Axt zur Hand nahm. Am
10. August war ich nach Malakal gezogen, und als Anfangs September das Hamburger Schiff, die
»Augustite«, ankam, fand sie mich schon in meinem Hause.
Als ich Korror verliess, hielt ich in einer Versammlung der Häuptlinge einen Vortrag in der
Palau- Sprache, den ich hier wörtlich übersetze:
»Ich spreche und Du, Korror, höre zu! Bevor ich Korror verlasse, muss ich Euch sagen, dass,
wenn ich auch nicht böse bin auf Korror, so haben doch Eure Sitten und Gebräuche mich und alle Weissen
schmerzlich beleidigt. Euer Benehmen ist blos Lüge auf jeden Tritt, und unsere Gutmiithigkeit rechnet
ihr uns für Dummheit an. Ihr nennt uns Rupak (Häuptling, Herr) vor den Augen, und Tingeringer
(dumm, verrückt) hinter dem Rücken. Mit mir macht Ihr Freund und könnt mich nicht vor Schaden
schützen. Ihr wollt meine Waaren, seid aber zu faul oder zu arm, mir etwas dafür zu geben. Ich
durchschaue Euch; ich war anfangs unwissend, heute aber spreche ich Eure Sprache, und will Eurem
Treiben ein Ende machen. Mein Benehmen wird jetzt hart wie Stein sein. Die Zeit der Geschenke ist
vorüber. Ich lebe in Malakal fern von Euch und will nichts mit Euch zu thun haben. Ich will keine
Besuche haben. Ich gebe Niemand etwas für nichts. Ich werde Leute, die sich mir aufdrängen wollen,
gleich den Artingal-Leuten behandeln. Pulver und Kugeln habe ich genug; Krieg fürchte ich nicht.
Wollt Ihr mit mir es so machen, wie mit Capitain Cheyne, den Ihr ermordet habt, so kommt. Ich
verbiete jetzt jedem Eingeborenen, ohne ein für mich nützliches Vorhaben bei mir zu landen, und es darf
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auch kein Canoe, ohne Gefahr zu laufen, in der Nacht sich nahen. Dieser Tlieil von Malakal, wo ich
lebe, ist ein Land Alemano, und alle Eure Sitten und Gebräuche hören dorten auf. Ich will aber gerecht
sein und für den, der für mich gut ist, auch gut sein«.
Nach der Rede vertheilte ich drei Pfund Tabak als ein Abschiedsgeschenk unter die Häuptlinge
und ging nach Malakal.
Als das Schilf, die » Augustite«, ankam, wurde es von den Eingeborenen sehr kühl empfangen.
Sie hatten einen neuen König gewählt, mit Namen Arnijl Ira Nalegij, ein höchst kluger und artiger
Eingeborener; aber er hatte nichts zu sagen, er war bloss ein Automat, welchen die Häuptlinge
bewegten. Die reactionären Bestrebungen traten deutlich hervor, indem der König nicht auf das Schiff
kam und daher der Capitain selbst zuerst zu ihm gehen musste. Die Häuptlinge setzten sich auf das hohe
Pferd, gaben ihm wenig Lebensmittel und suchten ihn zu zwingen, ihre Ueberlegenheit anzuerkennen.
Die »Augustite« segelte bald fort, die »Iserbrook« jedoch erst am 1. October, und um nicht ganz mit den
Eingeborenen zu brechen, machte ihnen der Capitain derselben ein Geschenk. Der neue König mit seiner
diplomatischen Bande kam vom Schiff direkt nach meinem Hause, und hier wurden die zehn Äxte und die
24 Yards rothes Zeug vertheilt. Das sollte natürlich bedeuten, dass ich ebenfalls der neuen Regierung
ein Geschenk machen sollte, aber sie täuschten sich.
Seit meinem Aufenthalte in Malakal ist mein Verhältniss mit Korror ein schlechtes geworden,
und da ich keine Geschenke mehr gab, so fingen die Eingeborenen an, böswillig gegen mich zu sein.
Da, wo ich mein Haus aufgestellt hatte, befindet sich eine Quelle, und alle Canoes pflegten hier ihr Wasser
einzunehmen. Dieser Umstand war mir sehr ungelegen, und zwar um so mehr, da ich schon in den ersten
Tagen zwei Messer vermisste. Der Diebstahl wiederholte sich, und ich verbot den Eingeborenen die Quelle,
und sie müssen jetzt weiter gehen, um sich Wasser zu holen.
Die Sitte von Palau verlangt ferner, dass jedes Canoe an dem Orte, wo mein Haus stellt, anlegt
und mir sagt, wir sind z. B. von Pililu und gehen nach Korror, wir haben nichts im Canoe. Vor Zeiten
wurde ein Canoe, das nicht beilegte, von Korror als ein feindliches betrachtet und sogleich angegriffen.
Diese Sitte stammt noch aus den Zeiten der Kriege, wo Malakal bewohnt und, als die Passage nach Korror
beherrschend, ein besonders wichtiger Punkt war. Diese Sitte war jetzt in ein mir widerwärtiges Aufdrängen
ausgeartet und bedeutete, wir haben nichts im Canoe, gieb Du uns etwas. Ich verbot, mir gegenüber
solche Privilegien anzuwenden, und lebte seitdem ganz ruhig, aber auch ganz verlassen.
Der König würde schon etwas für mich tliun, wenn er dürfte, und die Häuptlinge, zehn an der
Zahl, überwachen sich gegenseitig mit lauernden, eifersüchtigen Blicken. Einzeln darf keiner handeln, und
alle zusammen sind mir zu theuer.
Jetzt habe ich vor, die südwestlichen Bänke und Riffe zu besuchen und dann die östlichen, und hierauf
nach der grossen Insel zu segeln, um die feindliche Partei zu begrüssen. Ich glaube kaum, dass mir
dabei eine Gefahr droht, denn die Eingeborenen sind zu feig, und besonders die Erinnerung an den > man
of war« wird einem möglichen Vorhaben die Spitze abbrechen.
Am 15. November waren die Verhältnisse noch immer dieselben, ich war aber im Stande, die
Leute, wenn auch zuweilen unsanft, in einem gewissen Abstande von mir zu halten. Ich war aber ganz
allein auf mich angewiesen und befürchtete, dass, wenn unser zu erwartendes Hamburger Schiff, die
»Helene«, nicht bald ankommen würde, ich meine Thätigkeit als Sammler einstellen müsste.
Ende November und Anfangs December herrschte ein heftiger Sturm, der mich zwang, alle Arbeiten
einzustellen, bei fortwährender Bedrohung meines Hauses.
Die Unempfindlichkeit, die ich dem Benehmen des Königs und der Häuptlinge gegenüber beobachtete,
überzeugte dieselben, dass ich nicht nachgeben würde. Dazu kam der Umstand, dass ich die Eingeborenen
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von Angaur, Pililu und andern kleinen Ortschaften sehr artig behandelte, von Ivorror aber nicht das
Geringste kaufen wollte. Die Häuptlinge von Korror wurden daher eifersüchtig und Messen es mir wissen.
Sie sagten, es sei eine schlechte Sitte (makeit togoj), die Pililu-Eingeborenen gut zu behandeln, da bloss
Korror der Kopf sei. Ich antwortete, ich behandle jeden gut, der gut für mich ist; von Korror als Kopf
wolle ich nichts wissen, denn ich sei kein Palau-Eingeborener. Ich sprach auch jetzt das erste Mal
öffentlich aus, dass ich sogar Artingal als Freund ansehen wolle, wenn es in freundlicher Weise mir
entgegenkommen würde.
Kurz nach dem kam der König mit allen seinen Häuptlingen nach Malakal, um Fische (Makabuts)
zu fangen, was ich bloss für einen Vorwand hielt, da die Zeit dafür noch nicht da war. Der Platz, wo
das Netz ausgeworfen wurde, war gegenüber meinem Hause. Ich hielt mich aber zurück und kam nicht
einmal zum Hause hinaus, um den König zu begrüssen. Ein Paar Häuptlinge kamen zu mir, anscheinend
freundlich und ohne Zweck; zuletzt lenkten sie meine Aufmerksamkeit auf den König, der noch draussen
im Canoe sass. Ich wollte den Wink nicht verstehen, und darauf versammelten sich die Häuptlinge um
das Canoe des Königs und berathschlagten lange. Dann kam der Sprecher des Königs mit meinem
Freunde Iratahegij und überbrachte mir die Botschaft: Der König sehe, dass ich ihm sehr böse sei, ich
lade ihn nicht ein, in mein Haus zu kommen und will nicht einmal mit ihm draussen sprechen. Er kann
so nicht nach Korror zurückkehren. Er schicke mir hier ein Stück Palau-Geld, um meinen Zorn zu
besänftigen und meinen »arenuk« Avieder gut zu machen. Das bedeutet nach Palau-Sitte, er wolle sich
beugen, um Verzeihung bitten und Strafe bezahlen.
Anfangs wollte ich die Abgesandten ohne Weiteres wegschicken. Iratahegij aber sagte, dass der
König schon lange seine Nachlässigkeit wieder gut machen wollte , aber theils am Lande beschäftigt war
und theils sich schämte und mich fürchtete. Ich antAvortete, dass mir diese plötzliche Freundschaft sehr
verdächtig vorkomme. Sie Avissen, dass ein Schiff bald ankommen Avird und sie fürchten, dass ich mich in
meinen Berichten beklagen würde.
Ich erklärte, dass ich den König sprechen Avolle, dass ich aber sein Geld nicht annehmen könne.
Der König, durch einen Häuptling von dem Ausgange seiner Botschaft benachrichtigt, kam selbst. Ich
gab ihm seinen Koldojok zurück, indem ich erklärte, dass ich als ein Europäer das Strafgeld nicht behalten
könne; aber er könne auf eine andere Weise seine Strafe bezahlen, wenn er nämlich das sehr sorgfältig
bewahrte Aidit-Geld eines Tages mitbrächte, damit ich es abzeichnen und die Zeichnung nach Hamburg
senden könnte. Der König lächelte und versprach dieses zu thun, worauf er zufrieden nach Korror
zurückging. Nach drei Tagen brachte er mir dieses Geld, Avelches nach unsern Begriffen die Bedeutung
von Kronjuwelen hat.
Seit dieser Zeit wurde der König sehr artig gegen mich und man überschüttete mich mit Lebens¬
mitteln; es Avurde mir sogar erlaubt, den König zu photographiren.
Ich Avollte noch im December die südwestlichen Felseninseln besuchen, um so über die ganze
Gruppe eine klare Ansicht gewinnen zu können. Diesem so lange gehegten Vorhaben standen früher
viele Schwierigkeiten im Wege , wie z. B. die UngeAvissheit über einen Krieg mit Artingal, bei welchem
sicher mein Haus in Malakal in Gefahr geAvesen Aväre. Am 2G. December konnte ich meinen Ausflug
antreten und kam den 2. Januar 1872 befriedigt zurück. Somit blieb mir nur noch die grosse Insel
Baobelthaob zu besuchen übrig, und zwar nur ein Theil derselben, da ich Atkib, Aremolunguj und Arekolong
schon kennen gelernt hatte. Nach den Aussagen des Capitain Levison sollte die »Helene« und auch die
»Augustite« im Januar hier eintreffen, sie kamen aber nicht. In dieser Zeit veränderte sich mein Verhältniss
zum Könige nicht. Ich sprach mit ihm einige Mal über die Möglichkeit, die feindliche Seite zu besuchen
und die Insel Baobelthaob im Innern zu erforschen. Der König erlaubte mir zwar das, aber er könne
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mir keine Leute geben, die mit mir gehen möchten. Ich beobachtete, dass er durch meinen Plan unangenehm
berührt wurde.
Vom 4. bis zum 22. Januar wehte ein heftiger Sturm und am 23. kam ein Schiff in Sicht; es war
die »Susanne«, der ich im Boote entgegenging. Sie brachte mir neues Material, namentlich für meine
photographischen Apparate.
Während der Anwesenheit der »Susanne« sprach ich mit Ajbatul noch ein Mal über die Reise
nach Artingal und erklärte ihm, ich sei bereit, ganz allein dahin zu segeln, da die Anwesenheit des Schiffes
mich schützen würde. Der König, in die Enge getrieben, versprach mir, auf den folgenden Tag die nöthige
Mannschaft zu geben. Als ich am 27. Januar nach Korror kam, um die Abreise vorzubereiten, kam die
Nachricht, dass die Korror-Eingeborenen in der vergangenen Nacht einen Kriegsausflug gemacht und
dieses Mal wirklich einen Kopf erobert hätten. Dieser Umstand erzürnte mich auf's Aeusserste, denn
dieser Mord wurde absichtlich ausgeführt, um meine Reise nach Artingal zu verhindern. Ich musste den
Gedanken, mich zwischen die frisch gereizten Stämme zu begeben, aufgeben. Um aber aus den Umständen
den möglichsten Nutzen zu ziehen, verlangte ich von Korror, dass man mir den Kopf auf einige Zeit
überlasse, damit ich einen Gypsabguss verfertigen könne. Wenn nicht, so gab ich vor, mit der »Susanne«
nach Artingal gehen zu wollen. An demselben Tage brachten mir die Kriegscanoes den Kopf; die
Bemannung machte den Kriegstanz und bekam dafür einige Pfund Tabak und etwas Zeug. Der Kopf
blieb während der Nacht bei mir und der sehr gut gelungene Abguss befindet sich in der Sammlung.
Ich erhielt das Versprechen, dass ich den Kopf, nachdem die Eingeborenen mit demselben der Sitte gemäss
ihre Rundreise zu den befreundeten Stämmen vollendet haben würden, wieder erhalten sollte.
Durch den Tod dieses Artingal- Eingeborenen, der ein zweifacher Häuptling war, wurde meine
Lage in Malakal eine sehr bedrohte. Ich konnte einen Ueberfall während der Nacht erwarten, und zwar
konnte dieses von Artingal aus geschehen, um Korror in eine vermeinte Verlegenheit zu stürzen. Dieses
bewog mich, Capitain Peters um einen Zündnadel- Carabiner und hundert Patronen zu bitten. Die Palau-
Eingeborenen wissen, dass die Deutschen die Franzosen geschlagen haben und hörten von wunderbaren
Gewehren, die schiessen, ohne dass sie geladen werden. Die sieben Carabiner der »Susanne« machten
ungeheures Aufsehen in Korror, und die Nachricht, dass ein solcher sich in meinem Hause befinde, machte
es ziemlich sicher.
Am 28. Januar segelte die »Susanne« ab und in der Nacht wurde ich durch Schüsse und Kriegs¬
geschrei beunruhigt. Glücklicherweise war dieses in Ejrraj, auf der grossen Insel.
Nach diesen Vorfällen kam eine epidemische Influenza nach der Gruppe, von der ohne Ausnahme
alle Eingeborenen ergriffen wurden. Auch ich wurde krank, erholte mich aber bald wieder. Diese Influenza
tritt jedes Jahr hier auf, aber dieses Mal wurde sie sehr gefährlich. In Korror lagen alle Häuptlinge
krank. Kein Canoe liess sich wochenlang erblicken; kein Eingeborener blieb bei mir; alle Wege waren
leer und alle Beschäftigungen wurden aufgegeben. Von Korror kam die Nachricht, dass vier Häuptlinge
und zehn Eingeborene in zwei Tagen gestorben wären. Diese Lage wurde durch den Aberglauben der
Eingeborenen bedeutend verschlimmert. Der vertriebene Ajbatul, der in Armiit lebte, schickte Geldopfer
zum Kalit von Arekolong, und derselbe sandte ihm einen Speer, als ein Zeichen, dass er über seine Feinde
siegen werde. Er sandte auch Geld nach Artingal, um die feindlichen Stämme auf Korror zu hetzen.
Die pestartige Influenza raffte in allen Theilen der Gruppe zahlreiche Opfer weg; Erekeldau verlor
über 50 Eingeborene, Pililu 30, Arekolong 32, Aremolunguj 18, Angarard 13 u. s. w. Korror verlor den
Irajkalau, Irakateet, Irakasiuvang, Adalbaj und Irmeriil, fünf Häuptlinge. Der König stand allein da,
denn der letzte Freund, das heutige Haupt, Rgogor Iratahegij, lag im Sterben. Alle Anderen hielten es
mit dem verbannten König. Der sterbende Rgogor war aber von Anfang an mein mir treu ergebener
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Freund. Ich ging daher nach Korror und liess ihn nach meinem Hause bringen, um ihn besser pflegen
zu können.
Zufälligerweise wurde die feindliche Partei mehr oder weniger von dieser Krankheit verschont,
und diesen Umstand schrieb man dem Gelde zu, dass der verbannte König dem Kalit geopfert hatte,
damit er seine Feinde verderbe. Die feindliche Partei war nahe dem Siege und sie verbarg ihre Freude
darüber nicht.
Der sterbende Egogor war ohne Bewusstsein in meinem Hause. Ich war aber mit einer solchen
Zuversicht in mein gutes Glück erfüllt und durch den nahen Sieg unserer Feinde so gereizt, dass ich
öffentlich erklärte, mein Freund Egogor werde, so lange ich in Palau sei, nicht sterben, es werde sich
Korror wieder erheben, da ich viel stärker sei als irgend ein Palau-Kalit. Der verbannte König mit
seiner Partei lachte und verhöhnte mich. Selbst die Familie des Kranken war so sicher seines Todes,
dass man der Sitte gemäss alle seine Sachen aus dem Hause brachte, die das Haus umgebenden Betelpfeffer-
Pflanzen abhieb, und schon stritten sich die Verwandten um das Geld des Sterbenden. Bei dieser Gelegenheit
bekam ich einen Einblick in die bedauernswürdigen Zustände, die hier bei dem Tode von Verwandten
herrschen.
Wider die Vermutliung Aller, die jeden Tag die Nachricht von Egogor’s Tode erwarteten, blieb
er am Leben. Durch Blutentziehung, Morphium und andere Mittel überstand mein Freund das heftige
Fieber und kam nach zehn Tagen zur Besinnung. Der König kam selbst, um sich von der Wahrheit der
so freudigen Nachricht zu überzeugen und überhäufte mich mit Artigkeiten und Versicherungen seiner
Freundschaft. Er ernannte mich zu seinem Leibarzt und bat mich, seine ganze Familie in meinen
Schutz zu nehmen. Mein Freund sprach offen zu dem König, dass kein Kalit existire, dass die Priester
Betrüger wären, dass ich ein Kalit sei u. dgl. Der König stimmte Allem bei, und ganz Korror bedauerte,
dass man mich nicht früher um Hülfe gebeten habe.
Der Zufall wollte, dass das aufkeimende Vertrauen zu mir noch verstärkt werden sollte. In
Arapakit starben acht Eingeborene, und der König dieses Ortes bat mich, sein Land zu besuchen. Ich
kam und wurde ganz wie ein Kalit behandelt. Man führte mich zu einem schwer kranken Greis und
man frag mich blos, ob er sterbe oder nicht. Ich untersuchte ihn und sagte mit geheimnissvollen Mienen,
er hat grosse Lust zu sterben, er kann aber leben, wenn er es durchaus will. Diese Aussage wirkte so
auf die Verwandten, dass sie den Kranken mit der grössten Pflege und Vorsicht behandelten. Nach ein
paar Tagen und nachdem der Häuptling einige Dosen Morphium erhalten hatte, empfand er keine Schmerzen
mehr und ist jetzt ganz gesund. Von nun an hiess es, dass der Kalit von Arekolong, der grösste im
Lande, sich fürchtet. Man rief mich fortwährend zu den Kranken; ich habe ein mir selbst unbegreifliches
Glück gehabt, da kein Kranker mir starb. Ja, die Priesterin des Ivalits von Korror, dessen Bild der
Haifisch ist, nahm zu mir ihre Zuflucht, sie wurde wieder gesund und ich hatte jetzt einen begründeten
Kuf; ich war gefürchtet und geehrt. Der König und alle Eingeborenen sagten, ich hätte Korror gerettet.
Der König eröffnete mir seine Verlegenheit wegen der Keorganisation der Kegierung, da keine
passenden Candidaten für die erledigten Titel da waren. Mein Freund Egogor, der immer nur mir Beeilt
gab, hatte jetzt die Leitung, und ich beschloss, meinen Einfluss zum Nutzen des Unternehmens zu
verwenden.
Ein Umstand kann als Probe dienen, wie meine Lage sich verändert hatte.
Der verstorbene Irajkalau von Korror war auch Ejturo zu Aremolunguj, und nach seinem Tode
fielen diese Titel auf zwei verschiedene Eingeborene. Ein Klub (Clöbbergöll bei Semper) junger Krieger
aus Korror wurde beordert, den Duj (das sichtbare Zeichen der Würde, aus Cocosblättern und Taro wurzeln
bestehend) zu holen, damit die Stelle des Irajkaul’s in Korror bald besetzt werde. Ich erwähnte schon
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früher, (lass ich in Malakal nur einen Eingeborenen als Beistand hatte. Dieser lebte mit mir in Malakal,
wurde aber oft durch den Klub, zu welchem er gehörte, mir entzogen, indem er, mir dienend, dadurch
nicht von seinen Pflichten als Eingeborener entbunden wurde. Er fürchtete mehr den Klub als mich,
denn die Mitglieder konnten ihn nach Landessitte bestrafen für jedes Ausbleiben von der Erfüllung einer
Gemeindepflicht. Trotz aller meiner Beschwerden darüber konnte die Sache nicht abgewendet werden;
ja, einmal wurde er zu einer Geldstrafe verurtlieilt, und zwar von dem Vorsteher des Klubs, weil er,
für mich arbeitend, sich zu stellen versäumte. Der König bezahlte im Geheimen diese Strafe, nur dass
ich nicht dadurch gereizt würde; aber ich erfuhr doch diesen Umstand und überzeugte mich, dass ich trotz
aller Freundschaft von den Eingeborenen unfreundlich behandelt wurde. Die eigentliche Ursache davon
war, dass der Vorsteher des Klubs, ein gewisser Kraskes, ein naher Verwandter des verjagten Königs ist
und sammt der ganzen Partei im Einverständniss mit ihm lebt. Zwar war dieses ein Geheimniss, aber
ein offenes. An demselben Tage, an welchem der Klub zur Abholung des Duj beordert wurde, war mein
Eingeborener in Korror, um eine Botschaft von mir dem Könige zu überbringen. Der wegen der Errettung
Rgogors gegen mich erbitterte Kraskes befahl meinem Boten, in das Ivriegs-Canoe zu gehen. Der Bote
sagte, er müsse mir gehorchen, und der König habe gesagt, dass ich ihm allein zu befehlen habe.
Gleichwohl zwang ihn der Vorsteher des Klubs, mit ihm nach Aremolunguj zu gehen, und mein Canoe
wurde mir durch einen anwesenden Zeugen des Vorganges zurückgebracht. Dieses geschah eben, als ich
mich für Korror so nützlich gemacht hatte und als der König ganz unter meinem Einflüsse stand. Jetzt
beschloss ich diesen Einfluss auf die Probe zu stellen. Ich verlangte eine schwere Bestrafung des ganzen
Klubs, besonders aber des Vorstehers desselben. Mein Freund Bgogor rietli dem König, meiner Forderung
unbedingt Folge zu leisten, und der König ging höchst erzürnt von mir.
Zwei Tage später erschien ein Korror-Häuptling und zwei Mitglieder des Klubs. Der Häuptling
übergab mir als Strafgeld einen Barak, ein Geldstück von grösserem Wertlie als gewöhnlich für Strafe üblich
ist. Die zwei Mitglieder aber entschuldigten sich im Namen des ganzen Kaldebek eis wegen der Wegnahme
meines Dieners, und entbanden denselben feierlich von allen Landespflichten auf die Dauer seines Verbleibens
in meinen Diensten.
Ich war vollständig zufrieden, und alle Eingeborenen fürchteten mich jetzt, da sie wussten . dass
ein Vergehen gegen mich eben so betraft werden würde, als wenn ich ein Häuptling von Korror wäre.
Ein anderer Umstand war mir günstig, mein längst gehegtes Vorhaben, die feindliche Partei zu
besuchen, auszuführen. Das Land Angarard, wo Dr. Semper lebte, war seit ein paar Monaten im Frieden
mit Korror, aber auch im Frieden mit Artingal. Der König Mat des Landes starb in der Epidemie, und
Karaj, der Premier, war einstweilen das Haupt des Landes. Er war aber auch von der Krankheit
ergriffen, und da er gegen Korror sehr gut gesinnt und ausserdem der Bruder meines Freundes Rgogor
war, so wünschte Korror sein Leben zu erhalten, denn dieses, jetzt so geschwächt, musste befürchten, dass
ein Nachfolger im Falle seines Todes weniger Freundschaft für Korror haben würde. Man erinnerte
sich jetzt plötzlich, dass ich früher den Wunsch hegte, den Norden zu besuchen, und bat mich jetzt, dieses
Vorhaben auszuführen, wobei der König und Rgogor hofften, dass ich einen guten Einfluss auf die
Gesundheit Karaj' s ausüben würde. Ich versprach dieses zu thun, mit der Bedingung, dass ich auch nach
Artingal gehen könne. Man hatte keinen Mutli, mir dieses abzuschlagen, und man bat mich nur, ich
möchte keine kranken Feinde gesund machen und keine grossen Geschenke dem feindlichen König geben.
Jetzt war ich am Ziele, und ich konnte mir von den bisher dunkeln Verhältnissen persönlich Aufklärung
verschaffen und darüber berichten.
Ich verliess Malakal am 2. März in Begleitung von Rgogor und eines Häuptlings von Seiten des
Königs, als meine Ehrengarde, und vier Diener derselben. Ich hatte bei mir Medicamente. einige Waaren
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und aus Vorsicht auch Waffen, besonders mein Zündnadelgewehr. Die beiden mich begleitenden Häuptlinge
hatten von dem Könige den Befehl, mich nicht aus den Augen zu lassen, mich persönlich zu bedienen
und besonders auf meine Nahrung Acht zu geben, damit die feindlichen Eingeborenen mich nicht vergifteten.
Mein Ruf lief mir voraus, und der von Allen als todt geglaubte Rgogor war eine lebendige Reclame für
mich und ein Beweis meiner Kraft. Ueberall wurde ich auf eine bisher nicht erlebte Weise empfangen.
Gegen eine laue Nordost-Brise ankreuzend, gelangten wir gegen 4 Uhr Nachmittags nach Ratmau,
das vor ein paar Monaten noch im Kriege mit Korror lebte. Das Wasser war hier für mein Boot zu
flach, und wir beschlossen daher, in Ratmau zu übernachten. Bevor wir Ratmau erreichten, waren wil¬
den Küsten von Ejmelijk und Aromolunguj vorbeigefahren, die alle mit dichten Mangrove- Wäldern umgeben
sind. In Ratmau war der sumpfige und bewaldete Strand bloss durch einen schmalen, sich windenden
und langen Kanal zugänglich, der im Kriege leicht zu vertheidigen war. Ich erstaunte über die Steinbauten,
Wälle, Dämme und Treppen, wahre Befestigungen, die, überall angelegt, von der früheren fleissigen und
einst sehr zahlreichen Bevölkerung Zeugniss ablegten.
Auf dem mit Steinen ausgepflasterten und von hohen Wällen beherrschten Landungsplätze erwartete
uns eine Anzahl von Eingeborenen, die uns scheu und schweigsam empfingen. Wir setzten uns der Sitte
gemäss auf die Plattform und erwarteten die Einladung des Königs. Vor einem Jahre hier vorbeisegelnd,
wechselte meine Begleitung Schüsse mit einigen Canoes, heute war ich ein aufs Beste empfohlener Gast.
Ein vom Könige abgesandter Häuptling lud uns in das Häuptlingshaus ein und in einem langen
Zuge schritten wir durch die mit Busch bepflanzten Steinwege und Treppen. In kurzer Zeit brachte man
uns reichlich Speisen, indem das Haus eines jeden Häuptlings eine gewisse Anzahl Schüsseln liefern musste.
Die Kenntniss der Sprache erlaubte es mir, mich mit dem Könige ohne Vermittlung dritter Personen zu
unterhalten.
Das heutige Ratmau ist ein noch junger Staat und bestand noch nicht, als Dr. Semper in Angarard
verweilte. Früher war Ratmau ein starker und reicher Staat, der aber durch Korror besiegt wurde und
dessen Einwohner theils vertilgt und tlxeils auseinander gesprengt wurden. Ein kleiner Rest liess sich im
Lande Blissaol auf der Ostseite der Insel nieder und wurde erst vor ein paar Jahren in die alte Wohnstätte
zurückgerufen.
Ratmau zählt heute kaum 100 Einwohner und enthält nur drei Ortschaften, die dicht neben einander
auf der Westseite der Insel liegen. Es lebt jetzt im Frieden mit Korror, führt aber keinen Krieg mit
Artingal. Die drei Ortschaften sind mit einem wilden Walde umgeben und auf den Spitzen von steilen
Abhängen und Hügeln erbaut. Die Klubhäuser beherrschen die Umgegend und den Strand; die leichter
zugänglichen Stellen sind von Alters her durch Steinbauten verstärkt.
Am folgenden Morgen besah ich näher das grosse Haus, das noch ganz neu ist, und der König-
erklärte mir die in den Holzschnitzereien versinnlichten Sagen. Ich beobachtete, dass die grossen Häuser,
die Wohnhäuser, die Ornamente u. s. w. mit viel mehr Geschmack ausgeführt waren, als in Korror. Noch
an demselben Morgen verliessen wir Ratmau, um den Hauptort des benachbarten Angarard zu erreichen.
Der westliche Strand der Insel ist sehr flach und bei der Ebbe nicht zu befahren. Das Fahrwasser
ist weit vom Lande entfernt und nahe am Riff. Die flachen Bänke sind blos hier und dort von tieferen
Kanälen und Buchten durchschnitten. Das von der Aremolunguj-Passage gehende Riff, das den Namen
Kojrul führt, erreicht sein Ende in der Bucht von Angarard und begrenzt hier eine Passage, durch welche
früher Capitän Woodin herein- und hinausgesegelt ist. Es giebt also auf der Westseite von Palau drei
Passagen. Das Fahrwasser der Passage zieht sich in der sehr weit in das Land hineingehenden Bucht
bis dicht an den Strand und windet sich als ein flacher Kanal über eine englische Meile lang zwischen
den Mangrove- Sümpfen bis zu dem Landungsplätze des Hauptortes Ngarbukut (Aibukit bei Semper). Der
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Ort selbst liegt noch 1 Va Meilen vom Landungsplätze entfernt und in der Mitte zwischen dem östlichen und
westlichen Ufer der Insel, was ein Beweis ist, dass Mac-Cluers Karte auch hier unrichtig ist, da er die
Breite der Insel an dieser Stelle zu 15 Meilen angiebt, während sie nur 3 Meilen beträgt. An der Stelle,
wo die Bucht auf beiden Seiten von Angarard-Boden begrenzt wird, durch schneidet dieselbe ein über eine
Meile langer Steindamm, der das sumpfige Binnenwasser von der äusseren Lagune abtrennt.
Wir wurden von Karaj, dem einstweiligen Haupte des Landes, aufs Beste empfangen und schlugen
unsere Wohnung in dem grossen Häuptlingshause Ngaruau auf, wo ich durch einen zweiwöchentlichen
Aufenthalt in ununterbrochener Berührung mit den Eingeborenen im Baj wieder einen Einblick in das
Volksleben von Palau gewinnen konnte.
Ich verständigte mich sehr leicht mit Karaj; er sagte mir, dass er, Bgogor und ich Kinder einer
Mutter wären, was nach Palau-Sitte viel bedeutet. Junge Leute wurden sogleich beordert, auf die Riffe
und in den Wald zu gehen, um für mich Naturalien zu sammeln. In Korror ist das nie geschehen. Zwei
Häuptlinge von Angarard begaben sich gleich nach dem Hauptorte Molegojok, um den feindlichen König
von meinem Wunsche, ihn zu besuchen zu benachrichtigen.
Während ich auf Antwort wartete, besuchte ich die Umgegend von Ngarbukut. Von einem gegen
tausend Fuss hohen Hügel konnte ich die Gegend übersehen. Der Boden ist hügelartig, aus rotliem und
gelbem Thon bestehend, aus welchem stellenweise Gesteinmassen ans Licht treten. Bios an einer Stelle
ragen sie als zwei nebeneinanderstehende Felsen hervor, die sich bis tausend Fuss hoch erheben. Die Gestein-
Massen sind verschieden von denen die Insel Malakal bildenden Felsen; von beiden befinden sich Proben
bei der Sendung. Der Volksglaube knüpft an diese beiden Felsen eine Sage, nach welcher sie ein
versteinertes Ehepaar vorstellen. Der Mann, der westliche Stein, heisst Jekang, der östliche kleinere
Kabil, daher entstand der Name Kabilmajekang für die Felsen. An einer anderen Stelle sah ich einen
kleinen Felsen halb in der Erde vergraben, der ans der Luft gefallen sein soll. Er heisst Adolutk und
soll ein Mann gewesen sein, der in den Himmel stieg. Er stellt bildlich die Witterung vor und verweilt
geschützt und unberührt an seiner Stelle, da sonst Ngarbukut durch Regen und Sturm verwüstet würde.
Angarard hat zahlreiche Bäche, die tlieils aus Quellen, tlieils aus dem in Thonmulden angesammelten
Regenwasser gespeist werden. Die Thonhügel sind blos mit Gras und Pandanen bewachsen, in den Thälern
dagegen ist Wald. Ngarbukut hat schöne Taropflanzungen und ist sonst sehr fruchtbar.
Die hiesigen Einwohner sind viel besser als die hochmüthigen Einwohner von Korror. Die Würde
der Häuptlinge wird hier noch geachtet. Die Form der Regierung ist insofern anders als in Korror, da
das Haupt des Landes die massgebende Stimme besitzt und die Häuptlinge blos eine höhere Stellung,
aber keine Vorrechte besitzen. Die Ortschaft Ngarbukut hat mehr Steinwege, als Korror Oberfläche
besitzt und muss einst sehr bevölkert gewesen sein. Die Wohnhäuser sind solid und elegant und zeichnen
sich vor den in Korror erbauten sehr vortheilhaft aus. Ebenso die in neuerer Zeit erbauten Bajs oder
Klubhäuser.
Korror hat mit Hülfe der Weissen die Völker der Nordinsel niedergedrückt und theilweise aus¬
gerottet, obwohl diese Völker viel höher standen als die Eingeborenen von Korror. Heute noch zu
erblickende Spuren beweisen dieses, am meisten aber der Umstand, dass das faule und indolente Korror
bloss durch unsere Schiffe aufrecht gehalten wird und nie eine Industrie hatte. Das Geld, Thongeschirre,
Canoes, Netze, Oel, Syrup, Schweine u. s. w., Alles kam und kömmt noch heute vom Norden.
Die Antwort des Iraklaj's, des Königs von Molegojok, des Vorstehers des Artingal-Bundes lautete,
dass er mich sehr gern empfangen würde. Die Häuptlinge von Korror sollten aber in Ngarbukut bleiben
und ich blos eine Begleitung von Angarard-Leuten mit mir nehmen. Ferner bat er, den Besuch erst
übermorgen zu machen, da er einen Tag zu Vorbereitungen für unsern Empfang brauche.
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Die Häuptlinge von Korror Hessen mich sehr ungern allein gehen; ein zuverlässiger Eingeborener
von Korror sollte mich jedoch begleiten und meine Nahrung zubereiten. Man schärfte mir ein, nichts von
den in Molegojok dargereichten Speisen zu gemessen, ja nicht einmal den Betelpfelfer zu kauen, da die
Einwohner von Artingal Giftmischer sein sollen u. s. w. Ich verstand sehr wohl diese Fürsorge; man
wollte mich mit grenzenlosem Misstrauen erfüllen, damit ich nicht mit dem Iraklaj in ein zu gutes
Einvernehmen komme. Der mir folgende Eingeborne von Korror sollte blos ein Aufpasser sein, wie sich
mein Verliältniss zum Iraklaj gestalten würde.
Am 7. März verliess ich Angarard, von Karaj, den zwei grössten Häuptlingen von Ngarbukut
und sechs Mann begleitet. Wir stiegen auf der Ostseite der Insel Baobeltaob in das Canoe und gingen
südlich längs des Landes Keklau, des feindlichen Distriktes Ngiwal und kamen in das Gewässer des
Landes Molegojok, das gegen zehn Meilen südlich von Ngarbukut liegt. Meine Begleitung war mit
schweren Manila-Speeren bewaffnet, ich hatte einen geladenen Revolver in meinem Handkorbe und meine
Flinte im Handbereiche. Es war ein freundschaftlicher Besuch mit dem grössten Misstrauen und der
grössten Vorsicht gepaart.
Da mein Aufenthalt hier kaum einen Tag dauern sollte, so konnte ich weniger auf wissenschaftliche
Ausbeute rechnen; ich beschloss also, blos zu beobachten. Das Riff ist in einer geringen Entfernung vom
Strande, die Lagune flach und nicht schiffbar. Nördlich und südlich von Molegojok befindet sich je eine
Passage im Riffe, die zugänglich für Boote, aber unsicher für Schiffe ist und keinen Ankergrund darbietet.
Vor der nördlichen Passage bildet das Riff eine Bucht, in welcher Schiffe zur Notli ankern könnten, um
zu laden. Die Korrorer hatten sorgfältig die Anwesenheit beider Passagen verschwiegen. Der Strand
von Ngiwal, Angarard, Molegojok und Enkassar ist ziemlich mit Cocospalmen besetzt.
Wir stiegen in Molegojok ans Land und Hessen uns der Sitte gemäss auf dem Steindamm nieder.
Ein Bote benachrichtigte den König von unserer Ankunft und bald kam ein Häuptling, uns in das Haus
des Iraklaj' s einzuladen. Der solide, auf beiden Seiten mit Abhängen versehene, aus Steinen zusammen¬
gesetzte Weg, der stellenweise terrassenförmig mit pfortenähnlichen Böschungen befestigt war, führte uns
gegen eine Meile lang aufsteigend dahin. Wir gelangten endlich in die eigentliche Ortschaft und wurden
wieder von einem abgesandten Häuptling in das Haus des Königs eingeladen.
Während die Häuptlinge sich im grossen Hause versammelten, wechselten wir mit dem König
Complimente und Artigkeiten und wurden gegenseitig vorgestellt. Karaj war bis jetzt mein Vermittler.
Es wurde uns Essen gereicht und wir brachen sammt dem Iraklaj nach dem Häuptlingshause auf, wo wir
zuerst ungestört eine lange Unterredung hatten. Ich drückte ihm mein Bedauern aus, dass ich, jeden
Augenblick die Ankunft meines Schiffes erwartend, morgen wieder aufbrechen müsste; aber ich bezeigte
ihm meine Freude, dass ich ihn und sein Land kennen gelernt habe, und so sei zu hoffen, dass ich bei
seinen Gesinnungen ihn später für längere Zeit besuchen dürfte. Das Resultat unserer Verhandlungen
ging überhaupt dahin, dass der Iraklaj gern in direkten Verkehr mit unsern Schiffen treten möchte, und
dann wurden auch hier über die Tauschartikel Verabredungen getroffen.
Ich erklärte dem König meinen Wunsch, den Binnensee Ngardok, der vier Meilen landeinwärts
liegt, zu besuchen, und noch denselben Nachmittag gingen wir dahin. Er nimmt den Boden eines Thaies
ein und hat einen einzigen sehr reissenden Abfluss, der die Insel der Länge nach durchläuft und in
Ngorssul in die See mündet. Der See mag gegen IV2 Meile lang und V2 Meile breit sein und hat
zahlreiche Fische, von welchen ich aber keinen bekommen konnte. Einige Flusswasser-Schnecken war
Alles, was ich erhielt. Der See hat eine bedeutende Tiefe und seine Fische werden von den Eingeborenen
als Geister angesehen und daher nie gefangen. In dem Uferdickicht sah ich eine weissliche Entenart,
Fuligula und Carbo, ziemlich zahlreich vorkommend.
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Nach einem anstrengenden Marsche kamen wir als es dunkel wurde nach Molegojok zurück. Ich
unterhielt mich noch lange bis in die Nacht hinein mit dem Iraklaj, der mich versicherte, dass ich in
Malakal nichts von seinen Leuten zu befürchten habe.
Am folgenden Morgen führte mich der König selbst zum Bade, führte mich in dem Orte umher,
zeigte mir die Riffe und Grenzen und versprach mir, die Districte zu benachrichtigen, dass man keine
Feindseligkeiten gegen mich übe, falls ich ihm später einen zweiten Besuch machen sollte. Wir trennten
uns voll Zufriedenheit und gegenseitigem Vertrauen und der König begleitete mich bis zum Wasser. Am
Abend desselben Tages war ich wieder in meinem Nachtquartier in Ngaruau. Längs der Küste von
Ngiwal erschienen Formationen, die ich bis jetzt noch nicht bemerkt hatte; ich durchwanderte daher den
District zu Fuss, um Proben zu sammeln. Ich wurde in mehreren Ortschaften eingeladen und erreichte
Keklau . wo ich sehr freundlich bewirthet wurde. Ueberall fand ich die Einwohner schüchtern und artig,
die Könige mächtig und das Land mit zahlreichen, gepflasterten Wegen durchschnitten; aber die Bevölkerung
war nicht mehr so zahlreich als sie, hiernach zu urtheilen, in früheren Zeiten gewesen sein muss.
Man könnte glanben, dass die von dem Verkehre mit den Schiffen abgeschnittenen Districte arm
wären und Mangel an europäischen Waaren hätten. Das war aber nicht der Fall; in allen Häusern fand
ich eiserne Töpfe, jeder Knabe hatte eine gute stählerne Axt auf der Schulter. Auf Nachfrage erfuhr
ich, dass Korror selbst für Geld die Waaren gern abgiebt.
Wunderlich waren die verwandtschaftlichen Verhältnisse; der König von Molegojok, das Land,
dessen Erbfeind Korror ist, ist ein Eingeborener von Aremolunguj. Der heutige König von Korror ist
ein Eingeborener von Molegojok. Diese beiden Herrscher anerkennen sich als die zwei einzigen Häupter
von Palau und beide bekämpfen ihre eigene Heimath, in welcher sie erzogen wurden. Mein Freund Rgogor,
der wichtigste Häuptling von Korror, ist der Sohn eines Eingeborenen von Ngiwal, ist also ein Artingal-
Mann, ebenso der abgesetzte König; Karaj der Premier von Angarard, und Iraklaj, der König von Molegojok,
sind alle vier Geschwister-Kinder, und doch sind sie getheilt in vier verschiedene politische Lager. Die
Ursache dieser chaotischen Verwickelungen ist die Sitte, dass die Kinder die Heimath ihrer Mutter erben.
Während meines Aufenthaltes in Ngarbukut wurde meine Sammlung ziemlich vermehrt. Auch
von ethnographischen Gegenständen gelang es mir, ein Unikum zu erwerben. Für die Behandlung eines
Kranken wurde mir nämlich ein Kau, ein Frauengürtel gegeben, der hier von grossem Werthe ist. Da
er nur im Besitze von Reichen war und heute fast verschwunden ist, so lege ich ihn der Sendung bei.
Dieses Exemplar kostete seiner Zeit einen Kalebukub und beschäftigte den Verfertiger mehrere Jahre.
Diese Gürtel werden nur auf Bestellung gemacht; die einzelnen Stücke desselben sind aus den Schlosstheilen
einer hier sehr seltenen Tridacna-Art ausgeschliffen. Da jede Schale nur ein Stück liefert, so musste der
Verfertiger jahrelang die Muschel aufsuchen, die Tlieile schleifen und sie mit Kiesel durchbohren. Oft
brachte nach dem Tode des Verfertigers erst der Sohn das Werk zu Ende. Diese Gürtel werden heute
nicht mehr getragen. Nach einem vierzehntägigen Aufenthalte in Ngarbukut und nach Beschenkung der
mich freundlich bewirthenden Häuptlinge verliess ich den Norden und ging wieder nach Malakal.
Durch meine Reise nach dem Norden von Palau war ich zu der Ueberzeugung gekommen, dass
ein ganz freier, ungehinderter Verkehr mit den einzelnen Theilen von Palau jetzt noch nicht von mir zu
erreichen war. Nur durch besondere günstige Umstände war es mir vergönnt gewesen, die Schranken,
die zwischen den feindlichen Parteien bestehen, zu durchbrechen. In diesen Verhältnissen wird sich auch
voraussichtlich nichts ändern, so lange unsere Schiffe nur in Korror anlegen und dieses dadurch das Monopol
des Handels behält. Für mein Unternehmen aber als Sammler von Naturalien blieben diese Verhältnisse
in hohem Grade hemmend, und ich hätte gern die Palau-Inseln verlassen und mich zu andern Inseln
gewendet, wenn dieses möglich gewesen wäre. Da aber unsern Schiffen solche Course vorgeschrieben
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waren, dass ich meine Sammlungen nicht direkt nach Hamburg versenden konnte, anderseits dieselben
mich nicht nach Inseln bringen könnten, die meinen Wünschen entsprochen hätten, so musste ich mich
den Umständen fügen und noch länger in Palau verweilen.
Der Kriegstanz wegen des im Januar 1872 erbeuteten Kopfes wurde jetzt ausgeführt, und die
Häuptlinge von Korror luden mich wiederholt dazu ein. Ich begleitete sie bis Ejmiungs, wo der erste
Tanz aufgeführt wurde, kehrte aber dann zu meiner Thätigkeit zurück. Die Regierung besuchte während
zwei Wochen alle verbündeten Ortschaften, um das übliche Geld einzusammeln.
Am 7. Juni kam die Regierung vom Moloik zurück, und der Ajbatul besuchte mich am folgenden
Tage. Ich erfuhr, dass der mir seit einem halben Jahre versprochene Schädel in Kolekl weggeworfen
wurde, weil kein Fahrzeug sich getraute, ihn wieder zurück zu bringen. Dieses erzürnte mich sehr, da
ich im Januar bloss durch die Aussicht, diesen Schädel zu erhalten, mich vom Besuche der feindlichen
Stämme abhalten liess. Der Ajbatul zürnte zwar anscheinend ebenfalls, überhäufte die Häuptlinge mit
Vorwürfen und beorderte sogar Leute, den Kopf wieder zu holen; was aber wohl nicht geschehen wird.
Ich fasste den Entschluss, nochmals die feindlichen Länder zu besuchen, und erklärte dem
Ajbatul, dass ich durch Korror nicht gehindert sein wolle. Es sei meine Pflicht, den See Ngardok in
Molegojok zu besuchen, um Fische aus demselben zu erhalten. Ich wollte Molegojok längs der östlichen
Küste segelnd erreichen und so die ganze Insel Baobeltaob kennen lernen. Mein Wunsch stiess auf
heftigen Widerstand und zwar um so mehr, als ich die Erlaubniss haben wollte, dem König der feindlichen
Seite eine Muskete schenken zu dürfen. Ich konnte nämlich dort durch eine Muskete im Werthe von
10 Thaler mehr erreichen, als für 100 Thaler in anderen Waaren.
Nach lebhaften Unterhandlungen gelangte ich zum Ziele. Ich war im Besitze von zwei Revolvern,
und der Ajbatul hatte schon längst einen derselben gewünscht und verlangte ihn jetzt; ferner wollte er,
dass ich keine Muskete dem Könige geben sollte, sondern den andern Revolver, da derselbe bloss so lange
eine Waffe sei, als die Patronen ausreichen. Ich gab in beiden Punkten nach und erhielt die Erlaubniss,
nach Artingal zu gehen und einige Tage dort zu bleiben. Ich hätte bei der baldigen Ankunft eines
Schiffes alle diese Umstände nicht nöthig gehabt, allein ich wollte nicht die Veranlassung eines Bruches
sein und dadurch den Eingeborenen einen Vorwand geben, dem Schiffe ihre geringen Tauschartikel zu
verweigern, was schon öfters der Fall gewesen war. Daher bezahlte ich die Erlaubniss zu meiner Reise.
Am 10. Juni verliess ich Malakal und gelangte noch an demselben Tage nach Molegojok. Der
Weg führte uns längs der Küsten des Districtes Ejrraj durch einen prachtvollen Mangrove- Wald, der
sich zwischen dem eigentlichen Ufer und den äusseren Sedimentfelsen befindet und bis Klou Kojgul in
einer Länge von 5 bis 6 Meilen sich ausdelmt. Der schmale in dem Sumpfe sich windende Weg schlängelt
sich zwischen den prachtvollen, ausgewachsenen Rhizophoren- Arten, von welchen hier im Ganzen sieben
Arten vorhanden sind und drei bloss bei Ejrraj. Der beschattete Weg gewährt kaum dem Canoe einen
Durchgang und kann nur sehr langsam befahren werden. Stellenweise befinden sich noch Ueberreste von
versenkten Baumstämmen, die einst den Zugang dem Feinde versperren sollten. Dann und wann ragen
aus dem Sumpfe einzelne Blöcke eines schiefrigen Gesteines hervor, wie es auf dem hohen Tlieile der
Insel zu finden ist, während die ganze Unterlage des Sumpfes und des südöstlichen Theiles des Baobeltaob-
Ufers kalkartige Sedimente sind.
Aus dem Mangrove- Sumpfe Ejrraj gelangten wir in das feindliche Gewässer, das hier bis nach
Molegojok ganz zu übersehen ist. Die Mac Cluer’sche Karte ist hier insofern ungenau, als das östliche
Riff von Baobeltaob im Süden direkt auf den Sedimentfelsen sich stützt und mehrere Passagen hat, von
denen zAvei gut genannt werden können. Die Altngot-Passage führt im Süden in die innere Lagune.
Nördlich von ihr ist die Amalakal-Passage, noch weiter nach Norden die Ngatpaet-Passage, die nur für
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Boote geeignet ist. Amalakal ist für jedes Schiff zugänglich, mit Nordost- Wind durchgehend, hat ein
Schiff den Ausgang in Altngot; in beiden Fällen vor dem Winde. Bei Südwest- Wind umgekehrt.
Ngorsul und Enkassar vorbeisegelnd, kamen wir an den Steindamm von Molegojok. Das Gewässer
war aber sehr flach und versandet; das Boot musste, auf Wasser wartend, weit vom Ufer bleiben. Ich
ging daher allein an’s Land, mich in dem Baj auf dem Steindamm niederlassend. Die Einwohner von
Molegojok, denen ich kein Fremder mehr war, gaben mir Beweise von Ehrfurcht, indem sie sogleich das
Haus räumten. Einen Häuptling sandte ich zum Iraklaj mit der Frage, ob ich ihm willkommen sei.
Bald darauf erschien der Iraklaj selbst mich abzuholen, sichtlich erfreut über meine Ankunft.
Er liess sich neben mir nieder und wir unterhielten uns, während die Häuptlinge sich nach und nach
einfanden. Nun wurde ich öffentlich eingeladen, in das Land hineinzugehen, wobei mir der Vortritt
gelassen wurde. Ich schob diese Ehre auf den Iraklaj, und so gingen wir in das Wohnhaus desselben,
welches Uduss heisst, wo die Privatbegrüssung stattfand. Iraklaj gab den Befehl, dass die jungen Leute
meine Sachen in den Hauptbaj bringen und dass alle Häuptlinge während meiner Anwesenheit Lebensmittel
liefern und in dem Hauptbaj schlafen sollten. So fand ich mich Abends im Ngatbartelbaj von allen
Häuptlingen des Baj Molegojok, wie die Begierung sich nennt, umgeben. Es waren lauter Greise, die
jedoch heute voll Freude und Leben waren; in dem Munde eines jeden war Iraklaj und sein Freund,
womit ich bezeichnet wurde.
Ich befand mich sehr wohl in dieser ernsten Gesellschaft, da ich der Sprache mächtig war. Da
der Kern der Unterhaltung die alten Sitten waren, so bekam ich viel zu hören, was schon längst aus dem
Gedächtniss der verdorbenen Einwohner von Korror verschwunden war. Ich war der erste Europäer, der
in Ngatbartelbaj bewirthet wurde, da sogar Capitän Clieyne, der hier fünf Tage sich aufhielt, nicht an’s
Land kam, sondern im Schiffe blieb.
Durch meinen jetzigen Ausflug nach Artingal wollte ich mehrere Zwecke erreichen. Die Hauptsache
war der Besuch des Binnensees, und wollte ich für die ethnographische Sammlung ein Stück des Palau-
Geldes, womöglich einen Bungau oder Barak erwerben, welches mir in Korror noch nicht gelungen war.
Der König oder der Iraklaj von Molegojok versprach mir jede Hülfe, um den See Ngardok näher
kennen zu lernen. Da aber der See im Innern des Landes liegt, fast gleich leicht von Ejmelijk und
Aremolunguj zugänglich, so hatten die Häuptlinge einiges Bedenken und besorgten einen Ueberfall. Da
ich das Versprechen des Ajbatuls von Korror hatte, so konnte ich die Zusicherung geben, dass kein
Ueberfall stattfinden werde.
Ein Klub Krieger von Molegojok und Ngarufusang wurde beordert, Fischkörbe in den See auszuwerfen
und ein Floss von Bambusrohr für mich zu bereiten. In zwei Tagen sollte ich mich dann selbst dahin
begeben, und zwar in Begleitung aller Häuptlinge.
Am Abend wurde eine grosse Menge von Speisen gebracht, der ganze Fussboden des Hauses war
mit Schüsseln bedeckt. Ein frisch geschlachtetes Schwein kochte in einem eisernen Topfe, und es wurde
Alles aufgeboten, um mich freundlich zu stimmen. Die persönliche Behandlung brachte mich als jungen
Mann oft in Verlegenheit, denn kein Häuptling wagte es, in meiner Anwesenheit laut zu sprechen, und
weisslockige Greise gingen in weiter Entfernung tief gebückt vor mir vorbei. Man bediente mich mit
grosser Sorgfalt, und ich durfte nichts mit eigener Hand anrühren, Alles wurde mir dargereicht. Ich war
der Form nach das Haupt der Versammlung.
Als die Esszeit herankam, sagte der Iraklaj, dass alle Speisen mir gehörten, worauf ich der Sitte
gemäss antwortete, sie sollten zwischen die Häuptlinge vertheilt werden. Ein Theil wurde der Gemahlin
des Iraklaj gesandt, und umgehend kamen von ihr Süssigkeiten , wie Orangen, Speisen aus Cocosmilch
und Melasses, die wieder vertheilt wurden. Als die Speisen den Häuptlingen bereits vorgesetzt waren,
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fragte ich den Iraklaj, ob er nicht essen wolle, worauf er antwortete, dass ich vorangehen solle. Niemand
würde vorher essen.
Dem Iraklaj ist es durch seinen hohen Rang verboten, aus einem fremden Geschirr zu essen oder
zu trinken, wie auch Niemand aus seinem Geschirr Speisen gemessen darf. Aus Artigkeit wechselte er
mit mir die Schüsseln und trank aus meiner Tasse, während er mir im Austausch seine Cocosnussschale
verehrte.
Bis spät in die Nacht hinein unterhielten wir uns, jeder Häuptling sprach und alle waren ernst,
freundlich und aufrichtig. Ich fühlte mich in der Mitte dieser Menschenfresser und Giftmischer, wie die
Bewohner von Ivorror ihre hiesigen Brüder den Weissen schildern, so wohl, wie ich es nie in Korror war.
Wie dieser Tag war, so blieb es bis zu meiner Abreise.
Iraklaj empfing den ihm zugedachten Revolver mit Freuden und bat mich, ich sollte meinen
Rupak, womit die Herren Godeffroy & Sohn gemeint waren, bitten, dass er auch zu ihnen seine Schiffe
kommen lasse und befehlen, dass auch ihnen Gewehre verkauft würden.
Am folgenden Tage begleitete mich Iraklaj zum Bade, wie er überhaupt nicht von meiner Seite
ging, oder dann seinen Handkorb mit Betel, Tabak und Geld bei mir liess, welches bedeutet, ei gehe
zwar fort, er wolle aber während seiner Abwesenheit weder kauen noch rauchen, sondern gleich wieder
zurückkommen. Nach dem Frühstück führte mich der Iraklaj in seine Tabakanpflanzung und dann auf die
Spitze eines Hügels, wo wir dei\ ganzen Osten Aron Baobeltaob zu unsern Füssen hatten und in dei fiischen
Morgenluft eine lange, ungestörte Unterredung führen konnten. Er überzeugte mich, dass die Behauptung
von Korror, es wären im Norden keine Passagen, absichtlich eine falsche sei. Ich hatte alle Durchfahrten
vor meinen Augen. Er zeigte auf den Strand von Ngiwal, Molegojok, Enkassar und Ngaissul hin und
machte mich auf die Anzahl von Cocospalmen aufmerksam, deren Nüsse nnbenutzt verfaulen.
Die Unverdorbenheit der hiesigen Eingeborenen offenbarte sich auf jedem meiner Schritte; es
wurden mir verschiedene ethnographische Gegenstände angeboten, die ich aber nicht bezahlen konnte, da
ich wegen der Eifersucht von Korror nicht viele Waaren mitgenommen hatte. Sie sagten dann, wenn
du keine Waaren hast, so bist du eben so arm wie wir; mögen die Sachen bei dir bleiben, ein anderes
Mal, wenn dein Schilf kommt, wirst du uns etwas geben. Ein Paar schöne Ohrringe, ein von den
Eingeborenen hochgeschätzter Schmuckgegenstand, einen schönen Kamm, ein Paar alte Steinäxte u. dgl.
erhielt ich auf diese so uneigennützige Weise. Keine Spur von Bettelei um Tabak, wie sie in Korror
Sitte ist, kein Aufdrängen einer neugierigen Begleitung, welche uns Sammlern oft sehr widerlich ist.
Da das Fischen im See Ngardok erst nach zwei Tagen erfolgen sollte, so hatte ich Zeit, Molegojok
in Augenschein zu nehmen und einige Zeichnungen zu verfertigen, namentlich von dem grössten Baj in
Palau, der in der Fronte fünf Faden breit ist, und ebenso von dem Ngatbarbaj, dem Sitz der Häuptlinge.
Das heutige Molegojok ist ebenso Avie alle andern Districte von Palau sehr entvölkert, es könnte
höchstens 50 Mann in den Krieg senden. Die grossen Bajs stehen leer, und man wandelt auf den langen
SteinAvegen durch reichen Wald in beschatteter Stille. Aber trotz seiner äusseren Schwäche ist es das
Haupt der Feinde ATon Korror, und an moralischem Ansehen steht es über Korror. Die Districte Ngarssul
Enkassar und Ngiwal erkennen Molegojok als Haupt an. In politischer Beziehung unterscheidet es sich
von Korror dadurch, dass der Iraklaj, der dem Ajbatul von Korror entspricht, ein Selbstherrscher ist und
die Häuptlinge, deren Titel niedriger sind als die in Korror, nur seine Begleitung bilden. In Korror ist
die Gewalt in den Händen der ersten sieben Häuptlinge, weil dieses Land durch die Vereinigung von
mehreren unabhängigen Stämmen entstand, die in verschiedenen Graden ihre frühere Macht in der Form
von Vorrechten bewahrten. In Molegojok dagegen ist die Regierung patriarchalisch, und die Vereinigung
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der Gewalt in dem einzigen Iraklaj wird dadurch ausgeglichen, dass derselbe alle Unkosten der Regierung
allein zu tragen hat.
Die Häuptlinge zusammengenommen bilden den Baj Molegojok, so wie in Korror das Megetyj.
Die Titel, wie sie in Rang und Pflichten denen von Korror entsprechen, sind folgende: 1) Iraklaj, Haupt
von Artingal, Haupt von Molegojok, Häuptling in Ngarssul, Ngaramass und Ngarbukut. Dieser und der
Ajbatul von Korror sind die reichsten Häuptlinge der Gruppe. 2) Iragumerang. 3) Drulukut, 4) Irugueijl.
5) Sakaruleo, der Korrong oder Priester des Molegojoker Gottes Godalmelek. G) Atkedesau. 7) Arakataot.
8) Goligo. 9) Iratagau. 10) Ngirimang. 11) Atmehej. 12) Araguul. 13) Irakongor, zugleich Haupt des
Districtes Ngarssul und Korong des Gottes Gobak aremoguu. 14) Akoj. 15) Imetukur. 16) Iruossok.
17) Aruigang. 18) Matelengkar. 19) Matelamyj. 20) Matelgulssyang. 21) Akometaol.
Die feindliche Gesinnung zwischen den beiden Theilen von Palau besteht schon sehr lange, und
es wird schon in Wilson' s »Account of the Pelew-Islands « vom Jahr 1783 davon gesprochen, als die Engländer
Korror halfen, die feindlichen Ortschaften mit Hülfe der damals noch unbekannten Feuerwaffen zu besiegen.
Der beiderseitige Hass hat seinen Grund in dem Streite über die Oberhoheit, Molegojok ist der Sage
nach der ältere Bruder von Korror. Die Länder Ejmelijk, Atpang, Ejrraj, Ngarssul, Enkassar, Ngiwal,
die Adasspadal-Seite von Angarard, ganz Arekolong sind frühere Artingal-Länder. Durch die Ankunft
der Weissen haben sich viele zu Korror neigen müssen, wodurch Molegojok geschwächt wurde. Der
beiderseitige Hass findet aber keinen Ausdruck in einem entscheidenden Kriege. Alle Freunde Korrors
würden sich dagegen erheben, wenn dieses Molegojok gänzlich zerstören wollte. Ein Kriegszustand, der
ein gänzliches Aufgeben aller Verbindungen mit sich führt, besteht bloss zwischen Korror und Artingal,
alle anderen Länder anerkennen Korror, führen aber keinen Krieg mit Molegojok. In einem der letzten
Bengets, welcher etwa vor 15 bis 20 Jahren stattfand, gelangten die Krieger von Korror in das Innere
des Hauptplatzes; drei grosse Häuser wurden verbrannt, drei Leute getödtet, und Ajbatul befahl seinen
Kriegern, sich zurückzuziehen, sagend: »meragong kabuul pelu ! « (Es ist genug, das Land ist arm.)
Der Krieg hat hier eine andere Bedeutung wie an anderen Orten, er ist eine politische Institution,
eine überlieferte Sitte und ein Mittel, Abgaben zu erheben. Es giebt zwar in den verschiedenen Staaten
einen Staatsschatz, der sich im Haupthause befindet, z. B. in Korror im Ajdit-Hause, in Molegojok im
Hause Uduss, in Angarard im Hause Atublaj u. s. w. ; dieses Geld darf aber nicht berührt werden. Es
sind lauter Bakals, grosse Baraks und Bungaus, und dient dazu, im äussersten Falle den siegreichen Feind
zu bezahlen. Alle Unkosten des Staates bestreitet der oberste Häuptling aus seinem eigenen Gehle. Er
hat grosse Ausgaben beim Regierungsantritt, und alle Muis, Ruks und andere Festlichkeiten müssen die
Häupter der verschiedenen Länder bezahlen. Da diese Länder aber keine Steuern bezahlen, so müssen
diese Ausgaben auf andere Weise gedeckt werden, und dazu dient der Kriegstanz. Der oberste Häuptling
bereist mit einem durch seine Krieger erbeuteten Kopfe die Districte, mit welchen er in freundschaftlicher
Beziehung steht, führt den Kriegstanz aus und empfängt dafür ein der Grösse des Landes entsprechendes
Geld. Auf diese Weise empfängt z. B. Korror von allen Ortschaften eine grosse Menge Geld; aber es
würden dieselben nicht gestatten, dass Korror bald wieder einen Kriegstanz aufführen würde. Korror
muss daher warten, bis auch andere Districte einen Kopf erbeuten und einen Kriegstanz machen, wodurch
das an Korror gegebene Geld wieder zurückkommt. Denselben Nutzen haben alle Regierungen nach
einander, und Korror sammt dem mit ihm verbündeten Aremolunguj und Ejmelijk suchen Köpfe auf der
Artingal- Seite, wogegen Molegojok seine Opfer in Korror, Ejmelijk und Aremolunguj sucht.
Dieses Kopfstehlen ist genau geregelt und kann daher nie in ein unzweckmässiges Morden ausarten,
denn es wird nie mehr als ein Mann getödtet. Beide Seiten wissen genau, was vorgeht, und die Schlauheit
auf der einen Seite findet eine unermüdlich wachende Vorsicht auf der anderen. Diese Art Krieg zu
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führen wird von den Eingeborenen nur beklagt wegen des Verlustes eines Mannes; im Allgemeinen
erkennen sie jedoch dieselbe als eine Hauptinstitution ihres politischen Lebens an.
Trotz aller Feindschaft besteht ein Band gegenseitigen Wohlwollens zwischen den Ländern, und
es können sogar für einige Zeit freundschaftliche Verhältnisse sich einfinden. Es giebt Fälle, wo die
Häuptlinge der feindlichen Länder sich wechselseitig unterstützen oder in äussersten Fällen sich gegenseitig-
schönen. Der Iraklaj z. B. ist das Haupt von vier Districten, und wollte einer derselben von ihm
abfallen, so sendet er ein Stück Geld nach Horror zu seinen Feinden und ruft ihnen, die Ungehorsamen
zur Ordnung zu bringen. Ist die Sache beigelegt und kommt der District zum Iraklaj, um die Freundschaft
wieder herzustellen, so kehren die Korrorer zurück und die alte Feindschaft besteht fort wie früher.
Horror führt Krieg für sich gegen seine Feinde, aber auch für Bezahlung gegen die Feinde seiner Feinde.
Ferner kommen alle Waaren trotz der Feindschaft durch Angarard und Ejrraj nach Artingal, mit
Ausnahme der Waffen, und dieses ist ein Hauptgrund, der den Hass von Molegojok gegen Horror besonders
schärft. Würde Molegojok Waffen besitzen, so wäre es im Stande, seiner Gleichheit mit Horror Ausdruck
zu geben, wodurch die politische Gestaltung Palau’s eine grosse Veränderung erleiden würde. Arekolong,
halb Angarard und Ejrraj würden sich zu Artingal halten, wie es früher war. Die Kräfte würden getlieilt
werden und Gleichgewicht derselben eintreten.
Mein Verhältniss zum Iraklaj gestaltete sich zu einem sehr freundlichen und innigen. Von ihm
erhielt ich eine Einsicht in die Angelegenheit der Ermordung des Capt. Clieyne. Derselbe machte in
Horror lange Zeit gute Geschäfte, bis man ihn entbehren konnte. Er hatte eine ziemliche Menge von
Waaren nach Horror gebracht und konnte sie dort nicht mehr verkaufen. Um keinen Schaden zu haben,
verkaufte er dieselben und namentlich eine Anzahl Gewehre nach Artingal, und das war die Hauptursache,
weshalb er ermordet wurde.
Clieyne hatte grosse Pläne im Sinn. Er wollte in Palau Frieden stiften und die Inseln zu einer
Gesammtproduction bewegen. Er brachte Malakal käuflich an sich, und das Document ist in Manilla
einregistrirt; es befindet sich heute in England, wo ein Verwandter Clieyne’s lebt, der ein Clergyman ist.
Ferner kaufte er im Innern der Insel Baobeltaob Grundstücke an, die ihn in ein Verhältniss mit allen
Districten brachten. Er wollte eine Gesellschaft bilden, in welcher er Theilnehmer und Leiter wäre und
die aus Palau eine geregelte und einträgliche Privatcolonie bilden sollte. In der Verfolgung aller dieser
Pläne traf ihn der Tod.
Da die Vorbereitungen zum Fischzug im See Ngardok noch nicht beendigt waren, so lud mich
der Iraklaj ein, einen Huk oder die Tänze in Ngampessang zu besuchen. Da diese Ortschaft dicht bei
Molegojok liegt, so begab ich mich gern dahin und wurde vom Iraklaj und allen Häuptlingen begleitet.
Der Palau’sclie Huk ist ebenfalls wie der Moloik eine der Grundinstitutionen des Palau’schen
Lebens. Er ist das zweite Mittel, durch welches Geld im Umgänge erhalten wird. Jedes Land giebt
von Zeit zu Zeit einen Buk, dessen Ursprung wahrscheinlich ein religiöser ist, obwohl er heute mehr eine
politische und sociale Bedeutung hat. In politischer Beziehung ist der Buk dadurch für ein Land wichtig,
dass eine gewisse Anzahl befreundeter Länder zu der Festlichkeit kommen und der Begierung einen
festgestellten Betrag in einheimischem Gelde darbringen, welcher »bohatel audou « heisst. Giebt Horror
einen Buk, so heisst er »Buk mulbekel«, und alle freundlich gesinnten Distrikte kommen der Beilie nach
und bezahlen das übliche Geld; der Ajbatul und Irajkalau erhalten jeder einen Kalebukub, die anderen
Häuptlinge einen Kluk, und so bezahlen die besuchenden Häuptlinge die Empfänger je nach ihrem Bange.
Alle grossen Länder geben Mulbekels oder den grossen Buk. Neben diesen besteht noch ein anderer,
der kleine Tamangel a wak genannt, zu welchem die kleinen Orte eines Districtes kommen. Durch diese
Buks wird ein Beweis des freundlichen Zusammenhaltens gegeben.
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In gesellschaftlicher Beziehung ist der Buk ebenfalls wichtig, indem es die Zeit ist, wo die
Familienhäupter von allen aus dem Hause verheiratheten Töchtern das übliche Geld erheben. Alle Frauen,
die von Ngarupessang stammen und nach anderen Orten verheirathet sind, kommen mit ihren Männern
zum Ruk und bezahlen je nach dem Rang der Frau das festgesetzte Geld. Während dieser Festlichkeit,
die mindestens einen Monat dauert, kommt eine Masse von Geld in’s Land. Die jungen Männer, die die
Kaldebekels bilden, führen Tag und Nacht Tänze aus, wobei der ganze Ort sie mit den besten Speisen
bewirthet. Diese Festlichkeit ist ausserdem mit einer Unmasse von Gebräuchen und abergläubischen
Ceremonien verbunden.
Der Ruk von Ngarupessang hatte kaum 50 Tänzer aufzuweisen und war im Verhältnis klein.
Für mich war er in sofern interessant, als er ein neues Licht auf die hiesigen eigenthümlichen Verhältnisse
warf. Ngarupessang liegt keine Viertelmeile von Molegojok entfernt und in der Mitte von Artingal und
führt Krieg mit den Feinden von Molegojok, und viele ihrer Häuptlinge sind zugleich Häuptlinge von
Molegojok. Trotzdem ist Ngarupessang verwandt mit Arapakit, einer Ortschaft in Korror, der schönsten
des Erekeldaubundes; und die Leute von Arapakit gehen nach Artingal während des Ruks, ohne Gefahr
zu laufen, und ebenso kommt Ngarupessang nach dem Süden. Dagegen benimmt sich Ngarupessang
gegen alle anderen Freunde von Korror als Feind und als ein treues Artingal-Mitglied.
Der Grund dieser Erscheinung ist die gleiche Abstammung beider Ortschaften. In früheren Zeiten
waren auf der östlichen Seite der Palau- Gruppe mehrere Inseln, die gleichzeitig mit Ngarnangl versanken;
von der Insel, die dort war, wo heute das Augulpelu-Riff steht, flüchteten die Einwohner auf die nächsten
Sedimentfelsen. Sie wurden von Korror nach Arapakit eingeladen, das nach der Ausrottung der früheren
Einwohner, der Überreste des Landes Dasakal, menschenleer dastand. Ein Theil der neuen Arapakit-
Bewolmer ging nach dem Norden und legte Ngarupessang an, und desslmlb haben die beiden Länder
denselben Gott: Augerpelau; denselben Ruk, den Urnidel, der bloss in den beiden Orten ausgeführt wird,
denn die Nachahmung desselben in einem anderen Orte würde die Rache des Gottes nach sich ziehen;
endlich sind die Häuptlinge der beiden Orte zum Theil dieselben. Trotz alledem steht Ngarupessang
im politischen Gegensätze zu seinem Mutterlande Arapakit. Solche Art von Verhältnissen besteht zwischen
vielen unabhängigen Ortschaften, und beim ersten Anblick stellt sich dem Beobachter ein Chaos von
befremdenden, räthselhaften und verwirrenden Erscheinungen dar, die sich jedoch bei fleissiger Beobachtung
ordnen und auf ihren Ursprung zurückführen lassen.
Am folgenden Tage nach dem Frühstück verliessen wir Molegojok. Ein Kaldebekel Krieger, mit
Speeren und ein Paar Musketen bewaffnet, ging voran und besetzte die Umgegend des Sees. Alle meine
Versicherungen konnten bei den Bewohnern von Molegojok kein Vertrauen erwecken, weil sie ihre
südlichen Landsleute besser kannten, als ich. Die Hälfte der Häuptlinge bildete die direkte Vorhut, es
waren unbewaffnete Greise. Iraklaj, mit einem scharfen stählernen Manilla-Speer bewaffnet, ging mir
voran, hinter uns gingen wieder alte Häuptlinge, und zuletzt kam eine Anzahl junger, kräftiger Krieger.
Auf beiden Seiten dieses langen Zuges streiften leichtbeinige Knaben.
Ich bat den Iraklaj, Rücksicht auf sein Alter zu nehmen und mir zu erlauben, ohne ihn und die
Häuptlinge zu gehen. Ich erhielt die Antwort, dass er, so lange ich hier sei, keinen Schritt von mir
entfernt bleiben werde. Das Einlegen von ein Paar Fischen für das Museum Godeffroy geschah mit einem
Pomp als ginge es zu einem Benget.
Am Ufer des über eine englische Meile langen Sees hatten die Eingeborenen zwei Häuser
aufgerichtet, eines für den Iraklaj und mich und das zweite für die Häuptlinge. Die Fischkörbe wurden
herausgezogen, und es fanden sich leider nur 4 Fische in 3 Arten darin. Nun wurde das Bambusfloss
geholt, und ich in Gesellschaft des Häuptlings Sagalruleo des Kalits von Molegojok. dem der See geweiht
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ist, begaben uns aufs Wasser. Gemüthlich war die Fahrt nicht, denn wir durften uns kaum bewegen,
da das Floss klein war. Ich fand die grösste Tiefe des Sees zu fünf Faden. Eine Menge von Knaben
und Männern begleitete uns schwimmend und bugsirte das Floss. Der See muss ausser dem Wasser,
welches von den ihn umgebenden Höhen in denselben hineinfliesst, noch gewaltige Quellen unter seinem
Spiegel haben, da er mit grosser Heftigkeit nach dem Süden abfliesst. Dieses ausfliessende Wasser hat
in dem Thonbette einen tiefen Kessel ausgewaschen, von welchem aus es als ein immer reissender werdender
Strom Baobeltaob nach dem Süden bis Ngarssul durchschneidet. Einige Schnecken und Wasserpflanzen,
von dein schlammigen Boden heraufgeholt, ergänzten meine Beute von Ngardok. Vergnügt badeten wir
uns Alle in dem See und gingen auf den Biickweg.
Dieser Tag wird für die Jugend von Molegojok unvergesslich bleiben, sie badeten und tummelten
sich mit ausgelassener Lust im Ngardok, in dessen Umgebung sonst nur die auf Menschen Jagd machenden
Krieger umherschleichen. Niemand kam jemals zum Vergnügen hierher, und viele Häuptlinge von Molegojok
haben den See heute zum ersten Male gesehen. Lachend und scherzend nannten sie ihn meinen See, und
als solcher wird er stets im Gedächtniss der Jugend bleiben.
Die Annehmlichkeit meines Aufenthaltes wurde durch einen traurigen Unfall gestört, der
unberechenbare Folgen für mich hätte haben können. Zu meinem Erstaunen erhielten wir die Nachricht,
dass fünf Häuptlinge von Ngiwal mit einer schlimmen Botschaft angekommen wären. Während wir auf
dem See waren, kam, entgegen dem Versprechen des Ajbatul von Ivorror, ein Krieg oder Mokumat von
Ejmelijk her, einen Kopf in Ngiwal zu suchen. Das Unternehmen wurde von Angarard aus verrathen,
und die Krieger von Ngiwal gingen in den Wald, dem Feinde entgegen. Die beiden Parteien näherten
sich dem See Ngardok, als wir mit dem Kalit von Molegojok darauf herum schwammen. Ein Paar Schüsse,
die von Seite unserer Partei fielen, um Tauben zu jagen, verscheuchten die Krieger von Ejmelijk. Allein
die Leute von Ngiwal verwundeten aus Versehen sehr schwer einen der Ihrigen, in der Meinung, es sei
ein Feind. Ein Speer ging demselben durch den Mund, durchbohrte die Brust unter dem Schlüsselbein
und kam beim Schulterblatt wieder heraus. Die Häuptlinge von Ngiwal wollten die Sache mit Geld wieder
gut machen; der Iraklaj nannte sie aber blinde Dummköpfe und verlangte kein Geld, da es aus Versehen
geschah und der Verwundete mit dem Leben davon kommen könnte.
Wir waren alle geneigt, diesen Kriegszug als einen absichtlichen zu nehmen; er sollte mich in
Gefahr bringen oder doch mein gutes Einterständniss mit Molegojok zerstören. Es wurden aber alle
Bewohner von Molegojok darüber bekümmert, welches mein Schicksal sein werde bei meiner Rückkehr
nach Malakal. Alle sagten mir, ich werde ebenso wie Cheyne ermordet werden. Es wurden die Mangilils
und Kalits zu Batlie gezogen, und im Prophezeien geübte Weiber wurden beordert, das Schicksal zu
befragen. Es kamen zwei sehr ungünstige Antworten. Es dachte Niemand an’s Schlafen, und ich musste
aus Gefälligkeit dasselbe thun. Die ganze Nacht wurde gekaut, geraucht und berathen. Die Mangilils
sagten, Korror sei durch mich tief verletzt und habe Böses im Sinn, ich solle auf meiner Hutli sein.
Nun kamen die Kalits an die Keilie, und den Katli des Iraklaj befolgend, zerschnitt ich das um meinen
Körper getragene Stück Zeug in vier Tlieile und opferte es den verschiedenen Göttern. Der Priester des
Gottes von Ardololok auf der Insel Pililu sagte, ich solle ruhig sein und die Mangilils unbeachtet lassen;
er spreche nicht mehr und werde mich später in Malakal besuchen. Der Korong des Ngiwaler Gottes
Irungor sagte ebenfalls, er sei dem Freunde des Iraklaj gewogen. Der Gobak aramogun aus Ngarssul
sprach nicht selbst, er wollte sich dem Priester nicht offenbaren, und so wurden die weiteren Orakel auf
den folgenden Tag verschoben.
Am folgenden Morgen begleitete mich der Iraklaj zum Bade und zu seiner Plantage. Dann setzten
wir uns auf das Steinpflaster vor dem Baj und, nach alter Sitte von den Häuptlingen umgeben, sprachen
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wir von den eingeiaufenen Nachrichten. Die eine war aus Rogoss pelu in Aremolunguj, dem Geburtsorte
des Iraklaj. Es war ein Häuptling von einem anderen todt gespeert worden. Der Ermordete nämlich
näherte sich in der Nacht dem Hause eines Häuptlings, dessen Frau ihm nicht gleichgültig war. Die
Frau, nicht an ihren Liebhaber denkend, fing an zu schreien, als sie ein schwaches Geräusch hörte, in
der Meinung, es sei Krieg. Der Ehemann stürzte mit einem Speer zum Hause hinaus, und der Liebhaber
flüchtete sich: allein der Ruf Mokumat! war hinter dem Armen her, und ein Häuptling aus dem nächsten
Hause hörte den Ruf, kam heraus, sah den Vorbeieilenden, und ein Wurf mit einem breiten Eisen in den
Rücken warf ihn todt nieder. Da hier im Norden die Sitten sehr streng sind und jeder entdeckte
Ehebruch mit dem Tode des Verführers bestraft wird, so verursachte diese Nachricht keine besondere
Aufregung.
Die zweite Nachricht kam aus Pililu und wurde gestern von einem Arapakit-Canoe , das nach
Ngarupessang ging, mitgebracht. Die Frau des Ejturo starb, und der Tod wurde einem Eingeborenen
zugeschrieben. Derselbe hatte das Haus gebaut, in welchem die Verstorbene lebte, und der Ejturo soll
es ihm nicht gut bezahlt haben, weshalb der Baumeister seinen Kalit in dem Hause gelassen hätte, um
den Bervolmern Böses zuzufügen. Der hiervon nichts ahnende Erbauer lebte in Aragol auf der Insel
Pililu, wo er verheirathet war. Der Ejturo beorderte vor zwei Tagen zwei der tapfersten seiner Leute,
nach Pililu zu gehen und den Schuldigen zu erschlagen, da sein Gott des Ejturos AVeib erschlug. Die
beiden Leute segelten hinüber, und während der eine am Strande wartet, geht der andere in den Baj, avo
das Opfer schläft. In der Mitte von 30 Eingeborenen bereitet er sich noch eine Betel Portion zurecht,
und rasch wie ein Blitz spaltet er dem auf einer Matte Liegenden mit einer Axt den Kopf in ZAvei
Hälften. Bevor die Anwesenden, tlieils schlafend, theils plaudernd, zu sich kamen, war er versclnvunden.
Die Arerfolger fanden ihn nicht, trafen aber seinen unglücklichen Gefährten, der nach tapferer Gegenwehr
erschlagen wurde. Der Mörder selbst flüchtete in das Haus des Häuptlings Iragidel, avo er in Sicherheit
war, da kein Feind in einem Hause getödtet Averden darf, besonders in Anwesenheit des Wirthes. Ist
der Flüchtling ein Häuptling, so giebt er den Rächern ein Stück Geld und -er ist gerettet.
Zu meiner Befriedigung hob Iraklaj die Sitzung auf, da ich der Mordgeschichten herzlich satt
A\-ar. AYir frühstückten und verhandelten mit den ZAvei noch übrig gebliebenen Göttern. Das Haupt des
Landes Ngarssul, zugleich Irahongor in Molegojok, ist der Ivorong oder Priester des Gottes Gobak
aramogou; ein Häuptling rief ihn in unsere Nähe, avo er sich ernst niederliess. Der Iraklaj entfaltete das
Stück Zeug und legte es auf den Handkorb des Ivalits, sagend: »Ich und mein Freund sind arm gleich den
Ratten. Es fehlt uns an Sachen, denn das Schiff ist nicht da, möge diese Kleinigkeit dich gut stimmen. «
Der Angeredete erhob das Zeug bei einem Zipfel und rief: » Hier ist die Speise für den Gobak aramogou. *
Hierauf beruhigte er den Iraklaj Avegen meiner. Er ging auf seinen Platz zurück und fing an zu stöhnen,
ein Zeichen, dass der Gott durch ihn sprechen Avolle. Er sprach laut, dass es Aveit hallte, und alle Häuptlinge
hörten aufmerksam zu. Er zürnte auf Korror und versicherte, dass Niemand es wagen Avürde. mich
anzugreifen.
Am meisten inferessirte mich das Verhalten des Ivorongs des Gottes Godal Melek Aron Molegojok.
Er nahm das gebotene Stück Zeug nicht an, sagend: »Die Freundschaft zwischen mir und dem Iraklaj,
sowie die Sorge um sein armes Molegojok möge seine Speise sein.« Er Avolle gut sein für sein Land und
wir beide wären sein Eigenthum.
Der Iraklaj wurde sichtlich wegen meiner beruhigt, und wir bestimmten auf morgen meine Abreise.
Mit einer ganz besonderen Miene lud der Iraklaj mich ein, in sein Haus zu kommen. Im 1 duss angekommen,
tranken wir einen warmen Blulok und sprachen mit dem Kalit des Hauses, worauf Iraklaj zu mir sagte,
er wisse, dass ich Geld von Palau zu haben Avünsche, dass mir aber Korror noch keins gegeben hätte;
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dabei nahm er einen Bungau vom Halse seiner Frau und sagte, hier ist Kubary’s Geld, und übergab es
einem der Anwesenden. Dieser erhob das Stück, ausrufend: »Hier ist Kubary’s Geld.« Alle besahen es,
worauf es in meinen Handkorb gelegt wurde. Iraklaj gab mir dadurch nach palau’scher Sitte einen
Beweis seiner grossen Freundschaft, indem er einen Eket a Kojkul ausgab, ohne eine Aussicht auf seine
Wiederkehr zu haben.
Dieses Geld ist von demselben Stoffe, von welchem die grossen Bakals sind, es ist schon ausser
dem Verkehr und wird als grosses Geld Klou audou betrachtet. Der nominelle Werth desselben würde
zwei Kluks und einen Adolobok ausser dem sogenannten Bodengel betragen. Es werden nämlich alle
Bungaus und Baraks, vom Eket a Kojkol aufsteigend, dann alle Kalebukubs selten ausgetauscht. Wenn
es aber geschieht, so wird ausser dem vollen Wertlie noch ein Stück in kleinerem Wertlie für sein Ansehen
bezahlt. Wenn mir ein Palauer dieses Stück abkaufen Avollte, so würde ich zwei Kluks und einen
Adolobok als Preis und noch einen Matal a Kluk als Bodengel erhalten. Das mir vom Iraklaj gegebene
Stück bezahlt hier 4000 Stück Taro, welches nach dem Preise des Taro in Samoa, nämlich 20 Stück zu
50 d., einhundert Dollar ausmachen würde.
Den Rest des Tages verplauderten wir mit den Häuptlingen, und mit Sonnenaufgang des nächsten
Tages war mein Boot segelfertig, ebenso Avie ein grosses Segelcanoe des Kalits von Ngarupessang, das
ein grosses ScliAvein, Avelches ich vom Iraklaj geschenkt erhalten hatte, mitnehmen sollte. Mein Boot
Avurde mit Taro so voll geladen, dass ich im Canoe Platz nehmen musste. Iraklaj schenkte mir noch
einen grossen Topf mit Palmensyrup, den ich nach vier Tagen in Ngarssul abzuholen versprach. Ngarssul
ist der erste Artingalplatz und kaum 3 Stunden von Malakal entfernt. Dort sollte ich den Iraklaj auf mich
Avartend finden, um den Syrup in Empfang zu nehmen.
Alle Häuptlinge begleiteten mich bis zum Sande des Strandes, avo ich sie nach der Sitte von
Palau mit einigen Worten verabschiedete. Ich sagte ihnen, ich gehe fort und ihr geht nach euren Häusern
zurück. Ich gehe, aber mein Geist bleibt bei euch; AVer Aveiss, ob AArir uns Wiedersehen werden, und ich
Averde am Ende Cheyne’s Nachfolger sein. Den alten Häuptlingen Avaren ihre Cigaretten ausgegangen,
und keine Hand berührte den Ngorusuk, um den Betel zu bereiten. Iraklaj begleitete mich bis in’s
Wasser, durch Avelches ich eine ziemliche Strecke weit zu gehen hatte. Mit Thränen in den Augen sagt
er mir noch, ich solle in dem Falle, dass Korror mir drohen AVürde, nicht nach Ngarssul gehen, um den
Syrup zu holen. Ich verliess Molegojok tief gerührt und werde die dort verlebten Tage nie vergessen.
Am 16. Abends kam ich glücklich in Malakal an.
Am folgenden Morgen begab ich mich nach Ajdit, um die Regierung von meiner Rückkehr in
Kenntniss zu setzen, auch Avollte ich derselben mittheilen, dass ich morgen nach Ngarssul gehen Avolle,
um den Syrup abzuholen. Der Ajbatul Avurde blass vor Zorn oder Verwunderung. Ich sagte, um ihn
zu beruhigen, dass ich noch an demselben Tage zurückkehren wolle, ohne in Ngarssul zu schlafen. Er
gab sehr ungern seine Zustimmung dazu. Ich verliess Korror und gab dem Canoe von Ngurapessang die
Weisung, mich am folgenden Morgen von Malakal abzuholen.
Während dieser Zeit berichtete der Eingeborene von Korror, der mich nach Molegojok begleitet
hatte, der Regierung über meinen dortigen Aufenthalt, und die erhaltenen Nachrichten versetzten die
Häuptlinge in die grösste Bestürzung. Die ausgezeichnete Art meines Empfanges, die Geschenke, das
Palau Geld, der Wunsch, noch einmal nach Ngarssul zu gehen, wo der schreckliche Iraklaj auf mich
warten Avollte, alles das gab ihnen zu erkennen, dass ich enger mit Molegojok verbunden sei als mit Korror
und das Zetergeschrei: Kubary aaüII Korror Umstürzen, erscholl aus jedem Munde.
Auf meiner Fahrt nach Malakal begleitete mich mein Freund, der Rgogor Irataliegij, der den
schwierigen Auftrag erhalten hatte, mich während der Nacht zu bearbeiten, damit ich nicht nach Ngarssul
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gehe. Ich begab mich nach meiner Wohnung und icli sah aus den besorgten Mienen des armen Häuptlings,
welche drückende Bürde er zu tragen hatte. Es gebrach ihm au Appetit, er kaute gewaltig seinen Betel
und wusste nicht, an welchem Ende er den Sturm auf mich beginnen sollte.
Ich hatte noch eine gewisse Schwäche für meinen Freund und da ich auch die Sache nicht zu
weit treiben wollte und in Befürchtung der Bache von Seiten Korrors, da sie mich als die Ursache ihres
Unglücks ansahen, war ich geneigt nachzugeben. Auch wollte ich gern mein liebes Vaterland und meine
alte Mutter Wiedersehen. Da aber morgen vor Sonnenaufgang das Canoe kommen sollte, um mich
abzuholen, so wurde, um dieses rückgängig zu machen, folgende Verabredung getroffen. Irataliegij sollte
sogleich nach Korror gehen, den Ajbatul und Irajkalau aufwecken, damit sie noch heute einen Häuptling
nach Arapakit absenden, um die Leute des Canoe zu benachrichtigen, dass Korror mich nicht gehen lassen
wolle. Ein Häuptling solle zu mir kommen, um mir die Bitte der Regierung vorzulegen und der Ajbatul
wird sich verpflichten mir einen Kalebukub zu geben, um meinen Zorn wegen Verhinderung dieser Beise
zu beschwichtigen. Irataliegij sagte, auf diese Weise wirst du frei von Iraklaj, bekommst dein Geld und
bleibst uns gewogen.
Es war gegen 11 Uhr in der Nacht, Korror drei englische Meilen entfernt und der Regen fiel in
Strömen. Was sollte ich thun? Ich gab nach und leichten Herzens entfernte sich Irataliegij blitzschnell
in seinem Canoe.
Am nächsten Morgen, als ich noch schlummerte, Avartete schon der Häuptling Klekenuur vor
meiner Wohnung. Er überbrachte mir die Wünsche der Regierung, dass ich nicht nach Ngarssul gehen
solle, da Korror auf mich sehr makross sei. Er lud mich ferner ein, der öffentlichen Bezahlung eines
durch den Ajbatul angekauften Mysogyu beizuwohnen. Als ich deshalb, nach Korror gehend, in Arapakit
abstieg, war das Canoe von Ngarupessang bereits verschwunden. Ein Häuptling hatte den Leuten gesagt,
dass Korror den einzigen Europäer nicht gehen lassen könne; sie sollten ja nicht warten, sonst wären sie
des Todes; dieses Hessen sie sich nicht zweimal sagen. Ajbatul empfing mich artig aber verlegen,
vielleicht auch etAvas grollend; er war jedoch froh, dass ich nicht nach Artingal gegangen war.
Hinsichtlich des Omagar Mysogyu Avil! ich bemerken, dass die Reichen in Palau auf der linken
Hand eine Art Armband tragen, das Klilt genannt Avird. Es ist der Atlas- Wirbel des Mysogyu (Halicore
Dugong Q. u. G.), der hier sehr selten sich erblicken lässt. Das Erlegen dieses Thieres wird mit Tanz und
Muschelblasen gefeiert und giebt Veranlassung zu allgemeiner Freude. Bloss die reichen Leute können
seinen Fang mit Netzen betreiben oder ihn kaufen und der Ankauf des Klilts ist ein politischer Gebrauch.
Zu den ersten grossen Tliaten eines zum Titel gelangten Häuptlings gehört die Erwerbung eines Kopfes
für den Kriegstanz und das bringt Geld ein und dann muss er einen Mysogyu zu bekommen suchen und
das giebt ihm Ansehen. Ein Klilt allein ist schon eine grosse Sache und kostet ein bis zwei Kalebukubs.
Als Ajbatul in Angarard auf den Moloik war, fing ein Kriegerklub von Ngarbukut einen Mysogyu
und Ajbatul musste ihn kaufen, weil sein Rang ihm verbot, diese Gelegenheit zum Ankauf nicht unbenutzt
vorübergehen zu lassen. Heute Avar die ganze Regierung von Ngarbukut im Megetyj; seit drei Tagen
warteten die Fremdlinge in Korror und grosse Massen von Speisen und Getränken wanderten von den
Häusern zu den Gästen. Heute sollte der Ajbatul das Geld übergeben. Ich sass nahe dem Ajbatul in
einer der Oeffnungen des Ajdit Hauses; vor dem Hause auf dem Golbet sassen Mat, Karaj und andere
Häuptlinge Ngarnau’s. Ajbatul hatte vor sich das Geld liegen und übergab es einzeln dem Häuptling
Kleknuur Irmeriil, der es in die Höhe hielt, nach allen Seiten wandte, laut den Namen desselben und
den des neuen Besitzers ausrief; dann, mit einer Verbeugung gegen Ajbatul. übergab er es dem
genannten Häuptling. So nach der Reihe Avurde der Klilt, die Haut und die beiden Seiten bezahlt, Avas
drei Kalebukubs, etliche Kluks und Adoloboks ausmachte. Dazu kam ein Kalebukub als Geschenk für
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Karaj, einer für Mat und gegen 30 Stück schlechten Geldes wurden unter die Kaldebekels vertheilt. Auch
der Irajkalau von Korror bekam noch einen Kink für seine Anwesenheit.
Nach der Feierlichkeit begab sich Angarard ins Megetyj und Ajbatul sprach längere Zeit mit
mir. Ich beschwerte mich wegen des Krieges, den Ejmelijk gegen Ngiwal unternahm, als ich in Molegojok
war. Ajbatul versprach mir, einen Häuptling nach Ejmelijk zu senden, um einen Blalss durchzuführen.
Nach einigen Tagen kam der Irajkalau zum Besuch, um mich wegen des Geldes zu sondiren. Ich
war freundlich, aber verschlossen und fest. Am nächsten Tage kam der Agent Gibbon und sagte mir,
dass die Häuptlinge es kaum begreifen können, dass das Land mir einen Tribut bezahlen solle. Die alten
Rupaks seufzen, wir haben so wenig Gehl und sollen noch einen Kalebukub hinauswerfen.
Am folgenden Tage kamen Ajbatul und Irajkalau und brachten ausser Geschenken an Betel und
Taro das Geld, bestehend in einem schönen Kalebukub. Das Stück ist mittleren Ranges und ist wertli
5 Kluks einen Matal a Kluk, einen Adolobok, einen Mor a Kajmong, einen Mor a trujok und sein Bedengel.
Nur wenige Häuptlinge besitzen einen einzigen Kalebukub und kein Weisser war vor mir im Besitze eines
solchen. Dieses Geld ist nur zwischen den Häuptern des Landes gangbar, und würde ein Eingeborener
in den Besitz eines solchen gelangen, so würde der Ajbatul ihn mit Gewalt zu Händen nehmen.
Nach hiesigen Ansichten bin ich jetzt sehr reich, und ich sah Freude auf den Gesichtern meiner
Leute, als die beiden Häuptlinge sich entfernt hatten. Ich beobachtete aber auch eine knechtische Kriecherei
bei ihnen, und der Aelteste, Kubas, ein kleiner Häuptling aus Armiit, rief: Kirek, unser Vater, kann jetzt
jederzeit unsere Hälse retten! was so viel bedeutet, dass ich Jeden vom Tode loskaufen könnte.
Die Häuptlinge wollten an die Uebergabe des Kalebukubs noch verschiedene Bedingungen knüpfen.
Ich solle Artingal vergessen, in meinen Berichten niemals davon sprechen, die Zeichnungen, die ich in
Molegojok von den Häusern gemacht hatte, zerreissen und ihnen die Erlaubniss geben, jedes Canoe, das
von feindlicher Seite käme, niederhauen zu dürfen, ohne dass ich darüber in Zorn geriethe. Es war
natürlich, dass ich mich auf alle diese Bedingungen nicht einliess. Als sie sahen, dass dieses keinen guten
Eindruck auf mich gemacht hatte, suchten sie durch artige Reden denselben zu verwischen. Sie baten
mich um zwei europäische Hemden, weil sie, wenn das Schiff käme, angekleidet auf dasselbe gehen wollten.
Ich gab ihnen je eins von meinen besten Hemden, von welchen ich kaum ein halbes Dutzend besass, und
jedem eine seidene Halsbinde. Dann bewirthete ich sie mit Kaffee und Cigarren; wir plauderten gemüthlich
und das Vergangene schien vergessen zu sein. Ich versprach, sie zu photographiren, und zufrieden verliessen
sie mich. Ich glaube, bis zur Ankunft des Schiffes ruhig arbeiten zu können.
Vom 3. Juli 1872 schreibt Kubary: Das lange Ausbleiben eines Schiffes beunruhigt mich. Es sind
jetzt 9Va Monat, seit die »Augustita«, und 9 Monat, dass die »Iserbrook« Palau verliess. Heute habe ich
ausser Tliee und Kaffee keine europäischen Nahrungsmittel mehr, und die der Eingeborenen schwächen
meine Gesundheit. Uebrigens habe ich die unerwartete Verlängerung meines hiesigen Aufenthaltes benutzt,
um Materialen zu sehr umfangreichen Berichten über die hiesigen Verhältnisse zu sammeln, jedoch bin ich
jetzt noch nicht im Stande, dieselben ordentlich zu bearbeiten.
Meine Verhältnisse zu den Eingeborenen sind seit der letzten Zeit unverändert dieselben geblieben.
Die einmal errungenen Vortheile habe ich behauptet und meine persönliche Sicherheit ist nicht gefährdet, selbst
wenn das Schiff noch lange ausbleiben sollte. Behaglich nach unsern Begriffen ist übrigens mein Aufenthalt nicht,
denn wer möchte gern allein in der Mitte dieser Wilden leben, deren gutes Betragen nur nach langem Ringen
erzwungen wurde. Das Band, das die Eingeborenen an mich bindet, ist die Furcht und das Gefühl ihrer
eigenen Schwäche. Leider fand ich die Einwohner von Korror nicht so, wie sie Wilson im Jahre 1783
schildert. Mir gegenüber waren sie durchaus kein Ornament of mankind, sie waren durch die Ermordung
von Cheyne frech geworden und dann vielleicht durch die Behandlung der Weissen habgierige Speculanten.
204
29
Noch einige Ereignisse, die sich auf mich beziehen und meine Lage näher bezeichnen, will ich
hier näher besprechen. Vor einigen Tagen sandte der Ejturo des Landes Aremolunguj eine Botschaft nach
Korror mit den heftigsten Vorwürfen. Korror habe es geduldet, dass ich Geld vom Iraklaj angenommen,
wodurch die Artingal-Partei sehr an Mutli gewonnen habe. Es sei Korror daran Schuld, dass es mich
durch seinen Geiz nach dem Norden getrieben, und Aremolunguj verlange, dass Korror den vom Iraklaj
empfangenen Eket a Kojknl von mir einlöse und dieses Geldstück nach Artingal zurücksende. Wenn
Korror dazu zu geizig sei, so wolle Aremolunguj das verlangte Geld geben.
Das war wieder ein Beweis von der Wichtigkeit, welche die Palauer ihrem Gelde beilegen, und
ferner zeigte es, dass Aremolunguj sein Recht, den Oboguk oder den Alten zu spielen, gegen Korror in
Anspruch nahm und es dadurch demiithigte und erzürnte.
Diese Verhandlungen wurden mir verheimlicht und nur durch den Agenten Gibbon kamen sie mir
zu Ohren. Korror beruhigte Aremolunguj durch das Versprechen, mich zu meiner Zufriedenheit zu behandeln
und dafür zu sorgen, dass das Gehl nicht aus Palau heraus käme.
Der andere Fall war die Angelegenheit Avegen Ejmelijk und dessen Kriegszug nach Ngiwal während
meiner Amvesenheit in Molegojok. Ich erklärte, dass ich dadurch sehr bedroht worden sei und verlange,
dass Korror seine Stellung als Oberhaupt geltend mache und Ejmelijk bestrafe. Ich erklärte das Strafgeld
für Ajbatuls Eigenthum, verlangte aber die öffentliche Besichtigung desselben. Durch diese Forderung
glaubte ich meinen europäischen Nachfolgern den freien Zugang zu den beiden feindlichen Parteien zu
sichern. Ein Korror-Häuptling, Kletraul, ging Avirklich nach Ngargeaj und AA'ollte die Verhandlungen
anbahnen, allein der muthige Irungelbaj, das Haupt von Ejmeliik, antwortete durch das Abbrechen aller
Verhältnisse mit Korror. Ejmeliik Avurde als von Korror bedroht erklärt und daher der Fischfang, Aveil
die Ufer von Korror beherrscht Avurden, aufgegeben.
Man benachrichtigte mich von dem Stande der Sachen und es sagte mir der Ajbatul selbst, dass
Ejmeliik kein Strafgeld geben Avolle. Ich erklärte, dass für mich die Bestrafung die Hauptsache sei, Aveil
dadurch andere mit Korror in Freundschaft stehende Distrikte erkennen würden, dass Schritte gegen meine
Sicherheit und meinen Willen strafbar wären. Da aber nach meiner Ansicht die AVeigerung von Ejmeliik
nicht ohne den Wunsch von Korror geschehen sei, so bleibe mir nichts weiter übrig, als das Strafgeld von
Korror zu verlangen und es zu behalten, was vorher nicht meine Absicht Avar. Da Korror das Oberhaupt
sein will und uns monopolisirt, so muss es auch für Alles verantAvortlich sein. Ajbatul musste mir Recht
geben und ich envarte bald die endgültige Beseitigung dieser Angelegenheit.
Ein anderer Uebelstand für mich war der, dass mir die Nahrungsmittel nur ungenügend geliefert
wurden, und auch diese Angelegenheit kam endlich zur Entscheidung, und durch die Drohung, dass ich
auswärts Taro kaufen Avolle, erhielt ich endlich regelmässige Lieferungen desselben. Man erlaubte mir
auch Fischkörbe auszuwerfen und zwar in den nächsten Fischgründen, die sonst für Alle verboten sind.
Da die Nachricht eintraf, dass der Ajbatul einen Mysogyu gefangen habe, so Avar das für mich
ein Grund, nach Korror zu gehen. Das erlegte Thier war ein 7 Fuss (! Zoll (engl.) langes AVeibchen mit
einem Umfange in der Mitte des Leibes Aron 5 Fuss 9 Zoll. Ich fand den Ajbatul in einem seiner Bajs
in der Mitte seiner Klubmitglieder. Vor der Thür lag das erst gestern gestorbene Thier, nachdem es über
24 Stunden lebendig auf dem Trockenen blieb. Ich sah, dass meine Ankunft bei dem Ajbatul die
Besorgniss erregte, ich möchte das Thier verlangen oder wenigstens seinen Kopf. Da ich aber Avnsste,
dass man nur sehr ungern das Thier anschneiden würde, so begnügte ich mich mit dem Messen. Es
schien mir der Halicorne Dugong Q. u. G. zu sein. Avie er in der Siidsee vorkömmt.
205
30
Die Palau-Inseln
in
geologischer, geographischer und politischer Beziehung".
Die Palau-Inseln bestellen ans sieben bewohnten und über dreimal so viel unbewohnten Eilanden,
die mit Ausnahme von zwei, Angaur im Süden und Kajangle im Norden, in einem Riffe eingeschlossen
sind. Das Riff steht auf der Westseite bedeutend weit vom Lande ab, während es anf der Ostseite sich
ans Land anlehnt und stellenweise verschwindet. Die Gruppe zieht sich von Nordost nach Südwest und
erreicht die Länge von hundert engl. Meilen, nirgends die Breite von zehn bis zwölf Meilen überschreitend.
Die grösste Breite vom Ostriff bis zum Westriff in der Mitte der Gruppe erreicht kaum 25 Meilen. Wegen
des grossen Abstandes des Riffes vom Lande befindet sich zwischen beiden, besonders auf der Westseite,
eine für die grössten Schiffe fahrbare Lagune, die durch zwei Passagen nach dem Westen, durch eine
nach dem Norden und durch sechs nach dem Osten mit dem Ocean verbunden ist. Das Fahrwasser
in der Lagune auf der Westseite ist so beschaffen, dass ein Schiff mit Ortskenntnis geleitet die ganze
Länge des westlichen Ufers dicht am Lande befahren kann und ausser sicherem Ausgange überall guten
Ankergrund findet.
Ausser dem Aussenriffe sind alle Inseln mit einem mehr oder weniger breiten Gürtelriffe umgeben
und in der Lagune befinden sich ziemlich grosse Korallenbänke und blinde Korallenklippen, die das Befahren
ohne einen Lootsen sehr gefahrvoll machen. Die Tiefe ist verschieden; die westliche Lagune scheint in
ihrer Mitte am tiefsten zu sein, gegen Norden und Süden wird sie flacher, im Süden sogar durch Versandung
und Korallen unfahrbar gemacht. Nördlich von Aulong, in einem Abstande von einer Viertelmeile, fand
ich bei 50 Faden keinen Grund; dicht bei dem Felsenufer war Grund in einer Tiefe von 23 bis 30 Faden.
Die östliche Seite hat keine eigentliche Lagune, die Riffe bilden hier Passagen und Zufluchtsorte.
Die Tiefe giebt hier Mc. Cluer von 7 bis 10 Faden an. Den Grund bilden Korallen nach der See zu
abfallend. Die Karte von Mc. Cluer vom Jahre 1793 ist unvollständig und in verschiedenen Stellen
ganz unrichtig; sie giebt keine andere als nur maritime Aufschlüsse. Wenn auch der Verfasser dieses
wegen Mangel an Instrumenten keine genaue Karte anfertigen konnte, so ist es doch mit Hülfe seiner
Angaben möglich gewesen, die Mc. Chluer’sche Karte nach vielen Richtungen hin zu verbessern und mit
Namen zu versehen.
In geologischer Beziehung kann man zwei verschiedene Theile der Inseln unterscheiden. Der
frühere Meeresgrund, zackig, zerrissen und durch die See umgebildet, erhob sich in zahlreichen Stücken,
und so bildeten sich die Ivocheals, die Sedimentgesteins -Inseln, die in verschiedener Grösse oft über
1000 Fuss hoch von der See ab sich erheben. Diese Sedimentfelsen bestehen aus mehreren Schichten
von grobkörnigem, kompactem und krystallinischem Kalk, die zahlreiche Versteinerungen von Korallen
und Muscheln einschliessen. Diese Inseln bilden besonders im Süden ganze Gruppen mit zahlreichen
Kanälen dazwischen. Zu dieser Bildung gehört die Insel Angaur, die sich als ein Felsen mit sehr
schmalem, kaum einige Faden breitem Korallengürtel aus der tiefen See erhebt. Die etwas nördlicher
gelegene Insel Pililu besteht auch aus Sedimentgestein mit sandigem Ufer. Weiter nördlich gehend, sehen
wir, dass überall dieses Gestein zu Tage tritt, entweder als Unterlage des äusseren Riffes oder als mit
Sand umgebene Inselchen oder als schroffe, mit tiefer Lagune und Korallen umgebene Felsen. Hierher
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gehören die Theile der Gruppe, die folgende Namen tragen: Imillis, Eil Taob, Akomakam, Uruguit,
Earakong, Eil Malk, Aulong, Uruktapel, Akmugummur, Tabelmyu, die zwischen Malakal und Erekeldau
und diesem und Baobeltaob eingeschlossenen Sedimentfelsen, wie auch wohl die Unterlage der Kajangle-
Gruppe, des Kossols u. s. w.
Der zweite Theil der Gruppe verdankt seine Erhebung plutonischen Kräften und war die Ursache
der Verschiebung der oberen Sedimentlage. Die Eingeborenen nennen diese Bildung Itisojoss und sie tritt
im Grossen an vier Stellen zu Tage und eben so viele Inseln bildend. Diese sind Malakal, Ngarekobasanga,
Korror und Baobeltaob. Diese Felsen erheben sich bis zu 2000 Fuss Höhe, und die Hauptmasse derselben
bildet grobkörniges, schwarz-graues Gestein mit eingestreuten Kryställchen, in welcher wie eingekittet
Gerolle von verschiedener Grösse und derselben Beschaffenheit sich befinden. Das Ganze ist durch
Kieseladern von verschiedener Dicke durchsetzt.
Auf dieser felsigen Unterlage befinden sich einige Lagen von Thon und Lehm, die auf den drei
kleineren Inseln eine geringe Dicke haben, auf Baobeltaob aber flache Hügel und Tliäler bilden, wo
jedoch an einigen Stellen der nackte Felsen hervortritt und als ein Pic oder Royoss stellenweise sich
bis über 2000 Fuss hoch erhebt.
Malakal hat einen Pic von 1500 Fuss Höhe oder es ist vielmehr die ganze Insel ein Pic, der,
die umliegenden Sedimentgesteine abschiebend, den wirklichen Boden der Malakal-Lagune bildet. Die
Insel hat die Gestalt eines mit der Spitze nach Norden gerichteten Dreiecks, deren westlicher Abfall sehr
steil, der östliche dagegen flach sich gestaltet. Die Lagune zwischen Malakal und der Tojongol-Passage
ist sehr tief, gleich vom Ufer abfallend. Die östliche Seite dagegen hat bloss tiefes Fahrwasser zwischen
flachen Bänken. Der Royoss von Malakal wird von den Spitzen der Sedimentfelsen überragt.
An der östlichen Spitze der Felsen, die Bitanglokeang heissen, befindet sich eine Bucht, Toakl a
Risso, an derem einen Ende dieselben plutonischen Gebilde ans Licht treten. Die schwarze Masse zeigt
nur kein Gerolle im Gefüge, ist auch kaum 20 Fuss über dem Wasser erhoben. Dieser Felsen, kaum
einige hundert Fuss im Umfange besitzend, wird von den über 500 Fuss hohen Sedimentfelsen umgeben
und man sieht, dass dieselben ihn bedecken. Bemerkenswerth ist, dass auf diesem kleinen Platze die dem
Risojoss eigene Vegetation sich vorfindet. Die Oberfläche ist mit Gras und Farnen bedeckt, ivie sie auf
Malakal Vorkommen; ja sogar einige Arekapalmen tragen hier geniessbare Früchte, ivas auf den nicht weit
entfernten Kocheais nicht stattfindet.
Die Insel Ngarekobasanga ist ebenfalls ein Dreieck und hat auch einen circa 1000 Fuss hohen
Pic. Der zweite hohe Punkt ist ein abgerundeter, mit Gras und Pandanen bewachsener Hügel. Oestlich
von Ngarekobasanga liegt Korror und der Raum zwischen beiden ist kaum einige Fuss tief und bei der
Ebbe trocken: er enthält zahlreiche schwarze Blöcke und beweist den innigen Zusammenhang beider Inseln.
Korror selbst, das schon viel grösser und gegen 8 Meilen lang ist, hat keine Pies. Die Felsen-
Unterlage ist bloss an den Ufern stellenweise zu sehen. Die Oberfläche besteht aus flachen Thonhiigeln,
die mit Gras bewachsen sind. Korror zeigt das im Grossen, was wir in Risso gesehen haben. Die östliche
und die südöstliche Seite der Insel sind Sedimentfelsen, die unmittelbar aus der Thonlage hervorsteigen
und zwar höher als der Malakal-Pic ist. Dicht am südlichen Ufer von Korror liegt ein kleines Eiland,
ebenfalls halb Risojoss, halb Kocheal; es heisst Ngarakelngael und aus dem plutonischen Felsentheile
entspringt eine Quelle schönen, frischen Wassers. Etwas westlich von der Nordspitze von Ngarekobasanga,
ungefähr zwei Meilen davon entfernt, befinden sich zwei isolirt hervorragende plutonische Felsen:
Ngarawydyu und Ngorur. In der Ngartabepeab-Lagune, der grossen zwischen Baobeltaob, Korror und
Ngarekobasanga eingeschlossenen Wasserfläche, befindet sich in der Mitte ebenfalls ein kleines Eiland,
Ngarakabal, das auch aus einem plutonischen Felsen besteht.
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Nach dem Norden zu verschwinden die Sedimentfelsen und die grosse Insel Baobeltaob hat bloss
im südöstlichen Tlieile mehrere Meilen lange dem Ufer parallele Sedimentgestein- Anhäufungen. Dafür
hat das Land hier die Gestalt von Bergketten und Tliälern mit mehreren hohen Spitzen, wo der kahle
Felsen hervortritt.
Die höchste Spitze von Baobeltaob ist der Royoss Aremolunguj auf der westlichen Seite, im District
Aremolunguj, bei der Atpang-Bay gelegen. Von dieser Höhe habe ich Kajangle ganz deutlich gesehen,
sie muss also über 2000 Fuss hoch sein. Am nördlichen Strande der Insel, im Districte Arekolong, befinden
sich zwei Erhöhungen: Royoss Mangalakl und Ngadek. Auf der Ostseite, im Districte Angarard, ist die
Spitze Ulitel, die zweit höchste in Palau. Der fünfte Bic ist Royoss-Enkassar im District desselben
Namens. Nördlich von Arekolong befinden sich auf einer Länge von fünf Meilen drei kleine Inseln:
Ngarulewang, Ngarakeklau und Ngargur, alle drei von platonischer Bildung.
Gehen wir weiter nach dem Norden, so gelangen wir durch die Ivavasak- Passage in die offene
See, die aber hier nicht tief ist. Der ganze Seeboden bis und hinter Kajangle scheint eine zusammenhängende
Erhöhung zu sein. Auf dem halben Wege nach Kajangle befindet sich ein grosses Riff, Ivossol genannt,
welches durch einen meilenweiten Kranz von Brandungen bemerkbar ist und den Eingeborenen auf ihren
Reisen als Wegweiser dient. Nach Kajangle gelangend finden wir Korallenbildung, die ohne Zrveifel auf
dem durch das Emporheben von Palau entstandenen Erhöhungen des Seebodens ruht. Das Riff umgiebt
vier kleine, flache, schmale und lange Inselchen, die aus einer einzigen fusshohen Anhäufung von Sand und
Korallblöcken bestehen. Diese Koralleninseln sind ganz so, Avie ich sie in Ebon und den Rallik- Inseln
gefunden habe. Die Namen der Inseln, nach den Norden gehend, sind Ngarapalas, Korak, Ngariungl und
Kajangle. Nordwestlich von Kajangle befindet sich ein Riff und bezeichnet die Stelle, wo, wie die Tradition
sagt, das Land Ngaruangel war, das aber durch die See zerstört wurde; es soll auch ein Risojoss
gewesen sein.
An Wasser ist kein Mangel in Palau. Malakal, Ngarekobasanga und Korror haben zahlreiche
Quellen. Baobeltaob hat mehrere kleine Ströme, die im Innern von den Höhen herabfliessen. Der Fluss
in Blissaol Artingal ist der grösste und wird die Mutter der Flüsse genannt. Bei Atpang ist ebenfalls
ein reicher Süsswasserstrom auch bei Ngaremetengel in Aremolunguj und in Ratmau.
Die Vegetation der Palau-Inseln ist eine reiche. Die Kocheais sind mit einem Walde von schönem
starken Holze bedeckt. Die wilde Arekapalme in vier Arten über den Kämmen der Felsen hervorragend;
herabhängende grasblättrige Schlingpflanzen; Dracaenen, Pandanen und Ananas Arten zwischen dem dichten
zweilaubigen Walde, geben der Landschaft ein tropisches Gepräge. Die südlichen Felseninseln sind ausser¬
dem mit einer sehr schönen Conifere geschmückt. Die Risogoss-Inseln sind auf den Höhen kahl insofern
sie nur mit einigen Grasarten und einem sich verästenden Farrnkrant und einer Nepentes-Art bedeckt
sind. Stellenweise findet man Pandanen. In den Vertiefungen entwickelt sich die Vegetation und wird
kultivirt und hier schlugen die Einwohner ihre Wohnung auf. Die unkultivirten Stellen bilden ein
undurchdringliches Chaos von Bambusrohr, bedornten Schlingpflanzen, wilder Areka, Ananasschwerteln,
Farrenkrautbäumen u. s. w. durch welche durchzudringen sein- gewagt wäre. Baobeltaob ist mit reichen
grossbäumigen Wäldern bedeckt.
Diese reiche Vegetation ist aber in Beziehung auf das Bediirfniss der Eingeborenen arm zu nennen,
denn diese können von derselben nur wenig zu ihrem Unterhalte verwerthen. Die Cocusnusspalmen sind
spärlich verbreitet, Arekapalmen nur kultivirt vorkommend, Betelpfeffer kaum sich erhaltend. Das
Hauptnahrungsmittel ist Taro. Dieses gedeiht aber nur auf Thonboden. Pililu z. B. kauft von Korror
Taro. Die Pandanenarten sind kaum geniessbar. Ananas wachsen wild, werden aber selten gross und süss.
Brodtfruclitbäume sind überall vorhanden, zahlreich aber nur auf sandigem Boden. Ausser einer Orangenart
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und einigen Citronenarten findet man Musa paradisiaca, Eugenia mollaccensis in zwei ähnlichen Arten,
Terminalia catappa und einige andere Fruchtbäume. Im Allgemeinen ist die Pflanzennahrung spärlich.
Die Ufer der plutonischen (vulkanischen) Inseln sind sumpfig und mit Rhizophoren- Wäldern bedeckt.
Die klimatischen Verhältnisse sind nicht ungünstig; es giebt keine den Inseln eigentümliche Krankheiten.
Man kann oft alte Leute finden, einer derselben erinnerte sich als ein junger Knabe der Anwesenheit von
Mc. Cluers, der hier im Jahre 1793 war. Im Februar herrscht hier wegen anhaltender kühler Nordost-
Winde eine epidemische Influenza, die im Jahre 1872 sehr stark war. Der Passatwind wechselt liier Nordost
mit Südwest, aber ohne regelmässige Jahreszeiten zu bilden. Eine bestimmte Regenzeit giebt es nicht, das
ganze Jahr ist unbeständig. Die Typhone kommen hier zuweilen vor; der letzte im Jahre 18G2 verwüstete
die ganze Gruppe.
Die Eingeborenen von Palau unterscheiden vier Gegenden des Horizontes und vom Passat ausgehend
entsprechen ihre Hauptrichtungen unserem Nordost, Südost, Nordwest und Südwest; sie nennen sie:
Hongoss, Dymss , Dilukuss und Angabart. Den letzten Namen tragen auch alle fremden Ankömmlinge,
weil das erste europäiselie Schiff von Südwesten kam. Die Gruppe wird geographisch in zwei Hälften
getheilt, die obere heisst Baobeltaob oder Babeltaob, d. h. die hohe See, die südliche Hälfte heisst Aoltaob,
niedere See. Diese Namen kommen von dem Reisen gegen oder mit dem Nordostwinde.
Die grosse Insel hat eigentlich keinen speciellen Namen, denn unter Baobeltaob versteht man die
Insel, die beiden Lagunen, die Riffe, Kajangle und Ngaruangl; ebenso wie unter Baobkess und Aolkess
die Richtungen nach Norden und Süden verstanden sind. Dann unterscheiden sie zwei Seiten, Bitang
adassapadal, unserem Osten, und Bitang gejukl, unserem Westen entsprechend. Bei der Bestimmung der
Winde und der Richtungen auf der See bedienen sie sich der vier Hauptgegenden, sie haben den
nordöstlichen Wind Hongoss, den östlichen Hongoss-Dymss, den südöstlichen Dymss, den südlichen Dymss-
Angabart u. s. w. Bei der Benennung der Lage einzelner Tlieile der grossen Insel bedienen sich die
Eingeborenen der beiden Seiten, der östlichen und der westlichen.
In politischer Hinsicht wird Palau in -eine grosse Anzahl Pein, Länder, getheilt, die sich
selbstständig regieren, aber gewisse Gruppen um Hauptländer, Klon Pelu, bilden. Eine solche Gruppe
erhält einen Namen und entspricht unserem Begriffe von einer Provinz oder besser District, da der
Flächeninhalt sehr beschränkt ist.
Vom Norden ausgehend, wird Palau folgendermassen eingetheilt:
Die Kajangle-Gruppe; sie war einst von Ngaruangl abhängig. Die Tradition schreibt ihre Entdeckung
den Eingeborenen von Arekolong zu, die die Einwohner von Kajangle unterwarfen. In Folge von Kriegen
ist Kajangle ein unmittelbares Lehen von Ivorror und bezahlt an dieses Tribut in Frauen für die Bajs und
Oel nebst andern Produkten für das Haus Ajdit, an welches der Titel Ajbatul, das Haupt des Landes,
gebunden ist.
Die Insel Baobeltaob wird in 11 Districte getheilt, die unter sich politisch ungleich, aber unabhängig
sind. Diese Districte umfassen über 65 kleine Ortschaften, von welchen jede ihren König, Premierminister
und Häuptlinge hat. Nach der Palau- Auffassung ist das Verhältniss der kleinen Ortschaften, die um eine
grössere sich sammeln, zu dieser wie das der Kinder zu ihrer Mutter. Sind in einem District zwei oder drei
grössere Ortschaften, so sind sie unter sich Schwestern. Die kleineren für sich unabhängigen Ortschaften
stimmen mit den grossen in Ereignissen, die den ganzen District angehen. Diese 11 Districte sind folgende:
1) Arekolong, dieser liegt an der nördlichen Spitze von Baobeltaob und grenzt südlich an Angarard;
er zerfällt in zwei Hälften, der Hauptort Ngabyjul mit den ihm zugehörigen Ortschaften Ngarbau und
Jebukul liegen auf der Ostseite; die zweite grosse Ortschaft, Mangalakl mit den unter ihr stehenden
Orten Ryil, Ngabyjul, Ngarumutugul und Ivolekl liegen längs des nördlichen Ufers. Die Ortschaft
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Ngabyjul ist berühmt in Palau; der König ist hier kein Mensch, sondern ein Geist oder Gott, der durch
eine Priesterin, seine Prau, seine Offenbarungen macht. Die Häuptlinge regieren im Namen des Kalits und
ist hier Palau’s Rom. Arekolong ist ein schöner District und einer der volkreichsten, die Einwohnerzahl
mag gegen 500 betragen. Er betreibt Handel mit Tabak, Oel, Palmensyrup, Frauenzimmer-Schmucksachen
und fertigen Nahrungsmitteln, als z. B. Aulelt,
2) Angarard liegt südlich von dem vorhergehenden, nördlich von Ratmau und Ngiwal, hat ein
westliches und ein östliches Ufer. Auf der Seite von Angarardgejukl liegt der kleine Ort Ngatgogorou
zu der weiter im Inneren gelegenen Ortschaft Ngarbukut gehörend. Auf der Ostseite befinden sich Agol,
zerfallend in Ripkal und Ngedop, nebst Ngessal, alle drei zum Lande Galap gehörend. Kalebet, Atauak
und Deckel gehören zu Keklau, Aulimaol, in mehrere, aber ausgestorbene Ortschaften zertheilt, zu
Ngarbukut. Angarard hat keinen Handel und Keklau ist eine der reichsten Ortschaften.
3) Ratmau liegt auf der Westseite von Baobeltaob, war einst ein sehr bevölkerter, jetzt fast leerer
District mit drei Ortschaften: Ratmau, Ngarutoi und Ngatpujok.
4) Aremolunguj, nach der Tradition der älteste District in Palau. Er ist die grösste Stütze der
Gruppe. Hauptortschaften sind: Ejmijungs und Ngaremetengeh Wohnort des Ejturo, der das Land regiert.
Nebenortschaften sind: Atmatej am Flusse Aytalap, Kameset, Ngariklutuguu, Nganggalabang, Ngarulegej
und Aulugotong. Ebenfalls ausgestorbene Ortschaften.
5) Atpang, liegt am östlichen Ufer der Atpangbucht, in welcher der krokodilähnliche Ejuss leben
soll, mit zwei Orten: Emyss und Ngardubok, alle anderen sind ausgestorben.
6) Ejmelijk, nimmt die Hälfte des südwestlichen Ufers ein. Ortschaften sind: Amotorum, Komliangel,
zerfallend in Meingoss, Ikingass, Ngapedek, Galeguj, Ajmul. Ist reich an Taro, Arekapalmen und Betel¬
pfeffer. Zwischen Ejmelijk und dem folgenden District liegt ein Theil des Ufers, der Ket genannt, d. i.
ein Land, das nicht bewohnt wird.
7) Ejrraj. Hauptort Ejrraj mit den Nebenortschaften Atkib, dessen Boden gehört Ejrraj, die Leute
aber dem Ajbatul von Korror. Dieser District enthält die schönsten Landschaften mit einem prachtvollen,
zwischen den Mangrove- Sümpfen sich hinziehenden Kanal. Er verfertigt die besten Canoes in Palau.
Die anderen Ortschaften von Ejrraj sind: Ngaruluobol, Ngarussar, Ngarulak, Karau, Ngardussum, Ajwajju,
Kloukojgul und Matal. Diese drei letzten Ortschaften wurden durch die Eingeborenen von Makagassar angelegt,
nachdem ihre im Süden gelegene Heimath erobert und zerstört wurde. Endlich gehört noch Kakagang zu
Ejrraj. Die Gesammtheit der kleinen Länder Ejrraj’s als politische Einheit hat den Namen Ngargumelbaj.
8) Ngarssul, einst ein grosses Land, heute heruntergekommen, mit nur einer Ortschaft und vereinigt
mit dem folgenden Districte.
9) Engkassar. Unter dem Haupte desselben stehen die Ortschaften Ngaranggassang und Ngaranggossou,
Ngrauss und Ngaruikl. Der letzte Ort befindet sich auf einem hohen, steilen Felsen. Hier ist einer der
höheren Punkte von Palau.
10) Molegojok. Hauptort Molegojok mit den Orten Ngarupessang, Ngaramass, Ngarulijang, Ngaburok
und Blissaol.
11) Ngiwal mit den Orten Ngiwal, Ngassmassorung, Katspangel, Augel, Ngaromakau, Ngarssugaj,
Ngarogoluuk und Ngallau.
Die Districte Ngarssul, Engkassar, Molegojok und Ngiwal bilden das Bündniss, das unter dem
Namen Artingal seit Menschengedenken der Erekeldau- Seite gegenübersteht und mit ihr im Kriege lebt.
Diese Partei wird je nach den Ereignissen und Umständen von den benachbarten Districten verstärkt
oder auch wieder verlassen. So überwarf sich z. B. Arekolong mehrere Male mit der einen oder der
anderen Partei. Ngarbukut und Ratmau lebten lange im Kriege mit Korror, heute machten sie Frieden,
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blieben aber in Freundschaft mit Artingal. Dasselbe ist mit Ejrraj der Fall. Aremolunguj dagegen ist
mit Korror eng befreundet und es standen beide im Kampfe immer neben einander.
Die Unterschiede im Bange der Länder beruhen auf einer Tradition, welche sagt: »Eine Frau
Milatk gebar vier Kinder, drei Söhne und eine Tochter. Diese Frau war der Kalit, welcher Palau schuf,
und die Kinder waren nach der Reihe Emjungs in Aremolunguj, Molegojok in Artingal, Korror in Erekeldau
und Ejmelijk. « Dieses sind die vier grossen Länder in Palau.
In südwestlicher Richtung von Baobeltaob zieht sich der Rest der Palau-Gruppe hin, überwiegend
aus Sediment-Inseln bestehend. Zunächst durch eine tiefe, für die grössten Schiffe fahrbare Passage, die
den Kamen Armijt toakl trägt, von Baobeltaob geschieden, liegt die Insel Korror. Eigentlich hat die Insel
keinen Kamen, bloss der Hauptort ist Korror benannt, und dieser hat die Hegemonie über das übrige
Palau. Dieser Ort ist als die Hauptstadt von ganz Palau zu betrachten und ist der Sitz von fast allem
Palau-Gelde. Er producirt nichts und bezieht dagegen alles von den andern Districten. Als einzigen
Ausfuhrartikel könnte man Taro nennen, welches die reichen Korrorer nach Pililu und Angaur verkaufen.
Seinen Aufschwung verdankt es den Europäern, und es stand im Zenithe seiner Macht am Ende des
vorhergehenden Jahrhunderts, wo es noch sehr bevölkert war. Mit Beihülfe der hier gestrandeten Engländer
im Jahre 1783, die Mannschaft und Feuerwaffen hergaben, unterwarfen sie Pililu und schlugen Molegojok,
wodurch sie ihre Hoheit in ganz Palau geltend machten. Heute ist Korror seiner Auflösung nahe; die
Einwohner, wenig zahlreich, sind degenerirt und eingebildet.
Wirkliche Herrschaft hat Korror nur über Kajangle und Angaur, Pililu bezahlt bloss formell einen
Tribut. Das Verhältniss zu den grossen Districten schwankt immer und wird durch diplomatische
Bemühungen und Geldaustausch geregelt.
Die anderen Ortschaften, die sich um Korror als ihre Mutter gruppiren, sind: Ejbukul mit kaum
einigen Familien; Arekamai, ebenfalls schwach bevölkert; Arbodol; Armijt; ein Ort, der sich in zwei
unabhängige Hälften tlieilt, nämlich Aremelij und Kgarbakasis; Kgarielep: Kgarakassoal und Arapakit.
Der letztere Ort ist etwas bevölkerter.
Kordwestlich von Korror liegt die Insel Kgarekobasanga, die aus ZAvei unabhängigen Theilen besteht,
nämlich Kgarekobasanga und Emijungs oder Ajmyungs. Alle diese Ortschaften bilden unter Korror den
politisch unzerreissbaren Bund, der den Kamen Erekeldau trägt.
Südlich von Korror liegt ein eckig ausgebogener Felsenkamm, in welchem zahlreiche Höhlen sich
befinden. Einige von diesen sind hoch über dem Wasser, andere sind unter Wasser. In den höher
gelegenen Höhlen findet man zahlreiche Menschenknochen, die auf dem Boden mit zerbrochenem Thongeschirr
eingebettet liegen; theil weise sind sie mit Schichten harter Kiederschläge bedeckt, die das von den W änden
abtropfende Wasser bildete. Es sollen Knochen der Eingeborenen von Arapakit sein, die in grauer
Vorzeit sich hierher flüchteten und in den Höhlen umkamen. Dieselbe Felsenreihe, die den Kamen
Bitang lokeang trägt und die Malakal-Lagune nordöstlich begrenzt, hat noch eine Merkwürdigkeit. In
dem nördlichen Theile befindet sich ein von allen Seiten durch hohe Felsen eingeschlossener See von einigen
hundert Faden Umfang und bedeutender Tiefe. Dieser See steht mit der äusseren Lagune in Verbindung
und hat mit ihr gemeinschaftlich Ebbe und Flutli. Südöstlich befindet sich der schon erwähnte Risso, und
an seinem östlichen Ufer befinden sich mehrere Sandaufwürfe von kaum ein Achtel engl. Meile Breite,
die mit Cocospalmen bewachsen sind. Der Ort heisst Arangole, war einst ein unabhängiges Land, wurde
besiegt und die Einwohner nach Arapakit übergesiedelt.
Die Insel Malakal ist heute unbewohnt, aber sie ist der Sitz der in geschäftlichen Zwecken hier
verweilenden Europäer. Sie war das Eigenthum des hier ermordeten Capitains Cheyne, und wird von den
Eingeborenen Pelu Angabart genannt.
211
3G
Zwischen Malakal und Ngarekobasanga liegt ein schmaler Felsen, Ngargaol genannt, der früher
mit Bitang lokeang im Zusammenhang gewesen ist. In den Höhlen des Felsens Ngargaol, auf seiner
nordwestlichen Seite, findet sich zahlreich der Platyurus (Mangernges).
Der Uruktapel ist eine ungeheure Anhäufung von Sedimentgesteinen, die im Ganzen die Zahl von
einigen Hundert erreichen mögen. Die einzelnen sind klein , kegelartig und umgeben den grossen,
zusammenhängenden, in zahlreichen scharfen Spitzen und Kämmen hervorragenden Felsen. Fast jede
einzelne Spitze und ein jeder isolirte Stein hat seinen eigenen Kamen, die aber kaum interessiren dürften.
Nur ist zu bemerken, dass die Felsenkante am südlichen Ende des Eingangs zur Malakal-Lagune Aremdyu
heisst und bedeutend den Malakal-Pic überragt. Auf der Westseite des grossen Felsens war einst das
Land Kojgul, das im Kriege zerstört wurde und dessen Einwohner nach Ejrraj flüchteten. Auf der
westlichen Seite, zwischen den verworren angehäuften Felsen, leben sehr zahlreich, aber in einer Tiefe
von einigen Faden, die grössten und schönsten Arten von Trepang.
Das südwestliche Ende von Uruktapel ist durch eine ganz schmale Passage durchbrochen. Es ist
dieses der Weg, den die Canoes vom Norden nach Pililu nehmen, wenn sie nicht östlich von Uruktapel
segeln. Der kleine Durchgang heisst Buigamangji und ist der Gegenstand einer alten Sage. Hier lebte
der Geist Kamasiokl, der die Eingeborenen von Korror die Sitten lehrte. Mehr nach dem Westen, durch
eine breite Strasse getrennt, die Toi Aklomataol heisst, liegt die Insel Aulong, auf den Karten Oroolong
genannt. Es ist diese ebenfalls ein einzelner, länglich schmaler, in der Mitte durchbrochener Felsen, mit
einer Einbuchtung auf seiner Nordseite, wo die Engländer im Jahre 1783 ihr Lager aufschlugen und sich
ein Nothschiff bauten. In früheren Zeiten lebte auch hier eine Bevölkerung, die durch Kriege nach
Arekamai und Korror getrieben wurde. Etwas südwestlich von Aulong befindet sich eine kleine Passage,
die Toakl Ngorumogaol heisst. Südlich von Aulong und Uruktapel befindet sich die Armarant-Lagune
mit dem Fahrwasser der Toakl Pelau und der Toakl Denges. Die erste Passage ist gefährlich wegen der
zahlreichen Untiefen. Die Schiffe können durch die Passage Denges und westlich der ganzen Gruppe bis
nach Arekolong gelangen oder durch die Aremolunguj -Passage nach dem Westen gehen.
Der südliche Theil der Lagune wird mit einmal flach, und an der Grenze der tiefen Lagune und
der folgenden Untiefe liegt eine Reihe von Felseninseln. Westlich vom Riffe anfangend ist eine Gruppe
von einigen Felsen, die den Gesammtnamen Akmugummur tragen. Durch einen kaum zwei Meilen breiten
Strom tiefen Fahrwasses getrennt und in demselben gelegen, erheben sich in der Richtung von Nordost
nach Südwest drei einzelne Steine, die den Namen Kolssobol tragen. Ungefähr zwei Meilen östlich liegt
Uruguit, eine Anhäufung von acht Felsen, die flache und schmale, sich windende Kanäle und Lagunen
einschliessen. Die Felsen von Uruguit sind sehr hoch und steil. Hier fand icli eine im Norden nicht
vorkommende Palme, aus deren kleinen, zwei Zoll langen und breiten Nüssen eine Art Arrow-root bereitet
wird. Fünf Meilen mehr nach Osten liegen zwei Felseneilande, die stellenweise Sandufer haben, sie heissen
Akomakam und liegen an der Denges-Passage. Zwischen Akomakam und Uruktapel liegt eine ziemlich
grosse, bis fünf Meilen lange Insel, Eil malk genannt, deren südliches Ende Koboserraj, die Mitte Magargar
und das Nordende Mototoj heisst. Magargar war einst bevölkert, jetzt sind die Felsen mit einem reichen
Walde bedeckt. Hinter den liier aufgezählten Sediment-Inseln laufen beiderseits die Riffe gegen einander
zu, bis sie, sich auf die Insel Pililu stützend, den Palau einschliessenden Ring zu Stande bringen. Die
hier geschlossene Lagune ist flach, die Tiefe übersteigt nicht drei bis fünf Faden, und eine grosse Fläche
wird bei der Ebbe trocken. Diese flache Lagune mit sandigem Korallenboden wird Olobetapel genannt.
Sie wird im Westen und Osten unmittelbar von dem Aussenriffe geschlossen und im Süden hat sie ein
flaches Fahrwasser nach Pililu.
212
37
Die Sedimentinseln liegen scheinbar auf dem Korallenriffe, sie steigen aber aus ihm hervor und
der von der See aufgeworfene Sand umgiebt dieselben. Die kleinen Inselchen sind, in der Kunde von
Akmugummur ausgehend: Akkomokum, Mylo; Imillis, schon nach dem Süden gehend, bildet eine Reihe
schöner, einst bevölkerter Inseln, die oft Krieg mit Aulong führten. Die Ortschaften wurden zerstört und
die Einwohner übersiedelten nach Aremolunguj. Die Imillis-Gruppe wird gebildet durch folgende Einzelfelsen :
Dossomel, Ngyss und Buuk. Gegenüber diesen liegt eine engl. Meile entfernt der Ngoduk. Weiter in
der Reihe sind zwei ungenannte Eilande und dann die grösseren Imillis: Ajlpelau, Kotraor und Kotuut.
Nordöstlich von letzterer Insel liegt eine Reihe von Felsen, die bis Akomakam reicht. Der nächste heisst
Awang, die drei folgenden werden Tabelmyu genannt.
Auf dem östlichen Riffe liegt ebenfalls eine Reihe kleinerer Inseln, an deren Sandufer die See
unmittelbar brandet. Die bedeutendste am nächsten der Denges-Passage gelegene ist Earakong, ein einst
unabhängiges Land, durch Korror ehemals erobert. Die Bevölkerung bildet heute einen Theil des Ortes
Arekamai. Südlich von Earakong liegen in einer Reihe, je zwei und drei Meilen von einander entfernt,
Ngarklim, Ngarugulptang und Ngargersyul. Die Felsenufer der Insel Kotuut fallen steil in die Tiefe der
See, die hier eine nach dem Osten einbiegende Bucht bildet. Auf der Ostseite dieses eckig eingebogenen
Armes, der auf Mc. Cluers Karte fehlt und der auf dieser Stelle über zwei Meilen breit ist, liegt eine
Felseninsel Eiltaob, die nach der Tradition der Sitz eines weiblichen Kalits ist; Eiltaob stösst an die
Insel Pililu, von derselben bloss durch einen flachen Wasserarm getrennt.
Die Insel Pililu ist Korror unterthänig, regiert sich aber selbstständig. In ihrer Mitte erheben
sich die Felsen zu einer bedeutenden Höhe, einen Kamm bildend. Die niedrigen und sehr sumpfigen Ufer
sind Sandaufwürfe, haben reichlich Cocospahnen und sind bevölkert. Pililu ist ein Land des Kalits, der
in den hiesigen fünf Ortschaften seine Priester hat. Die Ortschaften sind: Ardololok und Assias auf der
Ostseite, Ngargiukl auf der Westseite, dem König von Korror tributpflichtig hauptsächlich in Apagej- Eiern
(Megapodius-Eiern). Aragole auf dem westlichen Ufer bezahlt seinen Tribut an den Irajkalau von Korror.
Pkul a Pelu (Landende) ist ein kleines Land, zu Ardololok und Assias gehörend.
Pililu ist berühmt durch seine Canoesegel, die es für den Norden verfertigt. Die Einwohner
betreiben auch Schildkrötenfang, dessen Schildpatt in Palau dem Gelde gleich angesehen wird.
In dem Abstande von sechs Meilen liegt die Insel Angaur mit den drei Ortschaften Ngarapelau,
Aroyss und Armasak, zusammen keine 50 Seelen enthaltend. Die Insel ist Korrors Eigenthum geworden,
das von hier die jungen Mädchen stiehlt und dadurch die Insel ruinirt.
Die folgenden zwar meist auf Korror sich beziehenden Schilderungen der politischen Ein¬
richtungen, Sitten und Gebräuche der Palau-Insulaner können indessen doch für die ganze Gruppe
als geltend betrachtet werden, da alle die kleinen Staaten, aus denen Palau zusammengesetzt ist, in
allen ihren Institutionen sich völlig gleichen.
Die Grundlage der staatlichen Einrichtung sind die »Pelu’s«, wörtlich Länder, die aber mehr
unserem Begriffe von Gemeinde entsprechen. Es setzen sich dieselben aus einer Anzahl von Familien
zusammen, die sich um ihre Häupter gruppiren. Diese Familienhäupter sind die Rupaks oder Häuptlinge,
sie regieren die Angehörigen der Familie und vertreten namentlich die Gemeinde nach aussen.
Der Pelu Korror ist aus 20 Familien zusammengesetzt, deren Häupter also die 20 Korror-Rupaks
abgeben, welche zusammen die Regierung bilden. Volk und Häuptlinge überwachen sich gegenseitig und
sind die Gesetze, nach welchen sie sich richten, die von Alters her durch Tradition überbrachten Sitten
und Gebräuche. Die letzteren sind unveränderlich, fest wie Stein und binden alle ohne Unterschied
oder Ausnahme. Die Familie, deren Mitglieder oft sehr zahlreich sind und weit zerstreut leben, erkennt
213
38
immer ein leitendes Haupt an, nach dessen Wohnsitz sich Alle benennen. Dieser Wohnsitz mit seinem
Namen und Titel ist ein unzerstörbares Majorat, das von dem Aeltesten der Familie verwaltet wird und
von dem nächst Aeltesten beerbt wird. Es giebt indess zwei Erbrechte, indem im öffentlichen Leben der
jüngere Bruder den älteren, im Familienleben der älteste Sohn den Vater beerbt. Zu der öffentlichen
Erbschaft gehört der Name und Titel der Familie, die andere besteht in einem Tlieile des Privatvermögens,
das durch die Mutter verwaltet wird.
Im Stammhause also wohnt der Häuptling nebst seiner nächsten Verwandtschaft. Bei Lebzeiten
noch lässt er indess ein anderes Haus für seine Frau und Kinder bauen, denn nach seinem Tode müssen
diese das Haus räumen, um dem nächst ältesten Bruder oder wenn Brüder fehlen, dem ältesten Sohne
eines früheren Familienhauptes Platz zu machen.
Zum besseren Verständniss dieser Verhältnisse diene ein Beispiel aus Korror. Ein Wohnsitz trägt
dort den Namen Tahegij und sein Bewohner heisst Iratahegij, das Wort »Ira« entspricht unserem »von«
» Herr von. « Der Titel des Hauses ist Rgogor oder zweiter Häuptling in Korror und war das Haus oder
der Wohnsitz Tahegij immer nur von Rgogors bewohnt. Nach dem Tode des Lebenden werden seine
Brüder der Reihe nach Rgogors, falls sie die Nachfolge erleben. Stirbt die brüderliche Linie aus, so
bleibt in deren Nachkommenschaft das Erbrecht für diesen Titel, sollte derselbe auch inzwischen zu den
Söhnen des ersten Bruders wiederkehren. In Folge dieser Einrichtung leben stets zahlreiche Candidaten
für den Häuptlingstitel und geräth die Familie selten in Verlegenheit bezüglich der Nachfolge. Diese
Umstände haben auch ferner zur Folge, dass der Sitte, nach welcher nur Männer im Alter von ungefähr
40 Jahren den Titel erben sollen, eher Genüge geleistet werden kann, da sich immer unter den zahlreichen
Candidaten solche befinden werden, die man mit Umgehung der jüngeren Erben zum Häuptling wählen
kann. Bei dieser Titelfolge fällt noch ferner die Sitte, dass derselbe nur durch die Herkunft der Mutter
zu erreichen ist, schwer ins Gewicht. Wenn z. B. der Rgogor aus Korror eine Frau aus Angarard
heirathet, so sind alle seine Kinder Angarardleute und haben keine Rechte an dem Rgogortitel in Korror,
sondern nur solche an die Titel des Hauses in Angarard, von welchem die Mutter stammte. Es zeigt
dies, welche wichtige Rolle die Frauen im öffentlichen Leben dieses Völkchens spielen, und erklärt auch,
weshalb die Geburt einer Tochter freudiger begrüsst wird, wie die eines Sohnes. Erstere vergrössert ja
die Familie unbedingt und bringt Vermögen in das Haus der Eltern.
Die Familienhäupter Korrors und die Titel derselben ordnen sich in folgende Rangstufen:
Der AVolmsitz Ajdit . mit dem Familiennamen Iraajdit . trägt den Titel Ajbatul . .
Ajkalau .
Eoulidit . .
Tahegij . .
Ussubluk.
Kateet . . .
Ajngieaol
Ngardonsrol
Irajkalau ....
Irididit .
Iratahegij . . .
Irussubluk . . .
Irakateet ....
Iraajngieaol.
Irangardongol
Irajkalau .
Rgogor . .
Rgogor . .
Kletraul .
Irakateet .
Rupasak .
(= König).
(=1. Kanzler)
(1. Häuptling)
(2. » )
(3. » )
(4. » )
(5. » )
» » » Irakasiuwang (6.
)
Dieses sind die grossen Häuptlinge. »Klon Rupak«, die als Beweiss ihrer Titel den »Duj« besitzen
Dieser, eine Art von Ernennungsurkunde oder Diplom, besteht aus den Blättern der Cocospalme und dei
AVurzel einer Arum-Art und wird den Erben nach dem Tode des Vorgängers überliefert. Die Häusei
dieser Häuptlinge sind ihre quasi officiellen Bureaux, wo dieselben ihres Ranges und Amtes wegen wohnen
Manche der Häuptlinge haben aber noch Privatwohnsitze und führen dann mehrere Namen.
Der kleinen Häuptlinge, die keinen »Duj ma pysek « im Hause aufzu weisen haben, sind in
Korror weiter:
214
Der Wohnsitz
» Meriit « .
mit dem
Familiennamen
Imeriil .
und Titel
Kleknuul.
7> »
Takamedyng . . .
»
Iratakamedyng .
» 7>
Kleknuul.
y> »
Augul a barss.
»
Iraaugulabarss .
Agejukl.
» f>
Gauderae .
»
Iragauderae ....
Augul.
Kadeboj .
»
Irakadeboj . ...
7> »
Amudelong.
» »
Karbujul .
*
y>
Irakarbujul ....
7> »
Adalbaj.
y> »
Kolingebang . .
»
y>
Irakolingebang .
» »
Gadalbaj.
» »
Dyberdyi .
»
y>
Iradyberdyi ....
Amarang.
» »
Komagaktl ....
Irakomagaktl . .
Ogerdeu.
Ivotdojok .
»
*
Mat a Kotdojok
» »
Mat.
Diese kleinen Häuptlinge sind die Ausführer
der Beschlüsse der höheren Rupaks und versehen den Dienst
Rgogor I.
Rgogor II.
N girigiklang, Rungulbaj ,
Ardialul, Nirupluguu,
Asakamidat,
Arguul,
diplomatischer Boten zwischen Korror und den anderen Districten des Erekeldau-Bundes. Die gleiche
Rangliste der Rupaks finden wir in allen 70 Gemeinden (peius) Palau's wieder. Manche derselben aber,
aus weniger Familien zusammengesetzt, haben demgemäss weniger Titel, manchmal nur die Hälfte derselben
oder noch weniger. Ebenso sind die Namen der Titel nach den Orten verschieden. So sind z. B.
verglichen mit Korror die Titel der 4 Länder Aremolunguj, Molegojok, Ejrraj und Ejmelijk
folgende: Ajbatul Iraklang, Tomol,
Irajkalau Ejturo, Nirugunir,
Irutulegej, Iragumerang, Iraket,
Aragadydero, Rulugt,
u. s. f.
Die Rupaks vertreten ihr »Pelu« nach aussen, in den inneren Angelegenheiten ist ihre Macht eine
sehr bedingte. Vor allem ist zu bemerken, dass die Frauen ihre eigene Regierung haben. Obgleich der
Ajbatul das » Plotul a Pelu « oder der Kopf des Landes ist, so stellt er ihn doch nur als » Rupak a aragad «
d. h. Häuptling der Männer dar. Gleich wie dieser aus dem Familiensitz Ajdit stammen muss, so ist die
Königin der Frauen die älteste dieser Familie. Jhr stehen ebenso, wie bei den Männern in niedersteigender
Rangfolge, eine Anzahl Frauenhäuptlinge zur Seite, der Rupakeldil (von Rupak el ardil.) Die weibliche
Regierung überwacht die Ordnung zwischen den Frauen, hält Gericht und verurtheilt, ohne dass die Männer
sich einmischen dürfen. Die Titel dieser Frauenhäuptlinge tragen folgende Namen:
1)
Pilung, dem
Ajbatul (
2)
Mirair, »
Irajkalau
3)
Ardirmengjau, »
ersten Rgogor
4)
Ardirakorakl, »
zweiten Rgogor
5)
Sumok,
erster Häuptling
6)
Kochob, »
zweiter Häuptling
7)
Augelijou,
u. s. f.
8)
Dengnsik,
9)
Kodelgou,
10)
Ardirahegomur,
11)
Ardirakotakur,
12)
Jebukul,
13)
Diduoj,
14)
Bleaket,
15)
Kuoir.
215
40
Diese beiden Regierungen durch die Häuptlinge und Frauenhäuptlinge, stehen unabhängig neben
einander. Die Titel gehen von einer Schwester auf die nächstälteste über, Avie bei den Männern. Die
Frau des Königs ist daher nie eine Königin der Frauen, ebensowenig, wie die Frau des Irajkalau eine
Mirair sein kann, weil Heirathen in derselben Familie verboten sind und die Titel der Frauen ebenso wie
bei den Männern an die ältesten Familienmitglieder gebunden sind.
In Bezug auf das gegenseitige Yerliältniss der Häuptlinge, so ist der Ajbatul, als das Haupt der
angesehensten reichsten Familie in Korror, der vornehmste Rupak. Ihm steht zunächst der Irajkalau.
Diese beiden sind in Folge früherer Streitigkeiten in bestimmtem Verhältniss zu allen übrigen Häuptlingen
gestellt, und zwar so, dass der kleinere Tlieil der Häuptlinge direct unter den Befehlen des Ajbatul, der
grössere aber unter dem des Irajkalau steht. Dies Yerliältniss ist übrigens schwankend, und sind die
Häuptlinge bald alle auf Seite des Ajbatul, bald gänzlich auf der des Irajkalau, je nach den Ereignissen
und dem politischen Verhalten dieser beiden Staatshäupter. In Korror ist indess seit undenklichen Zeiten
die Irajkalau -Partei die stärkere gewesen, auch wurde durch dieselbe (siehe im Tagebuch) 1871 der Ajbatul
sogar seines Amtes und seines Titels entsetzt und mit Umgehung seiner zwei nächsten Nachfolger ein
entfernterer Verwandter gewählt. Diese innerliche Spaltung zeigt sich am deutlichsten in dem Yerliältniss,
in welchem die von Korror unterjochten Nachbarstaaten zu diesen beiden Häuptlingen gestellt worden sind.
So ist z. B. Ngarekobasanga, Ejebukul, Arekamai, Arbodol, dem Ajbatul angehörig, d. h. die Leute dieser
Districte müssen jederzeit bereit stehen, auf des Königs Befehl Producte zu entrichten oder Arbeiten zu
liefern, wenn derselbe solche für die Feste, Berathungsversammlungen etc. von ihnen verlangt. Arapakit
hingegen, ein anderer District, gehorcht auf diese Weise dem Irajkalau, und Armijt endlich ist den
Befehlen sämmtlicher Häuptlinge zusammen unterthan. In Pililu hat der Ajbatul sowohl, als Avie der
Irajkalau zu befehlen.
Die jungen Männer, welche nicht den Häuptlingsrang besitzen, die » kikeryj aragad« Avie sie genannt
werden und das regierte Volk bilden, theilen sich in eine Anzahl Clubs (Kaldebekel — - im nördlichen
Dialect Ivloebbergoll). Jeder Kaldebekel hat seinen Anführer, »Plotul a Kaldebekel«, dem er gehorcht.
Dieser Führer des Clubs ist für die Haltung desselben den Rupaks gegenüber verantwortlich. Letztere
verkehren nur durch die Leiter mit den Clubs und betreffen ihre Befehle an dieselben nur Dienstleistungen,
Avelche öffentlich »Urejor«, d. h. zum Besten der ganzen Gemeinde sind. Auch die Clubmitglieder zeigen
die gleiche Rangordnung, Avie bei den Rupaks, und können die Titel nur von den betreffenden Familien-
Mitgliedern getragen werden, so z. B.: ist der Anführer eines Clubs, als Ajbatul desselben, aus dem Hause
Ajdit der zAveite im Range als Irajkalau des Kaldebekels aus dem Hause Ajkalau u. s. f. stammend.
Jeder dieser Clubs, zu welchem nun auch noch die Häuptlinge kommen, die einen besondern Kaldebekel
bilden, besitzt sein eigenes Haus, den Baj des Kaldebekel, von denen Korror achte aufAveist, die
Gemeindeeigenthum sind. Die ganze männliche Bevölkerung vertheilt sich so jede Nacht in die Baj’s,
um dort jeder in seinem Club diese zuzubringen. Am Tage aber zerstreuen sich die Mitglieder der Clubs
nach allen Seiten und geht jeder seinen Pflichten und Beschäftigungen nach. Alle Kaldebekels zusammen
bilden die Kriegsmacht. Da von Korror aus nur zur See die Nachbarstaaten bekriegt werden können, so
besitzt jeder Baj eine Anzahl Kriegskähne »Kabekels«, in Avelchen jedes Mitglied des Clubs seine bestimmte
Stelle einnimmt. Versäumt ein Mitglied bei der Einberufung eines Kaldebekels sich zu stellen, so hat es
dem Anführer desselben Strafgeld zu zahlen. Begreiflich üben die Kaldebekels eine grosse Macht aus
und beeinflussen ganz die öffentliche Meinung. Ein Kaldebekel kann auf eigene Faust einen Kriegszug
beginnen, Avenn er nur mit Erfolg gekrönt ist, d. h. das abgeschlagene Haupt eines Feindes zum Resultate hat.
Schlägt indess ein solcher ohne Zustimmung der Rupaks unternommener Streifzug fehl, so hat der
Führer des Clubs denselben Strafe zu zahlen. Die Macht der Clubs beweist indess am besten die Thatsache,
216
41
dass Beleidigungen desselben immer an den Häuptlingen gerächt werden. Ist ein ganzer Kaldebekel
beleidigt, so verlässt er den District und zieht nach dem benachbarten aus, von welchem Orte nur ein
Bussgeld, von den Rupaks geliefert, ihn zurückruft. Ebenso ruft jeder Diebstahl am Eigentlmm der Clubs,
jede Verletzung einzelner Mitglieder rächende Thaten von Seiten derselben hervor, wobei selbst die Person
des Ajbatuls nicht verschont wird. So hatte z. B. während Kubary’s Anwesenheit in Korror ein
Verwandter des Ajbatuls Betelpfeiferpflanzen (Kabuij) gestohlen, welche Eigenthum eines Kaldebekels
waren. In Folge dessen zogen zwei solcher Clubs, 120 Mann hoch, vereint vor den Wohnsitz des Königs
nach Ajdit. Dort angekommen, breiteten sie sich vor dem Hause aus, begannen Tänze, wobet sie in
furchtbarer Weise Gesänge heulten. Ajbatul, in seinem Hause sitzend, musste sich diese entehrende
Katzenmusik gefallen lassen und obendrein noch den Clubmitgliedern zu trinken geben, schliesslich durch
Bezahlung eines Kalebukubs an die beiden Anführer die Sache sühnen. — Selbst der volkstümlichere
Irajkalau hatte das Unglück, einen solchen Kaldebekel zu erzürnen, da einer seiner Verwandten ein Mitglied
desselben mit einem Beil verwundet hatte. Es schonten zwar in diesem Falle die vereinten Clubs den
70-jährigen ehrwürdigen Irajkalau selbst, fielen aber über das Haus eines seiner ihm angeliörigen Rupaks
des Armarang her, woraus sie alle Sachen schleppten und es anzuzünden drohten. Der so Ueberrasclite
fügte sich in Alles, schimpfte nur über den Uebelthäter und wandte sich an den Irajkalau, welcher dann
mit einem Geldstück, das den Anführern der Clubs überreicht wurde, den Sturm besänftigte.
Es zeigen diese beiden Beispiele nicht allein die Macht der Clubs, sondern auch die der Sittengesetze,
von denen kein Rang eine Ausnahme macht.
Zu den Verhältnissen zwischen den Häuptlingen zurückkehrend, ist vor Allem hervorzuheben, dass
zwar der Ajbatul der höchste der Häuptlinge ist, aber nur dann, wenn er sich auch zu bücken versteht.
»Komam a kabuul, komam madakt a ajbatul.« Wir sind arm, wir fürchten den König, sagen die Häuptlinge.
Der König aber lässt öfters hören: »Ngak a madakt a rupak«, ich fürchte die Häuptlinge. In solchem
Falle ist das richtige Verhältniss zwischen denselben vorhanden, dann herrscht »Ungil togoja pelu«, ein
guter Zustand im Lande. Dann ist auch der König der Vater des Landes, »Tomal a pelu.« Geht er auf
den Wegen einher, so bücken sich die einflussreichsten Häuptlinge vor ihm, treten auf die Seite und warten
verbeugt, bis er vorbeigegangen. Der König bückt sich hierbei auch etwas, denn thäte er es nicht, so
Messe man ihn »Tingaringer« oder Dummkopf. Die Berathungen der Häuptlinge finden in dessen Baj, das
den Kamen »Megetyj« trägt, statt. Dieses, dicht bei Ajdit liegend, bildet den Hauptpunkt Korrors, und
hat diese Art von Rathhaus eine Anzahl dienender Armengols, die auf Lebenszeit an dasselbe gebunden,
von den übrigen ausgezeichnet werden. Bei allen Angelegenheiten der Gemeinde beruft der König den
Rath, »Kildybl« genannt. Durch die Armengols herbeigerufen erscheinen die Rupaks, jeder mit seinem
Handkorb (Tertr) für den Betel und das Geld in der Hand und mit ihrem Beil auf der Schulter.
Jeder Rupak hat seinen besondern Platz bei einem Fenster, so dass er isolirt von seinem Nachbar
sich befindet. Die Armengols mischen sich zwischen die Versammlung, drehen Cigaretten und bereiten
den »malamak«, die Betelmischung. Einer der niedrigen Häuptlinge, der Mat, Ogerdeu oder Armarang,
vermitteln den Meinungsaustausch, da das laute Berathen keine Sitte ist. Der Beschluss erfolgt, wenn
die ganze Versammlung einstimmig für denselben sich erklärt. Vor Allem hat der Ajbatul den Irajkalau
für den Vorschlag zu geAvinnen, sonst kommt derselbe nicht einmal zur Debatte. Dann sind die 3 nächsten
Häuptlinge im Range zu gewännen. Den Beschluss verkündigt der König laut und giebt zugleich die
Dispositionen, nach welchen er auszuführen. Ist dies geschehen, so ist die Berathung aufgehoben und
unterhalten sich nun Alle lachend und scherzend, doch gemässigt, Avie es Häuptlingen geziemt. Das
während der Versammlung umhergereichte Getränk, bestehend aus Wasser mit Toddy-syrup versiisst, hat
der König zu liefern.
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o
42
In dieser Weise werden alle die wichtigsten Staatsangelegenheiten berathen. Liegt ein Fall von
Gesetzesübertretung gegen Eupaks oder den König vor, so wird die Versammlung zum Gericht, sonst
werden solche Fälle gleich bestraft ohne eine Sitzung zusammenzurufen. Die Strafen bestehen fast immer
in Geldbussen. Es kommt eine Verurtheilung zum Tode höchst selten vor. Bei Todschlag hat der
Verbrecher eine sehr hohe Strafe zu zahlen. Kann er das Geld nicht zusammenbringen, so flüchtet er
nach einem feindlichen Districte. Kubary frag seinen Freund Egogor Irataliegij, durch welchen er die
meisten Aufschlüsse über die Verhältnisse in Palau erhielt, weshalb denn Mörder nicht mit dem Tode
bestraft würden. Dessen Antwort lautete: »Diakel meragong ditang el aragad matey? kilsakl meringel
arnuul a tara adalal, ungil arnuul a ditang, dy ngar malegel rnij. Makross aragad a Palau.« Ist das
nicht genug, dass ein Mann todt ist? wenn dann auch die eine Mutter betrübt ist, so freut sich doch das
Herz der anderen, dass ihr Kind lebt! Palau ist sparsam mit den Menschen!
Der König kann Jeden bestrafen und das Strafgeld bleibt sein Eigenthum. Betrifft es eine hohe
Geldstrafe, die in mehreren Geldstücken besteht, so werden dieselben unter die Eupaks vertheilt, indessen
immer so, dass der König den grössten Tlieil, die anderen dem Eange nach kleiner werdende Antheile
erhalten. Der Ajbatul muss ein reicher Mann sein, viel Geld austheilen können, um seine Stellung sich
zu sichern. Die Festlichkeiten, Fremdenbesuche, muss er aus seinen Mitteln bestreiten, so dass er schon
beim Antritt seines Amtes mit reichlichem Geld versehen sein muss, da erst später im Verlaufe seines
Amtes die Gelegenheiten sich darbieten, diese Ausgaben durch die Strafgelder zu decken. Derselbe
verwaltet auch das Gemeindegeld, darf es aber nicht zu seinen Zwecken verwenden. Es stammt dieses
von den Kriegen her, in welchen es erbeutet wurde und ist dazu bestimmt, in unglücklich geführten
Fehden vom siegreichen Feinde den Frieden zu erkaufen.
Es ist schwer, ein klares Bild der gesellschaftlichen Einrichtungen Palau1 s zu geben. Es ist ein
Gemisch von patriarchalischem Feudalismus, innigst verbunden mit einem theocratischen Plebiscit. Das
Letztere ist der Kalitkultus, von welchem wir in einem späteren Abschnitt eine speciellere Beschreibung
geben werden. Hier sei nur erwähnt, dass der Kalit, als Schöpfer Palau’s, auch dessen Sitten und
Gebräuche gründend angesehen wird. Bei jeder schwankenden Frage wendet sich daher die Versammlung
der Häuptlinge zur Entscheidung an die Vertreter der Kalits die Priester oder Priesterinnen. Ebenso
wird beim Beginne eines Kriegszuges der Kalit befragt und bei zustimmender Antwort durch ein Geldopfer
das günstige Gelingen desselben erfleht. Obgleich äusserlich kaum wahrnehmbar, spielt doch die Priester-
Herrschaft auch hier in Palau eine grosse Eolle in den politischen Verhältnissen. Vermittelst des
Kalit- Glaubens haben die Priester verstanden, trotz der so langen Berührung mit fremden Culturvölkern,
alle ursprünglichen Sitten und Gebräuche rein und unvermisclit zu erhalten. Ein grosser Tlieil des
Ansehens, welches der Ajbatul und die Häuptlinge gemessen, verdanken dieselben den Schutzgöttern
ihres Hauses. So wird der Kalit von Ajdit mehr gefürchtet, v7ie die Person des Ajbatul. Ist dieser ein
Mann der Anstoss erregt, so wird er doch nicht beleidigt oder angegriffen, wenn der Kalit von Ajdit sich
nicht gegen denselben erklärt. Dies beweist die Furcht, welche die Eingeborenen vor der im Stillen
operirenden Macht ihrer Priester haben.
Auf diese Weise stützen sich die Gesetze, welche die Sitten in Palau vorschreiben, auch auf
ihren religiösen Glauben. Es sind dieser Sitten vorschreibungen , (moguls, das Schlechte), welche jeder
Eingeborene zu beachten hat, eine grosse Menge und theilen sich dieselben in Gesetze in Bezug auf das
Verhalten gegen ihre Häuptlinge, ihre Priester oder Kalits, ihre Frauen, ihre Nächsten und ihr Land
ein. Es ist natürlich, dass diese Eintheilung nur künstlich ist, da sich die Vorschreibungen im Leben
mannigfach verknüpfen und ein Labyrinth von Verordnungen bilden, aus welchen nur der eingeborene
Palauaner sich herauszufinden weiss.
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43
Gegen ihre Häuptlinge haben die Eingeborenen folgende Gebräuche zu beachten:
1) Vor einem höheren Rupak haben alle im Range niedriger stehenden Häuptlinge, so wie alle
übrigen Leute sich zu bücken, wenn derselbe vorbei geht.
2) Ein Eingeborener, der zu einem Häuptling spricht, hat dies in kauernder Stellung, auf den
Fersen sitzend, mit hinter dem Rücken gelegten Händen und abgewandtem Gesichte zu thun.
Lautes Sprechen oder Zurufen ist sehr verpönt.
3) Kähne mit Eingeborenen, Avelche auf dem Wasser sich begegnen, haben auf einander zuzuhalten
und ihre Reisezwecke mitzutlieilen. Ist in einem der Kähne ein Häuptling, so kauern die
Ruderer beider Kähne nieder, wenn sie sich neben einander gelegt haben. Ist der eine Kahn,
vom Fischfang kommend, mit Fischen versehen, so haben die Leute davon an den Häuptling
abzugeben. Aus Höflichkeit findet eine solche Abgabe von Fischbeute auch zwischen Kähnen
sich begegnender, gewöhnlicher Leute statt.
4) Vor dem Hause eines Rupaks auf dem sogenannten »olbet« und auf dem Vorplatze »makosokos«,
darf kein Eingeborener rasch gehen oder laut schreien. Züchtigung mit dem Stock von Seiten
der Angehörigen des Rupaks ist die Strafe für solches Vergehen.
5) Der Handkorb »tertr« eines Häuptlings muss wie seine Person geehrt werden. Darüber
wegspringen oder darauf treten wäre ein grobes Verbrechen.
6) Kein Eingeborener darf in Gegenwart eines Häuptlings sprechen, wenn er nicht von demselben
befragt worden ist, und muss sich entfernt von demselben niederkauern.
7) Bei Besuchen muss immer der im Range niedriger stehende Rupak so lange vor dem Hause
warten, bis der höhere denselben einladet einzutreten. Ebenso muss beim Verlassen des Hauses
die Rangordnung beobachtet werden, indem die höchsten Rupaks zuletzt hinausgehen.
8) Diebstahl an Eigenthum der Rupaks wird strenge bestraft. Für alle diese Uebertretungen sind
bestimmte Geldstrafen auferlegt. Indessen kommen dieselben nicht häufig vor, da solche Fehler
von den erwachsenen Männern kaum begangen werden. Junge Männer, Knaben, so wie ganz
alte, werden als »tingaringer«, »dumme Menschen«, nicht bestraft, höchstens gerügt.
Gegen die Frauen haben die Eingeborenen folgende moguls zu beachten:
1) Kein Eingeborener darf seine Frau schlagen, auch nicht öffentlich mit Worten beleidigen.
Wäre die Beleidigte eine Ajditfrau, so trifft die auf Todesstrafe haftende Geldsühne den
Verbrecher. Ist er arm, so muss er fliehen, oder er wird getödtet. Ebenso steht es mit der
Beleidigung verheiratlieter Frauen, der Ehemann kann den Uebeltliäter tödten. Auf Kubary’s
Frage an seinen Freund Iratahegij, was in diesem Falle mit einem grossen Häuptling oder
König geschehe, antwortete dieser: »A diak! rupak ma tingaringer? Olokoj? Oh, was denkst
Du, ein Häuptling sollte ein Dummkopf sein? Niemals!« So fest eingewurzelt stehen bei
diesen die Sittenbeachtungen.
2) Kein Eingeborener darf eine Frau entblösst von ihrer Schürze (kariut) überraschen. Nähert
er sich daher den Badeplätzen solcher, so ruft er von Weitem: »Eh oa! eh oa!« hört er keine
Antwort, so geht er dreist weiter seines Weges. Sind Frauen da, welche baden, so rufen diese :
»Oj! oj! lagomej! oj! oj! Komme nicht näher!« worauf der Gewarnte ruhig wartet, bis er
Vorbeigehen kann.
3) Mogul. Ueber die Ehefrau eines anderen darf keiner öffentlich sprechen, auch darf nicht einmal
der Name genannt werden. Die grösste Beleidigung für einen Ehemann ist ein schlimmes V ort
auf seine Frau. Schelten sich im Zorne zwei Eingeborene, so hört man wohl »titiong adallam«
schlecht war deine Mutter, nie aber »titiong a pagim,« schlecht ist deine Frau, da der so Beleidigte
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das Recht hat, seinen Gegner mit einem Steine dermassen zn züchtigen, dass selbst der Verletzung
nachfolgender Tod nicht bestrafbar ist. In Betreff weiterer Gesetze, oder moguls das Verhalten
der niederen gehörigen Leute untereinander ist schon betreff Mordes die Art und Weise des
Verfahrens geschildert. Verletzungen, Schlägereien unter denselben müssen ebenso wie die meisten
Uebertretungen, der bis dahin geschilderten Sittengesetze durch Geld gesühnt werden.
Geht ein Eingeborener von Korror nach anderen Districten, so binden die bestehenden Sitten
ihn nicht in gleicher Weise als Avie in seinem Heimatlidistricte. Daher sich auch jeder Eingeborene,
so Avie er auf Reisen seinen District verlässt, als AArie zum Kriege gehend betrachtet, und nur bewaffnet
die Grenzen überschreitet. Solche Reisende haben ihre freundschaftlichen Absichten durch sorgfältige
Beobachtung der Sittengebräuche kund zu geben und wird jede Unterlassung sogleich als feindliche Absicht
gedeutet und demgemäss behandelt.
Alle die Gesetzübertretungen im Districte kommen so selten vor, dass Kubary während des Zeit¬
raumes eines ganzen Jahres nur von zwei Fällen hörte. Der eine betraf den König selbst, Avie bereits
erwähnt und fragte Kubary den König scherzAveise, ob ihn nicht das in dieser Angelegenheit bezahlte
Strafgeld reue, da doch sein Bruder und nicht er selbst der Uebertreter des Gesetzes geAvesen. Des Königs
AntAvort aber lautete: Angra audou? Ungil soak ungil togoj a pelu? Was ist das Geld? Es ist gut
so! ich will schöne Sitten im Lande haben.
Sollten neue Gesetze, gewöhnliche specielle Fälle betreffende Verbote oder Anordnungen, die die
Häuptlingsversammlung beschlossen, in Kraft treten, so werden alle Bewohner zusammen gerufen. Beim
Schall der Kriegshörner, wird alsdann von einem Rupak, der an ihm vorbei marschirenden Schaar das
Gesetz zugerufen. Es geschieht dies auf dem gepflasterten HauptAvege der die Ortschaft durchschneidet.
Für kleinere Verbote, Warnungen betreffs unerlaubten Betretens von Grundstücken oder verbotenem Pflücken
von Früchten etc., Averden einfach Speere daselbst in die Erde gepflanzt, oder Blätterbüschel angebunden etc.;
Zeichen die das Bestehen der Tabu-Gesetze und deren Anwendung auch auf den Palau-Inseln constatiren,
und daselbst Bungkt oder Sclierss genannt werden.
Der Kalit-Cultus in Palau.
Die Palau - Insulaner glauben an Geister, die sie Kalits nennen, die für sie übernatürliche und
unerklärliche Wesen sind, die sie fürchten. Alles, A\Tas geschaffen Avurde, ist ein Werk des Ivalit's; es ist
ein einzelnes und ein vielfaches Wesen und verkörpert sich in Thieren und dann zerfällt es in zahlreiche
Geister, die den Wald und die Luft beleben. Der Cultus derselben hat hauptsächlich den Zweck, den
bösen Einfluss derselben abziiAvenden.
Die Tradition erzählt: Anfangs war Palau finster und unbewohnt, und auf einem Steine, der noch
heute den Kamen Royoss a bujul trägt und sich auf der westlichen Spitze von Ejmelijk befindet, lebte der
Geist Irakaderngel mit seiner Gemahlin Ejluajngadassakor. Diese beiden meisselten mit einer Muschelaxt
die Sonne und den Mond, warfen sie in die Lüfte und es wurde Tag. Das Haus der Sonne war im Westen
unter der See und auf dieser Stelle wuchs über das Wasser hinaus ein Denges-Baum, der an den Ufern
die Mangrove- Wälder bildete. Wenn die Sonne Abends zu dem Baume kam, so reizte sie die schon auf
dem Baume sprossenden Keimlinge und warf sie in die See; die Haifische waren begierig hinter diesen
Keimlingen her und bemerkten nicht, Avie die Sonne untertauchte, um zu ihrem Hause zu gelangen.
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Es gab aber noch keine Menschen. Das Kalit-Ehepaar schuf nun die Leute, indem der Mann die
Männer, die Frau die Frauen machte. Es traf sich dabei, als sie bei der Verfertigung der die Geschlechter
unterscheidenden Theile waren, dass Ajkaderngel das Werk seiner Frau sehen wollte, wobei er bereitwillig
seine Schöpfung zeigte. Die Frau aber war böse (makross) und versteckte eifrig den Theil. Von dieser Zeit
an tragen alle Frauen den Karyut, eine Schürze aus Pandanenblättern , während die Männer vollständig
nackt gehen.
Das Schöpferpaar lehrte hierauf ihre Geschöpfe die gegenseitige Bestimmung kennen, wobei es
geschah, dass, wie es je ein Paar zusammen auf die Seite legte, sehr viele nicht zusammen passten und
aus einander fielen. In Folge dessen hat Palau wenig gute Ehepaare. Der grössere Theil der Männer
lebt lose, ohne eine Frau zu ehelichen, was zur Folge hat, dass die Bevölkerung im Absterben begriffen
ist. Die ersten Leute aber waren lauter Kalits, Riesen an Körper und Timten; sie hatten Fähigkeiten,
die den heutigen Leuten fehlen.
Eine andere Sage erzählt, dass eine Frau Milatk vier Kinder gebar und dass diese die vier
Hauptortschaften sind. Wenn auch eine weitere Entwickelung der Sage fehlt, so beobachten die Ortschaften
Aremolunguj, Molegojok, Ejmelijk und Korror den ihnen von Geburt zukommenden Rang und sehen sich
als einander gleich an. Die Eintheilung Palau’s ist das Werk des Kalits, wie auch die Entstehung der
H äuptlingstitel.
Ein ebenfalls fabelhafter Kalit Arugel, der in der Erde seinen Sitz hat und dessen Bild die grossen
Waldbäume vorstellen, wanderte einst durch alle Ortschaften Palau' s und schuf die Namen der Häuptlinge,
vom Ajbatul an bis zum letzten. Auf der Insel Angaur verweilte er lange und die drei Ortschaften dort
haben Häuptlinge, die alle Arugel heissen. Der eine wird genannt Arugelrak, ein anderer Arugelpelu,
ein dritter Arugelsum u. s. w.
Eine andere Sage von der Sonne ist folgende. Vier Mann aus der Ortschaft Ngargiukl in Pililu
sahen die Sonne untergehen und gingen rasch in ein Canoe, derselben einen Besuch zu machen. Sie kamen
eben an, als sie bei dem Dengesbaume war, und die Sonne frag die Ankömmlinge nach ihrem Begehr.
Die Leute sagten, sie kämen sie zu besuchen und wurden angewiesen, das Canoe treiben zu lassen, selbst
aber ihr nachzutauchen. Die Insulaner thaten das und fanden sich in einem unbekannten Lande in einem
gut gebauten Hause, wo die Sonne sie bewirthete. Die in den Schüsseln aufgetragenen Speisen waren
winzig klein, aber wurden durch das Essen nicht weniger. Zuletzt bereiteten sich die Leute zum Abschiede ;
da aber ihr Canoe weggetrieben war, so nahm die Sonne ein dickes Bambusrohr, das in Palau noch
unbekannt war, und die vier Leute wurden in dasselbe eingeschlossen. Die Sonne befahl dem Rohre, nach
Ngargiukl zu treiben, und die Leute kamen auch glücklich an. Sie wurden hierauf die vier höchsten
Häuptlinge und die alten wurden abgesetzt. Von dieser Zeit an ist Ngargiukl das Land der Sonne.
Das Bambusrohr wurde von den Häuptlingen in die See geworfen und trieb nach Ngarekobasanga,
wo es heute Wälder von Bambus giebt. Die Pililu-Bewohner aber, weil sie dasselbe weggeworfen haben,
erhielten keinen einzigen Halm davon. Die an Bambus reichen Districte lachen über Ngargiukl; aber um
ihren Verlust zu decken, ist es den Eingeborenen von Ngargiukl gestattet, nach Ankobasanga zu kommen
und nicht bloss Bambus zu nehmen, sondern auch im Fall des Zerbrechens eines Mastes einen vollständig
fertigen Mast aus dem ersten besten Hause herauszuholen, ohne dass es der Eigenthiimer verhindern
könnte, da das Bambusrohr eigentlich das Eigenthum von Ngargiukl ist.
Eine Sage vom Monde erzählt, dass ein. Mann mit Namen Aremesej und seine Frau Atkutk ihres
Aufenthaltes in Palau überdrüssig waren. Sie gingen auf den Stein Royoss a bujul in Ejmelijk, von woher
sie stammten, und riefen den Mond an. Als der Mond sich näherte, so stiegen sie auf den Nacken einer
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Schlange und gelangten auf den Mond, wo sie noch heute wohnen und in jeder Mondnacht zu sehen sind.
Auf dem Monde ist bloss ein Orangenbaum, von welchem sie leben.
Ferner wird erzählt, dass auf dem Royoss Aremolunguj einst eine bis zum Himmel reichende
Arekapalme stand. Von dieser stammen alle anderen in Palau. Zwei Eingeborene stiegen einst bis zu
ihrer Spitze, um die Früchte zu holen. Der eine fiel herunter und starb; der zweite aber erreichte die
Nüsse, nahm diese und sah in den Himmel hinein. Er sah ein schönes Land voll Orangenbäume mit
Häusern und Leuten und Steindämmen in der See. Die grosse Arekapalme stand sehr lange, bis sie
verfaulte, umfiel und mit ihrer Krone eine Bucht bei Arekanmi in Horror einschlug, die heute mit Wasser
angefüllt ist.
Eine andere Sage lautet: In der Bujg a mangaj-Passage, auf dem südwestlichen Vorsprunge, lebte
ein Ivalit, dessen Name Kamasiokl war. Derselbe hielt alle Canoes an, die nach Pililu gingen. Auf der
einen Seite des Durchganges erschien er als ein gewöhnlicher Eingeborener mit einem durch Krätze
beschuppten Körper. Er redete das Canoe an und bat um etwas Fische und Taro. Nachdem er dieses
erhalten hatte und das Canoe die zweite Seite des Felsens erreichte, erschien er wieder, aber ganz verändert.
Sein Körper war schön; auf dem Arm trug er einen Klilt, den Wirbel aus dem Rückgrate eines Fisches,
den nur die Vornehmen tragen. Er rief das Canoe an und erhielt wieder seinen Tribut, aber er begnügt
sich nicht damit und nahm den Leuten Alles weg, Nahrung, Segel und Ruder und liess die Leute
wegtreiben. Wenn sie noch weinten und baten, so misshandelte er sie. Dieser Geist stahl alle Frauen
aus den Canoes, und so lernte Horror die wilde Sitte, fremde Frauen und fremdes Gut zu stehlen. Kletraul,
der dritte Häuptling von Horror, ging nämlich nach Bujg a mangaj und bat den Kalit, er möchte ihn
seine Sitten lehren, und so lernte er alle schlechten Sitten. Die Eingeborenen von Horror, sonst so artig
und freundlich unter sich, wurden wahre Räuber gegen Fremde. Wenn die Leute eines Horror-Häuptlings
das Canoe eines fremden Häuptlings antreffen, so fragen sie ihn aus, woher er komme und wohin er gehe,
und schleppen weg in ihr Canoe, was ihnen gefällt. Wenn die Beschädigten sich beklagen, so antwortet
der Häuptling, lass’ es gut sein, es ist Kamasiokl’s Hand.
Die Eingeborenen von Palau kennen auch eine Sündfluth-Sage. Die alte Frau Milatli, die die vier
grossen Länder gebar, lebte schon in sehr vorgeschrittenem Alter in dem Lande Ngarekobukt in Ejrraj.
Es ereignete sich zu jener Zeit, dass die Leute in diesem Orte einen der sieben Halits, den Atndokt
erschlugen. Als die Freunde desselben ihn suchend ganz Palau durchstreiften, und endlich an der Thür
von Milath’s Hause ankamen, lud diese sie freundlich ein und frug nach ihrem Begehr. Die Suchenden
sagten, sie wären Freunde Atndokt’s. Die alte Frau gab ihnen zu essen, aber theilte ihnen die traurige
Nachricht mit, dass er von den Leuten dieses Landes erschlagen worden sei. Das tliat den Freunden
sehr weh, und sie entschlossen sich das ganze Land zu verderben und wollten bloss die Milatli schonen.
Sie sagten daher derselben, sie solle sich aus Bambusrohr ein Floss machen und dasselbe an einer langen
Ankerschnur befestigen, die aus Lianen des Waldes zusammengedreht sei. Dieses solle sie vor dem Hause
angebunden bereit halten, und kurz vor dem Vollmonde viel Essen auf dasselbe bringen und auch auf
demselben schlafen, denn es komme eine grosse See, die das ganze Land verderbe. Die Frau tliat, was
ihr geheissen worden war, und bald überschwemmte das Wasser alles trockne Land, und nur das Floss
der alten Milatli trieb auf der Oberfläche. Bald aber wurde das Lianen-Tau zu kurz und Milatli wurde
vom Floss weggerissen und ertrank. Sie trieb leblos gegen den Aremolunguj-Pic und verwickelte sich
mit ihren Haaren in den Aesten eines Baumes, wo sie die suchenden Freunde von Atndokt fanden und
die Leiche in einen Stein verwandelten, der heute noch zu sehen ist.
Unter den fabelhaften Halits der Palau-Insulaner ragt einer hervor, der dieselben glücklich machen
wollte und der Obagat liiess. Er war der Schutzgeist des Landes und überall anwesend. Die Sage
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erzählt, der Obagat wollte die Leute unsterblich machen; zu diesem Zwecke wollte er in die Brust der
Menschen einen Stein hineinsetzen. Sie würden dann fest wie Stein sein, muthig und brauchten nicht
zu essen. Der tückische Tariit (Rallus pectoralis) aber wollte das nicht und rieth in den menschlichen
Körper nur den Athem einzuhauchen, wodurch die Leute zwar lebten, aber den Krankheiten und dem
Tode anheimfielen. Der gute Obagat aber wollte nicht darauf hören und ging an’s Werk. Es fehlte nur
noch Wasser, das die Unsterblichkeit sichern sollte. Der Sohn des Kalits ging um dieses zu holen, und
brachte es in einem Taroblatte. Der böse Tariit bewegte einen am Wege stehenden Zweig des Baumes
Karamal, um das Taroblatt zu zerreissen, und das Wasser ergoss sich über den Baum. Der Baum blieb
unsterblich, das kleinste Stückchen von ihm in die Erde gesteckt keimt und wächst zu einem grossen
Baume: die Leute aber sind schwach und sterben. Der Obagat, erzürnt über die Zerstörung seiner Wünsche,
ergriif in seinem Schmerz ein Stück Holz und schlug den Tariit über den Kopf. Deshalb haben alle
Rallen in Palau einen rothen Streifen über den Scheitel; es ist das Zeichen der blutigen Wunde von
Obagat's Hand. Die Tücke des Tariits ist noch heute sprichwörtlich, denn von Jemand, der einem
Andern nichts gönnt, sagt man, du bist der Ralle gleich.
Das Feuer hat auch 'derselbe Obagat geschaffen. Er sah eine alte Frau, deren Mund durch
hässliche Geschwüre entstellt war; er erfuhr, es sei dieses die Folge der Nahrung und alle Leute leiden
daran, weil sie Fische und Taro roh gemessen müssen. Da erbarmte sich der gute Geist der Leute und
er lehrte die Frau Feuer zu machen, indem er zwei Hölzer an einander rieb.
Es besteht auch eine Sage von dem Untergänge der fünf Länder. Vor einer langen Zeit stand
im Nordwesten der Kajangle-Gruppe ein grosses schönes Land und die Einwohner desselben beherrschten
Kajangle. Eines Tages ging ein Kajangle-Mann, Arnuul dubuul, mit seinem Sohne um zu fischen. Die
Bewohner des Landes, das Ngaruangl hiess, begaben sich zu dem Fischer, nahmen ihm die Fische und
auch gewaltsam das Kind. Sie schlugen die Mastspitze ihres Canoes durch die Hand des Kindes, segelten
nach ihrem Lande zurück und das Kind starb auf der Reise. Arnuul dubuul weinte um sein Kind und
dachte darüber nach, wie er sich rächen könnte. Er besass ein Ruder, das ihn zum Gebieter über andere
machte; ebenfalls hatte er den Kossol, die Wurzel der Gelbwurz-Pflanze, die auf das vordere Ende des
Canoes gelegt, dasselbe dahin führte, wohin es der Besitzer haben wollte. Ausserdem hatte er auch ein
Kokakuu, ein Stück Holz, welches alle Fische in ihren Steinhäusern herausfand, und die Hälfte der
gewöhnlichen Perlmutter-Muschel, hier Kassijuk genannt. Mit diesen Gegenständen bewaffnet, ging der
beleidigte Vater nach Ngaruangl und stiess mit dem Kokakuu in das Land und schnitt es mit der Perl¬
mutter- Schaale entzwei. Schrecklich verfinsterte sich der Himmel und ein nie dagewesener Sturm raste
über ganz Palau. Ngaruangl verschwand in der tiefen See und vier andere kleine Länder auf der Ostseite
von Palau wurden ebenfalls von den AVellen verschlungen. Diese Messen wie die an der dortigen Stelle
liegenden Riffe jetzt benannt werden, die die Passagen beengen.
Von den vier Wunderdingen des Arnuul dubuuls ist der Kossol auf der Stelle versenkt worden,
wo das grosse Kossol Riff brandet. Die andern zwei verschwanden, man weiss nicht wo, bloss das einzige
Ruder wird noch heut in Kajangle aufbewahrt und sein Besitzer Iramilang als ein Kalit geehrt. Aus
Ngaruangl aber stammt der heutige König von Korror, das Haupt der Palau-Inseln und vor seinem Hause
blühet der einzige Strauch in Palau, der von der alten Heimath mitgebrachten Gerdeu-Pflanze.
Es giebt noch eine grosse Anzahl von Sagen in Palau, aber sie alle mitzutheilen, würde die Grenzen
dieser Berichte überschreiten. Die in denselben vorkommenden Kalits oder Geister waren die ersten
Bewohner Palau’s.
Die jetzigen Bewohner haben eine ganze Legion von Geistern und Göttern, vor welchen sie in
fortwährender Furcht leben. Diese nehmen die Gestalt von Thieren, Fischen, Steinen oder Bäumen an
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und diese Verkörperungen der Kalits heissen ihre Canoes oder amlajs und werden ebenso geehrt, wie die
Götter seiht. In Beziehung auf einen Eingeborenen, dessen specieller Gott das Canoe representirt, heisst
es sein Kasingl. Es hat jeder Eingeborene sein Kasingl, der eine verehrt den fliegenden Fuchs, der andere
die Taube, ein dritter die Schlange, diesen oder jenen Fisch. Er betet sie nicht an, bringt ihnen auch
keine Opfer, er ist nur verpflichtet sie nicht zu essen. Er erbt seine Götter, die auch die Götter seiner
Eltern waren und seine Mutter sagt ihm, dieses oder jenes Thier darfst du nicht essen. Ein Eingeborener
darf einen Fisch, der sein Kassingl ist, tödten, aber er darf ihn nicht zurichten, denn wenn der Rauch
vom Feuer, auf welchem der Fisch geröstet wird, an seinen Kopf oder Körper kömmt, so fallen ihm alle
Haare aus, oder seine Haut wird mit Geschwüren bedeckt.
Diese Götter sind aber verschiedenen Ranges, die einen bringen bloss Krankheiten, die andern
auch den Tod. Zu den gefährlichen gehören z. B. der Birgus-Krebs, die Platurus-Schlange, der fliegende
Fuchs, die gewöhnliche Borsojok-Schlange der Kasoboguj-Aal und viele andere.
Unter den Eingeborenen stehen einige in dem Rufe, dass sie mit diesem oder jenem Thiere zu
sprechen verstehen und sie bilden die Vermittler zwischen den Geistern und denen, die sie berathen
wollen. Ist ein Eingeborener sehr krank, so werden die alten Frauen zu Ratlie gezogen; sie flechten
Cocusnussblatter zusammen und wahrsagen daraus, welcher Gott den Kranken plagt. Hierauf begiebt
sich ein Abgesandter zu dem Manu oder der Frau, die mit diesem Gotte sprechen kann und giebt diesem
ein Audou, d. i. ein Geldstück, damit er es bewerkstellige, dass der Geist den Kranken nicht mehr
beunruhige. Der Kranke gebraucht die üblichen Kräuter und Landarzeneimittel und wird er wieder
gesund, so giebt er noch einmal ein Geldstück für den Kalit. Stirbt er aber, so heisst es, der Kalit hat
ihn zerbrochen.
Da die Sitte verbietet, eine erlittene Unbill mit Waffen zu rächen, besonders, wenn der Beleidiger
höher im Range ist als der Beleidigte, so sucht dieser denselben durch seinen Kalit zu verderben. Der
Kalit wird durch Geld erkauft, damit er ihn krank oder todt mache. Der Kalit verspricht es; wenn er
aber dem Bedrohten geneigt ist, so erhält dieser eine Warnung und derselbe beeilt sich, durch Geld das
böse Vorhaben seines Gegners zu vereiteln. Dieser bietet noch mehr Geld u. s. f. Man sieht sogleich,
dasjs dieses alles gewöhnlicher Priesterbetrug ist. Kennt der Bedrohte seinen Gegner, so geht er auch zu
Diesem und giebt ihm ein Geldstück, um der Feindschaft ein Ende zu machen. Ebenso wenn zwei Palauer
sich Überwerfen, so beeilt sich der Furchtsamere, die Sache rasch mit einem Geldgeschenke auszugleichen.
Ausser diesen einzelnen Göttern hat jeder Ort seinen eigenen Kalit und diese haben nicht immer
Thiere zu Canoes, sondern auch Bäume und Steine.
Einer der Höchsten dieser Kalits ist der zu Ngabyjul in Aremolonguj. Er bewohnt zwei Häuser
in zwei Ortschaften und nimmt mit diesen Häusern, wie ein jeder Eingeborene von Palau, die Namen
Irajmadaj und Iraluong an. Er hat noch in anderen Districten seine Häuser, in welchem je eine Frau
lebt, die seine Gemahlin ist und seine Offenbarungen dem Volke mittheilt. Der Kalit ist unsichtbar, und
seine Orakelsprüche sind oft sehr schlau abgefasst. Natürlich müssen für die Consultationen des Gottes
Geschenke dargebracht werden. Kubary hatte Gelegenheit, einer solchen Consultation beiziiAvohnen und
er beschreibt dieselbe sehr speciell mit allen Nebenumständen und er hörte sogar die Stimme des Orakels.
Es Avar natürlich liier Avie überall ein Betrug der Priester, die die abergläubische Menge ausbeuten, da
er aber in dem vorliegenden Falle sein1 grob und plump angelegt war, so verzichten A\rir hier auf die
Erzählung desselben.
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Das Palau-Geld.
Argodol, das lieisst vor einer sehr langen Zeit, so spricht die Tradition auf den Palau-Inseln, kam
ein Yogel Kiuit (Calornis Killitzii) von Ngarussar, einem Lande Ejrrajs auf der Baobeltaob-Insel, nach
Keklau und trank Wasser aus einer Astvertiefung des Barss, eines schönen grossen Baumes. Der Yogel
war schwanger und gebar einen kleinen Fisch, der in der kleinen Wassergrube der Baumrinde seine Wiege
fand. Da trafen ihn Leute und erkannten einen jungen Atomagaj, einen Fisch, der noch heute hier zahlreich
sich vorfindet und eine Länge von über 1 1Ii Faden erreicht. Die Leute nahmen ihn mit sich und brachten
ihn in eine mit Wasser gefüllte Cocusnussschale. Das kleine Fischlein aber wuchs gewaltig und die Schale
wurde bald zu klein. Ebenso geschah es mit der Schale einer Tridacna-Muschel und zuletzt liess man ihn
in die See hinein, wo er zu einem grossen, alle Häuser an Dicke und Länge übertreffenden Fische aufwuclis.
Er wurde Ngrogot genannt und verliess die Umgebung von Keklau, um sich nach der Insel Angaur
zu begeben, wo er ein Kind, ein Mädchen, gebar. Dieses Kind, dessen Name die Koldogoduk, das ist die
Tradition, nicht angiebt, ging ans Land und machte Freundschaft mit dem Kinde des Angel el palau oder
kurz Augerepalau, dessen Haus den Namen Matelgou trug. Das junge Mädchen, von dem Niemand wusste,
woher es kam, spielte den ganzen Tag am Lande und kehrte Abends im Geheimen zum Ufer zurück, wo
sie zu ihrer Mutter, dem Atomagaj-Fische, in die See hinunterstieg. Man interessirte sich für das Mädchen,
und die Eltern, deren Kind ihre Freundin war, beschlossen, es zum Bleiben im Hause zu bewegen. Die
junge Fremde erschien wie gewöhnlich jeden Morgen und antwortete, sie möchte gern bleiben, aber sie
müsste erst ihre Mutter fragen. Da diese ihre Erlaubniss nicht verweigerte, so blieb das Kind im Hause
des Augerepalau und wuchs zu einer Frau heran. Diese wuchs aber so gewaltig, wie früher ihre Mutter
Automagaj, und bald waren die Finger ihrer Hand so dick, wie keines Mannes Schenkel sind, und Alle
ekelten sich vor ihr. Man baute ihr ein besonderes Haus und warf ihr das Essen von Weitem zu.
Diese Behandlung that dem Kinde weh, das wohl ein Kalit, ein Geist, sein wollte; es verliess
das Haus und begab sich ans Ufer, wo augenblicklich auch seine Mutter erschien. Auf die Klagen ihres
Kindes rietli sie demselben, Angaur zu verlassen, und die grosse Frau verabschiedete sich von ihren
Pflegeeltern und sagte: »Ich bin schwanger. Würdet Ihr mich bis zur gehörigen Zeit freundlich behandelt
haben, so würde der ganze Inhalt meines Leibes Geld sein und dieses würde Euer Eigenthum geworden
sein. Da es aber anders war, so sollt Ihr bloss das hier haben. « Dabei streifte sie sich über die dicken
Finger und es fielen lauter Bungaus, Baraks und Kaldojoks, das Palau-Geld, auf den Boden. Hierauf ging
die Frau fort und verschwand auf dem Nacken ihrer Mutter sitzend in der tiefen See.
Auf diese Weise bekam Angaur das Geld und von dieser Zeit an war Matelgou eines der drei
reichsten Häuser in Palau.
Derselbe Automagaj trug auf seinem Nacken ein Land, das auf oder in der See schwebte. Dieses
Land hiess A ngrogot und dessen Ufer oder Strand war mit lauter Palau-Geld bestreut und in diesem
Lande lebte seine Tochter. Diese Tochter gebar den Yogel, der hier Okak (Numenius) heisst und noch
heute in Holz geschnitten in allen grossen Häusern zu sehen ist. Dieser Strandläufer war sehr zahlreich
im Lande Angrogot. Die Tradition erzählt weiter, dass eines Tages der Okak zu seiner Mutter sagte:
»Mutter, ich kann fliegen.« »So!« antwortete diese, »so gehe nach Palau.« Und sie schrieb ihm den
Weg vor. Der Yogel besuchte alle Ortschaften Palau’ s und kam nach Keklau, von wo seine Grossmutter
stammte. In diesem Lande lebte eine Frau Eluajerueleu, deren Sohn zu der Zeit auf die See ging, einen
Haifisch zu fangen. Während seiner Abwesenheit kam dieser Yogel, Adalrok benannt, an den Strand
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und fing an auf demselben ebenfalls Audou. Palau-Geld, durch den Mund zu erbrechen. Hierbei wurde
der Adalrok so erschöpft, dass er dem Tode nahe war, und da kam der Sohn der Eluaj zurück. Die
Mutter sagte ihm: »Siehe, Du gehst auf die See und bringst mir kein Geld; hier aber kömmt ein Vogel,
bringt Geld und stirbt dabei.« » Olokoj , « sagte der Sohn und begab sich auf den Strand, wo der Okak
im Sterben lag. »AVer bist Du?« frug der Ankömmling, und der Vogel antwortete: »Ich bin Adalrok,
gieb mir eine Cocosnuss zu trinken und reiche mit Deiner Hand in meinen Magen, worauf ich sterben
muss. « Der Sohn that, wie ihm geheissen wurde, und fand einen grossen Barak, ein Geldstück, das heute
noch die Mutter aller Baraks genannt wird. Der Adalrok verschied und der Sohn sammelte alle Geldstücke,
die auf dem Strande zerstreut lagen. Es waren lauter Baraks, siebenzig an der Zahl, und gelbes Geld.
Der so Bereicherte gründete das Haus Ngarucleu, das als das zweit reichste in Palau erwähnt wird. Auf
diese Weise bekam Keklau sein Geld, und ist noch heute eines der reichsten Districte. Der Adaltal a
barak, die Mutter der Baraks, wird noch heute im Hause Karmong in Keklau verwahrt, als ein Geldstück
von unbestimmtem grossem Werthe.
Ein Mann Namens Ardakor aus Kyangle ging auf die See mit seinem Sohn, um zu fischen. Sie
banden das Canoe nach der Palau-Sitte an einen über das AVasser hervorragenden Stein und der Vater
schlief ein. Der scheinbare Stein aber war der Stachel der Rückenflosse eines ungeheuren Dukl, eines
Fisches, der noch heute hier zwei Fuss lang wird. Der erwähnte Dukl war aber gross wie eine Insel,
da der Stachel seiner Flosse mit einem Steine verwechselt werden konnte.
Bald bemerkte der wachende Knabe, dass das kleine Canoe sich in Bewegung setzte und dass
seine Heimath Kyangle aus seinen Augen verschwand. Der Dukl, an dessen Stachel das Canoe befestigt
war, schwamm weg und brachte dasselbe nach einem unbekannten Lande. Es war das Land Ngrogot,
dessen Ufer aus dem Audou, Geld, gleich Kieselsteinen bestand. Der Knabe fühlte, dass sein kleiner
Nachen den Grund berührte, und stieg ans Land, auf welchem er zahlreiche Strandläufer bemerkte. Er
füllte seinen Handkorb mit den am Strande liegenden Steinen an und kehrte auf sein Canoe zurück, um
mit den Steinen die herumlaufenden Schnepfen zu werfen. Er verwarf auf diese Weise viele von den
Steinen und nur ein kleiner Theil blieb in dem Korbe. Der Dukl brachte das Canoe bald auf die frühere
Stelle, wo der Vater erwachte und in den übrig gebliebenen Steinen Geld, Audou, erkannte. Auf diese
AVeise bekam Kyangle sein Geld und Ardahors Haus wurde das dritte reiche in Palau.
Die Sage will noch wissen, wie auch der District Arekolong sein Geld durch eine Frau des
Eingebornen Iratej bekam. Dieselbe wurde wegen eines grossen Mundes (klon ongerel) von den Ihrigen
auf ein Riff gebracht, damit sie bei der Fluth umkomme. Vom Untergange rettete sie der Mangernger,
(Platurus), der sie auf seinem Nacken nach einem fremden Lande brachte, von welchem sie nach einiger
Zeit mit Geld zurückkehrte. Diese Sage giebt aber keine Namen an.
Nach der Tradition kam das Geld aus den drei Ortschaften Angaur, Keklau und Kyangle in
Umlauf auf die ganze Gruppe. Die Namen Ardahor in Kyangle, Augerpalau in Angaur und Karmong in
Keklau sind noch heute die Königstitel der Ortschaften. Das sogenannte Audou, das unserm Gelde
entspricht, ist noch heute die Haupttriebfeder des gesummten Lebens in Palau.
Dieses Palau-Geld besteht aus kleinen Stücken von gebrannten Erden und natürlichem Glase, die
zu ganz regelmässigen Figuren geschliffen sind; sie haben ganz das Ansehen, als wären sie Produkte einer
fremden, geschmackvollen und ausgebildeten Arbeit. Die heutigen Palau-Eingeborenen können nichts über
ihr Geld sagen ausser den obigen Traditionen; es könnte daher scheinen, dass das Geld fertig, aber vor
sehr langer Zeit zu ihnen kam. Kein Eingeborener kann heute ein Geldstück verfertigen, da sie erstens
nirgends das echte Material dazu finden und es ferner noch zweifelhaft wäre, ob sie es zu schleifen
verständen. Ausgenommen sind dabei die Kaldojoks, die sie aus Flaschenglas nachmachen.
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Das symmetrisch geschliffene Palau-Geld ist meistens durchbohrt und kann auf einen Faden
aufgezogen werden. Die Menge des Geldes ist eine beschränkte, es kann nicht mehr vorhanden sein,
als der Kalit zu seiner Zeit gab. Es giebt Stücke, die von gleichem Werthe sind, aber es giebt keine,
die ganz identisch wären. Der Werth der kleineren ist durch den Gebrauch festgestellt; von den grösseren
ist er bloss angenommen und hängt von der Schätzung des Besitzers ab. Es entspricht daher mehr unsern
Edelsteinen als unserm Gelde.
Audou bedeutet hier Alles, es giebt keinen andern Reich thum neben ihm. Sogar unsere Waaren,
die überall bei uncivilisirten Völkerschaften die Hauptrolle spielen, sind hier weniger geschätzt. Man
könnte z. B. aut dem Wege des Handels keinen grossen Bungau, keinen Barak für Waaren ankaufen.
Der Reichthum eines Eingeborenen oder eines Landes wird bloss nach dem Besitze dieses Geldes geschätzt.
So ist z. B. Keklau in politischer Hinsicht ein kleines Ländchen, aber ein sehr reiches. Der Kalit Adalrok
gab hier 70 schöne Baraks aus und der grösste aller, der Adatal a Barak, ist noch im Besitze der
Hauptfamilie, deren Vorsteher das Haupt des Landes ist. Das Geld des Hauses ist getrennt vom Gelde,
das der Häuptling persönlich besitzt; es ist das Erstere ein Besitztlmm des ganzen Landes. Es giebt
also einen Staatsschatz, der in Kriegsfällen und bei politischen Angelegenheiten benutzt wird. Der
persönliche Reichthum ist der Gesammtbesitz der ganzen Familie, nie eines einzelnen Mannes. Er
vergrössert sich durch Heirathen und zahlreiche weibliche Verwandtschaft, da die Frauen hier in socialer
Hinsicht eine hohe Rolle spielen. Dieses geht so weit, dass den Eltern die Geburt einer Tochter grössere
Freude macht, als die eines Sohnes, da die Tochter in der Zukunft Geld mitbringt.
Das Palau-Geld tritt in dreierlei Arten auf; als ausgebrannte (geschmolzene) Erden, als Emaillen
und als natürliches Glas. Von der ersten Art sind Bungaus und Baraks, die ersten rotli, die letzteren
gelb. Sie geben am Werthe die grössten Geldstücke; sie sind geschliffen in der Form von gebogenen
Prismen mit etwas concaven Flächen. In dieser Form sind sie nur im Besitz des ganzes Landes oder
der reichsten Familien. Das Staatsgeld wird sorgfältig aufbewahrt, damit es Niemand zu sehen bekommt.
Die Frauen reicher Leute oder deren Töchter tragen Prismen von mittlerer Grösse am Halse, was ein
Beweis von Reichthum ist. Die Bungau's und Barak’s sind auch geschliffen in der Form von runden,
etwas länglichen Kugeln oder Perlen, wie die Figuren auf Tafel II zeigen.
Nr. 1 stellt einen Bungau vor. Er ist ein Stück von dem Staatsgelde Korror’s, sein Name ist
Aulonijl und er wird in dem königlichen Hause Ajdit mit mehreren Andern aufbewahrt. Dieses Geldstück
ist an einem Ende ausgebrochen; es ist gelbröthlich mit kleinen purpurnen Adern, es ist glänzend polirt
und sehr hart, jedoch mit einem scharfen Stahlstift oder Kiesel zu ritzen. Solches Geld liegt seit
undenklichen Zeiten in der Kiste des Königs, oder war früher in der Erde eingegraben. Korror, das
früher kein Geld hatte, ist heute das reichste Land, indem es durch glückliche Kriege fast das grösste
Geld an sich gezogen hat.
Nr. 2 ist ein Barak, und wenn es ebenfalls ausgebrannte Erde ist, so unterscheidet es sich von
dem Bungau durch reine, schwefelgelbe Farbe. Er ist eben so hart und so feinkörnig, dass seine
Bruchfläche fast glasartig glänzt. Das Stück heisst Moriur und ist Privatbesitz des Ajbatul; es gehörte
vor Zeiten dem Lande Ejbukul, bis dieses von dem angrenzenden Korror geschlagen wurde.
Nr. 3 ist auch ein Barak, es ist ein Matal a Kluk, und zu einem vierzehnflächigen Polyeder
ausgeschliffen. Er gehört zum kleineren Gelde und würde z. B. im hiesigen Handel zwei grosse thönerne Töpfe
mit Oel oder Palmsyrup gefüllt, oder 30 grosse Körbe Taro bezahlen, somit etwa gegen 15 Thaler wertli sein.
Der ungefähre Werth von Nr. 2 würde uns lächerlich Vorkommen; dieses Stück könnte nicht für
ein hundert Kalebukubs ausgetauscht werden, was in unserm Gelde etwa 5000 Thaler machen würde. Er
ist auch deswegen ausser dem Umlauf. Nur ein grosser Krieg mit Niederlagen könnte ihn aus Korror bringen.
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Die Barak' s und Bungau’s kommen aucli noch in der Form von Nr. 11 und Nr. 12 vor.
Die Emaillen zerfallen in Kalebukubs, Kluks, Adoloboks mit zwei Zwischenformen: Matal aKluk
und Matal a Adolobok.
Nr. 4 ist ein Kalebukub; sein Name ist Karamel omomogut; er heisst auch Obogul a Kalebukub,
der Vater der Kalebukubs. Er ist Privateigenthum des Königs und es soll sich kaum ein zweiter so
schöner Kalebukub finden. Der Werth eines Kalebukub könnte von 25 bis 50 Thaler gesetzt werden.
Kalebukubs sind hier schon ausser dem Verkehr; sie werden nur benutzt als Bezahlungen für grosse
Gegenstände, als Kriegscanoes, fertige Häuser und Lebensmittel im Grossen. Ein Kabekel, ein so grosses
Canoe, dass darin etwa bis 50 Mann Platz finden können, an welchem der Takelbaj oder der Verfertiger
mit vielen Leuten über 6 Monate zu arbeiten hat, wird von einem Kaldebekel, oder einem Klub von
Kriegern, mit zwei solcher Kalebukubs und zahlreichen kleinerem Gehle bezahlt. Bei allen grossen
Zahlungen herrscht die Sitte ein grosses Stück zu geben, und dann von niedrigeren jeder Art je ein Stück.
Die Kalebukubs sind natürliche Emaillen, da ich annehme, dass sie aus in der Erde gefundenen
Stücken geschliffen sind, wodurch die Oberfläche die Durchschnitte der aderartigen Schichtung zeigt. Alle
Kalebukubs haben eine bestimmte Form und unterscheiden sich bloss durch Grösse und Zeichnung. Die
geaderten wie Nr. 4 sind wahre Kalebukubs. Ist ein Kalebukub nicht geadert, und hat die Oberfläche
eine andere Zeichnung, so heisst das Stück Kluk, wie z. B. Nr. 5.
Nr. 5 ist einer der schönsten Kluks und im Besitze des Königs. Ein Kluk ähnlicher Art und
fast mit gleicher Zeichnung, wird Bleaket genannt und ist der werthvollste. Dieser z. B. bezahlt einen
schlechten Kalebukuk und ist daher etwa 15 bis 25 Thaler werth.
Nr. 6 zeigt einen Kluk von niedrigerem Werthe. Die schräg gestreifte Zeichnung verringert seinen
Werth. Diese Sorte Kluks wird Gudurssel genannt.
Die Adoloboks sind von derselben Beschaffenheit, wie das eben betrachtete Geld, nur sind sie sehr
schmal, man könnte sie als Scheiben betrachten, die von einem Kluk abgesägt wurden. Nr. 7 ist ein
solcher, der aber von einem geringen Werthe ist.
Nr. 8 und Nr. 9 sind Ansichten von Kalebukubs, die in Palau blos in vier Stücken Vorkommen
und das Halsband der jüngsten Tochter des heutigen Königs bilden. Diese vier Stücke unterscheiden
sich etwas in der Zeichnung aber sehr unwesentlich. Von diesen könnte man eher als bei andern annehmen,
dass es ein fremdes Fabrikat sei, da der König selbst sagt, es ist ein Geld, das von Nordosten kam.
Die dritte Art des Geldes besteht aus natürlichem Glas und kömmt in blauer, hell und dunkel¬
grüner Farbe vor. Dieses Geld wird unter dem Namen Kaldojok umgesetzt. Die Stücke werden als
Prismen, Kugeln und wie Nr. 12 und Nr. 13 geschliffen.
Die Kaldojoks bilden das eigentliche Umgangsgeld, so wie die kleinen Baraks und Bungaus. Bloss
die ganz grossen, wie Nr. 10, näheren sich dem grösseren Gelde. Dieses Stück Nr. 10 würde im Austausche
für anderes Geld, einen mittleren Barak dazu einen guten Kluk und noch einen oder zwei Mor a Kajmong,
der in Nr. 11 abgebildet ist, verlangen. Mor a Kajmong heisst er geht für zehn und das ist so zu
verstehen, dass für ihn 10 Körbe Taro zu bekommen sind und zwar in Eimelijk jedoch 20 Körbe in Korror.
Kajmong ist ein Zehner, Korror rechnet aber je zwei als eins und deshalb die Differenz. Es sind aber
nicht alle Koldojoks, die den Namen Mor a Kajmong tragen, von dem gleichen Werthe.
Nr. 12 hat den Namen Igummur und Nr. 13 den Namen Nlattak el Kal. Beide bezahlen so bis
30 Körbe Taro oder ein Gefäss mit Oel oder Syrup; nach unsenn Gelde sind sie von 10 Thaler an werth.
Nun giebt es aber noch kleineres Geld für 5 Körbe, einen Korb, eine Cocusnussscliale voll Oel
oder Palm-Svrup; ja für ein kleines Bündel von Betelblättern zum Kauen. Ich zeichne sie hier nicht, denn
sie sind von dem gleichen Material und nur klein, zerbrochen und unansehnlich. Dieses letztere Geld ist
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das Kikerijl Äudou, klein Geld; es wird bloss von den ganz armen Eingeborenen besessen, da kein reicher
Eingeborener solches anwenden kann.
Wenn wir sagen Geld regiert die Welt, so ist das hier in Palan auch mit diesem Gelde der Fall.
Das Verhältniss der Eingeborenen zu ihren Göttern wird durch dieses Geld regulirt. Ein
Eingeborener, der den Kalit um Batli oder Hülfe anfrägt, muss erst ein Stück Geld geben. Der König
schickt dem Geiste einen grossen Barak oder Bungau, wenn er um Beistand im Kriege bittet.
Das Gesetz fordert Geld; jede Uebertretung desselben wird mit Geld bestraft und zwar ohne
Ausnahme der Person oder des Banges. Der König bestraft Alle, aber Alle können den König strafen.
Ein Mörder wird nur dann getödtet, wenn er arm ist.
Nach der Sitte ist der jüngere Bruder der Erbe, oder vielmehr Verwahrer und Verwalter des
Familienvermögens und Träger des Titels. Wenn das Warten ihm zu lang währt, so kann er seinen
Bruder tödten, er muss nur den Häuptlingen ein Paar Geldstücke geben. Diese Häuptlinge sagen dann
Kabom! (Gehe zu). Mancher König und Häuptling kam so zu dem Titel.
Wenn zwei Freunde mit einander hadern, so giebt der, welcher wieder Freund sein will, dem andern
einen Mor a Kajmong und die alte Freundschaft glänzt wieder ohne Bost wie vorher.
Der Mann darf nicht das Geld seiner Frau berühren; wenn die Ehe auseinander geht, so darf keines
heirathen ohne gegenseitigen Austausch von Geldstücken.
Zwischen Mann und Frau wird die Liebe durch Geld geleimt und es wird von dem Mann jede
Umarmung bezahlt. Deshalb bilden die Töchter^ den Beichthum einer Familie.
Schliesslieh ist noch zu bemerken, dass die Eingeborenen zwar das Geld nachmachen, die Fälschung
ist aber leicht zu erkennen. Sie stampfen das Flaschenglas und schmelzen es theilweise und verfertigen
daraus Koldojoks, die sogar im Verkehre gelten. Sie sind aber doch von dem alten Gelde zu unterscheiden.
Ich habe ein Stück erhalten, das aus einer von meinen Pickelflaschen gemacht wurde. Die Fälschung
aber von Adoloboks vermittelst einer Art Harz ist immer zu erkennen und gilt als Betrug.
Das Familienleben in Palau.
In einem Lande, wo die männliche Gesellschaft grösstentheils getrennt von der weiblichen lebt,
kann sich kein inniges Familienleben ausbilden, und in Palau wird auch dieses nicht durch die Sitten und
Gebräuche befördert.
Die nächste Ursache liegt wohl in der Erziehung der jungen Mädchen; ein solches, wenige Jahre
alt, wird schon mit allen Umständen ihrer späteren Bestimmung bekannt gemacht, und es wird keineswegs
dahin gewirkt, dass es seine Jungfräulichkeit schonen und hüten soll. Im Gegentlieil hat es die Erlaubniss
mit allen jungen Knaben des Ortes in wilder Ehe zu leben. Wenn das Mädchen das Alter von 10 bis
12 Jahren erreicht und noch keinen Mann gefunden hat, so geht es als eine Armengol nach einem fremden
Districte; als solche geht sie in ein grosses Haus, in den Baj, wo sie als die Maitresse eines sie bezahlenden
Eingeborenen lebt, aber sie lebt auch im Geheimen mit allen Männern des Bajs, von welchen sie dafür
Geld erhält. Oft ist es der Fall, dass ihre Verwandten sie wieder aus dem Baj holen und das Geld in
Empfang nehmen, welches sie bekommen hat. Findet sie keinen Mann, so geht sie in ein zweites Baj,
in ein drittes u. s. f. bis sie endlich die eheliche Frau eines Eingeborenen wird.
Es ist natürlich, dass eine solche Ehe in der Begel unfruchtbar ist, und da in den Tropen die
Frauen schon früh alt werden, so ist dieses bei einer solchen Lebensweise um so mehr der Fall. Alsdann
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nehmen die Eltern fremde Kinder an, und ein solches heisst Ngategel, während das eigentliche Kind
Utogel genannt wird.
Der Mann hat eine ebenso wilde Vergangenheit wie die Frau, und er würde vielleicht nicht
heirathen, wenn es nicht im Nutzen der Familie läge eine Frau zur Arbeit zu erhalten. Ein Haus hat
nur das eigentliche Haupt der Familie; alle Angehörigen, auch die Verlieiratheten, leben in diesem vereinigt.
Ein junges Ehepaar lebt in dieser Vereinigung durch die Sitte beschränkt und stets beobachtet, so dass
selbst die eheliche Gemeinschaft nicht immer gestattet ist. Die Frau soll die Kinder erziehen, soll die
WirthSchaft insoweit führen, dass sie selbst die Taropflanzungen bearbeitet, und dafür sorgen, dass der
Ehemann, wenn er ins Haus kömmt, zu essen hat. Die ehelichen Freuden geniesst der Mann bei der
Armengol im Baj.
Die ersten Jahre der Ehe sind in der Regel kinderlos, und bei drei Viertel der Ehen bleiben sie
es auch durch das ganze Leben. Wird die Frau guter Hoffnung, so wird sie hinsichtlich der Arbeiten
geschont und von den alten Frauen in Obhut genommen. Der junge Mann aber wird bis auf zehn Monat
nach der Geburt des Kindes streng von der Frau geschieden. Er schläft während dieser Zeit im Baj, er
kömmt am Tage zum Essen, besieht sich das Kind, wechselt einige Worte mit seiner Frau und geht
wieder in den Baj zurück. Uebrigens sind die Eltern voll zärtlicher Liebe für die Kinder und der Mann
hegt die grössten Rücksichten für seine Frau, so lange er sie als solche anerkennt.
Will er sich von der Frau trennen, was in der Regel bei offenbarer Untreue der Fall ist, und
ist sie arm, so schickt er sie einfach fort, und sie geht in das Haus ihrer Eltern zurück, nimmt aber ihre
Kinder mit, da diese von ihr den Stand erben. Der Mann heirathet eine andere ohne jede Ceremonie
auf dem Wege einer gewöhnlichen Verständigung. Wenn aber die Frau reich ist und aus dem Hause
Jrajkalau oder Ajdit stammt, so ist der Mann ein Sclave und darf die Frau nicht wegschicken. Er bleibt
aus dem Hause und er darf auch keine andere heirathen. Er würde auch keine finden, die so muthig
wäre nach einer Ajdit-Frau die zweite zu sein. Sie würde durch die Frauenregierung verurtheilt werden,
und man würde die ganze Frauenbevölkerung von Korror zur Execution berufen. Will aber eine arme
Frau ihren Mann verlassen, so flüchtet sie in’s grosse Haus, und keine Macht kann sie ohne ihren Willen
ihrem Manne zurückgeben.
Das Eigenthum ist bei den Eheleuten nicht gemeinschaftlich, und namentlich darf der Mann
nichts von dem Gelde seiner Frau gebrauchen; er begnügt sich mit dem Gedanken, dass seine Frau reich
ist und dass seine Kinder einen Theil davon erhalten werden. Dagegen muss der Mann sehr viel seiner
Frau geben, und zwar noch bei Lebzeiten, denn bei seinem Tode wird das Haus von seinem Bruder in
Besitz genommen und die Frau mit den Kindern muss es verlassen. Deshalb sorgt auch der Vater bei
Zeiten für ein anderes Haus, wo seine Frau und Kinder leben sollen. In dieses werden auch alle
werth vollen Sachen gebracht, damit dieselben im Falle eines plötzlichen Todes des Vaters der Mutter
gesichert bleiben. Fühlt er sich dem Tode nahe, so vertlieilt er sein Geld zwischen den erwachsenen
Kindern; die Mutter ist Vormünderin der kleineren Kinder. Hat er ausser den eigenen Kindern noch
eins oder mehrere angenommene, so giebt er jedem ein Stück Geld und schickt sie zu ihren Vätern zurück.
Diese Kinder treten beim Aussterben der wahren Kinder nicht in die Rechte derselben.
Stirbt das Haupt des Hauses, so wird dieses in der ersten Zeit verheimlicht, und die Frau bringt
mit ihren ergebenen Verwandten so viel als möglich nach ihrem eigenen Hause, das von den Verwandten
bewacht wird. Das an ihrem Halse hängende Geldstück muss sie rasch verstecken, denn sonst hat der
Schwager das Recht, es ihr abzureissen. Bleibt in dem Hause Nichts mehr zurück, als die kaum erkaltete
Leiche, so fängt sie herzerschütternd zu weinen an, welches die amtliche Anzeige des Ablebens ihres
Gatten ist. Kommt dann der Bruder in’s Haus, so findet er Nichts mehr; war er aber beim Tode
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anwesend, so ist seine erste Tliat, das Geldstück vom Halse seiner Schwägerin abzureissen , sie weint,
aber sie widersetzt sieb nicht, denn es ist so Sitte. Der todte Körper wird am folgenden Tage unter
dem Steinpflaster, das sich vor dem Hause befindet, begraben.
Ist alles zu Ende, so geht die Wittwe mit ihren Kindern zu ihren Verwandten und der Erbe
bringt seine Sachen in das Haus, nimmt den neuen Namen an und überlässt sein früheres Haus einem
jüngeren Bruder.
Ein Eingeborener, der aus einer reichen Familie stammt, fcann auf diese Weise zwei, dreimal
erben und muss dabei jedesmal sein früheres Erbe abgeben, bis er zu dem Duj, dem Titel, gelangt, von
wo an er das Haus und den Häuptlingsnamen bis zum Tode behält. In den reichsten Familien, dem
Hause Ajdit, giebt es sogar drei Duj’s. Ein der Ajdit-Familie zugehörender Mann wird zuerst ein Plotul
a Kaldebekel in einem Bai, bis er den ersten Titel erbt. Er ist alsdann der Häuptling Gobak in
Ngarekobasanga , sein älterer Bruder aber ist während dem schon Rgogor in Korror. Stirbt der König,
so wird Rgogor der König, Gobak wird Rgogor und ein anderer Ajdit-Mann wird Gobak u. s. w.
Die Ehe wird selten durch die jungen Leute bestimmt; die Eltern suchen ein junges Mädchen für
ihren Sohn, wobei die Aussicht auf Geld und gute Verhältnisse die Führer sind. Die beiden reichsten
Familien, Ajidit und Irajkalau, halten immer zusammen und so bleibt auch das Geld in diesen Familien.
In Folge dessen ist fast immer der König der Sohn eines Irajkalau- Verwandten und der Irajkalau wieder
ein Königssohn. Den Vorrang hat aber immer das Ajidit-Haus, was Kubary selbst beobachtete, indem
der heutige Irajkalau nach dem Tode seiner ersten Frau aus dem Hause Ajidit, nicht unbeschränkt wieder
heirathen durfte. Er musste zu diesem Zweck viel Geld an die Ajidit-Frauen geben, die die Vormünderinnen
seiner Tochter waren, er musste alles Geld der Tochter geben, als wenn er todt sei und sie ihn beerbt
hätte und dann erst konnte er wieder heirathen.
Wenn ein junges Ehepaar sich durchaus nicht vertragen kann, so entscheidet der König, ob sie
noch ein solches sind oder nicht. Das bezieht sich jedoch nur auf die beiden grossen Häuser. Der Rest
der Bevölkerung besteht aus kleinen und armen Familien, die nicht so gebunden sind. Diese können sich
trennen und wieder heirathen, wenn die Frauen nicht aus den reichen Familien stammen. Wegen dieser
Macht der reichen Frauen, fürchten sich die jungen Eingeborenen, solche zu heirathen. Sie wagen es
aber nicht, eine solche Verbindung abzulehnen, wenn sie ihnen angezeigt wird. Wenn nämlich ein
Ajidit-Mädchen einen Mann sucht, so wird der Auserwählte einfach benachrichtiget : » Sie ist deine Frau. «
Geht die Sache gut, so bleibt er der Gatte, wenn nicht, so heisst sie bloss seine Frau, aber sie leben
getrennt. Will er ganz frei werden, so muss er ein grosses Geld der Frau schicken. Giebt sie dieses
zurück, so ist die Trennung eine Unmöglichkeit; behält sie es aber, so bedeutet das ihre Zustimmung.
Die jungen Frauen haben aber hierin keine Stimme, sondern Alles wird durch die alten bestimmt und
ausgeführt.
Wenn ein Kind geboren wird, so benennt man es ohne weitere Feierlichkeiten. Der Name wird
von den Eltern gegeben und ist gewöhnlich der eines Freundes oder einer Freundin, die dadurch zu
Gönnern des Kindes werden. Eine zweite Speculation wird dadurch gemacht, dass Familien gegen
Geschenke die Kinder austauschen. Dieses sind die angenommenen Kinder, die zahlreicher sind als die
leiblichen Kinder, woran gewöhnlich Mangel ist.
Hat man Gelegenheit, mit einer Häuslichkeit in Palau zu verkehren, so findet man bald, dass
das, was man eine Familie nennt, sehr künstlich zusammengehalten wird. Vor Allem muss man bemerken,
dass es keine im Lohn stehende Diener giebt. Die Umgebung eines Häuptlings besorgt seine Bedienung
und ist mit seiner Verwandtschaft in der Regel identisch. Alle reden ihn Kadam, d. h. Vater, an und
Alle heissen seine Nalegels. Die leiblichen Kinder nennen ihn aber Tomak. So finden wir in dem Hause
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eines Häuptlings ausser seiner Frau noch ein paar Verwandte und zwei oder drei junge Leute, die sich
die Kinder des Hauses nennen. Der Rest der Familie besteht aus jungen Leuten, die den Namen der
Kinder bekommen, im Hause essen, dann und wann eine Kleinigkeit erhalten und dafür verschiedene
Dienste leisten. Sind diese Angehörigen des Hauses unzufrieden mit deh Eltern, namentlich wenn die
Mutter geizig mit dem Essen ist, so verlassen sie das Haus und suchen sich ein anderes. Da aber in
Korror grosser Mangel an Leuten ist, so bemühen sich die Frauen, solche Angehörige im Hause zu
behalten. Verfallen solche in Strafe, so bezahlt der Vater die Strafgelder, weil sie ganz arm sind. In
manchen Häusern, wo die Hausfrau im Rufe des Geizes und der Zanksucht steht, sieht es schlimm aus.
Der Häuptling hat kaum etwas zu essen; die Frau macht mit einem oder zwei kleinen Mädchen den
Taro zurecht, aber Fische sind dann eine seltene Speise. In diesem Falle sucht man durch Geld ein paar
Verwandte des Mannes oder der Frau herbeizuziehen. Das Wohlbefinden eines Hauses hängt von der Zahl
der Hausgenossen ab, die dieses oder jenes leisten können. Es giebt reiche Leute, die keine Hausgenossen
haben; es giebt aber wieder andere, die noch nicht den Duj besitzen, aber in derem Hause ein zahlreicher
Anhang von Kindern ist. Es hängt Alles von dem Benehmen des Hausinhabers ab.
In dem Verhältnisse der Untergebenen zu den sogenannten Eltern herrscht die grösste Freiheit
und Ungebundenheit. Der Sohn nennt seinen Vater Tingaringer, Dummkopf, wenn er nicht die gleiche
Meinung wie sein Vater hat. Der Vater lächelt und Aviederholt seinen Befehl bis der Sohn zuletzt einsieht,
dass er seine Meinung nicht durchsetzen kann. Der Vater verliert keinen Augenblick die Geduld und
wird nie sein Kind bestrafen. Die fremden Kinder eines Hauses wagen nie einen Wiederspruch, sie bejahen
immer die Meinung des Hausvaters, aber sie bewegen sich nicht von der Stelle, wenn sie anders denken.
Hat ein Haus wenige Angehörige, so wird jeder Bedarf desselben durch Ankauf befriedigt. Sind
aber hinreichend Leute vorhanden, etwa 5 bis 6 Mann, so haben sie die Pflicht, das Haus mit Fischen
zu versehen, Brennholz herbei zu bringen, die Fische und die sonstige Nahrung zu kochen. Die Frauen
bebauen das Land und liefern den Taro und die Mädchen bringen Wasser. Weiter giebt es im Hause
keine Beschäftigungen, die sich täglich wiederholen. Familien, die kein Geld haben und keine Hülfe
anderer, giebt es nicht, indem diese bei ihrer Verwandtschaft ihre Unterkunft suchen.
Die Vielweiberei ist nicht verboten, aber sie findet nur bei den Reichen statt. Ein Eingeborener,
der in mehreren Orten ein Häuptling ist, kann auch mehrere Frauen haben, die aber in den verschiedenen
Orten leben. So z. B. ist der siebenzigjährige Irajkalau der erste Häuptling in Korror, ebenso in Ajmijungs
und der Ejturo von Aremolunguj; er hat daher drei Frauen, aber das ist für ihn mehr eine politische
Nothwendigkeit als Sitte. Er muss in allen drei Orten Häuptlinge empfangen und bewirthen und die
Frauen müssen daher für Taro sorgen.
Die Armengols greifen nicht in das Leben der Familie ein, sie stehen tief unter der Achtung,
die man den Frauen bezeigt. Diese heissen Ardil a pelu, während die Armengols Ardil a baj genannt
werden. Die dürfen kein Geld am Halse tragen und müssen auf den öffentlichen Wegen auf die Seite
treten, wenn ihnen eine Ardil a pelu entgegen kömmt. Die Ehefrau darf aber nicht eifersüchtig auf sie
sein und sie ja nicht misshandeln. Würde sie die Armengol schlagen, so würde sie durch die Frauen-
Regierung bestraft werden und ihr Gemahl ausserdem vor dem Kaldebekel verantwortlich sein. Die
Armengols zerfallen in zwei Klassen, die einen sind speciell für einen Eingeborenen, indem er dieselbe
aus ihrer Heimath brachte; diese ist nicht gebunden und kann jeden Tag zu ihren Eltern zurückkehren.
Die anderen sind als Tribut erhoben worden und müssen für alle Mitglieder des Klubs zugänglich sein;
diese sind viel mehr gebunden als die ersteren. Die Armengols in dem Megetyj, dem höchsten Baj sind
mehr ausgezeichnet, machen viel Geld, sind aber lebenslänglich an das grosse Haus gebunden.
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Die Arbeiten der Palau-Insulaner.
Die Eingeborenen von Palan betreiben Ackerban, haben Gewerbe und Handel, ja sogar schöne Künste.
Der Ackerbau beschäftigt beide Geschlechter, die Frauen bauen ausschliesslich den Taro und die
Männer den Rest der landwirthschaftlichen Produkte. Die Taropflanze, eine Colocasia-Art, wird in niedrigen,
schlammigen Orten gebaut. Die Männer bearbeiten nur den Grund der Pflanzung und setzen die Sprösslinge.
Die Frauen müssen sie von Unkraut rein halten und je nach Bedarf aus dem Boden heben. Diese Beschäftigung
ist durchaus nicht leicht, indem die Frau in der brennendsten Sonnenhitze, bis zur Hüfte im Sumpfe stehend,
oft dabei den grössten Theil des Tages zubringen muss. Die Frauen halten es für eine Ehrensache, ihre
Mysielek oder Pflanzung in einem glänzenden Zustande zu erhalten. Die Frau des Königs sowohl als die
ärmste der Frauen arbeitet täglich in ihrer Taropflanzung. Ist der nöthige Bedarf fertig, so baden sie
sich sorgfältig, ziehen schöne Kariut’s oder Schürzen an und sind wieder Hausfrauen oder Häuptlingsfrauen.
Jedes Haus ist im Besitze von ihm zugehörenden Taropflanzungen und an diese sind auch gewisse
Lehenspflichten gebunden. So müssen sie z. B. eine gewisse Anzahl von Arekablättern für die Dächer
der grossen Häuser, Bajs, liefern; auch müssen sie an den König, an die Häuptlinge und an die ganze
Gemeinde Lieferungen abgeben. Die Taro pflanzungen werden auch verkauft oder in Pacht gegeben.
Die Knollen dieser Aroide sind nicht nur die Hauptnahrung der Insulaner, sondern sie bilden auch
einen Handelsartikel. Die südlichen Inseln, die nur wenig und geringen Taro haben, beziehen es von
den nördlichen Inseln. Je zehn Körbe werden mit einem Stück Palau-Geld bezahlt.
Die Männer beschäftigen sich mit dem Bau des Tabaks, der Baumwollenstaude, der Gelbwurz,
des Zuckerrohrs, der Bananen, des Betel-Pfeifers und einiger durch die Schiffe eingeführter Pflanzen.
Wirkliche Arbeit erfordert nur der Tabak, die Gelbwurz und der Betel-Pfeffer, die anderen, wenn sie
einmal in die Erde gesetzt sind, verlangen keine Mühe mehr. Die Baumwolle wurde wegen Mangel an
Arbeitskräften aufgegeben. Zuckerrohr findet sich bloss einzeln bei manchen Häusern und mehr als Zierde,
denn benutzt wird es nicht. Mehr Sorge trägt man für die Bobay- (Carica Papaya. W.) und Anona muricata-
Pflanzen, die ihrer Früchte wegen gern bei den Häusern gehalten werden.
Tabak wird regelrecht gebaut auf sorgfältig bearbeitetem Boden und bildet heute einen un¬
entbehrlichen Artikel für die Einwohner, die ihn früher nicht kannten. Er wird nicht nur geraucht,
sondern sie kauen ihn auch mit dem Betel. Der Tabak ist hier ein begehrter Handelsartikel; er wird
fein zerschnitten und in Bambusrohre eingepackt zum Verkauf ausgeboten.
Aus der Gelbwurz wird das färbende Pulver Reng gewonnen. Es wird sehr hoch geschätzt und
viel verbraucht. Der für die Malayen so wichtige Piper Betle wird auch hier gepflegt, aber gedeiht
schlecht; während er auf der Insel Yap wild wächst, ist er hier der Gegenstand einer besonderen Sorge
der Gesetzgebung.
Ein jeder Eingeborener von Palau ist geschickt in der Handhabung seiner kleinen Axt, mit
welcher er kleinere Arbeiten in Holz verfertigt. Das Bauen der Häuser und der Cannes ist aber eine
Kunst und wird durch Takelbajs oder Meister ausgeübt. Man unterscheidet zwei Arten von Häusern,
nämlich die Familienhäuser oder Blajs und die grossen Häuser Bajs. Sie zeichnen sich durch Dauerhaftigkeit
und Zweckmässigkeit aus und sind auch nicht ohne Geschmack gebaut.
Der Bau der grossen Häuser, Bajs, ist eine politische Sache und findet jetzt nicht mehr statt,
weil die Bevölkerung nicht mehr wächst und daher genügend in den vorhandenen Gebäuden untergebracht
wird. Sie sind das Eigenthum des ganzen Landes und werden auch unter Mitwirkung aller Häuptlinge
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gebaut. Das Holz dazu wird auf der Insel Baobeltaob geschlagen und bearbeitet und in Stücken auf den
Bauplatz gebracht. Jeder Häuptling bezahlt einen Tlieil des Holzes. Die ganze Bevölkerung leistet
Handreichung bei dem Werke und ein paar Takelbajs übernehmen die Führung des Ganzen. Diese Meister
sind sehr geehrt und reich und haben je ihre eigenen Methoden zu arbeiten, welches die Eingeborenen der
Verschiedenheit ihrer Kalits zuschreiben.
Seit der Einführung der eisernen Instrumente werden die Arbeiten von den Eingeborenen mit
grosser Genauigkeit ausgeführt; sie benutzen dabei die kleine Handaxt, die aus einem flachen und für die
Canoes aus einem hohlen Meissei besteht. Die grossen Flächen werden glatt gehackt ohne die Hülfe
eines Hobels, dessen Benutzung für das hiesige harte Holz eine schwere Arbeit wäre.
Die grossen Bäume werden mit gewöhnlichen Aexten gefällt, dann werden sie vierkantig behauen
und diese werden auch in Bretter gespalten, wobei keine Säge gebraucht wird. Die Löcher bohrten
sie früher mit Haifischzähnen, jetzt aber mit eisernen Bohrern. Das einzige Werkzeug, welches die
Eingeborenen vor der Ankunft der Weissen hatten, war eine Axt, die aus dem Schlosstheile der Tridacna-
Muschel geschliffen wurde. Heute haben sie die grosse amerikanische Axt Kotylok, die kleine Axt Taleber
und ihren Tomahawk Kajbokl. Sie benutzen eine Schnur als Lotli und Winkelmesser; auch bezeichnen
sie die zu beobachtende Linie mit einem Stückchen Holz, das in Buss mit Wasser verdünnt eingetaucht ist.
Die Bajs, siehe Tafel III, Fig. 1, sind sehr solide Bauten, die wegen des Materials, schönes rotlies
Ebenholz, einen ziemlichen Werth haben. Dieses Holz ist das Herz aus den grossen Bäumen, die hier
Dort genannt werden. Ein solches Haus hat die Gestalt eines langen Vierecks, das über 100 Fuss lang
und 20 Fuss breit ist. Die Höhe bis zur Dachfirst beträgt 40 Fuss. Das Fundament besteht aus sechs
bis acht grossen, 20 Fuss langen, 3 Fuss hohen und IV2 Fuss breiten Balken, die je aus einem Stück
gehauen sind und die in der Mitte und mit den Enden auf Steinen liegen. Diese Balken laufen parallel
mit der schmalen Seite des Vierecks und werden durch tief ein gelassene lange Querbalken verbunden.
Auf diesen kömmt der durchaus solide und fein polirte Fussboden zu liegen. Die Bretter desselben sind
G Zoll dick und sind sie mit Löchern versehen, durch welche der Unrath und die Speiseüberreste in den
unteren Baum gefegt werden. Die Beinigung dieses unteren Baumes geschieht von Zeit zu Zeit oder
man überlässt sie auch den frei herumlaufenden Schweinen.
In die den Fussboden seitlich begrenzenden starken Balken werden vertikal je G Fuss von einander
ebenfalls sehr starke Balken eingelassen, die als Bippen oder Pfeiler für die Wände dienen, die kaum die
Höhe von G Fuss haben, sie bestehen aus lauter 4 Zoll dicken Brettern. Auf diesem so umgrenzten
viereckigen Baum kömmt nun das sehr hoch und steil aufsteigende Dach, dessen Baum von dem des
Hauses nicht getrennt ist. Im Vergleich zu dem unteren, sehr solid gebauten Baum, der- Monate zu
seiner Verfertigung in Anspruch nahm, ist das Dach sehr nachlässig und leicht gebaut. Der Grund
davon mag in den hier öfters anftretenden Stürmen liegen, die jedes Mal alle Dächer und leicht gebauten
Häuser mit sich nehmen.
Das Haus hat in der Giebelfronte je eine und auf beiden Seiten zwei Oeffnungen von der Höhe
der Wand und mit einer Breite von 4 bis 5 Fuss, die als Fenster und Thüren zugleich dienen. Sie werden
durch leichte Schirme von Bambusrohr und Blättern geschlossen.
Das ganze Haus wird von Innen und Aussen bemalt. Der Fussboden wird mit rothem Ocker, in
AVasser zerrieben, bestrichen und dann mit einer Art Firnisslack überzogen und blank polirt. Der rothe
Ocker wird aus dem Districte Enkassar bezogen. Der Firniss aus der Nuss des Karitem-Baumes diu'cli
Auskochen gewonnen.
Die AVände sind im Innern alle rotli bestrichen, von Aussen sind sie gelb, roth und schwarz
bemalt und mit Muschelstücken in regelmässigem Muster ausgelegt. Die Oberflächen der Balken im Innern
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sind mit bemalten Holzschnitzereien, die die Sagen und Traditionen versinnlichen, verziert, und der
vom Dache eingerahmte Theil der beiden Giebelfronten ist ein grosses Bildwerk. Ein solches Haus
wird mit vielen Geldstücken bezahlt und es könnte sich der Preis nach unserem Geldwertlie bis auf
1000 Thaler belaufen.
Die Wohn- oder Familienhäuser, Blaj genannt, sind viel leichter und kleiner gebaut, aber nicht
weniger elegant und dauerhaft. In den Bajs wird alles durch Zusammenfügung und durch das Gewicht
der einzelnen Theile zusammengehalten, in den Blajs dagegen werden die Tlieile mit dem Greel, einem
m
aus Cocosnussfasern gewonnenen Bindfaden, zusammengebunden. Der Fussboden ist ebenfalls erhaben,
er besteht aber gewöhnlich aus nebeneinander liegendem Bambusrohr, was das Haus luftig und kühl macht
und das Beinhalten des Innern wesentlich erleichtert. Die Wände sind aus Bambusrohr und Arekablättern
zusammengeflochten und das Dach dem des Bajs gleich aus Arekablättern verfertigt.
Die Fahrzeuge der Palauer sind ebenfalls Erzeugnisse der Takelbajs oder Meister und die Ein¬
geborenen verstehen nur sie im gehörigen Stande zu erhalten. Die Canoes oder Amlajs zerfallen in
Kabekels, Kaeps und Ivotraors. Ihre Formen sind alle gleich und der Unterschied liegt bloss in der
Grösse und der Gebrauchweise.
Der Kabekel ist ein GO bis 70 Fuss langes Fahrzeug, das gewöhnlich aus einem grossen Baumstamm
durch Aushacken verfertigt wird. Man richtet es bis auf 40 Puder ein. Die Breite ist zu der grossen
Länge sehr gering und beträgt kaum 2 Fuss. Die Tiefe ist in der Mitte 2 Vs Fuss, sie wird aber gegen
die Spitzen zu immer flacher. Das ganze Fahrzeug ist ein ausgehöhlter Kiel, der auf dem Wasser durch
den auf der Seite angebrachten Balancirbaum aufrecht gehalten wird. In der Mitte des Kahns ist über
demselben ein Gerüst angebracht, das mit Bambusrohr gedeckt ist, auf welchem das Gepäck und die
Häuptlinge ihren Platz haben. Die vierzig Mann sitzen in dem eigentlichen Fahrzeuge, einer hinter dem
andern und bewegen es mittelst ein paar Fuss langer löffelförmiger Puder mit einer Erstaunen erregenden
Geschwindigkeit. Das ganze Fahrzeug ist roth angestrichen und an den Bändern mit Muschelschalen und
Perlmutter in Mustern und Figuren ausgelegt. Ein solches Kabekel ist das Eigentlmm eines Kaldebekels
oder Klubs und wird im Kriege oder bei Reisen der Häuptlinge gebraucht. Sein Preis ist sehr hoch, weil
die Verfertigung viel Zeit erfordert. Die Kaeps sind ähnlich gebaut, aber um die Hälfte kleiner und
führen ein Segel. Sie sind das gewöhnliche Verkehrsmittel der Insulaner, (siehe Tafel III Fig. 2.)
Diese Palau-Canoes unterscheiden sich von den Canoes aller Südsee-Insulaner dadurch, dass sie
ungemein niedrig und flach sind, im Verhältniss zur Länge des Fahrzeuges und zur Grösse des Segels.
Sie eignen sich deshalb auch nicht zu weiten Seereisen, welche die Einwohner der Insel Yap, Mackenzie-
Islands- , Ralick und Chains-Inseln, unternehmen. Die Canoes sind für kurze Seereisen bestimmt und
leisten hierbei Ausserordentliches. Das leichte und scharfe Kaep durch ein grosses dreieckiges Segel
gezogen, gleitet mit dem leisesten Windhauche mit Blitzesschnelle über die Wogen. Wenn auch eine
gewaltige Schwelle gegen das Canoe sich heranwälzt, sie findet nirgends Widerstand, sie liebt das Canoe,
zerschneidet sich an seinen Spitzen und Kanten und hemmt nicht im Geringsten seinen Lauf. Es geht
so scharf an dem Winde, dass kein Schiff oder Boot es mitmachen könnte. Kubary hatte öfters Gelegenheit,
mit dem Palau-Kaep zu segeln und einmal wurde es bei einer sieben Mann starken Besatzung von einem
heftigen Sturme gepackt. Es wurde fünf Meilen vom Lande abgetrieben und auf einer wild bewegten
See fast die ganze Nacht durch aufgehalten. Das kleine Fahrzeug war fast fortwährend unter AVasser
und wurde so gewaltig herumgeworfen und geschaukelt, dass Kubary kaum glaubte, glücklich an's Land
zu kommen. Die Eingeborenen waren aber voll Zuversicht in die Stärke ihres Canoes. AVenn sie auch
etwas aufgeregt waren, so kauten sie doch beständig ihren Alalamak und das war der beste Beweis, dass
sie noch nicht die Hoffnung aufgegeben hatten, an's Land zu kommen. Gegen Morgen legte sich die
' 09,*;
äoO
60
heftige Regenbööe und das Ivaep gelangte glücklich nach Korror. Das Canoe hatte sehr wenig gelitten;
bloss der Kitt, der die Käthe umgiebt, war hin und wieder geborsten, aber der Bindfaden, mit welchem
die zahlreichen Stücke des Gerüstes zusammengebunden sind, war fest wie Eisen. Ein Kaep, wenn es
gut sein soll, ist tlieuer und kostet einen Kalebukub, was bis 50 Thaler sein kann.
Ein Kotraor ist ein kleineres immer noch über 15 Fuss langes Fahrzeug, das weniger für das
Segeln berechnet ist. Es wird durch einen oder zwei Mann mit einer Bambusstange geschoben und ist
im flachen Wasser ein sehr bequemes und geschwindes Verkehrsmittel. Die Prers bestehen bloss ans
einem Bambusfloss und werden von den Eingeborenen selbst verfertigt.
Besondere Takelbais geben sich mit dem Verfertigen von Holzgeschirr ab. Diese sind Teller,
Schüsseln und ganz grosse tischförmige oder cylinderförmige Behälter, die alle schön roth bemalt und mit
Perlmutter aursgelegt sind. Die flachen Teller heissen Kongal, die tiefen Schüsseln Buk. Diese beiden
Arten sind das gewöhnliche Essgeschirr der Einwohner und finden sich auch in dem ärmsten Hause. Die
runden, Kaliduit, und die viereckigen, Kongolungul, tischförmigen Behälter, auf welchem das Taro den
Rnpaks und fremden Gästen vorgesetzt wird, verfertigt man bloss für die grossen Häuser, Baj’s, oder die
reichen Leute.
Bevor die Schiffe die eisernen Töpfe einführten, versahen die Frauen aus dem Distrikt Ejrraj
ganz Palau mit Thongeschirr. Diese schüsselartigen Töpfe waren für das Kochen der Fische und Taro
bestimmt, sie waren gebrannt aber nicht glasirt.
Der Distrikt Arekolong versieht Palau mit Schmucksachen, wohin vorzugsweise Schmuckgegenstände
für die Frauen gehören. Wenn die Erzeugnisse dieses Gewerbfleisses auch nicht grossartig sind, so
bezeugen sie die grosse Geduld dieser Kinder der Natur. So z. B. gehören zu einem Kau oder Frauengürtel
über 150 bis 200 fein polirte Stücken. Ein jedes Stück muss einzeln ans dem roth gefärbten Sclilosstheile
einer Muschel ausgebrochen, dann ohne Werkzeug geschliffen und in der Mitte durchbohrt werden. Der
fertige Gürtel ist symmetrisch und geschmackvoll und verlangte viel Zeit zu seiner Verfertigung. Er
wird hoch bezahlt. Eine andere Art Gürtel wird aus den Schalen der Cocosnuss ausgeschliffen und diese
ist billiger. Das Verfertigen von Sachen aus Schildpatt ist wieder eine andere Takelbajs-Beschäftigung.
Hierher gehören kleine Näpfe, Löffel, Ohrringe, Armbänder, Deckel für die Bambus, in welchen die
Eingeborenen ihren Kaukalk tragen können u. s. w. Das Schildpatt wird in lieissem Wasser erweicht
und in Holzformen nach Belieben bearbeitet. Das Schildpatt selbst, besonders das weisse ohne schwarze
Adern, wird hier hoch geschätzt und die Gegenstände aus demselben theuer bezahlt.
Die kleinen Beschäftigungen, wie die Reparatur der Häuser und Canoes, sind allen Eingeborenen
geläufig. Auch dann und wann greifen sie den Takelbajs in s Handwerk, aber nie im Grossen. Die Sitte
ist, dass kein Eingeborener eine Sache gebraucht, die er selbst verfertigt hat; diese muss er verkaufen
und zu seinem Gebrauche bloss gekaufte verwenden.
In früheren Zeiten gingen die Männer nackt, welches auch noch heute im Norden der Gruppe
Sitte ist. Man verfertigt jedoch auch eine Art Zeug aus dem Brodfruchtbaume. Die Frauen verfertigen
sehr zweckmässige Schürzen, Kariuts, aus Pandanen-Blättern, von welchen hier zahlreiche Arten Vorkommen.
Diese Schürzen, die ganz so sind, wie sie die Männer auf den Marshall-Inseln tragen, sind der einzige
Anzug der Frauen von Palau. Der Bedarf eines Hauses, den sie befriedigen, ist ein grosser. Ausserdem
werden auch Kariuts von Pililu und Kajangle bezogen.
Die Frauen flechten auch Matten und Körbe, die aber nicht mit den Frauenarbeiten der
Mackenzie- Gruppe und den übrigen Inseln der Carolinen verglichen werden können.
Einen besonderen Handelsartikel bringen die nördlichen Districte zum Verkauf; es sind dieses
Confecte und Süssigkeiten, von welchen die Palauaner grosse Freunde sind. Sie werden auch als Vorräthe
236
Gl
für Feierlichkeiten, Empfange und Seereisen gehalten. Der Hauptbestandteil von diesen Süssigkeiten
ist der aus der Cocosblüthe gewonnene Syrup, der mit verschiedenen Früchten eingedickt, in Blätter
eingewickelt, elegant gebunden in den Handel kommt und im Grossen gekauft wird. Manche von diesen
Confecten würden recht gut für die Schaufenster von Delicatessenhandlungen passen. Dahin gehören
folgende Arten:
1) Der Syrup wird mit dem gehackten Kern der Cocosnuss vermischt und am gelinden Feuer
verdickt. Diese Art wird hart wie Stein, je länger sie aufbewahrt wird. Sie heisst Aulelt und wird in
prismatischen, geschickt in Bananenblätter eingepackten, Bündeln verpackt. Hundert Stück von je bis
5 Pfund Gewicht, kosten einen Kluk bis einen Kalebukub, d. h. bis GO Tluiler.
2) Der Syrup wird über starkem Feuer erwärmt und dazu die Kerne aus der Frucht der Terminalia
catappa gemischt. Die abgekühlte Masse ist hart, und nähert sich den mit Zucker kandirten Mandeln.
Dieser Artikel heisst Myjek und kommt in ähnlichen Bündeln wie der Vorhergehende in den Handel;
der Preis ist derselbe.
3) Die Frucht des Melonenbaums Carica Papaya wird in dünne Streifen zerschnitten und mit
dem Syrup eingekocht. Diese ziemlich weichen, sehr süssen Conti turen heissen Golssureor, halten sich
aber nicht lange.
4) Die Taröknolle wird zerrieben und wie Nr. 1 behandelt. Der so erhaltene Mergou ist eine
sehr nahrhafte sich sehr lange haltende Speise. Sie wird sehr gut bezahlt und wird gewöhnlich als Vorrath
in den Canoes mitgenommen.
Aus Arrow-root, Pandanen und Brodfrucht werden ebenfalls ähnliche Speisen bereitet.
Zu den gewöhnlichen alltäglichen Beschäftigungen gehört vorzugsweise der Fischfang. Ein oder
zwei Mitglieder einer Familie gehen fast jeden zweiten Tag zu diesem Zweck auf die See. Der Fischfang
im Kleinen wird im Kotraor-Canoe mit dem Speer oder der Angel betrieben. Die Palau-Eingeborenen
sind sehr geschickte Speerwerfer und nie kommt ein Canoe an’s Land, ohne einige Fische gespeert zu
haben. Die kleine Fischerei hat bloss die Befriedigung des Hausbedarfes zum Zweck. Das Einsammeln
der Muscheln übernehmen die Knaben.
Im Grossen benutzt man zur Fischerei grosse und starke Netze und diese wird auf Befehl der
Häuptlinge von mehreren Ortschaften gemeinschaflich betrieben. Manche Fische werden nur in gewissen
Jahreszeiten angetroffen und jede Art ist einer Ortschaft zugewiesen, die in dem Rufe stellt, sie am besten
fangen zu können.
Der Fischgrund ist an die Ortschaften ausgetheilt und die besten und nächsten Stellen sind für
die Regierung bestimmt. Viele Häuser sichern sich einen regelmässigen Fang von Fischen, indem sie
Käfige aus Bambusrohr in eine Tiefe von ein Paar Faden einsenken. Diese Käfige werden geschickt mit
Korallen und Steinen bedeckt, so dass die Fische die Falle nicht merken, aus der sie nicht mehr heraus
kommen können.
Nach dem Fischfang wird der Schildkrötenfang besonders gepflegt; derselbe ist aber bloss in gewissen
Jahreszeiten ergiebig. Diese Fischerei ist wegen des dazu erforderlichen grossen Netzes nur den Reichen
zugänglich. Eine grosse lebendige Schildkröte wird hier mit ungefähr TVa Tlialer bezahlt.
Die Bereitung der Nahrung ist auch die Pflicht der Männer, obwohl die Frauen daran Theil
nehmen. Die Eingeborenen sind tüchtige Köche und verstehen auch für einen europäischen Gaumen nicht
zu verachtende Speisen zu bereiten. Im Allgemeinen begnügen sie sich mit im Salzwasser gekochten
Fischen, Taro und Cocosnuss; das bessere Essen für Besuchende bestimmend. Die Schweine, Ziegen und
Hühner kochen sie in halb und halb Siisswasser und Seewasser, wozu sie als Zugaben geschnittene Cocosnuss,
Gelbwurz, Ingwer und gewisse Blätter geben und dadurch eine kräftige und aromatische Brühe gewinnen.
237
62
Zum langem Aufbewahren einmal gekochten Fleisches haben sie mehrere Methoden, die im wesentlichen
auf das Räuchern beruhen. Auf diese Weise erhalten sie Fische und Schweinefleisch über eine Woche
lang, was in dem heissen Klima viel sagen will. Aus Arrow-root und Brodfrncht bereiten sie auch mehrere
Speisen, die ähnlich denen sind, die ich auf den Marschall Inseln vorfand.
In der Noth werden auch die Triebe einer Rhizophora-Art und die Knollen zweier dem Arum
verwandten Arten gegessen.
Das gewöhnliche Getränk ist Ajlang, Wasser mit Syrup versiisst. Der Verbrauch des Syrups ist
so gross, dass er meistens im Vorrath gehalten wird. Er wird gewonnen, indem man den durch das
Anschneiden der Cocosbltithe erhaltenen Saft in grossen Töpfen einkocht und abschäumt, bis die vorher
dünne und weisse Flüssigkeit dunkelbraun geworden ist. Wasser mit diesem Syrup vermischt und gewürzt
mit Orangenblättern und Lavendelgras und erwärmt ist ein sehr angenehmes Getränk.
Zu den öffentlichen Beschäftigungen eines jeden Eingeborenen ohne Unterschied des Ranges gehören
das im Stande halten der grossen Häuser, Bajs, der öffentlichen Wege und der Steindämme. Ist in einem
Baj eine bedeutende Reparatur vorzunehmen z. B. das Dach neu zu decken, so muss ein jeder Häuptling
den ihm zukommenden Tlieil des Daches liefern und alle Kaldebekels stellen ihre Leute dazu und gewöhnlich
wird ein Dach von ungefähr 4000 Quadratfuss Inhalt in einem Tage gedeckt.
Das vor dem grossen Hause dem Megetyj auf dem Wege wachsende Unkraut wird von den
Häuptlingen selbst ausgerissen; vor den andern Baj’s timen es die Mitglieder des Klubs. Den Rest des
Weges auf seiner ganzen Länge halten die Frauen vom Unkraut rein.
Jede grosse Ortschaft besitzt auf der Seeseite einen langen und hohen Steindamm, der bis zum
Fahrwasser reicht. Er ist bei der Ebbe gewöhnlich der Landungsplatz. Der Damm von Korror ist eine
englische Meile lang und circa 10 Fuss hoch, er ist aus Steinen und Korallblöcken erbaut. Wird dieser
Damm, hier Gades genannt, durch die See beschädigt, so wird in dem grossen Rathhause das Horn geblasen
und die Mannschaften begeben sich auf denselben, um ihn wieder herzustellen.
Der Krieg ist eigentlich auch eine tägliche Beschäftigung. Jeder Eingeborene von Korror ist Tag
und Kaclit auf einen möglichen Ueberfall vorbereitet; er hat stets im Munde die Worte Mokumat, Krieg
und Kopfabschneidern Die schwache Bevölkerung aber und die Einführung der Feuerwaffen haben den
persönlichen Muth verbannt und in den letzten zehn Jahren gab es keinen regelmässigen Benget, wie ein
grosser Krieg genannt wird. Heute betreibt man bloss: Margorok aragad das ist, man stiehlt Leute. Ein
Kaldebekel bekommt die Laune einen Kopf zu stehlen, ohne dass die Regierung davon weiss. Die Leute
gehen in der Nacht in einem Canoe in die feindliche Nachbarschaft und suchen einen Eingeborenen auf
dem Fischfänge zu überraschen. Gelingt der Zug, so sind sie frei von Strafe; kommen sie aber ohne Kopf
heim, was in den letzten Jahren fast immer der Fall war, so wird das Haupt des Klubs schwer bestraft.
Diese Züge sind daher selten und ein wirklicher Krieg besteht schon lange nicht mehr in Palau.
238
Beiträge zur Kenntniss der Fidschi-Insulaner.
I.
Die physischen V erhältnisse der Bewohner.
Von
J. W. Spenge!.
w ährend zweier längerer Reisen in den Fidschi- Inseln gelang es Herrn Dr. Gräffe, in den Besitz
einer Anzahl von Schädeln zu kommen, eine Aufgabe, die keineswegs so leicht ist, wie sie auf den ersten
Blick erscheinen mag. Ein Beweis dafür ist die Thatsache, dass trotz des Cannibalismus des Volkes und
trotz der Sitte, die Köpfe der erschlagenen und verzehrten Feinde offen in den Bäumen des Dorfes
aufzustellen, Schädel von Fidschi-Insulanern grosse Seltenheiten sind. ') Jeder Schädel repräsentirt ein
Stück der Geschichte des Volkes und der Entführung eines solchen würde bald die blutige Rache folgen.
So wird es erklärlich, dass aus dem Innern der grösseren Inseln, Viti-Levu und Vanua-Levu, bisher kein
Exemplar in unsere Sammlungen gekommen ist. Auch die von Herrn Dr. Gräffe gesammelten Schädel
stammen leider sämmtlich von kleineren Inseln, von Oneata, Mango, Ovalau, und Vokaya, was um so
mehr zu bedauern ist, als wir es hier, wie an den Küsten der grösseren, vielleicht nicht mehr mit ganz
reinen unvermischten Fidschianern zu thun haben werden. r)
Von den durch Herrn Dr. Gräffe nach Deutschland gelangten Schädeln befinden sich augenblicklich
im Museum Godeffroy sechs Exemplare; leider ist nur einer davon mit einem Unterkiefer versehen; dagegen
sind zwei lose Unterkiefer vorhanden. Ausserdem wurde ein Schädel an die anatomische Sammlung in
Marburg und einer an die zoologische Sammlung in Heidelberg abgegeben, während ein dritter nach Zürich
kam, ohne dass derselbe jedoch jetzt aufzufinden wäre. Die Herren Prof. Lieberkühn in Marburg und
Prof. Pagenstecher in Heidelberg hatten die Freundlichkeit, mir die oben erwähnten Schädel der ihnen
unterstellten Sammlungen zur Untersuchung mitzutheilen, wofür ich denselben hiemit meinen besten Dank
ausspreche.
Meine Hauptaufgabe wird es nunmehr sein, die acht mir vorliegenden Schädel zu beschreiben und
die wichtigsten Maasse derselben mitzutheilen. Daran soll sich eine kurze Besprechung der übrigen im
Museum Godeffroy befindlichen Skelettheile schliessen und endlich ein Entwurf eines Gesammtbildes von
') In der gesammten Literatur finde ich fünf Schädel und einige Fragmente erwähnt; nämlich zwei in Dumoutier,
Atlas Anthropologique zu Dumont D’Urville »Voy. au Pole Sud,« pl. 33 mit vortrefflichen Abbildungen in V2 nat. Gr. en face und
en profil, einen in Nott and Gliddon, »Types of Mankind,« p. 437 (aus Martin, »Man and Monkey.« auch in Prichard, »Nat.
Hist, of Man,« 3. ed. p. 351 übergegangen), mit einem Holzschnitt, der den Schädel in etwa 'U nat. Gr. darstellt; in Davis
Sammlung befinden sich nach dem Thesaurus craniorum p. 314 zwei weibliche Schädel, zwei männliche unvollkommne ( alvaria
und einige Trümmer eines dritten männlichen Schädels. Masse eines Fidschi-Schädels ohne genauere Angaben über Herkunft etc.
finden sich ferner in De Rochas’ Aufsatz »Sur les Neo-Caledoniens.« (Bull. Soc. d’Anthrop. 1860. T. I. p. 400).
2) Allerdings trägt ein Schädel, Nr. 7, die Aufschrift »Yiti Levu Native, Indis- Höhle Vokaya,« doch scheint diese
Angabe nicht ganz sicher begründet zu sein.
239
64
dem physischen Habitus der Bewohner, dieses durch seine geographische Lage so interessanten Insel-
Archipels, soweit ein solches nach unsern bisherigen Kenntnissen überhaupt auszuführen ist. ’)
Ko. I.
Der auf Tafel 5 dargestellte Schädel bildet einen Theil eines fast vollständigen im Besitze des
Museum Godeffroy befindlichen Skelettes. Dasselbe wurde von Herrn Dr. Gräffe auf der kleinen aus einem
einzigen Vulkane bestehenden Insel Mango ausgegraben, nachdem diese in den Besitz eines Weissen
gekommen und die ursprünglichen Einwohner, die sich nach Herrn Dr. Gräffe’s Meinung ziemlich frei von
Vermischung mit Tonganesen erhalten hatten, auf die Insel Vuna oder Taviuni hinübergeschafft worden waren.
Der Schädel muss allen Anzeichen nach einem kräftigen ausgewachsenen Manne angehört haben.
Von den erhaltenen Zähnen erscheint der linke Eckzahn des Unterkiefers stark abgeschliffen, während
die Backzähne nur wenig abgenutzt sind. Die Nähte beginnen zu verstreichen: die Kronennaht ist bis
auf zwei symmetrisch gelegene Stellen, in der Gegend der Schläfenlinien, obliterirt; die Lambdanaht ist
zum grossen Theil und die Pfeilnaht bereits völlig geschlossen. Doch ist der Verlauf sämmtlicher Nähte
noch deutlich erkennbar.
Schon bei oberflächlicher Betrachtung fällt die mächtige Ausbildung fast sämmtlicher Muskelleisten
auf. Vom processus zygomaticus des Stirnbeins aus verläuft die linea semicircularis temporum inferior
(Hyrtl) in Gestalt einer Crista bis etwa an die Kronennaht, um hier schwächer zu werden und gegen
die obere Schläfenlinie, die als Begrenzung eines starken, durch seine glattere Oberfläche gegen die mehr
poröse Umgebung abstehenden Knochenwulstes erscheint, zurückzutreten. Der gewaltig entwickelte,
knorrige processus mastoideus, sowie die scharfe protuberantia occipitalis externa, tragen nicht wenig zum
Charakter des Schädels bei, ebenso die stattlichen arcus superciliares, durch welche die sonst recht gute
Wölbung der Stirn wesentlich beeinträchtigt wird. Der Grad der Prognathie ist dagegen mässig, indem
der »Profilwinkel« * 2) 86° beträgt. An dem breiten, steil aufsteigenden Aste des Unterkiefers scheint
sich ein kräftiger masseter inserirt zu haben, eine Vermuthung, in der man durch einen Blick auf
den auffallend breiten und zackigen untern Band des Jochbogens bestärkt wird. In der Norma frontalis
überrascht die Breite der Scheidewand zwischen den grossen viereckigen Augenhöhlen, während die apertura
pyriformis nur mässig gross ist. Tubera frontalia sind nicht zu erkennen. Die Jochbeine treten wenig
hervor. Nach der Norma verticalis steht der Schädel nahe der Grenze zwischen Meso- und Brachycephalie,
indem sich aus seiner Länge von 184 mm. und seiner Breite von 146 mm. ein Längenbreiten-Index von
79.3 berechnet. Die grösste Breite liegt im siebenten Zehntel der Länge, von der Stirn aus gerechnet,
und verhält sich zur geringsten Breite (an der Stirn, oberhalb der processus zygomatici) etwa wie 10 : 7.
Aus dem Verhältnis der Höhe von 137 mm. zur Breite ergiebt sich ein Breitenhöhen-Index von 93.8,
aus dem der Höhe zur Länge ein Längenhöhen-Index von 74.5. In der Norma occipitalis erscheint der
Schädel als ein Piinfeck, dessen Höhe etwas geringer ist, als die Breite. An dem Hinterhaupt sind die
untere und hintere Fläche durch die stark entwickelte linea nuchae superior scharf von einander
gesondert. Die linea nuchae suprema und inferior sind nur schwach ausgebildet. Dagegen ist die crista
mediana in ihrer vorderen Hälfte fast scharf wie ein Messer und von zwei Gruben eingeschlossen. Das
foramen magnum ist oval. (Index 83.3.)
') Die 1860 im Museum Godeffroy vorhandenen Schädel waren bereits Herrn Prof. Kölliker in Würzburg zur Bearbeitung
übergeben; dieser sandte dieselben jedoch wegen Ueberhäufung mit andern Arbeiten zurück, nachdem er darüber in einer
Sitzung der Medicinisch-physikalischen Gesellschaft zu Würzburg einige kurze Mittheilungen gemacht hatte (s. Neue Würzburger
Zeitung. 1869, Nr. 159).
2) S. die Erklärung zur Tabelle der Schädelmasse,
240
G5
No. II.
Der auf Tafel G dargestellte Schädel stammt von derselben Insel Mango, und wurde dort nebst
mehreren andern und andern Skelettbeilen in einer nur durch Leitern zugänglichen Höhle gefunden. Die
Angabe, »Ueberrest einer kannibalischen Mahlzeit«, die sich auf der dem Schädel beigegebenen Etikette
befindet, scheint unbegründet. Dieser Schädel zeigt in vielen Punkten ein dem Vorhergehenden entgegen¬
gesetztes Verhalten. Durch seine durchweg runden und sanften Contouren, wie durch die schwache
Entwicklung aller Cristen und Linien, giebt er sich offenbar als einem weiblichen Individuum angehörig
zu erkennen. Die suturae spheno-parietales und spheno- frontales sind geschlossen, die sutura sagittalis
beginnt zu obliteriren und von der Nasofrontalnaht ist rechterseits nur noch eine Spur vorhanden, während
sie auf der linken Seite vollkommen offen ist. Die übrigen Nähte sind offen. In der Lambdanaht befinden
sich ausgedehnte Nahtknochen.
Norma temporalis: Beide Schläfenlinien sind ziemlich deutlich ausgeprägt, die untere jedoch nur
bei geeigneter Beleuchtung erkennbar. Die Schläfenschuppe ist schmal und niedrig, der processus mastoideus
zart. Arcus superciliares und Stirnhöcker fehlen fast vollständig. Dagegen ist der Schädel viel prognather
als der vorhergehende, indem der Profilwinkel 81.5° beträgt.
Norma frontalis: Schon hier fällt die ungewöhnliche Schmalheit und Höhe des Schädels aus,
namentlich des Hirnschädels, obwohl auch die Jochbeine nur unbedeutend hervortreten; der Oberkiefer
erscheint am Alveolarrande sehr schmal. Dabei sind die Augenhöhlen hoch und breit, doch mehr rundlich
als beim Schädel No. I.
Norma verticalis: Der Schädel erscheint hiernach als ein exquisiter Dolichocephalus indem die Länge
von 180 mm. sich zur Breite von 1 IG mm. verhält wie 100 : 64.4. Die grösste Breite liegt etwa an der
Grenze zwischen dem sechsten und siebenten Zehntel der Länge von der Stirn aus gerechnet, und verhält sich
zur geringsten Breite ungefähr wie 10 : 8. Aus dem Verhältnis der Höhe von 138 zur Breite ergiebt
sich ein Höhenbreiten-Index von 118.9, und aus dem der Höhe zur Länge ein Höhenlängen-Index von 7G.6.
In der Norma occipitalis erscheint der Schädel als ein Fünfeck, dessen Höhe die Breite ziemlich
bedeutend übertrifft, und dessen nahezu gerade parietalen Seiten fast senkrecht stehen. Am Hinterhaupt
gehen die hintere und untere Fläche, bei nur schwach angedeuteten Nackenlinien, mit ziemlich sanfter
AVölbung in einander über, während die protuberantia externa ganz fehlt.
Die Basis des Schädels ist fast vollständig durch Ulcerationen zerstört, die sich auch auf den
grössten Theil der inneren Schädeloberfläche, den Körper und die Flügel - Fortsätze des Keilbeins, das
Siebbein und Tlieile der Gaumenbeine und der Oberkieferbeine erstreckt haben. r)
No. III.
Der auf Tafel 7 dargestellte Schädel wurde in derselben Höhle auf der Insel Mango wie der
vorhergehende gefunden, und hat leider nur zu deutlichen Spuren gleicher Ulcerationen aufzuweisen. Das
') Nach mündlichen Mittheilungen des Herrn Dr. G raffe rühren diese Verletzungen keinenfalls von Syphilis her,
so sehr auch das Ansehen für solche zu sprechen scheint, denn Syphilis war zu der Zeit, aus der dieser Schädel stammen
wird — derselbe ist jedenfalls nicht jünger als gegen Ende des vorigen Jahrhunderts — auf den Fidschi-Inseln noch unbekannt,
wie sie es nach Dr. Gräfte ’s Aussagen, mit denen auch die von Wilkes (Narrative of the U. S. Exploring Expedition, vol. III.
p. 327) übereinstimmen, auch heutzutage noch ist. Herr Dr. Gräffe erklärt die Verletzungen nach seinen Erfahrungen als die
Folge eines auf den Fidschi-Inseln sehr häufigen Lupus, während Wilkes (a. a. 0. p. 326) eine der Framboesia (»yaws«) ähnliche
unter dem Namen »dthoke« auf diesen Inseln bekannte Krankheit schildert, welche ähnliche Wirkungen herbeiführen zu können
scheint (sin adults the perioranium is oftener affected than in children, the bone is denuded, and frequently peaces of the
table of the skull come away. ... Cases are by no means rare of the loss of the palate and nose.») Näher auf diese I rage
einzugehen, ist hier nicht der Ort.
241
9
66
Individuum scheint mit dieser Krankheit lange gelebt zu haben, indem der Schädel auf der afficirten rechten
Seite erkennbar in der Entwicklung gegen die linke zurückgeblieben ist, so zwar, dass die Achse des
Schädels in der Komm basilaris deutlich geknickt erscheint. Durch die Krankheit zerstört sind: die
hintere Hälfte des rechten os parietale, der an das Hinterhaupt grenzende Theil des os temporum, und
der grösste Theil der tabula vitrea der Innenfläche. Von diesen krankhaften Theilen sind posthum noch
ziemlich beträchtliche Stücke abgebrochen; ebenso scheint ein grosses Loch rechts vom foramen magnum
erst aus jüngerer Zeit zu stammen.
Der Schädel wird einem kräftigen ausgewachsenen Manne angehört haben. Die fünf erhaltenen
Backzähne sind noch wenig abgeschliffen. Die Nähte sind mit Ausnahme der durch die Krankheit
afficirten Pfeil- und Lambdanaht, welche zum Theil verwachsen sind, noch vollkommen offen. Zwischen
den Augenbrauenbögen findet sich ein Rest der sutura frontalis.
Norma temporalis: Beide Schläfenlinien sind deutlich ausgebildet; die untere verläuft über dem
Zitzenfortsatz als stattliche Crista. Die Stirn ist recht gut gewölbt, mit ziemlich deutlichen Tubera und
mächtigen Superciliarbögen. Auch die tubera parietalia sind ziemlich bestimmt. Am Hinterhaupt ist die
hintere Fläche gegen die untere scharf abgesetzt. Der Grad der Prognathie ist bedeutend, indem der
Profilwinkel 79° beträgt.
Norma frontalis: Die Stirn ist ziemlich breit und hoch; die Augenhöhlen sind etwas viereckig,
aber niedrig. Die apertura pyriformis ist von massiger Grösse.
Norma verticalis: Der Längenbreiten-Index ist der Verletzungen wegen nicht genau zu berechnen;
doch beträgt er ungefähr 72, so dass der Schädel jedenfalls als dolichocephal zu bezeichnen ist. Die grösste
Breite liegt im siebenten Zehntel der Länge und verhält sich zur geringsten etwa wie 10 : 6.qs. Aus dem
Verhältniss der Höhe von 14.4 mm. zur Breite von etwa 12.- mm. ergiebt sich ein Höhenbreiten- Index
von 113.4, und ans dem der Länge zur Höhe ein Höhenlängen-Index von 81.3.
In der Norma occipitalis erscheint der Schädel ziemlich deutlich fünfeckig, mit grösserer Höhe als
Breite, Die Zitzenfortsätze stehen kaum hervor. Von den Linien des Hinterhauptes fehlt die suprema
fast gänzlich, die übrigen sowie die protnberantia sind mächtig ausgebildet.
Norma basilaris: Besonders in dieser Ansicht fällt, wie bereits angedeutet, die verschiedene
Ausbildung der beiden Hälften des Schädels auf, und zwar des Hirnschädels, während der Gesichtsschädel
vollkommen symmetrisch geblieben ist. Die Hinterhauptslinien sind rechts nur angedeutet und der processus
mastoideus derselben Seite ist weit schmächtiger als der der andern. Das foramen magnum ist fast kreisrund,
indem der Längendurchmesser den Breitendurchmesser nur um wenig übertrifft (Index 96.6). Am Gaumen
ist ein beträchtlicher Rest der sutura incisiva erhalten. Die Griffelfortsätze sind sehr schmächtig und kurz.
No. IV.
Der auf Tafel 8 dargestellte Schädel stammt gleichfalls aus der bereits mehrfach genannten Felsenhöhle
auf Mango. Er hat offenbar einem ausgewachsenen Manne angehört, und ist fast vollständig wohl erhalten;
nur vom Zahnrand sind einige Stückchen abgebrochen; die Zähne fehlen sämmtlicli. Die Nähte sind
durchweg offen; nur unbedeutende Tlieile der Kronen- und Pfeilnaht beginnen sich zu schliessen. An der
Stirn ist noch ein kaum sichtbarer Rest einer sutura frontalis vorhanden.
Norma temporalis: Beide Schläfenlinien sind stark ausgeprägt, aber nicht im ganzen Verlauf
deutlich von einander getrennt, so dass sie stellenweise zu einer verschmelzen. Ueber der Ohröffnung und
dem Zitzenfortsatz erscheint die untere Schläfenlinie als Crista. Die Stirn ist ebenmässig gewölbt und
wenig fliehend; Superciliarbögen fehlen fast gänzlich, dagegen sind die tubera frontalia mässig deutlich.
Sehr hervortretend sind die Scheitelhöcker. Am Hinterhaupt sind die hintere und untere Fläche weniger
242
scharf von einander abgesetzt als bei Schädel I und III. Der Grad der Prognathie ist gering, indem der
Profilwinkel 84° beträgt.
%
Norma frontalis: Durch die mächtig vortretenden Scheitelhöcker erhält der Schädel ein sela-
eckiges Aussehen. Dabei springen die Jochbogen wenig vor. Die Augenhöhlen sind weit, eckig und
ziemlich hoch. Die apertura pyriformis ist sehr breit.
Norma verticalis: Auch in dieser Ansicht verleihen die vortretenden Scheitelhöcker dem Schädel
einen sehr ausgeprägten Charakter. Als Längenbreiten-Index finden wir bei einer Länge von 182 mm.
und einer Breite von 137 mm. 74.3, wonach wir den Schädel als mesodolichocephal bezeichnen müssen.
Die grösste Breite liegt im siebten Zehntel der Länge und verhält sich zur geringsten Breite etwa wie
10:7. Aus dem Verhältniss der Höhe von 136 mm., zur Breite von 137 mm, berechnet sich ein Höhen¬
breiten-Index von 99.3, und aus dem der Länge zur Höhe ein Höhenlängen-Index von 74.7.
In der Norma occipitalis ist der Schädel sehr deutlich fünfeckig mit fast gleicher Höhe und Breite-
Die kräftigen processus mastoidei treten stark hervor. Die Nackenlinien sind sämmtlich sehr deutlich,
auch die linea suprema. Die protuberantia ist ziemlich stark aber abgerundet. Die crista mediana ist
nur niedrig.
Norma basilaris: Das foramen magnum ist sehr länglich, (Index 81. s) die Condylen klein. Die
processus styloidei scheinen, nach den unbedeutenden Resten zu urtheilen, nur schmächtig gewesen zu sein;
die processus mastoidei dagegen sind ausserordentlich breit. Die untere Fläche der Jochbogen ist rauh
und namentlich im vordem Tlieile recht breit. Am Gaumen finden wir auch hier einen schwachen Rest
der sutura incisiva, aber versteckt von eigentümlichen baumartigen Unebenheiten, welche das vordere
Drittel des Gaumens bedecken.
No. V.
Der auf Tafel 9 dargestellte Schädel trägt die Aufschrift: »Aus einer Höhle auf One-ata. Ueberrest
einer kanibalischen Mahlzeit. « Habe ich für die auf Mango gefundenen Schädel die Richtigkeit dieses
Zusatzes bezweifeln zu müssen geglaubt, so trägt dieser Schädel die unverkennbaren Spuren eines gewalt¬
samen Todes durch einen Keulenschlag in Gestalt eines Bruches des Stirnbeines. Konnte man vielleicht
über das Geschlecht zweifelhaft sein, so kennzeichnet sich der Schädel schon hierdurch als einem Manne
angehörig. Dafür spricht auch die kräftige Ausbildung der Superciliarbögen, wie die Gesammtform, wenn
auch die Muskellinien grossentheils nicht sehr stark entwickelt sind und die Gaumenplatte auffallend klein
ist. Abgesehen von der erwähnten Verletzung ist der Schädel gut erhalten; die linke Schläfenschuppe ist
beim Eintrocknen abgespalten; aus der verticalen Platte des rechten Gaumenbeines ist ein Stückchen post
mortem ausgebrochen. Die Zähne fehlen sämmtlich; auch einige Tlieile des Zahnrandes sind ausgebrochen.
Die Griffelfortsätze sind gänzlich abgebrochen. Die Nähte sind ohne Ausnahme vollkommen offen und
zum Theil sehr reichlich mit Zacken und Nahtknochen versehen.
Norma temporalis: Beide Schläfenlinien sind schwach, aber erkennbar und stark geschwungen;
die untere endet über der Ohröffnung und dem Zitzenfortsatz als stattliche Crista. Die Stirn ist etwas mehr
fliehend als bei den meisten übrigen Schädeln. Die tubera parietalia treten wie bei dem Schädel No. IV
sehr stark hervor. Die Hinterhauptschuppe ist gewölbt, so dass sich die hintere und untere Fläche nicht
deutlich von einander absetzen. Der Zitzenfortsatz ragt lang und spitz nach unten hervor. Die Prognathie
ist bedeutend, indem der Profilwinkel 80.5° beträgt.
Norma frontalis: in dieser Ansicht stellt sich der Schädel etwa zwischen Schädel IT I und I \ .
Die arcus superciliares sind mächtig entwickelt, kaum angedeutet dagegen sind die tubera frontalia.
Die Augenhöhlen sind geräumig und eckig, die Scheidewand schmal. Die apertura pyriformis ist von
massiger Grösse und nicht so breit wie bei dem vorhergehenden Schädel. Rest einer Stirnnaht.
243
68
Norma verticalis : auch hier machen sich die Scheitelhöcker stark geltend und verleihen dem Schädel
ein eckiges Aussehen. Ans der Länge von 184 mm. und der Breite von 138 mm. ergiebt sich ein Längen¬
breiten-Index von 75; danach hätten wir den Schädel als mesodolichocephal zn bezeichnen. Die grösste Breite
liegt im siebenten Zehntel der Länge und verhält sich zur geringsten Breite etwa Avie 10 : 6.6. Aus dem
Verhältnis der Höhe von 145 mm. zur Breite berechnet sich ein Höhenbreiten-Index von 105. i und aus dem
der Länge zur Höhe ein Höhenlängen-Index von 78.8.
In der Norma occipitalis erscheint der Schädel weniger eckig als die meisten übrigen, (daj[die
Scheitelbeine sowie die Hinterhauptsschuppe ziemlich stark gewölbt sind. Die Zitzenfortsätze ragen spitz
nach unten hervor. Sämmtliche Hinterhauptslinien sind deutlich, wenn auch nicht eben stark ausgebildet;
die protuberantia occipitalis ist sehr schwach.
Norma basilaris: Das foramen magnum ist oval (Index 80.6) und sehr weit. Die Zitzenfortsätze
sind spitz und lang; die Griffelfortsätze sind ganz ausgebrochen. Die Gaumenplatte ist sehr klein und
wie bereits oben erwähnt etwas verletzt. Auch bei diesem Schädei finden wir einen ziemlich bedeutenden Rest
der sutura incisiva. Die Rauhigkeiten des breiten untern Randes der Jochbögen sind ausserordentlich stark.
No. VI.
Der auf Tafel 10 dargestellte Schädel stammt aus einer Höhle auf der Insel Vokaya. Derselbe
ist bereits stark calcinirt, daher sehr leicht und leider auch stark beschädigt. So fehlt die ganze linke
Hälfte des Gesichtsschädels nebst beiden Nasenbeinen. Die zahlreichen kleineren Verletzungen brauche
ich nicht namhaft zu machen, sondern kann auf die Abbildungen verweisen. In Bezug auf das Geschlecht
bin ich einigermassen zweifelhaft geblieben; doch scheint es mir am wahrscheinlichsten, dass der Schädel
einer Frau angehört hat. Die Nähte sind ohne Ausnahme vollkommen offen; die Kronennaht klafft stark,
die Sagittalnaht zeichnet sich durch Einfachheit aus. Von den Zähnen des noch vorhandenen rechten
Oberkiefers sind der zAveite und dritte Backzahn erhalten und wenig abgenutzt.
Norma temporalis: Die Schläfenlinien sind auf beiden Seiten sehr schwach entwickelt; die untere
endet Avie bei den übrigen Schädeln als Crista. Die Stirn ist recht gut gewölbt, mit mässig starken
Superciliarbögen beginnend. Die tubera frontalia sind ziemlich deutlich. Die Hinterhauptsschuppe ist
stark gewölbt, ohne Knickung, die Zitzenfortsätze scheinen nicht sehr kräftig geAvesen zu sein. Der Grad
der Prognathie ist nicht genau zu bestimmen, doch scheint er nur gering gewesen zu sein, etAva 86 °.
Norma frontalis: Die Orbitae sind sehr gross, aber Avie bei den übrigen Schädeln eckig. Die
Scheidewand ist sehr breit.
Norma verticalis: Bei der geringen Ausbildung der Scheitelhöcker erscheint der Schädel weniger
eckig. Aus der Länge von 175 mm. und der Breite von 132 mm. ergiebt sich ein Längenbreiten-Index
von 75.4; danach ist der Schädel als mesodolichocephal zu bezeichnen. Die grösste Breite liegt im siebten
Zehntel der Länge und verhält sich zur geringsten Breite etwa Avie 10 : 7.25. Aus dem Verhältnis der
Höhe von 141 mm. zur Breite ergiebt sich ein Höhenbreiten-Index von 106.8, und aus dem der Länge zur
Höhe ein Höhenlängen-Index von 80.6.
In der Norma occipitalis erscheint der Schädel ziemlich rundlich. Die Hinterhauptslinien sind
deutlich, aber nur scliAvach ausgebildet; die protuberantia occipitalis fehlt fast vollständig.
Norma basilaris: Das foramen magnum ist weit und oval, Index 83.3. Die Gaumenplatte ist
klein. Auch bei diesem Schädel ist ein deutlicher Rest der sutura incisiva erhalten, der sich durch die
ganze Länge des offengedeckten canalis incisivus verfolgen lässt. Ueber die Beschaffenheit des untern
Joclibogenrandes ist nichts zu sagen, da rechts nur ein Theil des Jochfortsatzes des Schläfenbeins erhalten
ist, während links die ganze Jochbrücke ausgebrochen ist.
244
69
No. VII.
Der Schädel der Heidelberger zoologischen Sammlung stammt von der Insel Ovalau.
Vollständig erhalten ist von diesem merkwürdigen, in seiner Form von den meisten übrigen ziemlich
bedeutend abweichenden Schädel nur der Hirnschädel mit Ausnahme des Siebbeins, das bis auf einen Tlieil
der lamina cribrosa abgebrochen ist. Vom Gesichtsschädel sind nur die Nasenbeine und der rechte
processus frontalis des Oberkieferbeines vorhanden. Auf den Scheitelbeinen finden sich an verschiedenen
Stellen kleine rundliche flache Exostosen; ähnliche verschliessen beiderseits einen grossen Tlieil des
knöchernen Gehörganges, möglicher Weise eine Folge der künstlichen Erweiterung der Ohrläppchen. ')
Die Stelle der ehemaligen hinteren Fontanelle erscheint als eine stark erhabene dreieckige Fläche.
Von den Nähten sind die Pfeil- und Lambdanaht im Obliteriren begriffen, die übrigen offen und zum Tlieil
sehr locker. Der Schädel scheint einem ausgewachsenen Manne angehört zu haben.
Norma temporalis: Durch die langen spitzen processus mastoidei und die geringe Knickung der
Hinterhauptsschuppe erhält der Schädel ein, von den bisher besprochenen, wesentlich abweichendes Aussehen.
Die Stirn beginnt an der Nasenwurzel mit mächtigen arcus superciliares und verläuft von der Höhe dieser
aus, stark fliehend nach hinten. An dem flachen Hinterhaupte springt eine fast hakenförmige Protuberanz
stark hervor. Die Schläfenlinien sind erkennbar, wenn auch die untere nur in ihrem vordem und hintern
Theile sehr deutlich ist, über der Ohröffuung mit einer hohen Crista endend.
In der Norma frontalis besitzt der Schädel, abgesehen von den vorspringenden Augenbrauenwülsten
viel Aehnliclikeit mit dem Schädel No. H. Er ist hoch und sehr schmal. In der Mitte des Stirnbeines
finden wir eine erhabene dreieckige Fläche, deren Spitze über der Glabella, deren Basis an der Kronennaht
liegt. Am meisten fällt die Aehnliclikeit mit No. n, jedoch in der Norma verticalis auf. Wir haben es
danach wieder mit einem exquisiten Dolichocephalus zu tliun, dessen Länge 193 mm., dessen Breite 125 mm.
beträgt; der Längenbreiten-Index ist demnach 64.8. Die grösste Breite liegt im siebten Zehntel der
Länge, von der Stirn aus gerechnet und verhält sich zur geringsten Breite etwa wie 10 : 8. Aus dem
Verhältniss der Höhe von 145 mm. zur Breite ergiebt sich ein Höhenbreiten-Index von 116, und aus dem der
Höhe zur Länge ein Höhenlängen-Index von 75. i.
In der Norma occipitalis erscheint der Schädel von fast parallelen Seitenwänden begrenzt, nach
unten ragen die Zitzenfortsätze scharf vor, tubera parietalia fehlen, und der obere Contour ist ziemlich
regelmässig gewölbt. Von den Linien des Hinterhauptes ist die linea suprema nicht mit Sicherheit
nachzuweisen, die sehr hohe und scharfe superior ist nebst der Protuberanz ungewöhnlich gegen das
foramen magnum gerückt, die crista mediana fehlt. Die Ebene des foramen magnum sieht etwas nach
hinten; seine Form ist regelmässig oval. (Index 82.s). Die zum grossen Tlieil abgebrochenen Griftelfortsätze
scheinen stark und lang gewesen zu sein.
Liest man Pritchards Angabe, dass auf einigen Inseln der Fidschi- Gruppe die Sitte verbreitet ist,
den Kindern bis zum neunten Monate durch Händedruck den Kopf künstlich zu formen, so kann man sich
kaum der Vermuthung entziehen, dass Aelmliches auch mit diesem Schädel geschehen sei. -) Möglicher
Weise lassen die flachen Exostosen des Schädeldaches auf eine infolge eines Druckes entstandene Periostitis
schliessen. Bandagen u. dgl. sind jedenfalls nicht angewendet; denn einerseits finden sich am Schädel
keinerlei Spuren von der Einwirkung solcher, und andererseits kommt dies Mittel der Deformirung aut
den Fidschi-Inseln niemals in Anwendung.
') Vergl. Seligmann, »lieber Exostosen an Peruanerscliäcleln.« (Arcli. f Anthropol. I\. S. 147 )
*) Pritchard. »Polynesian Reminiscences.« p. 427.
245
70
No. VIII.
Der Scliäclel der Marburger anatomischen Sammlung, ist der Indis-Höhle auf Vokaya entnommen
und soll nach der Aussage der Etikette einem Eingebornen von Viti-Levu angehört haben. Nach der
schon ziemlich weit fortgeschrittenen Calcination des Knochens muss derselbe bereits längere Zeit in der
Höhle gelegen haben, so dass sich über die genauere Herkunft nichts Sicheres wird sagen lassen. Der
Schädel ist, abgesehen von dem ausgebrochenen linken Jochbogen und den abgestossenen Hinterhaupts-
condylen, wohl erhalten, auch mit Unterkiefer versehen. Nur fehlt auch hier der grösste Theil der Zähne;
die noch vorhandenen Backzähne sind gesund und in massigem Grade abgeschliffen. Die Nähte sind
sämmtlich noch vollkommen frei. Der Schädel dürfte demnach einem Individuum von mittlerem Alter,
und, nach der gesammten Conformation und dem Verhalten der Muskelleisten etc. zu schliessen, männlichen
Geschlechts angehört haben. In manchen Verhältnissen besitzt derselbe bedeutende Aehnlichkeit mit dem
Schädel No. HI, wie auch mit dem gleichfalls aus Vokaya stammenden Schädel No. 7.
Norma temporalis: Die untere Schläfenlinie ist ausserordentlich stark entwickelt, und endet über
dem stattlichen Zitzenfortsatze mit einer hohen Leiste, während die obere weniger deutlich ist. Die Stirn
ist wenig fliehend und gut gewölbt, die Augenbrauenwülste sehr mächtig. Das Hinterhaupt erscheint durch
die starke Ausbildung der oberen Nackenlinien und der Protuberanz scharf geknickt.
In der Norma frontalis, gleicht der Schädel am meisten dem Schädel Nr. 3. Die Augenhöhlen
sind hoch und nahezu viereckig, nur durch eine ziemlich schmale Scheidewand von einander getrennt.
Die Joclibögen springen ein wenig mehr seitlich hervor.
Auch nach der Norma verticalis stellt sich der Schädel am nächsten neben No. III. Da sich aus der
Länge von 178 mm. und der Breite von 132 mm., ein Längenbreiten-Index von 74.i ergiebt, so haben wir
denselben als mesoceplial zu bezeichnen. Die grösste Breite liegt im siebten Zehntel der Länge und verhält
sich zur geringsten Breite etwa wie 10:7. Aus dem Verhältniss der Höhe von 146 mm. zur Breite ergiebt
sich ein Hölienbreiten-Index von llO.c, und aus dem der Höhe zur Länge ein Höhenlängen-Index von 82.
In der Norma occipitalis erscheint der Schädel deutlich in Form eines Fünfeckes, dessen Höhe
grösser ist als die Breite, welche in den Scheitelhöckern liegt, so dass die parietalen Seiten ein wenig
nach unten convergiren. Von den Linien des Hinterhauptes sind die lineae nuchae suprema und superior
zu einem stattlichen Wulste zusammengerückt, in dessen Mitte eine starke Pro tuberanz entspringt. Die
linea inferior ist ziemlich deutlich und die crista mediana scharf, obwohl nur niedrig. Das foramen magnum
schaut gerade nach unten und ist fast kreisrund. (Index 90.)
Der Unterkiefer hat mässig breite und sehr niedrige aufsteigende Aeste, der Winkel ist ziemlich
abgerundet. Das Kinn springt recht bedeutend vor.
Versuchen wir nach dieser Betrachtung der einzelnen Schädel, uns ein Bild von dem Charakter
eines Fidschianer-Schädels überhaupt zu machen, so stossen wir dabei auf grosse Schwierigkeiten. Zwar
ist es leicht, sich aus den Mittelzahlen, wie sie sich aus den Hauptmassen der uns vorliegenden und der
übrigen in der Literatur erwähnten Fidschianerschädel ergeben, eine ungefähre Vorstellung von einem
Durchschnittsschädel unseres Volkes zu machen. Aber über die Bedeutung dieses Ideales darf man sich
bei so gewaltigen Abweichungen keine Illusionen machen. Trotzdem will ich es versuchen, eine derartige
Skizze zu entwerfen. Der mittlere Fidschianerschädel ist doliclioceplial, mit einem Längenbreiten-Index
von ca. 72; die grösste Breite liegt im siebten Zehntel der Länge und verhält sich zur geringsten Breite,
etwa wie 10 : 7. Dabei ist er stark hypsiceplial, indem der Höhenbreiten- Index 107.9 beträgt. Derselbe
Charakter spricht sich in dem Ueberwiegen des Höhenlängen-Index von 77.9, gegen den Längenbreiten-
Index von 73 aus. Somit ist also die Vermuthung, welche J. B. Davis 1866 in seinem Aufsatz »on the
246
71
Schädelmasse.
1,
2,
3
4.
5.
6.
.7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
17.
18.
19.
20.
21.
22.
23.
24.
25.
26.
27.
28.
29.
30.
31.
32.
33.
34.
35.
36.
37.
38.
39.
40.
Capacität .
Horizontalumfang .
. Länge .
Breite .
Höhe .
Profilwinkel .
Sagittalumfang des Stirnbeins .
Länge der Sagittalnaht .
Sagittalumfang der Hinterliauptschuppe
Entfernung der vordem Fontanelle^ vom Vorder-
» » hintern d
raode des
for. magn.
Entfernung der Nasenwurzel . . .
von der Mitte
der
Ohröffnung.
vom Vorder¬
rande des
foramen
magnum.
des Nasenstachels .
» » Kinnes .
» der Nasenwurzel . . .
» des Nasenstachels . .
» » Alveolarrandes .
Oberer Frontaldurchmesser ....
Unterer » ....
Parietaldurchmesser .
Jugaldurchmesser .
Maxillardurchmesser .
Mastoidealdurchmesser .
Entfernung der Mitten der Gelenkflächen des
Unterkiefers .
Querumfang . .
Länge des Hinterhauptsloches . .
Breite » » .
Breite der Augenhöhlen .
Höhe » » .
Breite der Nasenöffnung .
Höhe der Nase von der spina bis zur Wurzel
Höhe des Gesichtes . .
Unterer Umfang des Unterkiefers .
Mediane Höhe » » .
Entfernung der Winkel des Unterkiefers .
Längenbreiten-Index .
Höhenbreiten-Index .
Höhenlängen-Index .
Lage der grössten Breite in Zehnteln der Länge
V erliältniss d. grössten zur geringsten Breite (10 : X)
I.
III
IV.
V.
VII.
VIII.
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384 *
VI.
II.
aus Davis
Thesaurus
Craniorum.
233 ? | 234 9
Mittel.
1500
—
1325
1485
—
—
—
1335
1165?
—
_
1362
545
505
505
505
520
505
500
495
490
495
488
504.8
184
177
182
184
193
178
175
175
180
183
175
180.5
146
127 ? 2
137
138
125
132
149
132
116
122
127
131.,
137
144
136
145
145
146
—
141
138
—
—
141.5
86°
79°
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—
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120
140
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124
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135
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140
124
130
130
129
127
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117.5
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120
115
115
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120
129
119
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135
143
137
138
145
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—
138
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—
—
189.,
124
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114
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—
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116
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113
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105
—
—
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116
117
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—
—
—
105?
105
—
—
111 8
143
—
—
—
—
133
—
—
—
—
—
138
107
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104
101
110
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—
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—
—
—
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—
—
—
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—
—
—
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—
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—
—
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—
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—
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135
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—
—
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143
131
132
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—
134
—
—
109
119
117
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69
65
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—
62
—
—
58
—
—
63.5
128
128
122
121
127
123
—
107
110
—
—
120.,
106
93
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92
—
—
_
95
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_
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345
—
335
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345
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—
—
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36
30
33
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—
36
—
—
—
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29
27
29
29
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30
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—
—
28.7
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—
40
—
39
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—
—
40.3
37
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38
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—
36
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—
23
—
—
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—
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—
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—
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—
—
—
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32.5
—
—
—
—
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—
—
—
—
30 75
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—
—
—
—
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—
—
107.9
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—
—
77.9
7
7
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7
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7
—
7
7
—
—
0.9
10:7
10:6.25
10:7 1
L0 : 6 6
10 : 8 1
10:7
—
0:7.25 |
10:8
—
—
10:7.13
*) Die Capacität konnte des zerbrechlichen Zustandes des Schädels wegen nur mit Rübsamen gemessen werden.
2) Das Fragezeichen hinter einer Zahl soll andeuten, dass das Maass, einer Verletzung des Schädels wegen, nicht mit voller Genauigkeit hat genommen
werden können.
3) Die in Spalte 7, 10 und 11 angegebenen, mit einem * versehenen Profilwinkel, beziehen sich nicht auf Davis’ Schädel, sondern der von Spalte 7 auf den
männlichen, der von Spalte 11 auf den weiblichen Schädel in Dumoutier »Atlas Anthropologique« , der von Spalte 10 auf den in Nott and Gliddon «Type« of Maukind«
abgebildeten Schädel.
247
72
peculiar crania of tlie inliabitants of certain groups of Islands in the Western Pacific« p. 15 ausgesprochen
hat, dass auch die Fidschianer hypsistenocephale Schädel haben würden, vollkommen bestätigt. Der
Grad der Prognathie ist bedeutend, der Profilwinkel beträgt 82.7 °. Die Capacität ist 1362 Cubik-Centimeter.
Betrachten wir dagegen die Grenzen, innerhalb deren die verschiedenen Masse schwanken, so
finden wir sehr beträchtliche Abweichungen. Der Längenbreiten-Index schwankt von 64.4 bis 79.3,
der Höhenbreiten-Index von 93.s bis 118.9, der Profilwinkel von 79° bis 86°. Constant, erscheint die
Lage der grössten Breite im siebten Zehntel der Länge. Die Capacität schwankt zwischen 1165 und
1500 Ccm., oder wenn man von dem weiblichen Schädel No. II abselien will, zwischen 1325 und 1500 Ccm.
Aber auch die Angaben über die Hypsistenocephalie müssen wir modificiren, und zwar dahin, dass in dieser
Beziehung zwei Formen zu unterscheiden sind, eine extrem hypsistenocephale, zu der die Schädel H, III,
VII und VIII mit Höhenbreiten-Indices von resp. 118.9, 116, 113.4 und 110.6 gehören, und eine Gruppe
mit massiger Hypsistenocephalie und selbst Platycephalie — letzteres vielleicht nur ausnahmsweise (Schädel
I und IV), indem der Schädel I auch in Bezug auf den Längenbreiten-Index von 79.3 ausserhalb der
Reihe steht.
Erläuterungen zur Tabelle der Schädelmasse und zu den Abbildungen.
Alle Schädel sind in 4 Ansichten in V4 der natürlichen Grösse photographirt, und diese Abbildungen
alsdann in der Lithographie auf das Doppelte vergrössert. Hiervon ist leider die Tafel 5 ausgenommen,
indem durch ein Versehen die Photographieen nur um ungefähr die Hälfte vergrössert wurden, so dass
dieser Schädel, welcher in Natur der grösste ist, kleiner als die übrigen erscheint; die Abbildung stellt
ihn also in ca. 3/s der natürlichen Grösse dar. Dass trotzdem genaue Messungen an diesen Abbildungen
nicht vorgenommen werden können, ist Schuld der (perspectivischen) Photographie. Muss ich nun diesen
Mangel zugeben, so haben doch meine Abbildungen den Vorzug nach einem streng durchgeführten Princip
aufgenommen zu sein. Ich habe nämlich die Schädel durchweg nach ihrer natürlichen Horizontal-Ebene
aufstellen lassen, und zwar nicht nur für die Norma temporalis, sondern auch für die anderen Ansichten.
Bei denen von oben und unten ist die Horizontale vertical gestellt. Als Horizontale habe ich die von
Dr. H. von Ihering im Archiv für Anthropologie, Bd. V., Heft 4, vorgeschlagene acceptirt, die durch die
Mitte der Ohröffnung und den untern Rand der Orbita gelegt ist. Wenn ich auch nicht glaube, dass es
eine absolut richtige Horizontale giebt, so habe ich mich doch durch Betrachtung zahlreicher photographischer
Abbildungen verschiedener Rassenköpfe davon überzeugt, dass die genannte von Ihering’sche Horizontale
bescheidenen Ansprüchen genügen kann. Für die wichtigsten Maasse will ich die Endpunkte, oder was
zu ihrem Verständnisse sonst erforderlich ist, angeben.
Die Capacität des Schädels wurde mit feinem Schrot gemessen, nachdem ich mich von der
Unbrauchbarkeit aller übrigen zu diesem Zwecke verwandten Substanzen, wie feiner Sämereien, Erbsen etc.,
überzeugt hatte.
Der Horizontalumfang wurde mittels eines Bandmasses gemessen, das von der Glabella aus um
den prominirendsten Punkt des Hinterhauptes gelegt wurde.
Zum Zweck der Hölienmessuug stellte ich den Schädel mit dem Scheitel nach abwärts gerichtet
nach seiner Horizontalebene auf, und mass mittels eines Staiigenzirkels die Entfernung des höchsten Punktes
in der Medianebene, unbekümmert um seine Lage, von der horizontalen Unterlage.
Als Breite wurde die grösste Breite, unbekümmert um ihre Lage, doch stets senkrecht zur
Medianebene des Schädels, gemessen.
Die Länge wurde mit einem Tasterzirkel von der Glabella zum prominirendsten Punkte des
Hinterhauptes, mit Vernachlässigung von Protuberanzen etc., gemessen.
248
73
Die Prognathie wurde durch von Iherings »Profilwinkel«, welcher die Neigung des Profiles gegen
die Horizontalebene des Schädels darstellt, an der Photographie und an der geometrischen Zeichnung
gemessen. Derselbe wird gebildet durch die oben definirte Horizontalebene und die Verbindungslinie der
Nasenwurzel mit dem Vorderrande des Alveolarrandes des Oberkiefers.
Als oberer Frontaldurchmesser ist die Entfernung der tubera frontalia, so genau dieselbe eben zu
messen ist, und als unterer die Entfernung der einander nächsten Punkte der beiderseitigen lineae temporales
über den processus zygomatici des Stirnbeines, als Parietaldurchmesser die Entfernung der tubera parietalia,
als Jugaldurchmesser die grösste Entfernung der Jochbögen, als Maxillardurchmesser die grösste Breite
des Oberkiefers am Alveolarrande, als Mastoidealdurchmesser die Entfernung der Basis der Zitzenfortsätze,
als Querumfang der Umfang von einer Ohröffnung über den Scheitel zur andern Ohröffnung bezeichnet.
Als Länge des Gesichtes mass ich, da der Unterkiefer meist fehlte, die Entfernung der Nasenwurzel
vom Alveolarrand.
Von den Schädeln der Marburger und Heidelberger Sammlung konnte ich leider die Capacität
nicht bestimmen, da mir zu der Zeit, als ich dieselben untersuchte, die erforderlichen Hülfsmittel dazu
fehlten. Auch auf die Messung des Profilwinkels musste ich verzichten.
In die Tabelle habe ich die von Davis in seinem Thesaurus Craniorum mitgetheilten Masse von
\
Fidschianer- Schädeln, soweit sie mit den meinigen vergleichbar waren, mit aufgenommen.
Die übrigen im Museum Godeffroy vorhandenen Skelettheile von Fidschianern sind:
1) 2 humeri, 2 radii, 2 ulnae, 2 femora, 2 tibiae, 2 scapulae, 2 claviculae, 1 Becken und eine
Anzahl von Wirbeln, einschliesslich Kreuzbein, zu dem sub No. I beschriebenen Schädel gehörig.
2) 2 zusammengehörige untere Extremitäten, ohne Füsse.
3) 2 femora und 2 tibiae, zusammengehörig; am linken femur ist der Kopf abgebrochen.
4) 2 zusammengehörige lmmeri.
5) ein einzelnes rechtes femur und eine einzelne rechte tibia, beide zur Gewinnung des Markes
geöffnet, von der Insel Mango.
6) 3 kindliche tibiae und 2 kindliche femora, ohne Epiphysen.
7) 2 Unterkiefer, beide ziemlich stark beschädigt.
Am zahlreichsten sind demnach die Knochen der unteren Extremität vertreten. Desto spärlicher
sind leider die der oberen, so dass eine Vergleichung der beiden Extremitäten kaum möglich ist.
Die folgende Tabelle enthält die Maasse der sämmtlichen genannten Knochen, mit Ausnahme des
Beckens, der kindlichen Knochen und der Unterkiefer.
Länge des
kumerus.
Länge des Länge dei'
radius. 1 ulna.
Länge des
Arms.
Länge des
femur.
Länge der
tibia.
Länge der
fibula.
Länge des
Beines.
Länge der
clavicula.
Torsion des
Humerus¬
kopfes.
1.
333
265
283
598
425
346
—
771
145
1 2
r.
333
263
285
596
420
345
—
765
145
25°
i.
298
—
—
—
—
—
—
—
—
40°
r.
298
—
—
—
—
—
—
—
—
29»
i.
—
—
—
—
464
391
375
855
—
—
r.
_
—
—
—
476
390
380
866
—
—
i.
—
—
—
—
—
365
—
—
—
—
r.
—
—
—
—
459
370
—
—
—
—
r. ')
—
—
—
—
408
330
—
—
—
—
Mittel :
315.5
264
284
597
442
362.4
377.5
00
145
29°
i) Die Knochen dieser Zeile gehören möglicherweise verschiedenen Individuen an, doch passen sie ihrem ^ erhaltnisso nach (femur . tibia ; 100 . SO.a)
ganz gut in die Reihe.
240
io
74
Offenbar dürfen wir, um zn einem möglichst reinen Resultate zu gelangen, nur die zusammengehörigen
Zahlen unter einander vergleichen. Betrachten wir deshalb zuerst die zu dem Schädel No. I gehörigen
Knochen. Die Länge des Humerus verhält sich zu der des Radius wie 100:79.3 (nach Broca: Neger
79.4, Europäer 73.9s) ; die Länge des Femur zu der der Tibia wie 100 : Sl.s, die Länge der gesammten
unteren Extremität, d. h. Femur -ff Tibia, zu der der gesammten oberen Extremität, d. h. Humerus -ff Radius,
wie 100 : 77.t (Neger 68.27, Europäer 69.73).
Die sämmtlichen Extremitäten-Knochen sind, dem auch im Schädel ausgeprägten Charakter
entsprechend, ausserordentlich kräftig; die Muskelleisten stark entwickelt, namentlich die linea aspera
femoris. Der Schenkelhals ist ziemlich kurz, die Trochanteren ausserordentlich stark. Die Tibien sind
nicht unbedeutend platyknemisch. Die linken Extremitäten sind ein wenig grösser als die rechten.
Bei den sub 2 aufgeführten Knochen der unteren Extremitäten verhalten sich die Femora zu den
Tibien Avie 100 : 8O.2. Hier sind die Muskelleisten noch stärker als an den eben besprochenen Knochen
entwickelt. Das collum femoris ist gleichfalls kurz und gedrungen; die Tibien sind in noch etAvas höherem
Grade platyknemisch.
Bei den sub 3 aufgeführten Knochen der unteren Extremitäten verhält sich die Länge des rechten
Femur zu der der rechten Tibia Avie 100:80.6, Die Knochen des linken Beines sind beschädigt, so dass
sie keine genaue Messung zulassen.
Die sub 5 aufgeführten rechten Femur und Tibia verhalten sich zu einander wie 100 : 8O.9. Da
dieses Verhältniss sehr gut in die Reihe der übrigen hineinpasst, so können diese Knochen einem Individuum
angehört haben; mit Sicherheit ist dies jedoch bei dem mangelhaften Erhaltungszustände nicht mehr zu
constatiren.
Nach den mitgetheilten Daten verhält sich also bei den uns vorliegenden Skelett-Theilen im Mittel
das Femur zur Tibia Arie 100 : 8O.S75, bei einem Maximum atou Sl.s und einem Minimum von 8O.2. Der
Werth der übrigen Mittelzahlen ist natürlich nur gering, da nur so Avenige Knochen zur Untersuchung Vorlagen.
Die zwei sub 7 aufgeführten Unterkiefer scheinen männlichen Individuen angehört zu haben. In
beiden sind nur zAvei Backenzähne erhalten, in dem einen Kiefer (a) gesund und wenig abgeschliffen,
während in dem andern (b) beide stark abgeschliffen und cariös sind. Bei a beträgt der untere Umfang
210 mm., die mediane Höhe etAva 30 mm., die Höhe des Astes 67 mm., die Entfernung der anguli 92 mm.
Bei b lässt sich nur die mediane Höhe messen, und zAvar zu gleichfalls etAva 30 mm. Auf Genauigkeit
können jedoch alle Maasse am Unterkiefer bei der Unbestimmtheit der Ausgangspunkte überhaupt keinen
Anspruch machen.
Wegen des Beckens, das als einem Manne angehörig, kein bedeutendes Interesse bietet, verweise
ich auf die beistehende Abbildung, und beschränke mich darauf, die üblichen Masse mittzutheilen.
250
Umfang 760 mm.; Entfernung- der spinae ilei ant. sup. 220 mm.; Entfernung der cristae iliacae
272.5 mm.; Conjugata externa war nicht zu messen; conjugata vera 105mm.; Länge des os ilei 155mm.;
Hölie des os innominatum 210 mm.; Höhe des kleinen Beckens 105 mm.; Breite des os sacrum oben,
112 mm., unten 67 mm.; Länge desselben 108 mm.; querer Durchmesser 126 mm.; linker schräger Durchmesser
129 mm., rechter schräger Durchmesser 131mm.; Entfernung der tubera iscliii 115 mm.; Entfernung der
spinae iscliii 80 mm.
Wenn ich nun zum Schluss versuche, in möglichst kurzen Zügen ein Gesammtbild des physischen
Habitus der Fidschi-Insulaner zu entwerfen, so muss ich mich im Wesentlichen auf eine Compilation des
bisher in der Literatur Mitgetheilten beschränken. *) Die einzigen Originalien , die mir sonst vorliegen,
sind eine Perrücke aus Fidschianerhaar, wie sie von Priestern und Häuptlingen getragen wird, und einige
Photographien, von Mr. Garret anfgenommen, nach denen die lithographischen Abbildungen der Tafel 11
ausgeführt sind.
Die Fidschianer sind in der Regel von hoher Statur, mehr als mittelgross, und übertreifen darin
im Durchschnitt die Weissen, während sie gegen ihre polynesischen Nachbarn, die Tonganesen und Samoaner
etwas zurückstehen. Namentlich zeichnen sich die Häuptlinge durch ihre Grösse vor den übrigen Fidschi¬
anern, auch den Priestern, aus. Pickering mass einen Mann von 6 Fuss 6 Zoll. Dabei sind die Fidschianer
meistens sehr musculös und ihre Gliedmassen daher weniger gerundet als bei den Polynesiern. Der Hals
wird als kurz und gedrungen bezeichnet, nach unsern Abbildungen offenbar mit Recht. Das Gesicht ist
oval und oft ziemlich lang, die Stirn meistens gut gewölbt und von stattlicher Höhe: die Augen sind
schwarz und lebhaft. Die wohlgebildete Nase hat ziemlich breite Flügel, ohne jedoch aufgestülpt und
plattgedrückt zu sein. Der Mund ist gross, mit schwellenden, aber keineswegs negerartig aufgeworfenen
Lippen. Das Profil tritt häufig stark hervor, wenigstens nach den mir zugänglichen Abbildungen sowie
nach mündlicher Mittheilung Dr. Gräffe’s zu urtheilen, womit auch die Schädelmessung, die einen mittleren
Profilwinkel von 82.7° ergeben hat, übereinstimmt. Merkwürdig bleibt es dann aber, wie Pickering sagen
konnte : » Das Profil erscheint im Allgemeinen ebenso vertical wie bei der weissen Rasse, wenn nicht gar
in noch höherem Maasse. «* 2) Die Ohrläppchen werden beim männlichen wie beim weiblichen Geschlechte
häufig durchbohrt, und oft erreicht das Loch eine bedeutende Grösse.
Die Hautfarbe ist bei den reinen Fidschianern sehr dunkel, docli wohl nicht eigentlich als schwarz zu
bezeichnen. Nach Williams und Calvert stehen dieselben darin »zwischen der schwarzen und der kupfer¬
farbenen Rasse. « Pickering spricht von einem » purplisli tinge. « Doch finden sich zahlreiche Abstufungen
bis zum lichten Rothbraun der Polynesier, meistens wohl eine Folge der Vermischung mit solchen. Nicht
selten finden sich Albinos, welche an Weisse die Europäer übertreffen. Die Haut ist rauh und hart.
Die natürliche Farbe des Haupthaares ist schwarz, meistens jedoch wird es mit Kohle oder Kalk
gefärbt. Es umgiebt den Kopf bald als ein mächtiger turbanähnlicher Wulst (mop-head), bald hängt es
in Form zahlreicher dünner Stränge (braids) oder Büschel (tufts) lang herab. I )ie so allgemein verbreitete
Ansicht aber, diese »einzelnen spiraligen Büschel« seien eine natürliche Eigenthümlichkeit der Fidschianer
wie der übrigen dunkelfarbigen Bewohner der Südsee oder Papuas — wie sie es bei den Hottentotten
') Meine wichtigsten Quellen waren: W. T. Pr'itchard. »Polynesian reminiscenses, or life in the south paeific
islands » London, 1866. — Th. Williams and J. Calvert: »Fiji and the Fijians; edited hy Howe. New- York, 1859. —
Ch. Wilkes. Narrative of the United States exploring expedition dnring the years 1838-42.« Vol. 111. — Ch. Pickering.
iThe races of man; and their geographica! distribution.« New edition. London. 1851.
2) Pickering: »Races of man,« p. 147.
251
76
thatsäclilicli sind — beruht auf einem, wenn auch leicht begreiflichen Irrthume. Diese büschelförmige
Anordnung ist weiter Nichts, als ein Product der sehr ausgebildeten Haarkunst; auf keinen Theil ihres
Körpers verwenden die Fidschianer so viel Zeit und Mühe wie auf ihr Haupthaar. Dasselbe ist vielmehr
gleichmässig über die ganze Kopfhaut verbreitet und zwar sehr dicht.1) Das einzelne Haar ist dick,
drahtartig (wiry), wie Pritchard und Pickering es nennen, zwischen Wolle und Haar die Mitte haltend.
Auf dem Querschnitt ist es elliptisch, wie ich mich an einigen Haaren der oben erwähnten Perrücken
überzeugt habe. Damit hängt die Krausheit desselben zusammen.
Auch die übrige Körperbehaarung ist meistens stark. Stattliche Vollbärte gehören keineswegs
zu den Seltenheiten und werden mit grosser Sorgfalt gepflegt. Bei älteren Männern ist, nach einer
mündlichen Mittheilung des Herrn Dr. Gräffe, häufig der Bücken stark behaart.
Das natürliche Aussehen der Fidschianer wird durch mancherlei künstliche Eingriffe modificirt.
Dahin gehört die schon erwähnte Färbung des Haares durch Kohle und Kalk. Das Gesicht wird häufig
ganz oder theilweise mit rother, gelber oder weisser Farbe bemalt. Auch Tätowirung kommt vor, aber
nur bei den Frauen, bisweilen in Form erhabener Narben an den Armen und dem obern Theil der Brust,
wie bei den Neuholländern und andern dunkelfarbigen Menschen. Und selbst künstliche Formung des
Schädels durch Händedruck bis zum neunten Monat ist nach Pritchard eine hier weit verbreitete Sitte.
Möglicher Weise steht damit die grosse Verschiedenheit der Form unserer Schädel im Zusammenhang.
') Pritchard schreibt, 1. c. p. 425: »I think it will be found, that tlie »separate spiral tufts« are directly the result
of an artificial process. It has been stated to me by natives of the New-Hebrides and Loyalty groups that their hair grew equally
over the scalp, and that the tufts were the result of training. — I liave lmown Tongans and Samoans, individuals
whose hair was not in the least degree »crisp and woolly«, but on the contrai’y, quite straight and smooth, produce some times
the »separate spiral tufts,« some times the mop-fashion; and in all the instances, that came under my personal notice, the
»separate spiral tufts« looked, I confess, as if they grew naturally, and tliere seemed to be bare spots between. — However
the hair may grow further west, the hair of the Fijians certainly does not grow naturally in separate tufts.« Diese Angaben
verdienen um so mehr Zutrauen und Beachtung, als Pritchard auf Tahiti geboren, einen grossen Theil seines Lebens auf den
Südsee-Inseln zugebracht und viele Jahre britischer Consul auf den Samoa- und Fidschi-Inseln gewesen ist, so dass er eine
unendlich viel ausgedehntere Erfahrung besass, als alle andern Reisenden, die auf den Inseln nur kurze Zeit, oft nur wenige
Tage zugebracht haben. So brauche ich vielleicht kaum Dr. Gräffe’s Autorität noch als Gewährsmann für die Richtigkeit der
Angaben Pritchards hinzuzufügen.
252
Description de quelques Crustaces
Nouveanx ou peu connus
provenant du Musee de M. C. GodefFroy
par le Dr. A. Jflilne Edwards.
OXYRHYNQUES.
Stenorhynchus curvirostris.
Pendant longtemps on a cru que les Stenorhynques ötaient des Crustacös speciaux aux mers
d’Europe. M. Stimpson, le premier, en a fait connaitre une espece, le S. falcifer, qu’il avait receuillie
au cap de Bonne esperance. Celle que nous decrivons en ce moment, provient du detroit. de Bass.
La carapace est etroite en avant, renflee en arriere et assez elevee; il existe deux epines sur la
ligne mediane, l’une sur la region gastrique, l’autre sur la region cardiaque. TJne autre epine se voit sur
la region brancliiale. Les bords lateraux se renflent, au niveau de cette derniere partie, en une grosse
tuberositö, en avant de laquelle existent quelques epines, dont les plus aigues occupent la region liepatique.
Le front est large, aplati et formö de deux dents tres courtes, aigues et triangulaires, separees sur la
ligne mediane par une eciiancrure peu profonde; ä leur base existe de cliaque cote une epine sus-orbitaire.
No. 3710 a du Musee G-odeffroy.
Inachoides inornatus.
Carapace peu bombte. Region gastrique et cardiaque nettement circonscrites et portant trois
tubercules sur la ligne mediane.. Regions brancliiales un peu tuberculeuses. Front forme par une pointe
rostrale, large a sa base et presqu'aussi longue que les antennes externes. Bords lateraux un peu granuleux.
Abdomen du male petit et divisö en 7 articles. Pattes anterieures faibles et lisses. Pattes ambulatoires
relativement plus fortes que chez V Inachoides microrhynchus. (Edw. et Luc.)
Largeiu- de la carapace . . . 0"1 , 007
Longueur . 0m’,on
Habite les iles Yiti. No. 3084.
Libinia bidentata.
Carapace legörement pyriforme, bomböe, a regions peu indiquöes et sunnontöes de quelques gros
tubercules arrondis, dont trois situes sur la rögion gastrique (les 2 posterieurs assez rapprochös) et deux
disposös de cliaque cot 6 de la region cardiaque. Regions brancliiales presentant 6 ou 7 tubercules pointus.
Front formö de deux cornes courtes et acerees. Bords latöraux armös de deux epines, dont l’une höpatique
et l'autre brancliiale. Corps et pattes couverts de poils tres courts.
Largeur de la carapace . . . 0"‘,o,o2
Longueur . 0,n, 0,025
Habite l’emboucliure de l’Amour. No. G090.
253
78
Tiarinia Icevis.
Cette espece se distingue facilement de toutes celles du meine genre, que l'on connait aujourd’hui
par sa carapace lisse et cou verte ainsi que les pattes d’un duvet tres court.
Carapace pyriforme, tres large en arriere des orbites; regions branchiales peu renflees. Bords
lateraux entiers. Front constitue par deux cornes droites et appliquees l’une contre l'autre dans toute leur
longueur. Pattes ambulatoires robustes et terminees par des ongles crocbus.
Habite l'ile Upolu. No. 5826.
Micropisa crassipes.
Espece voisine de la Micropisa violacea, mais beaucoup moins epineuse. Carapace tres renflee en arriere,
lisse, a l’exception de quelques eminences tuberculiformes, qui existent sur la region gastrique, sur les
regions brancliiales et le long du bord posterieur. Bords lateraux inermes. Orbites limitees en dehors
par une forte epine. Angle orbitaire interne arrondi. Front forme de deux cornes assez longues, pointues
et s’avancant en divergeant ä peine. Pattes anterieures du male courtes et lisses. Pattes ambulatoires
fortes et trapues.
Habite la Nouvelle Hollande. No. 3670.
MicippoYdes. (nov. gen.)
Je crois devoir etablir une nouvelle division generique pour une espece de 1'arcliipel Samoa, qui,
par sa forme generale, par la declivite du front, se rapproche des Micippes et des Pseudomicippes, mais
qui s’en distingue d’ailleurs par la forme du front, constitue seulement par deux cornes rostrales; les
pointes qni, dans les genres que je viens de citer, surmontent les orbites, manquent completement. L'article
basilaire des antennes externes est large et court.
MicippoYdes angustifrons.
Voyez pl. 1, fig. 2.
Carapace dtroite et allongee, assez epaisse, ä regions peu marquees et lisses. Corps et pattes
couverts d’un duvet court et serre, melange sur les pattes ambulatoires de poils plus allen ges. Bords
lateraux inermes. Front declive et forme de deux dents triangulaires pointues et se relevant un peu
vers le bout.
Largeur de la carapace . . . . 0m, uu?
Longueur . 0m, uu
Habite Upolu. No. 5803.
Eurynome erosa.
Voyez pl. 1, fig. 1.
Cette espece, qui provient de Farcliipel Samoa, ressemble beaucoup a V Eurynome aspera de la
Mediterranee. Cependent on peut 1'en distinguer par le developpement, que prennent les asperites
tuberculiformes de la carapace, qui sollt tres etendues, tres aplaties et entre lesquelles serpentent des sillons
profonds. La carapace est relativement peu epineuse. Les cornes rostrales sont plus larges, plus courtes
et moins declives que cliez l’E. aspera. Le front et la region interorbitaire sont lisses.
Habite Upolu. No. 6149.
Lambrus gracilipes.
Carapace subquadrilatere et lisse, front tres avance, triangulaire, deprime en dessus et ä bords
droits. Bords latero-anterieurs decoupes en 7 dents peu avancees, separees par des fissures et crenelees, la
254
79
derniere spiniforme. Bord posterieur portant sur la ligne mediane un tubercule, de chaque cote duquel se
voient 3 saillies dentiformes, qui sont d’antant plus grandes (in'elles sollt plus rapproch ^es de l'epine laterale.
Pattes anterieures portant deux cretes de denticulations crenelees. — Pattes amlmlatoires tres greles.
Habite Upolu. No. (!42a.
Lambrus pugilator.
Carapace bombee, assez elargie, ornee de tubercules arrondis et espaces, plus nombreux sur les regions
gastrique et cardiaque, plus pointus et disposes en lignes sur les regions brancliiales. Bords latero-anterieui s
decoupes en lmit dents triangulaires et serratuMes dont la derniere est la plus longue. Bords latero-poste-
rieurs armes de 4 dents analogues, dout les deux internes situees sur les cbtes de la region cardiaque. Bord
posterieur quadridente. Front compose de deux lobes tronques en avant. Pattes anterieures grosses et courtes.
Mains inegales, la gauclie plus forte, et plus renflee; toutes deux prismatiques et garnies de erstes en scie.
Pattes ambulatoires greles.
Largeur de la carapace 0'" , oos
Longueur . Om„ooß
Habite Upolu.
CANCERIENS,
Actoea consobrina.
Carapace tres ölargie , fortement bosselee, lobules Couverts de granulations arrondies et portant un
duvet tres court, tres fin et blond. Bords latero-anterieurs longs et divisös en 4 lobes. Bords lat6ro-
posterieurs tres concaves. Front forme de deux lobes peu avances. Pattes anterieures courtes, granuleuses et
pubescentes. Doigts des pinces tenaines par une extremite aigue.
Largeur de la carapace Om,oio
Longueur . Om, <>07
Habite Upolu. No. 3033.
C'est ä cote de V Actoea hirsutissima et de VA. Kraussü que doit se placer cette espece: eile se distingue
de la premiere par la forme des bords lateroposterieurs qui sont droits au lieu d’etre tres concaves et par
la nature des poils qui couvrent le corps. On ne peut la confondre avec l’ Actoea Kraxem dout les poils sont
beaucoup plus longs et dont l’orbite n'est pas bordee en dessous par un sillon.
Liomera variolosa.
Yoyez pl 1. fig. 5.
Espece voisine de la Liomera pubecens. {Zozymus pnbescens M. Edw.) Carapace couverte de granulations
regulieres entre lesquelles sont implantös des poils courts et peu serres; front droit, Bords latero-anterieurs
epais et divis£s en quatre lobes arrondis et separes par des sillons bien marqu£s. Pattes anterieures granuleuses.
Pinces en cuiller. Pattes ambulatoires granuleuses et un peu poilues.
Largeur de la carapace ivi
Longueur . 0"‘.oi2
Habite Upolu. No. 583f.
Medceus Simplex.
Carapace ötroite aplatie, lisse dans toute la portion posterieure, mar([iiee de petites lignes transversales
rugueuses, sur les parties saillantes. surtout sur les regions h6pati<iues et gastrique. Sillons interregionales
255
80
bien marques. Front avance, droit, legerement eclxancre snr la ligne mödiane. Bords latero-anterieurs divises
en 3 dents ou lobes, entre lesqnels existent quelques tubercules arrondis. Region post-orbitaire rugueuse et
corrodee. Pattes anterieures sub-6gales, couvertes de petites depressions et comme corrodees. Main portant
en dessus une double carene arrondie et sur la face interne une Serie longitudinale de tubercules. Pattes
ambulatoires lisses en dessus.
Cette espece se distingue nettement du Meäceus ornatus dont les pattes anterieures sont couvertes de
grosses nodosites, dont le front et le bord superieur des cuisses sont spinuleux et dont les bords latero-anterieurs
sont deconpes en dents larges et pointnes. Cliez le Medceus nodosus ainsi que cliez le M. degans la carapace
et les pattes anterieurs sont couvertes de tubercules.
Largeur de la carapace 0m, 010
Longueur . 0m, oo?
Habite Madagascar (collection Grandidier) et Upolu (Mnsee Godeffroy No. 5817c).
Cycloxanthus GodefFroyi.
Voyez pl. 1, fig. 3.
Carapace etroite allongee et peu bombee. Regions distinctement indiquees et couvertes dans toutes
les parties saillantes de lignes rugueuses tranversales et tres fines. Front tres avance, forme de deux lobes
coupes carrement et beaucoup plus avances que les angles orbitaires. Orbites grandes portant deux fissures
en dessus. Bords latero-anterieurs divises en cinq dents dont la derniere est la plus aigue et la plus petite.
Pattes anterieures de la femelle rugueuses ä leur surface. Doigts de la prince termines en cuiller. Pattes
ambulatoires courtes portant quelques poils.
Par se forme generale et la disposition de ses pinces, cette espece se rapproche beaucoup des Etises,
mais l’article basilaire des antennes externes ne se prolonge pas dans le liiatus orbitaire.
Largeur de la carapace 0m,oos
Longueur . 0m, 007
Habite Upolu No. 5855.
Pilumnus fragifer.
Voyez planche 1, fig. 4.
Carapace bombee, peu elargie, entierement couverte ainsi que les pattes de poils courts et serres
Regions liepatiques saillantes et portant quelques granulations. Region gastrique peu elevee et ornee de
quelques tres rares granulations. Front presque droit. Bords latero-anterieurs decoup6s en trois dents
(sans compter l’angle orbitaire externe.) tres saillantes, aplaties, tronquees et legerement granuleuses ä lern-
extremite. Bord sous- orbitaire forme par une saillie ovalaire tres marquee. Pattes anterieures inegales
et portant en dessus de grosses tuberosites granuleuses qui apparaissent au milieu des poils. Pattes anterieures
inegales. La plus grosse pince placee a droite, glabre et lisse dans tonte la portion inferieure de la face externe.
La petite pince poilue et granuleuse en deliors. Pattes ambulatoires noduleuses et poilues.
Largeur de la carapace 0m, 012
Longueur . 0U1, oos
Habite l'ocean indien No. 6208.
Pilumnus elatus.
Carapace elargie et remarquablement deprimee. Regions limitees par des sillons peu marques mais
assez distincts. Corps et pattes revetus de poils clair -seines, droits et tres courts. Surface de la carapace
256
81
lisse. Front bilobö, lobes arrondis, separes sur la ligne mediane par un sillon peu profond. Bords latero-anterieurs
tres courts portant trois epines entre lesquelles se voient des spinnles. Bords latero-posterieurs droits. Bord
posterieur tres long. Pattes anterieures couvertes de petites granulations aplaties. Pattes ambulatoires greles
et tres longues; celles de la troisieme paire depassant les autres. Abdomen du male court, elargi et a bords
un peu concaves.
Habite Upolu. No. 578G.
Cymo deplanatus.
Cette espece differe du Cymo Andreossyi et du C. mdanodadylus par sa carapace beaucoup plus
dbprimee, plus etroite en avant et moins granuleuse. Les autres caracteres en sont d'ailleurs les meines.
Habite Upolu. No. 3106.
Ruppellia lata.
Carapace tres blargie, peu allongee, presque lisse en avant. Sillon uro-gastrique se prolongeant
tres peu en andere. Sillon post-orbitaire large et se continuant jusqu’au bord lateral. Une ligne granuleuse
s'btendant de la derniere ecliancrure du bord latero-anterieur jusque a la region gastrique. Portions latero-
anterieures granuleuses. Bords latero-anterieurs divises en quatre dents, dont la premiere, qui constitue
l’angle orbitaire externe est peu saillante, les deux dernieres sont les plus pointues. Front droit tres large,
tres peu concave sur la ligne mediane, borde de deux lignes granuleuses paralleles. Pattes anterieures
inegales; pinces granuleuses en dessus seulement. Avant-bras granuleux et arme d'une epine a son angle
interne. Pattes ambulatoires longues, greles et lisses. Doigts tres allongbs.
Largeur de la carapace 01U, os2
Longueur . 0m, 057
Habite les iles Philippines. (Musee Britannique de Londres) un autre exemplaire ppovenant aussi de
rOcean Indien existe au musee Godeffroy.
CATOMETOPES,
Macrophthalmus Graeffei.
Voyez pl. 2, fig. 5.
Carapace mediocrement elargie, depourvue de granulations ou de tubercules, a peine piquetee sur
les regions branchiales. Rbgions limitees par des sillons bien marques. Pedoncules oculaires ne depassant
que tres peu l’angle orbitaire externe. Ce dernier aigu et spiniforme. Bords lateraux ne portant en arriere
de cette epine que deux petits tubercules. Pattes anterieures du male peu developpees. Mains depourvues
d'epines sur leur face interne; leur face externe tres finement granuleuse. Intervalle des doigts de la pince
garni de poils; pouce surmonte d'une crete finement dentelee. Abdomen du male large, le 6me article un
peu renfle lateralement. Pattes-machoires externes courtes et tres larges.
Cette espece doit prendre place a cöte du Macrophthalmus sulcatus de l'ile Maiuice mais eile s’en
distingue par la forme des pinces du male, par le mode de lobulation de la carapace et l'armature des
bords lateraux.
Largeur de la carapace 0"’,ou
Longueur . O"',oo7
Habite Upolu. No. 5817.
257
li
82
Cleistostoma tridentatum.
Carapace peu elargie et lisse en dessus. Front etroit et ä bord arrondi. Bords latero-anterieurs
divises eil trois dents petites et pointues dont la premiere est constituee par F angle orbitaire externe.
Pattes anterienres du male petites et lisses. Mains portant dans l'intervalle des doigts un bouquet de
poils assez longs et s’dtendant jusqu’ a la moitie enyiron de la longueur des doigts. Abdomen du male
compose de sept articles dont les 2me, 3me, 4u’e, 5me et Gine se retrecissent beaucoup ä leim base. Bords de
l'abdonien garnis de longs poils.
Cette espece se distingue de toutes les antres du meine genre par l'existence des trois dents du
bord latero-anterieur.
Largeur de la carapace O1", 010
Longueur . Om, 007
Habite Upolu. No. 3666H-
Heterograpsus spinosus.
Milne-Edwards, Melanges carcinologiques, page 160.
Cette espece n’etait encore connue que par un individu femelle cliez lequel les caracteres distinctifs
etaient peu distincts. Je puis les completer d’apres l’examen de plusieurs exemplaires des deux sexes faisant
partie du Museum Godeffroy. Les pattes anterieures du male sont courtes et renflees. La main est lisse,
a doigts longs et portant en deliors aussi bien qu’en dedans un petit bouquet de poils pres de leur base.
Les pattes ambulatoires sont comprimees et de longueur mediocre.
L’Heterograpsus barbimanus (Heller. Novara exped. Crus. pl. 4 fig. 5) dont les pinces sont poilues
en dedans, se distingue nettement de L’ Heterograpsus spinosus par les trois dents qui arment le bord lateral,
tandis que cliez L’H. spinosus leur nombre est de quatre.
Largeur de la carapace 0"\ 01 6
Longueur . 0"‘,oi3
Habite la Nouvelle Hollande.
Pachygrapsus striatus.
Grapsus striatus. Milne Edwards.
Espece jusqu’a present tres rare. Carapace subquadrilatere, traversee par un tres grand nombre
de lignes saillantes, transversales et paralleles, garnies en avant d’ une frange de petits poils droits et
raides. Front peu elargi. Bords latero-anterieurs entiers. Pinces courtes portant en deliors quelques lignes
saillantes longitudinales. Pattes ambulatoires de longueur mediocre, Cuisse traversee par de nombreuses
lignes poilues et arrnees en dessus de quelques petites epines. Les articles suivants garnis de poils disposes
longitudinalement.
Largeur de la carapace . 0"‘,oi4,
Longueur . Om,on.
Habite les lies Sandwich et Upolu. No. 5806.
Crossotonotus J) (nov. gen.)
Ce genre ne peut se ranger dans aucune des familles connues du groupe des Catometopes, il doit
se placer entre les Ocypodiens et les Plagusiens. Sa carapace est discoidale et peu bombte. Le front est
’J De xqooüjtos frange, et vürog dos.
258
avanc6, dente et peu elargi; les orbites sont tres grandes et dirigees en avant. Le lobe orbitaire inferieur
et interne est tres avanc6 et limite en dehors par une 6chancrure Unfaire. L’article basilaire des antennes
externes ne s’applique pas sur lui. il est place an dessus dans l’hiatus orbitaire et il ne se joint pas au front.
L’antenne est grande. L’article basilaire de l’antennule est gros et sa tige mobile se replie transversalement
sous le front. Le cadre buccal est large en avant et son bord antörieur presente de cliaque cot6 deux
4chancrures. Les pattes-mächoires externes sont eiliges, sur leur bord. L’ischiognathe est grand et son angle
supero-interne se prolonge beaucoup. Le Mörognathe est an contraire tr6s 6troit. Les pattes anterieures
du male sont inegales. Les pattes ambulatoires sont comprimöes. L’abdomen du male se compose de 7 articles,
le premier occupe presque completement l’espace qui existe eutre la base des pattes de la cinquieme paire,
niais les orifices genitaux du male se continuent par une gouttiere placee sur le plastron sternal. L’abdomen
de la femelle est tres grand et tres large.
Crossotonotus compressipes.
La carapace est peu bombee, on y voit cependant quelques bosselures occupant la region gastrique,
la rögion cardiaque et la partie posterieure de la region brancliiale. Le front est avanc6, lamelleux et
divise en quatre dents arrondies, la mediane depassant a peine les laterales. Les angles orbitaires internes
sont beaucoup moins avanc6s et arrondis. Les bords latöraux se continuent, sans ligne de demarcation avec
le bord posterieur. Ils sont decoupes dans tonte leur longueur en dents aplaties et arrondies, au nombre de
10 a 12 de cliaque cot 6 et de 6 ä 8 en andere. Le pedoncule oculaire est grand et porte sur son bord
anterieur pres de son extremit.6 deux prolongements tuberculiformes dirigds en avant et un peu en dehors;
la cornee est terminale. Le lobe sous-orbitaire interne est tres grand, tres avance et divise en trois dents
arrondies, l’une interne tres-large les deux autres plus etroites et plus courtes. Le bord orbitaire inferieur
est dentelA Les pattes anterieures de la femelle sont tres greles; chez le male eiles sont inegales; la plus
robuste est remarquable • par la forme grele du bras et de l’avant-bras contrastant avec les dimensions de
la pince; celle-ci est tres haute et lisse; eile porte en dedans, pres des doigts, des poils serres et assez longs.
Les doigts sont courts, gros, ä bords tranchants mais non denticules. La petite pince est aussi garnie de
poils sur sa face interne. Les pattes ambulatoires sont plus grandes chez le male que chez la femelle : la
cuisse est assez epaisse, denticulee sur les bords et granuleuse en dehors; les autres articles sont tres- comprimes;
la jambe est tres-longue et porte en dessus une bordure de poils raides deriges en arriere vers le doigt.
Celui-ci est large, court tres-comprime et tres-pointu, garni en dessous de deux dents aigues et en dessus
d’une bordure de poils raides. L’abdomen du male est grand et s’avance jusqu’ aupres de l'orifice buccal;
son premier article est tres carene.
Largeur de la carapace . Om,oo»
Longueur . Om,ons
Largeur totale, les pattes ötendues . 0"',o'>9
Habite Upolu.
Scopimera inflata.
Carapace beaucoup plus ölargie au dessus de la base des pattes que dans sa partie superieure;
surface glabre et marquee de quelques tubercules rares et peu saillants. Front avance, spatuliforme, arrondi
en dessus. Orbites tres obliques en arriere et en dehors et terminöes par un angle spiniforme. Pattes
anterieures du male longues, sub^gales et tres finement granuleuses. Bras entierement cache sous la
carapace; avant-bras allonge et arme d’une epine ä son angle interne. Portion palmaire de la main
comprimöe et de la longueur des doigts; le pouce arme pres de sa base d’une dent forte et triangulaire;
index inerme. Abdomen du male compose de 7 articles dont le 5",c tres retreci ä sa base, le 4",e tres large.
259
84
Cette espece se distingue nettement de la Scopimera glöbosa (de Haan) du Japon par la forme des
pinces du male, qui cliez cette derniere espece ne portent pas d’epine sur l’ayant-bras et dont les doigts
des pinces sont finement denticules. Cliez la Scopimera tubercidata (Stimpson) les bords de la carapace
sont garnis de poils et les regions laterales sont couvertes de grannlations setiferes.
Largeur de la carapace . 0ra,oi3
Longueur . 0m,oi o
Habite la mer des Indes. No. 6081.
OXYSTOMES,
Pleurophricus (nov. gen.) ')
Carapace presque circulaire, pen bombee. Front avance, orbites grandes. Bords lateraux regulierement
conrbes, garnis de dents. Region antennaire etroite, article basilaire des antennes externes non encbasse.
Antennnles se repliant tres obliquement dans des fossettes profondes et etroites. Epistome tres petit et
ne limitant pas distinctement le cadre buccal. Merognatbe des pattes machoires externes tres dilate et
aiTondi en dehors, profondement ecliancre en dedans ponr Finsertion de la tigelle mobile. Doigts des pinces
termines en cniller. Plastron sternal large; abdomen du male divise en sept articles.
Ce genre doit prendre place ä cöte des Orithja.
Pleurophricus cristatipes.
Voyez pl 1, fig. 6.
Carapace fortement mamelonnee. Region cardiaque snnnontee d’nne eminence conique. Region
gastrique portant quelques tuberosites. Surface du test, lisse et glabre. Front etroit, avance, ä bords un
pen sinueux figurant qnatre dents rudimentaires. Orbites largement ouvertes. Bords lateraux ddcoupes
en cinq dents fortes et espacees , dont la premiere tres peu saillante est constituee par 1' angle orbitaire
externe, la derniere est la plus petite. Bord posterieur garni de 5 tubercules aplatis dont l'nn occupe la
ligne mediane. Pattes anterieures comprimees et portant des eminences arrondies. Pattes ambulatoires
conrtes a cnisse tres developpee, comprimee et snnnontee d'une crete inegale. Jambe grosse et anguleuse.
Pied faible.
Largenr de la carapace . 0m,oo9
Longueur . 0ra,oo9
Habite la Nouvelle Hollande. No. 6044.
LEUCOSIENS.
Merocryptus (nov. gen.) ")
Ce genre semble relier les Persephona aux Ixa. Les regions branchiales de la carapace se prolongent
lateralement sous forme de cylindres, arrondis a leur extremite et cacliant la base des pattes ambulatoires
des trois dernieres paires. La region cardiaque forme une eminence arrondie et denx grosses saillies existent
en arriere de cbaqne cöte de la ligne mediane. Le cadre bnccal se retrecit peu en avant et le bord externe
des pattes machoires est presque droit. Les antennnles se replient transversalement sous le front.
’) De nkfVQoy flaue et ifQixio dtjg herisse.
2) De (u>]Qos lianche et xqvtitoj je Cache.
260
Merocryptus lambriformis.
Voyez pl. 2, fig. 1.
Carapace subpentagonale entierement couverte, ainsi que les pattes, des petites granulations aplaties
et confluentes. Region gastrique beaucoup plus elevee que les regions hepatiques et presentant deux
eminences de chaque cöt6 du lobe mesogastrique. Front avance et 6cliancre au inilieu. Pattes antevieures
de longueur mediocre. Bras portant en andere deux ou trois epines. Main bosselte et granuleuse. Doigts
de la pince longs. Pattes ambulatoires courtes. Septieme article de l'abdomen du male arm 6 d'une 6pine
sur la ligne mediane pres de son bord articulaire.
Largeur de la carapace . üm,oio
Longueur . 0"\on9
Habite Upolu. No 3689.
Ebalia miliaris.
Voyez pl. 2, fig. 3.
Carapace epaisse, arrondie, ä regions peu distinctes et couverte de gTanulations tres regulieres et
confluentes. Pattes anterieures granuleuses, courtes, ä pinces tres petites. Pattes ambulatoires granuleuses,
grosses courtes et terminees par de petits ongles crochus.
Largeur de la carapace . 0">o«
Longueur . 0">o5
Habite Upolu. No. 9809.
Ebalia pulchella.
Voyez pl. 2, fig. 2.
Carapace fortement bombee, couverte ainsi que les pattes de granulations peu saillantes et tres
rapprocli6es. Front peu avance et presque droit. Bords lateraux armes d’environ 7 dents plus grandes et
plus triangulaires en avant qu'en andere, oü elles deviennent tuberculiformes. Regions fortement mamelonnees.
Pattes courtes. Largeur de la carapace . . . 0"“, one
Longueur . Om,oo55
Habite les lies Yiti. No. 3032 "•
Ebalia spinös a.
Voyez pl. 2, fig. 4.
Carapace globuleuse entierement couverte de gros tubercules spiniformes et reguliers, qui garnissent
egalement le front et le bord sourclier. Orbites tres enfoncee.s et en partie cachees par ces 6pines. Pattes
anterieures courtes et ornees de saillies tuberculiformes. Pattes ambulatoires portant sur la cuisse et la
jambe de grandes dents pointues.
Largeur de la carapace. . . 0m,oo55
Longueur . 0m,oo4-
Habite Upolu. No. 9819.
Philyra marginata.
Carapace peu bombee, legerement retreoie en avant, lisse en dessus, Rgerement gi'anuleuse et entouree
d'un bord cristifonne. Regdons peu distinctes; front peu avance, k bord presque droit. Pattes anterieures
finement granuleuses sur les bords inferieurs et superieurs.
La crete marginale de la carapace distingue cette espece de toutes les autres du meine genre.
Habite Upolu. No. 6133.
261
86
Persephona tuberculosa.
Carapace subquadrilatere, bombee, couverte, ainsi que les pattes de granulations aplaties, circulaires,
subegales, plus grosses vers les bords oü leurs iutervalles sont comme corrodes. Region gastrique portant
trois elevations. Une grosse eminence sur la rdgion cardiaque circonscrite par un sillon etroit. Deux
tuberosites sur le bord posterieur. Pattes anterieures longues et couvertes de granulations; 6itoe article de
l'abdomen du male ecliancre profondement en avant pour recevoir un prolongement du bord posterieur du
Tiemo al'ticle.
Longueur de la carapace 0m, nos
Largeur . . , . 0m , om
Habite le detroit de Bass. No. 31091'.
Phlyxia quadrata.
Cette espece reunit la plupart des caracteres du genre Nursia de Leacli; cependant les pedipalpes
externes ont leur bord externe moins arque. La carapace affecte la forme d’un losange; eile est tres-elevee
sur la ligne mediane et les rdgions hepatiques sont beaucoup plus basses que la region gastrique. Les
lobes mesobrancliiaux s’elevent beaucoup plus que les epibrancliiaux; le front s1 avance notablement au devant
des yeux et est ecliancre sur'la ligne mediane, le bord posterieur se renfle en deux tuberosites. Le corps et
les pattes sont couverts de granulations tres-fines, tres-rapproclides et plus fortes pres des bords lateraux.
Pattes anterieures du male de longueur mediocre, doigts assez developpes; 7i6me article de labdomen du male
portant a sa base, sur le ligne mediane, un prolongement dentiforme qui est regu dans une echancrure du
ßiemo article_
Largeur de la carapace 0"‘,ooi
Longueur . 0m, oim
Habite le detroit de Bass. No. 5815a.
Phlyxia erosa.
Carapace allongee , tres retrecie en avant, couverte en arriere et sur la portion posterieure de la
region gastrique de gros tubercules bien circonscrits et aplatis; lisse on legerement rugueuse sur toutes les
portions anterieures. Begion cardiaque renflee en une eminence granuleuse; 2 lobes mesobrancliiaux saillants
separes du lobe urogastrique par une depression longitudinale; bords lateraux inermes. Front avance forme
de 2 lobes pointus a leur angle externe. Pattes anterieures granuleuses et de longueur mediocre; pattes
ambulatoires petites et granuleuses.
Habite le detroit de Bass. No. 3689a.
ANOMOURES,
Porcellana spinipes.
Carapace aplatie, couverte de lignes transversales saillantes et un peu rugueuses. Bords latero-
anterieurs inermes; front avance et termine par un bord presque di’oit. Pattes anterieures couvertes de
tubercules squammiformes assez gros; pattes ambulatoires epineuses en dessus.
Largeur de la carapace 0m,oo4
Habite Upolu. No. 9821.
262
ST
M A C R 0 U R E S.
Axia serratifrons.
Voyez pl. II, fig. C.
Carapace portant sur la region gastrique un espace herisse de tubercules qui sur la ligne mediane et
lateralement se disposent en series, de fagon a circonscrire un sillon qui borde lateralement cet espace: front
pointu et garni lateralement de denticulations en forme de scie, sa pointe n'atteignant pas le 2i,'lne article des
antennules. Pattes anterieures lisses, la gauclie plus grosse et portant sur son bord superieur et sur ses doigts
quelques poils raides. Longueur du corps Om,oa5
Habite Upolu et les lies Sandwich. No. 89Ga.
Alpheus latifrons.
Front tres-large se terminant par un bord droit, legerement excave en arriere; voutes orbitaires tres
renflees; une carene arrondie et peu distincte sur la ligne mtkliane entre les yeux. Appendices lamelleux
des antennes externes de la longueur du pedoncule de ces antennes qui est depourvu d'epine ä sa base.
Pattes anterieures tres grosses et inegales; la plus forte, arrondie en dessus, couverte de tres lines granulations
visibles a la loupe; la plus petite un peu comprimee le doigt mobile souvrant horizontalem ent. Quelques
poils ä rextremite des pinces.
Cette espece se rapproche beaucoup de T Alpheus frontalis de la Nou veile Hollande; eile s'en distingue
par la forme tonte particuliere de son front.
Longueur du corps 0"’, ns«
Habite Upolu. No. 5831.
Pandalus serratus.
Rostre depassant ä peine l'appendice lamelleux des antennes externes, arme en dessus de IG dents qui occu-
pent sa moitie posterieure; sa moitie anterieure etant lisse. En dessous il presente 1 1 dents qui vont en diminuant de
grandem' d’ arriere en avant, les anterieures etant plus espacees que les postörieures. Carapace portant une tqiine
au dessous du pedoncnle oculaire et une autre plus petite au niveau de l’article basilaire des antennes exteraes.
Habite Upolu. No. 6434.
STOMAPODES.
Squilla Schmeltzii.
Voyez pl. II, fig. 7.
Carapace peu elargie, ä angles anterieurs spiniformes, mais peu avances. Plaque frontale petite et
obtuse. Anneau ophthalmique remarquablement grand, depassant le rostre de plus de la moitie de sa longueur.
Yeux allongös et comprimes. Griffes armees de 7 dents en comptant la pointe terminale; bord de la main
finement denticuU; abdomen pr^sentant de chaque cdte, en dessus, des traces de 2 cretes saillantes, qui sur
le penultieme anneau se developpent en forme d’epines; dernier Segment abdominal plus large que long, arme
en dessus d’une crete mediane et portant sur son bord G dents aigues. Appendices lateraux de la nageoire
caudale tres-reduits; pattes thoraciques tres-petites.
Longueur totale 0"',o2
Habite Upolu. No. 1897'1.
Cette espöce se distingue nettement de toutes celles du meme genre par la longueur de l'anneau
ophthalmique et des pedoncules oculaires; sa couleur est d'un gris tres-clair, avec de petites taches noires,
generalement en forme d'etoile.
2G3
88
Explication des figures.
PLANCHE I.
Fig'. 1. Eurynome erosa, considerablement grossie.
» 1'- Lignes indiquant les dimensions naturelles de la carapace.
» 2. Micippöides angustifrons, considerablement grossi.
* 2a- Lignes indiquant les dimensions naturelles de la carapace.
» 2b- Region antennaire et pattes maclioires externes, grossies.
» 2C- Carapace, vue de cöte.
» 3. Cycloxantlms Godejfroyi, grossi trois fois.
» 3a- Lignes indiquant les dimensions naturelles de la carapace.
» 3b- Region antennaire et pattes maclioires externes.
» 4. Pilumnus fragifer, grossi denx fois et demie.
» 4a- Lignes indiquant les dimensions naturelles de la carapace.
» 4b- Region antennaire.
» 4C- Pince droite du male, vue en dehors.
» 4d- Pince gauclie du male, vue en deliors.
» 5. Liomera variolosa, grossie environ deux fois.
» 5a- Lignes indiquant les dimensions naturelles de la carapace.
» 5b- Region antennaire et pattes maclioires externes.
» 6. Pleurophricus cristatipes, tres grossi.
» 6a- Lignes indiquant les dimensions naturelles de la carapace.
» 6b- Patte machoire externe, grossie.
» 6C- Abdomen et plastron sternal.
PLANCHE II.
Fig. 1. Merocryptus lambriformis, tres grossi.
» la- Lignes indiquant les dimensions naturelles de la carapace.
^ lb- Plastron sternal et abdomen du male.
» lc- Regions antennaire et buccale.
» 2. Ebcdia pulchella, tres grossie.
» 2a- Lignes indiquant les dimensions naturelles de la carapace.
» 2b- Regions antennaire et buccale.
» 3. Ebalia miliaris, tres grossie.
» 3a- Lignes indiquant les dimensions naturelles de la carapace.
» 4. Ebalia spinosa, tres grossie.
» 4a- Lignes indiquant les dimensions naturelles de la carapace.
» 5. Macrophthalnms Graeffei, tres grossi.
» 5a- Lignes indiquant les dimensions naturelles de la carapace.
» 5b- L’une des pinces du male, vue par sa face externe.
* 5C- Face interne de la pince.
» 5'1- Patte machoire externe.
» 5e- Abdomen du male.
» 6. Axia serratifrons, tres grossie.
» 6a- La meine, vue de cote.
» 6b- Ligne indiquant la grandeur naturelle de cette espece.
» 7. Squilla Schmeltm, tres grossie.
» 7a- Ligne indiquant les dimensions naturelles de cette espece.
264
Zweiter ichthyologischer Beitrag nach Exemplaren aus dem
Museum Godeffroy.
Von
Dr. Albert Günther.
Weitere Mittheilungen über junge Schwertfische.
Das Godeffroy Museum hat durch Herrn Capt. Witt vom Südatlantischen Ocean einen 12 Va mm.
langen Schwertfisch erhalten, der neues Licht auf die Jugendzustände dieses grossen Fisches wirft. Leider
ist der Erhaltungszustand des Exemplares nicht so vollkommen, dass es abgebildet werden konnte; es
zeigt aber zur Genüge, dass wir in ihm einen Entwickelungszustand von Xiphias, und nicht von Histiophorus,
vor uns haben, und zwar in einem früheren Stadium, als es bis jetzt beobachtet worden ist; dass trotz
der nahen Verwandtschaft dieser beiden Gattungen, die jüngsten Zustände doch scharf durch auffällige
Charaktere verschieden sind; und dass das von mir im zweiten Hefte dieses Journals (p. 98), für einen
jungen Xiphias gehaltene Fischchen nicht dieser Gattung, sondern wirklich ebenfalls dem Histiophorus
angehört.
Das hier zu beschreibende Fischchen hat einen verhältnissmässig ausserordentlich langen (4 mm.)
Belone-artigen Schnabel, der mit Zähnchen von ungleicher Länge bewaffnet ist, und dessen Kiefer nahezu
von gleicher Länge sind. Der Supraorbital- Rand ist mit konisch-spitzigen Vorragungen versehen; es ist
kein Occipital-Dorn vorhanden, wohl aber zwei kurze, spitzige Dornen am Winkel des Präoperculum. Die
Haut des Körpers ist mit spitzigen Tuberkeln bedeckt. Bauchflossen fehlen.
Dieses Fischchen ist ohne allen Zweifel das jüngere Wachsthumsstadium der 2V(j Zoll langen
Fische, welche ich am angezeigten Orte (p. 99) richtig als junge Xiphias erkannt habe. Ein G Zoll
langes Exemplar findet sich im Brittischen Museum (s. Catal. Fish. II., p. 512); und die Rauhigkeiten
der Haut wurden von Cuvier noch in Individuen von 12 — 18 Zoll Länge beobachtet (Cuv. Val. VHL
p. 261. pl. 225).
Die drei in meiner ersten Abhandlung abgebildeten Individuen gehören also alle Histiophorus an.
Die Jungen der Schwertfische dieses Geschlechts haben eine glatte Haut, der Supraorbital- Rand ist äusserst
fein oder gar nicht gezähnt; ein mächtiger knöchener Dorn auf jeder Seite des Occiput, und am Winkel des
Präoperculum. Die Kiefer sind verhältnissmässig viel weniger lang, und die Bauchflossen sind schon in
Exemplaren von 9 mm. Länge als kleine Stummel sichtbar.
00
Pentaceros decacanthus.
Günth. Fisli. I. p. 213.
Von diesem äusserst seltenen Fische hat das Museum Godeifroy ein 23U Zoll langes Exemplar
erhalten, das von dem Südatlantischen Ocean (12 0 25 Lat. S. 30° Long. W.) stammt. Ich konnte an
ihm constatiren, dass in der That keine Zähne auf den Gaumenbeinen sich finden, und dass 7 Kiemenstrahlen,
sowie stark entwickelte Pseudobranchien vorhanden sind. Sonst passt die von mir gegebene Beschreibung
ganz auf dieses Exemplar; es sind aber statt zehn elf Dorsalstacheln vorhanden. Dieser Umstand bringt
diese Art dem Pentaceros capensis (C. V.) schon näher; und ich würde bereits Anstand nehmen, sie
noch ferner zu unterscheiden, wenn die letztere Art nicht fünf Analstacheln hätte, während beide Exemplare
von P. decacanthus deren vier haben. Ueberdem sind die Schuppen unseres Fisches viel kleiner, als in
der von Cuvier gegebenen Abbildung.
Ob das typische Exemplar wirklich vom Stillen Ocean stammt, mit welcher Localitätsbezeichnung
es dem Brittischen Museum übergeben wurde, ist eine weitere Frage, die man für jetzt nicht entscheiden
kann. Es wäre nicht unmöglich, dass eine pelagische Form, wie es die Pentaceros zu sein scheinen, wirklich
eine so grosse Verbreitung hätte.
Gobius nuchifasciatus.
D. 6 12. A. 0. L. lat. 25.
Neun Längsschuppen- Reihen zwischen der zweiten Rücken- und Afterflosse. Die Kopflänge ist
etwas bedeutender als die Körperhöhe, und "h der Totallänge (ohne Schwanzflosse). Der Kopf ist länger
als hoch, und höher als breit. Schnautze viel kürzer als das Auge, das von massiger Grösse ist, Mundspalte
schief, bis unter die Mitte des Auges reichend, mit etwas vorstehendem Unterkiefer. Augen nahe bei
einander stehend. Auf jeder Seite des Unterkiefers zwei oder drei Hundszähne. Nacken bis zur Rückenflosse
und Kopf unbesclmppt, Bauchflossen den After bedeckend. Die Rückenflossen sind kaum so hoch als
der Körper unter ihnen, aber der zAveite und (Ritte Dorsalstachel ist in ein äusserst feines Filament
verlängert. Schwanzflosse abgerundet. Körper einfarbig grünlich, drei graue, dunkelgerandete Binden
quer über den Nacken, sie setzen sich, nach vorwärts gebogen, auf die Seiten des Kopfes fort, und steigen
bis an seinen untern Rand herunter; die vorderste unter dem Auge berührt das hintere Ende desMaxillar-
Knocliens. Zweite Rückenflosse, Schwanz- und Afterflosse fein punktirt.
Vier Exemplare von Bowen; das längste ist nur 30 mm. lang.
Trichonotus setigerus.
Ich habe schon im Jahre 1868 (Zool. Record IV. p. 165) angegeben, dass der von Dr. Steindachner
beschriebene Taenianotus filamentosus diesem Geschlecht angehöre, liess es aber unentschieden, ob es
eine zweite Art desselben sei. Das Museum Godeifroy hat nun ein solches kleines Exemplar von Boren
erhalten, und nach Vergleichung desselben mit einem im Brittischen Museum befindlichen, habe ich keinen
Zweifel mehr, dass diese Fische auch speciftsch identisch sind.
266
91
Tripterygium atrogulare.
D. 3 | 12 8. A. 14. L. lat. 33.
Die Körperhöhe ist weniger als die Kopflänge, welche -h der Totallänge (ohne Schwanzflosse)
beträgt. Ange gross, mehr als V3 der Kopflänge, und länger als die zugespitzte Schnauze. Schuppen mit
gezähneltem Rande. Seitenlinie deutlich bis zum Ende der zweiten Rückenflosse. Kopf schuppenlos. Die
Brustflosse reicht bis unter das Ende der zweiten Rückenflosse zurück. Körper ohne auffallende Zeichnung,
hell bräunlich. Die Unterseite des Kopfes und die Basis der Brustflossen schwarz. Schwanzstiel oben
und unten mit einem kleinen schwärzlichen Fleck.
Ein 38 mm. langes Exemplar von Bowen.
Brotula ensiformis.
Giinth. Fish. IV. p. 372.
Von dieser Art hat das Museum Godeffroy ein 9 Zoll langes Exemplar von Bowen erhalten. AVie
ich schon früher erwähnt, endigt sich das Operculmn in einen Dorn; ich habe aber das nähere Verhalten
desselben an diesem Weingeistexemplare ermitteln können. Der Dorn liegt in einer Scheide der Haut des
Suboperculum, das sehr breit und einem Operculmn ähnlich ist. Er ist aufrichtbar, indem das Operculmn
selbst auf einen schmalen senkrechten Knochen reducirt ist. Die Bauchflossen sind an der Spitze gespalten,
und nicht einfach, wie ich früher nach getrockneten Exemplaren angegeben habe.
Scopelus nigroocellatus.
D. 11. A. 17. L. lat, 36. L. transv. '2/r>.
Aehnlich dem Scopelus coccoi, aber ohne vergrösserte Schuppen der Seitenlinie. Die Körperhöhe
ist etwas weniger als V4 der Gesammtlänge (ohne Schwanzflosse), die Kopflänge 2,?. Auge weniger als
V3 der Kopflänge, ohne Supraorbitaldorn. Schnautze coniscli vorragend, aber kürzer als das Auge, mit
einem Leuchtorgan auf jeder Seite. Schwanz schmächtig: Anfang der Rückenflosse ein wenig näher der
Schnautze als der Schwanzwurzel, hinter der Basis der Bauchflossen. Bauchflossen nicht verlängert,
Schuppen ganz glatt. Die Leuchtorgane des Körpers sind von einem breiten schwarzen Ring umgeben.
Ein 1 Zoll langes Exemplar, stammt vom Südatlantischen Ocean.
Gymnoscopelus aphya.
Unter diesem Namen beschreibe ich ein merkwürdiges 1V4 Zoll langes Fischchen, das von Herrn
Capt. Früchtnicht in 55° Lat. S. u. 85 u Long. W. , also nahe bei der Magellan’s- Strasse aufgefangen,
und an das Museum Godeffroy überbracht wurde. Die ganze Gestalt und der äussere Körperbau sind die
eines Scopelus; allein der Körper ist nakt, weisslich, mit schiefen Muskellinien, ganz wie bei Leptocephalus.
Nur entlang der Mittellinie der Seite bemerkt man unter der Loupe eine Reihe äusserst dünner und
267
92
kleiner Schüppchen. Entlang jeder Bauchseite zieht sich eine Reihe pliosphorescirender Körperchen, die
auf dem Rumpfe im Centrum perlglänzend sind, aber auf dem Schwänze einfache schwarze Punkte
darstellen. Nach hinten zu ist die Reihe dieser Punkte doppelt. Auch nahe an der Rückenkante des
Schwanzes ist eine Reihe solcher schwarzer Punkte. Kopf ohne Leuchtorgane.
Die Körperhöhe ist % der Totallänge (ohne Schwanzflosse), die Kopflänge Vi. Auge % der
Kopflänge, die Rückenflosse scheint aus 12, die Analflosse aus 13 Strahlen zu bestehen; sie sind aber
ihrer Feinheit wegen sehr schwer zu zählen. Die Bauchflossen sind unter der vorderen Hälfte der
Rückenflosse inserirt, und ihre Basis ist der Schnautzenspitze etwas näher, als der Wurzel der Schwanzflosse.
Ophichthys callaensis.
Diese neue Art gehört zu der Abtheilung I. A. 1. b. ß. meiner Synopsis (Fish. YIH. p. 55).
Die Kiemenöffnungen sind weit, weiter als der Zwischenraum, durch den sie an der Bauchseite von
einander getrennt sind. Die Länge des Kopfes ist mehr als die Hälfte der Entfernung der Kiemenspalte
vom After. Die Schnautze springt über den Unterkiefer vor. Länge der Maulspalte Vs der Kopflänge.
Auge ziemlich gross, mehr als halb so lang als die Schnautze. Zähne ziemlich gleichmässig klein, in
doppelten Reihen in beiden Kiefern. Die Länge der Brustflosse ist -Ir, der Kopflänge. Rücken- und
Afterflosse sehr niedrig, die erstere fängt über dem Endtheile der Brustflosse an. Die Körperlänge
verhält sich zur Schwanzlänge = 2:3. Einfarbig braun, heller am Bauche.
Ein Exemplar, 10 Zoll lang, von Callao (No. 21).
Es scheint diese Art dem Ophichthys magnioculus verwandt zu sein, unterscheidet sich aber
durch seine Körperverhältnisse.
268
Beitrag zur Kenntniss der Lichenen-Flora der Südsee-Inseln.
Von
Dr. A. v. Krempelhuber in München.
(Mit 1 Tafel).
Unter den zahlreichen Sammlungen naturhistorischer Gegenstände, welche Dr. Ed. Gräffe, zur
Zeit in Hamburg, von seinen Reisen durch die Südsee-Inseln, wo derselbe bekanntlich im Aufträge des
Herrn J. C. Godeifroy in Hamburg während zehn Jahre mit naturwissenschaftlichen Forschungen beschäftigt
war, zurückgebracht hat, befindet sich auch eine Collection von Eichenen aus jenen Inseln, namentlich
den Fidschi- oder Viti-, dann den Tonga- und Samoa- oder Schifferinseln.
Es ist mir diese in vielfacher Beziehung interessante Lichenen-Sammlung — die erste, welche bisher
auf den genannten Inseln gemacht worden ist — zur Untersuchung und Bestimmung anvertraut worden
und das nachfolgende Verzeichniss des Inhalts derselben bildet daher den ersten Anfang unserer Kenntniss
von der Flechten- Vegetation der oben genannten zahlreichen Südsee-Inseln.
Auch die lichenologische Wissenschaft ist daher dem Herrn Geoffroy und Sohn, wie nicht minder
dem Herrn Dr. Gräffe zu grossem Dank verpflichtet, ersterem überhaupt dafür, diese Forschungs-Reisen
veranlasst zu haben, letzterem aber dafür, dass er auf seinen Reisen auch die Eichenen, welche von Seite
der in den tropischen Gegenden reisenden Naturforschern in der Regel ganz unberücksichtigt zu bleiben
pflegen, in den Kreis seiner Forschungen gezogen hat.
Ehevor ich nun das Verzeichniss des Inhaltes der oben erwähnten Lichenen-Sammlung folgen lasse,
sei es mir gestattet, über das Vorkommen und die Verbreitung der Eichenen auf einigen von jenen Inseln
namentlich aus der Gruppe der Viti- und Samoa-Inseln im Allgemeinen Nachstehendes zu bemerken. Es
sind diese Angaben grösstentheils den Notizen entnommen, welche mir Herr Dr. Graeffe über die fraglichen
Verhältnisse brieflich mittzuth eilen die Güte hatte.
Die genannten-Inseln, von welchen der Archipel der Viti-Inseln zwischen dem 15" und 19° südlicher
Breite und 177 — 178° östlicher Länge, jener der Samoa-Inseln aber zwischen dem 13 und 15° südlicher
Breite und 177 — 178° Länge liegen, sind grösstentheils mit hohen dichtbewaldeten Bergen bedeckt, von
welchen z. B. jene auf den Viti-Inseln etwa bis zu 4000 Pariser Fuss reichen.
Die Verbreitung der Lichenen findet sich daselbst auf drei, oder strenggenommen nur auf zwei
Regionen oder Lokalitäten beschränkt, nämlich: 1) die eigentliche Strandzone; 2) den Küstenstrich
(gelichtet durch die Anpflanzungen der Eingebornen), von der ersten Zone bis zum Fuss der bewaldeten
Berge sich erstreckend; 3) die Bergregion, die vom Winde bestrichenen Gräte und Kanten der Anhöhen
und deren Ausläufer umfassend.
Die erstgenannten beiden Regionen lassen sich natürlicher Weise nicht scharf trennen, da die
Flechtenarten sich bald mehr bald weniger von der Strandlinie entfernen: die dritte Region hingegen erlaubt
eine schärfere Trennung und zeigt fast nur eigenthümliche Arten.
Was nun das Vorkommen der Lichenen in diesen Regionen im Allgemeinen betrifft, so ist es eine
durch zahlreiche Beobachtungen constatirte Thatsache, dass auf den Viti- und Samoa-Inseln (und wahr-
2G9
94
sclieinlicli auch auf den übrigen Inseln Polynesiens überhaupt) nicht allenthalben Lichenen angetroffen
werden, sondern dass diese Gewächse dort nur gewisse ihnen günstige Lokalitäten bewohnen; ferner dass
sie in den sehr feuchten, warmen Gegenden dieser Inseln die windreichsten, trockenen Stellen bevorzugen,
an feuchten, windgeschützten Orten (wie z. B. im Innern der dichten Waldungen) aber fast gänzlich
fehlen, oder nur kleine Polster, Auflüge ohne Apothezien bilden.
In den der Flechten- Vegetation günstigen Lokalitäten der Viti- und Samoa-Inseln, wie auch in
Tonga, das nur die zwei ersten Regionen hat, bewohnen nun die Lichenen vorzugsweise die Rinden der
Stämme und der Aeste der Bäume.
Rur höchst selten haften den schwarzen,, harten, von der Sonne fast beständig stark durchwärmten
Basaltfelsen, Flechtengebilde an. Etwas häufiger finden sich Steinflechten auf den Viti-Inseln, wo auch
andere, als basaltische Gesteine, hie und da zerstreut, Vorkommen.
Doch wird man auch dort nirgends jener mit buntem Flechten-Ueberzug geschmückten Felswände
und Gesteine ansichtig, wie wir sie z. B. in den Gebirgen Europas so häufig wahrnehmen. Ebensowenig
oder noch seltener als Steinflechten sind Erdflechten anzutreffen, welcher Umstand übrigens schon durch
das seltene Vorkommen kahler, offener Stellen seine Erklärung findet. Es ist Herrn Dr. Gräfin nur ein
Fall erinnerlich, Erdflechten, und zwar Cladonien angetroffen zu haben, die sich auf der sehr trockenen
vulkanischen Insel Sui-Sui aus der Vanna Balavu Exporings- Gruppe am Boden an einem Wegrande
vorfanden, aber sämmtlich ohne Apothezien waren.
Betrachten wir nun die Flechten- Vegetation der einzelnen oben bemerkten 3 Regionen und die
speciellen Standorte, welche die Lichenen daselbst einnehmen, und zwar zuerst jene der Berg- Region. Dort
hängen Usneen meist von abgestorbenen Aesten in grosser Anzahl herab, während Sticta- und Leptogium-
Arten über die Moose, welche die Stämme bedecken, sich ausbreiten. Es sind namentlich Eugenia-Bäume
und Ficus- Arten, die sich hier die Flechten zu ihrem Wohnsitz auswählen. An den Rändern der Kraterberge,
an den scharfkantigen Bergausläufern und Kämmen finden wir allein auf den mit Parasiten aller Pflanzen-
Abtheilungen beladenen Stämmen die ganze Reihe von grossen, schönen Sticta- Arten, welche in unserer
Aufzählung genannt sind, mit alleiniger Ausnahme der Sticta Godeffroyi Krphbr., welche auch an der Küste
vorkommt.
Montane- Arten sind: Leptogium diaphanum und tremelloides Fr., letztere auch an der Küste sich
findend, dann Lecanora punicea Ach., Domingensis Ach., bifera Nyl., Ricasolia discolor Del. Nur dieser
Region gehören Usnea trichodes Ach. und U. intercalaris Krphbr. der Inseln Upolu und Ovalau an. Bloss
zwei Graphideen, nämlich Graphis assimilis Nyl. und Glypliis polygrapha Fee, wurden in diesen Regionen
gesammelt; es ist indessen nicht zweifelhaft, dass eine genauere Erforschung eine grössere Anzahl Arten
dieser leicht zu übersehenden Flechten-Gattungen dort entdecken würde, wie denn überhaupt vorliegende
Sammlung, wie bereits vorne gesagt, nur der Anfang unserer Kenntniss der Flechten- Vegetation jener
Gegenden genannt werden kann.
In der Küsten- Region im weiteren Sinne, also die Strand-Linie mitinbegriffen, ist unstreitig die
Rinde des Brodfruchtbaums (Artocarpus incisa L.) von den Flechten am meisten heimgesucht. Fast
sämmtliche Arten dieser Region trifft man auf dem hier sehr häufigen Brodfruchtbaum an; doch kommen
dieselben Allen auch auf anderen Baumrinden vor. Es sind dies in zweiter Linie die Rinden der Mangrove-
Stämme oder Rhizophoren (Rhizophora, Bruyiera etc.), der Barringtonia speciosaL., des Colophyllum inophyllum,
L., Paritium purpurascens Seem. und tiliaceum Juss., ferner der hohen Säulen der Kokospalme, sämmtlich
Baumarten der Strandlinie. In dritter Reihe findet man noch häufig genug Lichenen an den Stamm- und
Astrinden des Inocarpus edulis Forst., der Evia dulcis Com., Uvaria odorata, Erythrina indica, L., Eugenia
Malaccensis L., ferner an den Stämmen von Arten der Sapindaceen (in geringer Anzahl), Aurantiaceen,
270
endlich an den Stämmen und auf den Blättern zweier Arten von Myristica (hier die blattbewohnende
Lecidea dilucida Krphlr.).
Es sind die genannten Baumarten über die ganze Küsten- Region bis in die Vorberge verbreitet.
Neben der eben genannten L. dilucida gehören alle übrigen, in dem Verzeichnisse aufgeführten, bisher
nicht genannten Flechten dieser Region an, von welchen eine Anzahl als vorzüglich an den Strandliebenden
Bäumen vorkommend, besonders hervorzuheben ist. Dies sind: Parmelia latissima Fee, relicina Fr.,
laevigatuin, Pannaria funebris Krplibr. und pannnosa (Sw.), Pertusaria multipuncta Fr., Pyscia Cocoes,
Physcia picta, integrata Nyl., Naggerana Krplibr., crispa Pers. und flavicans DO., ferner Ramalina geniculata
Hook., farinacea Ach., subfraxinea Nyl., Lecanactis abietina, Verrucaria palmarum Krplibr.
Unser Verzeichniss zählt im Ganzen 81 Liclienen auf, darunter acht (’/io) neue Arten. Eine
Vergleichung mit den mehr oder weniger bekannten Lichenenfloren anderer Länder und Inseln zeigt, dass
die hier in Rede stehende polynesische Lichenenflora am meisten mit jener Neu-Caledoniens übereinstimmt,
dessen Flechten- Vegetation durch Nylanders Synopsis Lichenum Novae Caledoniae (Caen, 1868) uns näher
bekannt worden ist. Es kommen hienach 28 Arten (oder Vs) der Viti- und Samoa-Flechten auch in
Neucaledonien vor. Mit Neuseeland haben die Viti- und Samoa-Inseln nur etwa 12 Arten, mit Europa
nur acht (oder Vio) Arten gemeinschaftlich.
Die Flechtenvegetction von Australiens Festland ist noch viel zu wenig bekannt, als dass ein
Vergleich mit derselben statthaft erscheint.
Wir glauben hoffen zu dürfen, dass weitere naturhistorische Forschungen auf den Inseln der Südsee
auch unsere jetzige Kenntnisse über die so interessante, aber noch so wenig bekannte Flechtenvegetation
dieser Inselwelt noch bedeutend vermehren werden.
Aufzählung der yoh Herrn Dr. (i raefi'c gesammelten Flechten.
I. COLLEMEI.
(Sp. 15)
1. Collema byrsinum Ach. Nyl. Syn. meth. Lieh. p. 113; Syn. Lieh. Nov. Caled. p. 4.
Ovalu, an Baumrinden (50. 84. 88).
2. Collema (Synechoblastus) laeve: Tayl. Lieh, antarct. p. 142: Collema flaccidum var. laeve Babing,
in Flor. Nov. Zeel. Pars II. p. 309.
Viti, an Baumrinden (51).
3. Leptogium diaphanum (Sw.) Mont.; Nyl. Syn. meth. Lieh. p. 125.
Viti, an Baumrinden (63). — Naggara-Insel (78).
4. Leptogium tremelloides (Ach.) Fr.; Nyl. Syn. meth. Lieh. p. 124; Syn. Lieh. Nov. Caled. p. 5.
An Baumrinden, sehr schön entwickelt und meistens reich fruktifizirend :
Ovalu. Upalu Samoa, Savai Samoa, Naggara, in den dortigen Gebirgswaldungen, auch an
der Küste an Cocos-Palmen (70. 91. 87. 108. 105. 114).
5. Leptogium subbullatum Krplibr. spec. nova.
Thallus plumbeus opacus suborbiculariter dilatatus sat magnus (diam. ca. 6—8 centimeter),
membranaceus rugosus lobato-incisus, subtus nudus, lobis varie complicatis, marginibus sinuatis,
plerumque substrato adpressis; apotheciis disco carneo, primum suburceolato et margine thallino
tumido sublaevi, dein disco dilatato plano et margine thallino mediocri vel tenui integro: spora e
8 nae, hyalinae ellipsoideae utroque apice angustatae, parce longitudinaliter vel oblique inter septa
271
96
divisae, long. 0,036—040, crass. 0,015— 0,018 mm.; hypothecium incolor, hymenium jodo saturate
coeruleum.
Species inter Lept. bullatum (Ach.) et Lept. pulchellum (Ach.) intermedium.
Tongatabu, Ovalou, an der Rinde (wie es scheint) der Cocos-Palmen (21. 56).
Wurde auch von Glaziou in der Prov. Rio Janeiro in Brasilien gesammelt, aber nur in
streilem Zustande. (Collect. Glaz. No. 3471.)
Tab. 14, Fig. 14. Zwei einzelne Sporen des Leptog. subbullatum Krphbr.
II. BAEOMYCEI.
(Sp. 6.)
6. Baeomyces paeminosus Krphbr. spec. nov.
Thallus tenuis membranaceus, contignus, fragilis, determinatus, obscure viridis, superficie valde
plicato-rugulosa et gibberosa, subtus albidus, laxe substrato per breves fibrillas adhaerens; apotliecia
minuta (ca. 1,0 mm. diam.) , elevato sessilia vel substipitata, sparsa, caesio-pruinosa, disco plano
margine obtuso parum conspicuo; sporae 8 nae fusiformes (apice uno obtnsiuscnlo, altero acuminato),
hyalinae, 4 — 8 septatae, long. 0,019 — 022, crass. 0,004 — 006 mm.
Viti, an Baumrinde. (Unicum!)
Paraphysen" zusammenhängend , undeutlich, mit zahlreichen rundlichen Zellchen vermischt;
Hypothezinm dunkelolivenbraun; Gonidien auffallend gross, grün, mit zelligem Inhalte.
Tab. 14, Fig. 9 a. Zwei Sporen des Baeomyc. paeminosus Krphbr.; drei blaugrüne Gonidien
derselben Flechte.
III. USNEI.
(Sp. 7, 8.)
7. Usnea intercalaris Krphbr spec. nova.
Thallus pendulus albido-flavescens vel ocliroleucus, glaber, ramoso-intricatus, efibrillosus, ramis
dichotomis, interdum liinc inde tumidulis ramulisque capillari-attenuatis; apotliecia parva vel mediocria
in ramulis terminalia vel et lateralia, disco plano ochraceo nndo, margine subexcluso sparse ciliato;
sporae 8 nae subglobosae, hyalinae, long. 0,008 — 010, crass. 006 — 007 mm.
Ovalu, an Bäumen in der Bergregion (65, 99, 90, 116, 120 a.)
Bezüglich der Arten der Gattung Usnea, insbesonders der exotischen Arten, herrscht noch
grosse Unsicherheit und Verwirrung unter den Lichenologen, wie diess die Bestimmungen der
tropischen Arten, die man in den Herbarien antrifft, zur Genüge zeigen.
Eine von diesen, die bisher ganz verkannt worden zu sein scheint, ist die oben genannte; sie
hat offenbar eine grosse Verbreitung in den tropischen und subtropischen Ländern; ich besitze sie
wenigstens aus sehr verschiedenen Gegenden, Australien, Brasilien, Cap der guten Hoffnung etc.
und ich habe sie bald als Usnea articulata, bald als Usn. trichodea, Usn. Vrieseana etc. benannt
gesehen, am häufigsten als Usn. articulata. Usn. intercal. unterscheidet sich von der letzteren, der
sie allerdings im Habitus ziemlich gleicht, durch kräftigeren Bau, durch ihre im frischen Zustande
in der Regel weissgelbe Farbe des Thallus, dessen entblösste Mednllarschiclite durch Kali caust.
aus dem Orangegelben sogleich blutroth gefärbt wird, während bei Usn. artic., in gleicher Weise
behandelt, die Medullarschicliichte unverändert bleibt oder gelblich gefärbt wird; ferner kommen an
unserer Flechte stellenweise Anschwellungen an den Hauptästen des Thallus nicht so häufig und so
scharf ausgeprägt wie bei Usn. articulata, knotige, rosenkranzförmig an einander gereihte
Anschwellungen, wie solche bei letzterer nicht selten sind, aber gar nicht vor.
272
97
Endlich hat unsere Usnea noch die Eigenthiimlichkeit, dass sie hei längerer Aufbewahrung
im Herbar sich bräunt, was bei Usn. trichodea, Vrieseana und articulata nie der Fall ist.
Von Usn. Vrieseana, Mont, et v. d. B„ der Usn. intercal. wohl am nächsten steht, unterscheidet
sich letztere ausserdem noch durch robusteren Habitus, dichtere Verzweigung, eine andere Form der
Apothezien und die chemische Reaktion der Medullarschichte bei Behandlung mit Kali caust.: ebenso
von Usn. trichodea Ach. durch eine andere Verzweigung des Thallus, Mangel der Fibrillen, eine
andere Form der Apothezien, wie auch durch die chemische Reaktion.
Bei Usn. Jamaicensis Ach. und Usn. laevis Eschw. wird die entblösste Medullarschichte mit
Kali caust. ebenfalls aus dem Oranggelben blutroth; an allen anderen Usnea-Arten habe ich diese
Reaktion nicht bemerks. —
Tab. 14, Fig. 21 a. Drei einzelne Sporen der Usnea intercalaris Krplibr.
8. Usnea trichodea Ach., Nyl. Syn. metli. Lieh. p. 270; Syn. Lieh. Nqv. Caledon. p. 12.
Upolu, an Bäumen, streik (115).
Medulla mit Kali caust. unverändert oder gelblich.
IV. RAMALINEI.
(Sp. 9—13.)
9. Ramalina subfraxinea Ayl. Recogn. monogr. Ramal. p. 41.
Upolu, Samoa, an Bäumen auf den Bergen (58, 60, 117). Sporae long. 0,015 — 016, crass. 0,015 mm.
10. ‘Ramalina rigida (Pers.) Ach., Nyl. Recogn. monogr. Ramal. p. 14.
Tongatabu, an Bäumen (59).
11. Ramalina complanata (Sw.) Ach., Nyl. Recog. monogr. Ramal., p. 29; Syn. Lieh. Nov. Caled. p. 13.
Viti, an Bäumen.
12. Ramalina genieulata Hook, et Tayl. in Lond. Journ. of Bot. III. (1844), p. 655; Nyl. Recog.
monogr. Ramal. pr. 65.
Ovalou, Upolu, Tongatabu (1. 83), an Baumrinden.
13. Ramalina farinacea (L.) Ach., Nyl. Recogn. monogr. Ramal. p. 34.
Tongatabu etc., wie es scheint, häufig an Bäumen (61, 62, 81 a, 84 a).
V. PARMELIEI.
(Sp. 14—35.)
14. Sticta damaecornis (Sw.) Ach. Nyl. Syn. metli. p. 356 exclus. variat. omnibus.
Ovalou (74. 86. 92), Upolu Samoa (113), Savai Samoa (110), an Baumrinden, wie es scheint
nicht selten.
15. Sticta subsinuosa Nyl. in Flora 1869, p. 118. f. lutescens Krplibr.
Thallus supra lutescens, infra pulchre ochraceus versus basim obscure fuscus, tomentius-
culus vel nudus.
Sporae 6—8, fusiformes, triseptatae, incolores, long. 0,038—041, crass. 0,007 — 008 mm.
Ovalou, Upolu Samoa, an Baumrinden (95. 97. 118). Auch in Brasilien, Rio Janeiro (Glaziou
Coli, plant. Bras. No. 2005).
16. Sticta pedunculata Krplibr. spec. nova!
Thallus pallide flavescens, minor (alt. 30 — 40, lat. 20- 35 mm.), membranaceus, rigescens,
monophyllus, irregulariter laciniatus. laciniis 2 — 4, margine varie et parce sinuato vel sinuato-lobato,
stipitatus, stipite tenui longiori (7 — 14 mm.), supra nitidiusculus laevis aut obsolete scrobiculatus,
273 13
98
infra saltem versus basiivi subcostatus, versus ambitum ochraceo-pallidus, centro (stria lata) ocliraceo-
fuscus, nudus, cyphellis urceolatis fundo albis consitus; apothecia margiualia, mediocria, margine
tliallino tenui integro vel tenuissime cremilato mox evanido, disco couvexo atrofusco vel atro; sporae
6 — 8 nae. fusiformes, incolores, 1-septatae. long. 0,039 — 044, crass. 0,000 — 008 mm.
Gonidia vera, pallide virescentia.
Sawai Samoa, in Gebirgs- Waldungen (102. 103).
Yon der nahestehenden Stictina filicina (Ach .pr. p.) Nyl. durch Kleinheit, längere feine Stiele,
wahre Gonidien etc. verschieden. Eine sehr niedliche Flechte!
Tab. 14, Fig. 4, die ausgewachsene Flechte in natürlicher Grösse von Oben ; Fig. 2 dieselbe von
Unten: Fig. 3 a 3 Sporen, b) Gonidien. Fig. 8 zwei ganz junge Exemplare der Stict. pedunculata Krphbr.
17. Sticta demutabilis Krphbr. spec. nova.
Thallus nubile glaucescens vel pallide cervinus, lineari-laciniatus, laciniis sinuato-subpinatifidis,
nonnunquam intricatis, saepe elongatis, apicibus retusis vel bifurcatis, superficie nitidiuscula et impresso-
punctata aut laevis, subtus fuscescens, ochraceus, tomento rhizineo parco, fere nudus, pseudocypliellis
numerosis albis prominulis; apothecia mediocria, marginalia, sparsa, primum cupuliformia, receptaculo
fusco extus ruguloso inflexo, disco concaviusculo atrofusco, dein plano, receptaculo subevanescente;
sporae 8 nae, fusiformes, olivaceae vel fuscae, constanter 1-septatae, long. 0,026—030, crass. 0,008 mm.
Savai Samoa, in Bergwäldern an Bäumen (106).
F. laevis.
Thalli superficie laevi, subtus nuda, pseudocypliellis albis sparsis.
Ibid. Samoa Upolu (101. 100).
F. minor.
Tliallo minori, supra laevi, subtus nudo: laciniis non ultra 3 mm. latis : apotheciis minutis.
Mit der Stammform (109). Diese letztere Form ist äusserlich der Sticta damaecorniss f.
elongato-laciniata Tuckerm. in Wright Lieh. Cubae No. 59 so ähnlich, dass sie damit sicherlich
verwechselt wird, wenn nicht auf die Cyphellen geachtet wird.
Diese No. 59 der Wright. Sammlung ist wahrscheinlich eine selbstständige neue Art. —
Tab. 14, Fig. 12 a. Zwei einzelne Sporen der St. demutabilis Krphbr; b. Gonidien.
18. Sticta carpolomoides Nyl. Syn. meth. lieh. p. 355, pr. p.: Syn. Lieh. Nov. Caled. p. 15.
Ovalou, Gebirgswaldungen (71).
Sporae 6 — 8, incolores, fusiformes, 3-septatae, long. 0,040—044, crass. 0,007 — 008. Thallus
passim glomerulis isidii olivaceo-plumbei sparsis, quorum sedes maculis obscuris minutis irregularibus
indicatae sunt.
Tab. 14, Fig. 22. ZAvei einzelne Sporen der St. carpolomoides Nyl.
19. Sticta cinereo-glauca Tayl. Lieh. Antarct. p. 95; Babingt. Lieh. New. Zeal. p. 19, tab. 127, f. c.;
Nyl. Syn. meth. Lieh. p. 358.
Upolu, in den Gebirgsgegenden an Baumrinden (96).
Vorzüglich gut entwickelte Exemplare. Sporae 6 — 8, incolores, fusiformes 2 — 4-plerumque
(maturae) 7-septatae, long. 0,050 — 063, crass. 0,009 — 012 mm.
Apothezien verhältnissmässig klein, mit undeutlichen, sehr bald ganz verschwindenden Rande
und konvexer Scheibe.
Die oben zitirte Abbildung stellt die Flechte ziemlich gut dar, bezieht sich aber nur auf ein kleines,
jüngeres Exemplar; die vorliegenden Exemplare von Upolu haben einen Durchmesser bis zu 14 Centim.
Tab. 14, Fig. 19 a. Vier verschiedene Sporen der St. cinereo-glauca Tayl.; b. Spermatien.
274
99
20. Sticta lineariloba Mont. var. hypopsila Nyl. Syn. metli. Lieh. p. 355.
Ovalu, Gebirgswaldungen, an schattigen Plätzen, steril.
21. Sticta prolificans Nyl. Syn. Lieh. Nov. Caled. p. IG.
Ovalu, Gebirgswälder, an schattigen Plätzen (72).
Var. fimbriata Krphbr.
Laciniis thalli typo angustioribus magisque elongatis, quarum margines paene onines a lacinulis
vel excrescentiis tliallinis longis (3 — 4 mm.) ramosis angustis et subteretibus, rigidis fimbriatae.
Mit der Stammform (89).
22. Sticta variabilis var. papyracea (Del.) Krphbr.; Sticta papyracea Del. Monogr. Stict. p. 102, Tab. 8,
Fig. 38.
Ovalu, an Baumrinde, steril, die Bestimmung daher nicht ganz sicher, und bin ich einigermassen
in Zweifel, ob die unter obigem Namen aufgeführte Yiti-Flechte nicht etwa zu Sticta asticta Nyl.
Prodr. Lieh. Nov. Caled. p. 17 gehört, bei welcher — wie bei unserer St. variab. v. papyracea —
die Unterseite des Thallus ohne Cyphellen und fast ohne Spur von Hastfasern oder Filzüberzug ist.
23. Sticta (Stictina) Godeffroyi Krphbr. spec. nova.
Thallus hepatico-fuscescens vel cervino-pallescens, membranaceus, rigescens, major, immo maximus
(usque pedalis), opacus, inaequalis, lobato-laciniatus, laciniis subradiantibus, approximatis, lobato-
incisis, lobis subrotundatis margine obtuse crenatis, liinc inde imbricatis: subtus tomento denso
atrofusco versus ambitum dilutiori vestitus, pseudocyphellis niveis tomento immersis; apothecia
mediocria vel potius minora, numerosa, sparsa, margine thallino fusco crenulato, disco fusco vel atrofusco;
sporae 6 — 8 uae. fusiformes, 1-rarius tri-septatae, fuscae, long. 0,030—033, crass. 0,009 — 012 mm.
Granula gonima glauco-caerulescentia.
Noggara, Südküste der Yiti-Insel, an Baumrinden (G7. 64); ebendaselbst am Stamme eines
abgestorbenen Callophyllum, hart am Strande, riesige Ueberziige bildend (G9).
Eine sehr ausgezeichnete schöne Species, welche bis zu 2 Decimeter im Durchmesser erreicht
und daher zu den grössten Species ihrer Gattung gehört; sie kann nicht leicht mit einer anderen
aus der Gattung Sticta (resp. Stictina) verwechselt werden. Apothezien verhältnissmässig klein,
aber zahlreich.
Stict. amphisticta Nyl. (in herb. Krphbr.), bisher nur steril aus Australien bekannt, dürfte
auch hierher gehören.
Tab. 14, Fig. 10 a. 2 einzelne Sporen der Sticta Godeffroyi Krphbr. : b. 2 blaugrüne Gonidien.
24. Sticta (Stictina) marginifera Mont, in Cent. III des plant, cell. exot. No. 7 1 : Voyag. autour du
monde sur la corv. »La Bonite«, Crypt. p. 144, Tab. 14G, Fig. 2 (icon optima!). Sylloge p. 324.
Tliallo coriaceo-membranaceo, supra laevi cinereo-livido, madido vero in caerulescentem ardosiae
colorem cito migrante, subtus tomento brevi fusco vestito, e basi stipitato sensim in frondem palmatam
dichotome laciniatam expanso. laciniis oblongis obtusis, margine saepe lobulos stipitatos orbiculatos
oblongosve ferentibus; cyphellis pallidis minutis limbatis; apotheciis . Mont. Syll. 1. c.
Ovalu, an Baumrinden (73. 121).
Cyphellen thelotrema-artig, mit weisslicliem Boden.
Die vorliegenden Exemplare stimmen genau sowohl mit der von Montagne gegebenen guten
Beschreibung, als auch mit der oben citirten Abbildung überein.
Die Flechte besitzt gonidia caerulea, ist also eine Stictina, übrigens leicht durch den » margine
laciniarum lobulos stipitatos oblongosve ferente« zu erkennen, welches Merkmal übrigens nicht bei
allen Exemplaren vorhanden ist.
100
Audi die Exemplare von Ovalu besitzen leider keine Apotliezien mit reifen Sporen; nur junge,
sporenlose konnte ich bemerken.
25. Sticta (Stictina) Lenormandii v. d. B. in herb. Lenormandii; Ayl. Syn. meth. Lieh. p. 343.
Yiti-Inseln, ohne sichere Bezeichnung des spez. Fundortes (68), steril.
26. Sticta (Stictina) filicina (Ach. pr. p.) Ayl.
Ovalu, in den Gebirgswaldungen an schattigen Plätzen.
Sehr veränderlich in der Grösse und der Form der Thalluslappen. Sporen in den vorliegenden,
nicht vollständigen Exemplaren: liyalinae, fusiformes, 1 — 3 septatae, long. 0,028 — 040, crass.
0,008 — 010 mm. — Sticta Menziesii Hook (cum var. latifrons Rieh.) halte ich für eine gute, selbst¬
ständige Spezies, deren Vereinigung mit obiger St. filicina mir nicht gerechtfertigt erscheint.
27. Ricasolia discolor (Delise Hist. Lieh. Stict, p. 136. tab. 16, f. 59) Ayl. Syn. meth. Lieh. p. 367.
Upolou (93), Savai Samoa, in Gebirgswaldungen (104).
28. Parmelia laevigata (Sm.) Ayl. Syn. meth. p. 384: Syn. Lieh. Aov. Caled. p. 18.
Viti, an Baumrinden (24). Dürftige Exemplare! Ovalou, an Cocos-Palmen (77). Die
entblösste Medullarschicht mit Kali caust. schön gelb; setzt man aber noch Hypochl. calc. hinzu,
sogleich blutroth.
29. Parmelia relicina Fr.; Ayl. Syn. meth. lieh. p. 386; Syn. lieh. Aov. Caled. p. 18.
Viti, an Baumrinde (15).
30. Parmelia latissima Fee Ess. Supplem. p. 119, tab. 38, f. 4; Ayl. Syn. meth. lieh. p. 380; Syn. Lieh.
Aov. Caled. p. 18.
Ovalu, an Baumrinden (98); Aaggara, Insel an der Sildkiiste Leon’s, auf abgestorbenen
Stämmen von Callophylliun inophyllum (75); Tungatabu, an Baumrinde (85) et (79).
Sporae long. 0,022 — 030, crass. 0,010 — 016 mm.
Fast alle Exemplare schön fructificirend.
F. sorediata.
Ovalou, an der Rinde von Cocos-Palmen, streil (26).
31. Physcia crispa (Pers.) Ayl. Synops. lieh, method. p. 423, Syn. Lieh. Aov. Caled. p. 19; Physcia
Domingensis Mont. Syll. p. 328 (non Ach.).
Ins. Aaggara, an der Südküste von Viti Leon. (38) : Upalu (5. a.), Tongatabu (37. 9), an
Baumrinden (14).
Sporae 0,022 — 023 mm. long., 0,008 — 009 mm. crass., olivaceae.
Physcia Domingensis (Ach. Syn. p. 212 sub Parmelia; non Physc. Domingensis Mont.) halte
ich nicht für eine blosse Form von Physcia speciosa, sondern für eine gute, selbstständige Art.
Acharius hat von ihr 1. c. eine sehr gute Diagnose gegeben, welche ich hier folgen lasse,
indem ich derselben noch die Beschreibung der Sporen beifüge: »Thallo orbiculari interrupte
imbricato utrimque albicante laevigato, subtus fibrillis sparsis obscurioribus; laciniis planis irregulariter
lacinulatis, marginibus repando-dentatis pulverulentis : apotheciis sparsis subfuscis, margine inflexo
rugoso-crenulato. «
In. Set. Domingo.
(Sporae 8nae, ellipsoideae, 1-septatae (interdum in medio nonnihil constrictae) pallide olivaceo-
virides, long. 0,022 — 023, crass. 0,008—009 mm.)
Ein gutes, genau mit obiger Diagnose übereinstimmendes Exemplar v. Pli. Domingensis Ach.
erhielt ich von der Insel Set. Katharina in Brasilien aus dem Herbar des verstorbenen Herrn
v. d. Bosch.
276
101
32. Pliyscia picta (Sw.) Nyl. Syn. metli. Licli. p. 430; Syn. Lieh. Nov. Caled. p. 19.
Upolu (5), an Baumrinden, besonders auch an Coros- Palmen. Sporae 0,015 — 021, crass.
0,005 — 007 mm.
33. Pliyscia integrata Nyl. Syn. metli. p. 424 (ex descr.).
Viti Ovalou, an Baumrinden (27).
Sporae long. 0,015 — 022, crass. 0,005 — 006 mm.
Von Pliysc. crispa (Pers.) hauptsächlich durch einen mehr zusammenhängenden, nicht so tief
als bei Pli. crispa eingeschnittenen, an den Bändern der Thallus-Läppchen nicht pulverigen, dem
Substrate dicht angedrückten Thallus verschieden.
34. Pliyscia Naggarana Krplli. spec. nov.
Thallus albidus (nonnihil in rubicundum vergens) adpressus suborbicularis, laciniis planis
subimbricato-contiguis vel crustaceo confluentibus, sat angustis, ambitu varie crenatis et incisis,
subtus niger, nudus; apotliecia mediocria (lat. ca. 1,8 mm.) disco plano nigro opaco (vel plerumque
nubile-atro), a margine thallino crassiusculo eximie striato-crenulato subsphinctrino circumdato;
sporae 8nae ellipsoideae , pallide-olivaceae, 1-septatae, interdum medio nonnihil constrictae, long.
0,018 — 022, crass. 0.006 — 009 mm.; paraphyses' conglutinatae, hypothecium crassum, fuscuni;
liymenium jodo caerulescens.
Ad cortices, in Insula Naggara, ad oram australem ins. Yiti Leon (39).
Der Pliysc. picta nahestehend, durch die angegebenen Merkmale, insbesondere die Form der
Apothezien, auffallend verschieden.
Die Oberfläche des Thallus wird mit Kali caust. zuerst lebhaft gelb-, dann gras-grün.
Tab. 14, Fig. 16. Vier einzelne Sporen.
35. Pliyscia flavicans (Sw.) D. C.
Tongatabu, ad cortices, sterilis (82). Unicum!
Auch in Neu-Holland, Queensland, Brisbane Biver (leg. Amalie Dietrich).
VI. PYXINEI.
(Sp. 3G. 37.)
36. Pyxine Cocoes (Sw.) Tuckerman Proceed. of the Am. Acad. of sc. and arts, 1860, p. 401: Nyl.
Syn. Lieh. Nov. Caled. p. 20.
Viti, an Baumrinden, wie es scheint nicht selten (33).
37. Pyxine Meissneri Tuckerm. Proceed. Am. Acad. of sc. and art., 1860, p. 400: Nyl. Syn. Lieh. Nov.
Caled. p. 20.
Tongatabu, an Baumrinden.
VII. LECANOREI.
(Sp. 38-52.)
38. Psoroma. sphinctrina Mont. Syl. p. 330.
Yiti, an Baumrinden (80).
Sporae 8 nae, ellipsoideae, simplices, hyalinae, long. 0,018, crass. 0,009 — 011 mm.; liymenium
jodo saturate caeruleum.
39. Pannaria funebris Krplibr. spec. nov.
Thallus lividus vel dilute fuscescens suborbiculariter explanatus, nonnumquam in lobos rotundatos
plures minores vel majores, imbricatim dispositos dissectus, adpreso-stellaris, hypothallo craso atro-
277
102
pannoso ambitum tlialli limbo cingente, lobis tliallinis angustis varie divisis secl omnino confluentibus
itaque vix (solmn in ambitu) discernendis, versus centrum in crustam vemicoso-rngosam transeuntibus ;
apothecia adpressa, disco rufo plano margine thallino subintegro vel leviter striato et varie flexuoso
circumdato; sporae 8 nae ellipsoideae liyalinae, simplices episporio duplici instructae, long. 0,019 — 026,
crass. 0,010 — 013 mm-, hymenium jodo caerulescens.
Naggara, Südktiste der Yiti-Inseln, an Stämmen des Callopkyllum (66). Auch in Australien
an der Rockhinghams-Bay (lierb. Sonderi).
Von der nabestelienden Pannaria pannosa unterscheidet sich P. funebris durch die constant
lichtere Farbe des Thallus, namentlich aber dadurch, dass die Lazinien des Thallus einander so nahe
gedrückt und so mit einander verwachsen sind, dass der Thallus, mit blossem Auge betrachtet, eine
zusammenhängende, nur am Umfange etwas figurirte Kruste zu bilden scheint.
Mit der Lupe angesehen erkennt man aber sofort, namentlich gegen den Umfang, die feinen
weissliclien Konturen der zusammengewachsenen strahlenden, schmalen, verschiedenartig getheilten
oder eingeschnittenen Thallus-Läppchen. Auch die Sporen sind beträchtlich grösser als jene von
P. pannosa (Sw.).
Ich habe des Umstandes, dass das Episporium der Sporen von P. pannosa (wie auch jene
von P. funebris) doppelt ist, resp. constant eine Verdoppelung (2faclie Schichtung) zeigt, bisher bei
keinem lichenologisclien Schriftsteller erwähnt gefunden.
Es kommen auch Exemplare vor, bei welchen der Thallus in kleinere und grössere Lappen
getlieilt ist, welche dachziegelförmig über einander liegen.
Tab. 14, Eig. 13. Ein Theil der Pann. funebris Krphbr. in natürlicher Grösse, nach einem
Exemplar aus Australien. Fig. 6. Vier einzelne Sporen; Fig. 24. Ein Stückchen der Oberfläche des
Thallus, mit der Lupe betrachtet.
40. Pannaria fulvescens (Mont.) Ayl. Syn. Lieh. Nov. Caled. p. 21.
Upolu Samoa, an der Rinde der Bäume in der Berg- Region (119 a., unicum!).
4L Pannaria pannosa (Sw.) Del.; Nyl. Syn. Lieh. Caled. p. 21.
Upolu Samoa, an Baumrinden (44. 81. 6. 111).
Sporae 8 nae, liyalinae, simplices, diversiformes, forma ellipsoidea transiens usque ad subglobosam,
interdum uno vel altero apice cuspidatae, long. 0,015—019, crass. 0,006— 008 mm.
Paraphyses validae, conspicuae; hypothecium pallide-carnosum.
Pars inferior sporae (endosporium) plerumque a limbo (Sporenhülle, episporium) duplici
circumdata.
42. Coccocarpia incisa Pers. Voy. Uran. p. 206; Nyl. Syn. Lieh. Nov. Caled. p. 22 (als Variet. der
Coccocarp. molybd.).
Tongatabu, an dürrer, vertrockneter Baumrinde, mit bräunlichem Thallus (48). Unicum!
43. Coccocarpia molybdaea Pers. Voy. Uran. p. 206; Montag. Hist, fisica de Cuba. Cryptog. p. 192;
Nyl. Syn. Lieh. Nov. Caled. p. 22.
Tongatabu, an Baumrinden (47). Sporenlos.
44. Lecanora Domingensis (Pers.) Ach. Syn. p. 336 (Parmelia gyrosa Spr.).
Forma (subsimilis Lecanorae biferae Nyl.) thallo sordide lutescente vel sordide albo discoque
apotheciorum obscuriore quam in typo. Sporae 6 — 8, liyalinae, 6 — 8 loculares, long. 0,026, crass.
0,011 mm.
Vit.i, an Baumrinde (12).
278
103
45. Lecanora varia y. conizaea (Ach.), Xyl. Syn. Lieh. Nov. Caled. p. 27.
Yiti, an Baumrinden (ein Fragment!). Sporae long. 0,013, crass. 0,004 mm.; hypotliecium
albidum; paraphyses liaud bene discretae, graciles, apice fiiscescentes.
4G. Lecanora punicea Ach., Xgl. Syn. Lieh. Xov. Caled. p. 30.
An Baumrinden, Upoln Samoa, in reg. mont. (12. 119).
47. Pertusaria communis var. verruculosa Krphbr. Thallo verruculoso-inaequali.
Yiti, an Baumrinden (IG).
Sporae 2. long. 0,097 — 0,120, crass. 0,30 — 0,46 mm. (endosporio claro vel nubilo, tenuiter granuloso.)
Yielleicht von Pert. communis var. neo-caledonica Xyl. Syn. Lieh. Xov. Caled. non vere diversa.
48. Pertusaria lutescens (Escliw. in Mart. Flor. Bras. p. 118 sub Pert. communis v. lutescens) Krphbr.
Thallus lutescens linea tenni obscura cinctns; verrucis numerosis parvis confertis et saepe
confluentes, ostiolis punctifonnibus nigris, 2 — 4 in quavis vemica; sporae 2, long. 0,080 — 0.132, lat.
0,03G — OGG mm., endosporio transversim plicatulo (saepe in medio fissura longitudinaliter dehiscente
instructo).
Yiti, an der Binde von Bäumen.
49. Pertusaria multipunctata (Turn.) Xyl. Lieh. Scand. p. 179, Prodrom. Lieh. Xov. Gran. 2, p. 35.
Yiti, an Baumrinden (3. 17).
50. Thelotrema microporum Mont, in Ann. Sc. nat. 3. XTT. p. 130; Syllog. p. 363; Xyl. Syn. Lieh.
Xov. Caled. p. 36.
Tongatabu, an glatten Baumrinden (31).
Die beiden in der Sammlung vorhandenen Exemplare sind sporenlos; ihre Bestimmung beruht
daher nur auf der Yergleichung mit authentischen Exemplaren des Th. microporum Mont.
51. Thelotrema compunctum (Sw.) Xyl. Prodr. Flor. Xov. Granat. 2. p. 46; Urceol. compuncta Ach.
Syn. p. 145.
Tongatabu, an Baumrinde (32).
Es ist nur ein kleines Fragment mit Apothezien ohne Sporen vorhanden, daher die Bestimmung
nicht ganz sicher.
52. Thelotrema platycarpoides Tuckern. Observ. lichenol. 18G4. p. 270.
Yiti, an Baumrinde.
In der Sammlung ist nur ein kleines Fragment vorhanden, welches aber unzweifelhaft hierher gehört.
VIII. LECIDEI.
(Sp. 53 — 56 )
53. Lecidea modesta Krpbr. v. microspora Krphbr.
Sporis minoribus quam in typo, long. 0,010 — 012 crass. 0,005 — 006 mm. Thalli superficies
Kali caust. sanguinea.
Yiti, an Baumrinden (55).
Auch in Brasilien, Prov. Minas Geraes von Dr. AVarming gesammelt.
Die Flechte gleicht in ihrem Aeusseren ganz der Lecidea disciformis Fr. und ist von letzterer
nur durch die bemerkte chemische Reaction des Thallus bei Behandlung mit Kali caust. verschieden.
54. Lecidea dilucida Krphbr. spec. nov.
Thallus maculam parvam dilute-vel albo-viridem, valde irregulariter dilatatam, tenuissimam,
contiguam, efformans; apothecia minutissima, dilute-carneae vel lividae, subgelatinosae, disco primum
punctifonni margine crasso, dein explanato, plano, margine evanido: sporae minutissimae, 8 nae,
104
hyalinae, ellipsoideae , 1— septatae, long. 0,0060— OOGG, crass. 0,0027 — 0032 mm.; hypothecium
albidum, hyalinum, paraphyses tenuissimae, confertae sed conspicuae.
Upolu, auf der Oberseite der lanzettförmigen Blätter eines Baumes (57).
Eine minutiöse, blattbewolmende Flechte, deren Apothezien nur mit Hilfe einer Lupe zu erkennen sind.
Tab. 14, Fig. 23. Ein Stückchen aus der Schlauch spitze mit einem Sporen-Sclilauche; b. vier
einzelne Sporen.
55. Lecidea bifera Nyl. Syn. Lieh. Nov. Caledon. 49.
Yiti, an Baumrinden (54).
Eine durch ihre fast constant zwei grosse mauerförmige Sporen enthaltenden Schläuche und
die in der Regel spiralige oder schiefe Stellung der loculi (oder Sporoblasten) in den Sporen sehr
ausgezeichnete und unschwer zu erkennende Species, die wahrscheinlich der australischen Inselwelt
eigentlmmlich ist.
Nicht in allen Sporen zeigt sich die spiralige Stellung der loculi. Auf den vorliegenden
Exemplaren kommen nicht selten Apothezien mit prolifizirenclem Discus vor, der Art, dass ein
solches Apotheziiun aus mehreren (4—8) kleineren Apothezien, die ein kleines rundes Häufchen
bilden, zusammengesetzt erscheint.
Sporen long. 0,050 — 070, crass. 0,025 — 030 mm.; jodo gelat. liym. coerulesiens ; hypothecium incolor.
Tab. 14, Fig. 11. Zwei einzelne Sporen der Lecid. bifera Nyl.
5G. Lecanactis abietina (Ach.); Koerb. Syst. lieh. p. 27G.
Yiti, an Baumrinden.
Sporae fusiformes, 3—4 septatae, long. 0,030—034, crass. 0,005 — 00G; liypoth. fuscum.
IX. GRAPHIDEI.
(Sp 57-75).
57. Graphis serograpta (Spreng, in Linn. Syst. Eclit. XYI. tom. IY, pars I, p. 254 sub Platygramma;
Mont. Lieh. Guyan. in Ann. d. sc. nat. Bot. XVI, No. 157.
Viti, an Baumrinden.
Sporae 4 — G nae, primo hyalinae dein olivaceae, long. 0,026 — 033, crass. 0,011 — 012 mm.,
oblongae, multi-loculares (seriebus 7 — 10 transversim loculosae, loculis 2 — 3 in quavis Serie).
58. Graphis erubescens Krplibr. spec. nova.
Thallus crustam tenuem (maculam) vel integro-pallidam vel pallido-et dilute ros eo-macula tarn,
laevem, irregulariter dilatatam et a linea gracili atra cinctam efformans; apothecia uumerosa, linearia,
simplicia aut vario modo ramosa, flexuosa, immersa, epithecio angusto plano albo-pruinoso et margine
thallino plerumque crassiusculo, circumscisso praedita.
Thecae monosporae, sporae ellipsoideae magnae, long. 0,077 — 080, crass. 0,033 — 044 mm. hyalinae,
muraliformes; paraphyses grannulis adspersäe, conspicuae; hypothecium albidum.
Yiti, an Baumrinden.
Diese zierliche Graphis stellt der Gr. Poitaei Fee nahe, unterscheidet sich aber davon durch
ihre weniger bedeckten kürzeren Apothezien und hauptsächlich durch den Umstand, dass der Thallus
unserer Graphis erubescens — mit Kali caustic. in Berührung gebracht — aus dem orangelben sich
bald bleibend lebhaft blut.ro th färbt, was bei Gr. Poitaei Fee, deren Thallus in gleicher Weise
behandelt, ungefärbt bleibt, nicht der Fall ist.
Ueberdiess ist Gr. erubescens durch ihren weisslich und blassrosenroth gefleckten Thallus
auch äusserlich leicht zu erkennen.
280
105
Ich habe für sie den Namen erubescens, obschon wir ein Trypeth. ernbescens Fee und eine
Urceol. ernbescens haben, aus dem Grunde gewählt, weil ich glaube, dass dieser Name für dieselbe
der passendste ist.
Tab. 14, Fig. 20. Zwei einzelne Sporen der Graph, erubescens Krphbr.
59. Graphis fagorum (Mass.) Krempelh. Flechten aus Amboina, in Verhandlungen der k. k. zool. bot.
Gesellschaft in Wien, 1871, pag. 864, Tab. VI sub Opegrapha.
Tliallus maculam majörem subdeterminatam glaucescentem vel caeruleo-cinerascentem tenuem
laevem efformans; apothecia gracilia, emergentia, flexuosa, divaricato-ramosa, epithecio rimiformi,
angusto, atro, subpruinoso, margine tliallino subinconspicuo vel tenuissimo cincto; sporae 8 nae,
elongato-fusiformes, hyalinae, 10 — 12 — loculares, long. 0,033 — 038, crass. 0,008 mm.
Viti, an der Rinde der Aeste eines Baumes.
Oberfläche des Thallus mit Kal. caust. unverändert.
60. Graphis striatula (Ach. Syn. p. 74 sub Opegrapha); Nyl. Syn. Lieh. Nov. Caled. p. 71. Graphis
duplicata Ach.; Opegrapha rimulosa Mont. Syll. p. 349.
Viti, an Baumrinden (8.)
Sporae 4 — 6 nae, hyalinae, 10— loculares, long. 0,050 — 060, crass. 0,010 — 012 mm.
61. Graphis assimilis Nyl. Prodi'. Lieh. Gail, et Alg. p. 150; Syn. Lieh. Nov. Caled. p. 70.
Viti, an Baumrinden.
62. Graphis substriatula Nyl. Prodr. Lieh. Fl. Nov. Granat. Supplem. p. 563; Lindig. Collect. II, No. 77.
»Thallus albus vel albidus opacus tenuissimus determinatus; apothecia lateribus tecta et supra
albido-suffusa mediocria vel majuscula, utrinque striatula, epithecio angusto rimiformi; sporae 8 nae,
incolores fusiformi-cylindraceae 16 — 20- loculares, long. 0,085 — 0,110, crass. 0,011 — 014, jodo caerules-
centes, hypothecium nigrum. « Nyl. 1. c.
Viti, an Baumrinden (2).
Oberfläche des Thallus mit Kali caust. aus dem Gelben blutrotli. Sporen in den vorliegenden
Exemplaren aus den Viti-Inseln 0,090 — 0,102 crass. 0,016 mm., 18 — 20 locular.
Sowohl der Thallus dieser Exemplare als auch jener in Lindigs Coli. II No. 77 zeigt mit
Kali caust. eine blutrothe Reaktion. Was Graphis substriatula Nyl. (in herb. Tuckerm.) Prodr.
Lieh. Nov. Granat, p. 53, ed. 2. p. 78 »sporis oblongis murali-divisis < ist, hierüber habe ich zur
Zeit keine Nachricht; auf keinen Fall kann diese Graphis hierher gehören, ebensowenig wie Gr.
substriatula f. inserpens Nyl. Prodr. Flor. Nov. Caled. p. 72.
63. Graphis Pavoniana Fee Ess. p. 40 Supplem. p. 29.
Viti, an Baumrinde.
Sporae 4 — 8 — nae, elongato-oblongae, hyalinae, (! — 8— loculares, long. 0,015 — 017, crass. 0.004 —
005 mm. (itaque minores quam in Gr. scripta.)
64. Graphis tenella Ach. Syn. p. 81; Gr, lineola Ach. ibid. p. 80; Nyl. Lieh. Nov. Caled. p. 70.
Viti, an Baumrinden (specimina sine sporis maturis).
65. Graphis streblocarpa (Belang.) Nyl. in Regensb. Flora 1866 p. 133: Opegrapha streblocarpa Belang,
in Vo)r. aux Ind. — Orient, p. 134; Mont, et v. d. B. Lichenes Javanici, p. 43: Leiorreuma
streblocarpum (B61.) Mass. in sclied., Krphbr. Flechten aus Amboina in den Verhandlungen der k. k.
zool. bot. Gesellsch. in Wien, 1871. 866: Leiorreuma Canariorum Mass. in sclied., L. ainboinense
Mass. ibid.; Graphis Massalongi Mont, in herb. Massai.
Tongatabu etc., an Baumrinde, wie es scheint nicht selten (13, 30, 42, 45).
281
14
100
Apothecia monosporae, sporae liyalinae, muralidivisae, ellipsoideae, magnae, long. 0,077 — 0,150,
crass. 0,024 — 0,036 mm.; hypothecium incolor, parapliyses discretae; liymenium jödo fulvescens.
Mit Kali caust. wird die Oberfläche des Thallus sogleich blutrotli.
60. Graphis scripta Ach.; Nyl. Syn. Lieh Nov. Caled. p. 09.
An Baumrinden.
Von der europäischen Form nicht abweichend.
F. serpentina (Ach.)
Viti, an Baumrinden (40 a).
Sporen etwas kleiner als in der Normal-Fonn.
67. Graphis conglomerata (Fee Ess. p. 32, tab. 13, fig. 1 sub Opegrapha).
Var. australica Krplib.
Apothecia monospora, spora valde magna, ellipsoidea, muraliformis, hyalina, long. 0,110 — 0,114,
crass. 0,035 — 039 mm.; parapliyses graciles, filiformes, flexuosae, discretae.
Viti, an Baumrinden.
Die Apothezien kleiner, als bei der typischen Form; die jungen Sporen zuerst 5—0 — septatae,
dann mauerförmig.
Das vorliegende (kleine) Exemplar stimmt mit der zitirten Abbildung und einem Original-
Exemplar Fee's seiner Opegr. conglomerata, ziemlich gut überein, mir dass die Apothezien kleiner sind.
68. Graphis diversa Nyl. Syn. Lieh. Nov. Caled. p. 74; Solenographa confluens (Mtg.) Mass. Esam.
comp, di alc. gen. di Lieh. p. 20; Ivrempelh. Flechten aus Amboina in Verhandl. der k. k. zool.
bot. Gesellsch. in Wien, Jalirg. 1871, pag. 800, Tab. VII; Graphis actinoglyphoides Mass. olim in
herb.; Lecanactis confluens Mont, in ann. sc. nat. 2. XVIII. p. 275, Sylloge p. 352?
Thallus macula lutescente vel olivaceo-cinerascente late explanata indicatus, planus vel colliculoso-
inaequalis; apothecia elevata (vel subimmersa), primum subrotunda oblongaque, dein elongata, linearia,
flexuosa, jam simplices, jam semel vel pluries et varie divisa (ramosa), mediocria, apicibus cuspidatis
et obtusis, epithecio plano vel concaviusculo 1. canaliculato, caesiopruinoso vel nudo, margine thallode
concolori vel pallido saepe flexuoso cincto ; sporae 0 — 8, primum oblongae, liyalinae vel leviter fuscescentes,
dein (vetustiores) dactyloideae (oblongo cylindricae) , obscure olivaceae, 0 — loculares, long. 0,022 — 028,
crass. 0,004 — 009 mm.; hypothecium crassiusculum atrum, liymenium jodo lutescens.
Viti, an Baumrinden, wie es scheint nicht selten (0. 10. 40. 52. 53).
Apothezien in Betreff der Gestalt, Bestäubung des Epithecium und Berandung sehr verschieden.
Die Flechte ist von Graphis exaltata Mont, et v. d. B. und Gr. planiuscula Mont, schwerlich
verschieden, übrigens sicher dasselbe, was Sojenograplia confluens (Mont.) Mass, dessen Original-
Exemplar ich vor mir habe.
Ob aber Solenosp. confluens Mass., Graphis confluens Nyl. und Lecanactis confluens Mont,
zu der ächten Arthonia confluens Fee (Ess. p. 55, Tab. XIV, fig. 5) gehören, auf welche Montagne
seine Lecanactis confluens gegründet hat, erscheint mir nach den von diesen Autoren gegebenen
Diagnosen und Abbildungen sehr zweifelhaft und dürfte die diessfalls zur Zeit bestehende Confusion
nur durch Untersuchung eines Original-Exemplares der Arthonia confluens F6e, das mir leider nicht
zu Gebote steht, sicher gelöst werden können.
Alle von mir hierher gezogenen Exemplare der Graeffe' sehen Sammlung differiren zwar, namentlich
in Grösse, Breite und Form der Apothezien nicht unbeträchtlich von einander, besitzen aber alle die
gleichen, sehr charakteristischen Sporen und scheinen daher nicht von einander getrennt werden
zu können.
282
107
Var. cohibens Nyl. in Flora 1866, p. 133.
An Baumrinden.
Tab. 14, Fig. 17. a. Eine jüngere und b. eine ältere, ganz reife Spore der Graphis diversa Nyl.
69. Graphis dialeuca Verplib. spec. nov.
Thallus crassiusculus, rigidus, dilute ocliraceus vel testaceus, verrucose-rugoso-inaequalis contiguus ;
apothecia ex apicibus et jugis colliculorum tlialli, a quo primum omnino obtectae sunt, vel inter eos
erumpentia, prominula, breviuscula (long. 2 — 3 mm.) lineari-cylindracea, simplieia, flexuosa, extus
tegmine thallino hiante (et dein saepe albo-marginato), vel clauso, intus excipulo proprio 1. labiis
turgidulis albidis, interdum striatulis, instructa; epithecium tenue, rimuliforme, incolor; sporae 6 — 8
nae, plerumque 6, ellipsoideae, hyalinae, multiloculares, seriebus 6 — 8 transversis et loculis 3 — 5 in
quavis serie, long. 0,022 — 024, crass 0,010 — 012 mm.; hypothecium albidum, paraphyses conspicuae,
longiusculae, rectae, conglutinatae.
Tonga tabu, an Baumrinden (29).
Eine eigenthüm liehe Spezies, der Gr. chlorocarpa und Gr. chlorocarpoides nahe stehend, aber
durch die besondere Form ihrer Apothezien davon evident verschieden.
Tab. 14, Fig. 18. a. ZAvei einzelne Sporen der Graph, dialeuca Krphbr; b. ein schwach vergrösserter
Vertical-Durclischnitt eines Apotlieziums.
70. Graphis (Fissurina) Graeffeana Krphbr. spec. nova.
Thallus crustaceus, tenuis, glaucescens, colliculosus et inaequalis, continuus, iiTegulariter dilatatus,
sed ambitu a limbo rubescente limitatus; apothecia numerosa, linearia, plus minus elongata et conferta,
simplieia vel furcata ramosaque, vario modo valde flexuosa et curvata, epithecio anguste canaliculato
vel rimaeformi, rubicundo aut roseo (praesertim madido amoene roseo vel interdum sanguineo), margine
thallode crassiusculo prominulo; sporae 6 — 8, ellipsoideae, hyalinae, uniseriatae, valde minutae long.
0,006 — 008, crass. 0,003 — 004mm. quadriloculares; paraphyses rectae, contiguae, granulis crebris
adspersae, hypothecium incolor.
Viti Inseln (49.) (ohne spez. Angabe des Fundorts).
Eine der schönsten Species aus der Grapliideeu- Gattung Fissurina, durch die lebhaft rosenrothe
Farbe des schmalen, rinnenförmigen Epithecium, welches sich neben dem blassgelblichgrünen Thallus
lieblich ausnimmt, sehr ausgezeichnet.
Die Sporen sind sehr klein, in schmalen Schläuchen in einer Reihe stehend.
Der mit Kali caust. angefeuchtete Thallus wird erst rothbraun oder rostfarben, zuletzt bleibend
blutrotli.
Tab. 14, Fig. 1. a Ein Schlauch mit 6 Sporen; b. 4 einzelne Sporen der Graph. Graeffeana Krphbr.
71. Arthonia cinnabarina var. adspersa (Mont, sub Ustalia adspersa in Ann. Sc. nat. 2, XVIII, p. 278):
Nyl. Synops. Lieh. Nov. Caledon. p. 60.
Viti, an Baumrinden (41).
Ich neige mich jetzt, nachdem ich sehr zahlreiche Exemplare dieser Flechte aus sehr verschiedenen
weit von einander entfernten tropischen Gebieten gesehen und untersucht habe, nachdem mir ferner
nie unter allen diesen vielen Exemplaren ein Uebergang dieser angeblichen Varietät adspersa in die
typische Form der Arth, cinnabarina zu Gesicht gekommen ist, der Ansicht zu. dass Montagne
dieselbe nicht mit Unrecht als eine selbstständige Spezies aufgestellt hat, welche vorzugsweise den
Tropen angehört.
72. Glyphis lepida Krphbr. spec. nova.
283
Thallus maculam tenuem dilatatam pallescentem efformans; apothia (tlialamia) in stromatibus
varie modo formatis plerumque vero subrotundis depressiusculis thallo concoloribus, atra, numerosa,
punctiformia, quadrata vel difformia, discreta, rara confluentia; sporae 6 — 8, liyalinae, fusiformes vel
cuneatae, 8 — loculares, long. 0,028 — 030, crass. 0,00(3 — 007 nun.; paraphyses haud discretae, inconspicuae.
Upolu, an Baumrinden (11).
Oberfläche des Thallus mit Kali caust. aus dem orangefarbigen blutroth. Die Flechte steht,
was den äusseren Habitus betrifft, der Glyphis favulosa Arb. ziemlich nahe, wie auch der Glypliis
polygrapha Fee Mem. lichenogr. tab. III, flg. 4.
Sie ist durch die bemerkte ehern. Reaction, die rundlichen dem Thallus gleichfarbigen Stromata,
in welchen die- kleinen verschieden gestalteten schwarzen Apothezien zahlreich, aber in der Regel
deutlich von einander getrennt, eingesenkt sind, unschwer von den anderen bekannten Glyphis- Alten
zu unterscheiden.
Die Stromata haben einen Durchmesser von 2 — 3 mm.
Tab. 14, Fig. 15. Drei einzelne Sporen.
73. Glyphis labyrintliica Ach. var. maculiformis Krphbr.
Thallus pallide testaceus; Stromata, (oculo nudo visa) cum apotlieciis labyrinthiformibus
tenuissimis nigris (oculo nudo non visibilibus) maculas vel protuberantias albo-pruinosas, irreguläres,
minorcs vel majores (diam. 5 — 7 mm.), planas aut parum prominentes efformantia; sporae 8 nae,
ellipsoideae, juveniles 2 — loculares, liyalinae, maturae 4 — loculares obscure olivaceae, long. 0,012 — 0,015,
crass. 0,008 — 012 mm.; hymenium jodo non coloratum, hypothecium incolor, paraphyses validae. —
Forsan species propria!
Tongatabu, an Baumrinden (28).
Durch die weisslich- oder bläulich weiss überzogenen fleckenförmigen, oft das Niveau des
Thallus nicht überragenden Stromata leicht zu erkennen.
Die Oberfläche des Thallus wird mit Kal. caust. rothbraun oder orange gefärbt.
74. Glyphis polygrapha F6e Mem. lieh. p. 38, tab. 3, flg. 4.
Thallus rufescenti-fulvus, lineola atra circumscriptus; Stromata rotundo- difformia, depressa
interdum confluentia, alba; apothecia atra, numerosa, augusta, aliquando punctiformia, discreta et
connata; sporae fusiformes vel fusiformi-oblongae . 4— G in quovis asco, liyalinae, 8 — 10 — loculares,
long. 0,033 — 0,030, crass. 0,007 — 008 mm.
Yiti, an Baumrinden.
Hauptsächlich durch die Farbe des Thallus und die weissen Fruchtpolster von Gl. lepida
Krphbr., der sie nahesteht, verschieden.
Thallus und Kali caust. aus dem oranggelben blutroth.
Sporen wie bei Graphis assimilis Nyl.
75. Chiodecton depressum Fee Ess. Cryptog. ecorc. p. 65, tab. YVII, flg. 2.
Yiti, an Baumrinden. (Ein Fragment!)
X. PYRENOCARPEI.
(Sp. 76—81.)
76. Yerrucaria Santensis Tuckerm.; Nyl. Pyrenoc. p. 45; Prodr. Fl. Nov. Granat. 2, p. 117.
Viti, an Baumrinden (22).
Thallo fuscato, sine sporis, ita non bene recognoscenda.
77. Verrucaria desquamescens (Fee Ess. Supplem. p. 75 sub Porina); Nyl. Expos. Pyrenoc. p. 39.
284
109
Yiti, an Baumrinden (20).
Sine liymenio !
78. Yemicaria exserta Krphbr. spec. nova.
Thallus macula lutescente vel pallescente indeterminata indicatus; apothecia atra, nuda,
sessilia, valde emergentia, mediocria (diam. ca. 1,2 mm.) convexa, apice nonnihil deplanata (sub-
trancato-conica) umbilicata et perforata, basi a tliallo tenuiter vestita, monospora; sporae magnae,
oblongae, primo hyalinae, dein obscure olivaceae vel fuscae, septato-mnriformia, septis transversis
parce verticaliter vel oblique divisis, loculis granulöse nubilosis, long. 0,10—0,130, crass.
0,022 — 028 mm. Paraphyses graciles, capillares, hymenium jodo fulvescens.
Yiti, an Baumästen, in Gesellschaft von Glyphis lepida Krphtr. (7).
Der Yerrucaria prorecta Krphbr. äusserlich ähnlich, auch etwas an Y. variolosa Pers. erinnernd,
von beiden aber durch die Form der Sporen hinlänglich verschieden. Zuweilen 2—3 Apotliezien
zusammenhängend.
Die Oberfläche des Thallus wird mit Kali caust. lebhaft citronen-gelb.
Tab. 14, Fig. 5. Eine Spore der Yerruc. exserta Krpht.
79. Yemicaria pyrenuloides (Mont, in Ann. sc. nat. XIX. p. G9. Sylloge p. 371 snb Trypethelio) ; Nyl.
Exp. Pyrenoc. p. 44, Syn. Lieh. Nov. Caled. p. 86.
Yiti, an Baumrinden (4).
Sporae 8 nae, ellipsoideae, incolores vel fuscae, seriebus 6 — 8 transveris divisae. loculis 2 — 4
in quavis serie, long. 0,03G — 040, crass. 0,012 — 015 mm. — Perithecium integrum. Paraphyses desunt.
80. Yemicaria (Porina) Americana Fee Ess. p. 83, tab. XX, f. 4 (icon optima!).
Yiti, an Baumrinden (ein Fragment!).
Sporae 8, fusiformes, hyalinae 6 — 8-septatae , a limbo tenui crassiusculo cinctae, long.
0,039 — 044, crass. 0,010 — 011 mm. (limbo incluso). Paraphyses graciles, conspicuae.
Kon confundenda cum Y. mastoidea (Ach.).
81. Yemicaria palmaruni Krphbr. spec. nova.
Thallus maculas majores, tenues difformes, dilute-vel saturate-lateritias (irnmo subsanguineas),
et a linea atra gracili mox oblitterata cinctas efformans. Apotliecia valde numerosa, minuta, atra,
parum prominentia, primum thalline-suffusa, dein apicibus plus minus denudatis perforatis et leviter
umbilicatis apparentia. Sporae 8 nae (plerumque in tliecis angustis uniseriatae) late ellipsoideae
vel subglobosae, pallide-olivaceae, 4 — 6 loculos sphaeroideo-lenticulares et iregulariter dispositos
includentes, long. 0,015 — 018, crass. 0.009—012 mm.
Perithecium integrum, paraphyses graciles, conspicuae.
Tongatabu Ovalou et Upolu Samoa, auf alten Cocos-Palmen und Brodfrucht-Bäumen, an den
Küsten, wie es scheint, nicht selten (35, 36, 34).
Der V. aurantiaca (Fee) Xyl. Expos. PjTenoc. p. 48 et Y. ochraceo-flava Nyl. 1. c. p. 50
nahestehend, von beiden durch grössere Apotliezien, Farbe des Thallus und viel kleinere Sporen mit
eigenthümlicher variabler Stellung der loculi oder Sporoblasten hinlänglich verschieden.
Tab. 14, Fig. 7. Ein Schlauch mit 8 Sporen; b. vier einzelne Sporen.
285
110
Erklärung der Abbildungen auf Tafel 14.
Fig. la,
» 4.
» 2.
» 3a.
* 8.
» 5.
» 7 a,
» 9a.
» 10a.
» 11.
» 12a.
» 6.
* 24.
» 13.
* 14.
» 15.
* 16.
» 17a.
» 18a.
» 19a.
» 20.
» 21a.
» 22.
» 23a.
Ein Schlauch mit 6 Sporen der Gfraphis Graeffeana Krphbr. ; b. Vier einzelne Sporen derselben Flechte.
Die Sticta pedunculata Krphbr. in natürlicher Grösse von Oben.
Dieselbe von Unten.
Drei Sporen; 3b. Gonidien.
Zwei ganz junge Exemplare dieser Sticta.
Eine Spore der Verrucaria exserta Krphbr.
Ein Schlauch mit 8 Sporen der Verrucaria palmarum Krphbr.; b. Vier einzelne Sporen
derselben Flechte.
Zwei Sporen des Baeomyces paeminosus Krphbr.
Zwei Sporen der Sticta Godeffroyi Krphbr.; b. Zwei blaugrüne Gonidien.
Zwei Sporen der Lecidea bifera Nyl.
Ztvei Sporen der Sticta demutabilis Krphbr.; 12b. Gonidien derselben Flechte.
Vier Sporen derselben Flechte.
Ein Stückchen der Oberfläche des Thallus der Pann. funebris Krphb., mit der Lupe betrachtet.
Ein Tlieil der Pannaria funebris Krphbr. (nach einem Exemplar aus Australien) in natürlicher Grösse.
Zwei Sporen des Leptogium subbullatum Krphbr.
Drei Sporen der Glyphis lepida Krphbr.
Vier Sporen der Physcia Naggar ana Krphbr.
Eine jüngere und b. eine ältere ganz reife Spore der Graphis diversa Nyl.
Zwei Sporen der Graphis dialeuca Krphbr.; b. ein schwach vergrösserter V ertical-Durchschnitt
eines Apothziums.
Vier verschiedene Sporen der Sticta cinereo-glauca Tajd; b. Spermatien.
Zwei Sporen der Graphis erubescens Krphbr.
Drei Sporen der Usnea intercalaris Krphbr.
Zwei Sporen der Sticta carpolomoides Nyl.
Ein Stückchen aus der Schlauchschichte der Lecidea dilucida Krphbr. mit einem Sporenschlauch ;
b. Vier Sporen derselben Flechte.
Bemerkung. Sämmtliche Sporen, Gonidien, sind in einer Yergrösserung von ca. 530 gezeichnet.
286
lieber Südsee-Diatomaceen.
II. Folge.
Von
Otto I. W I t f.
/V I
Wenn ich in der ersten Folge meiner Untersuchungen über Südsee-Diatomaceen die sämmtlichen
von mir bestimmten Formen zweier Fundorte aufzählte und zum Tlieil beschrieb, so geschah dieses, weil
ich damals weder Aussicht noch Absicht hatte, meine Arbeiten für -das Journal des Museums fortzusetzen.
Die von mir seinerzeit beschriebenen Vorkommnisse waren die einzigen, die mir damals zur Verfügung
standen und, wenigstens das Material von Fjinafuti, seiner Reinheit wegen leicht übersichtlich zu bearbeiten.
Seit jener Zeit aber bin ich durch die Güte des Herrn Dr. Graelfe mit einer Anzahl mariner Aufsammlungen
versehen worden, die zwar an Diatomaceen ärmer und deshalb bei weitem schwieriger zu präpariren sind,
die aber in den darin vorkommenden Kieselalgen vielfach Uebereinstimmung, Uebergänge und Zusammenhang
zeigen. Eine gesonderte Beschreibung der einzelnen Aufsammlungen wäre nicht angebracht, weil sie
vielfach zu Wiederholungen Veranlassung geben würde. Ich hebe deshalb für heute eine Anzahl von
Surirelleen heraus, die ich in dreien der erwähnten Siidseeaufsammlungen auffand und zeichnete, und die
in ihrer prachtvoll entwickelten Sculptur ein deutliches Bild von der Schönheit jener mikroskopischen
Flora entwerfen, die den Gegenstand dieser Untersuchungen bildet.
Greville, vielleicht der vorzüglichste aller Dia tomaceenschrift steiler , sagt in seiner »Description
of' Diatomaceae observed in Californian Guano« (Micr. J. 1859, p. 157), »Few genera exhibit more varied
sculpture than campylodiscus « , und mit vollem Recht; zu den von ihm erwähnten wenigen Genera aber
gehört unstreitig das verwandte Genus Surirella. Aber nicht blos die Fülle der mannigfachsten Form und
Zeichnung dieser Genera erstaunt und verwirrt den Beobachter, fast mehr noch sind es die mannigfachen
und unendlich zahlreichen Uebergangs- und Verbindungsformen, die die Arten unter sich verknüpfen. Ja,
mehr noch, die einzelnen Arten zeigen je nach der Dauer ihrer Existenz verschiedene Gestaltung. Nach
Beobachtungen des Herrn Archidiakonus A. Schmidt in Aschersleben, zeigen die Regenerationsformen
(die aus Copulation hervorgegangenen) vieler Surirellen eine Einschnürung der Mitte. Der gleiche
Beobachter sah mehrfach ungespaltene Frustein der Surirella fastuosa, deren eine Schalenansicht ein
rhombisches Mittelfeld zeigte, während die andere ein lineares solches aufwies, — Fälle, denen gewiss
irgend welche Gesetzmässigkeit zu Grunde liegt, die aber bis jetzt vereinzelt und unerklärt vor uns liegen,
wie denn überhaupt die Physiologie der Diatomaceen, trotz der ganz ausgezeichneten Untersuchungen
Pfitzers, manche ungelöste Frage uns noch darbietet.
Eine ähnliche Wandelbarkeit finden wir bei der Gattung Campylodiscus. Die Abhandlungen
der Schriftsteller bieten eine Fülle wohl characterisirter Arten und jede einigermassen wohl versehene
Privatsammlung zeigt ein oder das andere Exemplar einer neuen, bisher nicht veröffentlichten Art. Aber
unendlich grösser ist die Zahl der Mittelformen, die in jeder Abstufung zwischen die einzelnen Species
287
112
treten, dieselben verbinden und gleichsam ihre Contouren verwischen. Nicht selten ist man im Zweifel,
welcher Art man ein Untersuchungsobject einreihen soll — überall linden sich Anklänge und nirgends
U ebereinstimnnmg.
Für diese Wandelbarkeit der Arten, namentlich der Gattung Surirella, dürfte unsere heutige Tafel
einige Beispiele liefern.
Ehe ich indess zur Beschreibung der einzelnen Arten übergehe, muss ich noch einer angenehmen
Pflicht genügen, indem icli den Herren A. Grunow bei Wien und A. Schmidt in Aschersleben meinen
wärmsten Dank ausspreche für den vielfachen Rath und Aufschluss, mit dem sie mich bei vorliegender
Arbeit, namentlich durch Vergleichung mit ihren eignen Aufsammlungen und durch Angabe von Analogien
und anderen Fundorten, lebhaft zu unterstützen so freundlich waren.
Gttg. SURIRELLA Turpin.
Surirella fastuosa Elirb.
Grev. Mikr. Journ. vol. X, Tab. III, Fig. 1.
Grunow. Verli. zool. bot. Ver. 1862, pag. 461, Tab. nostr., Fig. 1.
Diese Art gehört unstreitig zu den wandelbarsten ihrer Gattung. Die mannieh fachen Abweichungen
in eine allgemein gültige Characteristik mit einzuscliliessen, ist ungemein schwer. So weit meine
Beobachtungen reichen, sind es nur zwei cliaracteristische Merkmale, die allen Fastuosen zukommen.
1. Eine eigentümliche, durch beistehendes Diagramm verdeutlichte
Structur des Randes: Eine schlangenförmige Linie windet sich längs der
Umgrenzungslinie der Schalenansicht hin (a) und ist mit derselben durch Rippen¬
paare (b) verbunden. Nach der Mitte der Schalenansicht hin wird eine Verbindung
durch einfache Rippen (c) bewerkstelligt, die sich jedenfalls bis zur Area, oft aber
auch in dieselbe hinein erstrecken.
2. Eine wohlausgeprägte, durch eine Reihe kurzer, radial gestellter Striche
scharfbegrenzte, verschiedengeformte Area.
Die normale Surirella fastuosa zeigt die drei Unterabtheilungen des Randes deutlich entwickelt,
eine glatte oder feinpunctierte Area und meist elliptische Form der Schalenansicht. Durch das Hervortreten
einen oder des andren Randtheils, durch eine Fortsetzung der einfachen Rippen in die Area einerseits
oder die Schlingen der Schlangenlinie andrerseits, durch eine wechselnde Form der Area oder der ganzen
Schalenansicht und durch Combination dieser verschiedenen Abweichungen entsteht eine Fülle von
Varietäten und Uebergangsformen. Wo aber entweder die Structur des Randes oder die deutlich begrenzte
Area fehlen, da, glaube ich, ist eine Einreihung unter Surirella fastuosa nicht thunlich.
Grunow giebt a. a. 0. an, dass die Area der Surirella fastuosa stets von feinen Punctreihen durch¬
zogen sei; es ist mir bei Anwendung selbst starker Vergrösserungen und guter Hartnack' scher Objective
nicht immer gelungen, diese Punctreihen zu sehen. Namentlich die grossen Varietäten, wie Greville sie am
a. 0. abgebildet hat und wie Fig. 1 meiner heutigen Tafel sie bringt, zeigen diese Punctierung nicht. —
Ich gehe zur Beschreibung der einzelnen Formen über.
I. Surirella fastuosa var.
Tab. nostr. Fig. 1.
Elliptisch; von der normalen Form wenig abweichend durch Fortsetzung der einfachen Rippen in
die rhombisch geformte Area einerseits und bis in die Schlingen der Schlangenlinie andrerseits von ihr
verschieden.
288
Länge 0,13662 nun. Breite 0,12006 mm.
Hab. Hafen von Apia anf Samoa.
Diese wunderschöne Form unterscheidet sich von der durch Greville beschriebenen, von Ceylon
stammenden Varietät durch die Fortsetzung der einfachen Rippen bis in die Schlingen der Schlangenlinie.
Herr Archidiaconus A. Schmidt beobachtete in Material von Nord-Celebes colossale Exemplare, die der
von mir abgebildeten Form sehr ähnlich waren, aber sich von derselben durch Knötchen auf den einfachen
Rippen unterschieden.
2. Surirella fastuosa var. cuneata 0. W.
Tab. nostr. Fig. 5.
Eiförmig; Structur des Randes, Schlangenlinie und Rippenpaare, sehr undeutlich. Die einfachen
Rippen, so lange sie den Flügeln angehören, zart, da, avo sie in den Körper übertreten, plötzlich robust
und sehr scharf ausgeprägt. Area A\rohlbegrenzt durch die normale Strichreihe, von starken Rippen
leiterförmig durchzogen und derselben ein Climacosphaenienartiges Ansehen ertheilend.
Länge 0,10764 mm. Grösste Breite 0,06003 mm.
Hab. Hafen von Apia auf Samoa.
Ich Aveiss nicht, ob ich mit Recht diese eigenthümliche Form zu Sur. fastuosa ziehe: ebensowenig
aber wage ich es, sie als bestimmte Art in Anspruch zu nehmen. Die Structur des Randes ist sehr
undeutlich und zeigt Analogien mit der Structur meiner Surirella Godeffroyana. Auch die leiterförmige
Structur der Area ist nur schwierig auf eine Fortsetzung der Rippen in dieselbe zu beziehen. Vielleicht
Averden sich später noch Formen finden, die durch ähnliche Structurverhältnisse Fingerzeige zur Beurtheilung
auch dieser Vorkommnisse uns darbieten.
3. Surirella lata W. Sm. var. robusta 0. W.
Tab. nostr. Fig. 2.
Gross, stark gebaut, elliptisch mit etAvas zugespitzten Enden und eingeschnürter Mitte. Rand stark
entAvickelt. Die deutlichen aber feinen Rippen setzen sich mit Knötchen an rundliche nach dem Innern
der Schale zugespitzte Schlingen die durch feinere Verbindungsrippen unter sich und mit dem Rande in
Verbindung stehen. Die Schale besitzt bis in die Mitte dieser Schlingen eine feine aber deutliche
Streifung. Area glatt, ohne jede erkennbare Zeichnung, gegen den Rand bei einigen Exemplaren durch
eine sehr zarte undeutliche Linie abgegrenzt. Bei andern fehlt auch diese fast gänzlich.
Länge 0,15732 mm. Grösste Breite 0,08694. Breite der Mitte 0,07245.
Hab. In Schlamm aus der Bassstrasse; an einer Serpula zwischen Conchylien, die Avahrscheinlich
aus Valparaiso stammten. A. Schmidt,
Eine sehr schöne Form, von Smith’s Surirella lata durch die etAvas andere Structur des Randes
und durch die sehr scliAA'ache Begrenzung der Area verschieden.
4. Surirella Lorenziana Grün. var. australis 0. W.
Tab. nostr. Fig. 3.
Gross, in der Mitte eingeschnürt; Zeichnung zart aber deutlich. Eine leicht geAvellte Schlangenlinie
ist durch Doppelrippen mit dem Rande verbunden: an die innern Einbuchtungen derselben schliessen sich
lange und zarte Schlingen und erst an diese knüpfen sich mittelst Knötchen die langen und zarten einlachen
Rippen, die sich über die Area hinaus zwischen die Rippen des gegenüberliegenden Flügels hinein erstrecken.
Area glatt, andeutungsweise begrenzt. Rand der Schale gestreift.
Länge 0,15318 mm. Breite 0.06417. Breite der Mitte 0.05796.
Hab. In Schlamm der Bassstrasse: sehr selten.
114
Diese prachtvolle Diatomacee gehört nach Angabe des Herrn A. Grunow zn Sur. Lorenziana
desselben Autors. Ich selbst kenne Sur. Lorenziana nur aus ihrer Abbildung, Grunow, Verb. D. zool.
bot. Gesellsch. 1862. Taf. XI Fig. 9., aus der allerdings einige Analogien für beide Formen sich ergeben.
Ich unterordne mich indess gerne der Ansicht eines so vorzüglichen Beobachters und reihe diese Form
zunächst unter Sur. Lorenziana ein. Vielleicht nöthigen spätere Forschungen eine besondere Art daraus
zu bilden. In meinen Aufsammlungen ist sie so ungemein selten, dass es mir nicht gelungen ist, mehr als
ein vollständiges Exemplar zu beobachten. Ich kann daher nicht sagen, ob nicht vielleicht einige der von
mir angeführten Kennzeichen gerade in dieser einen Form besonders scharf zu Tage treten.
5. Surirella Apiae n. sp. 0. W.
Tab. nostr. Fig. 4.
Schuhsohlenförmig, an einem Ende abgerundet, am andern etwas zugespitzt. Sehöngesclnvungene
Rippen erstrecken sich bis fast an die Mittelinie ; am Rande bilden sie kleine runde Knoten, die unter sich
durch flache Bogenlinien in Verbindung stehen. Der Rand ist fein gestreift. Die mittleren Rippen erreichen
nicht ganz die Mittellinie, sondern lassen eine schmale, lineare, glatte, nicht abgegrenzte Area frei.
Länge 0,15939. Grösste Breite 0,06210. Breite der Einschnürung 0,03105.
Hab. Im Schlamme des Hafens von Apia, Samoa.
Eine sehr eigenthümliche Form, die, soviel ich in Erfahrung bringen konnte, keinerlei Analogien
mit irgend einer schon beschriebenen Form darbietet und deshalb wohl sicher als neue Art zu betrachten ist.
Ich gehe über zur Aufzählung und Beschreibung einiger von mir in Südseematerial gefundener
Diatomaceen aus der
Gttg. CAMPYLODISCUS Elirb.
Campylodiscus ornatus Grev.
Grev. Micr. Trans. Vol. XI. X. S. 1863. PL 1. pag. 13.
Wie Greville a. a. 0. sehr richtig bemerkt, ist Campylodiscus ornatus in gewissen Beziehungen
nahe verwandt mit C. Horologium, der typischen Form für die ganze Abtheilung der Campylodisci zu der
er gehört. Campylodiscus ornatus ist im Grossen und Ganzen ein C. Horologium mit verdoppeltem Rande.
In den feinem Structurverhältnissen freilich finden sich mannichfaclie Abweichungen vor. Ebenso ist
Camp, horologium nach Greville’ s Angaben weit weniger stark verbogen.
Ich wüste Greville’s vorzüglicher Characteristik von Campylodiscus ornatus nichts Wesentliches
hinzuzufügen. Diese schöne Form aber ist seit ihrer Entdeckung von manniclifaclien Punkten zu uns
gekommen und sind mir bekannt geworden: West-Indien (F. Kitton), Sandwichs-Inseln (Eulenstein),
Nord-Celebes (A. Schmidt), Samoa (0. W.)
Wie fast alle weitverbreiteten Formen, so zeigt auch C. ornatus eine bemerkenswerthe Wandelbarkeit
der Detail- Verhältnisse. Durch grössere oder geringere Abrundung der von den »Canaliculi« gebildeten
Ecken, durch mannichfaclie wechselnde Gestaltung und Zeichnung des Mittelfeldes, durch stärkeres
Hervortreten oder durch Mangeln der Punktreihen längs der innern Rippen oder » Canaliculi < ist die
Bildung zahlreicher Varietäten bedingt, die indess meist in engem Zusammenhang mit der normalen Form
(als solche betrachte ich die von Greville beschriebene) bleiben und deren Feststellung deshalb bei
weitem weniger schwierig ist, als die Kritik vieler Naviculaceen oder Surirellen.
6. Campylodiscus ornatus Grev. var.
Tab. nostr. Fig. 6.
In Form dem normalen Exemplar gleich; von ihm verschieden durch eine undeutliche, verworren
290
punctiert gestreifte Structur des Mittelfeldes, durch Abrundung und starke Wölbung der Zwischenrippenräume
und durch Mangeln der Punctreilien längs der innern Rippen.
Durchmesser 0,17869.
Hab. Im Schlamme des Hafens von Apia, Samoa.
Eine prachtvolle Form, im Apiaschlamme nicht eben selten; bietet dem Zeichner durch ihre ungemein
starke Verkrümmung sehr grosse Schwierigkeiten. 1 )er Durchmesser der Schale scheint starken Schwankungen
unterworfen zu sein.
7. Campylodiscus Kittonianus Grev. var. sener 0. W.
Tab. nostr. Fig. 7.
Mittelgross, rundlich, zart gezeichnet. Den Rand bildet eine Reihe feiner, halbrunder Maschen.
Ein Theil derselben ragt etwas weiter in die Schale hinein; von diesen entspringen zierlich geschwungene
einfache Rippen, die gegen ihr Ende plötzlich in kurze, gerade Ansätze übergehen, welche, dünner und
dünner werdend, im Mittelfelde verlaufen. Letzteres ist gross, rundlich, von undeutlichen, verschwommenen
Punktreihen in unbestimmter Richtung durchzogen.
Durchmesser 0,1 0350.
Hab. Aus den Eingeweiden einer Holothurie der Südsee; sehr selten.
Diese prachtvolle Form scheint nncli Mittheilungen von Herrn 4- Schmidt, sowie nach eigenen
Beobachtungen, mehrere Verwandte in Ostindien und dem australischen Archipel zu besitzen.
Eine derselben, eine reizend zierliche Form, ist wohl:
8. Campylodiscus Kittonianus Grev. var. formosus 0. W.
Tab. nostr. Fig. 8..
Klein, rundlich, stark gekrümmt, deutlich gezeichnet. Der Rand wird durch eine Reihe rundlicher
Maschen gebildet; je die 4. oder 5. Masche wächst zu einer lang gestreckten engen Schlinge aus, an
deren Ende sich eine kurze , schwach gekrümmte , gegen das Mittelfeld der Schale hin zarter werdende
Rippe ansetzt. Das Mittelfeld ist lanzettlich, ganz glatt und zeigt keinerlei wahrnehmbare Structur.
Durchmesser 0,08280.
Hab. Hafenschlamm von Apia, Samoa.
Eine kleine, zierliche Form, von der vorhergehenden durch die glatte Area, den verschiedenen
Verlauf der Rippen und die Grösse wenigstens als Varietät sicher abzutrennen.
9. Campylodiscus Rabenhorstii Jan.
Tab. nostr. Fig. 9.
Mittelgross, rund, stark verbogen. Den Rand bildet zunächst eine Reihe von kleinen, sechsseitigen
Maschen: an diese reihen sich länger gestreckte, gleichfalls sechsseitige Schlingen, deren innerste Spitze
in .je eine kleine Rippe ausläuft. Je die zweite, dritte oder vierte Rippe ist besonders stark entwickelt
und reichlich doppelt so lang als die übrigen. Die Area ist mit einer Anzahl deutlicher Rippen durchzogen,
deren Zahl der Anzahl der oben erwähnten verlängerten Randrippen gleich ist. Die innerste Mitte der
Area wird von einem ganz glatten, lang vierseitigen Raume eingenommen, der in der Richtung einer
idealen Halbierungslinie der Schale sich ausdehnt. Zwischen den Rippen der Area und den Randrippen
existirt ein scharf begrenzter, glatter Ring.
Durchmesser 0,09729 mm.
Hab. Hafen von Apia, Samoa, sein1 selten. — Honduras: Jan. & Rabenh.
Ich kann mir nicht versagen, bei dieser Gelegenheit einen Versuch zur Aufhellung der Irrt Immer
zu machen, die bei dieser Form nach und nach entstanden sind. Offenbar gehört dieselbe in den Artenkreis
des Camp, ornatus, dafür spricht die Randzeichnung, die der des Camp, ornatus sehr ähnlich ist. Dagegen
291
ist diese Form sicher verschieden von Camp. Ecclesianus Grev. Micr. J. Yol. V. pl. III. Fig. 5, mit der
Janisch den Camp. Rabenhorstii irrthümlicherweise identificiert. Bei Greville’s bekannter Genauigkeit ist
ein Fehler in der Zeichnung durchaus nicht anzunehmen. Dagegen ist Janisch’s Zeichnung ebenso wie
seine Beschreibung sehr ungenügend und ich habe gesucht, durch eine möglichst genaue Zeichnung, wie
durch eine einlässliche Beschreibung, dem erwähnten Mangel nach Kräften abzuhelfen.
Hiemit schliesst meine heutige Aufzählung, und sei mir nur noch erlaubt, einige wenige Worte
über den practischen Nutzen zu sagen, den das Studium der Diatomaceen gewähren könnte.
Die Natur hat im Aufbau der Kieselalgen ihre ganze Pracht entfaltet. Nirgends wieder begegnen
wir einem Naturerzeugnisse, dessen Verzierungen regelmässiger wären, als die mathematisch genaue Zeichnung
vieler Discoideen, oder bis ins feinste Detail geschmackvoller, freier und eleganter ausgeführt, als die
Surirelleen., oder zarter als die Streifung vieler Naviculaceen und Nitzschieen. Ueberall harmonisches
Zusammenwirken aller Th eile, nirgends Missbildung, Ueberladung oder ein Fehler gegen die Gesetze der
Schönheit.
Weshalb soll dieser Schatz schöner Formen das Gut nur weniger Forscher und Liebhaber bleiben?
Welchen Grund haben wir, eine Fülle anmuthiger Gestaltung der Allgemeinheit vorzuenthalten? Das
Studium der Diatomaceen würde bei Weitem wichtiger und wertli voller werden, wenn die gewonnenen
Resultate auch ihre praktische Anwendung hätten.
Und eine solche liegt sehr nahe. Das Streben unserer Zeit geht dahin, die Geschmacklosigkeit
aus der Industrie zu verbannen. Alle Welt eifert gegen die geschmacklosen und unnatürlichen Zeichnungen
gemusterter Gewebe, geschnitzter Holzwaaren, gegossener und gepresster Metallarbeiten oder gemalter
Porcellan-, Papier- und Glasgegenstände. Künstler ersten Ranges bemühen sich, mustergültige Zeichnungen
für solche Erzeugnisse zu ersinnen. Aber als Regel gilt nach der Ansicht aller Kunstverständigen, dass
nur das der Natur entnommene, frei und verständnisvoll behandelte Ornament Berechtigung für die
Ausschmückung technischer Erzeugnisse besitzt.
Die Diatomaceen bieten uns eine Fülle solcher Ornamente, für jeden Zweck geeignet und von
einer Mannigfaltigkeit, Avie kein Künstler sie erdenken könnte. Es ist mir unbegreiflich, dass von den
Tausenden, die ihr Brod durch Musterzeichnen verdienen, noch Keiner auf die Idee gekommen ist, die
Diatomaceen für sicli zu verwerthen. Warum verbannt man immer noch nicht die sinn- und geschmacklosen
türkischen Blumen und wie sonst die Erzeugnisse einer irre geleiteten Phantasie heissen mögen, und setzt
an deren Stelle das freiere und edlere Ornament, das uns die Natur in Fülle bietet.
Für die Veröffentlichung dieser Betrachtungen ist eine Avissenscliaftliche Zeitschrift vielleicht nicht
ganz angemessen. Ich habe mich indessen nicht enthalten können, der Aufzählung von neun selten
schönen Diatomaceen die vorstehenden wenigen Worte beizufügen und bitte, die Freiheit, die ich mir
genommen, gütigst entschuldigen zu wollen.
ZÜRICH, Ende Mai 1873.
Verschiedenes
Eine Bank in den Gewässern der Tongagruppe, von Capt. J. Früchtenicht beobachtet.
In dem Tongaarchipele, der sich im siulpacifischen Ocean mit seinen zahlreichen Inseln, Riffen und
Bänken zwischen dem 15 bis 25° südlicher Breite und 17:3 0 37' bis 170° 10' westlicher Länge von Greenwich
erstreckt, findet sich eine Reihe noch thätiger Vulcane. Es sind als solche von Süd nach Nord gehend
Tofua, der Kraterberg Late, Fonualei und endlich ganz im Norden Niuafou zu nennen. Bei Betrachtung
der geographischen Lage dieser Heerde vulcanisclier Thätigkeit finden wir die eigentliümliche Erscheinung,
dass dieselben kettenförmig auf einer Linie liegen, die sich von Süd-Süd west nach Nord-Nordost zum
Westen der drei Inselgruppen Tongatabu Hapai und Vavao hinzieht, dann aber etwas nach Nordwest
zurückbiegt, im mit der Vulcaninsel Niuafou zu enden Zwischen dieser Vulcanlinie trifft der Seefahrer
auf eine Reihe von Riffen und Bänken, wie die Culebras zum Südwesten Tofua’s, die St. Michael- und
Homebank zwischen Tofua und Late, und andere mehr, welche schon durch ihre Stellung auf dieser Linie
vulcanisclier Thätigkeit darauf hindeuten, dass wir dieselben als Auswurfsmassen unterseeischer Vulcane
zu betrachten haben. Es wird diese Annahme noch wahrscheinlicher durch die wenig bekannte Thatsaclie,
dass im Jahre 1857 ein solcher Ausbruch auf der geschilderten Linie zwischen den Inseln Tofua und Late
beobachtet wurde, dessen Feuer die Einwohner Hapai’ s allnächtlich sahen und dessen Detonationen ver¬
schiedene vorbeisegelnde Schiffe hörten, deren Verdecke mit vulcanisclier Asche, die regenartig niederfiel,
bestreut wurden. An dieser Ausbruchsstelle wurde dann auch die Bildung einer neuen Bank constatirt.
Viele solcher Bänke mögen auf dieser Stelle noch Vorkommen, welche auf den Seekarten über die Tonga-
Gruppe, die überhaupt an Genauigkeit Vieles zu wünschen übrig lassen, nicht verzeichnet sind.
Dies beweist eine Beobachtung, welche Oapitän J. Früchtenicht, als Führer des Godeffroy’schen
Schiffes * Susanna « am 30. October 1872 in jenen Gewässern machte und welche wir liier wiedergeben
wollen. Als derselbe im November letzten Jahres den Hafen von Nukualofa in Tongatabu verliess und
mit leichter Süd-Siidost-Brise vier Stunden unter Segel gewesen, stiess er auf eine Meeresstrecke, deren
helle, weissblaue Färbung eine Untiefe anzeigte. Die Gissung ergab Tiefen von 4 bis 8 Faden und
schien die Bank, soweit man vom Auge es abschätzen konnte, eine englische Meile gross in ostnordöstlicher
Richtung sich zu erstrecken. Nach Landpeilungen, die zwei Stunden vorher noch vorgenommen wurden,
sowie durch die Log- oder gegisste Rechnung ist die nautische Position dieser Bank annähernd genau
175° 28' Westlänge und 20° 54' Südbreite.
Die Wanderung von Danais Erippus, Cramer, nach den Südseeinseln. Australien und Celebes.
In dem Hefte der Londoner Annals and Magazine of Natural History vom Juni 1873 findet sich
auf pag. 440 eine Notiz über das Erscheinen in Australien der Danais Archippus Fahr, von Professor
Fr. M’Coy in Melbourne. Darnach ist dieser amerikanische Schmetterling in der Nähe Melbourne’ s zuerst
203
118
im April 1872 beobachtet worden, während von nördlicher liegenden Punkten bereits früher und zuerst
im December 1870 von Lord HoAve's Island an der Nordostküste Australiens Exemplare dieser Art nach
Melbourne geschickt worden waren, ohne dass man damals diese Erscheinung besonders beachtete.
Durch die von den Herren Dr. Graeffe, Garrett und Kubary und Frau Amalie Dietrich für das
Museum Godeffroy gemachten und mir bereitwilligst zur Verfügung gestellten Sammlungen und Notizen
bin ich in den Stand gesetzt, zu obigen nur den australischen Continent betreffenden Notizen noch
Manches hinzuzufügen.
Danais Erippus, Cramer (syn. D. Arcliippus Fahr.), ein Tagfalter, der jetzt auf allen Inseln des grossen
Oceans vorzukommen und dort nachgerade einer der gewöhnlichsten Schmetterlinge zu sein scheint, wurde
zuerst im Jahre 1863 auf den Inseln der Tonga-Gruppe von Capitain Eachau beobachtet, und soweit mir
bekannt, zuerst im October 1866 von Dr. Graeffe auf der ebenfalls zu dieser Gruppe gehörenden Insel Niuafou
gefangen. Die Thiere flogen an den rothen Blüthen der eingeschleppten Asclepias curassavica W., welche
Pflanze sich schon früher auf allen Inseln Centralpolynesiens eingebürgert hatte. Wie dieselbe zuerst von
Amerika hierher verpflanzt ist, wird schwerlich zu ermitteln sein. Obgleich der mit einem Pappus versehene
Saamen sehr leicht und daher eine Uebertragung durch Luftströmungen möglich ist, so ist dennoch eine
Verschleppung durch Schiffe viel wahrscheinlicher. Die zwischen der amerikanischen Westküste und
Australien und Neuseeland verkehrenden Schiffe pflegen auf den Inseln des grossen Oceans Station zu
machen, auch sind mehrfach daselbst solche Schiffe gestrandet. Es kann daher z. B. der Saamen -dieser
ganz nutzlosen Schlingpflanze mit an Bord befindlichem Heu, welches zum Futter für nach Australien zu
bringende Maulthiere bestimmt war, auf jene Inseln übertragen worden sein.
Gleichzeitig mit dem Schmetterling traf Dr. Graeffe im October 1866 auf Niuafou die Raupe
desselben auf der fremden Asclepias lebend. Nicht lange darnach, im Jahre 1867, zeigte sich der
Schmetterling auf Tutuila (Samoa-Inseln) , während er auf den nahe liegenden Inseln Upolu und Savaii
noch fehlte, auf denen er zuerst im Jahre 1869 beobachtet wurde, Auf Upolu vermehrte er sich so rasch,
dass er bereits 1870 einer der gemeinsten Falter war. Eine Zeichnung der Raupe, von Kubary auf Savaii
im April 1869 gemacht, zeigt keine Verschiedenheiten von der amerikanischen Raupe. Nähere Angaben
über die ersten Stände fehlen leider gänzlich.
Ebenfalls 1869 wurde D. Erippus auf Roratonga (Hervey-Inseln) von Garrett gefangen und später,
1870 bis 1872, auch auf Huahine und Tahiti (Gesellschafts-Inseln). Von diesen Inseln gesandte Raupen
und Puppen in Spiritus sind gleich den amerikanischen.
Im Jahre 1868 fand Dr. Graeffe schliesslich diesen Falter auf Tongatabu und 500 Seemeilen zum
Südosten von den Tonga-Inseln fing Capitain Früchtenicht im Jahre 1869 ein wohlerhaltenes Exemplar
auf offener See.
Von dem australischen Continent ist mit einer von Frau Amalie Dietrich im Frühjahr 1871
gemachten Sammlung D. Erippus zuerst an das Museum Godeffroy geschickt worden. In allen früheren
von derselben eifrigen Sammlerin ebenfalls bei Stadt Bowen, dicht bei Port Denison (20° südlicher Breite)
gemachten Sammlungen, deren letzte vom Jahre 1870 war, ist nie auch nur eine Spur dieser Species
gekommen, so dass das erste Erscheinen bei Bowen mit ziemlicher Sicherheit auf das Frühjahr 1871
angenommen werden kann.
Zum Schluss dieser Aufzählung der verschiedenen Fundorte der amerikanischen Danais habe ich
einen viel weiter nach Westen greifenden zu erwähnen, nämlich Nord-Celebes. Im Jahre 1871 sammelte
Dr. A. B. Meyer bei Gorontalo und schickte unter vielen andern Schmetterlingen auch vier Exemplare
der Danais Erippus an Herrn C. Hopffer in Berlin, dessen Güte ich ein $ verdanke. Wie Herr
Hopffer mir schreibt, variiren die drei in Berlin befindlichen Exemplare beiderlei Geschlechts gar nicht
294
von der in Amerika am weitesten verbreiteten Form, welche Gramer auf Tafel 20 f! Fig. E. F. als
Plexippus, L. abbildet.
Auch alle von den angeführten Fundorten mir vorliegenden Exemplare, im Ganzen gegen 300,
sind in Bezug auf Grösse und Zeichnung sehr constant und übereinstimmend mit der citirten Abbildung
Cramer’s. Das Einzigste, worin sie variiren, ist die braune Grundfarbe an den Flügelspitzen der Vorderflügel,
welche bisweilen ganz durch Schwarz verdrängt ist. Jedoch erreicht dies Schwarz nie die Intensität wie
bei aus den Bergen Neu-Granada’s stammenden Exemplaren. Am besten stimmen die aus Nord- Amerika,
Californien, Mexiko und von Cuba mir vorliegenden Thiere mit den polynesisch-anstralischen überein,
während brasilianische ziemlich davon abweichen.
Anknüpfend an die weiter oben gemachte Notiz über den Fang eines Exemplars der Danais auf
offener See, halte ich es nicht für ohne Interesse, hier noch einen zweiten solchen Fall, den wir ebenfalls
der gütigen Mittheilung des Capitain Früchtenicht verdanken, mitzutheilen. Derselbe fing nämlich auf
42 0 WL. 32 0 SB. ein sehr schön erhaltenes Exemplar der amerikanischen Noctue Thysania zenobia,
Cramer. Die bekannten Flugplätze dieser Art sind Brasilien, Surinam, St. Domingo und Mexico, es
muss also in diesem Falle eine Verschleppung durch Nordwinde stattgefunden haben.
Ueberhaupt sind diese mitunter in weiter Entfernung vom Lande auf Schiffen gefangenen Insecten
einer besonderen Aufmerksamkeit werth, da sie geeignet sind, etwas Licht auf die Ursachen der geographischen
Verbreitung zu werfen, indem sie gleichzeitig über die Bewegung der Luft in den höheren Regionen Aufschluss
zu geben vermögen. Es ist höchst wahrscheinlich, dass namentlich die leichten Schmetterlinge durch
aufsteigende Luftströmungen ergriffen und in bedeutender Höhe weiter geführt werden, wie das Vorkommen
solcher in die unwirthlichen Gletscherregionen der höchsten Berge verirrter Thiere weiter beweist.
Georg Semper.
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8u9.-Zwei Ansichten eines Kalebukubc. 10 lI.12uB-Kaldojoks.il Kaldojok-Mor akajimm>', . 12 Kaldojok J^ummur. 12 Kaldojolc-Nlauak el K ,i
Journal des Museum Godeftiqy Heft IV Tafel o
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Journal des Museum Godeffrqy Heft IV Tafel 4
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ln.- Frauen unter dm Gürtel zu tragen von fmgespaltenen Manusbliltem geflochten. 15. (ieBtasAe aus LmdamisbUttern. 16 Korb -/mm Tragen der Betehiteiben | mehr m lap ge
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Journal des Museum Cmdeffrqy Heft IV Tafel 5
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Journal de:; Museuni '•jdeflrov Heft IV Tafel 6
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Hamburg, L. Fripderifhaen & C?
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Journal des Museum Godeffroy Heft. N. Taf. 15
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Fi g . 1 . Surirella fastuosavar Fig.2. Surirella lataW Sm.var rolrusta O.W. Fig. 3. Surirellö.
Lorenziana Grün. var. australis O.W. Fig.4 Surirella Apiae n. sp O.W" Fig.5. Surirella fastuoj
cuneata.OW Fig.6. Campylodiscus ornatus Grev. Fig.7. Campylodrscus Kittomanus.Greville var t-i
Fig. 8 Campylodiscus Kittonianus C-reville var formosus OW Fig. 9. Campylodiscus Ralenh
In unserem Verlage ist erschienen :
Journal des Museum GodefFroy, Geographische, ethnographische und naturwissenschaftliche Mittheilungen.
Heft. I. Gr. Quart. 9 Bogen mit 2 Holzschnitten und 8 Tafeln. Preis 5 Thaler. (Inhalt:
1. Topographie der Schiffer-Inseln von Dr. E. G raffe, nebst 2 Karten der Schiffer-Inseln von
L. Friederichsen. — 2. Die Lagune von Ebon nach J. Kubary von Dr. E. Gräffe. — 3. Ueber
eine Sendung Vögel aus Huahine von Dr. E. Gräffe. — 4. Ein Beitrag zur Farnflora der Palaos-
und Hervey-Inseln , von Dr. Chr. Luerssen. — 5. Untersuchungen über Diatomaceen-Gemische,
von 0. N. Witt.)
Journal des Museum Godeffroy, Heft II. Gr. Quart. 13 Bogen mit 5 Holzschnitten, 2 Karten und
10 Tafeln. Preis lOTlilr. (Inhalt: 1. Die meteorologischen Erscheinungen in Samoa von Dr. E.
Gräffe. — 2. Die Carolineninsel Yap nebst den Mateiotas-, Makenzie-, Fais- und Wolea-Inseln,
nach A. Tetens und J. Kuba ry von Dr. E. Gräffe. — 3. Auf der Insel Yap gesammelte
Schmetterlinge und deren Verwandlungsgeschichte, von Georg Semper. — 4. Xeue Xa ek t sch necken
der Siidsee, malacologische Untersuchungen, von Dr. R. Bergli. — 5. Entwickelungsformen der
Schwertfische, von Dr. Albert Günther.)
Journal des Museum Godeffroy, Heft HI. Andrew Garrett’s Fische der Südsee, beschrieben und
redigirt von Albert C. L. G. Günther, Heft I. Gr. Quart.. 3 Bogen u. 20 lithogr. Tafeln in
Farbendruck u. Handcolorit. Preis 20 Thaler.
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gemalter Fische der Siidsee, und mit Hülfe des vereinigten Materials des Brittischen- und Godeffroy
Museunf s wird eine vollständige Bearbeitung der Südseefische in 10 Heften mit je 20 eolorirten
Tafeln zum Preise von 20Thalern pr. Heft beabsichtigt. Die Hefte werden so rasch auf einander
folgen, als es möglich ist, die Tafeln von den Künstlern ausgeführt zu erhalten. In ca. 2 Jahren
soll dies Fisch- Werk als ein integrirender Theil des Journals des Museum Godeffroy, jedoch *)
selbstständig paginirt, beendet sein. |
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Mit 10 lithographirten Tafeln und 20 Holzschnitten. 1873. Preis 5 Thaler.
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New- York. von W. v. Freeden. Preis 2Thlr. 15 Sgr.
Mittheilungen der Norddeutschen Seewarte, Heft IV. Die Normalwege der Hamburger Dampfer .
zwischen dem Kanal und Xew-York, von W. v. Freeden. Preis 2 Thlr. 15 Sgr.
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herausgegeben von General-Consul H. J. Pallisen in St. Petersburg. Preis 2 Thlr.
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Hafen von Apia, nebst Cartons der Samoa-Inseln und 3 Ansichten der Insel Upolu. Nach Original-
Aufnahmen bearbeitet und gezeichnet von L. Friederichsen. 1 : 20.000. 1873. Preis 2 Thaler.
Karte des ehemaligen Königreichs Polen nach den Grenzen von 1772; mit Angabe der Theilungsliüien
von 1772, 1793 und 1795. Maasstab 1 : 3.000.000, von Dr. Carl Wolff. Preis 1 Thaler.
Krystallographie. Stereoskopische Darstellung einer Reihe der wichtigsten Krystalle, der Combinationen
derselben etc. von Julius Schlotke. Preis IVa Thaler.
Schiffs- und Flaggenkarte, von C. F. Steinhaus. Preis 2'k Thlr.
Geographisch-statistische Beschreibung des Staates Michigan, von M. H. Aiiardt. Preis lOSgr.
HAMBURG, im October 1873.
L. Friederichsen & Co.